20.10.1929 – Gründungsversammlung des „Katholischen Burschenvereins Ottobeuren“
Titel
20.10.1929 – Gründungsversammlung des „Katholischen Burschenvereins Ottobeuren“
Beschreibung
Vom „Katholischen Burschenverein Ottobeuren“ hat sich das Protokollbuch erhalten. Die Hauptaktivitäten fielen in die Zeit großer politischer Umwälzungen, die Gründungsversammlung fand am 20. Oktober 1929 statt, die Protokolle gehen bis zur Monatsversammlung am 16. Januar 1938, dann erst wieder vom 1. September bis 16. Dezember 1953. Ab 1933 schränkten die Nationalsozialisten die Arbeit der katholischen Vereine immer weiter ein, das Reichskonkordat des Vatikans mit dem Deutschen Reich verschaffte nur eine kurze Verschnaufpause, gleichzeitig zahlte die Kirche mit dem Abschluss des Vertrags (vom Deutschen Reich am 10. September 1933 ratifiziert) einen hohen Preis, denn sie durfte sich in der Öffentlichkeit fortan nicht mehr politisch äußern.
Das auf den ersten Blick harmlos wirkende Protokollbuch mit seinen Standardphrasen und der teils umständlichen Satzstellung offenbart auf den zweiten Blick diesen Kulturkampf zwischen Kirche und Staat. Ergänzung: Die Position des nationalsozialistischen Staats geht aus dem Machwerk von Dr. Ludwig Gengler (1937) hervor, Literaturzitat s. (fast) ganz unten. Den Abschluss bildet ein kurzer Artikel aus dem „Allgäuer Beobachter“ vom 23.06.1933, die katholischen und evangelischen Arbeitervereine werden darin als „staatsfeindlich“ bezeichnet, „weil sie den großen Ausbau hindern und hemmen. Deshalb sei es höchste Zeit, daß sie verschwinden.“ Beispiele in Ottobeuren, die den Verdrängungsprozess belegen, sind der Aufbau einer nationalsozialistischen Bibliothek im Rathaus (bei gleichzeitiger Schließung der Pfarrbücherei), die Weigerung von Bürgermeister Hasel, weiterhin die Kosten für die Wartung der Turmuhren zu tragen – man wollte auf dem Marktplatz eine weltliche Uhr etablieren – oder die Einschüchterung der Pfarrer, wie z.B. eine anonym verschickte Karte vom Reichsparteitag in Nürnberg an den Ollarzrieder Pfarrer Michael Hösle, mit der Zeichnung eines Galgens und der Bemerkung, dass er dafür vorgemerkt sei.
Zurück zum katholischen Burschenverein: Die Ziele des Burschenvereins ergaben sich aus §2 der Satzung: „Zweck des Vereins ist die Erhaltung und Förderung von Glaube und Sitte, Berufstüchtigkeit und Heimatliebe, Freundschaft und Frohsinn unter der männlichen Jugend auf dem Lande.“
Am 20.10.1929 wurde zunächst ein provisorischer Ausschuss gebildet, die Wahl der Vorstandschaft erfolgte erst bei der ersten Generalversammlung am 10.11.1929. Präses war – wie schon beim „Katholischen Gesellenverein“ – ein Benediktiner der Abtei Ottobeuren: Pater Benedikt Boßle / Bossle. Dieser taucht bei der Monatsversammlung am 19.05.1935 letztmals als Präses auf, in der Versammlung am 14.07.1935 wird vom Vorstand laut Protokoll Pater Maurus Zech als „neuer vorläufiger Präses des Vereins“ erwähnt. Man solle „zur Sache halten, nicht auf die Person“, so sein Appell. Vage spricht Pater Maurus von „Vorkommnissen der letzten Zeit“, dass Pater Benedikt „wegen einer Dummheit“ seines Amtes enthoben worden sei. Hier einige seiner Lebensdaten:
*17.09.1894 Pirmasens/Pfalz, Studium am Technikum Nürnberg, Einkleidung 10.05.1923 Ottobeuren, Profess 26.05.1927, Priesterweihe 10.07.1927, Kaplan 1927-1935, Ökonom (Landwirt), 1935-1939 Aushilfe als Kaplan in Scheyern, †22.10.1950 Ottobeuren. Die Memminger Zeitung druckte am 24.10.1950 einen Nachruf ab (s. pdf oben) und berichtete kurz darauf außerdem kurz über seine Beerdigung.
Die Ottobeurer hatten bereits zu einem früheren Zeitpunkt Gelegenheit, einen Einblick in das Thema Buschenvereine zu erhalten: Am 12.07.1914 veranstaltete der Augsburger Diözesanverband in Ottobeuren ein „Burschenfest“.
https://www.ottobeuren-macht-geschichte.de/items/show/358
Den Scan des handschriftlich verfassten Protokollbuchs können Sie hier als pdf abrufen (ca. 72 MB). Die Abschrift (s. docx bzw. pdf) ist inzwischen komplett, sie wurde mit Links sowie einigen Fußnoten versehen. Überschriften und inhaltlich besonders relevante Textstellen wurden fett markiert; Ergänzungen im Text sind in eckige Klammern gesetzt. (Die Links und der formatierte Text ist bislang nur in den Anhängen verfügbar, nicht hier im Textfenster.)
Über beide Versammlungen berichtete das Ottobeurer Tagblatt (= Memminger Volksblatt), die beiden Berichte sind der Transkription vorangestellt. Das Protokollbuch (ca. 20,8 x 16 cm) wurde von Josef Lohr aus Leupolz, dem Sohn des Gründungsvorsitzenden Andreas Lohr (1907 - 89), zur Verfügung gestellt.
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Ottobeurer Tagblatt, Montag, 21.10.1929, S. 6
Ottobeuren, 18. Okt. Gründung eines Kath. Burschenvereins.
Am gestrigen Kirchweihsonntage fand nach dem vormittägigen Hauptgottesdienst im „Hirschsaal“ eine Versammlung statt zwecks Gründung eines kath. Burschenvereins für die Pfarrei Ottobeuren. Im Auftrags von Hochw. Herrn Abt Dr. Einsiedler fungierte als Versammlungsleiter Hochw. Herr P. Maurus, der nach einleitenden Worten Zweck und Ziel des neu zu gründenden Vereines darlegte und zu gutem Gelingen die besten Wünsche des am Erscheinen verhinderten Hochw. Herrn Prälaten überbrachte. Hierauf stellte der Versammlungsleiter Hochw. Herrn P. Benedikt vor, der sich zur Annahme des Präsesamtes bei Zustandekommen des Vereins bereit erklärt hatte. Derselbe nahm nun das Wort, um auf das Programm der Kath. Burschenvereine näher einzugehen, ausgehend von der Losung, die Burschenvater Spannbrucker auf das Banner geschrieben hat: „Glaube und Sitte, Berufstüchtigkeit und Heimatliebe, Freundschaft und Freude“. Die kulturellen Ziele des Burschenvereins erläuternd, der sittlich gefestigte, glaubensstarke Männer erziehen will, ging der letztere Redner über auf die weiteren Programmpunkte des K.B.V.
Durch Vereinsversammlungen, durch das Burschenblatt (reich illustrierte Monatszeitschrift), durch Unterrichtskurse, staatsbürgerliche Schulungskurse, landwirtschaftliche Lehrtagungen usw., sollen die Burschen religiös wie beruflich und staatsbürgerlich geschult werden. Hierauf ergriff der zu der Gründungsversammlung erschienene Diözesanobmann der Kath. Burschenvereine, Herr Haisch - Westerheim, das Wort, der einleitend darauf verwies, wie in der heutigen Zeit von allen Seiten um die heranwachsende Jugend auch auf dem Lande geworben werde. Gerade deswegen sei die Förderung und Unterstützung der Kath. Burschenbewegung notwendig. Das alte Schlagwort der „Jugend von heute“ verweisend, stellte der Vortragende die Notwendigkeit in den Vordergrund, daß eben die Jugend von den Alten geführt werden müsse, wozu für die ländlichen Burschen der Kath. Burschenverein geschaffen sei. Nach den kurz gestreiften Ausführungen der genannten Redner erklärten sich 24 der anwesenden Burschen zum Beitritt bereit, gewiß eine stattliche Zahl, nachdem der Zeitpunkt ein nicht besonders günstig gewählter war. Hierauf wurde bis zu der am 10. November stattfindenden Generalversammlung ein provisorischer Ausschuß bestellt, dem nachstehende Mitglieder angehören: Lohr Andreas, Leupolz; Mayer Joseph, Brüchlins; Abröll Anton, Betzisried. Mit dem Wunsche, daß der neugegründete Burschenverein der Pfarrei zum Segen und zur Ehre, den Burschen selbst zum Nutzen und zur Freude gereichen möge, kam die so schön und erfolgreich verlaufene Gründungsversammlung zu ihrem Ende.
„Gott segne den kath. Burschenverein!“
Ottobeurer Tagblatt, Montag, 11.11.1929, S. 7f.
Ottobeuren, 11. Nov. Kath. Burschenverein.
Die 1. Generalversammlung des am 20. Oktober dieses Jahres für die Pfarrei Ottobeuren neu gegründeten Kath. Burschenvereins, die gestern Sonntag vormittags im „Hirschsaal“ stattfand, erfreute sich eines recht guten Besuches. Nach herzlicher Begrüßung durch den Präses, Hochw. Herrn Pater Benedikt O.S.B., gab dieser einleitend nochmals kurz die Ziele und Bestrebungen des neugegründeten Vereins bekannt, dessen Zweck in Par. 2 der Satzungen dargelegt ist und folgendermaßen lautet: „Zweck des Vereins ist die Erhaltung und Förderung von Glaube und Sitte, Berufstüchtigkeit und Heimatliebe, Freundschaft und Frohsinn unter der männlichen Jugend auf dem Lande.“ Dieser Zweck wird angestrebt durch: 1. religiöse Veranstaltungen, 2. belehrende und unterhaltende Veranstaltungen, 3. berufliche und staatsbürgerliche Schulung und soziale Einrichtungen, 4. Beratungin Rechtsangelegenheiten, 5. Vereinsblätter und Vereinsbücherei, 6. Turnen und Sport (Deutsche Jugendkraft).“ —
Nach den einführenden Worten des Präses wurde zur Wahl der Vorstandschaft geschritten, die mittels Stimmzettel vorgenommen wurde und folgende Mitglieder in die Vereinsleitung berief: Lohr Andreas, Leupolz; Abröll Anton, Betzisried; Schneider Peter, Langenberg; Kille Andreas, Haitzen; Mayer Joseph, Brüchlins; Boxler Jos., Schrallen; Petrich Alexander, Reuthen; Fröhlich Georg, Ottobeuren.
Die Verteilung der Vorstandsgeschäfte erfolgt durch eine spätere Versammlung. Nach Bekanntgabe der Vereinsstatuten, die durch die Versammlung Annahme fanden, gab der Präses bekannt, daß der Verein ebenfalls die Zugehörigkeit zum Verbände katholischer Burschenvereine Bayerns anstrebt, der in Diözesan-, Bezirks- und Gauverbande eingeteilt ist. Es folgte nun die Aufstellung des Winterprogramms, aus dem zu entnehmen ist, daß mit jeder Monatsversammlung, die jeweils am 2. Sonntag im Monat stattfinden soll, ein sachlicher Vortrag verbunden wird, wozu außer den Lehrkräften der Landwirtschaftsschule noch weitere Herren als Redner gewonnen werden sollen. Besichtigungen größerer landw. Güter (Ursberg, Spitalhof, St. Ottilien usw.) werden ebenfalls der fachlichen Weiterbildung dienen Am Sonntag, den 24. ds. Mts., findet eine Führung durch die Ökonomie der Benediktinerabtei statt. In Aussicht genommen sind ferner Kurse zur Fortbildung in den Realfächern, auch soll der Schriftverkehr mit Behörden, Buchführungslehre usw. ins Programm aufgenommen wer den.
Ab nächsten Monat finden in der Landwirtschaftsschule Vorträge der Schüler des 2. Kurses statt, wozu auch den Burschenvereinsmitgliedern der Eintritt und die Teilnahme an der Diskussion freigestellt ist, desgleichen zu Filmvorträgen, die durch die Schule veranstaltet werden. Zu letzteren Veranstaltungen steht der Lehrsaal der Landwirtschaftsschule zur Verfügung. Zur Geselligkeit innerhalb des Vereins wird die Pflege des Gesangs beitragen.
Der Vereinsbeitrag wurde pro Monat auf 30 Pfg. (inkl. Burschenblatt) festgesetzt, die nächste Monatsversammlung findet voraussichtlich am 15. Dezember statt. Während der Diskussion gestellte Wünsche und Anträge fanden ihre Erledigung, desgleichen eine aus der Versammlung (Grimm Joseph-Guggenberg) gestellte Anfrage bezüglich Fehlens des politischen Zieles im Kath. Burschenverein. Die Antwort des Versammlungsleiters ging dahin, daß auch ohne Politik der Burschenverein seine Ziele verfolgen könne und auch hienach handle. Nachdem zu diesem Punkte H. H. Pater Chrisostomus [Chrysostomus] noch kurz Stellung nahm und sich dahin äußerte, daß der Kath. Burschenverein eine Basis bilden solle, auf der sich Viele treffen können zur Verfolgung der gesteckten Ziele ohne politische Tendenzen, nur mit dem einen Bestreben, dem Berufe, der Familie, dem Volke und Staate dienlich zu sein, kam die harmonisch verlaufene 1. Generalversammlung zum Ende. „Gott segne den katholischen Burschenverein!“ —
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Transkription aus dem Protokollbuch des katholischen Burschenvereins Ottobeuren
Gründungsversammlung am 20. Oktober 1929.
Anwesend waren die H.H. Pater Maurus [Zech], Pater Chrysostomus [Schreiber], Pater Benedikt [Boßle], ferner der Diözesanobere der kath. Burschenvereine H. Haisch [und] etwa 30 Bauernburschen.
H.H. Pater Maurus begrüßte namens des Hochwürdigsten Herrn Abtes Dr. Josef Maria Einsiedler, der durch eine Reise am Erscheinen gehindert war, die Erschienenen und begründete die Notwendigkeit eines Burschenvereins in unserer Pfarrei. Als Präses wurde vom H.H. Abt H.H. Pater Benedikt Boßle O.S.B. aufgestellt, der denn auch die bischöfliche Bestätigung erhielt.
Der Präses des neuen Vereins legte dann in knappen Worten den Zweck und die Ziele des Burschenvereins dar, die dann Herr Diözesanobmann Haisch in beredten Worten noch unterstrich.
25 Bauernburschen erklärten ihren Beitritt und zwar folgende:
Lohr Andreas, Leupolz; Rogg Lorenz Leupolz; Albrecht Leonhard Wolferts; Boxler Josef Schrallen; Geiger Johann Reuthen; Fröhlich Georg Ottobeuren; Kille Andreas, Kille Josef, Kille Michael, Kille Johann sämtlich von Haitzen; Petrich Georg Reuthen;
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Dietrich Anton Stephansried; Vollmar Josef Ottobeuren; Mayer Josef Brüchlins; Nägele Martin Ottobeuren, Petrich Adolf, Petrich Anton, Petrich Theodor sämtlich von Betzisried; Schalk Mathäus Reuthen; Abröll Anton Betzisried; Maier Lorenz Betzisried; Abröll Xaver Betzisried; Mayer Alexander Guggenberg; Mayer Johann Gumpratsried; Reiner Xaver z.Zt. Ottobeuren.
Nach einigen Worten des Dankes für die geschenkte Aufmerksamkeit und dem Wunsche um frommes Gedeihen des jungen Vereins schloss der Präses die Versammlung.
Der Gründungstag war insofern ungünstig, als er auf den Kirchweihsonntag fiel und ziemlich schlechtes Wetter herrschte, so daß viele Burschen den Nachbarpfarrgottesdienst besuchten.
Nachschrift: Als provisorischer Vorstand wurden gewählt:
Lohr Andreas Leupolz; Abröll Anton Betzisried; Mayer Josef Brüchlins.
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1. ordentliche Generalversammlung. 12. November 1929. Vormittag ½ 11 h.
Anwesend waren: H.H. Pater Chrysostomus und Pater Benedikt
H.H. P. Benedikt eröffnete die Versammlung mit dem Vereinsgruß und begrüßte die zahlreich Erschienenen. Er legte noch einmal Ziel und Zweck des Vereins dar, entwickelte das Winterprogramm (Fortbildung, Bahnausflüge, Vorträge etc.) und dann wurde zur Wahl einer Vorstandschaft geschritten.
Zuvor erklärten noch 9 weitere Burschen ihren Beitritt:
Abröll Kaspar Betzisried; Schneider Peter Langenberg; Petrich Georg Leupolz; Mayer Johann Brüchlins; Abröll Max Betzisried; Petrich Alexander von Oberhaslach; Petrich Alexander Reuthen; Schafroth [Vorname wird nicht genannt] Ottobeuren; Kutter Hans Geislins.
Aus der Wahl gingen hervor: Lohr Andreas, Abröll Anton Betzisried; Schneider Peter Langenberg; Kille Andreas Haitzen; Boxler Josef Schrallen; Petrich Alexander Reuthen; Mayer Josef Brüchlins; Fröhlich Georg Ottobeuren.
Der Präses begrüßte die neue Vorstandschaft. Nach Verlesung der Vereinsstatuten und Genehmigung derselben sowie der Betrittserklärung zum Landesverband schloß der Präses die angeregt verlaufene 1. Generalversammlung. Eine Anfrage eines Nichtmitgliedes
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betreffs parteipolitischer Einstellung der Jungbauern beantwortete der Präses dahingehend, daß im kath. Burschenverein keine Parteipolitik notwendig sei, daher auch keine getrieben wird.
Ausschußsitzung am 1. Dezember 1929 um 11 h.
Anwesend waren sämtliche Ausschußmitglieder
Aufgestellt wurden als Kassier: Anton Abröll; als Schriftführer: Andreas Kille. In der Beratung wurden folgende Beschlüsse angenommen, vorbehaltlich der Genehmigung durch die Mitgliederversammlung:
Der Ausflug wurde auf das Frühjahr verschoben.
Der Monatsbeitrag wird auf 30 Pfennig festgesetzt und in jedem Weiler von einem Ausschußmitglied erhoben.
Als Vereinslokal wurde kein festes Gasthaus bestimmt, sondern es wird abgewechselt zwischen den Gasthäusern zum goldenen Hirsch, zum Mohren und zur Post. Die nächste Versammlung findet auf der Post statt. Der Präses erklärte sich bereit, Fortbildungskurse anzuhalten, falls sich Mitglieder anmelden.
Die 4malige Generalkommunion wird in der Abtkapelle abgehalten, mit Ansprache des Präses.
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Als vorläufiges Vereinsabzeichen wird vorerst die Verbandsnadel eingeführt.
Damit hatte die Beratung ein Ende, weitere Anträge wurden keine gestellt.
Monatsversammlung am 15. Dezember 1929 im Gasthaus „zum Mohren“ vormittags ¾11.
Die Anwesenheit fast aller Mitglieder war ein gutes Zeichen des Interesses, das dem neuen Verein entgegengebracht wird. Herr Andreas Lohr eröffnete als Vorstand die Versammlung und gab nach Begrüßung des H.H. Präses der erschienenen Mitglieder dem H.H. Präses das Wort zu einem Vortrag über den Gründer der kath. Burschenvereine, Simon Spannbrucker. Daran anschließend erläuterte der Redner die religiöse und wirtschaftliche Not der heutigen Zeit und wies Wege, wie dieser in [etwa?] gesteuert werden könnte. Nach dem Vortrag wurde dann die Ausschußberatung vorgelegt und von der Versammlung zum Beschluß erhoben.
Als neue Mitglieder meldeten sich:
Böckeler Alexander Eheim; Mayer Michael Eheim; Petrich Theodor Reuthen; Petrich Georg Schellenberg.
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Nach gemütlicher Unterhaltung schloß ½1 h Herr Vorstand die Versammlung.
Monatsversammlung am 26. Januar 1930 im Gasthaus zum Hirsch vormittags ½11 Uhr.
Der Vorstand, Herr Andreas Lohr, eröffnete die Versammlung, begrüßte Hochw. Herrn Pater Benedikt (Präses des Vereins), die beiden Herren Landwirtschaftsassessoren Schiener und Stuhl, die Musikkapelle der hiesigen Landwirtschaftsschule und sämtliche Mitglieder, von denen die meisten erschienen waren. Den Mittelpunkt der Versammlung bildete ein Referat des Herrn Landwirtschaftsassessors Schiener über „Zuchtbulleneinkauf“. In klaren, einfachen und leicht verständlichen Worten legte der Redner die Richtlinien dar, nach denen der Käufer eine Zuchtbullens vorgehen muß, um in den Besitz eines wertvollen und zur Erreichung des Zuchtzieles geeigneten Vatertieres zu gelangen. Umrahmt wurden die lehrreichen Ausführungen durch die schönen Weisen der Musikkapelle.
Der H.H. Präses gab noch bekannt die Generalkommunion, welche am nächsten Sonntag stattfindet, eine Faschingsunterhaltung am 23. Februar innerhalb des Vereins, die in einer vorhergehenden Ausschußsitzung beschlossen wurde und einen Ausflug nach St. Ottilien oder Ettal, welcher Mitte
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Mai veranstaltet werden solle.
Als neues Mitglied meldete sich Wüst Martin Brüchlins.
Abgemeldet wurde Josef Kille.
Um 12 Uhr schloß H. Vorstand die anregend verlaufene Versammlung.
Lehrtagung am 19. Februar 1930 im Studiersaal der Landwirtschaftsschule
An dieser Lehrtagung beteiligten sich auch die Mitglieder des Burschenvereins und die Monatsversammlung fiel infolgedessen aus. Es wurden 4 Vorträge gehalten und zwar 1. „Düngergewinnung“ von Herrn Landwirtschaftsrat Lochbrunner Babenausen 2. „Was der Landwirt von den Steuern wissen muß“ von Herrn Direktor Dr. Strom Augsburg 3. „Notwendigkeit und Aufgabe des kath. Jugenderziehung“ von Herrn Sekretär Michel Augsburg 4. „Bäuerliche Selbsthilfe“ von Herrn Landw. Assessor Elling München. Zur Auffrischung in den Zwischenstunden sorgte die Musikkapelle der Landwirtschaftsschule. Um 5 Uhr nahm die lehrreich verlaufene Tagung ihr Ende.
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Faschingsunterhaltung
Am Sonntag, den 23. Februar 1930 hielt der kath. Burschenverein im Gasthaus zur Post abends um 7 Uhr seine Faschingsunterhaltung innerhalb des Vereins ab.
H.H. Präses konnte als Gäste begrüßen H.H. Pater Chrysostomus, die Assessoren der Landwirtschaftsschule, die Landwirtschaftsschüler mit der Musikkapelle und die Mitglieder des Vereins mit ihren Angehörigen, welche zahlreich erschienen waren. Für Unterhaltung war reichlich Sorge getragen. Einige kurze Einakter wechselten ab mit musikalischen Darbietungen und somit kam auch die zahlreich erschienene Jugend nicht zu kurz. So flossen die Stunden rasch dahin, bis der Mitternachtsschlag dem fröhlichen Treiben ein jähes Ende bereitete.
Monatsversammlung am 23. März 1930.
im Gasthaus zum Mohren abends ½8 Uhr.
Der Vorstand Herr Andreas Lohr eröffnete die Versammlung, begrüßte die zahlreich erschienenen Mitglieder von denen ungefähr 40 anwesend waren. Ganz besonders galt sein Gruß dem H.H. Präses, welcher in der vergangenen Woche seinen Namenstag feierte. Der Vorstand
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überbrachte ihm im Namen des Vereins die besten Glück- und Segenswünsche und dankte ihm für seine viele Arbeit und Mühe, die er schon aufgewendet hat für den Verein, mit dem Versprechen, treu zu bleiben für die edle Sache des kath. Burschenvereins und überreichte ihm als äußeres Zeichen ein kleines Geschenk. Den Anschluß daran bildete ein interessanter Vortrag von H.H. Präses über „Freiheit und Unabhängigkeit des Bauernstandes“; angefangen von dem Leibeigendienst bis zur jetzigen Freiheit, und zwar in wirtschaftlicher, sittlicher und politischer Hinsicht. H.H. Präses gab mochmals bekannt den Ausflug, welcher im Mai veranstaltet wird, sowie die Diözesangautagung, welche am Pfingstmontag stattfinden soll, und zwar in Ottobeuren und den Empfang der hl. Osterbeichte und Kommunion am kommenden Sonntag.
Weiter gab er noch bekannt, daß die Schießstätte zur Verfügung stehe, sowie der Turnsaal des Jugendvereins und im Kloster wird ein Lehrgräsergarten errichtet, damit die Mitglieder die verschiedenen Gräser und Unkräuter kennenlernen. Bei Gesang und einigen Vorträgen floß die Zeit rasch dahin und der Vorstand schloß um 11 Uhr die schön verlaufene Versammlung.
Als neue Mitglieder meldeten sich:
Maier Georg Gumpratsried; Maier Alexander Günz; Krug Philipp Halbersberg; Schneider Josef Langenberg; Tschugg Ulrich Wetzlins; Riedele Anton Fröhlins; Maier Anton Langenberg, Freuding Mathäus Langenberg.
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Fortbildungskurs und Besichtigung der Ökonomie des Klosters Ottobeuren
Im Laufe des vergangenen Winters fand ein Fortbildungskurs des Burschenvereins unter Leitung des H.H. Präses in einem Lehrsaale der Landwirtschaftsschule statt, wobei sich 7 Mitglieder beteiligten. Sie wurden unterrichtet im schriftlichen Verkehr, Düngerwesen, Tierzucht u.s.w.
Am 5. April fand eine Besichtigung der Ökonomie des Klosters unter Führung des H.H. Präses statt; an welcher sich viele Mitglieder beteiligten. Er führte uns durch den Pferde-, Kuh- und Schweinestall, in die Siloanlage, Geflügelhof und knüpfte praktische Erfahrungen daran.
Monatsversammlung am Ostermontag, den 21. April 1930. im Gasthaus zum Hirsch ,abends ½ 8 Uhr
Der H. Vorstand konnte als Gäste begrüßen H.H. Präses und H.H. Pater Chrysostomus sowie eine kleine Schar des Jugendvereins, welche durch ihre Streichmusik den Abend verschönern halfen und sämtliche Mitglieder, welche wieder zahlreich erschienen waren.
H.H. Pater Chrysostomus hielt einen sehr interessanten Vortrag, wie
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es komme, daß so viele Katholiken aus der Kirche austreten. Er gab Hauptgründe an, warum sich viele Katholiken dazu bewegen lassen und betonte, wie schlau unsere Gegner es angehen, um sie zum Austritt aus der katholischen Kirche zu bringen und wies Wege, wie dem entgegengearbeitet werden müsse. Hernach kam der Ausflug zur Besprechung nach Oberammergau zum Passionsspiel, wozu sich gleich 20 Mitglieder meldeten.
Die Diözesangautagung wurde nach Kaufbeuren verlegt, wegen schlechter Zugverbindung. Bei günstiger Witterung findet am 11. Mai ein Lehrausflug statt nach Westerhart [westlich von Memmingen], zur Besichtigung des großen Gutes des Herrn Pfeffers. Um 11 Uhr schloß der Vorstand die schön verlaufene Versammlung.
Als neue Mitglieder meldeten sich:
Kick Josef Ottobeuren; Heuek Otto Ottobeuren, Albrecht Michael Wolferts.
Ausflug nach Oberammergau zum Passionsspiel.
Der schon längst beschlossene Ausflug nach Oberammergau wurde am Sonntag, den 18. Mai ausgeführt. Früh um ½ 9h ging es mit dem Lastauto des Herrn Graf über Obergünzburg, Markt-Oberdorf [Marktoberdorf] und Steingaden. Hier wurde Halt gemacht und die merkwürdige Kirche, welche so ziemlich
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alle Baustile in sich vereinigt, besichtigt. Nun ging es der berühmten Wallfahrtskirche Wies zu. Unter Führung wurde diese schöne Kirche mit ihren herrlichen, leichten und zarten Gemälden erklärt. Nach körperlicher Stärkung ging es der bekannten Klosterkirche Rottenbuch zu. Infolge des dort stattfindenden Gottesdienstes war eine eingehende Besichtigung derselben nicht möglich. Weiter ging es der berühmten 72 m hohen Echelsbacher Brücke entgegen, welche sich über die Ammerschlucht schwingt und vor kurzer Zeit [27.04.1930] eingeweiht wurde.
Immer näher ging es bald den Bergen entgegen, Unterammergau, Oberammergau und dem Ziele des heutigen Tages, Ettal. Nach körperlicher Stärkung durch die gastliche Klosterküche waren wir noch fröhlich beisammen mit den Vereinsbrüdern von Ettal. Als man am andern Morgen aus dem Heu kroch, war das Wetter hoffnungslos. Nach dem Besuch des Gottesdienstes in der herrlichen Klosterkirche Ettal und nach dem Frühstück bestieg man wieder das Auto, um zurückzufahren nach Oberammergau, woselbst um 8 Uhr das Passionsspiel begann. Was hier geboten wird, wiegt hundertfach all die Opfer auf, die eine Fahrt zu diesem Spiele mit sich bringt. Nach beendigtem Spiel verließen wir bald das traute Gebirgsdorf und kamen nach dreieinhalbstündiger Fahrt in unserer Heimat wieder an.
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Monatsversammlung am 25. Mai 1930 im Gasthaus zum Hirsch, abends 8 h.
Der Herr Vorstand eröffnete die Versammlung, begrüßte H.H. Präses sowie sämtliche Mitglieder, welche wieder zahlreich erschienen waren. Nach Eröffnung und Begrüßung brachte H.H. Präses [Name?] die traurige Nachricht, daß unser H.H. Prior nach einem langen und schweren Leiden soeben verschieden sei, der stets ein großes Interesse für unseren Verein hatte. Den Mittelpunkt der Versammlung bildete ein Referat des Herrn Vorstandes über Grünlandwirtschaft. Er legte in klaren und einfachen Worten dar, wie unsere Wiesen behandelt, gepflegt und gedüngt werden müssen, damit sie immer einen guten Bestand aufweisen. H.H. Präses gab noch praktische Erfahrungen dazu.
