29.12.1930 - Blick in die Klosterwaldstraße
Titel
Beschreibung
Die Ansichtskarte des Spezereiwaren- und Bürstengeschäfts von Maria Locher gewährt uns einen seltenen Blick in der Klosterwaldstraße. Wie viele andere Häuser aus der Zeit wurde es von einem fahrenden Fotografen abgelichtet, die Bewohner nutzten die Aufnahmen für Grüße an die Verwandtschaft oder für Geschäftspost. Hier schreibt Maria Locher (geb. Frommknecht) am 29.12.1930 an ihre Mutter:
Familie Frommknecht
in Ritzen
Weitnau
Frohe Weihnachten & ein gutes neues 1931 wünschen Euch allen nebst vielen Grüßen Marie und Toni Locher.
Liebe Mutter! Kommt doch auch wieder mal nach Ottobeuren?
Im Einwohnerbuch von 1926 ist für die Klosterwaldstraße 25a ein Anton Locher - Taglöhner - eingetragen; 1931 ist er als Erdarbeiter gelistet. Die heutige Hausnummer dürfte 3 sein. 1937 ist unter derselben Adresse auch Maria Locher genannt, als „Händlerin und Spezereihandlung“.
Im Straßenverzeichnis vom Januar 1951 ist unter Hausnummer 3 ein Hans Gromer aufgeführt.
Bei den Spezereiwaren dürfte es sich hier - aufgrund der Nähe zur Schweiz - um Lebensmittel- und Gemischtwaren gehandelt haben (s. Kurzeintrag Wikipedia).
Hermann Schmid kann sich (am 2.8.2014) noch an Maria Locher erinnern. Sie war ein Original, einerseits, weil sie alle Neuigkeiten wusste und die Leute selbst dann stundenlang im Laden waren, selbst wenn sie nichts kauften, anderseits rauchte sie dabei exzessiv Zigarrenstumpen. Es gab nur eine kleine Verbindungstüre zur Wohnung. Man konnte auch am Abend nach Ladenschluss noch kommen und wurde bedient.
Auf der Nordseite des Hauses gab es ein „Hoigata-Bänkle“ für die Allgemeinheit. Es gab in Fässern eingelegte Heringe, knallbunte Süßigkeiten in Glaskugeln (z.B. rote Himbeerbonbons) - für die Kinder das Highlight des Tages. Kurz nach dem Krieg wechselte der Besitz und ging an Hans Gromer, der den kleinen Laden bis etwa in die 60er Jahre betrieb.
Herrn Manfred Foit (30.09.1941-11.12.2015) sei für die Zurverfügungstellung der Karte herzlich gedankt. Scan und digitale Restaurierung: Helmut Scharpf