22.11.1885 - Eröffnung der Lourdesgrotte
Titel
Beschreibung
Verschiedene Devotionalien zum Thema Loudesgrotte. Anlässlich des 50. Jahrestags der Rückkehr von Benediktinern nach Ottobeuren (am 13.11.1835) wurde auf Betreiben von Pater Hermann Koneberg am 22. November 1885 eine Marien-Grotte eingeweiht.
Früher verlief zur Grotte - am Ende des Grottenwegs* - ein Kreuzweg. Nachdem dieser jedoch in schlechtem baulichen Zustand war, wurde er auf Betreiben von Pater Karl zur Hundertjahrfeier (1985) abgebaut und im Kloster eingelagert. Sein heutiger Lagerort ist nicht bekannt. Seit der Umgestaltung des Kurparks zum Kneipp-Aktiv-Park (Einweihung am 18.09.2011) wurde neben der Grotte ein Rosenkranzweg gestaltet, der die Gesetze des Rosenkranzes symbolisiert. Der Künstler Franz Höchstötter aus Apfeltrach hat die Motive des Rosenkranzes bildhauerisch verarbeitet. 1985 erfuhr die Grotte eine wesentliche Umgestaltung.
Zwei lokale Pilgerwege, der Ulrichsweg und der Marienweg, durchziehen den Park und finden als sichtbares Zeichen des Glaubens ihren Höhepunkt an der Lourdesgrotte und dem Kalvarienberg.
* Die Bezeichnung Grottenweg wurde in der Sitzung vom 04.09.1934 (lf. Nr. 8) im Gemeinderat unter Bürgermeister Fickler beschlossen. Im Protokoll heißt es:
Es wird beschlossen, dem Weg, der von der Ritter-von-Epp-Strasse direkt zur Grotte abzweigt (bei Haus-Nr. ss3 1/3) die Bezeichnung „Grottenweg“ zu geben.
Die Originale der Devotionalien wurden von Günter Krotil zur Verfügung gestellt. Die Inschrift auf der Abbildung (und eben original auch an der Grotte) lautet:
13. Nov. 1835
Deo Honos
22. Nov. 1885.
Die Schrift:
Koneberg, Hermann: Die Lourdesgrotte in Ottobeuren in Schwaben zunächst für Wallfahrer, Selbstverlag, Ottobeuren, 1889, 57 Seiten, 15 Pf., Format 8,4 x 12,4 cm
mit vielen Detailinformationen zur Lourdesgrotte und ihrem Umfeld ist hier abrufbar.
Eine sechsseitige Schrift von Frater O. Acolyth, OCR, aus dem Jahre 1889 „Die Lourdesgrotte von Ottobeuren“ ist hier in 600 dpi abrufbar. Sie wurde von Rihab Zgued und Helmut Scharpf digital restauriert. Der Gedichttext von Frater O. Acolyth und „Pater W. Gm., OSC“ (gemeint ist der aus dem Zisterzienserkloster Mehrerau kommende Pater Wilhelm Gmeinder, *30.04.1833 in Maria Steinbach, Ordensgelübte in Mehrerau am 18.10.1857, Priesterweihe 25.07.1858, gestorben am 18.10.1889 in Ottobeuren. Er war seit Februar 1884 in Ottobeuren als Hilfspriester tätig.) ist hier in Abschrift abrufbar.
Im Gedichttext ist einmal von „Labres Armut“ die Rede. Zu Benedikt-Joseph Labre (26.03.1748 - 16.04.1783) heißt es im „Ökumenischen Heiligenlexikon“ u.a.
Weitere sechs Jahre lebte er in äußerster Selbstverleugnung in Rom. Visionen und mystische Gnadenbeweise wurden dem in völliger Armut Lebenden reichlich zuteil mit Ekstasen, Verklärung und Zukunftsschau. (…)
Benedikt-Josephs Frömmigkeit war besonders durch das „Vierzigstündige Gebet“ und die Verehrung der Gottesmutter geprägt. Täglich betete er den Rosenkranz. Im Heiligtum in Loreto kam seine Marienfrömmigkeit besonders zum Tragen, in der Kirche Madonna dei Monti in Rom betete er abends die „Lauretanische Litanei“. Auch der Gedanke des miterlösenden Leidens der Maria erfüllte ihn.
Der Text auf der Abbildung von 1903 (Rückseite) lautet:
Gebet.
