1889  Pater Hermann Koneberg: Die Lourdesgrotte in Ottobeuren

Titel

1889  Pater Hermann Koneberg: Die Lourdesgrotte in Ottobeuren

Beschreibung

Insgeheim hoffte man im Zusammenhang mit der Lourdes-Grotte am westlichen Ende des Bannwaldweges vielleicht auch in Ottobeuren auf eine Erscheinung, ein Wunder, eine Heilung. („O, wenn die Wunder auch bei uns geschähen, wie dort, wo deine Quelle heilsam quillt.“). Aber auch ohne Wunder gab der Besuch der Ottobeurer Grotte sicherlich vielen kranken, wirtschaftlich ruinierten und verzweifelten Menschen Hoffnung.
Anlässlich des 50. Jahrestages der Wiederbesetzung des 1802 aufgehobenen Klosters Ottobeuren durch Benediktiner („Schweizerherrn aus Maria Einsiedeln“) weihte Hermann Koneberg (1837 - 1891) am 22.11.1885 vor ca. 5000 Besuchern die Lourdesgrotte ein. In den Folgejahren errichtete man oberhalb der Grotte ein Kreuz (eingeweiht 18.09.1886) und ein Haus für einen Betreuer der Einrichtung („Wächter bei der Lourdesgrotte“; Einzug am 14.02.1888). Im Januar 1889 wurde entlang des Grottenweges ein Kreuzweg aufgestellt, der am 14.02.1889 von Pater Ludwig, einem „Kapuziner-Quardian“ aus Immenstadt, feierlich eingeweiht und mit Ablässen versehen wurde.

Pater Hermann Koneberg war im Juni 1878 selbst Lourdes-Pilger, 1891 gab er dazu ein 74-seitiges Büchlein heraus („Ein Pilgerbüchlein nach Lourdes“, erschienen bei Kranzfelder in Augsburg). Auch die Lourdesgrotte des Papstes im Vatikan hat er 1876 nach eigenen Angaben gesehen. Am 21.11.1886 weihte Pfarrer Hötzel in Rettenbach eine von ihm errichtete Lourdes-Grotte ein, Hermann Koneberg hielt die Festpredigt. (Im Ottobeurer Wochenblatt Nr. 47 vom 25.11.1886 erschien dazu auf Seite 3 ein kurzer Bericht.)

Abt Gebele von St. Stephan berief ihn im November 1889 als Pfarrer von Ottobeuren ab und versetzte ihn ins Kloster St. Stephan nach Augsburg. Vermutlich waren es gesundheitliche Gründe, die dazu geführt hatten (Er bestieg die Kanzel an der Grotte, „was allgemein überraschte, da er seit 3 Jahren sehr leidend war“, hieß es zum ersten Lourdes-Fest 1889). Auch später war Koneberg weiter in Sachen Lourdes unterwegs: 1891 weihte er in Göggingen eine Lourdes-Grotte ein („Geh' nicht vobei! Rede bei der feierlichen Einweihung der Lourdesgrotte in Göggingen, gehalten von Hermann Koneberg, O.S.B., Religionslehrer bei St. Stephan, am 12. Juli 1891., im Druck erschienen bei Huttler in Augsburg, 15 S.“). Schon 1879 hatte er in Band 2 der „Katholischen Kinder-Bibliothek“ das Büchlein „Lourdes“ herausgegeben (Seitenzahl nicht bekannt), 1883 gab er in 3. Auflage (1885 in 4., 1888 in 5. Auflage) die Schrift „Lourdes: den Kindern erzählt“ heraus (Reihe: „Katholische Kinder-Bibliothek“, Kösel, Kempten, 52 Seiten).
Koneberg wurde laut Taufbuch Bedernau (Sign. 3-T: 1823 - 1839, S. 72) am 14. August 1837 (– laut Schematismus für für das Bistum Augsburg für das Jahr 1872, S. 188 – am 15. August 1837) als Johann Georg Koneberg geboren und am gleichen Tag getauft, seine Vater war Huckler im ca. 10 km nordwestlich von Mindelheim gelegenen Ort Bedernau. Taufpaten waren der Dietmannsrieder Pfarrer Johann Georg Koneberg und seine Haushälterin Rosalia Schlachter. Er starb am 25.11.1891 in Augsburg.

Seine weitere – und hier in Komplettabschrift vorliegende – Schrift über die Lourdesgrotte in Ottobeuren wurde 1889 veröffentlicht.
Literaturzitat:
Koneberg, Hermann: Die Lourdesgrotte in Ottobeuren in Schwaben zunächst für Wallfahrer, im Selbstverlag, Ottobeuren, 1889, 57 S., 15 Pf., Format 8,4 x 12,4 cm

Die Bayerische Staatsbibliothek hat es nicht im Bestand, es konnte am 24.03.2019 auf dem Flohmarkt in der Dampfsäg in Sontheim angekauft werden und liegt mit diesem Eintrag im virtuellen Museum nunmehr für jeden abrufbar vor. Im Ottobeurer Wochenblatt des Jahres 1889 wird das Werk nicht erwähnt. Es gibt im Wochenblatt einen ausführlichen Artikel zu seinem Buch „Der allerbeste Tröster: ein Büchlein vom Heiligen Geiste für unsere trostbedürftige Zeit, erschienen bei Hutler in Augsburg, VI, 200 S.“, aber nichts zur Lourdesgrotte (allerdings fehlen die Ausgaben 7 und 8 des Jahrgangs, der ansonsten 52 Ausgaben umfasst).
Koneberg gibt uns etliche Detailinformationen zu den verschiedenen Vorhaben rund um die Grotte, nennt ausführende Handwerker und zitiert am Ende zudem Berichte aus dem Ottobeurer Wochenblatt, zuletzt vom 21.02.1889. Wir erfahren z.B., dass 1888 in der Abteikirche 29.000 hl. Kommunionen ausgeteilt wurden oder vom Vandalismus in der Nacht vom 1. bis 2. April 1887, als „eine frevelhafte Hand große Verwüstungen in der Grotte anrichtete“. Koneberg schreibt: „Der Bernadette wurde beide Arme abgeschlagen und in die Nische zur lieben Frau geworfen, und ihr Mund mit einem Hammer verstümmelt, den Bildern der Mutter-Gottes die Augen ausgestochen und viele Votivtafeln zertrümmert.“ (Auch um das Jahr 2000 kam es übrigens mehrmals zu Vandalismus-Schäden in und an der Grotte!)

Eine weitere Seite zum Thema Lourdes-Grotte, Kreuzweg und Kreuzigungsgruppe ist hier abrufbar.

Das Ottobeurer Wochenblatt geht 1889 ab und an auf den Besuch der Grotte durch Wallfahrer und das Thema Lourdes insgesamt ein, so z.B. in Ausgabe 12 vom 21.03.1889, S. 3 und 4, mit einer ausführlichen Ankündigung:
Nach Lourdes – eine bayerische Nationawallfahrt!
Der fromme Churfürst Max I. ließ im Jahre 1638 – zum Danke für den am weißen Berg bei Prag erfochtenen Sieg – die Mariensäule in München errichten und stellte sein ganzes Reich unter den Schutz der Himmelskönigin, die auch ihr liebes Bayernvolk stets aufs huldvollste beschützte. Gern betet darum das christliche Volk an der Mariensäule und Tausende pilgern alljährlich nach Altötting zum dortigen Gnadenbilde, vor dem einst Churfürst Max und sein „braver“ Feldherr Tilly in Andacht gekniet.
Gegenwärtig sind aller Augen nach Lourdes im südlichen Frankreich gerichtet, wo im Jahre 1858 die allerseligste Jungfrau Maria in einer Felsengrotte 18mal dem frommen Hirtenmädchen Bernadette in himmlischer Schönheit und Anmuth erschienen. An der Stelle, wo ihre jungfräulichen Füße den Fels berührt, entsprang eine Quelle, deren Wunderwasser das Herz reinigt und körperliche Gebrechen heilt. Lourdes ist der Wunderort unseres Jahrhunderts. Hier hat die Königin des Himmels und der Erde ihren Gnadenthron aufgeschlagen; hier erweist sie sich als Heil der Kranken, Zuflucht der Sünder und Trösterin der Betrübten. Kaum vergeht ein Tag wo nicht eine wunderbare Heilung oder eine auffallende Gebetserhörung stattfindet. Kranke, welche die Hoffnung auf Wiedergenesung durch menschliche Kunst verloren hatten, unternahmen mit Hilfe der Ihrigen weite und beschwerliche Reisen im festen Vertrauen, in Lourdes allein könne ihnen noch geholfen werden. Ihr Herzenswunsch blieb nicht unerfüllt. Zeuge dessen sind die vielen Krücken u.s.w. am Wunderfels von Massabielle. Freilich findet nicht jeder Kranke an der Gnadenstätte Heilung, doch geht keiner ungetröstet von dannen.
Was Wunder also, wenn das gläubige Volk von Nah' und Fern aus fremden Welttheilen nach Lourdes wallt zur Mutter der Gnade und Barmherzigkeit? Wer immer von Lourdes gehört oder gelesen, dessen Herz fühlt sich von hl. Sehnsucht dorthin gezogen. Und wer so glücklich war, daselbst zu beten und erhört zu werden, der scheidet schweren Herzens von der Mutter und sein süßes Heimweh tröstet nur der eine Gedanke: „Auf Wiedersehen!“ Nach der Wundergrotte ladet ganz besonders die Basilika die andächtige Pilgerschaar zum Gebete ein. Dieses majestätische Gotteshaus, auf Geheiß der unbefleckten Empfängniß erbaut, birgt die kostbaren Schätze, welche fromme Pilger aus Liebe und Dankbarkeit der Himmelsmutter weihen. Von hier beginnen die großen Pilgerzüge ihre Lichterprozessionen zur Grotte. Ein wahrhaft großartiger Anblick! – 10 - 12000 Menschen brennen Kerzen in der Hand und voll des Glaubens, bezeugen singend und betend in stiller Nacht mit Herz und Mund der Himmelskönigin ihre Ehrfurcht und Liebe.
Täglich kommen größere und kleinere Pilgerzüge von allen Seiten nach Lourdes. Den überraschendsten Eindruck jedoch über auf Aug' und Herz die großen Nationalwallfahrten der Franzosen, die alljährlich im August und September stattfinden. Auch von Belgien und England u.s.w. kommen Jahr für Jahr große Pilgerzüge. Und von Deutschland? – sind bis jetzt nur wenige Pilgerzüge zu verzeichnen. Im Jahre 1875 machten norddeutsche Katholiken von Aachen über Paris eine Wallfahrt nach Lourdes und opferten dort eine prachtvolle Fahne mit dem Bildnisse der unbefleckten Empfängniß, umgeben von Deutschlands Schutzpatronen: St. Bonifazius und St. Elisabeth. Am 9. August 1886 pilgerten nahezu 600 Katholiken Österreichs aus allen Ständen von Wien über Zürich, Lyon u.s.w. per Extrazug nach Lourdes. Eine reichgestickte Fahne, welche zu den schönsten in der dortigen Basilika zählt, verewigt ihre Nationalwallfahrt den kommenden Geschlechtern. Dieselbe trägt das Bild der Rosenkranzkönigin Maria und ist 4 m lang und 2½ m breit. Das Kaiserhaus, der Adel, der Klerus, die Bürger und selbst die Armee gaben hiezu ihr Scherflein – im Ganzen 8965 fl. ö. W. [österreichischer Währung] (= 17930 Mark).
Katholiken Bayerns! Sollen wir hinter unseren benachbarten Brüdern zurückstehen? Maria ist „Die Schutzpatronin Bayerns“. Auch wir wollen zur Mutter der Gnade nach Lourdes ziehen und dort am Fels von Massabielle ihr huldigen! Mit Kummer und Sorgen beladen, wollen wir Trost suchen beim Mutterherzen der unbefleckten Empfängniß! Eine prachtvolle Fahne, die wir in Lourdes opfern, soll den Franzosen und der ganzen Welt, all' den Millionen frommen Lourdespilgern verkünden: „So ehren die Katholiken Bayerns ihre Schutzpatronin Maria!“ – Die Reise kostet nicht viel; man lese nur die „Winke für Lourdespilger aus Bayern“. Wenn 4 - 500 Theilnehmer sich melden, kann man einen Extrazug nehmen, der noch billiger kommt und den Vortheil hat, sich nach Belieben in Lourdes aufzuhalten. Diese Wallfahrt soll stattfinden im Jahre 1890 oder, wenn das Passionsspiel in Oberammergau daran hindern sollte, im Jahre 1891. Bis dahin wird vielleicht auch die Rosenkranzfahne fertig.
Vorstehende Zeilen sollen nur ein Weckruf sein an jedes kath. Bayernherz. Mögen wackere Männer sich an die Spitze stellen und einen frühzeitigen Aufruf ergehen lassen! Er wird in allen Kreisen freudigen Wiederhall [Widerhall] finden. Reichliche Gaben zu einer stattlichen Fahne werden fließen: zahlreiche Pilger und Pilgerinnen werden zur geheiligten Grotte ziehen und dort beten.
„Hab und Gut, König und Regierung, Land und Religion erhalte o Jungfrau Maria, Deinen Bayern!“
Dies ist der Herzenswunsch aller Katholiken Bayerns. Darum auf, katholisches Bayern, wenn es gilt unserer Schutzpatronin zu huldigen am Gnadenfels von Massabielle! – Auf nach Lourdes!
Möge vorstehender Aufruf in allen katholischen Blättern Bayerns freundliche Aufnahme finden! Darum bittet H. [Ev. steht „H“ für Pater Hermann Koneberg selbst.]