Auf Einladung der kath. Landjugend zur Burschen- und Jungbauerntagung am Sonntag, den 1. Juni in Mindelheim, beschloß sich unser Verein daran zu beteiligen. Auf Anregung des H.H. Präses wird ein Fragekasten errichtet. Die nächste Versammlung wurde wegen der Heuernte bis Mitte Juli verschoben. In einer Reihe von Versammlungen soll in Zukunft 10 - 20 Minuten Staatsbürgerkunde erteilt werden. Um 11 Uhr schloß der Vorstand die Versammlung.
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Burschen- und Jungbauerntag in Mindelheim.
Am 1. Juni veranstaltete der kath. Jungbauernverband Schwaben mit den katholischen Burschenvereinen eine große Kundgebung, die auch von unserem Verein besucht wurde. Der Burschen- und Jungbauerntag wurde eingeleitet mit Gottesdienst und Predigt des Diözesanpräses Balleis [aus] Aitrang. Darauf bewegte sich der Festzug mit Musikkapellen und 40 Fahnen zum Kriegerdenkmal, wo der gefallenen Helden gedacht wurde. In der großen öffentlichen Versammlung referierte der Reichstagsabgeordnete [und spätere Landtagsabgeordnete] Dr. [Michael] Horlacher über die Frage „Wo stehen wir?“
Diözesanpräses Balleis richtete einen Aufruf an die katholische Landjugend. Sein Alarmruf galt ihrer Mobilmachung zum Kampf gegen Neuheidentum und sittlicher Versumpfung. Landwirtschaftsassessor Elling behandelte Fragen aus der Grünlandwirtschaft. Zum Schluß nahm die Kundgebung eine Entschließung an zur Abwehr aller Angriffe auf die kath. Religion, Erhaltung der Heimat, Pflege des Berufes, des Standesinteressenausgleiches und Ablehnung parteipolitischer Sonderbestrebungen. Nach Besichtigung der Landwirtschaft des Englischen Instituts kehrte die kleine Schar wieder in ihre Heimat zurück.
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Monatsversammlung am 13. Juli 1930 im Gasthaus zum Mohren, abends ½ 8 h.
Der Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und konnte als Gäste begrüßen H.H. Präses, H.H. Pater Petrus und sämtlich Mitglieder, die ungefähr zur Hälfte erschienen waren, infolge sehr schlechten Wetters. Von einem Referat wurde Abstand genommen wegen des schlechten Besuches und weil in der nächsten Versammlung die Fortsetzung folgen sollte. Der Abend wurde jedoch gut ausgefüllt durch die gesanglichen Darbietungen des H.H. P. Petrus mit seiner Zupfgeige, welchem der Vorstand auch den besten Dank entgegenbrachte.
H.H. Präses gab noch bekannt die Einladung nach Altötting anläßlich der Seligsprechung des seligen Bruder Konrad in der ersten Septemberwoche, welche dort feierlich begangen wird. Am nächsten Sonntag findet Generalkommunion statt und nach dem Frühgottesdienst eine Ausschußsitzung.
Als neue Mitglieder meldeten sich:
Schindele Magnus Guggenberg; Kutter Ulrich Böglins und Feßler Benedikt Ottobeuren.
Ausschußsitzung am 20. Juli, vormittags 11 h.
Anwesend waren sämtliche Ausschußmitglieder bis auf eines. Der Zweck der Ausschußsitzung war die Anschaffung einer Fahne. Nachdem
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ein Mitglied des Vereins, Herr Josef Mayer, bereits einen provisorischen Entwurf gefaßt hatte, so einigte sich der Ausschuß dahin, daß derselbe noch etwas besser ausgearbeitet werden müsse. Die eine Seite soll den hl. Alexander und Theodor und die andere Seite die Farben grün, weiß, rot mit dem Burschenvereinszeichen darstellen. Die Fahne soll so billig wie möglich infolge finanzieller Schwierigkeiten beschafft werden und soll hauptsächlich für auswärtige Zwecke dienen.
Damit hatte die Beratung ein Ende, weitere Anträge wurden keine gestellt.
Monatsversammlung am 3. August 1930 im Gasthaus zum Hirsch abends ½8 h.
Herr Andreas Lohr eröffnete als Vorstand die Versammlung und gab nach Begrüßung des H.H. Präses, des H.H. Pater Petrus und den erschienenen Mitgliedern dem H.H. Präses das Wort zu einem Vortrag über „Einstellung des Katholiken zum Staate“. Der Redner gab Auskunft über Entstehung und Ursprung des Staates, Aufgabe des Staates, über liberale und sozialdemokratische Richtung, Zweck des Staates, die Sorge für das öffentliche und allgemeine Wohl und Einstellung des Staates zur Kirche. Somit war eine gute Grundlage
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geschaffen für die zwei folgenden Vorträge. Hierauf wurde der Entwurf der Fahne vorgelegt, welcher in der Ausschußsitzung beraten wurde. H.H. P. Petrus sorgte zur Erlernung der schönen alten Volkslieder. Nach guter Unterhaltung schloß um ½12 Uhr der Vorstand die schön verlaufene Versammlung.
Monatsversammlung am 30. August 1930 im Gasthaus zum Mohren, abends ½8 h.
Der Besuch der Mitglieder war ein guter. Herr Andreas Lohr eröffnete als Vorstand die Versammlung und gab nach Begrüßung des H.H. Präses und H.H. Pater Chrysostomus und sämtlicher Mitglieder das Wort dem H.H. Präses zu seinem Vortrag, welcher die Fortsetzung bildete von dem Vortrage der vorhergehenden Versammlung über „Einstellung des Katholiken zum Staate“. Der Redner wiederholte und erklärte nochmals die liberale und sozialdemokratische Richtung, welchen Weg die Katholiken einschlagen müssen, Einstellung des Katholiken zur Revolution und wies hin auf die Wahlpflicht des Katholiken. Ebenso gab er Auskunft über das bürgerliche Recht des einzelnen Bürgers und ganz besonders behandelte er noch den nationalen Gedanken des Staates.
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H.H. P. Chrysostomus hielt noch einen Vortrag über seine Erlebnisse auf der Reise nach Budapest anläßlich der Emmerich-Jubiläumsfeier [Mai bis August 1930]. Er hob besonders hervor, wie ergreifend es ist, zu sehen die große Einigkeit und den Zusammenschluß der kath. Kirche von allen Ländern und erzählte von den Gebräuchen der Ungarn und ganz besonders auch das nationale Gefühl, von welchem sie beseelt sind.
H.H. Präses gab noch bekannt, daß die Vorbereitungen zur Fahne in vollem Gange seien und wies nochmals hin zur Fahrt nach Altötting, wozu sich vorerst nur der Vorstand meldete. Nach guter Unterhaltung schloß der Vorstand um 11 h die schön verlaufene Versammlung.
Bruder-Konrad-Feier in Altötting
Unser Verein war an der großen Bruder-Konrad-Feier am 5. und 6. Oktober 1930 durch H.H. Präses und Vorstand Herrn Andreas Lohr vertreten. Die Landesvorstandschaft der katholischen Burschenvereine beschlossen, den Seligen Bruder Konrad als zweiten Patron der kath. Burschenvereine zu verehren.
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Monatsversammlung am 28. September 1930 im Gasthaus zum Hirsch, abends ½8 h.
Die Versammlung war von den Mitgliedern gut besucht. Der Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte die erschienenen Mitglieder, ganz besonders aber H.H. Präses, H.H. Pater Chrysostomus, welcher als Redner gewonnen wurde und H.H. Pater Petrus. H.H. P. Chrysostomus hielt einen Vortrag über den Katholikentag in Münster. Der Redner betonte, daß in Münster mehr der innere Gedanke, während in Ungarn mehr der äußere Gedanke des Katholizismus zum Ausdruck kam. Er kam auch zu sprechen zur Rede des H. Kardinal Dr. Faulhaber über die 10 Gebote der Stunde und ganz besonders über die Notwendigkeit der deutschen Jugendkraft und forderte auch unseren Verein auf, der DJK [Deutsche Jugendkraft]. beizutreten. H.H. Präses kam noch zu sprechen auf die schwierigen Verhältnisse der jetzigen Zeit und machte an den Zusammenschluß der kath. Vereine und besonders den Anschluß zur DJK. Wozu sich hernach 21 Burschen meldeten. Ebenso erklärte er sich bereit, im Laufe des kommenden Winters einen regelrechten Buchführungskurs zu halten, wofern sich genügend Mitglieder beteiligen. H.H. P. Petrus sorgte wieder zur Erlernung der alten Volkslieder. Um ½12 h schloß der Vorstand die Versammlung.
Als neue Mitglieder meldeten sich: Schneider Josef und Arnold Norbert.
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Ausschußsitzung am 19. Oktober 1930 im Gasthaus zum Mohren nachmittags ½2 h
Anwesend waren sämtliche Ausschußmitglieder.
In der Beratung wurde ein Winterprogramm aufgestellt. Mitte November findet die 2. Generalversammlung statt, die Monatsversammlung im Dezember wird auf Antrag eines Mitgliedes mit einer kleinen Nikolausfeier verbunden. Während der Weihnachtszeit wird eine Weihnachtsfeier, verbunden mit Verlosung und Christbaumversteigerung abgehalten. In der Fastenzeit findet eine Faschingsunterhaltung innerhalb des Vereins statt. In den Versammlungen wird immer ein Vortrag gehalten; wozu Tierarzt Hartmann zugesagt hat. Ebenso wird auch ein Herr der Superphosfatwerke [Superphosphatwerke] gewonnen.
Nach Neujahr wird die Geschichte von Ottobeuren vom Jahre 764 an, etwas näher erklärt. Ausflüge werden gemacht nach Westerhart und dem Lohof [nördl. Mindelheim], zur Besichtigung der vorhandenen Gutsbetriebe. Wenn möglich, sollen sich die Burschen eines Weilers in einem Privathaus alle 4 - 6 Wochen im Winter zusammenfinden, wozu auch der H.H. Präses erscheinen wird.
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[Andere Handschrift!]
Monatsversammlung am 26. Oktober 1930 im Gasthaus zum Mohren.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung mit der Begrüßung des H.H. Präses. Infolge des schlechten Wetters war der Besuch etwas schwächer als sonst, trotzdem hatten sich ca. 35 Mitglieder eingefunden. Als Gäste war eine Gruppe des kath. Jugendvereins anwesend, die durch ihre sämtlichen und gesanglichen Vorträge die Versammlung verschönten. Im Mittelpunkt der Versammlung stand ein Lichtbildervortrag des H.H. Präses über die Gewinnung des Eisens und seiner Veredelung, zum Schluß wurde noch ein Stehfilm [Beim Stehfilm handelt es sich um eine Art Diavortrag. Dabei wurde der Film mit einem sogenannten Bildband-Apparat abgewickelt, und zwar Bild für Bild, wie bei einer Diaprojektion. Dazu gab es zu jedem Bild einen Text, der abgelesen werden konnte.]: „Im Bannkreis der Zugspitze“ vorgeführt, der den Mitgliedern die Herrlichkeiten unserer bayrischen Alpenwelt in sehr gut gelungenen Aufnahmen vorführte.
Als neue Mitglieder meldeten sich: Klotz Josef Gumpratsried; Schneider Josef Leupolz.
Gegen ½12 h schloß H. Vorstand die Versammlung mit der Bitte, am Sonntag, 2. November, sich zahlreich an der Generalversammlung zu beteiligen.
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II. ordentliche Generalversammlung am 16. November 1930.
Trotz des schlechten Wetters fanden sich 35 - 40 Mitglieder ein. Der Vorstand, Herr Andreas Lohr, konnte neben den Vereinsangehörigen auch H.H. Pater Wolfgang [Fella] als Referenten begrüßen. Er sprach über den seligen Bruder Konrad als Vorbild der kath. Bauernburschen. In gemeinverständlichen Worten wußte der Redner aus dem Leben des sel. Br. Konrad jene Züge herauszuschälen, die ganz besonders geeignet sind, auch unsere bäuerliche Jugend zu christlichem Tugendleben anzueifern.
Der weitere Teil der Versammlung bot einen Rückblick auf das erste verflossene Vereinsjahr. Die Kasse wies einen Reinertrag von 41,70 Mark auf. Aus dem Jahresbericht war zu entnehmen, daß die Mitgliederzahl auf 51 angewachsen ist. Dazu kommen noch 3 außerordentliche Mitglieder. Außer der Gründungs- und ersten Generalversammlung wurden 10 Monatsversammlungen mit je einem oder zwei Referaten abgehalten. An öffentlichen Veranstaltungen sind zu nennen: die viermalige Generalkommunion, die Teilnahme an der Lehrtagung der Landwirtschaftsschule, an dem Burschen- und Jungbauerntag in Mindelheim, die Besichtigung der Klosterökonomie, eine kleine Faschingsfeier, den Besuch des Passionsspieles in Oberammergau und die Bruder-Konrad-Feier in Altötting.
In 14 Tagen wird Herr Maier aus Altusried im Gesellenverein einen Vortrag halten über „politische Einstellung“, wozu auch der Burschenverein eingeladen
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ist. Gegen 11 h schloß der Herr Vorstand die Versammlung mit Dankesworten, dem Präses für seine Mühe und Arbeit, die er während des Jahres dem Verein geleistet hat und forderte die Mitglieder auf, treu zur Sache des katholischen Burschenvereins zu stehen.
Gesellen- und Burschenversammlung am 30. November 1930.
H.H. Pater Maurus [Zech] eröffnete als Präses des kath. Gesellenvereins die Versammlung und begrüßte die Mitglieder des kath. Gesellen- und Burschenvereins, H.H. Pater Benedikt und besonders Herrn Mayer, Landwirt aus Altisried, der über das Thema sprach:
„Unsere derzeitige politische Lage und die Notwendigkeit des Zusammenschlusses unserer Jugend zur katholischen Aktion“. Der Redner erörterte in mehr als einstündiger Rede unsere gegenwärtige traurige Finanzlage im Deutschen Reich und zeigte den Weg, der begangen werden muß, um aus dieser schlimmen Lage allmählich herauszukommen. Der Präses des Gesellenvereins H.H. Pater Maurus dankte dem Redner für seine von der Jugend mit großem Beifall aufgenommenen Ausführungen. H.H. Pater Benedikt nahm die Gelegenheit wahr, einige ergänzende Ausführungen speziell die Uneinigkeiten der Katholiken und mahnte, besonders mehr das allgemeine Wohl im Auge zu halten als wie die Interessen der einzelnen Stände.
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Ausschußsitzung am 14. Dezember 1930.
Der Zweck der Ausschußsitzung war die Veranstaltung einer Weihnachtsfeier mit Verlosung und Christbaumversteigerung, um die notwendigen Geldmittel aufzubringen zur Beschaffung einer einfachen und schlichten Vereinsfahne. Die Gewinne sollen – wo möglich – von den Mitgliedern gestiftet werden, damit die Kasse nicht zu stark in Anspruch genommen wird. Für die musikalischen Darbietungen wurde die Streichmusik des Jugendvereins gewonnen. Von den Mitgliedern unseres Vereins soll das Krippenspiel zur Aufführung kommen und der Jugendverein wird uns auch mit einem Spiel beehren. Es wurde folgendes Programm aufgestellt:
1. Eröffnungsmarsch 2. Begrüßung durch den Vorstand 3 Prolog 4. „O Heiland reiß die Himmel auf“ (Jugendv.) 5. Ansprache des Präses 6. Krippenspiel 7. „Stille Nacht“ (gemeinsam) 8. „Musikstück“ 9. „Lippai steh auf“ [Lippei steh auf vom Schlaf] (Burschenverein) 10. Das verhexte Weihnachtslicht (Jugendv.) 11. „Zu Bethlehem geboren“ (Jugendverein) 12. Musikstück (Ländler) 13. Das Wandern (illustriertes Lied) 14. „O fröhliche Weihnacht überall“ (Burschenv.) 15. „Uf’m Berg“ (Burschenv.) 16. Musikstück 17. Christbaumversteigerung 18. „Leise rieselt der Schnee“ 19. Gewinnverteilung.
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Weihnachtsfeier am 28. Dezember 1930 im Gasthaus zum Mohren, abends ½8 h.
Die Feier wurde begonnen durch einen Eröffnungsmarsch, vorgetragen von einer Gruppe des Jugendvereins.
Der H. Vorstand konnte als Gäste begrüßen H.H. Präses, H.H. Pater Petrus, H.H. Pater Chrysostomus, eine Gruppe des Jugendvereins, sämtliche Mitglieder und Gäste, welche zahlreich erschienen waren, so daß der Saal dicht gefüllt war. In seiner Begrüßung hob er besonders hervor die große Bedeutung von Weihnachten für uns Katholiken und wie in der Familie Weihnachten gefeiert wird, so will auch der kath. Burschenverein Weihnachten feiern im Kreise seiner Mitglieder, geschart um den H.H. Präses. Nach Vortrag des Weihnachtsprologs hielt H.H. Präses eine kleine Ansprache. Er hob besonders hervor, daß Weihnachten immer mehr nach moderner, weltlicher und heidnischer Art gefeiert wird und mahnte, wieder mit altem christlichem Sinn Weihnachten zu feiern.
Nun kam das Krippenspiel zur Aufführung und hernach ein lebendes Bild währenddem „Stille Nacht“ gesungen wurde. Ebenso trat der Jugendverein auf, mit einem kleinen Spiele, nämlich das „verhexte Weihnachtslicht“. Während der Feier hatte sich auch H.H. Pfarrer Pater Maurus [Zech] eingefunden und brachte in seinen humorgewürzten Worten zum Ausdruck die Freunde, die uns Weihnachten bringt, aber nicht nur natürliche,
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sondern auch übernatürliche. Die Zwischenpausen wurden ausgefüllt durch die Streichmusik des Jugendvereins und den gesanglichen Darbietungen des Jugendvereins und einer Abteilung des Burschenvereins, unter Leitung des H.H. P. Petrus. Nach Beendigung des offiziellen Teils erfolgte die Christbaumversteigerung, welche einen guten Erlös brachte. Zum Schluße kam die Verteilung der 152 Gewinne.
Monatsversammlung am 18. Januar 1931 im Gasthaus zum Hirsch.
Der Herr Vorstand eröffnete die Versammlung, begrüßte H.H. Präses, Herrn Assessor Hohentanner, die Mitglieder des kath. Gesellenvereins, eine Abteilung des kath. Burschenvereins Hawangen und die Mitglieder unseres Vereins mit einigen Angehörigen, von welchen trotz des schlechten Wetters ungefähr 40 erschienen waren.
Herr Landwirschaftsassessor Hohentanner referierte an Hand von Lichtbildern über die Vererbungslehre. Aus seinem Vortrage war besonders zu entnehmen die große Gesetzmäßigkeit nach welcher sich die Vererbung vollzieht, zuerst erforscht von Gregor Mendel (Augustinerpater).
Auf Wunsch der Mitglieder wird am 1. Februar eine kleine Faschingsunterhaltung innerhalb des Vereins abgehalten. H.H. Präses
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betonte dabei, daß nur Mitglieder mit ihren Angehörigen gegen Karten erscheinen dürfen. Die Zwischenzeit wurde gut ausgefüllt mit Gesang und komischen Vorträgen. Nach einigen Stunden des frohen Beisammenseins mit den Vereinsbrüdern des kath. Gesellenvereins schloß der Herr Vorstand um 11 h die schön verlaufene Versammlung.
Versammlung des Bezirksvereins Mittelschwaben der kath. Arbeitervereine in Ottobeuren am 25. Januar 1931.
Zu dieser Versammlung war auch der kath. Burschenverein eingeladen und sind ungefähr 20 Mitglieder erschienen. Der Bezirkspräses H.H. Katechet Gregor von Mindelheim eröffnete mit begrüßenden Worten die Versammlung. Dessen besonderer Gruß galt neben den anwesenden Mitgliedern der Bezirksvereine, sämtliche Gästevereine und dem Redner des Tages, Herrn Reichstagsabgeordneten [Rudolf] Schwarzer, den er der Versammlung vorstellte. Derselbe begann sodann mit seinem Referate: „Unser Kampf gegen die Not des deutschen Volkes“. Der Redner streifte die große Not, in der wir uns befinden, wie wir in sie hineingeraten sind, besonders durch die unsinnige Parteipolitik und wies Wege, wie dem etwa gesteuert werden könne. Nachdem der Bezirkspräses dem Redner herzliche Dankesworte gewidmet hatte, nahmen noch einige Herren das Wort. Arbeitersekretär
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Herr Strenkert Kempten mahnte insbesondere die kath. Vereine zu gegenseitiger Ergänzung und zur Zusammenarbeit. Der harmonische Verlauf der Versammlung gewann noch dadurch, daß in denkenswerter Weise die Musikkapelle des Landwirtschaftsschule die Pausen mit gediegenen Vorträgen ausfüllte.
Faschingsunterhaltung
Am Sonntag abends, den 1. Februar 1931, hielt der kath. Burschenverein im Gasthaus zum Hirsch seine Faschingsunterhaltung innerhalb des Vereins ab.
Herr Vorstand konnte als Gäste begrünßen H.H. Präses, H.H. Pater Chryostomus, die Landwirtschaftsschüler des 2. Kurses mit ihrer Musikkapelle und die Mitglieder des Vereins mit ihren Angehörigen, so daß der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt war. Er wünschte allen Anwesenden einen genußreichen Abend und forderte auf, an der Sammlung gut Gebrauch zu machen, gilt doch der Überschuß zur Deckung der Kosten der anzubeschaffenen Vereinsfahne. H.H. Präses unterstrich seine Worte und betonte, daß noch manche Burschen in der Pfarrei wären, die sehr leicht Mitglied des Vereins sein könnten. Die Stunden wechselten ab mit humoristischen Vorträgen, Musikstücken und Tanz. So flossen die frohen
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Stunden rasch dahin, bis um 12 h dem fröhlichen Treiben ein Ende gemacht wurde.
Monatsversammlung am 1. März 1931 im Gasthaus zum Hirsch.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung mit Begrüßung des H.H. Präses. Infolge des schlechten Wetters und Krankheit war der Besuch etwas schwächer; dennoch hatten sich ungefähr 25 Mitglieder eingefunden.
Im Mittelpunkt der Versammlung stand ein Vortrag des H.H. Präses über Heimatgeschichte. Dieses Thema wird noch mehrere Vorträge bezw. Versammlungen in Anspruch nehmen.
Als neue Mitglieder meldeten sich: Eisenschmied August und Petrich Anton Leupolz.
Nach guter Unterhaltung schloß der Herr Vorstand gegen ½12 h die Versammlung, mit der Bitte, am nächsten Sonntag sich zahlreich an der General- bezw. Osterkommunion zu beteiligen.
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Monatsversammlung am 22. März 1931 im Gasthaus zum Mohren.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte die Erschienenen. Anwesend waren ca. 35 Mitglieder. Ganz besonders galt sein Gruß dem H.H. Präses, welcher den Tag zuvor Namenstag feierte. Er überbrachte ihm im Namen des Vereins die besten Glück- und Segenswünsche mit dem Versprechen, auch alles zu tun, was unserem Verein vorwärts bringt und überreichte ihm ein kleines Geschenk. Anschließend daran kam die Fortsetzung des Vortrages vom H.H. Präses über Heimatgeschichte. Er griff zurück in die Zeiten der Vendelziner [Vindeliker] vor Christus, welche damals das Allgäu bevölkerten und dann kamen die Römer, die das ganze Land eroberten.
Als neues Mitglied meldete sich: Wüst Otto Brüchlins.
Gegen 11 h schloß der Herr Vorstand die schön verlaufene Versammlung.
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Versammlung am 26. April 1931 im Gasthaus zum Hirsch.
Zu dieser Versammlung, welche vom kath. Gesellenverein einberufen und geleitet wurde, waren auch die Mitglieder des kath. Burschen-, Arbeiter- und Jugendvereins eingeladen und sind auch zum Teil erschienen.
Der Herr Vorstand des Gesellenvereins entbot allen Erschienenen die herzlichsten Grüße, ganz besonders aber dem Herrn Bezikspräses vom Gau Mittelschwaben H.H. Benefiziat Lehner aus Illertissen, welcher als Redner des Abends gewonnen wurde. Er behandelte ein sehr aktuelles Thema: „Das Freidenkertum unserer Tage“. In seinem Vortrage kam er zu sprechen, daß wir materiell in unseren Tagen einen gewaltigen Fortschritt zu verzeichnen, geistig einen immer größeren Rückschritt; immer mehr trennt sich die Menschheit von Gott. Die Stelle Gottes soll entweder die Kraft oder die Materie vertreten, alles, was in der Welt vergeht, ist naturnotwendig. Freidenker nennen sich diese Leute, welche nach dem Kriege stark an Boden gewonnen haben. Ziel dieser Leute ist die Verbreitung der Gottlosigkeit. Zum Schluße seines Vortrags richtete er einen gewaltigen Appell an die Versammlung, dieser hereinbrechenden Flut einen Damm entgegenzusetzen. Die Parole muß lauten: Katholisch sein, nicht bloß heißen!
Nachdem noch eine Vereinsangelegenheiten bezw. der Fahnenweihe
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besprochen wurden, fand der Abend wieder seinen Abschluß.
Monatsversammlung am 10. Mai 1931 im Gasthaus zum Hirsch.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung, begrüßte die Erschienenen, ganz besonders die H.H. Patres Pater Petrus, Pater Chrysostomus, Pater Clemens, H.H. Präses und sämtliche Mitglieder, welche sehr zahlreich erschienen waren.
H.H. Pater Petrus hielt einen humoristischen Vortrag über „Deutschlands Wiederaufstieg“.
Sonach kam die Wahl der Fahnenträger, wozu 3 Vorschläge eingereicht wurden. Vorschlag 1 erhielt 38 Stimmen, Vorschlag 2 6 und Vorschlag 3 5 Stimmen. Somit war Vorschlag 1 nämlich Schneider Josef Leupolz, Schneider Josef Langenberg und Petrich Adolf von Betzisried mit großer Mehrheit gewählt. Sämtliche 3 nahmen die Wahl an. Als Ersatzmann kommt Kille Josef in Betracht. H.H. Präses gab noch bekannt das Programm am Tage der Fahnenweihe am Pfingstmontag, den 25. Mai und forderte auf, daß alle Mitglieder erscheinen, besonders auch in der Frühe zur Generalkommunion. Für Unterhaltung war reichlich gesorgt, besonders von H.H. Pater Petrus durch seine gesanglichen Darbietungen.
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Als neue Mitglieder meldeten sich: Tschugg Josef Wetzlins, Schönich Alois Ottobeuren, Vögele Demetrius Betzisried, Grauer Benedikt Fröhlins, Unglert Xaver Halbersberg.
Gegen ½12 h konnte der Herr Vorstand die schön verlaufene Versammlung schließen.
Ausschußsitzung am 17. Mai 1931.
Die Fahne geht der Vollendung entgegen. Zum Feste der Fahnenweihe sind 22 Vereine eingeladen worden. Am selben Tage findet auch die Gautagung der kath. Burschenvereine des oberen Günzgaues statt. Es wurden 1000 Festzeichen und 30 Fahnenbänder an der Geschäftsstelle der kath. Burschenvereine in Regensburg bestellt. Ebenso auch die Fahnenstange. Als Patenverein wurde der kath. Burschenverein von Hawangen gewonnen. Als Redner werden 2 ausgezeichnete Herren die Festteilnehmer mit den brennenden Problemen unserer Tage näher vertraut machen: Herr Reichstagsabgeordneter Graf [Eugen] von Quadt – Isny und Herr Studienrat Pfeiffer von Kempten. Den musikalischen Teil wird die Kapelle Gebbert bestreiten.
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Es wurde folgendes Programm aufgestellt:
10 h vorm. Einzug in die Kirche vom Bahnhof aus,
dann Festpredigt vom H.H. Hochschulprofessor Dr. Bauer, Dillingen
Hierauf Pontifikalmesse mit Weihe der Fahne.
Nach Beendigung des Gottesdienstes Huldigung am Kriegerdenkmal und Übergabe der Fahne.
13½ h kurze Andacht in der Basilika, dann Festversammlung im Postsaal. Als Festredner wurden gewonnen:
Herr Reichstagsabgeordneter Graf Quadt – Isny
Herr Studienrat Dr. Pfeiffer – Kempten.
Die Fahne selbst ist einfach und schlicht. Das Bild auf der Vorderseite stellt unsere Basilika, die Mutter Gottes zwischen den beiden Kirchenpatronen St. Alexander und Theodor auf den Wolken thronend dar. Es ist mit Stift auf Samt gemalt von unserem jungen Klosterkünstler Bruder Michael Müller. Die herrliche Umrahmung in reinstem Rokoko hat ein anderer angehender junger Künstler entworfen: Herr Josef Lutz (zurzeit bei Gebrüder Haugg beschäftigt).
Die Hauptarbeit aber wurde ausgeführt von unseren hiesigen Handarbeitslehrerinnen der Mädchenschule: die prächtige – sehr gut gelungene – Stickerei.
Die Rückseite bildete eine Flagge in den Verbandsfarben:
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grün-weiß-rot mit der Inschrift: „Kath. Burschenverein Ottobeuren 1931“
In der Mitte ist das Verbandswappen angebracht.
Fahnenweihe und Gautagung der kath. Burschenvereine in Ottobeuren am 25. Mai 1931 im Gasthaus zur Post.
Begünstigt wurde die Feier durch schöne Witterung. Der Festtag selbst begann, nachdem schon in den frühen Vormittagsstunden 20 Brudervereine aus der näheren und weiteren Umgebung eingetroffen waren und die Gäste in feierlichem Zuge am Bahnhof abgeholt waren, mit einer Pontifikalmesse in der Basilika, die von H.H. Abt Dr. Josef Maria Einsiedler selbst zelebriert wurde. Dieser voraus ging eine von H.H. Pater Chrysostomus Schreiber gehaltene Festpredigt.