O seligste Jungfrau! ich komme zu Dir an diesen Deinen Gnadenort, an dem Du oft den Kranken Gesundheit, den Betrübten Trost, den Verlassenen Hilfe, den Sündern Verzeihung und Gnade durch Deine Fürbitte erworben hast, und bitte Dich, auch mir zu helfen, jetzt und in der Stunde meines Absterbens. Amen.
Oberhirtliche Druckerlaubnis erteilt:
Bamberg, 12. Juni 1903, Maurer, Generalvikar.
Franz Schemm, Nürnberg.
Zur Einweihung 1885 erschienen im Ottobeurer Wochenblatt umfangreiche Artikel, die demnächst hier abrufbar sein werden.
Am 7. Februar 1889 wurde von Pater Hermann Koneberg zusätzlich ein zur Grotte führender Kreuzweg eingeweiht (Kurzmeldung im Ottobeurer Wochenblatt Nr. 6 vom 07.02.1889).
In den Ausgaben 35 (vom 29.08.1889) und 36. (vom 05.09.) wurde außerdem Folgendes angekündigt:
Am Feste Kreuz-Erhöhung, Samstag den 14. September wird die Kreuzigungsgruppe bei der Lourdesgrotte in Ottobeuren feierlich eingeweiht. Bei günstiger Witterung ist die zweite Predigt im Freien nach dem zweiten Amte.
In Nr. 32 vom 08.08.1889 standen auf S. 3 Details zum Künstler:
Heute wurde bei der Lourdesgrotte die schöne Kreuzigungsgruppe nach Halbig aufgestellt, eine neue Zierde von "Marienheim". Herr Nikolaus Martin, der dieses Kunstwerk, wie auch den Kreuzweg geliefert, war selbst von Würzburg zur Aufstellung gekommen. Die Weihe findet Samstag, den 14. September, statt.
Das Ereignis nahm in Ausgabe 37 (vom 12.09.1889) die ganze erste Seite ein. In Ausgabe 38 (vom 19.09.) kam es auf den Seiten 3 und 4 zu einem ausführlichen Bericht.
Auch heute noch wird die Lourdes-Grotte gut angenommen, insbesondere zu den Maiandachten. Die Gläubigen entzünden regelmäßig mitgebrachte Kerzen. Es kommen nach wie vor jedes Jahr zwei, drei Gruppen von außwärts.
Zwischen etwa 1942 und 1967 betreuten Anton und Veronika Vetter die Grotte, seit dem 1.10.1967 hat dies Sohn Karl mit seiner Frau übernommen, wobei hier übergangsweise auch deren Tochter und Sohn mithelfen. Etwa um das Jahr 2000 wurde die Grotte zwei oder gar dreimal durch unbekannte Vandalen verwüstet. Karl Vetter wird - wie vermutlich schon sein Vater - „Grotta-Vettr“ genannt.
Auf der Wikipedia-Seite zum Thema Lourdes wird Ottobeuren in der Liste bedeutender Lourdesgrotten aufgeführt. Link.
Das Ottobeurer Wochenblatt Nr. 48 vom 17.06.1899 berichtete auf S. 3 (bzw. durchlaufend S. 241) von einer „Protestnote aller Seelsorgsgeistlichen des Amtsbezirks Babenhausen“ vom 08.06.1899 gegen die Aussage des in Babenhausen erscheinenden Schwäbischen Generalanzeigers „alle guten Katholiken und Christen seien sich über den Lourdesschwindel einig, es verlohne sich nicht der Mühe, darüber ein Wort zu verlieren“, insbesondere mit dem Hinweis, der Papst hätte für die ganze katholische Kirche für den 11. Februar eines jeden Jahres ein eigenes Fest zu Ehren der Erscheinung der allerseligsten Jungfrau in Lourdes eingeführt. Der Ausdruck „Lourdesschwindel“ sei deshalb „nicht bloß eine Verletzung der religiösen Gefühle des katholischen Volkes, sondern ein Angriff auf die kirchliche Autorität und auf eine Einrichtung unserer heiligen Kirche“. Dieser Angriff würde deshalb „mit entschiedenem Protest“ und „mit Abscheu“ zurückgewiesen. Mit Rücksicht auf die katholische Jugend wurden „alle kirchlich treugesinnten katholischen Männer, insbesondere die Familienväter“ ermahnt, „ein solches Volks- und Familienblatt nicht zu halten und in keiner Weise zu unterstützen“.
Die „einmütig und einstimmig gefaßt Resolution“ war am 11.06.1899 von allen Kanzeln des Amtsgerichtsbezirks verlesen worden.