Auf das literarische Schaffen von Hermann Koneberg und Pater Kaspar Kuhn geht Ausgabe 20 vom 16.05.1889 (S. 3) ein:
Zwei literarische Sterne im Stift Ottobeuren.
1) Der allbekannte ascetische Schriftsteller P. Hermann Koneberg, O.S.B. hat ein treffliches Büchlein über den hl. Geist geschrieben, das ihn neuerdings als gewandten Literaten dem Publikum verräth, denn er verstand es in faßlicher Weise das Wirken dieses himmlischen Trösters darzustellen. Die Beziehungen des hl. Geistes zur Kirche und deren Lehramt, zum Prophetenamt u.s.w. sind so einfach und doch so geistreich und herzgewinnend geschildert, daß man den lieblichen Jugendschriftsteller auch in dieser ascetischen Piece wieder erkennt.
Das Büchlein kann Jung und Alt nicht genug empfohlen werden, es eignet sich sehr zu Geschenken für Katecheten und Eltern. – Die Ausstattung ist niedlich und freundlich und der Preis nur 50 Pfg. Die H. H. Buchbinder Braun und Fergg in Ottobeuren haben dieselben auf Lager. –
2) Der eifrige Naturforscher Pater Kaspar Kuhn, O.S.B., den die Museumsbesucher gar gut als Cicerone kennen, hat in der Jugendbibliothek „Vier Spaziergänge im Freien“ dem Lese-Publikum geboten, die von den lieben Kindern sicher mit Freuden aufgenommen und heißhungrig gelesen werden. Der Thermometer, das Nadel- und Laubholz und der Dorndreher sind eine recht nützliche Vorlesung über Naturkunde. Die Mäuse, der Pupur und der Staar lassen Hrn. Professor Kuhn als den gründlichen docirenden Professor der Naturkunde erkennen und bewundern als einen Gelehrten, der es versteht den Kleinen mundgerecht zu werden und ihrer Fassungskraft sich anzuschmiegen. – Diese Spaziergänge seien den H. H. Lehrern hiemit empfohlen und den Eltern. – Auch diese Büchlein sind bei Braun und Fergg zu haben um den geringen Preis von 25 Pfg.

Ausgabe 22 vom 31.05.1889, S. 1:
Am Pfingstdienstag den 11. Juni wird das im sieben Schmerzenbüchlein in Aussicht gestellte Wallfahrtfest in Ottobeuren gehalten.
Um 7 Uhr ist Frühpredigt dann Frühamt; um ½ 9 Uhr Hochamt, dann feierliche Prozession zur Lourdes-Grotte und dort Predigt im Freien bei günstiger Witterung. Vom frühen Morgen an ist Beichtgelegenheit.
Es ladet freundlich ein P. H. Koneberg, O.S.B., Pfarrer

Der Bericht dazu folgte in Ausgabe 23 vom 06.06.1889 (S. 3) auf dem Fuße:
Die Feier bei der Lourdes-Grotte in Ottobeuren am Pfingstdienstag, welche von jetzt an jährlich begangen wird. Denkwürdig in den Annalen der hiesigen Stiftskirche und des Klosters bleibt das Jahr, in welchem S. Majestät Ludwig I. das Kloster der Benediktiner wieder eröffnete, unvergeßlich mußte daher auch 1885 das goldene Jubiläum des Priorats dem Markte und der Umgebung gemacht werden. Die Lourdes-Grotte ist der berdte, wenn auch schweigende Zeuge, ein Denkmal, das an die königliche Großthat die späteren Jahrhunderte erinnert. – Doch, was Niemand ahnte, geschah, dieses historische Monument wurde zur Ruhmeshalle Mariens, denn jährlich kommen Tausende Marien zu grüßen, ihren Schutz zu erflehen und so kam es, daß Marienheim die Heimath aller Bedrängten, das Eldorado frommer Männer und Frauen geworden, und unzählige Votivtafeln tragen in Gold prangend die Inschrift: „Maria hat geholfen!“ Es ist daher ganz volksthümlich, Feste an diesem Orte zu feiern, wo der Herr so Großes durch Maria thut. Am Pfingstdienstag wird in Zukunft jährlich das 1. und am 14. September das 2. Lourdesfest begangen, ersteres erinnernd an die Einweihung der Grotte, letzteres an die Kreuzweihe. Daß diese Feste heuer zum ersten Mal gefeiert werden, ist ein Zeichen, daß der Erbauer den neuen hochwürdigsten Abt Dr. Eugen Gebele unter den besonderen Schutz Mariens gestellt wissen will, denn Mariens Macht ist groß genug, um den Benediktinern das ehemalige Kloster wieder ganz zu geben und so vor schnöder Profanierung zu bewahren. Die königliche Behörde hat in nobler Weise das Abhalten des Festes am Pfingstdienstag bereits genehmigt, was der Himmel sicher segnen wird. Aus dem Allgäu sollen auch ganze Gemeinden kommen, wie man sagt, auch in den letzten Tagen waren zwei Gemeinden hier. Wer eine schöne Marienfeier mitmachen will, versäume nicht am Pfingstdienstag sich in Ottobeuren einzufinden, denn die Prozession und Predigt im Freien wird die Feier sehr erhöhen und Platz für Fremde bieten Gasthäuser und Privatwohnungen genug. – Auf zum Lourdes-Fest nach Ottobeuren.

In Ausgabe Nr. 24 vom 13.06.1889 (S. 3) wurde das „Lourdesfest“ – in einem gemeinsamen Artikel zur Fahnenweihe des Gesellenvereins – dann nochmals beschrieben.
Ottobeuren am 12. Juni. Ottobeuren hat wieder zwei schöne erhebende Feste gesehen und theilweise auch mitgefeiert, die viele Fremde mitunter von weiter Ferne herbeigezogen, die im Blatte angekündigte Fahnenweihe des Gesellenvereins und das erste Wallfahrtsfest zur Lourdesgrotte.
Der beinahe vier Jahre alte Gesellenverein war endlich in der Lage sein Stiftungsfest und mit demselben die kirchliche Fahnenweihe zu begehen. Es war von Seite des Festcomités nur an die Nachbarvereine die Einladung ergangen war, der dieselben auch freudig und zahlreich folgten (Ulm, Memmingen, Kempten, Obergünzburg, Kaufbeuren, Mindelheim, Josephs-Verein von Egg a/d. Günz), alle mit ihren mitunter sehr schönen Fahnen, Egg auch mit guter Blechmusik.
Am Vorabende führte der Gesellenverein Kaufbeuren einige Stücke auf dem Vereinstheater auf, die bewiesen, daß derselbe über sehr tüchtige Kräfte zu verfügen hat. Das Vereinslokal war gedrängt voll, die Hitze enorm, die Fröhlichkeit groß.
[Zum Pfingstmontag:] (…) Toaste, Reden und Deklamationen würzten das gutbereitete Mahl. Um 2 Uhr ging es in die Vesper, dann wurde das Museum besichtigt. Ein heftiges Gewitter hatte indeß die drei von den Thürmen wehenden 30 Meter langen, sehr schönen Fahnen zerzaust, sonst richtete es keinen Schaden an.
Nach vier Uhr zogen sie alle durch den Markt zur Lourdes-Grotte, wo der zweite Präses eine Anrede hielt, ein Lied geblasen und zwei Strophen von „Großer Gott“ gesungen wurden. Die Sonnenstrahlen drangen durch die Wolken und man konnte auf den Annakeller, wo sich bald ein reges Leben entfaltete. Hr. Präses Sedelmaier von Kempten erfreute die Versammlung mit einer warmen Rede. Der Senior von Mindelheim erwies sich, wie der Senior Maurus von Kaufbeuren, der schon im Vereinslokale gesprochen hatte, als gewandter Redner.
Nur zu schnell schlug die Abschiedsstunde. Den einzelnen Vereinen wurde das Geleite gegeben und um ½9 Uhr verließ auch unser Verein den Keller, wo die Blechmusik wie den ganzen Tag, Vorzügliches leistete. Allen sei Dank, die an diesem Gesellenfeste antheilgenommen und für dasselbe gearbeitet haben.
Gott segne das ehrsame Handwerk!
Die Morgenstunden des Pfingstdienstages brachten von allen Windrichtungen viele Wallfahrer, manche waren schon am Vorabende gekommen, mitunter weit her z.B. von Altstädten, Immenstadt, Wengen, Altusried, Lamerdingen, Angelberg, Kempten etc.  Es wurden zwei Ämter und zwei Predigten gehalten, die Frühpredigt von Herrn Pater Wilhelm Gmeinder, dem unermüdeten Lobredner von „Marienheim“, die zweite von Herrn Pater Ludwig , Quardian in Immenstadt, bei der Grotte. Es sprach mit weithin vernehmbarer Stimme, als bewährter Volksredner, warm, klar und überaus schön. (Am Montag nachmittags 2 Uhr hatte er die Schlußpredigt der großartigen Mission in Pfaffenhausen gehalten.)
Es mögen diese Predigt wohl über dreitausend Menschen angehört haben, von denen ein großer Theil in feierlicher Prozession betend hinaus gezogen war. Die Ordnung war musterhaft, die Andacht des Volkes erbaulich und groß die hl. Begeisterung! Deo gratias! Gott sei Dank für Alles. Von den Nachbarpfarrherrn waren drei erschienen, die auch im Beichtstuhle thätig waren. Herr Pfarrvikar von Lachen hielt das zweite Amt. Das nächste Wallfahrtsfest wird am 14. September gehalten werden. Die auswärtigen Wallfahrer trennten sich nur schwer von der trauten Stätte der Andacht und von unserer so schönen Kirche!

In Ausgabe 35 des Ottobeurer Wochenblatts vom 29.08.1889 wurde auf S. 1 angekündigt:
Am Feste Kreuz-Erhöhung, Samstag den 14. September wird die Kreuzigungsgruppe bei der Lourdesgrotte in Ottobeuren feierlich eingeweiht. Bei günstiger Witterung ist die zweite Predigt im Freien nach dem zweiten Amt.
Die Ausgabe 37 vom 14.09.1889 druckte auf der Coverseite ein langes Gedicht von Hermann Koneberg ab und wiederholte die Einladung. Auf S. 2 wurde angekündigt, dass es das Festgedicht von Pfarrer Markmiller „per Stück 2 Pfg.“ „heute schon“ bei Braun und Fergg zu haben sei.