Es folgte nun die Weihe der Fahne, ebenfalls von Hochwürdigsten Herrn Abt Dr. Einsiedler selbst unter feierlicher Assistenz vorgenommen. Den Gottesdienst verschönerten deutsche Gesänge. Nachdem Gottesdienste fand eine Huldigung am Kriegerdenkmal statt. Der Vereinsvorstand Herr Andreas Lohr verwies in seiner Gedächtnisrede darauf, wie die neugeweihte Fahne ein Führer sein soll im Leben und wie sie als ersten Gang die Mitglieder an die erfurchtgebietende Stätte führte, an die Stätte des Gedenkens derer, die ihr Herzblut opferten für Volk
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und Heimat. Wie einst diese Helden Fahnentreue zeigten, so bat der Redner auch der neuen Fahne die Treue zu halten und die Ideale, die die Fahne verkörpert, draußen im Leben stets vor Augen zu halten. Die Niederlegung eines Kranzes bildete das äußere Zeichen des Dankes an unsere Helden.
Anschließend an den Gedächtnisakt formierte sich der Zug zum Marktplatz, wo vor dem Knabenschulhause [heute: Haus des Gastes] die Übergabe der Fahne stattfand. Mit sinnigen Worten übergab die Fahnenjungfrau (Fräulein Lina Lohr Leupolz) das neugeweihte Banner in die Hände des Fähnrichs Josef Schneider Leupolz, der namens der Mitglieder gelobte, stets der Fahne die Treue zu halten. Mit innigen Worten überreichte sodann Herr Martin Hundegger für den Patenverein Hawangen dem festgebenden Verein das erste Fahnenband, wofür Vorstand Lohr herzlich dankte und dem Bruderverein Hawangen auch für die Patenschaft Worte des Dankes widmete.
Es folgte nun die Anheftung der Fahnenbänder an die Fahne der anwesenden Burschen- und Gesellenvereine von Oberkammlach, Altusried, Amendingen, Böhen, Engetried, Erkheim, Frechenrieden, Köngetried, Memmingen, Mussenhausen, Markt Rettenbach, Schrattenbach, Benningen, Sontheim, Steinbach, Ungerhausen, Westerheim, Grönenbach, an die Ehemaligenvereinigung
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sowie die örtlichen Vereine. Nach dem angeführten Festakte löste sich der Zug auf, wonach die Teilnehmer in den verschiedenen angewiesenen Gastlokalen das Mittagsmahl einnahmen.
Somit war der offizielle Teil der Fahnenweihe erledigt und der Nachmittagsgottesdienst leitete über zum zweiten Teile des Tages, der Gautagung im Postsaal. Nach einem sinnigen Prolog, gesprochen von Frl. Senzi Schindele Guggenberg, begrüßte Vorstand Lohr die zahlreichen Festgäste aus nach und fern. Sein besonderer Gruß galt der stark vertretenen Geistlichkeit, den Hochw. Herrn Präsides [Präses], den beiden Festrednern Sr. Erlaucht Grafen [Eugen] von Quadt und Herrn Studienrat Dr. Pfeiffer Kempten, den Vertretern der Marktgemeinde Ottobeuren, den Bruderverein und Partnerverein Hawangen sowie allen zu dem Fest erschienenen weiteren Vereinen.
Die Versammlungsleitung übernahm hierauf der Hochwürdigste Herr Gaupräses, Pfarrer Deuring Westerheim. Nach begrüßenden Worten übergab er dem Grafen von Quadt das Wort, der nach einleitenden Begrüßungsworten den Teilnehmern Aufklärung schuf auch vom politischen Standpunkte aus gesehen. Als zweiter Redner erhielt Herr Studienrat Dr. Pfeiffer das Wort. In kurzer Zeit hatte auch dieser Redner die Herzen seiner Zuhörer gefangengenommen mit dem Thema: „Wir
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und die Heimat“. Anschließend an das Referat, das von vollem Erkennen der Nöte von Volk und Heimat wie auch von heißer Liebe zum Vaterlande und der christlichen Weltanschauung getragen war, stimmte die Versammlung das Lied der Deutschen an.
Hierauf nahm Hochw. H. Subprior und Pfarrvikar Pater Maurus Zech die Gelegenheit wahr, um dem Burschenverein namens der Pfarrei zum schönen Gelingen seines Festes die herzlichsten Glückwünsche darzubringen. Sein Dank namens der Pfarrei galt weiter dem überaus rührigen Präses des Kath. Burschenvereins, Hochw. Herrn Pater Benedikt Boßle, der in der kurzen Zeit des Bestehens den Verein auf eine so beachtliche Höhe bringen konnte; weiter seinen tüchtigen Vorstand Herrn Andreas Lohr Leupolz, dessen umsichtiger Vorbereitung ebenfalls der schöne Verlauf des Tages zu danken sei. Die Worte des Pfarrherrn gipfelten in dem Wunsche, auf ein recht gedeihliches Wachsen des Kath. Burschenvereins.
Zum Schluße dankte der Gaupräses, H. Pfarrer Deuring, dem Marktgemeinderat für die gastliche Aufnahme in Ottobeuren, sein Dank galt weiter dem Festprediger, Hochw. H. Pater Chrysostomus Schreiber, ferner allen übrigen Festteilnehmern und allen Mitgliedern des Gauverbandes, von welchen sämtliche 12 Vereine anwesend waren. Mit der Aufforderung, stets dem grün-weiß-roten Burschenbanner die Treue zu halten, erklärte
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Hochw. H. Gaupräses die Tagung für geschlossen.
Den musikalischen Teil bestritten die Kapelle Gebbert und die Jugendkapelle Hawangen.
Nachdem die letzten Gäste zum Abendzug geleitet waren, marschierte der festgebende Verein zur Maiandacht in die Basilika, um dort an der feierlichen Prozession teilzunehmen und nach dem Gottesdienste noch für kurze Zeit innerhalb des Vereins im Hirschsaal zu verweilen. Der in allen Teilen herrliche und für den Festverein zufriedenstellende Verlauf der Versammlung, worüber Hochw. H. Präses Pater Benedikt hier noch allen seinen Getreuen herzlich dankte, kam zum Ausdruck in fröhlichen Gesängen.
Monatsversammlung am 28. Juni 1931 im Gasthaus zum Mohren.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und konnte als Gäste begrüßen Herrn Studienrat Dr. Pfeiffer Kempten, welcher als Redner gewonnen wurde, sowie H.H. Präses, H.H. Pater Chrysostomus, Bruder Primus, den Vorstand des katholischen Burschenvereins Sontheim und sämtliche Mitglieder. Der Besuch war infolge der Ausflugstage etwas flau.
Herr Studienrat Dr. Pfeiffer hielt nun seinen Vortrag über das
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Thema: „Die Jugend und der Staat“. Der Redner verstand es, mit klaren, leichtverständlichen Worten der Versammlung einen näheren Einblick in den Staat zu verschaffen und wie wir uns dem Staate gegenüber zu verhalten haben.
Am 30. August findet der diesjährige Katholikentag in Nürnberg statt, zu welchem auch die kath. Burschenvereine eingeladen sind. H.H. Präses richtete auch an uns die Bitte, daß es sehr zu begrüßen wäre, wenn einige Mitglieder trotz der schlechten Zeit das Opfer nicht scheuen und [um] an der kath. Kundgebung teilzunehmen. Ebenso forderte er auf, am 12. Juli an der Fahnenweihe des kath. Burschenvereins Amendingen zu erscheinen. Herr Fickler Sontheim, Vorstand desselben kath. Burschenvereins, richtete noch einige Worte der Treue zur kath. Kirche und des Spannbruckergeistes an die Versammlung.
Bei Gesang und guter Unterhaltung floß die Zeit rasch dahin, bis Herr Vorstand die schön verlaufene Versammlung gegen 11 h schließen konnte.
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Bannerweihe des kath. Burschen- und Gesellenvereins Amendingen am 12. Juli 1931.
Dem Besuche dieser Feier konnte insofern nicht so stark Folge geleistet werden, da an demselben Tage in Ottobeuren Patrozinium gefeiert wurde. Dennoch besuchten ca. 10 Mitglieder mit ihrer Fahne das Fest des Brudervereins Amendingen. Um 10 h erfolgte die Aufstellung zum Kirchenzug, an dem über 300 Jungmänner teilnahmen. H.H. Gaupräses Vollmar [aus Maria] Steinbach bestieg die Kanzel und hielt einen zündenden Appell an die kath. Jugend. Nach der Festpredigt nahem H.H. Pfarrer [Alois] Ohreiter von Amendingen die kirchliche Weihe des Banners vor, worauf die Singmesse folgte. Anschließend an den Gottesdienst marschierten die Vereine zur Huldigung am Kriegerdenkmal. Herr Pfarrer Ohreiter hielt eine tief empfundene, zu Herzen gehende Huldigungsrede. Sodann erfolgte im Gasthaus „Adler“ die Begrüßungsansprache durch den Senior des kath. Gesellenvereins Amendingen, Herrn Josef Roth, und richtete dann einen Mahnruf an die katholische Jugend. Nunmehr erfolgte die Übergabe des Banners und der Bänder.
Den Nachmittag leitete eine Andacht mit Ansprache ein. Darnach fand im „Adler“ der eigentliche Gautag statt, den der neue Gaupräses
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durch eine Begrüßungsansprache eröffnete und kam dann auf die Not der Zeit zu sprechen, die nur durch die katholische Aktion und die Zusammenarbeit aller im Streben nach besserem gelindert werden können. Den Höhepunkt des Gautages bildete die markante, gedankenreiche Festrede des Herrn Bezirkssekretärs Haisch aus Günzburg über „Der kath. Bursche und seine Heimat“. Musikalische Darbietungen und Gedichtvorträge umrahmten den Nachmittag des Festes in angenehmer Weise. Gegen Abend zu kehrten die meisten auswärtigen Vereine wieder der Heimat zu.
Monatsversammlung am 13. September 1931 und Katholikentagung in Nürnberg am 29. und 30 August 1931.
Nachdem die Ernte unter den heurigen schwierigen Witterungsverhältnissen zum größten Teil wieder eingebracht worden ist, so ist auch wieder mehr Zeit zur Vereinstätigkeit gegeben. Mit diesen Worten eröffnete Herr Vorstand die heutige Monatsversammlung, begrüßte die Hochwürdige Geistlichkeit, H.H. Pater Chrysostomus, H.H. Pater Petrus, H.H. Präses, die Mitglieder des kath. Gesellen- und Jugendvereins und sämtliche Mitglieder unseres Vereins, welche sehr zahlreich erschienen waren und erteilte H.H. P. Chrysostomus das Wort zu seinem hochinteressanten Vortrag
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über: „Meine Eindrücke in Berlin“. Herr Referent verstand es in mehr als einstündiger Rede, die verschiedenen Menschen, welche dort wohnen, von allen Ländern, die verschiedenen Bauten und Anlagen – besonders das Reichstagsgebäude –, die Verkehrseite, die ungeheure Unruhe, die vielen Reklamesachen (die Wirtschaft ist sehr gut), die Religion ist trostlos, ganz wenige kath. Kirchen, 3 - 4 Zehntel sind ungefähr Katholiken. Die Kommunisten machen große Propaganda, es ist jedoch durch die Polizei sicherer Schutz geboten.
Daran reihte sich die Berichterstattung vom Katholikentag in Nürnberg von Herrn Maier und H.H. Präses. An dieser Feier beteiligten sich auch 4 Mitglieder unseres Vereins mit dem H.H. Präses.
Herr Maier berichtete über die Fahrt, um ½4 Uhr kamen sie in Nürnberg an und besichtigten noch einige Sehenswürdigkeiten. Besonders interessierte sie die Burg von Nürnberg mit den Folterwerkzeugen. Des andern Tages Sonntags und Höhepunkt des Katholikentags um ½8 h war Aufstellung zum Hauptgottesdienst, an welchem über 100.000 Besucher teilnahmen. Der Erzbischof von Bamberg hielt die Festpredigt und der Apostolische Nuntius zelebrierte die Pontifikalmesse. Am Nachmittag war Jugendfestzug und um 5 h Schlußvortrag. Des andern Tages kehrten sie voll befriedigt über das Gehörte und Geshene über Dillingen in die Heimat zurück.
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H.H. Präses sprach noch über die Bedeutung, die Arbeit, die Vorbereitung, äußeren Zweck und Jugendfestzug, welcher 1½ Stunden dauerte und 400 Fahnen unserer Organisation teilnahmen. Er wohnte auch der Generalversammlung bei, geleitet von H.H. Generalpräses [E.] Füßler. Große Freude herrschte, als der Bischof von Bamberg und der Päpstliche Nuntius zuerst die Generalversammlung der Burschenvereine besuchte. Näheren Bericht über die Vorträge erstattete er nicht, da dieselben im Burschenvereinsblatt erscheinen werden.
Auf den 1. Sonntag im Oktober ist ein Ausflug nach Unterkürnach und Weitnau bei genügender Beteiligung geplant. Am Christ-Königsfest wird gemeinsame Generalkommunion abgehalten.
Bei Gesang und guter Unterhaltung konnte der Vorstand gegen 12 h die schön verlaufene Versammlung schließen.
Lehrausflug ins obere Allgäu am 4. Oktober 1931.
28 Mitglieder unternahmen mit dem H.H. Präses im Lastkraftwagen, den Vereinse..tes Max Graf [stellte] und dem Personenauto des Herrn Weber Sebastian von Unterbetzisried einen Lehrausflug am Sonntag, den 4. Oktober, Abfahrt 8 h vormittags. In der
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reizenden Kapelle in Unterkürnach hielt der H.H. Präses eine hl. Messe. Darauf folgte die Besichtigung des Betriebes der Hoffmannschen Gutsverwaltung nebst deren Almbetrieb. Bewundert wurde die schön durchgezüchtete Herde mit dem preisgekrönten Bullen „Siegfried“. Auch die hoch gelegene Alm wurde besichtigt. Danach gings zum Besuch der Kollmannschen Zucht in Weitnau, wo vor allem die Leistung hervortrat. Über [den] Spitalhof Kempten erfolgte dann wieder die Rückfahrt.
Monatsversammlung am 18. Oktober 1931 im Gasthaus zum Mohren.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung mit der Begrüßung des Herrn Forstassessors Hugenberger, des H.H. Pater Petrus, H.H. Pater Chrysostomus, H.H. Präses und sämtlicher Mitglieder des Vereins, welche wieder zahlreich erscheinen waren, sowie einige Mitglieder des kath. Gesellenvereins und erteilte Herrn Forstassessor das Wort zu seinem hochinteressanten Vortrag über: „Politik und Kultur“. Der Redner wies hin auf die heutige schwere Zeit, auf die Gefahr der rechten Opposition in Bezug auf die Religion und klärte uns weiter auf über den Kulturkampf vor 60 Jahren und wie wir daraus lernen können für die katholische Weltanschauung.
H.H. Präses richtete noch einige Worte an die Burschen, insbesondere zur Weiterbildung in der Tierzucht. Die Viehschauen sollen wo möglich
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besucht werden. Er bedauerte auch sehr, daß die alten Sitten und Gebräuche immer mehr verschwinden und erklärte sich auch bereit, im kommenden Winter Fortbildungskurse zu halten. Im Laufe der nächsten Zeit werden in Ottobeuren Bezirksturnkurse abgehalten, an denen sich auch einige Mitglieder unseres Vereins beteiligen sollen. H.H. Pater Petrus sorgte wieder für den gesanglichen Teil.
Gegen 11 h konnte Herr Vorstand die Versammlung schließen, mit der Bitte, am kommenden Sonntag an der Generalkommunion zahlreich zu erscheinen.
25. Oktober 1931, Generalkommunion.
6. November 1931, Beteiligung am Leonhardiritt in Hofs mit Fahne.
Monatsversammlung am 8. November 1931 im Gasthaus zum Mohren.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte den Referenten des heutigen Abens, Herrn Landwirtschaftsassessor Stahl, H.H. Pater Chrysostomus, H.H. Präses und eine Gruppe des Jugendvereins sowie sämtliche Mitglieder, welche wieder zahlreich erscheinen waren. Herr Assessor Stahl hielt einen Vortrag über „Den deutschen Seidenbau“. Der Redner behandelte die Heranzucht des Maulbeerbaumes, die Pflege der Seidenraupen vom Ei bis zum Kokon und
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wies noch hin auf die Vorteile der deutschen Naturseide gegenüber der ausländischen und der Kunstseide.
H.H. Präses erinnerte nochmals an den Fortbildungskurs. Am 6. Dezember findet die Generalversammlung mit Klausenfeier statt. Die Zwischenzeit wurde ausgefüllt durch die gesanglichen Darbietungen des kath. Jugendvereins.
III. ordentliche Generalversammlung am 6. Dezember 1931.
Anwesend waren sämtliche Mitglieder.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung mit Begrüßung des H.H. Subprior und Pfarrvikars Pater Maurus [Zech], H.H. Pater Chrysostomus [Schreiber], H.H. Präses [Benedikt Boßle], Herrn Forstassessor Hugenberger, Herrn Hinträger Zeitungsredakteur, Bruder Primus, eine Gruppe des kath. Gesellen- und Jugendvereins sowie sämtliche Mitglieder und Freunde unseres Vereins.
Eingeleitet wurde die Versammlung mit einem Vortrag des H.H. Präses über den hl. Nikolaus. Die zahlreiche Zuhörerschaft folgte den lehrreichen Ausführungen des Präses mit größtem Interesse und gewann ein umfassendes Bild aus dem Leben dieses großen Heiligen. Kaum war der Vortrag beendet, da erschien Nikolaus selbst mit bischöflicher
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Würde mit Inful und Stab. Neben ihm sein Begleiter Rupprecht [Ruprecht]. Nikolaus nahm die Generalversammlung ab. Nach einführenden Worten wandte er sich an den Präses, ihn auf Herz und Nieren prüfend, wie er mit seinen Pfleglingen zufrieden sei. Was im verflossenen Vereinsjahr alles geschehen war, das hörte Bischof Nikolaus vom Vereinsschriftführer Kille.
Außer der Generalversammlung sind 10 Monatsversammlungen mit je einem Vortrag und 2 Ausschußsitzungen abgehalten worden. An offiziellen Veranstaltungen sind zu nennen: die 4 malige Generalkommunion, die Weihnachtsfeier und Faschingsunterhaltung. Weiterhin die Teilnahme an der Versammlung des Bezirksvereins Mittelschwaben der katholischen Arbeitervereine, die Fahnenweihe und Gautagung der kath. Burschenvereine in Ottobeuren sowie die Bannerweihe des kath. Burschen- und Gesellenvereins Amendingen, die Teilnahme am Katholikentag in Nürnberg, der Lehrausflug ins obere Allgäu und der Leonhardiritt in Hofs. Die Mitgliederzahl ist von 51 auf 60 angewachsen.
Rechenschaft über seine Verwaltung gab hierauf der Kassier Abröll. Der Kassenstand betrug 26 Mark. Außerdem ist noch von der Fahnenweihe her eine Schuld vorhanden von 135 Mark.
Nachdem [der] Vereinsvorstand ein feierliches Versprechen an
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Nikolaus abgelegt hatte, trat [Knecht] Rupprecht [Ruprecht] in Funktion, zuerst aus seinem vollen Sacke spendend und dann noch seine Rute schwingend.
Im darauffolgenden Teile der Versammlung kam der H.H. Präses auf die Beschlüsse der Generalversammlung der Burschenvereine in Nürnberg zu sprechen, anschließend fand die Wahl eines Vizepräses statt, aus welcher einmütig H.H. Pater Chrysostomus hervorging.
Nun gab Vorstand Lohr noch einen eingehenden Bericht, der zeigt, daß es im Verein vorwärts und aufwärts ging und dankte bei dieser Gelegenheit insbesondere dem überaus rührigen lieben H.H. Präses für seine großen Mühen um den Verein. Unter Hinweis auf die Devise „Freundschaft und Freude, Treue und Einigkeit“ fand der Vorstand noch begeisternde Worte auf die Ideale der Burschenvereinssache.
Zum Schluß des offiziellen Teils dankte der Präses allen Mitgliedern, den Referenten, die während des Jahres zu Vorträgen sich bereit fanden, dem Herbergsvater Herr Brauereibesitzer Graf für das stete Entgegenkommen und bat alle, auch künftig dem Verein die Treue zu halten. Ein gelungenes humoristisches Stündlein „Stadt und Land“, gespielt von Andreas Lohr und Josef Schneider erzielte volle Wirkung, sodaß auch der Humor nicht leer ausging.
Als neue Mitglieder meldeten sich: Vögele Anton Betzisried,
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Schneider Andreas, Mayer Georg Langenberg, Eyenbach Wilhelm Ottobeuren, Boxler Andreas Bühl, Hölzle Benedikt Guggenberg, Boxler Ulrich Schrallen, Petrich Josef Niebers.
Ausschußsitzung am 20. Dezember 1931.
Anwesend waren 6 Ausschußmitglieder.
Die Weihnachtsfeier findet an Neujahr statt. In der Beratung wurde folgendes Programm aufgestellt:
1. Musikstück (Klavier und 2 Violinen)
2. Prolog
3. Begrüßung durch den Vorstand
4. Ansprache des Präses
5. Aufnahme der neuen Mitgliedern
6. Lieder: „Fröhliche Weihnacht überall“, „Lippai, steh auf!“
7. Der Oichhofbauer, Schwäbisches Weihnachtsstück in einem Aufzug.
8. Musikstück (Klavier und 2 Violinen)
9. O Vere Beata nox [O wahrhaft selige Nacht], Lichtbilder mit Gesangseinlagen: „Es ist ein Ros entsprungen“, „Stille Nacht, heilige Nacht“, „Schlaf wohl, du Himmelsknabe“
10. Christbaumversteigerung.
Nachdem noch einige Angelegenheiten über den reibungslosen Verlauf der
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Feier besprochen waren, wurde noch der Termin für die Faschingsunterhaltung festgelegt, nämlich der 30. Januar.
Weihnachtsfeier am 1. Januar 1932 im Gasthaus zum Hirsch, abends ½8 h.
Ein hübsches Musikstück (geboten durch ein kleines Orchester) und der von Mitglied Leonhard Albrecht – Wolferts vorgetragene Prolog eröffnete den Abend.
Herr Vorstand widmete herzliche Worte der Begrüßung den zahlreich erschienen Gästen, so daß der Hirschsaal bis auf den letzten Platz gefüllt war. Besonders galt sein Gruß dem H.H. Abt Dr. Josef Maria Einsiedler, H.H. Geistlicher Rat Jery, H.H. Pater Rupert [Reiner], H.H. Pater Chrysostomus, H.H. Pater Petrus, H.H. Präses [Pater Benedikt Boßle] und einige Brüder des Klosters; ferner den Mitgliedern des kath. Gesellenvereins, der Musikkapelle des Jugendvereins und den Mitgliedern unseres Vereins mit ihren Angehörigen. Hierauf wandte sich H.H. Präses an die Versammelten, ebenfalls alle aufs herzlichste begrüßend, um dann hinzuweisen auf die Weihnachtsbotschaft: „Friede den Menschen auf Erden“, den Unfrieden der Welt von heute gegenüberstellend. Hierauf erfolgte die feierliche Aufnahme der in der Generalversammlung gemeldeten Mitglieder.
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Den Hauptteil des unterhaltenden Programms bildete ein schwäbische Weihnachtsstück „D’r Oichhofbauer“ von Gustav Schwengelbauer.
Im zweiten Zeile des Programms wurden die Besucher durch die Vorführung einer Weihnachtsbilder-Feierstunde erfreut, betitelt „O vere beata Nox“ [O wahrhaft selige Nacht], die mit Harmoniumbegleitung durch H.H. P. Petrus und den Begleitworten (Wölfle Max) feierliche Wirkung erzielte. Die Zwischenpausen wurden ausgefüllt durch Musikstücke und den gesanglichen Darbietungen des Vereinschores.
Nach Beendigung des offiziellen Teiles erfolgt die Christbaumversteigerung, die bei lebhafter Teilnahme einen Erlös von über 100 Mark einbrachte.
17. Januar 1932 Generalkommunion in Verbindung mit dem Jugend- und Gesellenverein und den Landwirtschaftsschülern.
Versammlung des Christlichen Bauernvereins Ottobeuren am 20. Januar 1932.
An dieser Versammlung beteiligten sich 20 - 25 Mitglieder des kath. Burschenvereins.
Nach herzlichen Begrüßungsworten durch den Obmann
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Herrn Theodor Albrecht – Wolferts erhielt als erster Redner H.H. Pfarrer Pater Maurus das Wort erteilt, der in einem hochinteressanten Vortrag über „die Geschichte des Benediktinerstiftes“ die Zuhörer fesselte.
Anschließend daran erfolgte die Ehrung alteingesessener Bauernfamilien, vorgenommen durch Herrn Direktor Lau – Kempten.
Des weiteren schloß ein Vortrag an über „Russische Verhältnisse“, gehalten vom dem russischen Flüchtling, Herrn Rittmeister Kustow aus Petersburg.
Als letzter Redner sprach noch Herr Direktor Lau vom Christlichen Bauernverein über die gegenwärtige Wirtschaftslage.
Faschingsunterhaltung am 31. Januar 1932 im Gasthaus zum Hirsch, abends ½8 h.
Die Unterhaltung wurde – der Zeit entsprechend – einfach und schlicht abgehalten innerhalb des Vereins und durften nur Mitglieder mit ihren Angehörigen gegen Karten erscheinen.
Herr Vorstand eröffnete die Veranstaltung und begrüßte H.H. Präses, H.H. P. Chrysostomus, Herrn Forstassessor Hugenberger mit Gemahlin, den Vorstand des kath. Burschenvereins Böhen, die Ehrenmitglieder und Mitglieder unseres Vereins, welche sehr zahlreich erschienen waren.
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Nachdem er noch einige Worte über den Zweck der Veranstaltung an die Beteiligten gerichtet hatte, gedachte er noch des H.H. Pater Chrysostomus, Vizepräses unseres Vereins, der in der vergangenen Woche seinen Namenstag feierte und schon mehrere Vorträge bei unseren Versammlungen gehalten hatte, und überreichte ihm als äußeres Zeichen des Dankes ein Buch, das sich betitelt „Der Antrieb ins Vollkommene“ [von Willibrord Verkade, Freiburg, 1933].
Daran anschließend erfolgte die Faschingsansprache durch den Vorstand. Die überigen Stunden wechselten ab mit Tanz und Einakter-Theaterstücken, nämlich „die Berufswahl“, „das Benzin“, „rasieren“, „der Kuhhandel“ und „unschuldig verurteilt“.
Monatsversammlung und Jungbauerntagung am Sonntag, den 28. Februar 1932.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und konnte als Gäste begrüßen H.H. Hartmann, H.H. Geistlicher Rat Jery, Herrn Forstassessor Hugenberger, Herrn Dr. Breher, beide mit Gemahlin, Herr Steck, H.H. Präses und H.H. Chrysostomus sowie sämtliche Mitglieder, welche wieder zahlreich erscheinen waren.
Herr Forstassessor Hugenberger hielt einen sehr lehrreichen Vortrag über die „Bedeutung des Waldes und einige Auszüge aus deren Bewirtschaftung“
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Einleitend in seinem Vortrage behandelte er die Wohlfartswirkung des Waldes für den Menschen, ging dann über zur wirtschaftlichen Seite und gab noch Anleitung zur Pflanzung und Pflege des Waldes.
In der Diskussion sprach H.H. Präses und meinte, es wäre gut, wenn wir im Sommer eine gemeinsame Waldbegehung vornehmen würden, zu welcher sich Herr Forstassessor gerne bereit erklärte. Nachdem noch einige Fragen in Bezug auf Grenzabstand, Aufastung, Mischwald, Hügelpflanzung und Schneedruck erledigt waren, sprach noch H.H. Pater Chrysostomus und dankte für das ihm verliehene Geschenk, das ihn sehr freute und erklärte sich weiterhin bereit, sich in den Dienst des Burschensache zu stellen bezw. Vorträge zu halten. Den weiteren Teil der Versammlung bildete die Berichterstattung des
Jungbauerntages in Mindelheim durch H.H. Präses. Als erster Redner sprach dort H.H. Generalpräses Msgr. [Monsignore] Prälat Füßler über „Der kath. Bursche im Kampfe für Glaube und Heimat“, als Zweiter Herr Landwirtschaftsrat Hahe, Mindelheim über „wirtschaftliche Tagesfragen“ und als dritter Herr Direktor Dr. Storm – Augsburg über „Maßnahmen für die Landwirtschaft“ mit anschließendem Lichtbildervortrag über Holland.
Des weiteren mahnte H.H. Präses noch, an der Osterkommunion zahlreich
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zu erscheinen sowie auch am Charsamstag [Karsamstag] abends zur Prozession. Nachdem noch über die Bayernwacht besprochen wurde und die Einladung zur Wahlversammlung der Bayerischen Volkspartei am kommenden Sonntag erfolgte, konnte Herr Vorstand die anregend verlaufene Versammlung schließen.
13. März 1932, General- bezw. Osterkommunion.
Monatsversammlung am 28. März 1932 im Gasthaus zum Mohren.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte H.H. Pater Chryostomus, H.H. Präses, einige Gäste und sämtlich Mitglieder, welche bereits vollzählig erscheinen waren. Nach einem – von Mitglied Michael Kille vorgetragenen – Namenstagsgedicht überbrachte der Vorstand im Namen des Vereins dem H.H. Präses die herzlichsten Glück- und Segenswünsche. Nebst Treu- und Dankesworten überreichte der Redner dem Präses ein kleines Geschenk. Nun ergriff der Redner des Abends, Vizepräses H.H. Pater Chryostomus das Wort, welcher in gewohnt markanten Worten über die Notwendigkeit der kath. Jugendorganisation referierte. Dem Redner war es hauptsächlich darum zu tun, die Jugend wieder mehr zur Innerlichkeit anzutreiben,
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zu gemeinsamer Arbeit, voll Begeisterung einzustehen für die katholische Sache, eine Kampftruppe heranzubilden gegen die Gottlosigkeit.
H.H. Präses dankte dem Verein für die Ehrung, unterstrich die Ausführungen des Referenten und wies besonders auch auf die Gefahr von Osten hin, die uns drohe. Herr Vorstand steifte noch in kurzen Zügen die Stellung des Burschen zum Präses und betonte, daß dem Präses Vertrauen, Ehrfurcht, Liebe und Gehorsam zu schenken sei.
