14.03.1918 - Anna Ripfel bekommt den Meisterbrief als Modistin
Titel
Beschreibung
Anna Ripfel (1895 - 1985) müsste der Familie des Hafnermeisters Josef Ripfel jun. entstammt sein. Im selben Haus wie das der „Geschirrhandlung von Josef Ripfel, Hafnermeister“ betrieb sie bis etwa 1965/70 in der Luitpoldstraße (Haus Nr. 25; vor 1951 Hausnummer 126) einen Hutladen; dann stand der Laden gut 20 Jahre leer als sie im Altenheim war. Der Gebäudeteil wurde ca. 2012 abgerissen, da er baufällig war.
Der Meisterbrief (ca. 41 x 60 cm plus Rahmen) aus Ottobeuren hing fast 20 Jahre in einem Museum in der Oberpfalz. Alexander Freiherr von Eyb aus Schorndorf-Radling betrieb mit seiner Frau Silvia in Wörth-Hofdorf lange Zeit das „Nostalgie-Museum“. Das Museum befand sich in einem 1845 erbauten ehemaligen fürstlichen Forstamt. Die Sammelgebiete des Nostalgie-Museums waren vielfältig und deckten die Zeit von 1800 bis 1950 ab. (…) Es bestand vom 1. Juni 1997 bis zum 4. Oktober 2015. In einem Nebengebäude waren unter anderem Oldtimer, eine Druckerei, eine Schusterei, ein Modeladen und ein Kramladen untergebracht.
Im Artikel der Mittelbayerische Zeitung vom 6.10.2015 (von Walter Schießl: „Das Nostalgiemuseum macht dicht“) wird der Betreiber von Eyb zur Auflösung des Museum mit den Worten zititert: „Aber auch in anderen Heimatmuseen können noch Utensilien aus Hofdorf gebraucht werden. Somit werden wir in mehreren Sammlungen immer wieder Gegenstände von uns entdecken“, sagt der langjährige Museums-Chef ganz ohne Wehmut.
Mit dem hier vorliegenden Meisterbrief verhält es sich genauso wie vorhergesagt. Helmut Scharpf gelang im August 2018 der Ankauf und seit 11.10.2018 steht das dekorative Dokument im virtuellen Museum zum Abruf. (Leider ist der Modeladen aus dem Nostalgie-Museum nicht fotografisch festgehalten worden, denn so ähnlich dürfte auch der Laden in Ottobeuren ausgesehen haben. Auch die Texte wurden vor der Auflösung leider nicht abfotografiert.)
Der Text:
Meisterbrief.
Fräulein Anna Ripfl in Ottobeuren wird hiermit bestätigt, daß sie nach Erfüllung der gesetzlichen Vorbedingungen die Meisterprüfung für das Modistinen-Handwerk mit Erfolg abgelegt hat und somit auf Grund der Bestimmungen des § 133 der Reichs-Gewerbeordnung zur Führung des Meistertitels in Verbindung mit ihrem Gewerbe berechtigt ist.
Memmingen, den 14. März 1918. Die Meisterprüfungskommission für den Bezirk Memmingen. Der Vorsitzende: gez. Robert Bäßler, Kommissionsmitglieder: gez. Karl Kleiber, Paula Raug, Matthäus Braun, Frieda Schwarz
Die Handwerkskammer für Schwaben und Neuburg. Der Vorsitzende: / Der Syndikus: (Namen schwer zu entziffern)
Der Meisterbrief ist im Original schon stark degeneriert und ist nach aufwändiger digitaler Bearbeitung wieder neu auferstanden (siehe Vergleich vorher-nachher).
Eine weitere Geschichte, die die Härte der Zeit dokumentiert, wird demnächst hier zu hören sein: Thea Maier erzählt von ihrer Schneider-Lehre ...