In Ausgabe 38 vom 19.09.1889 wurde auf S. 3 über die Einweihung berichtet:
Die Einweihung der Kreuzigungsgruppe in Ottobeuren. Ottobeuren hat wieder einmal gefestet und zwar nobel. Vier Jahre sind verflossen, seitdem 5000 Pilger der Einweihung der Lourdes-Grotte beigewohnt, eine Feierlichkeit, die in den Annalen des Marktes als einzig schön verzeichnet ist; und damals dachte Niemand an eine Wallfahrt und noch weniger an eine so zahlreich und oft besuchte. Die zahllosen Votivtafeln bezeugen, wie viele Gebetserhörungen stattgefunden bei diesem Heiligthum. Doch der 14. September das Fest Kreuzerhöhung, setzte dem Ganzen die Krone auf. Die von N. Martin aus Würzburg gegossene Kreuzigungsgruppe wurde eingeweiht und zwar mit seltener Feierlichkeit. Schon am Vorabend kamen zahlreiche Fremde und die frühe Morgenstunde mehrte dieselben, so daß die Beichtväter in der Stiftskirche vollauf zu thun hatten. Früh 7 Uhr war das Frühamt, woran sich die Frühpredigt schloß, welche der hochw. Herr Pfarrer von Benningen Philipp Markmiller hielt, eine als Dichter hochberühmte Persönlichkeit. Derselbe sprach über den „Trost, welchen das heilige Kreuz bereitet,“ in sehr gewählter und herzgewinnender Redeweise, welche die Kreuzesliebe seines Herzens bekundete und Alle zu hl. Begeisterung hinriß, denn was vom Herzen kommt, dringt zum Herzen. Der noch frische Greis sprach mit jugendlichem Feuer. Hierauf folgte das Hochamt, welche der hochw. Herr Dekan und Stadtpfarrer Reindl von Günzburg hielt mit zwei Leviten aus dem Benediktinerorden, nämlich Pater Cölestin von Ficht in Tirol und Pater Innocenz von Beuron, und als Ceremoniarius fungierte Hr. Alumnus Martin von Köngetried. Dann begann die Prozession nach dem lieblichen Marienheim zur Lourdes-Grotte, ein imposanter Zug, an dem 21 Priester sich betheiligten, die Paters in der malerischen Chorkutte. Officiator war wiederum der hochw. Reichstagsabgeordnete Herr Stadtpfarrer Reindl. Das Volk betete den Rosenkranz und die Musik begleitete sanft die religiösen Lieder der Chorsänger, Feuerwehrmänner hielten die Ordnung aufrecht. Wer den Zug und die andächtige Menge sah, wurde zu Thränen gerührt: sämmtliche Kirchenfahnen schmückten den Zug. Unmittelbar am Fuße des Kreuzes war die Kanzel errichtet, welche der Gründer der Grotte der hochw. Pater Hermann Koneberg bestieg, was allgemein überraschte, da er seit 3 Jahren sehr leidend war. Er redete über den „Sieg Jesu am Kreuze“ in leicht faßlicher Weise, aber sehr begeistert und begeisternd, und man möchte fast sagen, daß an ihm das größte Wunder geschehen, denn wer weiß, wie das Messer des Arztes seine Füße zerhackt, der kann es natürlich fast nicht erklären, daß er wieder so fest eine Stunde auf der Kanzel stehen kann: der hochwürdige gefeierte Redner wurde weithin verstanden und zu Tausenden wurde die gedruckte Predigt gekauft. Nach Beendigung der Predigt wurde noch das Lied: „Jesus lebt“ unter Blechmusikbegleitung gesungen und dann durch Herrn Dekan Reindl in höchst erbauender Weise die Einweihung der Kreuzigungsgruppe vorgenommen, worauf unter Abbetung des schmerzhaften Rosenkranzes die Rückkehr erfolgte zum Eldern-dom [= die Abteikirche]. Selbst von Köln und Mainz waren Priester anwesend, sowie die Herrn Pfarrer von Altusried, Lachen und Ollarzried und viele hochwohlgeborene Kurgäste aus dem Kneippianum in Wörishofen. Herr Pfarrer Markmiller hat ein sehr schönes Gedicht zur Festfeier verfaßt, der ja auch den Herrn Jubilar Kilian von Heimertinen besungen. Dieser ehrwürdige Jubilar wohnte mit Herrn Dekan Schneider, seinem Festprediger, Stadtpfarrer an der neuen Frauenkirche auch der Feier bei. Lourdes in Marienheim ist und bleibt eine Segensstätte für Ottobeuren. Hl. Messen wurden 21 gelesen an diesem Tage.
Die neun Gäste aus Wörishofen blieben bei uns. So kam es, daß am Sonntag wieder viele hl. Meßopfer dargebracht wurden. Die Anrede an die kommunicierenden Mädchen hielt Hr. Stadtkaplan Zahn aus Würzburg, das Frühamt Herr Pater Innocenz von Beuron, die Predigt Herr Dekan Reindl, das Hochamt Hr. Kennerknecht.
Schon am Nachmittag kamen Wallfahrtsleute zum großen Kapiteljahrtag, der hier einzig in seiner Art feierlich gehalten wird. Viele eilten zu den Beichtstühlen. Zur Predigt abends um 6 Uhr kamen so viele, daß sie die Stühle lange nicht alle fassen konnten. Sie wurde von Herrn Pfarrer Koneberg in herzlichster Weise gehalten, der die Fragen beantwortete: Wohin seid ihr gegangen? (Nach Ottobeuren zum Kapiteljahrtag). Wozu seid ihr gekommen? (Für die Priester zu beten, für die verstorbenen und die noch lebenden). Warum? (Weil ihr noch Glaube, Liebe und Hoffnung habt).
Am Montag gingen die hl. Messen und das Beichthören schon vor 5 Uhr an, es wurden 39 hl. Opfer dargebracht. Herr Pater Wilhelm Gmeinder hatte große Mühe, als er während seiner hl. Messe die hl. Kommunion austheilte. Um ½ 9Uhr zog die Geistlichkeit mit dem neuen Herrn Dekan Schwelle von Egg und neuen Herrn Kammerer Flehschutz von Niederrieden in die beinahe gefüllte Kirche mit Kreuz und Fahnen. Nach der Vigil betrat der Missionär von St. Ottilien Pater Bonifazius Flehschutz die Kanzel und sprach über die zerstörte Mission in Ostafrika, wo er kaum der Gefangenschaft entging, während drei gemartert, einige gefangen wurden. Der opferreiche Missionär war selbst sehr gerührt. Während des Requiems (Schwelle) und Lobamtes (Reindl) sammelten zwei Priester von den zwei Negerknaben begleitet für die Missions-Anstalt in St. Ottilien, deren Kalender wir hiermit empfehlen.
Der Musikchor fand den Beifall der Kapitelgeistlichkeit, ebenso der schön geschmückte Katafalk, den mit Meßner Wölfle Hr. Fr. Kilian mit schönen Blumen geschmückt hatte. Nach 11 Uhr begann die Kapitelsynode im Kapitelsaal.
Auf der Post vereinigte ein frugales Mahl die Herren Kapitularen, während einige Gäste und mit den Negern Herr Pater Flehschutz im Refektorium des Klosters Mittag machten, die Ottobeuren nach 1 Uhr wieder verließen.
Wohl die meisten Wallfahrer zogen nach Marienheim, wo die viel Flaggen vom „Wächter der Grotte“, Michael Klotz aufgehißt worden waren. Die Kreuzigungsgruppe war vom Samstag her noch schön mit Kränzen geschmückt. War das ein Wandern und Hin- und Herwogen, alles in schönster Ordnung und in Andacht. Erst gegen 3 Uhr wurde es draußen ruhiger. In den Gasthäusern war gegen Abend alles aufgezehrt. Jetzt herrscht wieder die alte Stille in unserem Markte, die Pilger aber nahmen ein freudiges Erinnern und viele Andenken mit in ihre Heimath. Mögen sie ein andermal wieder kommen! Dank allen, die in diesen Tagen in irgend einer Weise mitgeholfen haben zur Begehung der Feste.

Im Ottobeurer Wochenblatt Nr. 40 vom 03.10.1889 stand der Abschied von Pater Hermann Koneberg im Vordergrund. Gleich auf Seite 1 hatte der Benninger Pfarrer Philipp Markmiller (alias „Marcus Molitor“) ein Gedicht abgedruckt („Trauer-Ode zu P. Hermann Koneberg's Abschied von Ottobeuren 4. October 1889“). Zwei Ausgaben (17.10.1889) danach „weinten“ dann noch die Kinder in einem Gedicht („Der Kinder Trauer um Sr. Hochwürden Herrn Pater Hermann Koneberg“ von „E. von Stein“) um ihren Seelsorger. Eine Erklärung wurde nicht gegeben, warum Abt Gebele ihn nach St. Stephan in Augsburg berufen hatte. Naheliegend sind gesundheitliche Gründe. Im Ottobeurer Wochenblatt Nr. 43 vom 24.10.1889 hießt es auf Seite 3 in einer kurzen Meldung lediglich:
Pfarr-Angelegenheit.
An die Stelle des nach Augsburg abberufenen P. Hermann Koneberg ist Pater Gottfried [Godefrid bzw. Godefried] Behr zum Pfarrer von Ottobeuren ernannt worden.
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Wer noch mehr Hintergründe zu Pater Hermann Koneberg nachlesen möchte, der kann diesen Link aufrufen (bzw. hier als pdf), der – als Ausschnitt der Diplomarbeit von Jörg Renner von 2013 – zum Kapitel über die Marienverehrung Konebergs führt.
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Hier nun die Komplettabschrift, die Sie – samt den vorhergehenden Ausführungen – hier als doc bzw. hier als pdf abrufen können. Einige wenige Anmerkungen wurden in eckige Klammern gesetzt, die Orthographie wurde beibehalten.

Die Lourdesgrotte in Ottobeuren (in Schwaben) zunächst für Wallfahrer von P. Hermann Koneberg, O.S.B. Pfarrer in Ottobeuren. Im Selbstverlage des Verfassers. Ottobeuren 1889.

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Mit Approbation des hohen bischöflichen Ordinariates Augsburg.

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Wozu bist du hieher gekommen?
Diese Frage stellte der hl. Bernhard, ein besonderer Marienverehrer an sich selbst, nachdem er sich in die stille, strenge Einsamkeit zurückgezogen hatte.
Diese Frage stelle ich an dich, lieber Pilger, der du heute in diese traute Einsamkeit gekommen bist, so nahe dem rauschenden Tannenwalde, zum Bilde der lieben Frau von Lourdes, wo schon so viele Menschenkinder gebetet haben. Wozu bist du zu dieser Grotte gekommen ? Nicht wahr, um zu beten. Der Glaube und die Liebe haben dich getrieben, vielleicht auch irgend ein Leiden der Seele oder des Leibes.
Du bist am rechten Platz; denn hier wird die „Mutter der Barmherzigkeit“ verehrt und angerufen, und „die Trösterin der Betrübten“. Du glaubst, daß die allerheiligste Jungfrau Maria, die allzeit unbefleckte Mutter Gottes ist, und dieser Glaube macht dich glücklich. Du liebst Maria, weil auch sie dich liebt, weil sie uns den Erlöser von Tod und Sünde

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geschenkt, weil sie so gütig ist gegen alle Menschenkinder, besonders gegen Arme, Bedrängte und Leidende und gegen die Sünder.
Du weißt es, daß es erlaubt ist und heilsam, die heilige Gottesmutter zu verehren und anzurufen. Du hast vielleicht einen weitern Weg gemacht und auf dem Herwege gebetet, hast die hl. Sakramente empfangen oder thust es noch. All das ist löblich. Sei herzlich gegrüßt an diesem stillen, weihevollen Plätzchen. Du siehst das Bild der unbefleckten Empfängnis, wie sie im Jahre 1858 achtzehnmal einen armen Hirtenmädchen erschienen ist, dessen Bild ebenfalls dein Auge sieht. Es ist kein Märchen und kein Aberglaube, sondern unbestreitbare, wenn auch vielfach angestrittene Wahrheit. Höre nur !

Was ist Lourdes?
Lourdes (sprich Lurd) ist ein Städtchen in Frankreich von etwa 6000 Seelen. Es liegt ganz nahe an den Pyrenäen, jenem großartig schönen Gebirge, das Frankreich von Spanien trennt. Die Lage ist ungemein schön und lieblich. Es liegt am Gebirgsflusse Save und an der Eisenbahn, die von Toulose [Toulouse] über Pau nach Spanien führt.