Nach Erledigung interner Vereinsangelegenheiten in Bezug auf: Verbrandsbeiträgverbilligung, Burschenblattzustellung, Stipendiumerteilung, Versammlungsabhaltung (ob am Vormittag oder Abend) konnte Herr Vorstand die Versammlung schließen.
Fortbildungskurs.
Im Laufe des vergangenen Winters fand ein Fortbildungskurs unter Leitung des H.H. Präses statt, an welchem 4 Mitglieder unseres Vereins teilnahmen. H.H. Präses gab Unterricht über Rede- und Stilkunst, politische und landwirtschaftliche Fragen.
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Monatsversammlung am 24. April 1932 im Gasthaus zum Hirsch. Anwesend waren ca. 50 Mitglieder.
Herr Vorstand gab nach Eröffnung und Begrüßung des H.H. Pater Chrisostomus, H.H. Präses, H.H. Pater Petrus, sämtlichen Mitgliedern und einigen Gästen dem H.H. Präses das Wort zu seinem Vortrag über „die volkswirtschaftliche Bedeutung der Kohle, insbesonders in der Landwirtschaft“. Der Redner behandelte die Kohle in der Entstehung und Verwendung besonders in der Herstellung von Eisen und Kunstdünger und ihre volkswirtschaftliche Bedeutung.
Anschließend kam der Ausflug zur Sprache und wählte die Versammlung, den Blutsritt in Weingarten am 5. Mai zu besuchen. Am kommenden Sonntag soll Herr Forstassessor den geplanten Waldgang vornehmen. Für Unterhaltung sorgte H.H. Pater Petrus durch Einlernung einiger Burschenlieder. Gegen 11 h konnte Herr Vorstand die schön verlaufene Versammlung für geschlossen erklären.
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Ausflug nach Weingarten am 6. Mai 1932.
19 Mitglieder unternahmen mit dem H.H. Präses im Lastkraftwagen des Herrn Graf einen Ausflug nach Weingarten, zu dem dort alljährlich stattfindenden Blutsritt. Die Abfahrt in Ottobeuren erfolgte den Tag vorher nachmittags um 3 h und nach 2½-stündiger Fahrt war das Ziel Weingarten erreicht. Abends ½8 h war Predigt mit anschließender Lichterprozession. Im Benediktinerkloster in Weingarten war Gelegenheit zum Übernachten und wurden auch die Abend- und Morgenmessen eingenommen. In der Frühe wurde eine hl. Messe besucht. Um 6 h fand der Blutritt statt. Bewundert wurden die vielen Redner, die der hl. Reliquie folgten und der lange Zug, der 1½ Stunden in Anspruch nahm. Gegen 11 h ging es wieder weiter, Friedrichshafen zu. Nachdem hier der Seehafen besichtigt und das Mittagessen eingenommen war, wurde noch Lindau besucht und dann ging es wieder der Heimat zu.
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Einweihung der Eldernkapelle am Pfingsmontag, 16. Mai 1932.
An dieser Feier beteiligte sich auch der kath. Burschenverein mit Fahne sowie am Abend und am Vorabend an der Lichterprozession.
Monatsversammlung am 26. Mai im Gasthaus zum Mohren.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte H.H. Pater Maurus, H.H. Pater Chryostomus, H.H. Präses, Herrn Dr. Breher, Herrn Forstassessor Hugenberger und sämtliche Mitglieder, welche wieder zahlreich erschienen waren sowie eine Anzahl von Gästen. H.H. Pater Maurus hielt einen humorvollen Vortrag über „Bienenzucht“. Herr Referent sprach über die volkswirtschaftliche Bedeutung der Bienenzucht, den Wert des Honigs und ging dann noch auf theoretische und praktische Fragen über. H.H. Präses gab noch bekannt, daß am 19. Juni Generalkommunion stattfindet, in Verbindung des kath. Gesellen- und Jugendvereins.
Als neue Mitglieder meldeten sich: Josef Himer [Hiemer?] Guggenberg, Josef Rampp Guggenberg, Michael Schindele Guggenberg, Höß Josef Langenberg, Wurzer Xaver Blauhof.
19. Juni 1932, Generalkommunion.
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Einweihung des neuen Gesellenhauses des kath. Gesellenvereins Ottobeuren am 4. Juli 1932.
An dieser Feier war auch der kath. Burschenvater vertreten.
Eingeleitet wurde der Festtag mit einem gemeinsamen Gottesdienst, einer Ansprache und hl. Messe. Anschließend daran bewegte sich der Festzug durch den Marktplatz und Luitpoldstraße dem neuen Gesellenhause zu. Am festlich gezierten Gesellenhause erklang zuerst das gemeinsame Kolpingslied. Der Senior des festgebenden Vereins, Herr Georg Wölfle, erbot den anwesenden Kolpingsbrüdern und Gästern einen herzlichen Willkommengruß und brachte ein eingetroffenes Glückwunschschreiben, des Generalpräses des kath. Gesellenvereins Monsignore Theodor Hürth – Köln* zur Verlesung.
Nach Bekanntgabe dieses Schreibens folgten die Zeremonien der kirchlichen Weihe durch den Präses H.H. Pfarrer Pater Maurus [Zech]. Sodann sprach der Diözesansenior Herr P. Schneider – Augsburg von jugendlicher Begeisterung über die Bedeutung des neuen Gesellenhauses und dessen Ziel und Zweck. Zum Schlusse erfolgte noch gemeinsam das Bannerlied.
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*Info-Fußnote von der Wikipedia-Seite zu Theodor Hürth:
In Hürths Amtszeit fielen die wesentlichen Phasen der Erneuerung und Erholung des Katholischen Gesellenvereins nach dem Ersten Weltkrieg, in dem von den 86.000 Mitgliedern rund 60.000 zum Frontdienst eingezogen worden waren. Etwa 17.000 dieser durchwegs jungen Männer – und damit circa 20 Prozent aller Mitglieder – verloren im Kriegseinsatz ihr Leben. Außerdem galt es, sich als Verband positiv mit der neuen Staatsform der Demokratie auseinanderzusetzen. Zu einem Meilenstein in diesem Bemühen wurde 1927 unter dem Thema „Familie, Demokratie und Völkerfriede“ der 2. Internationale Gesellentag in Wien. In nur sieben Jahren konnte der Katholische Gesellenverein bis 1929 weltweit nahezu 44.000 Mitglieder hinzugewinnen.
Hürths Amtszeit erlebte aber auch die Auseinandersetzungen mit dem Nationalsozialismus, die im Juni 1933 mit der
gewaltsamen Zerschlagung des 1. Deutschen Gesellentages in München durch die SA einen ersten Höhepunkt erfuhr.
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Monatsversammlung am 19. Juli 1932 im Gasthaus zum Hirsch.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte H.H. Pater Petrus, H.H. Präses, Herrn Tierarzt Hartmann, Dr. Breher, eine Gruppe des kath. Burschenvereins Hawangen sowie eine Anzahl ehemaliger Landwirtschaftsschüler und sämtliche Mitglieder, die zum großen Teil erschienen waren. H.H. Präses richtete einige Worte der Selbsthilfe an die Versammlung und erteilte Herrn Tierarzt Hartmann das Wort zu seinem Vortrag über: „Die Bekämpfung der Kurpfuscherei“. Herr Referent sprach an Hand von Lichtbildern über die Freiheit der Kurpfuscherei, die Aufgabe des Staates in deren Bekämpfung und mahnte die Versammlung dringend vor dem Gebrauch eines Kurpfuschers, die die Landwirte ja doch nur ums Geld bringen. H.H. Präses forderte die Versammlung noch auf, daß jeder am 31. Juli die Wahlpflicht erfüllen müsse und wies noch hin auf den Katholikentag in Memmingen am 11. September.
Gegen ½12 h konnte der Vorstand die so anregend verlaufene Versammlung schließen.
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Gründungsversammlung der Bayernwacht am 7. August 1932.
Anwesend waren H.H. Präses, Herr Forstassessor Hugenberger, Herr Malermeister Maier und 30 - 35 Mitglieder.
H.H. Präses behandelte noch einige Fragen in Bezug der Teilnahme am Katholikentag in Memmingen und ging dann über zur Gründung einer Bayernwachtgruppe, zu welcher schon im Burschenblatt aufgefordert wurde. Herr Forstassessor ging noch näher ein auf die eigentlichen Ziele der Bayernwacht, wies hin auf die großen Gefahren, in denen wir uns befinden, und ging dann noch über zum geschäftlichen Teil der Bayernwacht.
Herr Vorstand richtete noch einige Worte der Aufforderung an die Versammlung, so zahlreich wie möglich der Bayernwachtgruppe beizutreten und es meldeten sich hernach 18 Mitglieder.
Ausschußsitzung am 7. September 1932 im Gasthaus zum Hirsch.
Anwesend waren 7 Ausschußmitglieder mit dem H.H. Präses.
1. Seit der Gründung der Bayernwachtgruppe in Ottobeuren gingen falsche Gerüchte umher, daß jedes Burschenvereinsmitglied in der Bayernwacht sein müsse; diese Frage beantwortete der Präses dahin, daß die Bayernwacht eine Vereinigung für sich sei und [wir] deren Beitritt sehr empfehlen
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und gutheißen, jedoch kein Mitglied dazu zwingen können.
2. Dem Mitglied Schörich Alois wird der Austritt aus dem Verein erklärt, wegen Zugehörigkeit zur NSDAP.
3. Im heurigen Winter soll wieder eine kleine Klausenfeier sowie eine Weihnachtsfeier stattfinden.
4. Zur Unterhaltung soll im Verein eine kleine Musikkapelle errichtet werden, wozu einige Mitglieder vorgeschlagen wurden.
5. Zum Katholikentag in Memmingen wurde das Brauhaus Sönning als Sammelplatz bis ½9 Uhr bestimmt und die Waldhornwirtschaft zum Mittagessen bestimmt, wozu 40 - 50 Mitglieder angemeldet wurden.
6. Als neue Mitglieder meldeten sich: Schindele Michael Hamersberg [Hünerberg / Halbersberg?], Heß Josef Langenberg, Tschugg Anton Wetzlins, Hiemer Josef und Rampp Guggenberg, Wurzer Xaver Blauhof.
Sämtliche Punkte wurden von der Ausschlußsitzung genehmigt und angenommen.
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Katholikentag in Memmingen am 11. September 1932.
Am 4. Allgäuer Katholikentag in Memmingen beteiligten sich 50 Mitglieder mit Fahne und dem H.H. Präses. Um ½9 h versammelten wir uns beim Bräuhaus Sönning. Am Weinmarkt war sodann Aufstellung zum Festgottesdienst. Endlos war der Anmarsch zum Stadion, bis annähernd 20.000 Menschen. Kurz nach 10 h erschien Seine Exzellenz Bischof Josef [Kumpfmüller] segnend durch die Menge, hielt die Festpredigt und zelebrierte daran anschließend die Festmesse. Äußerst imposant und eindrucksvoll und zu einem unvergeßlichen Erlebnis gestaltete sich der Festzug, der gegen 12 h seinen Anfang nahm. Auf dem Marktplatz hatten sich die hohen Ehrengäste und das Ehrenpräsidium eingefunden. Der Vorbeimarsch an den hohen Gästen nahm dreiviertel Stunden in Anspruch. Nicht weniger als 265 Fahnen, Banner und Wimpeln und 17 Musikkapellen zählte man im Zuge. Kurz nur währte die Mittagspause. Um ½3 h fanden wir uns im Burgsaal ein. Nachdem der H.H. Diözesanpräses, Pfarrer Balleis von Aitrang als Versammlungsleiter die Kolpings- und Spannbruckersöhne aufs Herzlichste begrüßte, gab er dem Festredner, dem Präses des Zentralgesellenvereins München und Landespräses, H.H. Ignatz Wetter, das Wort zu seinem Vortrag über das Thema „Unser Gottesglaube und der kath. Jungmann“. Den Dank der Versammlung drückte
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H.H. Diözesanpräses Balleis im Namen aller Anwesenden aus und wandte sich noch an die Burschen und Gesellen, um ernste Zeitfragen aufzurollen.
Die Versammlung erreichte ihren Höhepunkt, als Seine Exzellenz, der Hochwürdigste Herr Bischof Josef [Kumpfmüller] von Augsburg in Begleitung von Herrn Stadtpfarrer [Josef] Schmid [Stadtpfarrei St. Johann, bis 30.11.1956 einzige katholische Pfarrei der Stadt Memmingen, mit Wirkung vom 1.12.1956 aufgeteilt in die Pfarreien Sankt Johann, Sankt Josef und Mariä Himmelfahrt; Quelle] im Versammlungslokal erschien. Gesellen und Burschen erhoben sich zu freudiger Begrüßung von ihren Plätzen, um den Oberhirten des Diözese in nicht endenwollendem Jubel zu empfangen. In väterlicher Art wandte sich nun der Hochwürdigste Herr an die Gesellen und Burschen, seiner besonderen Freude Ausdruck verleihend, in ihrer Mitte veweilen zu dürfen. Er dankte allen, daß sie an dem heutigen Tage ein so herrliches Beispiel gaben von Bekennermut und forderte sie auf, namentlich in der Sittsamkeit und Ehrbarkeit nach den Grundstützen ihres Glaubens zu leben. Nachdem er der Massenversammlung seinen Bischöflichen Segen erteilt hatte, nahm er wieder Abschied von der Versammlung. Mittlerweile ist die Zeit schon gut vorangerückt und die Burschen kehrten in die Heimat zurück.
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Monatsversammlung am 9. Oktober 1932 im Gasthaus zum Mohren.
Anwesend waren trotz des schlechten Wetters die meisten Mitglieder. Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und gab nach Begrüßung des H.H. Petrus, des H.H. Präses, der Mitglieder und einer Anzahl von Gästen dem H.H. Pater Petrus das Wort zu seinem Vortrag über den „Kastengeist im Christentum“. Eingangs seines sehr lehrreichen Vortrags betonte der Herr Referent, daß dieser Kastengeist schon zu den Zeiten der Apostel zu finden war und behandelte dann in seinen weiteren Ausführungen wie derselbe Geist besonders auf konfessionellem und sozialem Gebiete sich auswirke.
Nach dem Vortrag legte der H.H. Präses die Mißverständnisse aus, die zwischen der Bayernwacht und dem Burschenverein bestanden. Die Karitaßsammlung [Caritas-Sammlung] für die Winterhilfe soll auch wieder von den Burschenvereinsmitgliedern in den einzelnen Weilern vorgenommen werden. Anfangs Dezember findet die 4. Generalversammlung mit Neuwahl statt. Am 30. Oktober 1932 wird die Generalkommunion abgehalten. Dem Mitglied August Eisenschmid, der in den Ehestand getreten ist, wurden zwei Bauernheiligenbilder verehrt. H.H. Präses gab noch einige Ausführungen über die politische Lage, besonders über die Judenhetze und forderte die Mitglieder auf, am 6. November 1932 ihre Wahlpflicht zu erfüllen.
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30. Oktober 1932, Generalkommunion.
Leonhardiritt in Hofs am 7. November 1932
Nach alter Väter Sitte findet alljährlich am 6. November der Leonhardiritt statt. Zum erstenmal beteiligte sich der kath. Burschenverein mit der Fahne offiziell an dieser Feier. Um ½2 Uhr war Aufstellung. Voran ritt eine Gruppe der Feuerwehr, dann folgte unser Verein mit dem H.H. Präses und die übrigen Teilnehmer; weiter folgte die Musikkapelle, der Kirchenchor und der H.H. Pater Petrus. Den Abschluß bildete wieder eine Gruppe der Feuerwehr. Der Zug bewegte sich von Hofs nach Betzisried und wieder zurück. Nach der Rückkehr nahem der H.H. P. Petrus die Benediktion [Segnung] der Pferde vor und die Feier war wieder beendet.
Herbstkonferenz der katholischen Burschenvereine „Oberer Günzgau“ und „Mittlerer Illergau“ am Dienstag, den 8. November 1932.
H.H. Gaupräses Deuring Westerheim hielt nach Eröffnung und Begrüßung der Anwesenden einen Vortrag über „Unsere Gaukonferenzen und Gautagungen“. Als 2. Redner sprach Diözesanpräses Monsignore Balleis – Aitrang über „Unsere katholische Burschenbewegung inmitten
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der übrigen Jugendbewegung und in den Zeitströmungen“ und „Unser katholischer Burschenverein bei seiner Winterarbeit“.
Daran schloß sich eine lebhafte Aussprache an, und zwar in Bezug auf Theateraufführung, Bayernwacht, deutsche Jugendkraft, Werbung für Neugründung von Burschenvereinen. Die Gautagung soll von nun an nicht mehr im September, sondern im Juli stattfinden.
Monatsversammlung am 13. November 1932 im Gasthaus zum Hirsch.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte H.H. Pater Chryostomus, H.H. Präses, Herrn Landwirschaftslehrer Linder und sämtliche Mitglieder, welche wieder sehr zahlreich erschienen waren. H.H. P. Chryostomus hielt einen Vortrag über „Kirche und Staat“. Herr Referent behandelte die Fragen „Was ist der Staat und was ist die Kirche?“, „Zweck des Staates und der Kirche“, wie beide aufeinander angewiesen sind, die staatserhaltende, staatsbildende und staatsfördernde Kraft der Kirche und wie zersetzend es wird auf den Staat, wenn er die Kirche ausschaltet oder gar bekämpft.
Daran anschließend erfolgte die Berichterstattung von der Gaukonferenz in Memmingen durch den H.H. Präses, [er] beantwortete noch einige
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Fragen aus dem Fragekasten und forderte die Mitglieder auf, auch einmal Exerzitien zu besuchen. Bei guter Unterhaltung flossen die Stunden schnell dahin, bis ½12 h die Versammlung ein Ende nahm.
Am 20. November 1932 fand eine Burschenvereins-Führertagung in Augsburg statt, welche vom Herrn Vorstand besucht wurde.
Ausschußsitzung am 27. November 1932.
Anwesend waren 5 Ausschußmitglieder.
Als Termin für die Weihnachtsfeier wurde der 26. Dezember festgesetzt und als Abhaltungslokal der Postsaal gewählt, da der Hirschsaal durch den Gesellenverein schon belegt ist. Anstelle der Christbaumversteigerung wird eine Verlosung abgehalten. H.H. Präses wird einige Gewinne stiften und die übrigen werden womöglich durch die Vereinskasse bezogen. Die Generalversammlung wurde auf den 8. Dezember verschoben.
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4. ordentliche Generalversammlung am 8. Dezember 1932.
Von 72 Mitgliedern waren ungefähr 65 anwesend.
Herr Vorstand [Andreas Lohr] eröffnete die Versammlung und begrüßte H.H. Präses [Pater Benedikt Boßle], H.H. Pater Chrysostomus, H.H. Pater Petrus, die Assessoren der Landwirtschaftsschule, Herrn Hinträger sowie sämtliche Mitglieder und Gäste, welche erschienen waren.
H.H. Präses warf einen Rückblick auf die verflossenen 3 Vereinsjahre und konnte feststellen, daß den Statuten voll und ganz nachgekommen wurde. Anschließend erstattete Vorstand Lohr den Tätigkeitsbericht über das verflossene Vereinsjahr, dem zu entnehmen ist, daß 10 Monatsversammlungen, 4 Ausschußsitzungen und die 4malige Generalkommunion abgehalten wurde sowie die weiteren im Protokollbuch verzeichneten Veranstaltungen. Kassier Abröll gab sodann den Kassenbericht bekannt, welcher einen Betrag von 10 Mark aufwies. Herr Vorstand dankte noch dem H.H. Präses für die geleistete Arbeit sowie den Vortragsrednern, den Ausschlußmitgliedern, sämtlichen Mitgliedern für ihr treues Zusammenstehen und erstattete einen Bericht über den in Augsburg stattgefundenen Führertag.
Währenddem die Neuwahl durch Stimmzettel vorgenommen wurde, beantwortete H.H. Präses noch verschiedene Fragen aus dem Fragekasten und gab sodann das mit Spannung erwartete Wahlresultat
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bekannt. Von den 65 abgegebenen Stimmen entfielen auf den Vorstand Lohr Andreas 60 Stimmen, Kassier Abröll Anton 56, Schriftführer Kille Andreas 48 Stimmen. Als weitere Ausschlußmitglieder Schneider Peter 44 Stimmen, Maier Josef Brüchlins 37, Petrich Alexander 32, Boxler Josef 27, Vollmar Josef Ottobeuren 13, Fröhlich Georg 7, Fäßler Benedikt 4 Stimmen.
Als Ersatzmänner kommen in Frage Hölzle Benedikt Guggenberg, Kille Michael Ottobeuren, Rapp Lorenz Leupolz. Sämtliche Gewählte nahmen die Wahl an.
Inzwischen war St. Nikolaus in der Versammlung erschienen, der huldvoll seine Gaben austeilte, aber auch interne Fragen über [den] Vereinsbetrieb an die Vorstandschaft stellte.
Kenntnis genommen wurde noch von der Versicherung, in der alle Mitglieder sich befinden, und ein Beitrag von 5 Pfennig im Vierteljahr zu entrichten ist. Die Monatsbeiträge werden wieder wie bisher all vierteljährig einkassiert. Die Weihnachtsfeier wird mit dem Arbeiterverein gemeinsam am Stefanstag im Postsaal abgehalten. Ferner fand ein Antrag Annahme, eine Vereinskapelle zu gründen, wozu sich 16 Mitglieder meldeten.
Mit herzlichen Dankesworten an St. Nikolaus, ferner an Herbergsvater Max Graf und die Mitglieder des Wahlausschusses schloß Vorstand Lohr in vorgeschrittener Stunde die einträchtig verlaufende Generalversammlung mit dem Burschengruß „Gott segne den Katholischen Burschenverein“!
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Gemeinsame Weihnachtsfeier des Kath. Burschen- und Arbeitervereins am 26. Dezember 1932 im Postsaale.
Nach einem einleitenden Musikstück und dem 4stimmigen Eröffnungslied „Gott segne die christliche Arbeit“, dem Liede „Es ist ein Ros entsprungen“, welch beide Chöre von der neugegründeten Sängerriege vorgetragen wurden, folgte ein gedankenreicher Prolog, betitelt „Weihnacht der Völker“ (vorgetragen von Josef Petrich Niebers).
Hierauf nahm der Präses des kath. Burschenvereins H.H. Pater Benedikt das Wort, um all die Gäste und Mitglieder beider Vereine willkommen zu heißen. Der besondere Gruß des Präses galt Hochw. Herrn Abt Dr. Einsiedler, seinen geistlichen Mitbrüdern, H.H. Pfarrvikar Pater Maurus, H.H. Pater Chryostomus, H.H. Pater Petrus, wie er auch das zahlreiche Erscheinen aus dem Bürgertum als ein erfreuliches Zeichen begrüßte. In seiner Ansprache betonte er, daß der klassenkämpferische Geist nicht aufkommen dürfe; die Front der kath. Weltanschauung ist breit genug, daß sich hier alle finden können, die guten Willens sind.
Es folgte die Aufführung des Musikstückes „Stille Nacht, heilige Nacht“, das die Entstehung des Weihnachtsliedes zur Grundlage hat.
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Nach einigen Einlagen des Orchesters Schwägle, das wiederum bestes bot, folgte in der Pause die Gabenverlosung, die flott vonstatten ging.
Von den Programmnummern des 2. Teiles sei zuerst genannt „der Kinder Krippenspiel“ und „Rund um die Krippe“, welch beide Stücke von den Kleinen in köstlicher Art über die Bretter gingen und größten Beifall fanden. Hier stand als Spielleiter der Präses des kath. Arbeitervereins H.H. Pater Chrysostomus dahinter. Das 2. Spiel der Burschen, betitelt sich „Der Pfefferkuchenmann“ und ist ein Weihnachtslustspiel, das einen wissenschaftlichen Streit zweier Professoren als Stoff zur Handlung hat. Die Zwischenpausen wurden wieder aufgefüllt durch das Orchester Schwägle und den gesanglichen Darbietungen der Sängerriege des kath. Arbeitervereins unter Leitung des H.H. P. Petrus.
Zum Schlusse erfolgte die Verteilung der Gewinnste [Gewinne].
Ausschußsitzung am 6. Januar 1933.
Anwesend waren 7 Ausschußmitglieder.
Die nächste Generalkommunion wird am 15. Januar abgehalten und die nächste Monatsversammlung am 22. Januar.
Der Termin für die Faschingsunterhaltung wurde auf den 19. Februar festgesetzt und als Abhaltungslokal der Hirschsaal bestimmt, die Feier selbst wird in einfachem Rahmen stattfinden, und zwar sollen kleine Theaterstücke
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und Tanz abwechseln. Den musikalischen Teil soll das Mitglied Riedele Anton mit Zugharmonika bestreiten. Als Eintrittskontrolle für die Angehörigen der Mitglieder werden Karten ausgegeben und erhält jedes Mitglied eine Karte. Die Intrumente für das in der Generalversammlung neu gegründete Mundharmonikaorchester sind bestellt worden und sind bereits auf dem Wege.
15. Januar 1933, Generalkommunion.
Monatsversammlung am 22. Januar 1933 im Gasthaus zum Mohren, vormittags 10 h.
Herr Vorstand eröffnete die 1. Monatsversammlung im 4. Vereinsjahr und gab nach Begrüßung des H.H. Präses und sämtlicher Mitglieder, von denen ungefähr ⅔ erschienen waren, dem H.H. Präses das Wort; der zuerst eines Mitgliedes Wassermann gedachte, das z.Z. schwer krank darniederliegt und ging dann zur Beantwortung des Fragekastens über, welche eine geraume Zeit in Anspruch nahm. Infolge der kurzen Zeit konnte der Vortrag des H.H. Präses nicht mehr abgehalten werden.
Kenntnis gewonnen wurde noch von der Faschingsunterhaltung sowie von der Lehrtagung in Westerheim am 25. Januar. Im Laufe der Zeit soll auch
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eine Bücherbibliothek errichtet werden soweit es die finanziellen Mittel erlauben. Nach Absingen einiger Lieder ging die Versammlung wieder dem Ende zu.
Beerdigung des Mitgliedes Georg Wassermann.
Am 31. Januar verschied nach 3 wöchentlicher Krankheit (Kopfgrippe) unser 1. Vereinsmitglied Georg Wassermann. Der Trauergottesdienst mit darauffolgender Beerdigung fand am 2. Februar um 10 h statt. 55 - 60 Mitglieder gaben dem stillen und rührigen Vereinsbruder, der seiner Pflicht dem Vereine gegenüber stets nachgekommen ist, das letzte Geleit. Georg Wassermann ist erst 20 Jahre als und gehört seit einem Jahre dem kath. Burschenverein an. Herr Vorstand gedachte seiner im Namen des Vereins und legte einen Kranz an seinem Grabe nieder.
Vortrag über Bolschewismus am 11. Februar 1933.
Der Volksverein für das katholische Deutschland* ließ am 11. Februar abends im Studiersaale der Landwirtschaftsschule einen Vortrag halten über Bolschewismus; hiezu waren außer den Landwirtschaftsschülern auch die Mitglieder
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*Info-Fußnote mit Zitat von der Wikipedia-Seite: „Neues Leben kam durch den Kampf gegen den Radikalismus, besonders gegen die Nationalsozialisten, in den Verein.“
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des Gesellen-, Burschen- und Arbeitervereins geladen und ist auch eine stattliche Zahl von Burschenvereinsmitglied erschienen. Herr Dr. Dürr, Landessekretär, war durch Krankheit verhindert und an seiner Stelle erschien Herr Dr. Schiele – München. Der Redner beantwortete 3 Fragen: Was ist Bolschewismus? Wie steht es bei uns? Wie müssen wir uns zu dieser Bewegung stellen?
Faschingsunterhaltung am 19. Februar 1933 im Gasthaus zum Hirsch, abends ½8 h.
Die Veranstaltung wurde der Zeit entsprechend abgehalten und durften nur Mitglieder mit je einem Angehörigen gegen Karten erscheinen.
Herr Vorstand eröffnete die Unterhaltung, begrüßte die erschienenen Mitglieder mit ihren Angehörigen; besonders aber galt sein Gruß dem H.H. Präses und wünschte den Anwesenden einen genußreichen, frohen Abend. Die Stunden wechselten ab mit Tanz und Einakter-Theaterstücken nämlich: „die Simpartiekur“, „Untauglich“, „Knorpels 1. Stelle“ und ein Solo-Vortrag der „Räuber“. Zum Schlusse hielt Herr Vorstand noch einen humoristischen Vortrag über: „Interessantes in der Faschingszeit“, was sich während des Jahres im Burschenverein zugetragen hatte.
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Bezirkstag des Verbandes der kath. Burschenvereine für Südschwaben am 8. März 1933 in Kempten.
An dieser Tagung war der H.H. Präses und der Schriftführer unseres Vereins anwesend und sie verlief nach folgendem Programm:
1. Lied: „Wo die Wasser niedertosen“
2. Jahres- und Kassenbericht
3. Referat des H.H. Pfarrers und Gaupräses Schmid Friesenried: „Wie soll unser Burschenblatt in den Versammlungen und im praktischen Leben unserer Burschen verwertet werden?“
4. Anfragen und Anträge
5. Referat des Herrn Landwirschaftsassessors Elling: „Unsere kath. Burschenvereine und unser Vaterland in seiner Not und Bedrängnis.“
6. Schlußchor: „In Bayerntreue halten wir“.
Monatsversammlung am 12. März 1933 im Gasthaus zum Mohren, abends ½8 h.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte den H.H. Präses, H.H. Pater Petrus, das Mitglied Schneider Peter als Referent, die neu errichtete Musikkapelle und sämtliche Mitglieder, welche wieder zahlreich erschienen sind. Schneider Peter hielt nun seinen Vortrag über „Haberanbau“ [Haferanbau],
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und zwar sprach der Redner über die Vorarbeiten im Herbst, die Frühjahrssaat und Behandlung der Saat. H.H. Präses gab noch einige praktische Erfahrungen über Haber und Gerstenanbau und sprach noch über Ereigniss der letzten Tage in Bezug auf Politik.
Herr Vorstand überbrachte sodann im Namen des Vereines dem H.H. Präses, der am 21. März seinen Namenstag feiert, die herzlichsten Glück- und Segenswünsche mit einem herzlichen „Vergelt’s Gott“ für die viele geleistete Arbeit und Mühe, versprach auch, weiterhin der Burschensache treu zu bleiben und überreichte ihm ein kleines Geschenk.
