18.11.1926 - Glockenweihe
Titel
Beschreibung
Die Glockenweihe war 1926 neben der Erhebung der Klosterkirche zur Basilika (am 25. Januar 1926 durch Pius XI.) das größte gesellschaftliche Ereignis. In immerhin zehn Ausgaben des Ottobeurer Volksblatts wurde darauf Bezug genommen.
Über die Ausstattung der Basilikatürme mit Glocken schrieb der Glockensachverständige der Diözese Augsburg, Pater Stefan Ulrich Kling, auf der Homepage der Pfarrei:
„In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bestand das Hauptgeläute der Basilika nur aus drei Glocken: der kleinen Hosanna von 1439, die aber 1817 von Johann Spannagel aus Landsberg wegen eines Risses umgegossen worden war, sowie den beiden Glocken von 1477. Diese Glocken läuteten vom Ostturm der Basilika, der Westturm besaß zu dieser Zeit keine Glocken. Zum 1100jährigen Jubiläum des Klosters wurden im Jahre 1864 drei Glocken zur Ergänzung des Geläuts beschafft, darunter als größte die zweite Hosanna mit einem Gewicht von fast 78 Zentnern, einem Durchmesser von 184 cm und dem Nominal (= Schlagton) a. Der Gießer dieser Glocken war Johann Hermann aus dem benachbarten Memmingen. Die zwei kleineren Glocken von Hermann aus dem Jahr 1864 wurden im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken vom Staat beschlagnahmt und eingeschmolzen. Im Jahre 1926 wurde dieser Verlust durch den Neuguss dreier Glocken ausgeglichen: In der Gießerei Radler in Lauingen entstanden die Marienglocke (Gewicht 500kg, Nominal a’), die Benediktusglocke (Gewicht 285kg, Nominal c’’) und, als klangliche Ergänzung zur Hosanna, die sog. Preciosa mit einem Gewicht von 2300kg und dem Nominal c’.“
Von 1926 bis zum Zweiten Weltkrieg bestand das Geläut somit aus sechs Glocken. Im Mai 1942 wurden in Hamburg bis auf eine Glocke alle für Rüstungszwecke eingeschmolzen.
Auf dem Bild, das am 24.11.1926 als Ansichtskarte verschickt wurde, stehen die drei neuen Glocken aufgereiht: in der Mitte die Preciosa, rechts die Benediktusglocke, links die Marienglocke; Abt Dr. Josef Maria Einsiedler steht vor der Preciosa.
Der Text auf der Rückseite der Karte (an: S(eine) G(naden) Nik.(olaus) Wehner, Oberbahninspektor a. D., Augsburg, Rosenaustr. 11/II) ist hier abrufbar. Er bekam von seinen Eltern eine Stellage (Gestell, Regal) zugeschickt, an der er eine Kasse anbrachte, vielleicht als fahrender Händler (?). Die Marktgemeinde Ottobeuren jedenfalls hatte für den Tag der Weihe ein Verbot für auswärtige Händler ausgesprochen und den Markttag verschoben. Die Bürger waren angehalten worden, ihre Häuser festlich zu schmücken.
Der Tag begann mit einem Festzug vom Bahnhof zur Basilika ...
Die Abfolge der Zeitungsmeldungen aus dem Ottobeurer Volksblatt:
15. Juni (S. 3):
Sammlung für den Glockenfonds.
Dieser Tage wird die Einzeichnungsliste zum Glockenfond von Haus zu Haus kursieren. Die Beiträge, die von den Spendern gezeichnet werden, sollen bis zum 1. August bezw. zum Erntedankfest einbezahlt werden. Die Sammlung wird den verehrl. Pfarrangehörigen wärmstens empfohlen.
22. Juni (S. 3):
Glockenprüfung.
Dienstag mittag gegen 1 Uhr läuteten die Glocken unseres Gotteshauses einzeln und zusammen. Es handelte sich, da bekanntlich für die während des Krieges abgelieferten, nun neue Glocken in Auftrag gegeben werden, um eine Stimmungsrprüfung. Diese nahmen Glockensachverständige, ein geistlicher Herr aus Dillingen und ein Vertreter der Firma Gebr. Radier (vorm. G. Wolfahrt), Glocken- und Erzgießerei in Lauingen, vor.