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Vor dem Jahre 1858 war diese Stadt wenig bekannt und genannt und nicht viel besucht. Ganz anders ist es heute. In der ganzen Welt, das ist nicht zu viel gesagt, in allen fünf Welttheilen spricht man heute von diesem Gnadenorte und liest von ihm. Von der ganzen Welt kommen Wallfahrer zu der Grotte, in welcher die liebe Frau einem armen Hirtenmägdlein mit Namen Bernadette erschienen ist. Niemand hat die Erscheinung gesehen, als dieses Mädchen allein, so viele Menschen auch mit ihr zur Grotte gingen. Von ihren Aussagen ging der Ruf der Erscheinungen durch das Land. Viele lachten und spotteten, andere hielten es für Betrug oder Geldspekulation. Das begnadigte Kind mußte viel leiden. Man suchte es auf verschiedene Weise von ihren Aussagen abzubringen, doch umsonst. Drei Dinge wünschte die Erscheinung ; daß an diesem früher so einsamen Platze eine Kapelle gebaut werde, daß Wallfahrer in Prozession dahin kämen, und Lichter gebrannt würden. Alle diese drei Wünsche sind in ungeahnter Weise erfüllt worden, obwohl sie nur ein armes Kind, das weder lesen noch schreiben konnte, sie andern mittheilte.
Über der Grotte erhebt sich auf dem

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Felsen eine herrliche Kirche, die weit in´s Land hinausschaut. Sie ist prachtvoll geschmückt und kostbar ausgestattet. Zahllose hl. Opfer wurden schon dargebracht und unzählige hl. Kommunionen ausgetheilt. Auch Prozessionen kommen und gehen. Besonders ergreifend sind die Lichterprozessionen, die an hohen Festen gehalten werden. Es kommen Wallfahrer von allen Ländern der Erde und alle schätzen sich glücklich, da beten zu können. Und was soll ich von den Lichtern sagen, die da brennen Tag und Nacht ? Das muß man selbst gesehen haben, um recht zu begreifen, was es um einen Gnadenort ist.
Die Quelle, die wundersamer Weise entstanden ist, gibt das Gnadenwasser, durch dessen Gebrauch schon viele viele Kranke geheilt wurden, die von den Ärzten aufgegeben waren. Und wie viele seelenkranke Menschen haben da die Heilung gefunden ? Das entzieht sich der Berechnung. Und all das hat den Anfang genommen durch die Aussage eines Hirtenmädchens. Ist nicht das schon wunderbar ?
Hätte das Mädchen gelogen oder betrüben wollen, sie wäre gar bald entlarvt worden. Es haben gelehrte und hochgestellte Männer sie nach allen Seiten  

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hin ausgefragt, und keiner ist auf einen Widerspruch gekommen.
Sollten all die hundert Tausende, die schon in Lourdes waren, darunter hochgelehrte und berühmte Männer, sollten sie alle lügen und betrügen oder sich betrügen lassen und nur jene weise sein, welche die Erscheinungen läugnen [leugnen] oder gar von Schwindel reden, obwohl sie nicht an Ort und Stelle waren und vielleicht nichts oder wenig Wahres über Lourdes gelesen haben ? Als die Basilika eingeweiht wurde, fehlten zwei Hauptpersonen. Pfarrer Peyramale war krank und Bernadette schon im Kloster, wo sie jung an einem Krebsleiden starb. „Ich will dich glücklich machen“, sagte die Erscheinung, „aber nicht für diese Welt“.
Eben wird eine zweite, wunderschöne Kirche gebaut, mit 15 Altären zu Ehren der 15 Geheimnisse des hl. Rosenkranzes, die Millionen kosten. Alles wird bestritten von den Opfern, also von freiwilligen Gaben der Gläubigen. Ist nicht das schon wunderbar ? Selbst in Städten muß man bei uns zur Lotterie die Zuflucht nehmen, um eine Kirche fertig zu bringen und in Lourdes entstehen in verhältnismäßig kurzer Zeit zwei so herrliche Kirchen.

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Wer hat die Wallfahrer gezwungen zu opfern ? Niemand. Wer zwingt sie, die weite, beschwerliche und theure Pilgerfahrt zu unternehmen ? Niemand. Die meisten Pilger müssen Hindernisse, mit unter große überwinden, bis sie nach Lourdes kommen ! Und doch fehlt es nie an Wallfahrern. Sie wachsen der Zahl nach von Jahr zu Jahr und all das hat den Anfang genommen durch die Aussagen eines Kindes ! Ist das nicht wundersam und merkwürdig ?
Wir haben nie gehört, daß seit dem Jahre 1858 die liebe Mutter Gottes irgend einem andern Menschen sichtbar erschienen ist, und doch nimmt die Zahl der Pilger immer zu. Die dort beten, müssen doch irgend eine Hilfe oder Freude erhalten, sonst würden sie nicht so warm und begeistert davon reden und schreiben und andern zu dieser beschwerlichen Wallfahrt ermuntern und selbst nochmals hingehen oder doch den Wunsch haben, nochmals Lourdes zu sehen.
Sagen, all das sei Verstellung, wäre eine große Beleidigung vieler guten, edlen Menschen. Wenn all das Lüge wäre, dann müßte man an der ganzen Menschheit irre werden. Also Lourdes ist wirklich ein Gnadenort.

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Die Nachbildungen.
Hast du noch keine Kapelle gesehen, die „St. Loretto“ heißt ? Es gibt an manchen Orten „Lorettokäppele“ und das katholische Volk besucht sie gerne. Es sind das Nachbildungen der weltberühmten Kapelle von Loretto in Italien. Und das Bild in solchen Kapellen ist dem Gnadenbild in Loretto nachgemacht.
Ähnlich macht man in unsern Tagen die Grotte von Lourdes nach. Man baut im Freien, etwas entfernt von den Wohnungen der Menschen eine Grotte von Duftsteinen [aus Tuffstein] und stellt ein Bild der „unbefleckten Empfängniß“ hinein, das dem Gnadenbilde in Lourdes nachgemacht ist nach der Schilderung des begnadigten Kindes. Gerne stellt man auch noch die Figur von der Bernadette in die Grotte hinein. Viele Bilder sind in Lourdes geweiht und am hl. Felsen der Grotte berührt.
So eine Grotte soll an die Grotte in Lourdes erinnern und die merkwürdigen Thatsachen in Erinnerung bringen.
Die geistlichen Behörden erlauben die Errichtung und Einweihung von Lourdes-Grotten und unser gläubiges, katholisches Volk besucht gerade diese Andachtsstätten sehr gerne, besonders wenn sie im Freien

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sind. Man kann sagen, die Andacht zu unserer lieben Frau von Lourdes ist so recht die Andacht unsrer Zeit.
Der heilige Vater selbst hat in den vatikanischen Gärten eine Lourdesgrotte mit einem Brunnen, der wirkliches Gnadenwasser von Lourdes enthält. Der Schreiber dieser Zeilen hat diese niedliche Lourdesgrotte selbst gesehen. Überall, wo Lourdesgrotten errichtet sind, wird viel gebetet, besonders der hl. Rosenkranz.
Wie viele möchten selbst nach Lourdes pilgern, aber es gelingt ihnen nicht. Sie besuchen dann gerne nachgemachte Lourdesgrotten und beten dort mit Vertrauen und Demuth, und darum wird auch ihr Gebet nicht selten in auffallender Weise erhört. Die vielen Votivtafeln und Danksagungen, wir „Gott sei Dank, Maria hat geholfen“, oder „mir wurde in einem schweren Anliegen geholfen“, sind ein Beweis für die angeführte Behauptung.

Die Lourdesgrotte in Ottobeuren.
Auch Ottobeuren hat eine Lourdesgrotte. Es ist eine alte Kultstätte. Seit 1100 Jahren wirken die Benediktiner in dem lieblichen Günzthale. Im vorigen Jahrhundert wurde eine prachtvolle Kirche mit einem herrlichen Kloster erbaut, die ihresgleichen sucht. Noch

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war die Kirche nicht ganz fertig, da kam der Sturm der Säkularisation. Alle Klöster in Bayern, auch Ottobeuren wurden aufgehoben. Der Staat zog alle Güter und Waldungen an sich, und aus war es mit der alten Reichsherrlichkeit. Das war eine traurige Zeit. Kunstschätze und alte Handschriften und werthvolle Bücher, die man jetzt um theures Geld ankauft, wo man Überreste findet, wurden verschleudert. In Ottobeuren fiel die Wallfahrtskirche Maria Eldern, der Schmuck des Günthales diesem wüsten Geiste zum Opfer. Ein Baum stand Jahrzehnte lang an dem Platze, wo die schmucke Kirche abgebrochen wurde. Das Gnadenbild, Maria „Eldern“ trug ein Handelsjude in einem Brodsacke fort. Erst nach Jahrzehnten kehrte es nach Ottobeuren zurück und wird in der Kirche verehrt.
Das Kloster Ottobeuren war nie ohne Benediktiner. Einige Väter blieben beieinander und lebten gemeinsam : nur durften sie kein öffentliches Amt bekleiden.
Im Jahre 1835 wurde mit der Abtei St. Stephan in Augsburg, das Priorat Ottobeuren errichtet und zur größten Freude des Volkes kehrten einige Väter in die öden und verlassenen Räume zurück,

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es waren Schweizerherrn aus Maria Einsiedeln.
Am 22. Nov. 1885 waren es fünfzig Jahre, daß die ersten Benediktiner wieder kamen. Zur dankbaren Erinnerung daran errichtete der dermalige Pfarrer, der Schreiber dieses Büchleins eine Lourdesgrotte, die am 22. Nov., es war ein lieblicher Sonntag wie im Mai – in feierlichster Weise eingeweiht wurde.
Dem Gründer der Grotte lag jeder Gedanke fern, eine Wallfahrt zu errichten. Das kann ein Mensch überhaupt nicht ; er wollte nur ein Denkmal setzen. Bald zeigte sich, welche Freude das gläubige Volk an dieser neuen Stätte der Andacht hatte. Selbst in den Wintermonaten wurden viele Rosenkränze gebetet und Marienlieder gesungen. An den Werktagen nach der Pfarrmesse zogen täglich – auch beim schlechtesten Wetter – Männer und Frauen laut betend zur Grotte. Diese Übung dauert fort bis zum heutigen Tage. Von der Geistlichkeit wurde nie dazu aufgefordert, sie legte aber auch kein Hinderniß in den Weg.
Einige Lichterprozessionen an Abenden machten viel von sich reden. Es kamen immer mehr Leute, mitunter weither,

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um zu beten. Nach und nach wurde eine Klause erbaut mit einem Thürmlein, in welchem ein geweihtes Glöcklein hängt, das täglich dreimal den „Engel des Herrn“ durch das Thal hinauf und hinab erklingen läßt. Es wurden Äcker angekauft, Bäume gesetzt und eine Wohnung für den „Wächter bei der Lourdesgrotte“ erbaut. Meßner soll man ihn nicht heißen, ein Einsiedler oder Klausner ist er auch nicht. Seit dem 14. Februar 1888 bewohnt dieses liebliche schön gelegene Haus ein noch rüstiges Ehepaar, die ihrem Sohne ihr Anwesen übergeben haben. Sie besorgen die Gärten, läuten das Gebet, zünden die Lichter an, halten die Wege in Ordnung und er betet die Litanei nach dem Rosenkranz, der im Sommer jeden Abend gehalten wird, im Winter an Sonntagen. Vom Bannwalde wurde eine reichliche Quelle hergeleitet und oben ein Kreuz errichtet, das am 8. Sept. 1886 festlich eingeweiht wurde. Vielfach hörte man den Wunsch äußern, es möge wie an vielen Orten in Würtemberg [Württemberg] den Weg zur Grotte ein Kreuzweg zieren. Es geschah. Derselbe wurde im Januar 1889 aufgestellt und am 14. Febr. von dem hochw. Herrn P. Ludwig, Kapuziner-Quardian in Immenstadt feierlich eingeweiht und mit Ablässen versehen.

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Er ist aus Gußeisen von N. Martin in Würzburg und sehr schön. Wie es nun weiter gehen wird, das werden wir sehen.
An den vier ersten Freitagen der hl. Fastenzeit wird Predigt und Amt gehalten mit Beichtgelegenheit. Beinahe alle auswärtigen Kirchenbesucher gehen auch zur Lourdesgrotte, zu der ein schöner, fester und bequemer Weg führt und die man von der Kirche aus in 10 Minuten leicht erreichen kann. Es ist Regel, daß die Wallfahrer selbstverständlich auch die Pfarrkirche besuchen, wo immer Gelegenheit geboten ist, die hl. Sakramente zu empfangen. So hat die Kirche und Maria Eldern nicht verloren durch diese Andachtsstätte, sondern gewonnen, wurden ja im Jahre 1888 neunundzwanzigtausend hl. Kommunionen ausgetheilt. Manche kommen nach Ottobeuren von der schönen Kirche und dem Kloster mit seinem Museum angezogen und sie besuchen zumeist auch die Grotte.