H.H. Präses dankte für das Versprechen, betonte, daß er die Arbeit gerne mache. Es sei für ihn ein Stück Seelsorge, er sei gerne in jungen Kreisen. Besonders hob er noch hervor das starke Anwachsen des Vereins und mahnte, um die jungen Leute sich besonders zu kümmern.
Für Unterhaltung sorgte die neu errichtete Musikkapelle unter Leitung des H.H. Pater Petrus, welche das 1. Mal in der Versammlung spielte.
Als weitere Mitglieder meldeten sich: Hölzle Benedikt, Grimm Josef Guggenberg, Arnold Ulrich und Epple Georg Stefansried [Stephansried], Reichle Josef Betzisried, Mayrock Jakob Ottobeuren, Vollmar Anton Niebers, Boxler Ulrich Schrallen, Schedler Armin Langenberg, Petrich Theodor Oberhaslach, Rietzl Anton Schachen und Zinsler Alois Schellenberg.
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Ausschußsitzung der katholischen Vereine Ottobeurens am 20. März 1933.
Auf Einladung von Seite der N.S.D.A.P. zur Teilnahme an der morgigen Feier anlässlich der Eröffnung des neuen Reichtstages wurde folgender Beschluss gefaßt und schriftliche Rückantwort gegeben:
Die katholischen Vereine danken für die Einladung. Sie betonen, daß sie zu jeder praktischen und sachlichen Mitarbeit beim Aufbau von Volk und Vaterland grundsätzlich bereit sind, gemäß ihrer Vereinsstatuten. Von einer offiziellen, geschlossenen Beteiligung an Festen und Feiern glauben sie jedoch vorerst Abstand nehmen zu sollen, bis zur endgültigen Klärung der Lage.
Im Namen der sämtlichen katholischen Vereine des katholischen Pfarramts, Pfarrvikar.
Am 26. März 1933 Generalkommunion bezw. Osterkommunion.
Am 15. April 1933 abends geschlossene Beteiligung an der Auferstehungsfeier.
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Monatsversammlung am Ostermontag, den 17. April 1933, im Gasthaus zum Hirsch abends ½8 h.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und konnte neben den Burschenvereinsmitgliedern, die sehr zahlreich erschienen waren, auch eine Gruppe des kath. Gesellenvereins begrüßen. Sein besonderer Gruß aber galt dem H.H. Präses, H.H. Pater Petrus und H.H. Frater Isidor, welcher als Redner für den heutigen Abend gewonnen wurde.
H.H. Präses richtete einige Worte an die Versammlung von der Notwendigkeit der Religion für die Politik und gab dann dem H.H. Frater Isidor [Aurbacher] das Wort zu seinem Vortrag über „[Ludwig] Windthorst und seine Zeit“. Der Redner ging aus von der letzten [Reichstags-] Wahl am 5. März, er dachte besonders an den Ungehorsam der Katholiken, den Bischöfen gegenüber und ging dann über zur Zeit vor 60 Jahren, zur Gründung des nationalen Staates, unbekümmert um die Religion. Er streifte in kurzen Zügen die Geschichte Deutschlands von 716 unter Bonifatius, in späteren Zeiten, dann die Entwicklung zwischen Papst und Kaiser, die Folgen der Reformationszeit, die große Uneinigkeit und ging dann über zur Gründung des Deutschen Reiches und der Zentrumspartei. Bismark und die nationale liberale Partei kämpften gegen das Zentrum, die Katholiken wurden abgesetzt, Schule und Religion verboten, Gesetze gegen die Religion wurden gemacht, die katholische Kirche ganz aus
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der Verfassung gestrichen. Die Bischöfe kämpften mit Heldenmut, besonders ein Mann: der Reichstagsabgeordnete Ludwig Windthorst. Der Referent behandelte noch seine Erziehung, seine Tätigkeit im Staate, seine Arbeit im Reichstag (besonders für die Religion). Immer wieder kam er mit seinem Antrag für die Kirche.
Daran anschließend sollten sich die Mitglieder äußern, wohin heuer der Ausflug gemacht werden soll und wurde der Entschluß auf die nächste Versammlung verschoben.
H.H. Pater Petrus leitete den gesanglichen Teil und das neu gegründete Mundharmonikaorchester.
Theateraufführung in Lachen am 23. April 1933.
Genannte Aufführung, veranstaltet vom kath. Burschenverein Lachen, wurde auch von einer Gruppe unseres Vereins mit dem H.H. Präses besucht. Gespielt wurde das schöne Stück „Die Grafenkinder“.
Der Feiertag der Nationalen Arbeit in Ottobeuren am 1. Mai 1933.
Um ½10 Uhr versammelten sich die Mitglieder unseres Vereins, um an dem großen Zuge teilzunehmen zum Gottesdienste. Sämtliche Vereine
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und Vereinigungen folgten dem Zuge. Um ½11 h war dann eine hl. Messe. Nach dem Gottesdienste bewegte sich der Zug zum Hindenburgplatz [nach Mai 1945 wieder Markplatz], wo am Knabenschulhaus die Enthüllung des Hindenburgbildnisses stattfand. An der Nachmittagsfeier beteiligte sich der Verein nicht mehr offiziell.
Generalversammlung des Verbandes katholischer Jungbauern, Kreisverband Schwaben, in Ottobeuren am 14. Mai 1933.
Diese Versammlung wurde auch von einigen Mitgliedern besucht. Während am Vormittag mehr der offizielle Teil der Generalversammlung stattfand, folgte am Nachmittag ein Vortrag des H.H. Pater Benedikt [Boßle] über das Thema „Was verlangt die heutige Zeit vom Jungbauern als Landwirt?“
Weiter folgten 2 Filme, von denen der erstere „25 Jahre Regensburger Kurse“ betitelt war und der 2. „Potsdam grüßt das neue Deutschland“.
Monatsversammlung am 14. Mai 1933 im Gasthaus zum Mohren.
Herr Vorstand [Andreas Lohr aus Leupolz] eröffnete die Versammlung und begrüßte H.H. Präses sowie sämtliche Mitglieder, welche trotz des sehr schlechten Wetters zahlreich erschienen waren. Während der Versammlung fand sich auch noch H.H. Pater
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Petrus ein und ein weiterer Gast, H.H. Pater Erkenwald Plersch aus England [ursprünglich aus Ottobeuren]. Das Mitglied Vollmar Josef hielt einen Vortrag über „Landwirtschaftliche Maschinen“ und zwar sprach er über deren Ankauf, Maschinen in der Arbeit und die Pflege der Maschine. An den Vortrag schloß sich eine rege Diskussion an.
Zur Sprache kam nun die Errichtung einer Bücherbibliothek. Zu diesem Zweck wurde von der Geschäftsstelle die Dorfbücherei im Werte von 56 Mark bestellt und der Verein erhielt vom „Ehemaligen-Verein Ottobeuren“ einen Zuschuß von 20 Mark. Die Bücher werden an die einzelnen Mitglieder auf 4 Wochen unentgeltlich geliehen [verliehen].
Der Ausflug wurde bis nach der Heuernte verschoben und zwar wurde eine kleinere Tour mit dem Rad nach Mindelheim, Lohhof und Pfaffenhausen vorgeschlagen.
Den gesanglichen Teil besorgte wieder H.H. Pater Petrus. Gegen ½12 h konnte der Vorstand die schön verlaufende Versammlung schließen.
28. Mai 1933, Generalkommunion.
5. Juni 1933, Beteiligung an der Jahrtagfeier der Einweihung der Eldernkapelle sowie am Abend an der Lichterprozession.
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Monatsversammlung am 10. September 1933 im Gasthaus zum Mohren.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte H.H. Präses, H.H. P. Petrus, Frater Isidor und sämtliche Mitglied, welche wieder zahlreich erschienen waren. H.H. Präses schilderte die heutige Lage, warf einen Rückblick auf die Zeiten der nationalen Revolution, sprach über das Versammlungsverbot und wie die katholischen Vereine nach Abschluß des Konkordats wieder ihre Freiheit haben.
Frater Isidor hielt sodann einen Vortrag über das Thema: „Ist der Bauer heute noch reich?“ Eingangs seines Vortrags wies er hin auf die schlechten Preise, die der Bauer heute bekommt, und behandelte dann in seinen weiteren Ausführungen die ideellen Werte des Bauern und die freien Güter, die ihm zur Verfügung stehen.
Die Bücher von der errichteten Bibliothek wurden an die Mitglieder zum erstenmale übergeben. Der im Frühjahr geplante Ausflug konnte infolge des Versammlungs- und Veranstaltungsverbotes nicht verwirklicht werden und soll nun in 14 Tagen stattfinden. Für den gesanglichen Teil sorgte H.H. Pater Petrus.
Als neue Mitglieder meldeten sich: Elison Konrad Ottobeuren, Vollmar Theodor Niebers.
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Versammlungsverbot.
Infolge neuerlicher Einführung des Versammlungsverbots von seiten des Staatsministeriums, worunter auch Ausflüge fallen, mußte der auf den 24. September geplante Ausflug aufgegeben werden.
29. Oktober 1933, Generalkommunion.
Monatsversammlung am 12. November 1933 im Gasthaus zum Hirsch.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte H.H. Präses, H.H. Pater Petrus, einige Gäste sowie sämtliche Mitglieder, welche wieder sehr zahlreich erschienen waren. Besonders gab er seiner Freude darüber Ausdruck, daß die Mitglieder trotz des Versammlungsverbotes, welches wieder aufgehoben wurde, dem Verein treu geblieben sind.
H.H. Präses hielt einen Vortrag über „Astrologie“. Der Redner betonte, daß in heutige Zeit sehr viel Aberglaube getrieben wird, besonders in der Astrologie. Er behandelte dann in seinen weiteren Ausführungen die Geschichte und Anwendung der Astrologie und streifte noch die dynamisch-biologische Düngung, welche viel mit der Astrologie zusammenhängt.
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H.H. Pater Petrus brachte noch heitere Erlebnisse, die sich während seiner Romfahrt zugetragen hatten. Für die Weihnachtsfeier wurden noch einige Theaterstücke ausgesucht und vergeben sowie noch einige Fragen aus dem Fragenkatalog beantwortet.
Ausschußsitzung am 26. Novermber 1933 im Gasthaus zum Hirsch.
Anwesend waren sämtliche Ausschußmitglieder.
In der Beratung wurden folgende Beschlüsse angenommen:
1. Auf Antragstellung des Arbeitervereins wird die Weihnachtsfeier gemeinsam mit dem kath. Arbeiterverein im Hirschsaal abgehalten.
2. Als Abhaltungstermin wurde der Stefanstag bestimmt soweit mit dem Gesellenverein keine Schwierigkeiten entstehen.
3. Es werden 2 Theaterstücke aufgeführt; eines wird vom kath. Arbeiterverein besorgt sowie 4 Lieder gesungen.
4. Die Gabenverlosung wird heuer ausfallen, wegen Zeiteinsparung; zur Unkostendeckung wird eine Sammlung vorgenommen während der Feier und am Schluß ein kleiner Christbaum versteigert.
5. Für den musikalischen Teil soll das Orchester Schwägle gewonnen werden.
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6. Am 10. Dezember wird die Generalversammlung ohne Klausenfeier im Gasthaus zum Hirsch abgehalten.
7. Für die neu errichtete Bibliothek soll ein Bücherwart aufgestellt werden.
8. Das Burschenblatt muß gemäß der Statuten von jedem Mitglied bezogen werden, soweit nicht 2 oder mehrere Mitglieder in einem Hause wohnen.
9. Der Beitrag soll alle Vierteljahr einkassiert werden.
10. Die Lokalfrage, ob abwechselnd zwischen Hirsch und Mohren oder ob ein dauerndes Lokal bestimmt werden soll, wird der Generalversammlung zur Entschließung überlassen.
11. Bei der letzten Monatsversammlung stürzte ein Mitglied auf dem Wege zur Versammlung durch Verschulden eines Motorrades vom Rade, wodurch das Rad stark beschädigt und ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden mußte. Die Kosten, die dabei entstanden sind, werden von der Unfallversicherung bestritten.
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5. ordentliche Generalversammlung am 10. Dezember 1933.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte H.H. Präses, H.H. Pater Petrus, sämtliche Mitglieder, welche wieder zahlreich erschienen waren, sowie einige Gäste, und wies hin auf den Zweck der heutigen Generalversammlung, um einen Rückblick zu werfen ins verflossene Vereinsjahr, die Gegenwartsfragen zu besprechen und um vorwärts zu schauen, die Aufgaben zu bewältigen, die dem Verein obliegen. Sodann ergriff H.H. Präses das Wort und erinnerte an das verflossene Vereinsjahr, das ein schweres für uns gewesen ist durch die Unterdrückung von Seiten der Regierung. In Zukunft müsse alles daran gesetzt werdeen, die Rechte zu wahren, wie das Konkordat lautet. Die Weihnachtsfeier darf am Stefanstag nicht abgehalten werden, wegen Nichtgenehmigung von örtlichen Nationalsozialisten und wird dann auf den 31. Dezember verschoben. Die Lesung des Burschenblattes wurde den Mitgliedern vom H.H. Präses dringend ans Herz gelegt.
Jedes Mitglied, das drei Mal hintereinander fehlt, wird von der Mitgliederliste gestrichen. Josef Vollmar wurde als Bücherwart aufgestellt. Die Monatsversammlungen sollen abwechslungsweise zwischen Hirsch und Mohren abgehalten werden.
Anschließend daran erstattete der Vorstand den Tätigkeitsbericht, dem zu entnehmen ist, daß im verflossenen Vereinsjahr 7 Monatsversammlungen, 3 Ausschußsitzungen und die 4malige Generalkommunion abgehalten wurden sowie die weiteren im Protokollbuch verzeichneten Veranstaltungen.
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2 Monatsversammlungen sowie der geplante Ausflug mußten wegen des Versammlungsverbots von seiten des Staatsministeriums ausfallen.
Kassier Abröll Anton gab sodann den Kassenbestand bekannt, welcher einen Betrag von 11 Mark aufwies. Vorstand Lohr hielt noch einen kurzen Vortrag über das Thema: „Was wir von der Gewährsfrist beim Kaufe eines Thieres beachten müssen“. Für den gesanglichen Teil sorgte wieder H.H. Pater Petrus.
Nachdem unter „Wünsche und Anträge“ keine nennenswerten Fragen gestellt wurden, konnte der Vorstand gegen ½12 h die schön verlaufende Versammlung schließen.
Als neues Mitglied meldete sich: Strobl Leo Ottobeuren.
Gemeiname Weihnachtsfeier des kath. Burschen- und Arbeitervereins am 31. Dezember 1933 im Gasthaus zum Hirsch.
Der Sängerchor des Arbeitervereins eröffnete den Abend mit dem Sängergruß „Gott segne die christliche Arbeit!“ Der Vereinspräses H.H. Pater Petrus hielt die Begrüßungsansprache, in der er zuerst die Mitglieder des Arbeitervereins und die Angehörigen sowie die Mitglieder des Burschenvereins und besonders aber den H.H. Prälat Dr. Einsiedler herzlich willkommen hieß. Der Bedeutung des Tages
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und der Feier entsprechend, widmete der Vortragende herrliche Worte, welche allgemeinen Beifall fanden. Die weitere Abwicklung folgte in flotter Weise nach folgendem Programm:
1. „Gott segne die christliche Arbeit“ (4stimmiger Männerchor) und: „Wenn wir schreiten Seit’ an Seit’“
2. „Adventgebet“ v. Ernst Moritz Arndt
3. „Die Kapelle“ (4stimmiger Männerchor)
4. Einstimmung durch den Präses
5. „Brüder, reicht die Hand zum Bunde““ (4stimmig)
6. Theater „Knecht Ruprecht und die bösen Buben“
7. Film: „Es will wieder Weihnacht werden“ (mit Liedereinlagen)
Pause
8. „O Freude über Freude“ (2stimmig)
9. Weihnachts-Evangelium
10. Weichnachts-Ansprache
11. „Ihr Hirten wacht“ (2 Strophen)
12. „Der Liebe Sing“ (Zweiakter)
13. Zwischen 1. und 2. Akt: „Ich kenn ein’ hellen Edelstein“ (4stimmig)
14. „Kein schöner Land2 …
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Einige allgemein gesungenen Weihnachtslieder förderten die weihnachtliche Stimmung und waren die Anwesenden sehr befriedigt über den Verlauf dieser wohl gelungenen und gut durchgeführten Weihnachtsfeier.
Ausschußsitzung am 1. Januar 1934 im Gasthof zum Hirsch.
Anwesend waren 7 Ausschußmitglieder.
Die Mitgliederliste wurde nachgeprüft, wegen schriftlicher Angaben jeden Mitgliedes bei der Geschäftsstelle. Sodann erfolgte die Berichterstattung von Regensburg in Bezug auf Burschenblatt-Umstellung und Versicherung; woran sich noch eine Vorbesprechung zur Faschingsunterhaltung anschloß. Als Termin wurde der 4. Februar festgesetzt.
14. Januar 1934, Generalkommunion.
Monatsversammlung am 14. Januar 1934 im Gasthaus zum Mohren.
Der Vorstand gab nach Eröffnung und Begrüßung des H.H. Präses, H.H. Pater Petrus und sämtlicher Mitglieder, dann H.H. Präses
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das Wort zu seinem Vortrag über das „Erbhofgesetz“. Der Redner behandelte in leichtverständigen Worten den Zweck dieses Gesetzes, was alles darunter fällt, was gehört zum Erbhof, die Bestimmungen über den Erbhof und Erbhofbauern und die Anerbenfolge.
Mit der Faschingsunterhaltung konnte noch nichts genaues bekanntgegeben werden, da zuerst Rücksprache genommen werden muß beim Bürgermeister oder Bezirksamt [Landratsamt Memmingen] wegen dem Tanzpatent.
Zur Unterhaltung wurden mehrere komische Vorträge abgehalten. Den gesanglichen Teil besorgte H.H. Pater Petrus.
Gemeinsame Faschingsunterhaltung des kath. Burschen- und Gesellenvereins im Gasthaus zum Hirsch am 21. Januar 1934.
Infolge des Tanzpatentes hielten die genannten Vereine ihre Faschingsunterhaltung miteinander. Als Eintrittspreis wurden 80 ₰ [Pfennig] erhoben. Von beiden Vereinen war der H.H. Präses anwesend. Die meiste Zeit wurde dem Tanz gewidmet. Jedoch wurde auch abwechselnd durch komische Vorträge, besonders der beiden Vorstände durch Interessantes, was sich während des Jahres zugetragen hatte.
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Monatsversammlung am 25. Februar 1934 im Gasthaus zum Hirsch.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte H.H. Präses, die Ehrwürdigen Brüder Pontian und Daniel und sämtliche Mitglieder des Vereins, welche ungefähr zu ¾ erschienen waren.
H.H. Präses hielt zwei Vorträge an Hand von Lichtbildern über den „Benediktinerorden in der Geschichte“ und den „Benediktinerorden und seine Kulturarbeit“.
Daran anschließend gar er noch bekannt, daß von Seiten der Mitglieder der Wunsch gestellt wurde, das [Kloster-]Museum zu besichtigen, wozu er sich gern bereit erklärte, sowie auch unsere Kirche näher zu erklären. Am 18. März findet die Generalkommunion statt.
Bei Gesang und Unterhaltung floßen die Stunden schnell dahin und so konnte der Vorstand gegen ½12 h die schön verlaufene Versammlung schließen.
18. März 1934, Generalkommunion.
Monatsversammlung am 25. März 1934 im Gasthaus zum Mohren.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte H.H. Präses, 4 Mitglieder, welche die Landwirtschaftsschule in Immenstadt besucht haben sowie sämtliche Mitglieder, die wieder zahlreich erschienen waren; ganz besonders auch den Redner des Abends, ein Mitglied des Vereins, Armin Schädler.
H.H. Präses feierte einige Tage vorher sein Namensfest. Herr Vorstand überbrachte ihm im Namen des Vereins die herzlichsten Glück- und Segenswünsche. Nebst Treu- und Dankesworten überreichte er ihm ein kleines Geschenk. H.H. Präses erwiderte die Ehrung mit Dankesworten. Er gab seiner Freude darüber Ausdruck, daß die Mitglieder trotz der nationalen Regierung dem Verein treu geblieben [sind] und machte die Mitglieder auch durch diese dunkle Übergangsperiode der katholischen Kirche die Treue zu bewahren. Die Kirche wird unter allen Umständen standbleiben.
Daran anschließend kam der Vortrag des Mitgliedes Schädler Armin über „Wiesen und Weidenwirtschaft und ihre Düngung“, woran sich eine lebhafte Diskussion anschloß.
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Theateraufführung am 1. April 1934 in Ollarzried.
Auf Einladung des katholischen Burschenvereins Ollarzried besuchten am Ostersonntag, den 1. April, ca. 15 Mitglieder unseres Vereins das dortige Theaterspiel „Der Glockenguß von Breslau“ [von bzw. nach Wilhelm Müller].
Monatsversammlung am 22. April 1934 im Gasthaus zum Hirsch.
Herr Vorstand eröffnete die etwas schwächer besuchte Versammlung und gab nach Begrüßung des H.H. Präses, sämtlicher Mitglieder und Gäste, dem H.H. Präses das Wort zu seinem zeitgemäßen Vortrag über das Thema: „Der deutsche Katholik zur Zeit des Umbruchs“. Der Redner ging aus von den Wirren unserer Zeit, die Mängel, die sie hervorgebracht [hat] und zeigte Mittel und Wege, welche begangen werden müssen. Besonders mahnte er wieder mehr zur Innerlichkeit und katholischen Tat zurückzukehren. Die katholischen Vereine müssen zu Hauptsäulen der katholischen Aktion erzogen werden. Daran anschließend verlas er noch die Ansprache des hl. Vaters an die deutsche katholische Studentenschaft.
Zur Sprache kam noch der Ausflug nach Weingarten oder Oberammergau. Des weitere soll am nächsten Sonntag die Klosterökonomie besichtigt werden sowie auch die Kirche und das Museum.
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29. April 1934, Besichtigung des Museums unter Führung des H.H. Pater Karl [Vater].
Ausflug nach Weingarten am 10. Mai 1934.
22 Mitglieder unternahmen mit dem H.H. Pater Karl im Lastkraftwagen des Herrn Graf einen Ausflug nach Weingarten, zu dem dort alljährlich stattfindenden Blutritt. Die Abfahrt in Ottobeuren erfolgte den Tag vorher mittags 12 h. Die Fahrt ging dann über Lindau und Friedrichshafen. Besichtigt wurden je der Seehafen und die 2 Zeppelinhallen mit ihren Luftschiffen. Gegen 6 h ging die Fahrt wieder weiter und um ½8 h war das Ziel Weingarten erreicht. Am Abend war noch eine Lichterprozession und dann gings ins Stroh zum Schlafen. In der Frühe wurde die Kirche besucht und gegen 6 h fand dann der Blutritt statt, welcher 1½ Stunden in Anspruch nahm. Nachdem die Stadt Weingarten noch etwas angeschaut war [wurde], ging es um 1 h wieder der Heimat zu. In Leutkirch wurde kurz Halt gemacht und der Durst etwas gestillt. Gegen 6 h war Ottobeuren wieder erreicht.
12. Mai 1934, Beteiligung an der Jahrtagfeier der Einweihung der Eldernkapelle.
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23. Mai 1934, Beteiligung an der Beerdigung eines Mitgliedes, Anton Müller, vom Nachbarverein Frechenrieden.
Elternabend des katholischen Jungmädchenvereins.
Monatsversammlung des katholischen Burschenvereins, 31. Mai 1934.
In einer kurzen Ansprache schilderte H.H. Pater Chryostomus die Sehnsucht der katholischen Jugend zu Christus dem König und wie sie unzertrennbar mit ihm verbunden ist. Die kath. Jugend huldige der Losung: „Für Christi Reich in einem neuen Deutschland!“ In exakter Weise brachte Frl. Vevi Loderbauer einen Prolog zum Vortrag, der allen das Herz höher schlagen ließ. Daß auch der gemeinsame Gesang gepflegt wird, zeugt das Absingen des Lieder: „Es rauscht durch deutsche Wälder“, dem eine weihevolle Aufnahmefeier mit Sprechchor und Jubellied folgte. Besondere Aufmerksamkeit erwarb sich der Vortrag von Herrn Salesianerfrater Müller – Amberg über Don Bosco, den er mit Lichtbildern reich illustrierte. In der weiteren Reihenfolge des Programms waren Lieder, Quartette und gefällig Reigen eingetreut. Den Höhepunkt des Abends bildete ein kleines Märchenspiel auf der mit der „Weißen Rose“ geschmückten Bühne, betitelt mit: „Wulle, Wulle, Gänsehex’“ von [Josef Maria] Heinen [verm. 1899 - 1975], das ernste und scherzhafte Szenen aus Märchenerzählungen wiedergab. In lobenswerter Weise hatte sich Herr Matthias Maier und Herr Adalbert Wagner um den musikalischen Teil angenommen, sodaß auch während der Pausen für Unterhaltungen gesorgt war. Rasch verflogen die Stunden bis zum Abschluß das Weihelied „Lasst die Banner wehen“ erklang.
24. Juni 1934, Generalkommunion.
Versammlungsverbot wegen Umsägen der Hitlereiche.
7./8. September beteiligten sich 4 Mitglieder an der Heiligsprechungsfeier des hl. Bruder Konrad in Altötting.
Monatsversammlung am 9. September 1934 im Gasthaus zum Hirsch.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte H.H. Pater Chryostomus, Frater Isidor und sämtliche Mitglieder, welche zahlreich erschienen waren. H.H. Pater Chryostomus hielt einen lehrreichen Vortrag über: „Waserungen und Wandlungen im Reiche der Volksfrömmigkeit“.
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Der Redner ging aus von den alten Germanen, ihren Kennzeichen und Eigenart, die Entstehung des Christentums, der Geschichte und Kultur durch Karl den Großen, die Höchstleistungen der Gotik, die Verflachung der Religion nach den Kreuzzügen (man wurde Egiost), die große Freude nach dem 30-jährigen Krieg (als man die Religion nicht verloren hatte), die Entstehung des Barock, die große Heiligenverehrung, welche einsetzte, streifte noch die Aufklärungszeit des 18. Jahrhunderts, die Veräußerlichung der heutigen Zeit und wies hin auf die große Glaubensspaltung vor der wir nun stehen.
Herr Vorstand ermahnte noch die Mitglieder, dem Verein treu zu bleiben, besonders auch das Burschenblatt weiter zu behalten.
30. September 1934, Generalkommunion.
Monatsversammlung am 7. Oktober 1934 im Gasthaus zum Mohren.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte H.H. Präses und sämtliche Mitglieder. Der Besuch war etwas geringer als wie gewöhnlich.
H.H. Präses hielt einen lehrreichen Vortrag über die neuesten Maßnahmen in der Landwirtschaft, [?] aus der Knechtschaft zur Freiheit.
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Der Redner behandelte in leichtverständigen Worten die Entstehung und Entwicklung der Landwirtschaft, angefangen von den alten Germanen bis nach dem 30-jährigen Kriege. In der nächsten Versammlung wird die Fortsetzung folgen.
Anschließend daran erfolgte die Einladung zu der am 11. November in Westerheim stattfindenden Primiz des H. Frater Isidor.
Vom Verband der katholischen Burschenvereine in Regensburg wurde noch durch den H.H. Präses ein Schreiben verlesen, worin aufgefordert wurde zur Treue zum Verbande und besonders das Burschenblatt zu halten und zu lesen. Von fachmännischer Seite unterrichtet, wies er noch hin auf die in der Landwirtschaft scharf einschneidenden Maßnahmen und empfahl den Burschen, besonders den Besuch der Landwirtschaftsschule.
Christkönigsfeier am 27. Oktober 1934, abends 8 Uhr, in der Basilika Ottobeuren.
Eine herrliche Glaubenskundgebung war am vergangenen Samstag der Pfarrgemeinde Ottobeuren in der Basilika beschieden. Es galt, in der Kirche wirklich einen König des Lebens zu verehren, der über alle Menschen thront und alle
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regiert und ihre Schicksale lenkt in alle Ewigkeit. Während des Christkönigsliedes „Wer kommt daher? Christkönigs reisige Knechte!“ zogen die Christusbanner herein, auch die Kolpingsbanner, Wimpel und Fahnen zum Kreuzaltar, um den sich Jugend geschart hatte. Hierauf bestieg H.H. Dr. Satzger – Kaufbeuren die Kanzel zu einer Ansprache.
Daran anschließend zeigte sich Lichtlein an Lichtlein in der jungen Kämpferschar. Währenddem das Lied „Entzündet die Fackeln“ die weiten Hallen durchbrauste. Nachdem das Allerheiligste ausgesetzt war, setzte sich die Huldigungsprozession mit dem Allerheiligsten, an der sich insgesamt ungefähr 900 Burschen und Mädchen beteiligten, durch den mittleren Gang der Basilika ins Freie, der [alten] Apotheke zu und dann durch die Ritter-von-Epp-Straße [bis 1939 Kemptener Straße, seit 1967 Sebastian-Kneipp-Straße] über den Ölberg wieder der Basilika zu. Über 60 Banner, Fahnen und Wimpel begleiteten die Prozession vom Altar bis zum Ausgang der Kirche und beim Wiedereintreten der Prozession wieder zurück. Dort angekommen, wurde gemeinsam am Kreuzaltar das apostolische Glaubensbekenntnis gebetet, dem wieder das Papstlied „Groß vor allen Königsthronen“ folgte. Begeisternd wirkte der Sprechchor, der die Treue zum Christkönig bis zum Tod bekundete. Weit und
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mächtig durchbrauste der Klang des Liedes „O du mein Heiland hoch und hehr“ durch das Gotteshaus, dem das Segenslied mit sakramentalem Segen folgte. Während der zweiten Strophe des Liedes „Großer Gott wir loben dich“ zogen die Banner wieder in die Turnhalle [der Standort wäre heute auf der Nordwestseite der Sebastian-Kneipp-Straße 9] zurück.
