11.12.1877 Brief von Sebastian Kneipp / Katherine Mansfield

Titel

11.12.1877  Brief von Sebastian Kneipp / Katherine Mansfield

Beschreibung

Der Brief vom Dezember 1877 wurde zwar von Wörishofen aus geschrieben, nachdem es sich aber um einen Original-Brief von Sebastian Kneipp handelt (Sammlung Helmut Scharpf), wurde er hier aufgenommen.

Einem unbekannten Präfekten gibt Kneipp detaillierte Anweisungen zur Erhaltung seiner Gesundheit mittels verschiedener Anwendungen.
Kneipp war seit 1855 Beichtvater am Dominikanerinnenkloster in Wörishofen. Sein berühmtes Werk „Meine Wasserkur“ entstand erst 1886.


Der Brieftext (das Dokument ist gemeinfrei):

Wörishofen, den 11 Dezbr. 1877.

Hochwürdiger, Hochzuverehrender
Herr Präfect!

Mit Freuden vernehme ich aus Ihrem
Schreiben, daß es Ihnen mit Ihrer Gesund-
heit schon etwas besser geht. Für die Zu-
kunft rathe ich Ihnen Folgendes: In jeder
Woche wollen Sie sich mit kaltem Wasser
am ganzen Körper waschen, was aber
nicht länger als eine Minute lang dauern
soll, darauf gehen Sie ohne sich abzutrocknen
gleich ins Bett. Ferner wollen Sie an 2
weiteren Tagen in jeder Woche einen kurzen
Wickel machen. So wird eine wollene Seite
doppelt zusammen gelegt, ins Bett gebreitet,
darauf hier ein in kaltes Wasser getauchtes
u. vierfach zusammengelegtes Tuch gelegt;

auf dieses nasse Unterbett legen Sie sich wö-
chentlich zweimal, jedesmal ¾ Stunden lang,
besonders wenn Rückenschmerzen sich fühl-
bar machen. Von beigelegtem Pulver nehmen
Sie täglich einen Kaffeelöffel voll in einem
halben Schoppen Milch ein. Indem ich Ihnen
eine gute Besserung wünsche, grüßt Sie

Euer Hochwürden
ergebenster
Seb. Kneipp Beichtvat(er)

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Ein weiterer Brief von 1883 (Quelle: Archiv des Klosters Ottobeuren) konnte in weiten Teilen trankribiert werden, es bleiben an einigen Stellen allerdings noch Zweifel. Kneipps Handschrift ist durchaus schwierig zu lesen!

Euer Hochwürden!
Die hl. Fastenzeit ist vorüber und ich wünsche
ein fröhliches Alleluja. Nicht weniger Ihren
theuren Mitbrüdern. Wie es mit meinen
Standsvorträgen ging intressirt Sie sicher,
so hörens! Es wird viel aufgeboten, ich solle
keine solche(n) Vorträge mehr halten, das Volk
komme nicht mehr u. ich sitze dann armselig
auf. Weil ich durchaus nicht glauben konnte
daß das Volk so sei, hielt ich für jeden
einzelnen Stand 6 Vorträge, jeder eine Stund
lang Abend(s) ½ 7 Uhr. Die Betheiligung war eine
allgemeine, daß sie hätte nicht besser sein können
wie im Vorjahre. Den Eindru(c)k betreffend,
glaube ich aus dem Ganzen, daß er tiefer
gegangen ist, mithin das ganze Unternehmen
recht gelungen ist. Sonderbar, daß gerade

die Geistlichen so dagegen sind. Ein
Pfarr war 3 Tage hier u. schaute dem
Zudrang in die Kirche u. das Verhalten,
äußerte sich dann: „wenn mir die Sache
so geschildert worden wäre, wie
ich mit Augen gesehen, ich hätte es
nicht glaubt (glaubet?). Im nächsten Jahre thue
ich sicher daßselbe. Als Andenken habe
ich den Mädchen anliegendes Zettelchen
gepen (geg(eb)en), was Ihnen gefällt, ich habe
1000 machen lassen. Maria Eldern Bilde
könnt ich noch 2 bis 300 brauchen. Begehrn (?)
wird nicht ausbleiben. Das Weitere
mündlich.

In aller Hochachtung
Euer Hochwürden
ergebenst
Seb. Kneipp Pfrr.
Wörishofen am 25 May 1883.

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Ein drittes Dokument, eine Behandlungverordnung vom 25.11.1889, die Kneipp zwar nicht selbst schrieb, aber eigenhändig unterschrieben hat. Einige Worte waren bislang noch nicht herauszubekommen ...

Um den Blutlauf zu erg... thun Sie:
1) täglich eine Ganzwaschung mit Wasser und Essig
2) 3 mal wöchentl. umgeschnallte (?) Heublumen auf
    den Unterleib warm 1 - 1,5 Stunden
3) täglich eine Tasse ... Thee von 10 Wacholderbeeren
    mit etwas Zinnkraut, 10 Minuten ... , in
    3 Portionen im Zug getrunken.

Nach 3 Wochen Bericht auf diesen Zettel.
                                   Seb. Kneipp Pfr. [Pfarrer]

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Kneipp wirkte und wirkt noch immer nach: 1909 hielt sich Katherine Mansfield mehrere Monate in Bad Wörishofen auf - und schuf mit "In einer deutschen Pension" ein Werk, in dem sie ihre feinsinnigen Beobachtungen zum gesellschaftlichen Leben des jungen Kurortes festhielt.
Ihr zu Ehren wurde am 14.10.2018 im Kurpark - im Beisein des neuen (seit 26.01.2018) neuseeländischen Botschafters Rupert Thomas Holborow - feierlich eine Plastik enthüllt.
Auf dieser Seite sind einige der Fotos des Festaktes zu sehen, außerdem die beiden Redebeiträge (aus der Veranstaltungswoche) des Vorsitzenden des Verschönerungsvereins, Michael Scharpf, sowie die Rede als Hördatei (ca. 13 MB, m4a-Datei; über Windows-Media-Player abspielbar) abrufbar.
Die Augsburger Allgemeine hatte folgende Ankündigung veröffentlicht, am 16.10.2018 erschien in der Mindelheimer Zeitung ein Nachbericht mit Foto.

 

 

Urheber

Sebastian Kneipp

Quelle

Sammlung Helmut Scharpf

Verleger

Helmut Scharpf

Datum

1877-12-11

Rechte

gemeinfrei