An dieser Stätte frommer Andacht steht oder kniest du nun, um zu beten.
Schau noch die Heiligen an, die aus Marmor gehauen bei der Grotte stehen, es ist der hl. Benedikt Labre und die hl. Germana, deren Bilder auch in Lourdes im Vorzeichen der Kirche angebracht

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sind, und der hl. Joseph, unser treuer Freund der hl. Gottesmutter steht oben im Garten als Schutzherr der Grotte und weist auf sie hin. (Kath. Kinderbibliothek 4. und 6. Bändchen. Kempten, Kösel.)
Benedikt Labre, „der arme Pilger“ ist der Patron aller Pilger und Wallfahrer und die hl. Germana gilt als Patronin der Hirtenmädchen, denn sie hat es als arme Hirtin zur höchsten Ehre gebracht im Himmel und auf Erden „zur Ehre der Altäre“. Weil das Hirtenmädchen Bernadette bei Entstehung der Wallfahrt von Lourdes eine so hervorragende Rolle spielt, darum ist das Bild eines heiligen Hirtenmädchens gewiß am Platze.
Wenn recht viel Gutes geschieht, dann kann die unbefleckte Jungfrau von Lourdes und der hl. Joseph, Benedikt Labre und Germana und alle die in 1100 Jahren vom Kloster Ottobeuren im Himmel sind bei Gott erflehen, daß dieser so schöne Bau, den Benediktiner gebaut, wieder unser Eigenthum werde. Einstweilen gehört das Kloster noch dem Staate. So gut es Wettenhausen, Donauwörth und Ursberg hergegeben, wird er auch diesen Prachtbau verkaufen, der ihn nur Kosten verursacht. Jene Pilger, die einen Sinn

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für diesen Gedanken haben, mögen ein Ave beten und weiter darüber reden. Vielleicht fließen Gaben für diesen Zweck.

In der Nacht vom 1. bis 2. April 1887 richtete eine frevelhafte Hand große Verwüstungen in der Grotte an. Der Bernadette wurde beide Arme abgeschlagen und in die Nische zur lieben Frau geworfen, und ihr Mund mit einem Hammer verstümmelt, den Bildern der Mutter-Gottes die Augen ausgestochen und viele Votivtafeln zertrümmert. Das Wallfahrtsbild blieb unbeschädigt. Gott sei diesem armen Sünder gnädig !
Der Besuch dieser frommen Stätte hat dadurch in gar nichts gelitten, und bald stand eine neue noch feinere Bernadette, ebenfalls aus Paris, am alten Platze.

Um was soll ich beten ?
Um jede gute Gabe, die von oben kommt, darfst du beten, dem beharrlichen Gebete ist Großes verheißen. Bete um den guten Geist, um Vermehrung der Gnaden, bete aber auch in zeitlichen Nöthen und Anliegen für dich und andere. Bei diesen Gebeten müssen wir immer hinzufügen : „wenn es dein hl. Wille ist, wenn's dir, o Gott so gefällt, wenn es gut für mich ist.“

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Der allweise Gott sieht weiter als wir und wird uns nichts geben, auch wenn wir ihn bitten, was uns schaden könnte. Wird ein Vater seinem Kinde das Rasiermesser geben, auch wenn es ihn, vom Glanze angezogen noch so bittet ? Gewiß nicht.
Unser Vater im Himmel ist allmächtig und allgütig und Jesus hat gesagt, um was ihr immer den Vater im Himmel bitten werdet in meinem Namen, etwas wird er auch geben. Seiner jungfräulichen Mutter schlägt er nicht leicht etwas ab. Und wenn er angebettelt wird bei der lieben Frau von Lourdes, so wird er den Bitten ein geneigtes Ohr leihen.
Also bitte nur um das, was du brauchst oder was du wünschest eingedenk des Satzes : „Suchet vor allem das Reich Gottes.“

Du bist am rechten Platze und betest nicht allein. Von dem Platze aus sind in den letzten Jahren sehr viele Bitten zum Himmel gestiegen und die vielen Votivtafeln erzählen, daß die Bitten vielfach erhört wurden.
Das muß dir Vertrauen einflößen und das Vertrauen ist die Seele des Gebetes. Je mehr Vertrauen du hast, desto eher wirst du erhört werden. Hat nicht Jesus

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selbst, so oft er den Kranken wunderbar geholfen hat, jedesmal den Glauben, das Vertrauen gelobt und belohnt? Wenn ihr den Glauben habt so groß wie ein Senfkörnlein, werdet ihr Berge versetzen.

Bitte demüthig, wie der Zöllner im Tempel. Die Gebete aus einem stolzen Herzen dringen nicht zu Gott. Bete beharrlich. Manchmal will Gott lange, lange gebeten sein. Bete in der rechten Gemüthsverfassung. Wie gut wird es sein, wenn du dich ausgesöhnt hast mit Gott im hl. Sakramente der Buße. Wie könnte dich die reinste Mutter gerne hören und erhören, wenn du mit ihrem göttlichen Sohne nicht in Frieden lebst ? Wenn du in rechter Weise und um das Rechte betest, so wirst du Erhörung finden. Bete nicht nur für dich, bete auch für andere. Bist du noch jung, Sohn oder Tochter, für deine lieben Eltern und Großeltern ; bist du Vater oder Mutter, bete für deine Kinder und den anderen Ehetheil, hast du Dienstboten, bete auch für sie. Vergiß die geistliche und weltliche Obrigkeit nicht. Bete für die Kranken, Betrübten und Leidenden und für alle, welche an dieser Stätte schon gebetet haben. Wie schön wäre es, wenn du für alle beten würdest, die in irgend einer Weise dazu beigetragen haben, daß

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Grotte und Kreuzweg stehen, wie sie sind, also auch für alle, die ein Opfer gebracht haben, sie mögen noch leben oder schon gestorben sein. Eine Stätte, wo viel Gutes geschieht, ist eine heilige Stätte, eine Freude der Engel und Gott angenehm.
Laß es dich also nicht gereuen, hieher gekommen zu sein. Opfere alle Schritte und Tritte, die du hieher gemacht hast und auf dem Heimwege machen wirst, im Bußgeiste Gott auf. Bete noch ein Vater unser für alle, die im Verlaufe der Zeit ihren Pilgerstab noch hieher tragen werden.

Was soll ich beten ?
Das schönste Gebet ist und bleibt immer das Vater unser, das Ave Maria und das postolische Glaubensbekenntniß.

Im Rosenkranze sind alle drei Gebete vereinigt. Darum wirst du gut thun, den hl. Rosenkranz an dieser Stätte zu beten, wie du schon auf dem Herwege gethan. Vergiß das Salve Regina nicht, das ein großer Verehrer der allerseligsten Jungfrau gedichtet hat, der selige Hermann der Lahme, Benediktiner auf der Reichenau († 1054). Welche Litanei würde besser passen, als die lauretanische, in der Maria angerufen wird, als „Königin

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des hochheiligen Rosenkranzes“. Ist ja die liebe Frau in Lourdes jedesmal mit einem weißen Rosenkranz erschienen, wie du auch an dem Bilde den hl. Rosenkranz findest.

Wenn es die Zeit erlaubt, so bete auch den hl. Kreuzweg. Keine Andacht hat so viele Ablässe, wie die Kreuzwegandacht für Lebende und Verstorbene. Und wenn du all das gut und andächtig gebetet hast, dann vergiß das Gotteshaus nicht. Verlaß Ottobeuren nicht, ohne beim Tabernakel den hl. Segen geholt zu haben, ja wenn es möglich ist, scheide nicht, ohne die hl. Kommunion empfangen zu haben. So wirst du den Frieden Jesus mit heimbringen von der Wallfahrt.
Wenn du wieder bei den deinigen weilst, dann gedenke der erhaltenen Gnaden und erzähle auch andern, was du gesehen, gehört und erlebt hast.

Kurze Kreuzwegandacht.
Ich will nun andächtig betrachten, welch schmerzhaften Gang nach Golgatha du für mich gemacht hast, liebster Jesus. Gib mir Mitleid mit deinem bitteren Leiden.

1. Station. Jesus wird zum Tode verurtheilt.
Ich (oder wir) bete dich an und benedeie dich.

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R. Denn durch dein bitteres Leiden und Sterben hast du die ganze Welt erlöst.

Von dir heißt es: „Da übergab er ihnen denselben, daß Er gekreuzigt würde. Sie übernahmen also Jesum und führten Ihn hinaus (Joh. 19, 16). Unschuldig wirst du angeklagt und verurtheilt, unschuldiger Jesus und schweigst dazu.

Wenn sie mich verläumden [verleumden] und Böses gegen mich aussagen, so will ich schweigen und verzeihen. Unrecht geduldig leiden ist ein Werk der Barmherzigkeit. Vater unser (auf dem Wege zur nächsten Station. So jedesmal.)

2. Station. Jesus nimmt das schwere Kreuz auf sich.
Ich bete etc.
„Und er trug sein Kreuz und ging hinaus zu dem Ort, den man Schädelstätte nennt“ (Joh. 12, 17). Wen du lieb hast, den züchtigest du, guter Jesus ; darum will ich das Kreuz, das du mir auflegst ruhig und still tragen. Ich will nichts als was du willst, weil du es willst, so lange du willst. Stärke mich. Vater unser. –

3. Station. Jesus fällt das erste Mal unter dem Kreuze.
Ich bete etc.

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Weil der Mensch sein Haupt stolz gegen Gott erhob, darum liegt der Eingeborene in den Staub hingestreckt.

Wenn ich auch niedersinke unter der Last meines Kreuzes, so will ich doch nicht zagen und den Muth nicht verlieren. Das Beispiel Jesu stärke mich. Vater unser. –

4. Station. Jesus begegnet seiner weinenden Mutter.
Ich bete etc.
„Stark wie der Tod ist die Liebe.“ Die beste Mutter nimmt Abschied von ihrem geliebtesten Sohne. Welch ein Schmerz für ihr Mutterherz ! Du bliebst gottergeben, schmerzhafte Mutter.

So will auch ich Mitleid haben mit den Traurigen und Betrübten, wenn ich auch nicht helfen kann. „Getheilter Schmerz ist halber Schmerz.“ Gib mir o Gott ein mitleidiges Herz. Vater unser. –

5. Station. Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen.
Ich bete etc.
„Und da sie Ihn hinführten, ergriffen sie einen gewissen Simon von Cyrene und legten ihm das Kreuz auf, daß er es Jesus nachtrüge.“
Dein Kreuz kann ich dir nicht tragen helfen, liebster Jesus, du nimmst das,

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was man dem Geringsten thut, so an, als ob man es dir gethan. Darum will ich dem Nächsten sein Loos erleichtern, wie ich kann, durch Theilnahme, Rath, Trost und Hilfe. Die Schadenfreude soll nie in mein Herz kommen. Hilf mir dazu. Vater unser. –

6. Station. Veronika reicht Jesus das Schweißtuch dar.
„Ich will dich lieben, o Herr, meine Stärke und mein Erretter“ (Pf. 17, 18).

Wie muthig macht die zarte Frau die Liebe ! Gott wirkt ein Wunder zum Danke für diese mitleidige Liebe und das Schweißtuch Jesu wird heute noch verehrt.
Ich will nie die Menschen fürchten, wenn es gilt für die hl. Sache Jesu einzutreten. Meine Liebe soll auch mich muthig machen, wenn es gilt, meinen katholischen Glauben zu zeigen. Das verspreche ich dir, o mein Jesus ! Vater unser. –

7. Station. Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuze.

„Der Herr will Ihn zermalmen in der Schwachheit ; unsres Friedens willen liegt die Züchtigung auf ihn“ (Joh. 52, 5).
Welche Demüthigung für Jesus und welche Verlassenheit ! All das meinetwegen.

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Auch meine Sünden drücken den besten Menschenfreund zum zweiten Male auf den Boden.
Wenn mich die Sorgen des Lebens niederdrücken, wenn nirgends Hilfe zu hoffen ist, dann hilf du mir, o Gott und gib mir Muth, Stärke und Hoffnung ! Vater unser. –

8. Station. Jesus ermahnt die weinenden Frauen.
Ich bete etc.
„Jesus aber wandte sich zu ihnen und sprach: Töchter Jerusalems, weinet nicht über mich, sondern über euch selbst und eure Kinder“ (Luk. 23, 28).

Selbst mitten in deinem Elende denkst du mehr an Andere als an dich selbst. Das Unglück Jerusalems geht dir mehr zu Herzen, als dein eigenes herbes Geschick.
Dir sind die Thränen über meine Sünden angenehmer, als Mitleid über deine Leiden. So will ich denn nachdenken über mein vergangenes Leben und verbessern, was sündhaft gewesen. Vater unser. –

9. Station. Jesus fällt das dritte Mal unter dem Kreuze.
Ich bete etc.
„Ich bin ein Wurm und kein Mensch, der Leute Spott und der Verachtung des

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Volkes. Vertrocknet wie eine Scherbe ist meine Kraft“ (Pf. 21, 7).