Am anderen Morgen bot die Generalkommunion, bei der H.H. Dr. Satzger nochmals eine Ansprache hielt, einen erhebenden Abschluß der Christkönigsfeier der katholischen Jugend. Hierbei wurde wieder die [1930 komponierte] „Speyerer Domfestmesse“ von [Joseph] Haas aufgeführt.
Monatsversammlung am 3. November 1934 im Gasthaus zum Hirsch.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte H.H. Präses, Ehrw. Brüder Pontian und Daniel sowie auch einige Gäste und sämtliche Mitglieder, welche wieder zahlreich erschienen waren.
H.H. Präses wiederholte nochmals in kurzen Zügen den Vortrag der letzten Versammlung und ging dann auf den Lichtbildervortrag über „Der deutsche Bauer im Bauernkrieg“.
Zur Sprache kam noch die Beteiligung an der Primizfeier in Westerheim am 11. November sowie die Weihnachtsfeier, welche wieder wie im vergangenen
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Jahre mit dem Arbeiterverein gemeinsam gehalten wird.
H.H. Präses brachte noche eine klare Darlegung über die falschen Gerüchte über Staat und Kirche, die in letzter Zeit im Volke umhergingen und wandtel sich scharf gegen das Germanische Neuheidentum, das sich in unserem Vaterlande schon allmählich breit macht und sich auf dem flachen Lande schon einwirkt. Herr Vorstand forderte die Mitglieder auch noch auf zur Treue zum Verein und damit auch zur katholischen Kirche.
11. November 1934, ca. 45 Mitglieder mit Fahne beteiligten sich an der Primizfeier des H.H. Pater Isidor in Westerheim.
18. November 1934, Besuch des fröhlichen Abends der deutschen Kolpingsfamilie Ottobeuren.
Monatsversammlung am 9. Dezember 1934 im Gasthaus zum Mohren.
Herr Vorstand [Andreas Lohr] eröffnete die Versammlung und begrüßte die
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Erschienenen, besonders aber H.H. Präses, den Ehrwürdigen Bruder Pontian und Bruder Josef [Maria Krumm]. Sodann ergriff H.H. Präses das Wort und betonte, daß die fällige Generalversammlung auf einen späteren Termin verlegt wird, da in nächster Zeit neue Statuten herauskommen. Der Verein kann nun auf ein 5-jähriges Bestehen zurückblicken. Daran schloß sich ein Lichtbildervortrag an über Weihnachtssitten und Weinachtsgebräuche in aller Welt und ein lustiger Film, „Max und Moritz“.
Für Unterhaltung sorgten die Vereinskapelle und einige lustige Vorträge.
12. Dezember 1934, Besuch des Vortrages von H.H. Pater Maurus [Zech] über Martin Luther und die Reformationszeit.
30. Dezember 1934, Weihnachtsfeier des kath. Burschenvereins und des kath. Arbeitervereins Ottobeuren.
Alter Herkunft entsprechend veranstaltete gestern Abend der kath. Burschenverein mit dem kath. Arbeiterverein von hier seine diesjährige Weihnachtsfeier. Der Hirschsaal hatte sich wiederum voll besetzt.
Einleitend brachten einige Musikfreunde wieder einige schöne Musikstücke zum Vortrage, denen Herr Max Holzmann einen Vorspruch an den hl. Geist von M. Lecker folgen ließ. H.H. Präses Pater Benedikt [Boßle] begrüßte die Mitglieder und deren Angehörigen als Gäste in recht freundlicher Wiese und entwickelte darauf noch einige Weihnachtsgedanken.
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Das Lied „Stille Nacht“ erhält durch das traute Leuchten der kleinen Weihnachtsbäumchen und Kerzen auf den Tischen und dem großen Christbaum an der Stirnseite des Saales ein sehr gemütvolles Gepräge. Durch einige Mitglieder der deutschen Kolpingsfamilie wurde dann das schöne „Kleine Weihnachtsspiel“ von [Franz] Herwig, das bereits so guten Anklang gefunden hat, wiederholt. Die Spieler hatten sich auch diesmal wieder die größte Mühe gegeben, ihre Rollen wirklich auszuführen. Der reiche Beifall hat bewiesen, daß das Spiel dankbare Aufnahme fand. Einige Worte wußte H.H. Pater Benedikt auch zum neuen Jahre zu geben, in dessen bis jetzt vor uns liegendes Dunkel der leuchtende Schein der Krippe hineinleuchtet. Mit den herzlichsten Neujahrsgrüßen für 1935 drückte er noch allen Spielerinnen und Spielern sowie auch den Musikanten, die wieder in so liebenswürdiger Weise zur Verschönerung des Abends beigetragen, seinen besten Dank aus. Nachdem noch einige Musikstücke zu Gehör gebracht wurden, fand die Feier, die bei allen den Eindruck der Zufriedenheit hinterließ, ihren Abschluß.
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Monatsversammlung am 27. Januar 1935 im Gasthof zum Hirsch.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte H.H. Präses, die Ehrw. Brüder Pontian und Daniel sowie die anwesenden Gäste und Mitglieder. Anwesend waren ungefähr ⅓ der Mitglieder, infogle schlechten Wetters und in den umliegenden Weilern zu gleicher Zeit stattfindenen Veranstaltungen.
H.H. Präses hielt 2 interessante Lichtbildervorträge über „Zellulose-Papier, Gewinnung, Herstellung einer Zeitung“ und „Landschaftsbilder im Bannkreis der Zugspitze“.
Die Faschingsunterhaltung wird wieder wie im vergangenen Jahr gemeinsam mit dem kath. Gesellenverein [Arbeiterverein?] abgehalten, und zwar am 17. Februar 1935.
Faschingsunterhaltung am 17.2.35 im Gasthaus zum Hirsch.
Die diesjährige Faschingsfeier wurde gemeinsam mit der deutschen Kolpingsfamilie abgehalten. Prinz Karneval begrüßte die erschienenen Mitglieder und Angehörigen, besonders den H.H. Präses. An Humor hat es nicht gefehlt, denn die reichlich gebotenen Einlagen trugen bestens zur Erhaltung der Stimmung bei. Die Kapelle Götz hielt alle Tänzer
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in ihrem Bann und alles tanzte nach ihrer Pfeife. Wenn auch manchmal Pause bei der Musik war, so konnte das nicht stören, die war immer durch irgendwelche Einlagen ausgefüllt, wenn nicht der Leiter der Veranstaltung, Herr Tanzmeister Rittmayer aus Bad Wörishofen gerade mit seiner Dame einen aneifernden Solotanz aufführen ließ. Gar zu rasch waren die Stunden verschwunden, die den Telnehmenden wirkliche Freude und ein Vergessen des Alltags verschafft haben.
Monatsversammlung am 10. März 1935 im Gasthaus zum Mohren.
Nach üblicher Eröffnung un Begrüßung durch den Vorstand hielt H.H. Präses einen Lichtbildervortrag über das Thema: „Vom Einbaum zum Weltraumschiff“.
Zum kommenden Namensfeste des H.H. Präses richtete der Vorstand noch einige Worte [an] ihn. Er überbrachte ihm die herlichesten Glück- und Segenswünsche und Worte des Dankes für die geleistete Arbeit und er möge noch viele Jahre im Verein wirksam sein. Er versprach ihm auch, in unverbrüchlicher Treue zum Verein zu halten, in der kommenden Woche die Mission gleißig zu besuchen und den guten Geist hinaustragen
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ins Leben. H.H. Präses dankte für die Ehrung, ging etwas ein auf die heutige Zeit und mahnte die Mitglieder zur weiteren Treue.
6. ordentliche Generalversammlung am 7. April 1935 im Gasthaus zum Hirsch, abends ½8 h.
Anwesend waren ungefähr ⅔ der Mitglieder.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte H.H. Präses, H.H. Pater Isidor, einige Mitglieder vom kath. Gesellenverein und sämtliche Mitglieder unseres Vereins und ging gleich auf den Tätigkeitsbericht vom verflossenen Vereinsjahr über. Die Mitgliederzahl beträgt zur Zeit 72. Der Kassenbericht erstattet von Kassier Abröll [hier falsch „Appröl“ geschrieben], wies eine Einlage auf von 204 Mark und Ausgaben von 157 Mark.
H.H. Präses gab sodann einen Bericht von der Arbeiterkonferenz in Kempten, in der gesagt wurde, daß wir mit Freude auf unsere Bischöfe schauen dürfen, behandelte die Stellung der katholischen Vereine zum neuen Reich, den Aufbau der katholischen Aktion und mahnte die Mitglieder, in der kommenden Wehrpflicht* dem Verein treu zu bleiben.
H.H. Pater Isidor hielt noch einen Lichtbildervortrag über das Thema: „Das Leben unserer Reichswehr“.
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*Info-Fußnote. Auf der Wikiepdia-Seite zum Thema „Wehrpflicht“, Abschnitt „Drittes Reich“, hieß es am 16.08.2023: „Die allgemeine Wehrpflicht für alle männlichen Staatsbürger wurde im Jahr 1935 mit einjähriger Dauer eingeführt. 1936 verlängerte Hitler diese auf 2 Jahre. Begründet wurde dies mit der Bedrohung durch die Sowjetunion, von anderen Staaten wurde diese Aufrüstung mit hohem Misstrauen wahr genommen. Es gab keine Möglichkeit für einen Wehrersatzdienst, Deserteure und Kriegsdienstverweigerer wurden oft hingerichtet, es ist keine genaue Zahl bekannt, jedoch gibt es Schätzungen, wonach etwa 30.000 Männer wegen Wehrkraftzersetzung zu Tode verurteilt, und etwa 20.000–23.000 tatsächlich hingerichtet wurden.“
Es ist davon auszugehen, dass die Wehrpflicht den kath. Burschenverein in seiner Vereinsarbeit – zusätzlich – massiv beeinträchtigte, da die meisten der Mitglieder von der Wehrpflicht betroffen waren; insb. ab 1936.
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Monatsversammlung und Familienabend am 19. Mai 1935 im Gasthof zum Hirsch, abends h.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte H.H. Präses, ganz besonders aber galt sein Gruß dem neuvermählten Ehepaar Tschugg Anton und Maier Anna, welche am 9. Mai ihren Hochzeitstag feierten, sowie sämtliche Mitglieder, Gäste und deren Angehörigen. H.H. Präses richtete humorvolle Worte an die Versammlung, besonders aber an das junge Ehepaar, wünschte ihnen viel Glück und Segen im neuen Stande und gab ihnen gute Ratschläge, wie sie das Leben im Ehestand meistern können. Desgleichen hatte auch der Vorstand warme Worte für das junge Ehepaar, gab ihnen gute Ermahnungen und überreichte ihnen ein Ölgemälde, gemalt von Ehrw. Bruder Michael [Müller], welches die Heimat der Braut darstellt. Tschugg Anton wurde sodann als Ehrenmitglied ernannt und erhielt vom H.H. Präses eine Ehrenurkunde. Daran anschließend wurden zwei Theaterstücke aufgeführt, „Lehrmeister der Liebe“ [von A. Welsch] und „Stadt und Land“. Die übrige Zeit wurde ausgefüllt durch die Streichmusik der Vereinskapelle.
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Elternabend des katholischen Jungmädchenvereins am 30. Mai 1935 im Hirsch.
Zu dieser Veranstaltung waren auch die anderen katholischen Vereine eingeladen, wozu auch eine große Anzahl Burschen erschienen sind [ist].
Das Programm dieses Abends ist wie folgt:
Lied: Ich bin ein deutsches Mädchen – deutsche Hymne
Lied: Erde singe, daß es klinge
Eva-Maria
Ein Spiel des Obergünzburger Jungmädchenvereins
Sprech-Chor Lied: Maria, breit den Mantel aus
Lesung: Maria im Werktagskleid
Pause
Lied: Meine Stimme klinge
Frühlingsgedicht
Reigen und Lied der Jungschar
Lied: Der Feldjäger – Mein Schätzle kommt von Ferne
Reigen: Burebüble – Lied: Fischerchen – Goldene Ringlein
Schluß-Lied: Laßt die Banner wehen
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Monatsversammlung am 14. Juli 1935 im Gasthof zum Hirsch, abends 8 h.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte Herrn Pfarrer H.H. Pater Maurus [Zech], den neuen vorläufigen Präses des Vereins, H.H. Frater Valentin [Bücheler] sowie sämtliche Mitglieder. Er freute sich des doch noch guten Besuchs und betonte, daß wir zur Sache halten, nicht auf die Person [Pater Benedikt Boßle]. H.H. Pater Maurus ging auch auf die Sache ein und streifte die Vorkommnisse der letzten Zeit von H.H. Pater Benedikt, den bisherigen Präses unseres Vereins, der von seinem Amte enthoben wurde, wegen einer Dummheit, die er gemacht, und hielt anschließend daran noch einen Vortrag über die Devisenprozesse in letzter Zeit*.
Beteiligung an der Beerdigung des Mitglieds Benedikt Hölzle am 22. August 1935.
Herr Vorstand widmete ihm einen ehrenden Nachruf; er hobb besonders hervor die musikalischen Kenntnisse, die er dem Verein zur Verfügung stellte und legte im Auftrage des Vereins einen Kranz an seinem Grabe nieder.
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*Info-Fußnote mit einem Zitat von der Wikipedia-Seite über die „Devisenprozesse“:
„Damit wurden von ihm auch zwei wesentliche politische Ziele der nationalsozialistischen Sittlichkeitsprozesse benannt. Durch die Propaganda sollte die katholische Kirche an sich diskreditiert sowie Kleriker und Ordensleute allgemein als „Sittenlose“ und „Verderber der Jugend“ hingestellt werden. Langfristiges Ziel der Nationalsozialisten war überdies, die im Reichskonkordat von 1933 garantierten Konfessionsschulen aufzulösen bzw. die generelle Mitwirkung von Klerikern und Ordensleuten im Erziehungs- bzw. Schulwesen abzuschaffen.“
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Monatsversammlung am 22. September 1935 im Gasthof zum Mohren, abends ½8 h.
Nach einer längeren Pause – während der Erntezeit – eröffnete Herr Vorstand die gut besuchte Versammlung und begrüßte H.H. Präses Pater Maurus, Frater Valentin und sämtliche Mitglieder und Gäste.
H.H. Fr. Valentin [Bücheler] hielt einen Vortrag über den „Lord-Kanzler Thomas Morus“. Der Redner ging aus vom Neuheidentum in unserem Vaterlande, streifte die Reformation, in England die Nationalkirche, die Jugendzeit von Thomas Morus, seine Verheiratung und Familienverhältnisse, seine Stellung im Staate als Lordkanzler, seine Gefangenschaft und Hinrichtung.
H.H. Präses ging auch noch auf dieses zeitgemäße Thema ein und ermahnte die Mitglieder, in den kommenden Monaten die Versammlungen fleißig zu besuchen.
Bei Gesang und guter Unterhaltung konnte der Vorstand in vorgerückter Stunde die Versammlung schließen.
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Monatsversammlung am 20. Oktober 1935 im Gasthof zum Hirsch, abends 8 h.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte H.H. Präses, H.H. Frater Valentin und sämtliche Mitglieder, welche trotz des schlechten Wetters zahlreich erschienen waren.
Im Mittelpunkt des Versammlung stand ein Lichtbildervortrag des H.H. Präses über „Die liturgischen Gewänder der katholischen Kirche“, angefangen von den ersten christlichen Jahrhunderten, bis auf unsere Zeit.
Die nächste Versammlung wurde auf den 17. November festgesetzt und zwar gemeinsam mit dem kath. Arbeiter- und Gesellenverein. Desweiteren erging die Einladung zu der am kommenden Samstagabend stattfindenden Christkönigfeier und Generalkommunion am nächsten Tage.
Herr Vorstand warf noch einen Rückblick in die verflossenen Vereinsjahre mit den guten und bösen Tagen, nachdem es heute gerade 6 Jahre sind seit Gründung des Vereins und konnte in vorgerückter Stunde die schön verlaufende Versammlung schließen.
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Armenseelenweihestunde am 17. November 1935 im Gasthaus zum Hirsch, abends 8 h.
Zu dieser Feier war auch der kath. Gesellen- und Arbeiterverein sowie eine Gruppe des Jungmädchen- und Jugendvereins erschienen.
H.H. Pater Maurus eröffnete die Feier durch eine kleine Ansprache, erläuterte noch einige Vereinsangelegenheiten, besonder in Bezug auf den Besuch von Exerzitien in der Landwirtschaftsschule und ging dann gleich über auf den Lichtbildervortrag über „Allerseelengedenken“. Ein Mitglied des kath. Gesellenvereins und eines des Jungmädchenvereins übernahm abwechslungsweise den Text desselben. Die Gesangseinlagen mit Harmoniumbegleitung wurden von den Jungmädchen bestritten und somit war auch der offizielle Teil der Feier beendet.
Ausschußsitzung am 1. Dezember 1935 im Gasthof zum Hirsch, vormittags 10 h.
Anwesend waren 6 Mitglieder unseres Vereins und 2 Mitglieder des kath. Arbeitervereins. Der Zweck der Beratung war die Abhaltung einer Weihnachtsfeier, und zwar gemeinsam mit dem Arbeiterverein in geschlossenem Rahmen. Von unserer Seite wird ein kleines Theaterstück
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aufgeführt. Desweiteren vom H.H. Präses ersucht worden, einen Lichbildstreifen zu bekommen. Doe Zwischenpausen sollen ausgefüllt werden durch die musikalischen Darbietungen der Kapelle Götz und einigen gemeinsamen Liedern. Als Termin wurde der 29. Dezember festgelegt.
Hochzeitsfeier am 7. Dezember 1935 im Gasthof zum Hirsch.
6 Mitglieder beteiligten sich am Vormittag um 10 h mit Fahne an der Hochzeitsmesse mit Trauung des Mitgliedes Rupp Lorenz. Die Feier am Abend, zu der auch der Burschenverein eingeladen war, war besser besucht. Zur Unterhaltung wurden 3 Einakter-Theaterstücke aufgeführt, nämlich: „Lehrmeister der Liebe“, „Die fidele Gerichtssitzung“ und „Stadt und Land“. Herr Vorstand widmete dem Hochzeitspaar in humorvoller Weise die besten Glückwünsche und hob besonders noch hervor die Verdienste, die sich das nun scheidende Aktiv-Mitglied seit Gründung des Vereins erworben hat und überreichte ihm ein kleines Geschenk.
Die Zwischenpausen wurden ausgefüllt durch die musikalischen Darbietungen der Kapelle Götz.
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Gemeinsame Weihnachtsfeier des kath. Burschen- und Arbeitervereins am 29. Dezember im Gasthof zum Hirsch.
H.H. Präses begrüßte die erschienenen Mitglieder mit ihren Angehörigen, richtete noch einige Worte an die Anwesenden und ging dann gleich über zu dem Lichtbildervortrag: „Das Wort ist Fleisch geworden“. Nach einer kleinen Pause erfolgte noch ein 2-Akter-Theaterstück: „Die Falkenschlucht“.
Die Zwischenpausen wurden ausgefüllt durch die musikalischen Darbietungen der Kapelle Götz.
Monatsversammlung am 19. Januar 1936 im Gasthaus zum Mohren.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte die Erschienenen, ganz besonders galt sein Gruß dem H.H. Präses Pater Maurus, welcher die vergangene Woche seinen Namenstag feierte. Er entbot ihm im Namen des Vereins die aufrichtigsten Glück- und Segenswünsche und überreichte ihm ein kleines Geschenk. H.H. Präses dankte für die Ehrung, freute sich der Treue der Mitglieder, wies hin auf Ziele und Zweck des Vereins und die Pflichten der Mitglieder. Daran anschließend
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hielt Herr Frater Valentin einen Vortrag über „Germanentum und Christentum“. Der Redner ging aus von dem Urglauben der Germanen, das Hingezogensein an einen gütigen Gott, wie dann die Verehrung an einen gewöhnlichen Lichtgott immer mehr verloren ging, das Volk verehrte mehr die Naturkräfte und sank herab zum Götzendienst und Unglaube bis dann das Christentum die germanischen Kräfte neu stärkte und bekräftigte. Nach einer regen Diskussion kam noch zur Sprache die Abhaltung einer Faschingsunterhaltung, diese Sache konnte aber noch nicht erledigt werden und wurde einer späteren Ausschußsitzung überlassen.
16. Februar 1936, Faschingsunterhaltung mit Tanz und 2 Einakter-Theaterstücke, nämlich: „Die fiedle Gerichtssitzung“ und „Versöhnungsgesuch2.
Gemeinsame Versammlung des kath. Arbeiter-, Burschen- und Gesellenvereins im Gasthof zum Hirsch am 1. März 1936.
H.H. Pater Maurus eröffnete als Präses der obigen Vereine die Versammlung und begrüßte die erschienenen Mitglieder, ganz besonders aber Verbandssekretär Strenger von Kempten, die einen Vortrag hielt über „Das Apostolat in der Pfarrei“. Der Redner ging aus
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von den schweren Kämpfen in den letzten 2 Jahren, von den Verhandlungen, die mir der Reichsregierung geführt wurden, und ging dann über auf die praktische Arbeit der Vereine in der Pfarrei.
Monatsversammlung am Ostersonntag, den 12. April 1936 im Gasthaus zum Mohren.
H.H. Präses eröffnete die Versammlung und begrüßte ganz besonders H.H. Prälat Dr. Hofmann, der die Osterferien in Ottobeuren zubrachte, ferner die sehr zahlreich erschienenen Mitglieder, einige Mitglieder des Arbeiter- und eine Gruppe des Jugendvereins.
H.H. Prälat Dr. Hofmann hielt einen gemütlich-humorvollen Vortrag über seine Italienreise mit dem Flugzeug im vergangenen März. Er hob besonders hervor die schöne Fahrt über die Alpen, den Aufenthalt in Venedig, die Umkreisung von Rom und des Vatikans, seine Besuche in Rom, besonders die Audienz bei Seiner Eminenz, des Herrn Kardinal von [Eugenio] Pacelli [der spätere Papst Pius XII. Zitat Wikipedia*: Im Mai 1924 nannte er den Nationalsozialismus die „vielleicht gefährlichste Häresie unserer Zeit“.] Am dritten Tage brachte das Flugzeug ihn wieder nach Hause in etwas mehr als 4 stündiger Fahrt.
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*Info-Fußnote. Zum besseren Verständnis des Verhältnisses zwischen Vatikans und der nationalsozialistischen Regierung sowie zur Bedeutung des Reichskonkordats seien auf der Wikipedia-Seite über Pius XII. die Abschnitte „Konkordatspolitik“ und „Mit brennender Sorge“ empfohlen. Die Verpflichtung des Vatikans zu politischer Neutralität „kam Hitlers Absicht entgegen, politische Aktivitäten der deutschen Bistümer, katholischen Orden und Verbände rechtlich zu unterbinden und international Prestige zu gewinnen.“
Zitat von der Seite über das Reichskonkordat: „Die katholischen Verbände erhielten durch das Konkordat eine Atempause, da die Repressionen ihnen gegenüber tatsächlich kurzfristig abflauten. Auch wenn der Kampf der Nationalsozialisten gegen den Verbandskatholizismus schon wenige Wochen nach dem Konkordatsabschluss wieder aufgenommen wurde, schützen die Vereinbarungen des Artikel 31 die Verbände jedoch insofern, als sie zwar durch Druck des Regimes beständig in ihrer Mitgliederzahl schrumpften, jedoch bis zum Ende des Regimes einer vollkommenen Gleichschaltung entgingen und organisatorisch Reste von Eigenständigkeit bewahren konnten. Voraussetzung für die Weiterexistenz war freilich die politische Enthaltsamkeit der Verbände. Tatsächlich zogen sich etwa die großen sozialen Organisationen verstärkt in den Binnenraum der Kirche zurück. Nicht unter das Konkordat fielen die offiziell überkonfessionellen, aber katholisch geprägten Christlichen Gewerkschaften, die dann auch im Frühjahr 1933 aufgelöst wurden.
Das Abrücken des Vatikans vom politischen Katholizismus führte noch vor der Unterzeichnung des Konkordats zum Ende der katholischen Parteien Zentrum und BVP. Das zusätzliche Verbot des Vatikans für den Klerus, sich in Parteien zu engagieren (Artikel 32), nahm dem politischen Katholizismus auch diese letzte Möglichkeit, sich zu äußern.“
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Monatsversammlung am 21. März 1936 im Gasthof zum Hirsch, abends 8 h.
Nach üblicher Eröffnung und Begrüßung durch den Vorstand hielt H.H. Präses einen Vortrag über „Alte und neue Kirchenbaustile“; der zweite Teil galt der Ehrung zweier Mitglieder namens Mayrock Jakob von Ottobeuren und Hölzle Benedikt von Guggenberg, welche in letzter Zeit im Hafen der Ehe gelandet sind.
24. Mai 1936, Hochzeitsfeier des Mitgliedes Alexander Mayer von Gumpratsried.
19. Juli 1936, Generalkommunion.
20. Juli 1936, Hochzeitsfeier des Mitgliedes Josef Mayer von Brüchlins.
Monatsversammlung am 26. Juli 1936 im Gasthaus zum Mohren, abends 8 h.
H.H. Präses hielt nach Eröffnung und Begrüßung durch den Vorstand einen lehrreichen Vortrag über „Die Ursachen der Reformation“.
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Monatsversammlung am 11. Oktober 1936 im Gasthof zum Hirsch.
Nach längerer Pause eröffnete Herr Vorstand die gut besuchte Versammlung, begrüßte alle Anwesenden auf das Herzlichste, ganz besonders aber H.H. Dr. Kreß, H.H. Pater Maurus und H.H. Pater Vitalis [Maier, der spätere Nachfolger von Abt Dr. Josef Maria Einsiedler].
H.H. Dr. Kreß hielt einen lehrreichen und zeitgemäßen Vortrag über „Clemens Maria Hofbauer“. Der Redner verstand es, die Zeit des Heiligen mit der unsrigen zu vergleichen und wie auch wir einstehen müssen für die Sache Gottes.
Am Christkönigsfest beteiligt sich der Verein an der Generalkommunion und am Nachmittag an der Christkönigshuldigung.
22. November 1936, Monatsversammlung mit Vortrag des H.H. Präses über: „Das Leichentuch Christi und seine neueren Forschungen“.
Versammlungsverbot
7. März 1937, Monatsversammlung mit Vortrag des H.H. Präses über: „Die Lehren der katholischen Dogmen“. Die Mitglieder wurden noch
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aufmerksam gemacht zur restlosen Teilnahme an der General- bezw. Osterkommunion sowie die Beteiligung an der Auferstehungsfeier.
2. Mai 1937, Monatsversammlung mit Vortrag des H.H. Präses über: „Arbeit und Christentum“.
18. Juli 1937, Monatsversammlung mit Vortrag des H.H. Präses über: „Die Lage in Spanien“.
10. Oktober 1937, Monatsversammlung mit Vortrag des H.H. Präses über das Thema: „Die Urkirche“.
28. November 1937, Monatsversammlung mit Vortrag des H.H. Präses über: „Christus und unsere Zeit“.
16. Januar 1938, Monatsversammlung mit Vortrag des H.H. Präses über: „Christusfragen“.
[Im Protokollbuch finden sich ab hier keine weiteren Einträge mehr; es geht erst 1953 weiter!]
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Weiterführung des Protokollbuchs!
Nach vielen, schweren Kriegs- und Nachkriegsjahren ist der alte Burschengeist in jungen Herzen wiedererwacht.
1. September 1953.
Nachdem ein Teil der Burschen schon mehrere Jahre in den Reihen der Kolpingsfamilie gestanden hat, hat man sich entschlossen, bei der Generalversammlung des oben genannten Vereins den Wunsch vorzubringen, den Burschenverein wiederzugründen.
Der derzeitige H.H. Präses, Pater Ägidius [Kolb], nahm den Wunsch gerne zur Kenntnis, verteidigte sich aber sehr gegen ein Abtreten von der Kolpingsfamilie. Es wurde daher eine vorläufige provisorische Vorstandschaft gewählt.
Als Vorstand Albrecht Leonhard, der zugleich als Consenior tätig ist, als Stellvertreter Neher Leonhard (Betzisried), als Kassier Wagner Alfons (Reuthen). Über den Schriftführer wurde man sich noch nicht einig. Mit einer vorläufigen Befriedigung wurde die Versammlung geschlossen.
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2. Oktober 1953, 1. Monatsversammlung.
Der Vorstand konnte den ehemaligen Vorstand, den heutigen Bürgermeister der Gemeinde Haitzen, Andreas Lohr, auf das Herzlichste begrüßen. Er gab in seinem Vortrag seiner Freude Ausdruck, wieder unter Burschen zu sein. Er betonte, daß es auch sein und aller alten Mitglieder Wunsch sei, den Burschenverein wieder zu haben. In seinen netten Erzählungen über die Chronik des Vereins, kam er auf alle wichtigen Ereignisse während seiner Vorstandszeit zu sprechen. Er übergab uns dann dieses Protokollbuch und die Präsenliste. Der Besuch war gut, zudem zu gleicher Zeit in Betzisried die Landjugend des BBV [Bayerischen Bauenverbands] eine Versammlung hatte. Mit dem Wunsch, daß der Verein Frucht trage und einem Volkslied, wurde die Versammlung geschlossen.
29. Oktober 1953, Monatsversammlung.
Als Referent wurde geladen Bruder Barnabas OSB. Er ging in seinen Ausführungen von seier 26-jährigen Erfahrung in der Schweinezucht des Klosters aus. In sehr interessanten Ausführungen konnte er uns allen sehr
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wertvolle Anregungen geben. Es würde ihn sehr freuen, wenn wir ihn einmal besuchen würden. Bei einer günstigen Gelegenheit werden wir dem Wunsch nachkommen.
Der Besuch war etwas schwächer, das Wetter war sehr ungünstig. Es wurde noch der Leonhardiritt in Hofs besprochen. Mit einem Dankwort des Vorstands wurde die Versammlung geschlossen.
22. November 1953, Monatsversammlung.
Wir veranstalteten eine große öffentliche Versammlung. Der Vorstand konnte als Referenten den 1. Vorsitzenden des Bienenzuchtvereins Memmingen begrüßen. Er sprach über „die Bedeutung und Notwendigkeit der Bienenhaltung auf dem Lande“. In sehr anregenden Worten verstand er es, den Wert und die Freude, und vor allem das Geheimnis der Bienenzucht in unser Herz zu legen. Nach einer sehr regen Diskussion, an der vor allem die Gäste als Bienenzüchter sich zu Worte meldeten, und einem passenden Volkslied, wurde die Versammlung geschlossen. Der Besuch war sehr gut. Die Versammlung stand zweimal im „Memminger Tagblatt“.