Überaus schwer ist dir dein Kreuz geworden, doch deine Geduld ermüdet nicht.
So will auch ich nicht müde werden, das mit Geduld zu tragen, was deine liebende Vaterhand über mich verhängt. „Der Himmel ist Alles werth“, dieser Gedanke soll mich aufrecht erhalten. Vater unser. –

10. Station. Jesus wird seiner Kleider beraubt.
„Sie theilen meine Kleider unter sich und über mein Gewand warfen sie das Loos (Pf. 21, 60).
„Sie gaben in meine Speise Galle und in meinem Durste tränkten sie mich mit Essig“ (Pf. 68, 22).

Ganz arm wolltest du werden, lieber Heiland, um mich reich zu machen in Ewigkeit.
Ich will nicht klagen, wenn ich manches entbehren muß. Ich habe immer noch Kleider und Wohnung und frisches Wasser zum Trinken ; du aber hast nichts wohin du dein Haupt legest. Ich will von nun an mit meinem Loose zufrieden sein. Vater unser. –

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11. Station. Jesus wird ans Kreuz geschlagen.
Ich bete etc.
„Meinen Leib gab ich den Schlagenden hin. Mein Antlitz verbarg ich nicht vor denen, die mich lästerten und anspien“ (Joh. 50, 6).

Mitten in den größten Peinen bleibst du geduldig und betest noch für deine Feinde ! Wie bin ich gleich so ungeduldig und aufgeregt, wenn mir etwas Übles begegnet ! Ich kann so wenig von andern ertragen, während sie doch so viel von mir ertragen müssen. Dein Beispiel soll mich die Sanftmuth lehren. Vater unser. –

12. Station. Jesus stirbt am Kreuze.
Ich bete etc.
„O ihr alle, die ihr vorübergeht, sehet, ob ein Schmerz gleich sei meinem Schmerze“ (Jerem. 1, 12).

Obwohl du ganz ohne Sünde warst, schmerzhafte Mutter, so mußtest du doch den Kelch der Leiden bis zur Neige trinken und so bist du die „Königin der Marthyrer geworden“ und bis jetzt die Königin aller Heiligen.
Wenn Gott seinen liebsten Menschen so schwere Leiden schickt, so muß es etwas kostbares sein. Darum will ich mich eher freuen, als jammern und klagen, wenn ich aus dem Kelche trinken darf,

[Einlegeblatt, da Station 13 beim Druck offensichtlich vergessen worden war.]
Zu Seite 27.

13. Station. Der Leichnam Jesu im Schooße seiner Mutter.
Ich bete etc.
Wie viel hast du gelitten, als du, o schmerzhafte Mutter deinen einzigen, geliebtesten Sohn in deinem Schooße liegen sahst. „Oh ihr alle, die ihr vorüber gehet, sehet ob ein Schmerz gleich sei meinem Schmerze.

So will ich den Tod nicht als ein Unglück ansehen, da auch du, die Gnadenvoll, so schwer von demselben getroffen wurdest. Ich will beim Tode meiner Lieben nicht trauern wie jene, die keine Hoffnung haben. Erfleh' mit stille Ergebung in Gottes hl. Willen. Vater unser. –

                                 _______________

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den du selbst deiner Mutter gereicht hast. Vater unser. –

14. Station. Der Leichnam Jesu wird ins Grab gelegt.
Ich bete etc.
Du bist scheinbar unterlegen und doch Sieger. Du bist aus dem Grabe siegreich hervorgegangen und dein Grab ist glorreich. Es war für dich das Ende all deiner Leiden.

Auch für mich sollte das Grab das Ende der Opfer und Leiden sein. Das wird es sein, wenn ich im Glauben an dich, ganz rein gestorben bin. Gerne will ich an mein Grab denken, und stets mich trösten mit der Hoffnung der einstigen Auferstehung !
Jesus lebt, mit ihm auch ich, Tod wo sind nur deine Schrecken ? Vater unser. –

Schluß.
Gekreuzigte Liebe ! Laß dir diese kurze Betrachtung und mein armseliges Gebet gefallen und nimm es gut auf, es soll sein ein schwacher Beweis meiner Gegenliebe. O möchte ich doch einen Theil jener Ablässe gewinnen, mir zu Heile und den armen Seelen zum Troste, die vom Statthalter Gottes auf Erden für diese Andacht gewährt wurden. O mein Jesus Barmherzigkeit ! O du Lamm

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Gottes, das du hinwegnimmst die Sünden der Welt, schenk mir deinen Frieden !

Gebet zur allerseligsten Jungfrau Maria.
Heilige Mutter Gottes, „unbefleckte Empfängniß“, ich verehre dich als die Mutter unsers Herrn. Er selbst ehrte dich und war dir dreißig Jahre lang unterthan.

Ich preise dich, weil du den Weltheiland geboren hast. Dein göttlicher Sohn pries dich deshalb, weil du Gottes Wort so lehrbegierig angehört, so fest geglaubt, so genau befolgt hast ! Still, sanft, bescheiden, jungfräulich, rein und unbefleckt dein Herz, unschuldig und schamhaft dein ganzes Leben. O, daß ich dein so schönes Beispiel befolgen könnte !

Groß war dein Glaube an Gottes Wort, stark und fest dein Glaube an seine Vorsehung. In Sorgen und Kummer tröste dich stets der Gedanke : „Der Herr wird alles recht machen !“ Wenn nur auch ich immer auf Gott vertraue ! Er verläßt die Seinigen nicht.
Andere Menschen erfreuen, ihnen helfen, das war deine Freude, o du gütige Mutter. Du theiltest deine Freuden mit Joseph und hast ihn getröstet in Leiden.

Gegen alle Menschen warst du freundlich und gut, mitleidig und dienstgefällig.

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So möchte ich auch werden ! Dein Beispiel soll mich ermuntern, hilf mir auch durch deine Fürbitte ! Oft durchdrang der Schmerz wie ein Schwert deine Seele, du bliebst stark und gottergeben und standest ruhig unter dem Kreuze. Schmerzhafte Mutter ! Erfleh mir Geduld im Leiden und stille Gottergebenheit. Gib mir das, als Geschenk dieser Wallfahrt !

Gebet zum hl. Joseph, zum Troste der Leidenden.
Heiliger Nährvater meines Heilandes und reiner Bräutigam der allzeit unbefleckten Jungfrau ! Du lebtest mit Jesus und Maria zufrieden bei der Arbeit, in Armuth, Kummer und Leiden, geduldig und gottergeben. Nun bist du ganz glückselig mit ihnen in dem Himmel.

Jeden Wink von Gott befolgtest du willig und gern. Du verließest dich ganz auf seine Vorsehung auch in den kummervollsten Verhältnissen, in der drückendsten Lage. An dich, guter, heiliger Joseph will ich denken, wenn es mir schwer fällt die Tugend und meine Pflicht zu üben, wenn Gott mir eine Prüfung schickt, oder die Kirche und weltliche Obrigkeit etwas von mir verlangt.

Wie du, will ich auf Gott vertrauen in Trübsal und Verlassenheit.

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Erfleh' mir bei Jesus und Maria Geduld und Zufriedenheit und eine glückselige Sterbestunde.

Gebet in selbstverschuldeten Leiden.
O mein Gott, ich fühle es, ich bin selbst schuld daran, daß ich leidend und krank in Kummer und Sorgen bin. Ich bereue meinen Leichtsinn und meine Thorheit.

Vater, du willst nun dein Kind züchtigen, doch hast du keine Freude daran, es leiden zu sehen, du willst bessern und retten und mich bewahren vor der ewigen Verdammniß. So sehe ich meine Leiden an. Ich will mich bessern, will in Zukunft verständiger handeln und nie mehr den Tugendweg verlassen. Hilf mir diesmal noch und ich will dir stets dankbar sein und dir nur Freuden bereiten.

Willst du aber mir mein Kreuz nicht abnehmen, dann gib mir wenigstens Geduld und Ergebung in deinen heiligen Willen. Ich opfere dir alle Mühe dieser Wallfahrt auf zur Sühne in Verbindung mit den vielen Schritten, die Jesus der gute Hirte, für mich das verirrte Schäflein gemacht hat.

Gebet für Andere.
Nun habe ich nur für mich und meine Anliegen gebetet. Jetzt will [ich] auch noch für andere beten.

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Ich bitte dich, o liebe Gottesmutter für meine Eltern. Gott möge ihnen alles vergelten, was sie mir gethan. Nimm sie in deinen Schutz. Erfleh ihnen Weisheit und Geduld und Beharrlichkeit und Gottes Segen in allen Unternehmungen. Und wenn sie im Fegefeuer leiden vielleicht meinetwegen, so möge ihnen Gott bald geben die ewige Ruhe und ihnen das ewige Licht leuchten lassen.

Ich möchte in mein Gebet und in die Verdienste dieser Wallfahrt einschließen alle, die mir nahe stehen, mit denen ich daheim umgehen und arbeiten muß, für alle meine Hausgenossen. Deiner mütterlichen Liebe möchte ich empfehlen meinen Seelsorger, meinen Beichtvater, die Kinder und Kranken unserer Pfarrei und alle Soldaten !
Besonders bitte ich dich für die Armen und Nothleidenden.

Laß dir empfohlen sein der Papst, die Bischöfe und Priester und insbesondere alle Missionäre.

Wer etwas zu dieser Wallfahrt beigetragen hat duch Arbeit, Opfer und Ermunterung und alle, die hier schon gebetet haben, empfehl ich innig deiner Liebe und deinem Schutze. Vergilt ihnen reichlich ihre Liebe und jenen, die im Fegfeuer leiden, mögen die Opfer und

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Schritte, die sie hiehergemacht zum Troste gereichen.

Und nun bitte ich dich noch für alle, die heute mit mir hier gebetet haben und mit denen ich auf dem Heimwege zusammentreffe. Laß auch die Gegner von Lourdes und von dieser Grotte deiner Liebe und Fürbitte empfohlen sein, o du gütige, du milde, du süße Jungfrau Maria !

Wem ist die liebe Frau am meisten geneigt ?
Die hl. Gottesmutter liebt alle Menschen, sie ist das Heil der Christen, ganz besonders aber ist sie zugethan den frommen Kindern, den Kranken und Leidenden und den Sündern.
Wie sie in La Salette und in Philippsdorf in Böhmen Kindern erschienen ist, so auch in Lourdes einem armen aber frommen und unschuldigen Mädchen. Jesus ist der göttliche Kinderfreund, Maria liebt als gute Hirtin besonders die Kinder.

Die liebe Frau von Lourdes sieht es gerne, wenn Kinder zu ihr kommen. Fromme Kinder gehen auch gerne zur Lourdesgrotte. Am Schlusse ist ein Lied angefügt, das die Anstaltskinder gut und gerne singen. Eltern laßt eure Kinder zur Lourdesgrotte, schickt sie hin, aber nicht zur Zeit des Gottesdienstes. Bei

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uns besteht ein schöner Gebrauch, daß für schwer Kranke sieben Kinder auf einmal zur Grotte geschickt werden, daß sie dort für die kranke Person beten.

Für die kranke Menschheit ist die liebe Frau insbesondere Helferin. Ganze Krankenzüge kommen im Sommer nach Lourdes, die vornehmsten Herrn tragen die Kranken vom Bahnhof zur Grotte und ins Bad. Zahlreich sind die Wunder und auffallenden Heilungen, die in Lourdes und durch das Lourdeswasser an vielen Orten geschehen, oft gerade in Fällen, wo menschliche Kunst nichts mehr vermochte.

Viele werden allerdings selbst in Lourdes auch nicht geheilt, dann bekommen sie aber Geduld im Leiden, Freude davon und eine glückselige Sterbestunde. Wie gerade in Lourdes Maria sich zeigt als „Heil der Kranken“, so auch als „Trost der Betrübten“ und „Zuflucht der Sünder“. Viele Schwermüthige, Betrübte versuchten und gemüthskranke Menschen haben in Lourdes und an vielen Orten durch Lourdeswasser und Novennen zur lieben Frau von Lourdes Linderung und Befreiung von ihren Leiden gefunden.

Und wie viele Sünder und ungläubige Menschen sind in Lourdes wunderbar bekehrt worden und an andern Orten

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durch Bücher und Predigten über Lourdes, durch Gebete an der Lourdesgrotte und gläubigen Gebrauch diese Gnadenwassers. Eine Bekehrung aber ist kein geringeres Wunder als eine Todtenerweckung. Manche, die am Selbstmorde waren, hat die liebe Frau von Lourdes aus ihrer Verzweiflung herausgerissen.