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16. Dezember 1953, Monatsversammlung.
Das Thema war „Wir diskutieren über Fachliches und unsere Weiterarbeit“. Wir nahmen aus dem Lehrbuch „Die Landwirtschaft“ das Kapitel der Tierzucht durch. In der Aussprache kam man auf alle damit zusammenhängende Probleme.
In der weiteren Aussprache über die Weiterarbeit kam der Vorschlag, vielleicht mal einen Obstbaumkurs abzuhalten. Es wurde beschlossen, an Sylvester [Silvester] eine Sylvesterfeier mit Tanz abzuhalten. Mit einem Lied wurde der Abend beschlossen.
20. Dezember 1953, Gemeinschaftskommunion.
31. Dezember 1953, Sylvesterfeier mit Tanz.
Zu einem gemütlichen Abend kam eine schöne Anzahl Burschen. Die Mädchen waren anfangs etwas zu wenig, was sich gegen Mitternacht aber etwas lockerte. In fröhlicher Runde war allzu schnell das alte Jahr vergangen. Um 12 Uhr gingen wir geschlossen auf den Marktplatz, wo die Blaskapelle das neue Jahr anblies. Mit einem kleinen Tänzchen im neuen Jahr wurde um 2 Uhr der nette Abend geschlossen. Wir üben noch ein paar Volkstänze; vielleicht können wir sie am Bauernball aufführen.
[Hier enden die Einträge im Protokollbuch*. Ende der Transkription, Helmut Scharpf, 17.08.2023]
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*Info-Fußnote. Über eine Auflösung auf eine Aufgehen in anderen Vereinen (z.B. Kolpingsfamilie, Landjugend) ist nichts bekannt. Aufschlüsse über die allgemeine Lage der Vereine – insb. der kirchlich geprägten Vereine – lassen Hinweise im „Historischen Lexikon Bayern“ (Eintrag „Verbandswesen“) zu:
Zitat 1:
Die während des „Dritten Reichs“ weitgehend verbotenen katholischen Vereine wurden nach 1945 wieder begründet. Sie erreichten jedoch die alten Mitgliederzahlen nicht mehr. Gründe waren die „Organisationsmüdigkeit“ weiter Bevölkerungskreise und der von Bischöfen forcierte Ausbau der „Katholischen Aktion“, die nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) in den Pfarrgemeinderäten aufging.
Zitat 2:
Einem Wiederaufbau des Verbandswesens nach 1945 standen anderslaufende Absichten der Bischöfe und das päpstliche Programm der Actio catholica entgegen, ohne ihn jedoch unterbinden zu können. Gestützt auf die Treue alter Mitglieder und materielle Entschädigungsansprüche gelang den meisten Verbänden eine Regeneration, wenn auch in engerer Anlehnung an den Episkopat, der die „Katholische Aktion“ zu fördern bestrebt war. Nachdem diese in allen bayerische Diözesen formell errichtet war, wurde 1951 ein „Arbeitsausschuss“ der Katholischen Aktion für das ganze Land eingerichtet. Aber so wenig wie Verbänden ein Aufstieg zu früheren Mitgliederzahlen gelang, war der Katholischen Aktion eine Wirkung in die Breite beschieden. Beide Organisationsformen wurden weitgehend nicht als soziale Notwendigkeit wahrgenommen; die beklagte „Organisationsmüdigkeit“ betraf sie gleichermaßen. Die in der Erzdiözese München und Freising im Sinne der Katholischen Aktion eingeführten „Pfarrausschüsse“ stagnierten in den 1960er Jahren nach Zahl und Tätigkeit.
Der Impuls des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) zur Errichtung von beratenden Gremien in den Seelsorgeeinheiten ließ die „Pfarrgemeinderäte“ entstehen.
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Die Position der Nationalsozialisten zur Kirche lässt sich bei Dr. Ludwig Gengler (1902 - 46) nachlesen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Franz_Gengler
Gengler, Ludwig: Katholische Aktion im Angriff auf Deutschland. Die Lüge vom ‚rein religiösen‘ Werbefeldzug, Ludendorff Verlag München, 1937, 32 S. mit Übersichttafel „Der Aufbau des katholischen Vereinswesens“
Gengler spricht in seiner Hetzschrift auf S. 9 im Zusammenhang mit der „katholischen Aktion“ z.B. vom „Generalangriff der Laien-Sturmtruppe Roms“. Schon auf der inneren Coverseite wird die Stoßrichtung Genglers deutlich; er zitiert den katholischen Politiker Franz Joseph von Buß (1851): „Mit einem Netz von katholischen Vereinen werden wir den altprotestantischen Herd in Preußen von Osten und Westen umklammern und durch eine Unzahl von Klöstern die Klammern befestigen und damit den Protestantismus erdrücken ...“
https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Joseph_von_Bu%C3%9F
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„Allgäuer Beobachter“, 23.06.1933
(S. 1: „Die nationale Umwälzung dauert an! S.P.D. verboten“)
S. 7:
Die Säuberungsaktion dauert an
Berlin. Der Führer der deutschen Abeitsfront Dr. Ley hat eine Reihe neuer Verfügungen erlassen. Darin werden u. a. die katholischen und evangelischen Arbeitervereine als staatsfeindlich erklärt, weil sie den großen Ausbau hindern und hemmen. Deshalb sei es höchste Zeit, daß sie verschwinden.
Allein zuständig für den ständischen Aufbau sei die N.S.D.A.P. Hinsichtlich der christlichen Gewerkschaften wird erklärt, es habe sich in ihren Kassen und Wirtschaftsangelegenheiten die größten Korruptionen herausgestellt. Infolgedessen werden alle Dienststellen der christl. Gewerkschaften und Angestelltenverbände mit Nationalsozialisten besetzt. Die Mitglieder des großen Arbeitskonvents der deutschen Arbeitsfront Bernhard Otte, Friedrich Baldrusch, Franz Behrens und die bisherigen Führer der Christl. Gewerkschaften Stegerwald, Imbusch und andere werden aus der deutschen Arbeitsfront ausgeschlossen. Dadurch soll dokumentiert werden, daß jeder, der es wagt, den großen revolutionären Aufbau der Nationalsozialisten anzutasten, für alle Zeit geächtet wird.
Das auf den ersten Blick harmlos wirkende Protokollbuch mit seinen Standardphrasen und der teils umständlichen Satzstellung offenbart auf den zweiten Blick diesen Kulturkampf zwischen Kirche und Staat. Ergänzung: Die Position des nationalsozialistischen Staats geht aus dem Machwerk von Dr. Ludwig Gengler (1937) hervor, Literaturzitat s. (fast) ganz unten. Den Abschluss bildet ein kurzer Artikel aus dem „Allgäuer Beobachter“ vom 23.06.1933, die katholischen und evangelischen Arbeitervereine werden darin als „staatsfeindlich“ bezeichnet, „weil sie den großen Ausbau hindern und hemmen. Deshalb sei es höchste Zeit, daß sie verschwinden.“ Beispiele in Ottobeuren, die den Verdrängungsprozess belegen, sind der Aufbau einer nationalsozialistischen Bibliothek im Rathaus (bei gleichzeitiger Schließung der Pfarrbücherei), die Weigerung von Bürgermeister Hasel, weiterhin die Kosten für die Wartung der Turmuhren zu tragen – man wollte auf dem Marktplatz eine weltliche Uhr etablieren – oder die Einschüchterung der Pfarrer, wie z.B. eine anonym verschickte Karte vom Reichsparteitag in Nürnberg an den Ollarzrieder Pfarrer Michael Hösle, mit der Zeichnung eines Galgens und der Bemerkung, dass er dafür vorgemerkt sei.
Zurück zum katholischen Burschenverein: Die Ziele des Burschenvereins ergaben sich aus §2 der Satzung: „Zweck des Vereins ist die Erhaltung und Förderung von Glaube und Sitte, Berufstüchtigkeit und Heimatliebe, Freundschaft und Frohsinn unter der männlichen Jugend auf dem Lande.“
Am 20.10.1929 wurde zunächst ein provisorischer Ausschuss gebildet, die Wahl der Vorstandschaft erfolgte erst bei der ersten Generalversammlung am 10.11.1929. Präses war – wie schon beim „Katholischen Gesellenverein“ – ein Benediktiner der Abtei Ottobeuren: Pater Benedikt Boßle / Bossle. Dieser taucht bei der Monatsversammlung am 19.05.1935 letztmals als Präses auf, in der Versammlung am 14.07.1935 wird vom Vorstand laut Protokoll Pater Maurus Zech als „neuer vorläufiger Präses des Vereins“ erwähnt. Man solle „zur Sache halten, nicht auf die Person“, so sein Appell. Vage spricht Pater Maurus von „Vorkommnissen der letzten Zeit“, dass Pater Benedikt „wegen einer Dummheit“ seines Amtes enthoben worden sei. Hier einige seiner Lebensdaten:
*17.09.1894 Pirmasens/Pfalz, Studium am Technikum Nürnberg, Einkleidung 10.05.1923 Ottobeuren, Profess 26.05.1927, Priesterweihe 10.07.1927, Kaplan 1927-1935, Ökonom (Landwirt), 1935-1939 Aushilfe als Kaplan in Scheyern, †22.10.1950 Ottobeuren. Die Memminger Zeitung druckte am 24.10.1950 einen Nachruf ab (s. pdf oben) und berichtete kurz darauf außerdem kurz über seine Beerdigung.
Die Ottobeurer hatten bereits zu einem früheren Zeitpunkt Gelegenheit, einen Einblick in das Thema Buschenvereine zu erhalten: Am 12.07.1914 veranstaltete der Augsburger Diözesanverband in Ottobeuren ein „Burschenfest“.
https://www.ottobeuren-macht-geschichte.de/items/show/358
Den Scan des handschriftlich verfassten Protokollbuchs können Sie hier als pdf abrufen (ca. 72 MB). Die Abschrift (s. docx bzw. pdf) ist inzwischen komplett, sie wurde mit Links sowie einigen Fußnoten versehen. Überschriften und inhaltlich besonders relevante Textstellen wurden fett markiert; Ergänzungen im Text sind in eckige Klammern gesetzt. (Die Links und der formatierte Text ist bislang nur in den Anhängen verfügbar, nicht hier im Textfenster.)
Über beide Versammlungen berichtete das Ottobeurer Tagblatt (= Memminger Volksblatt), die beiden Berichte sind der Transkription vorangestellt. Das Protokollbuch (ca. 20,8 x 16 cm) wurde von Josef Lohr aus Leupolz, dem Sohn des Gründungsvorsitzenden Andreas Lohr (1907 - 89), zur Verfügung gestellt.
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Ottobeurer Tagblatt, Montag, 21.10.1929, S. 6
Ottobeuren, 18. Okt. Gründung eines Kath. Burschenvereins.
Am gestrigen Kirchweihsonntage fand nach dem vormittägigen Hauptgottesdienst im „Hirschsaal“ eine Versammlung statt zwecks Gründung eines kath. Burschenvereins für die Pfarrei Ottobeuren. Im Auftrags von Hochw. Herrn Abt Dr. Einsiedler fungierte als Versammlungsleiter Hochw. Herr P. Maurus, der nach einleitenden Worten Zweck und Ziel des neu zu gründenden Vereines darlegte und zu gutem Gelingen die besten Wünsche des am Erscheinen verhinderten Hochw. Herrn Prälaten überbrachte. Hierauf stellte der Versammlungsleiter Hochw. Herrn P. Benedikt vor, der sich zur Annahme des Präsesamtes bei Zustandekommen des Vereins bereit erklärt hatte. Derselbe nahm nun das Wort, um auf das Programm der Kath. Burschenvereine näher einzugehen, ausgehend von der Losung, die Burschenvater Spannbrucker auf das Banner geschrieben hat: „Glaube und Sitte, Berufstüchtigkeit und Heimatliebe, Freundschaft und Freude“. Die kulturellen Ziele des Burschenvereins erläuternd, der sittlich gefestigte, glaubensstarke Männer erziehen will, ging der letztere Redner über auf die weiteren Programmpunkte des K.B.V.
Durch Vereinsversammlungen, durch das Burschenblatt (reich illustrierte Monatszeitschrift), durch Unterrichtskurse, staatsbürgerliche Schulungskurse, landwirtschaftliche Lehrtagungen usw., sollen die Burschen religiös wie beruflich und staatsbürgerlich geschult werden. Hierauf ergriff der zu der Gründungsversammlung erschienene Diözesanobmann der Kath. Burschenvereine, Herr Haisch - Westerheim, das Wort, der einleitend darauf verwies, wie in der heutigen Zeit von allen Seiten um die heranwachsende Jugend auch auf dem Lande geworben werde. Gerade deswegen sei die Förderung und Unterstützung der Kath. Burschenbewegung notwendig. Das alte Schlagwort der „Jugend von heute“ verweisend, stellte der Vortragende die Notwendigkeit in den Vordergrund, daß eben die Jugend von den Alten geführt werden müsse, wozu für die ländlichen Burschen der Kath. Burschenverein geschaffen sei. Nach den kurz gestreiften Ausführungen der genannten Redner erklärten sich 24 der anwesenden Burschen zum Beitritt bereit, gewiß eine stattliche Zahl, nachdem der Zeitpunkt ein nicht besonders günstig gewählter war. Hierauf wurde bis zu der am 10. November stattfindenden Generalversammlung ein provisorischer Ausschuß bestellt, dem nachstehende Mitglieder angehören: Lohr Andreas, Leupolz; Mayer Joseph, Brüchlins; Abröll Anton, Betzisried. Mit dem Wunsche, daß der neugegründete Burschenverein der Pfarrei zum Segen und zur Ehre, den Burschen selbst zum Nutzen und zur Freude gereichen möge, kam die so schön und erfolgreich verlaufene Gründungsversammlung zu ihrem Ende.
„Gott segne den kath. Burschenverein!“
Ottobeurer Tagblatt, Montag, 11.11.1929, S. 7f.
Ottobeuren, 11. Nov. Kath. Burschenverein.
Die 1. Generalversammlung des am 20. Oktober dieses Jahres für die Pfarrei Ottobeuren neu gegründeten Kath. Burschenvereins, die gestern Sonntag vormittags im „Hirschsaal“ stattfand, erfreute sich eines recht guten Besuches. Nach herzlicher Begrüßung durch den Präses, Hochw. Herrn Pater Benedikt O.S.B., gab dieser einleitend nochmals kurz die Ziele und Bestrebungen des neugegründeten Vereins bekannt, dessen Zweck in Par. 2 der Satzungen dargelegt ist und folgendermaßen lautet: „Zweck des Vereins ist die Erhaltung und Förderung von Glaube und Sitte, Berufstüchtigkeit und Heimatliebe, Freundschaft und Frohsinn unter der männlichen Jugend auf dem Lande.“ Dieser Zweck wird angestrebt durch: 1. religiöse Veranstaltungen, 2. belehrende und unterhaltende Veranstaltungen, 3. berufliche und staatsbürgerliche Schulung und soziale Einrichtungen, 4. Beratungin Rechtsangelegenheiten, 5. Vereinsblätter und Vereinsbücherei, 6. Turnen und Sport (Deutsche Jugendkraft).“ —
Nach den einführenden Worten des Präses wurde zur Wahl der Vorstandschaft geschritten, die mittels Stimmzettel vorgenommen wurde und folgende Mitglieder in die Vereinsleitung berief: Lohr Andreas, Leupolz; Abröll Anton, Betzisried; Schneider Peter, Langenberg; Kille Andreas, Haitzen; Mayer Joseph, Brüchlins; Boxler Jos., Schrallen; Petrich Alexander, Reuthen; Fröhlich Georg, Ottobeuren.
Die Verteilung der Vorstandsgeschäfte erfolgt durch eine spätere Versammlung. Nach Bekanntgabe der Vereinsstatuten, die durch die Versammlung Annahme fanden, gab der Präses bekannt, daß der Verein ebenfalls die Zugehörigkeit zum Verbände katholischer Burschenvereine Bayerns anstrebt, der in Diözesan-, Bezirks- und Gauverbande eingeteilt ist. Es folgte nun die Aufstellung des Winterprogramms, aus dem zu entnehmen ist, daß mit jeder Monatsversammlung, die jeweils am 2. Sonntag im Monat stattfinden soll, ein sachlicher Vortrag verbunden wird, wozu außer den Lehrkräften der Landwirtschaftsschule noch weitere Herren als Redner gewonnen werden sollen. Besichtigungen größerer landw. Güter (Ursberg, Spitalhof, St. Ottilien usw.) werden ebenfalls der fachlichen Weiterbildung dienen Am Sonntag, den 24. ds. Mts., findet eine Führung durch die Ökonomie der Benediktinerabtei statt. In Aussicht genommen sind ferner Kurse zur Fortbildung in den Realfächern, auch soll der Schriftverkehr mit Behörden, Buchführungslehre usw. ins Programm aufgenommen wer den.
Ab nächsten Monat finden in der Landwirtschaftsschule Vorträge der Schüler des 2. Kurses statt, wozu auch den Burschenvereinsmitgliedern der Eintritt und die Teilnahme an der Diskussion freigestellt ist, desgleichen zu Filmvorträgen, die durch die Schule veranstaltet werden. Zu letzteren Veranstaltungen steht der Lehrsaal der Landwirtschaftsschule zur Verfügung. Zur Geselligkeit innerhalb des Vereins wird die Pflege des Gesangs beitragen.
Der Vereinsbeitrag wurde pro Monat auf 30 Pfg. (inkl. Burschenblatt) festgesetzt, die nächste Monatsversammlung findet voraussichtlich am 15. Dezember statt. Während der Diskussion gestellte Wünsche und Anträge fanden ihre Erledigung, desgleichen eine aus der Versammlung (Grimm Joseph-Guggenberg) gestellte Anfrage bezüglich Fehlens des politischen Zieles im Kath. Burschenverein. Die Antwort des Versammlungsleiters ging dahin, daß auch ohne Politik der Burschenverein seine Ziele verfolgen könne und auch hienach handle. Nachdem zu diesem Punkte H. H. Pater Chrisostomus [Chrysostomus] noch kurz Stellung nahm und sich dahin äußerte, daß der Kath. Burschenverein eine Basis bilden solle, auf der sich Viele treffen können zur Verfolgung der gesteckten Ziele ohne politische Tendenzen, nur mit dem einen Bestreben, dem Berufe, der Familie, dem Volke und Staate dienlich zu sein, kam die harmonisch verlaufene 1. Generalversammlung zum Ende. „Gott segne den katholischen Burschenverein!“ —
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Transkription aus dem Protokollbuch des katholischen Burschenvereins Ottobeuren
Gründungsversammlung am 20. Oktober 1929.
Anwesend waren die H.H. Pater Maurus [Zech], Pater Chrysostomus [Schreiber], Pater Benedikt [Boßle], ferner der Diözesanobere der kath. Burschenvereine H. Haisch [und] etwa 30 Bauernburschen.
H.H. Pater Maurus begrüßte namens des Hochwürdigsten Herrn Abtes Dr. Josef Maria Einsiedler, der durch eine Reise am Erscheinen gehindert war, die Erschienenen und begründete die Notwendigkeit eines Burschenvereins in unserer Pfarrei. Als Präses wurde vom H.H. Abt H.H. Pater Benedikt Boßle O.S.B. aufgestellt, der denn auch die bischöfliche Bestätigung erhielt.
Der Präses des neuen Vereins legte dann in knappen Worten den Zweck und die Ziele des Burschenvereins dar, die dann Herr Diözesanobmann Haisch in beredten Worten noch unterstrich.
25 Bauernburschen erklärten ihren Beitritt und zwar folgende:
Lohr Andreas, Leupolz; Rogg Lorenz Leupolz; Albrecht Leonhard Wolferts; Boxler Josef Schrallen; Geiger Johann Reuthen; Fröhlich Georg Ottobeuren; Kille Andreas, Kille Josef, Kille Michael, Kille Johann sämtlich von Haitzen; Petrich Georg Reuthen;
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Dietrich Anton Stephansried; Vollmar Josef Ottobeuren; Mayer Josef Brüchlins; Nägele Martin Ottobeuren, Petrich Adolf, Petrich Anton, Petrich Theodor sämtlich von Betzisried; Schalk Mathäus Reuthen; Abröll Anton Betzisried; Maier Lorenz Betzisried; Abröll Xaver Betzisried; Mayer Alexander Guggenberg; Mayer Johann Gumpratsried; Reiner Xaver z.Zt. Ottobeuren.
Nach einigen Worten des Dankes für die geschenkte Aufmerksamkeit und dem Wunsche um frommes Gedeihen des jungen Vereins schloss der Präses die Versammlung.
Der Gründungstag war insofern ungünstig, als er auf den Kirchweihsonntag fiel und ziemlich schlechtes Wetter herrschte, so daß viele Burschen den Nachbarpfarrgottesdienst besuchten.
Nachschrift: Als provisorischer Vorstand wurden gewählt:
Lohr Andreas Leupolz; Abröll Anton Betzisried; Mayer Josef Brüchlins.
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1. ordentliche Generalversammlung. 12. November 1929. Vormittag ½ 11 h.
Anwesend waren: H.H. Pater Chrysostomus und Pater Benedikt
H.H. P. Benedikt eröffnete die Versammlung mit dem Vereinsgruß und begrüßte die zahlreich Erschienenen. Er legte noch einmal Ziel und Zweck des Vereins dar, entwickelte das Winterprogramm (Fortbildung, Bahnausflüge, Vorträge etc.) und dann wurde zur Wahl einer Vorstandschaft geschritten.
Zuvor erklärten noch 9 weitere Burschen ihren Beitritt:
Abröll Kaspar Betzisried; Schneider Peter Langenberg; Petrich Georg Leupolz; Mayer Johann Brüchlins; Abröll Max Betzisried; Petrich Alexander von Oberhaslach; Petrich Alexander Reuthen; Schafroth [Vorname wird nicht genannt] Ottobeuren; Kutter Hans Geislins.
Aus der Wahl gingen hervor: Lohr Andreas, Abröll Anton Betzisried; Schneider Peter Langenberg; Kille Andreas Haitzen; Boxler Josef Schrallen; Petrich Alexander Reuthen; Mayer Josef Brüchlins; Fröhlich Georg Ottobeuren.
Der Präses begrüßte die neue Vorstandschaft. Nach Verlesung der Vereinsstatuten und Genehmigung derselben sowie der Betrittserklärung zum Landesverband schloß der Präses die angeregt verlaufene 1. Generalversammlung. Eine Anfrage eines Nichtmitgliedes
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betreffs parteipolitischer Einstellung der Jungbauern beantwortete der Präses dahingehend, daß im kath. Burschenverein keine Parteipolitik notwendig sei, daher auch keine getrieben wird.
Ausschußsitzung am 1. Dezember 1929 um 11 h.
Anwesend waren sämtliche Ausschußmitglieder
Aufgestellt wurden als Kassier: Anton Abröll; als Schriftführer: Andreas Kille. In der Beratung wurden folgende Beschlüsse angenommen, vorbehaltlich der Genehmigung durch die Mitgliederversammlung:
Der Ausflug wurde auf das Frühjahr verschoben.
Der Monatsbeitrag wird auf 30 Pfennig festgesetzt und in jedem Weiler von einem Ausschußmitglied erhoben.
Als Vereinslokal wurde kein festes Gasthaus bestimmt, sondern es wird abgewechselt zwischen den Gasthäusern zum goldenen Hirsch, zum Mohren und zur Post. Die nächste Versammlung findet auf der Post statt. Der Präses erklärte sich bereit, Fortbildungskurse anzuhalten, falls sich Mitglieder anmelden.
Die 4malige Generalkommunion wird in der Abtkapelle abgehalten, mit Ansprache des Präses.
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Als vorläufiges Vereinsabzeichen wird vorerst die Verbandsnadel eingeführt.
Damit hatte die Beratung ein Ende, weitere Anträge wurden keine gestellt.
Monatsversammlung am 15. Dezember 1929 im Gasthaus „zum Mohren“ vormittags ¾11.
Die Anwesenheit fast aller Mitglieder war ein gutes Zeichen des Interesses, das dem neuen Verein entgegengebracht wird. Herr Andreas Lohr eröffnete als Vorstand die Versammlung und gab nach Begrüßung des H.H. Präses der erschienenen Mitglieder dem H.H. Präses das Wort zu einem Vortrag über den Gründer der kath. Burschenvereine, Simon Spannbrucker. Daran anschließend erläuterte der Redner die religiöse und wirtschaftliche Not der heutigen Zeit und wies Wege, wie dieser in [etwa?] gesteuert werden könnte. Nach dem Vortrag wurde dann die Ausschußberatung vorgelegt und von der Versammlung zum Beschluß erhoben.
Als neue Mitglieder meldeten sich:
Böckeler Alexander Eheim; Mayer Michael Eheim; Petrich Theodor Reuthen; Petrich Georg Schellenberg.
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Nach gemütlicher Unterhaltung schloß ½1 h Herr Vorstand die Versammlung.
Monatsversammlung am 26. Januar 1930 im Gasthaus zum Hirsch vormittags ½11 Uhr.
Der Vorstand, Herr Andreas Lohr, eröffnete die Versammlung, begrüßte Hochw. Herrn Pater Benedikt (Präses des Vereins), die beiden Herren Landwirtschaftsassessoren Schiener und Stuhl, die Musikkapelle der hiesigen Landwirtschaftsschule und sämtliche Mitglieder, von denen die meisten erschienen waren. Den Mittelpunkt der Versammlung bildete ein Referat des Herrn Landwirtschaftsassessors Schiener über „Zuchtbulleneinkauf“. In klaren, einfachen und leicht verständlichen Worten legte der Redner die Richtlinien dar, nach denen der Käufer eine Zuchtbullens vorgehen muß, um in den Besitz eines wertvollen und zur Erreichung des Zuchtzieles geeigneten Vatertieres zu gelangen. Umrahmt wurden die lehrreichen Ausführungen durch die schönen Weisen der Musikkapelle.
Der H.H. Präses gab noch bekannt die Generalkommunion, welche am nächsten Sonntag stattfindet, eine Faschingsunterhaltung am 23. Februar innerhalb des Vereins, die in einer vorhergehenden Ausschußsitzung beschlossen wurde und einen Ausflug nach St. Ottilien oder Ettal, welcher Mitte
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Mai veranstaltet werden solle.
Als neues Mitglied meldete sich Wüst Martin Brüchlins.
Abgemeldet wurde Josef Kille.
Um 12 Uhr schloß H. Vorstand die anregend verlaufene Versammlung.
Lehrtagung am 19. Februar 1930 im Studiersaal der Landwirtschaftsschule
An dieser Lehrtagung beteiligten sich auch die Mitglieder des Burschenvereins und die Monatsversammlung fiel infolgedessen aus. Es wurden 4 Vorträge gehalten und zwar 1. „Düngergewinnung“ von Herrn Landwirtschaftsrat Lochbrunner Babenausen 2. „Was der Landwirt von den Steuern wissen muß“ von Herrn Direktor Dr. Strom Augsburg 3. „Notwendigkeit und Aufgabe des kath. Jugenderziehung“ von Herrn Sekretär Michel Augsburg 4. „Bäuerliche Selbsthilfe“ von Herrn Landw. Assessor Elling München. Zur Auffrischung in den Zwischenstunden sorgte die Musikkapelle der Landwirtschaftsschule. Um 5 Uhr nahm die lehrreich verlaufene Tagung ihr Ende.
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Faschingsunterhaltung
Am Sonntag, den 23. Februar 1930 hielt der kath. Burschenverein im Gasthaus zur Post abends um 7 Uhr seine Faschingsunterhaltung innerhalb des Vereins ab.
H.H. Präses konnte als Gäste begrüßen H.H. Pater Chrysostomus, die Assessoren der Landwirtschaftsschule, die Landwirtschaftsschüler mit der Musikkapelle und die Mitglieder des Vereins mit ihren Angehörigen, welche zahlreich erschienen waren. Für Unterhaltung war reichlich Sorge getragen. Einige kurze Einakter wechselten ab mit musikalischen Darbietungen und somit kam auch die zahlreich erschienene Jugend nicht zu kurz. So flossen die Stunden rasch dahin, bis der Mitternachtsschlag dem fröhlichen Treiben ein jähes Ende bereitete.
Monatsversammlung am 23. März 1930.
im Gasthaus zum Mohren abends ½8 Uhr.
Der Vorstand Herr Andreas Lohr eröffnete die Versammlung, begrüßte die zahlreich erschienenen Mitglieder von denen ungefähr 40 anwesend waren. Ganz besonders galt sein Gruß dem H.H. Präses, welcher in der vergangenen Woche seinen Namenstag feierte. Der Vorstand
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überbrachte ihm im Namen des Vereins die besten Glück- und Segenswünsche und dankte ihm für seine viele Arbeit und Mühe, die er schon aufgewendet hat für den Verein, mit dem Versprechen, treu zu bleiben für die edle Sache des kath. Burschenvereins und überreichte ihm als äußeres Zeichen ein kleines Geschenk. Den Anschluß daran bildete ein interessanter Vortrag von H.H. Präses über „Freiheit und Unabhängigkeit des Bauernstandes“; angefangen von dem Leibeigendienst bis zur jetzigen Freiheit, und zwar in wirtschaftlicher, sittlicher und politischer Hinsicht. H.H. Präses gab mochmals bekannt den Ausflug, welcher im Mai veranstaltet wird, sowie die Diözesangautagung, welche am Pfingstmontag stattfinden soll, und zwar in Ottobeuren und den Empfang der hl. Osterbeichte und Kommunion am kommenden Sonntag.
Weiter gab er noch bekannt, daß die Schießstätte zur Verfügung stehe, sowie der Turnsaal des Jugendvereins und im Kloster wird ein Lehrgräsergarten errichtet, damit die Mitglieder die verschiedenen Gräser und Unkräuter kennenlernen. Bei Gesang und einigen Vorträgen floß die Zeit rasch dahin und der Vorstand schloß um 11 Uhr die schön verlaufene Versammlung.