Schicket die Betrübten, die Schwachgläubigen, die Muthlosen und Verzagten nach Lourdes oder in eine Grotte, die nachgemacht ist und betet viel zur lieben Frau von Lourdes für verirrte Brüder und Schwestern, für verstockte Sünder.
Gerade unsre arme Zeit, in der es so viele Elende und Betrübte, so viele Nervenkranke und Verzweifelte gibt, ist die liebe „Frau von Lourdes“ wahrhaft eine Mutter der Barmherzigkeit. Spiel solchen Leuten diese Büchlein oder ein anderes in die Hand, mach sie bekannt mit Lourdes und du übst ein Werk der Barmherzigkeit. Sie ist ja erschienen, um zu helfen, und viele Katholiken wissen auch nichts von ihr ! Traurige Wahrheit ! Sie ist doch erschienen, um zu helfen, und so viele weisen diese Hilfe zurück.

Lied an der Grotte von Lourdes.

1.
Lourd's Felsenhöhen ragen,
Als Thron der Königin,

35

Der unsre Herzen schlagen
In liebetreuem Sinn.
Ave Maria.

2.
Als betend hier die Kleine
Kniet mit dem Rosenkranz,
Da offenbart die Reine
Sich ihr im Himmelsglanz.
Ave Maria.

3.
Wie süß die Worte klangen
Als sich ihr Mund erschloß,
„Ich bin, die ward empfangen
Ganz rein und makellos.“
Ave Maria.

4.
Und Bernadett verkündet
Der Unbefleckten Wort,
Die frohe Kunde findet
Ein Echo fort und fort.
Ave Maria.

5.
Viel tausend Pilger wallen
Zum Grottenheiligthum,
Die Felsen wiederhallen
Der Unbefleckten Ruhm.
Ave Maria.

6.
O segne uns die steigen
Hinan zu deinen Höh'n
O woll dich zu uns neigen
Und gnädig auf uns sehn?
Ave Maria.

36

7.
Zieh' uns aus Leid und Sünden
Nah an dein Mutterherz,
Laß dort uns Zuflucht finden,
Ausweinen unsern Schmerz.
Ave Maria.

8.
Schließ unser Aug im Sterben
Mit deiner Mutterhand
Und führ' als Himmelserben
Uns ein ins Vaterland.
Ave Maria.

9.
Das Lob der Sündenreinen
Erschalle weit und breit ;
Laß alle uns vereinen
Sie grüßend jederzeit.
Ave Maria.

Lied der Kleinsten an der Grotte.

Wie ist's so lieb, so still, so traut,
Bei dir Maria Lourdes (Lurd)
Es zieht mich hin wo schön gebaut
Die Grotte für dich wurd'.

    * * *
Es rauscht der Wald, es spricht die Quell
Man hört es allerort :
Maria Lourdes, Maria Lourdes,
Du schönster Gnadenort !

Zu dir eilt Alles, Groß und Klein,
Der Greis, der Mann, das Kind ;

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Bei dir ist gar so gut zu sein,
Da weht die Luft so lind.

    * * *
Das fühlet Jeder Gottes Näh,
Es wird ihm leicht ums Herz,
Allüberall, wohin ich seh'
Weist alles himmelwärts.

    * * *
Das Kreuz, das in die Ferne blickt
Das Bild der lieben Frau,
Der Beter Schaar, so still entzückt
Der Wald, die grüne Au.

    * * *
Sie alle rufens laut ins Land
Und wir, wir stimmen ein :
Von allen möge bald gekannt
Die Gnadenmutter sein.

In der Grotte zu Ottobeuren.

1.
In der Felsengrotte Mitte
Steht die Jungfrau mild und klar,
Wie so manche fromme Bitte
Hört die Mutter wunderbar.
    Vor dem Altare
    Fließet die Quell,
    Plätschert die klare
    Die heilige Quell.
2.
„Heil der Kranken“ ruft ein Beter.
Auf zur Jungfrau, Mutter rein,

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Aus der tiefsten Seele fleht er,
Daß sie mildern seine Pein.
    Hör, wie die Quelle
    Spricht von Erhöhung,
    Singet so helle
    Milde Gewährung !
3.
„Zuflucht aller Sünder“ stöhnet
Schwer ein schuldbelad'nes Herz,
Und von bleicher Lippe tönet
Klagend tiefer Reueschmerz :
    „Friede und Gnade
    Jubelt der Quell
    Ladet zum Bade
    An heiliger Stell.“
4.
„Trösterin der Betrübten“
Weint ein armes Mutterherz
„Die du deinen heißgeliebten
Sohn geschaut im Todesschmerz.“
    Seufzend die Quelle
    Rieselt herfür,
    Klaget so helle,
    Weinet mit ihr.
5.
„Helferin der Christen“ dringt es
Aus des Pilgers offenen Mund,
Aus beklemmten Herzen klingt es :
„Hilf o Frau, ich geh' zu Grund.“
    Hör wie der Fluthen
    Rieselnde Kühlung
    Kündet der Gluthen
    Labende Stillung.

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6.
Dürstend nach des Himmels Gnaden,
Gleich dem Hirsch nach Wasserfluth,
Kniet ein Pilger kreuzbeladen,
Sehnt sich nach dem höchsten Gut.
    „Kommet und trinket“
    Murmelt der Quell
    „Maria sie winket
    So freundlich zur Stell.“
7.
Und ein Greis mit Silberhaaren
Sehnt sich nunmehr himmelan
Möchte gerne in Frieden fahren,
Müde auf der Lebensbahn.
    „Ewige Wonnen
    Quillen dir dort“
    Selig der Bronnen
    Rieselt dies Wort.
8.
Schaun gnädig auf mich nieder,
Güt'ge Mutter früh und spät,
O verschmäh nicht meine Lieder
Meine Liebe, mein Gebet.
    „Wandle im Frieden“
    Brünnlein quillt,
    „Maria hienieden
    Schütze dich mild.“
9.
Lebe wohl, du Reine Holde,
Lebe wohl, vergiß mein nicht
Aus des Herzens zartstem Golde
Quoll beim Scheiden dies Gedicht.
    Brünnlein, o fließe
    Wenn ich schon fort

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    Und für mich grüße
    Stets an dem Ort
    die unbefleckte Empfängniß.
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Lauretanische Litanei.

Herr, erbarme Dich unser,
Christe, erbarme Dich unser,
Herr, erbarme Dich unser,
Christe, höre uns,
Christe, erhöre uns,
Gott Vater im Himmel, erbarme Dich unser !
Gott Sohn, Erlöser der Welt, erbarme Dich unser !
Gott heiliger Geist, erbarme Dich unser !
Heilige Dreifaltigkeit, ein einziger Gott, erbarme Dich unser !
Heilige Maria, bitt für uns !
Heilige Gottesgebärerin,
Heilige Jungfrau aller Jungfrauen,
Mutter Christi,
Mutter der göttlichen Gnade,
Du allerreinste Mutter,
Du allerkeuscheste Mutter,
Du ungeschwächte Mutter,
Du unbefleckte Mutter,
Du liebliche Mutter,
Du wunderbare Mutter,
Du Mutter des Schöpfers,

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Du Mutter des Erlösers,
Du weiseste Jungfrau,
Du lobwürdige Jungfrau,
Du mächtige Jungfrau,
Du gütige Jungfrau,
Du getreue Jungfrau,
Du Spiegel der Gerechtigkeit, *)
Du Sitz der Weisheit,
Du Ursache unserer Fröhlichkeit,
Du geistliches Gefäß,
Du ehrwürdiges Gefäß,
Du vortreffliches Gefäß der Andacht,
Du geistliche Rose,
Du Thurm Davids,
Du elfenbeinerner Thurm,
Du goldenes Haus,
Du Arche des Bundes,
Du Pforte des Himmels,
Du Morgenstern,
Du Zuflucht der Sünder,
Du Trösterin der Betrübten,
Du Helferin der Christen,
Du Königin der Engel,
Du Königin der Patriarchen,
Du Königin der Propheten,
Du Königin der Apostel,
Du Königin der Blutzeugen,
___________________
   *) Bitt für uns !

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Du Königin der Bekenner,
Du Königin der Jungfrauen,
Du Königin aller Heiligen,
Du Königin ohne Makel,
Du Königin des hochreinen Rosenkranzes, bitt für uns !
O du Lamm u.s.w.  Herr, erbarme u.s.w.
* Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir, o hl. Gottesgebärerin ! Verschmähe nicht unser Gebet in unseren Nöthen, sondern erlöse uns jederzeit von aller Gefährlichkeit, o du glorwürdige und gebenedeite Jungfrau, unsere Herrin, unsere Mittlerin, unsere Fürsprecherin ! Versöhne uns mit deinem Sohne, empfiehl uns deinem Sohne, stelle uns vor deinem Sohne ! Bitt für uns, o heil. Gottesgebärerin ! u.s.w.  Wir bitten dich, o Herr, du wollest deine Gnade in unsere Herzen eingießen, damit wir, die wir durch die Botschaft des Engels die Menschwerdung Christi deines Sohnes erkannt haben, durch sein Leiden und Kreuz zur Herrlichkeit der Auferstehung geführt werden. Durch denselben Christus unsern Herrn. Amen.

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Anhang.
Über die Einweihung der Lourdesgrotte brachte das „Ottobeurer Wochenblatt“

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Nr. 48 vom 26. November 1885 folgenden Festbericht.

Das Ottobeurer Wochenblatt vom 19. Novbr. ds. Jrs. brachte außer drei schwungvollen Sonetten eine Einladung des Herrn Bürgermeisters Kimmerle zur Beflaggung des Marktes auf den 22. Nov. Von diesem Festtage, der so viel Leben und Freude in die Bevölkerung gebracht, vom 22. Nov. 1885 soll nur das Wochenblatt berichten, einfach und schlicht, klar und wahr, damit unsere Nachkommen nach 50 Jahren noch lesen können, wie wir es in dieser Zeit der Jubiläen getrieben haben.

Am Fest Mariä Opferung bewegte sich Abends 7 Uhr ein Fackelzug durch den Klostergarten vor das Refektorium. Dort brachte die Ottobeurer Blechmusik unter Leitung ihres Vorstandes des Martin Fritz sen. eine Serenade dar. Herr Bürgermeister Kimmerle drückte in einer hell und verständlich gesprochenen, schönen Anrede im Namen der Marktgemeinde Ottobeuren die Freude und den Dank darüber aus, daß vor 50 Jahren wieder Benediktiner in dieses herrliche Kloster eingezogen und daß sie seit dem ununterbrochen gewirkt zum Nutzen von Jung und Alt, für Seelsorge und Wissenschaft, für die Pfarrgemeinde

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und Umgebung. Er schloß mit einem Hoch auf das Priorat Ottobeuren das Stift St. Stephan in Augsburg.

Für Ottobeuren dankte im Namen des Konvents in bewegten Worten Herr Pfarrer P. Hermann Koneberg, indem sich der von St. Stephan in Augsburg gesandte Lyceal-Professor Dr. P. Eugen Gebele den Dank auf morgen vorbehielt.

Der hochverehrte Redner sprach davon, wie Ottobeuren stets warmen Antheil genommen an Freuden und Leid seiner Priesterschaft : so 1864 bei dem 100jährigen Jubiläum des Bestehens von Ottobeuren, im Jahre 1880 bei dem 1000jährigen Jubiläum des Benediktiner-Ordens, im Juli dieses Jahres beim 25jährigen Priesterjubiläum ihres Pfarrers. Es hat mitgetrauert, wenn schwere Tage über das Priorat Ottobeuren kamen, so bei dem plötzlichen Tode des unvergeßlichen Pater Magnus [Bernhard] im August 1882, der 25 lange Jahre unermüdet Kaplansdienste versah. Auch heute bewährt sich die alte Liebe und Treue.

Wenn sie, denen diese Huldigung gilt, an die alten Benediktiner denken, dann seien sie beschämt. Was sie gethan, sei wenig und unvollkommen, aber der Wille sei gut, ja der beste.

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Das Band der Liebe zwischen Klerus und Volk werde auf's Neue befestigt u.s.w.
Es wurde des zweiten Gründers gedacht, des Königs Ludwig I. von Bayern. Ein Hoch auf König Ludwig II., „den Herzog in Schwaben“ schloß diese Ansprache.
Am Sonntag den 22. Nov. tönten früh 5 Uhr Böllersalven durch das freundliche Günzthal. Während die Hosanna vom Thurm herab ihren Festgruß nach allen Richtungen der Windrose ertönen ließ, erklang im Klostergarten von der Blechmusik : „O sanctissima.“
Die erste Predigt um halb 9 Uhr hielt Herr P. Godefried [Godefrid] Behr, O.S.B., Kaplan dahier, über das Klosterleben und die Beziehungen des Klosters zur hiesigen Bevölkerung. Selbst bewegt wußte der beliebte Kanzelredner seine Zuhörer auch zu rühren. Das levitirte Amt hielt der Herr Pfarrer.
Nachmittags sollte die von Meister Widerhut und Maurermeister Madlener errichtete und von Meister Robert Plersch mit einem geschmackvollen Gitter versehene Lourdesgrotte eingeweiht und die Statue (von Paris) übertragen werden, die von den frühesten Morgenstunden an in der Kirche besucht und gelobt wurde.

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Die Predigt hielt Mittags 1 Uhr Hr. Pfarrer Pater Hermann Koneberg (Lourdespilger von 1878), vor einer großen Menge Volkes.
Im Eingange sprach er davon, daß er seiner lieben Pfarrgemeinde zu diesem Jubiläum die Lourdesgrotte verehren wolle. Er sprach über die Erscheinungen in Lourdes im Jahre 1858 und wie sie so viel dazu beigetragen, den Glauben in unsrer Zeit neu zu beleben, besonders an die unbefleckte Empfängniß und das unfehlbare Lehramt des Papstes und den Gebetseifer, besonders zum hl. Rosenkranz aufs Neue zu wecken, und wie sie Tausenden bis jetzt schon Kranken, Betrübten und Sündern so viel Trost gebracht haben.
Am Schluss dankte er in herzlichster Weise allen, die dazu beigetragen, daß dieses Denkmal in so kurzer Zeit zu Stande kam und bat, dieses Heiligthum in Ehren zu halten und lud alle ein, es mit Vertrauen zu besuchen.
Nachdem acht weißgekleidete Mädchen ein schönes Gedicht gesprochen hatten, wurden drei Strophen vom Lourdeslied gesungen und die Statue vom Prediger eingeweiht. Hernach trugen acht Knaben ein Lied vor. Ihm folgte der Schluß des Liedes.

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Nun bewegte sich eine großartige Prozession zur schön geschmückten Lourdesgrotte, beim lieblichsten Wetter.
Das Madonnenbild trugen 28 Jungfrauen der Pfarrgemeinde in malerischer Tracht, abwechselnd. Fünfzehn Kinder trugen die 15 Geheimnisse des Rosenkranzes. Die Feuerwehr hielt Ordnung. Die Vereine, die Verwaltungen und viel Volk zog mit hinaus. Die Schulknaben hatten blau-weiße Fähnchen, die Mädchen [eben]solche Schürzen.
Bei der Grotte wurde das Pilgerlied gesungen und von Kindern folgendes, von Markus Molitor (Hr. Pfarrer Markmiller von Benningen) [Franz Xaver Philipp Markmiller aus Höchstädt, 1825 - 1902, Pfarrer in Benningen von 1884 - 1902] verfaßte Gedicht gesagt.

Gebet des Volkes.

Maria, Wunderhort der Pyrenäen !
Zum Alpenrande kam dein Wunderbild.
So laut gegrüßt in Allgäus Waldgefild.
In Ottobeurens Gnadenjubiläen.
O, wenn die Wunder auch bei uns geschähen,
Wie dort, wo deine Quelle heilsam quillt,
Doch ach, dort blicktest du gar traurig, mild,
Wir weinten, wenn wir dich so traurig sähen !
Du holde Bergfrau sollst bei uns nicht weinen !

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Nicht wie am Bergabsturz von Nazareth,
Am Kreuzesberg und bei des Grabes Steinen,
Komm freudig her, wie zu Elisabeth,
In dieß Gebirg, wo sich zum Gruß vereinen,
„Magnificat und Rosenkranzgebet“.

Nun wurde das Magnificat von Pater [Theodor] Klarer gesungen. Hierauf hielt Hr. Dr. Gebele O.S.B. eine überaus herzliche Ansprache, die sehr viele bis zu Thränen rührte. Er empfahl dieses neue Heiligthum, forderte zum Gottvertrauen auf und zum Gehorsam gegen die Kirche und ihre Priester und gegen den Pfarrer, der durch dieses Geschenk seinen Pfarrkindern dauernd eine Freude machen und Nutzen stiften wollte.
Dann nahm er die kirchliche Weihe der Grotte vor.
Nun lüftete sich der blau-weiße Vorhang und das liebe Bild, hold von der Sonne beschienen, wurde allen sichtbar. Wer es sah, freute sich und wird diesen Augenblick nie mehr vergessen.
Um halb 4 Uhr kehrte die Prozession mit ihren schönen Fahnen wieder in die Kirche zurück.

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Diese Woche ward die Grotte täglich schon zahlreich besucht. Manche habe auf dem Wege hin und her laut und gemeinsam gebetet.
Es sind nun Sitzbänke und bei der Quelle Trinkbecher angebracht. So weit der Festbericht.

Über die Einweihung des Kreuzes brachte das Ottobeurer Wochenblatt in Nr. 36 vom 9. Septbr. 1886 folgenden Bericht :
Unser viel besuchter Markt hat wieder ein Fest gesehen und mitgefeiert. Das Kreuz, das schon lange über der Lourdesgrotte steht und ernstmahnend in's Land hinausschaut, sollte endlich eingeweiht werden am 8. Septbr., am Feste Mariä Geburt.
Das Frühamt sang Hr. Dr. P. Eugen Gebele vom Nov. v. Js. her noch im besten Andenken stehend, der Nachmittags halb 2 Uhr auch die Einleitungsrede zur Kreuzweihe in herzlicher Weise hielt,

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wie man es von diesem vortrefflichen Redner gewohnt ist.
Die Morgenpredigt hatte Hr. Pater Wilhelm Gereinder gehalten. Der dazu bestimmte Lourdespilger, Hr. Dekan Schild konnte wegen Mangels an Aushilfe erst Mittags erscheinen. Mit ihm kam Hr. Dr. Hofele von Ummendorf in Württemberg, Jerusalems- und Lourdespilger, der am Nachmittag die Kreuzweihe vornahm, an die er eine längere Rede anschloß. Das Hochamt hatte Hr. Inspektor Reiser von Türkenfeld gehalten, der in seiner Pfarrei im Vorjahre eine Lourdesgrotte errichtet, die der Pfarrer von Ottobeuren einweihte.
Nach der Nachmittagspredigt wurde eine Prozession in den Klostergängen gehalten, die sich dann zur schön geschmückten Lourdesgrotte bewegte, begrüßt vom Glöcklein der Klause. Sie war nicht so großartig wie die am 22. November 1885, aber immerhin recht schön und erhebend. Viel Volk war vorausgeeilt, das sich um die Anhöhe gesellt hatte.
Diese Gruppe bildete einen prächtigen Anblick. Einige Geistliche der Nachbarschaft begleiteten diese Prozession wie im Vorjahre ; viele Männer, der Josephsverein,

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Veteranenverein und Gesellenverein gingen laut betend mit.
Während der Anrede, die weithin vernehmlich war, hörte man in der Ferne den Donner rollen. Die Feier war um halb 5 Uhr zu Ende. Bald darnach brach ein heftiges Gewitter los.
Auch diese Feier und Prozession machte allenthalben tiefen Eindruck. Deo gratias.
____________________________

Über die Einweihung des Kreuzweges brachte das Ottobeurer Wochenblatt Nr. 8 vom 21. Februar 1889 folgenden Bericht :

Die feierliche Einweihung des Kreuzweges bei der „Lourdesgrotte“ in Ottobeuren.
Wer der Einweihung der „Lourdesgrotte“ beigewohnt 1885, der konnte ahnen, daß auch die Einweihung des Kreuzweges nicht minder feierlich sich gestalten werde und ein Ehrentag für das Priorat und den Markt sei. Der Morgen brachte sehr viele Pilger von nah und fern. Früh halb 8 Uhr war Frühpredigt, für die kommunizirenden Schulknaben und die bereits in der herrlichen Eldern-Basilika angekommenen Festgäste, die Beichtstühle waren theils mit Patres, theils mit Weltpriestern besetzt. Der

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Klerus von nah und fern hatte sich zahlreich eingefunden, so daß auch viele hl. Messen waren. – Um 8 Uhr bestieg der Festredner Hochwürden Pater Quardian Ludwig von Immenstadt die Kanzel, der gefeierte Missionar, mit dem Feuer eines zweiten Pater Kapistran hielt derselbe eine mustergültige Predigt über das innere und äußere Leiden Jesu und legte seinem Vortrage die Worte im Propheten Ezechiel 2, 9 und 3, zu Grund : „Menschensohn ! iß dieses Buch, das da beschrieben ist von innen und außen !“ Was aber im Buche geschrieben stand, war Trauer, Klage und Weh. Und der Geist des Herrn sprach zum Propheten : „Menschensohn höre, was ich dir sage : Dein ganzes Innere werde angefüllt von diesem Buche, das ich Dir gebe.“ Die tiefempfundenen Worte rührten sichtlich und rissen Alle zur Begeisterung hin und es hieß allgemein : „Der kanns !“ Hierauf folgte das feierlich von Pater Prior Petrus Baur celebrirte Hochamt, dessen Festklänge dem hiesigen Musikchor und dessen Dirigenten Herrn Lehrer Vicari alle Ehre machte. Nun entfaltete sich die festliche Prozession, an welcher zahllose Pilger und Einheimische theilnahmen, der Klerus in Chorröcken, die Patres in der malerischen Chorkutte. Unter den anwesenden Klerikern

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befanden sich auch die königlichen Schulinspektoren von Frechenrieden und Türkenfeld, sowie Hr. Dekan Schild von Donaualtheim und viele Pfarrherren der Umgebung. Der hochw. Officiator P. Quardian nahm im blauen Festornat in erbauender und feierlicher Weise die Einweihung vor unter der korrekten Assistenz der hochw. P. P. Godefried Behr und Pater Wilhelm Obermayr, O.S.B.  Auf dem Hinweg wurde der schmerzhafte Rosenkranz gebetet. Die Prozession gewährte einen malerischen Anblick, denn die schönen wallenden Kirchenfahnen durch Schneefluren einherziehen zu sehen, ist ebenso selten als schön, im Zug war musterhafte Ordnung. Möge es dem Herrn Pfarrer Pater Koneberg, O.S.B. gegönnt sein, durch milde Gaben das Begonnene zu vollenden durch Aufstellung einer großen Kreuzesgruppe und der sieben Schmerzen Mariä um die Grotte herum. Also meine Lieben kommt fleißig im Frühjahr und Sommer zur Grotte, kommt schon an den Fastenfreitagen und bringt ein gutes Schärflein mit, die Besichtigung des Kreuzweges wird auch sichtlich erfreuen und Maria wird euch es reichlich belohnen. Auch das Museum war gut besucht, dessen Custos Professor

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Kuhn gegenwärtig an einer neuen Auflage des Geschichtskalenders unermüdet arbeitet, den ich zum Voraus dem gelehrten und nicht gelehrten Publikum empfehle. Auch vom Gründer der Lourdesgrotte sind zwei Werke unter der Presse, nämlich ein Büchlein über den heil. Geist und die Lourdesgrotte von Ottobeuren für Wallfahrer.

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Inhalts-Verzeichniß.

                                                      Seite
1) Wozu bist du hiehergekommen ?          3
2) Was ist Lourdes ?                             4
3) Die Nachbildungen                            9
4) Die Lourdesgrotte in Ottobeuren        10
5) Um was soll ich beten ?                    16
6) Was soll ich beten ?                         19
7) Kurze Kreuzwegandacht                    20
8) Gebete                                          28
    1) Zur lieben Frau                            28
    2) Zum hl. Joseph                            29
    3) In selbstverschuldeten Leiden        30
    4) Für andere                                 30
9) Wem ist die liebe Frau am meisten geneigt?    32
10) Lied an der Grotte von Lourdes          34
11) Lied der Kleinsten in Ottobeuren         36
12) In der Grotte zu Ottobeuren              37
13) Lauretanische Litanei                       40
14) Anhang                                         42
[Inhaltsverzeichnis                               55]    

[56]

Druck von Joh. Aschenbrenner, München.

[rückseitiges Cover]

Ende der Abschrift (Helmut Scharpf, 04/2019)

Die weiteren Fotos zeigen die Figuren in und um die Grotte herum. Die Figuren auf den Stelen am Rosenkranzweg, der vom Kneipp-Aktiv-Park zur Lourdesgrotte führt, wurden 2011 vom Apfeltracher Künstler Franz Höchstötter geschaffen (alle Fotos vom 12.04.2019)

Urheber

Hermann Koneberg

Quelle

Sammlung Helmut Scharpf

Verleger

Helmut Scharpf

Datum

1889

Rechte

gemeinfrei