Als neue Mitglieder meldeten sich:
Maier Georg Gumpratsried; Maier Alexander Günz; Krug Philipp Halbersberg; Schneider Josef Langenberg; Tschugg Ulrich Wetzlins; Riedele Anton Fröhlins; Maier Anton Langenberg, Freuding Mathäus Langenberg.
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Fortbildungskurs und Besichtigung der Ökonomie des Klosters Ottobeuren
Im Laufe des vergangenen Winters fand ein Fortbildungskurs des Burschenvereins unter Leitung des H.H. Präses in einem Lehrsaale der Landwirtschaftsschule statt, wobei sich 7 Mitglieder beteiligten. Sie wurden unterrichtet im schriftlichen Verkehr, Düngerwesen, Tierzucht u.s.w.
Am 5. April fand eine Besichtigung der Ökonomie des Klosters unter Führung des H.H. Präses statt; an welcher sich viele Mitglieder beteiligten. Er führte uns durch den Pferde-, Kuh- und Schweinestall, in die Siloanlage, Geflügelhof und knüpfte praktische Erfahrungen daran.
Monatsversammlung am Ostermontag, den 21. April 1930. im Gasthaus zum Hirsch ,abends ½ 8 Uhr
Der H. Vorstand konnte als Gäste begrüßen H.H. Präses und H.H. Pater Chrysostomus sowie eine kleine Schar des Jugendvereins, welche durch ihre Streichmusik den Abend verschönern halfen und sämtliche Mitglieder, welche wieder zahlreich erschienen waren.
H.H. Pater Chrysostomus hielt einen sehr interessanten Vortrag, wie
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es komme, daß so viele Katholiken aus der Kirche austreten. Er gab Hauptgründe an, warum sich viele Katholiken dazu bewegen lassen und betonte, wie schlau unsere Gegner es angehen, um sie zum Austritt aus der katholischen Kirche zu bringen und wies Wege, wie dem entgegengearbeitet werden müsse. Hernach kam der Ausflug zur Besprechung nach Oberammergau zum Passionsspiel, wozu sich gleich 20 Mitglieder meldeten.
Die Diözesangautagung wurde nach Kaufbeuren verlegt, wegen schlechter Zugverbindung. Bei günstiger Witterung findet am 11. Mai ein Lehrausflug statt nach Westerhart [westlich von Memmingen], zur Besichtigung des großen Gutes des Herrn Pfeffers. Um 11 Uhr schloß der Vorstand die schön verlaufene Versammlung.
Als neue Mitglieder meldeten sich:
Kick Josef Ottobeuren; Heuek Otto Ottobeuren, Albrecht Michael Wolferts.
Ausflug nach Oberammergau zum Passionsspiel.
Der schon längst beschlossene Ausflug nach Oberammergau wurde am Sonntag, den 18. Mai ausgeführt. Früh um ½ 9h ging es mit dem Lastauto des Herrn Graf über Obergünzburg, Markt-Oberdorf [Marktoberdorf] und Steingaden. Hier wurde Halt gemacht und die merkwürdige Kirche, welche so ziemlich
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alle Baustile in sich vereinigt, besichtigt. Nun ging es der berühmten Wallfahrtskirche Wies zu. Unter Führung wurde diese schöne Kirche mit ihren herrlichen, leichten und zarten Gemälden erklärt. Nach körperlicher Stärkung ging es der bekannten Klosterkirche Rottenbuch zu. Infolge des dort stattfindenden Gottesdienstes war eine eingehende Besichtigung derselben nicht möglich. Weiter ging es der berühmten 72 m hohen Echelsbacher Brücke entgegen, welche sich über die Ammerschlucht schwingt und vor kurzer Zeit [27.04.1930] eingeweiht wurde.
Immer näher ging es bald den Bergen entgegen, Unterammergau, Oberammergau und dem Ziele des heutigen Tages, Ettal. Nach körperlicher Stärkung durch die gastliche Klosterküche waren wir noch fröhlich beisammen mit den Vereinsbrüdern von Ettal. Als man am andern Morgen aus dem Heu kroch, war das Wetter hoffnungslos. Nach dem Besuch des Gottesdienstes in der herrlichen Klosterkirche Ettal und nach dem Frühstück bestieg man wieder das Auto, um zurückzufahren nach Oberammergau, woselbst um 8 Uhr das Passionsspiel begann. Was hier geboten wird, wiegt hundertfach all die Opfer auf, die eine Fahrt zu diesem Spiele mit sich bringt. Nach beendigtem Spiel verließen wir bald das traute Gebirgsdorf und kamen nach dreieinhalbstündiger Fahrt in unserer Heimat wieder an.
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Monatsversammlung am 25. Mai 1930 im Gasthaus zum Hirsch, abends 8 h.
Der Herr Vorstand eröffnete die Versammlung, begrüßte H.H. Präses sowie sämtliche Mitglieder, welche wieder zahlreich erschienen waren. Nach Eröffnung und Begrüßung brachte H.H. Präses [Name?] die traurige Nachricht, daß unser H.H. Prior nach einem langen und schweren Leiden soeben verschieden sei, der stets ein großes Interesse für unseren Verein hatte. Den Mittelpunkt der Versammlung bildete ein Referat des Herrn Vorstandes über Grünlandwirtschaft. Er legte in klaren und einfachen Worten dar, wie unsere Wiesen behandelt, gepflegt und gedüngt werden müssen, damit sie immer einen guten Bestand aufweisen. H.H. Präses gab noch praktische Erfahrungen dazu.
Auf Einladung der kath. Landjugend zur Burschen- und Jungbauerntagung am Sonntag, den 1. Juni in Mindelheim, beschloß sich unser Verein daran zu beteiligen. Auf Anregung des H.H. Präses wird ein Fragekasten errichtet. Die nächste Versammlung wurde wegen der Heuernte bis Mitte Juli verschoben. In einer Reihe von Versammlungen soll in Zukunft 10 - 20 Minuten Staatsbürgerkunde erteilt werden. Um 11 Uhr schloß der Vorstand die Versammlung.
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Burschen- und Jungbauerntag in Mindelheim.
Am 1. Juni veranstaltete der kath. Jungbauernverband Schwaben mit den katholischen Burschenvereinen eine große Kundgebung, die auch von unserem Verein besucht wurde. Der Burschen- und Jungbauerntag wurde eingeleitet mit Gottesdienst und Predigt des Diözesanpräses Balleis [aus] Aitrang. Darauf bewegte sich der Festzug mit Musikkapellen und 40 Fahnen zum Kriegerdenkmal, wo der gefallenen Helden gedacht wurde. In der großen öffentlichen Versammlung referierte der Reichstagsabgeordnete [und spätere Landtagsabgeordnete] Dr. [Michael] Horlacher über die Frage „Wo stehen wir?“
Diözesanpräses Balleis richtete einen Aufruf an die katholische Landjugend. Sein Alarmruf galt ihrer Mobilmachung zum Kampf gegen Neuheidentum und sittlicher Versumpfung. Landwirtschaftsassessor Elling behandelte Fragen aus der Grünlandwirtschaft. Zum Schluß nahm die Kundgebung eine Entschließung an zur Abwehr aller Angriffe auf die kath. Religion, Erhaltung der Heimat, Pflege des Berufes, des Standesinteressenausgleiches und Ablehnung parteipolitischer Sonderbestrebungen. Nach Besichtigung der Landwirtschaft des Englischen Instituts kehrte die kleine Schar wieder in ihre Heimat zurück.
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Monatsversammlung am 13. Juli 1930 im Gasthaus zum Mohren, abends ½ 8 h.
Der Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und konnte als Gäste begrüßen H.H. Präses, H.H. Pater Petrus und sämtlich Mitglieder, die ungefähr zur Hälfte erschienen waren, infolge sehr schlechten Wetters. Von einem Referat wurde Abstand genommen wegen des schlechten Besuches und weil in der nächsten Versammlung die Fortsetzung folgen sollte. Der Abend wurde jedoch gut ausgefüllt durch die gesanglichen Darbietungen des H.H. P. Petrus mit seiner Zupfgeige, welchem der Vorstand auch den besten Dank entgegenbrachte.
H.H. Präses gab noch bekannt die Einladung nach Altötting anläßlich der Seligsprechung des seligen Bruder Konrad in der ersten Septemberwoche, welche dort feierlich begangen wird. Am nächsten Sonntag findet Generalkommunion statt und nach dem Frühgottesdienst eine Ausschußsitzung.
Als neue Mitglieder meldeten sich:
Schindele Magnus Guggenberg; Kutter Ulrich Böglins und Feßler Benedikt Ottobeuren.
Ausschußsitzung am 20. Juli, vormittags 11 h.
Anwesend waren sämtliche Ausschußmitglieder bis auf eines. Der Zweck der Ausschußsitzung war die Anschaffung einer Fahne. Nachdem
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ein Mitglied des Vereins, Herr Josef Mayer, bereits einen provisorischen Entwurf gefaßt hatte, so einigte sich der Ausschuß dahin, daß derselbe noch etwas besser ausgearbeitet werden müsse. Die eine Seite soll den hl. Alexander und Theodor und die andere Seite die Farben grün, weiß, rot mit dem Burschenvereinszeichen darstellen. Die Fahne soll so billig wie möglich infolge finanzieller Schwierigkeiten beschafft werden und soll hauptsächlich für auswärtige Zwecke dienen.
Damit hatte die Beratung ein Ende, weitere Anträge wurden keine gestellt.
Monatsversammlung am 3. August 1930 im Gasthaus zum Hirsch abends ½8 h.
Herr Andreas Lohr eröffnete als Vorstand die Versammlung und gab nach Begrüßung des H.H. Präses, des H.H. Pater Petrus und den erschienenen Mitgliedern dem H.H. Präses das Wort zu einem Vortrag über „Einstellung des Katholiken zum Staate“. Der Redner gab Auskunft über Entstehung und Ursprung des Staates, Aufgabe des Staates, über liberale und sozialdemokratische Richtung, Zweck des Staates, die Sorge für das öffentliche und allgemeine Wohl und Einstellung des Staates zur Kirche. Somit war eine gute Grundlage
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geschaffen für die zwei folgenden Vorträge. Hierauf wurde der Entwurf der Fahne vorgelegt, welcher in der Ausschußsitzung beraten wurde. H.H. P. Petrus sorgte zur Erlernung der schönen alten Volkslieder. Nach guter Unterhaltung schloß um ½12 Uhr der Vorstand die schön verlaufene Versammlung.
Monatsversammlung am 30. August 1930 im Gasthaus zum Mohren, abends ½8 h.
Der Besuch der Mitglieder war ein guter. Herr Andreas Lohr eröffnete als Vorstand die Versammlung und gab nach Begrüßung des H.H. Präses und H.H. Pater Chrysostomus und sämtlicher Mitglieder das Wort dem H.H. Präses zu seinem Vortrag, welcher die Fortsetzung bildete von dem Vortrage der vorhergehenden Versammlung über „Einstellung des Katholiken zum Staate“. Der Redner wiederholte und erklärte nochmals die liberale und sozialdemokratische Richtung, welchen Weg die Katholiken einschlagen müssen, Einstellung des Katholiken zur Revolution und wies hin auf die Wahlpflicht des Katholiken. Ebenso gab er Auskunft über das bürgerliche Recht des einzelnen Bürgers und ganz besonders behandelte er noch den nationalen Gedanken des Staates.
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H.H. P. Chrysostomus hielt noch einen Vortrag über seine Erlebnisse auf der Reise nach Budapest anläßlich der Emmerich-Jubiläumsfeier [Mai bis August 1930]. Er hob besonders hervor, wie ergreifend es ist, zu sehen die große Einigkeit und den Zusammenschluß der kath. Kirche von allen Ländern und erzählte von den Gebräuchen der Ungarn und ganz besonders auch das nationale Gefühl, von welchem sie beseelt sind.
H.H. Präses gab noch bekannt, daß die Vorbereitungen zur Fahne in vollem Gange seien und wies nochmals hin zur Fahrt nach Altötting, wozu sich vorerst nur der Vorstand meldete. Nach guter Unterhaltung schloß der Vorstand um 11 h die schön verlaufene Versammlung.
Bruder-Konrad-Feier in Altötting
Unser Verein war an der großen Bruder-Konrad-Feier am 5. und 6. Oktober 1930 durch H.H. Präses und Vorstand Herrn Andreas Lohr vertreten. Die Landesvorstandschaft der katholischen Burschenvereine beschlossen, den Seligen Bruder Konrad als zweiten Patron der kath. Burschenvereine zu verehren.
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Monatsversammlung am 28. September 1930 im Gasthaus zum Hirsch, abends ½8 h.
Die Versammlung war von den Mitgliedern gut besucht. Der Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte die erschienenen Mitglieder, ganz besonders aber H.H. Präses, H.H. Pater Chrysostomus, welcher als Redner gewonnen wurde und H.H. Pater Petrus. H.H. P. Chrysostomus hielt einen Vortrag über den Katholikentag in Münster. Der Redner betonte, daß in Münster mehr der innere Gedanke, während in Ungarn mehr der äußere Gedanke des Katholizismus zum Ausdruck kam. Er kam auch zu sprechen zur Rede des H. Kardinal Dr. Faulhaber über die 10 Gebote der Stunde und ganz besonders über die Notwendigkeit der deutschen Jugendkraft und forderte auch unseren Verein auf, der DJK [Deutsche Jugendkraft]. beizutreten. H.H. Präses kam noch zu sprechen auf die schwierigen Verhältnisse der jetzigen Zeit und machte an den Zusammenschluß der kath. Vereine und besonders den Anschluß zur DJK. Wozu sich hernach 21 Burschen meldeten. Ebenso erklärte er sich bereit, im Laufe des kommenden Winters einen regelrechten Buchführungskurs zu halten, wofern sich genügend Mitglieder beteiligen. H.H. P. Petrus sorgte wieder zur Erlernung der alten Volkslieder. Um ½12 h schloß der Vorstand die Versammlung.
Als neue Mitglieder meldeten sich: Schneider Josef und Arnold Norbert.
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Ausschußsitzung am 19. Oktober 1930 im Gasthaus zum Mohren nachmittags ½2 h
Anwesend waren sämtliche Ausschußmitglieder.
In der Beratung wurde ein Winterprogramm aufgestellt. Mitte November findet die 2. Generalversammlung statt, die Monatsversammlung im Dezember wird auf Antrag eines Mitgliedes mit einer kleinen Nikolausfeier verbunden. Während der Weihnachtszeit wird eine Weihnachtsfeier, verbunden mit Verlosung und Christbaumversteigerung abgehalten. In der Fastenzeit findet eine Faschingsunterhaltung innerhalb des Vereins statt. In den Versammlungen wird immer ein Vortrag gehalten; wozu Tierarzt Hartmann zugesagt hat. Ebenso wird auch ein Herr der Superphosfatwerke [Superphosphatwerke] gewonnen.
Nach Neujahr wird die Geschichte von Ottobeuren vom Jahre 764 an, etwas näher erklärt. Ausflüge werden gemacht nach Westerhart und dem Lohof [nördl. Mindelheim], zur Besichtigung der vorhandenen Gutsbetriebe. Wenn möglich, sollen sich die Burschen eines Weilers in einem Privathaus alle 4 - 6 Wochen im Winter zusammenfinden, wozu auch der H.H. Präses erscheinen wird.
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[Andere Handschrift!]
Monatsversammlung am 26. Oktober 1930 im Gasthaus zum Mohren.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung mit der Begrüßung des H.H. Präses. Infolge des schlechten Wetters war der Besuch etwas schwächer als sonst, trotzdem hatten sich ca. 35 Mitglieder eingefunden. Als Gäste war eine Gruppe des kath. Jugendvereins anwesend, die durch ihre sämtlichen und gesanglichen Vorträge die Versammlung verschönten. Im Mittelpunkt der Versammlung stand ein Lichtbildervortrag des H.H. Präses über die Gewinnung des Eisens und seiner Veredelung, zum Schluß wurde noch ein Stehfilm [Beim Stehfilm handelt es sich um eine Art Diavortrag. Dabei wurde der Film mit einem sogenannten Bildband-Apparat abgewickelt, und zwar Bild für Bild, wie bei einer Diaprojektion. Dazu gab es zu jedem Bild einen Text, der abgelesen werden konnte.]: „Im Bannkreis der Zugspitze“ vorgeführt, der den Mitgliedern die Herrlichkeiten unserer bayrischen Alpenwelt in sehr gut gelungenen Aufnahmen vorführte.
Als neue Mitglieder meldeten sich: Klotz Josef Gumpratsried; Schneider Josef Leupolz.
Gegen ½12 h schloß H. Vorstand die Versammlung mit der Bitte, am Sonntag, 2. November, sich zahlreich an der Generalversammlung zu beteiligen.
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II. ordentliche Generalversammlung am 16. November 1930.
Trotz des schlechten Wetters fanden sich 35 - 40 Mitglieder ein. Der Vorstand, Herr Andreas Lohr, konnte neben den Vereinsangehörigen auch H.H. Pater Wolfgang [Fella] als Referenten begrüßen. Er sprach über den seligen Bruder Konrad als Vorbild der kath. Bauernburschen. In gemeinverständlichen Worten wußte der Redner aus dem Leben des sel. Br. Konrad jene Züge herauszuschälen, die ganz besonders geeignet sind, auch unsere bäuerliche Jugend zu christlichem Tugendleben anzueifern.
Der weitere Teil der Versammlung bot einen Rückblick auf das erste verflossene Vereinsjahr. Die Kasse wies einen Reinertrag von 41,70 Mark auf. Aus dem Jahresbericht war zu entnehmen, daß die Mitgliederzahl auf 51 angewachsen ist. Dazu kommen noch 3 außerordentliche Mitglieder. Außer der Gründungs- und ersten Generalversammlung wurden 10 Monatsversammlungen mit je einem oder zwei Referaten abgehalten. An öffentlichen Veranstaltungen sind zu nennen: die viermalige Generalkommunion, die Teilnahme an der Lehrtagung der Landwirtschaftsschule, an dem Burschen- und Jungbauerntag in Mindelheim, die Besichtigung der Klosterökonomie, eine kleine Faschingsfeier, den Besuch des Passionsspieles in Oberammergau und die Bruder-Konrad-Feier in Altötting.
In 14 Tagen wird Herr Maier aus Altusried im Gesellenverein einen Vortrag halten über „politische Einstellung“, wozu auch der Burschenverein eingeladen
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ist. Gegen 11 h schloß der Herr Vorstand die Versammlung mit Dankesworten, dem Präses für seine Mühe und Arbeit, die er während des Jahres dem Verein geleistet hat und forderte die Mitglieder auf, treu zur Sache des katholischen Burschenvereins zu stehen.
Gesellen- und Burschenversammlung am 30. November 1930.
H.H. Pater Maurus [Zech] eröffnete als Präses des kath. Gesellenvereins die Versammlung und begrüßte die Mitglieder des kath. Gesellen- und Burschenvereins, H.H. Pater Benedikt und besonders Herrn Mayer, Landwirt aus Altisried, der über das Thema sprach:
„Unsere derzeitige politische Lage und die Notwendigkeit des Zusammenschlusses unserer Jugend zur katholischen Aktion“. Der Redner erörterte in mehr als einstündiger Rede unsere gegenwärtige traurige Finanzlage im Deutschen Reich und zeigte den Weg, der begangen werden muß, um aus dieser schlimmen Lage allmählich herauszukommen. Der Präses des Gesellenvereins H.H. Pater Maurus dankte dem Redner für seine von der Jugend mit großem Beifall aufgenommenen Ausführungen. H.H. Pater Benedikt nahm die Gelegenheit wahr, einige ergänzende Ausführungen speziell die Uneinigkeiten der Katholiken und mahnte, besonders mehr das allgemeine Wohl im Auge zu halten als wie die Interessen der einzelnen Stände.
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Ausschußsitzung am 14. Dezember 1930.
Der Zweck der Ausschußsitzung war die Veranstaltung einer Weihnachtsfeier mit Verlosung und Christbaumversteigerung, um die notwendigen Geldmittel aufzubringen zur Beschaffung einer einfachen und schlichten Vereinsfahne. Die Gewinne sollen – wo möglich – von den Mitgliedern gestiftet werden, damit die Kasse nicht zu stark in Anspruch genommen wird. Für die musikalischen Darbietungen wurde die Streichmusik des Jugendvereins gewonnen. Von den Mitgliedern unseres Vereins soll das Krippenspiel zur Aufführung kommen und der Jugendverein wird uns auch mit einem Spiel beehren. Es wurde folgendes Programm aufgestellt:
1. Eröffnungsmarsch 2. Begrüßung durch den Vorstand 3 Prolog 4. „O Heiland reiß die Himmel auf“ (Jugendv.) 5. Ansprache des Präses 6. Krippenspiel 7. „Stille Nacht“ (gemeinsam) 8. „Musikstück“ 9. „Lippai steh auf“ [Lippei steh auf vom Schlaf] (Burschenverein) 10. Das verhexte Weihnachtslicht (Jugendv.) 11. „Zu Bethlehem geboren“ (Jugendverein) 12. Musikstück (Ländler) 13. Das Wandern (illustriertes Lied) 14. „O fröhliche Weihnacht überall“ (Burschenv.) 15. „Uf’m Berg“ (Burschenv.) 16. Musikstück 17. Christbaumversteigerung 18. „Leise rieselt der Schnee“ 19. Gewinnverteilung.
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Weihnachtsfeier am 28. Dezember 1930 im Gasthaus zum Mohren, abends ½8 h.
Die Feier wurde begonnen durch einen Eröffnungsmarsch, vorgetragen von einer Gruppe des Jugendvereins.
Der H. Vorstand konnte als Gäste begrüßen H.H. Präses, H.H. Pater Petrus, H.H. Pater Chrysostomus, eine Gruppe des Jugendvereins, sämtliche Mitglieder und Gäste, welche zahlreich erschienen waren, so daß der Saal dicht gefüllt war. In seiner Begrüßung hob er besonders hervor die große Bedeutung von Weihnachten für uns Katholiken und wie in der Familie Weihnachten gefeiert wird, so will auch der kath. Burschenverein Weihnachten feiern im Kreise seiner Mitglieder, geschart um den H.H. Präses. Nach Vortrag des Weihnachtsprologs hielt H.H. Präses eine kleine Ansprache. Er hob besonders hervor, daß Weihnachten immer mehr nach moderner, weltlicher und heidnischer Art gefeiert wird und mahnte, wieder mit altem christlichem Sinn Weihnachten zu feiern.
Nun kam das Krippenspiel zur Aufführung und hernach ein lebendes Bild währenddem „Stille Nacht“ gesungen wurde. Ebenso trat der Jugendverein auf, mit einem kleinen Spiele, nämlich das „verhexte Weihnachtslicht“. Während der Feier hatte sich auch H.H. Pfarrer Pater Maurus [Zech] eingefunden und brachte in seinen humorgewürzten Worten zum Ausdruck die Freunde, die uns Weihnachten bringt, aber nicht nur natürliche,
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sondern auch übernatürliche. Die Zwischenpausen wurden ausgefüllt durch die Streichmusik des Jugendvereins und den gesanglichen Darbietungen des Jugendvereins und einer Abteilung des Burschenvereins, unter Leitung des H.H. P. Petrus. Nach Beendigung des offiziellen Teils erfolgte die Christbaumversteigerung, welche einen guten Erlös brachte. Zum Schluße kam die Verteilung der 152 Gewinne.
Monatsversammlung am 18. Januar 1931 im Gasthaus zum Hirsch.
Der Herr Vorstand eröffnete die Versammlung, begrüßte H.H. Präses, Herrn Assessor Hohentanner, die Mitglieder des kath. Gesellenvereins, eine Abteilung des kath. Burschenvereins Hawangen und die Mitglieder unseres Vereins mit einigen Angehörigen, von welchen trotz des schlechten Wetters ungefähr 40 erschienen waren.
Herr Landwirschaftsassessor Hohentanner referierte an Hand von Lichtbildern über die Vererbungslehre. Aus seinem Vortrage war besonders zu entnehmen die große Gesetzmäßigkeit nach welcher sich die Vererbung vollzieht, zuerst erforscht von Gregor Mendel (Augustinerpater).
Auf Wunsch der Mitglieder wird am 1. Februar eine kleine Faschingsunterhaltung innerhalb des Vereins abgehalten. H.H. Präses
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betonte dabei, daß nur Mitglieder mit ihren Angehörigen gegen Karten erscheinen dürfen. Die Zwischenzeit wurde gut ausgefüllt mit Gesang und komischen Vorträgen. Nach einigen Stunden des frohen Beisammenseins mit den Vereinsbrüdern des kath. Gesellenvereins schloß der Herr Vorstand um 11 h die schön verlaufene Versammlung.
Versammlung des Bezirksvereins Mittelschwaben der kath. Arbeitervereine in Ottobeuren am 25. Januar 1931.
Zu dieser Versammlung war auch der kath. Burschenverein eingeladen und sind ungefähr 20 Mitglieder erschienen. Der Bezirkspräses H.H. Katechet Gregor von Mindelheim eröffnete mit begrüßenden Worten die Versammlung. Dessen besonderer Gruß galt neben den anwesenden Mitgliedern der Bezirksvereine, sämtliche Gästevereine und dem Redner des Tages, Herrn Reichstagsabgeordneten [Rudolf] Schwarzer, den er der Versammlung vorstellte. Derselbe begann sodann mit seinem Referate: „Unser Kampf gegen die Not des deutschen Volkes“. Der Redner streifte die große Not, in der wir uns befinden, wie wir in sie hineingeraten sind, besonders durch die unsinnige Parteipolitik und wies Wege, wie dem etwa gesteuert werden könne. Nachdem der Bezirkspräses dem Redner herzliche Dankesworte gewidmet hatte, nahmen noch einige Herren das Wort. Arbeitersekretär
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Herr Strenkert Kempten mahnte insbesondere die kath. Vereine zu gegenseitiger Ergänzung und zur Zusammenarbeit. Der harmonische Verlauf der Versammlung gewann noch dadurch, daß in denkenswerter Weise die Musikkapelle des Landwirtschaftsschule die Pausen mit gediegenen Vorträgen ausfüllte.
Faschingsunterhaltung
Am Sonntag abends, den 1. Februar 1931, hielt der kath. Burschenverein im Gasthaus zum Hirsch seine Faschingsunterhaltung innerhalb des Vereins ab.
Herr Vorstand konnte als Gäste begrünßen H.H. Präses, H.H. Pater Chryostomus, die Landwirtschaftsschüler des 2. Kurses mit ihrer Musikkapelle und die Mitglieder des Vereins mit ihren Angehörigen, so daß der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt war. Er wünschte allen Anwesenden einen genußreichen Abend und forderte auf, an der Sammlung gut Gebrauch zu machen, gilt doch der Überschuß zur Deckung der Kosten der anzubeschaffenen Vereinsfahne. H.H. Präses unterstrich seine Worte und betonte, daß noch manche Burschen in der Pfarrei wären, die sehr leicht Mitglied des Vereins sein könnten. Die Stunden wechselten ab mit humoristischen Vorträgen, Musikstücken und Tanz. So flossen die frohen
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Stunden rasch dahin, bis um 12 h dem fröhlichen Treiben ein Ende gemacht wurde.
Monatsversammlung am 1. März 1931 im Gasthaus zum Hirsch.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung mit Begrüßung des H.H. Präses. Infolge des schlechten Wetters und Krankheit war der Besuch etwas schwächer; dennoch hatten sich ungefähr 25 Mitglieder eingefunden.
Im Mittelpunkt der Versammlung stand ein Vortrag des H.H. Präses über Heimatgeschichte. Dieses Thema wird noch mehrere Vorträge bezw. Versammlungen in Anspruch nehmen.
Als neue Mitglieder meldeten sich: Eisenschmied August und Petrich Anton Leupolz.
Nach guter Unterhaltung schloß der Herr Vorstand gegen ½12 h die Versammlung, mit der Bitte, am nächsten Sonntag sich zahlreich an der General- bezw. Osterkommunion zu beteiligen.
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Monatsversammlung am 22. März 1931 im Gasthaus zum Mohren.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte die Erschienenen. Anwesend waren ca. 35 Mitglieder. Ganz besonders galt sein Gruß dem H.H. Präses, welcher den Tag zuvor Namenstag feierte. Er überbrachte ihm im Namen des Vereins die besten Glück- und Segenswünsche mit dem Versprechen, auch alles zu tun, was unserem Verein vorwärts bringt und überreichte ihm ein kleines Geschenk. Anschließend daran kam die Fortsetzung des Vortrages vom H.H. Präses über Heimatgeschichte. Er griff zurück in die Zeiten der Vendelziner [Vindeliker] vor Christus, welche damals das Allgäu bevölkerten und dann kamen die Römer, die das ganze Land eroberten.
Als neues Mitglied meldete sich: Wüst Otto Brüchlins.
Gegen 11 h schloß der Herr Vorstand die schön verlaufene Versammlung.
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Versammlung am 26. April 1931 im Gasthaus zum Hirsch.
Zu dieser Versammlung, welche vom kath. Gesellenverein einberufen und geleitet wurde, waren auch die Mitglieder des kath. Burschen-, Arbeiter- und Jugendvereins eingeladen und sind auch zum Teil erschienen.
Der Herr Vorstand des Gesellenvereins entbot allen Erschienenen die herzlichsten Grüße, ganz besonders aber dem Herrn Bezikspräses vom Gau Mittelschwaben H.H. Benefiziat Lehner aus Illertissen, welcher als Redner des Abends gewonnen wurde. Er behandelte ein sehr aktuelles Thema: „Das Freidenkertum unserer Tage“. In seinem Vortrage kam er zu sprechen, daß wir materiell in unseren Tagen einen gewaltigen Fortschritt zu verzeichnen, geistig einen immer größeren Rückschritt; immer mehr trennt sich die Menschheit von Gott. Die Stelle Gottes soll entweder die Kraft oder die Materie vertreten, alles, was in der Welt vergeht, ist naturnotwendig. Freidenker nennen sich diese Leute, welche nach dem Kriege stark an Boden gewonnen haben. Ziel dieser Leute ist die Verbreitung der Gottlosigkeit. Zum Schluße seines Vortrags richtete er einen gewaltigen Appell an die Versammlung, dieser hereinbrechenden Flut einen Damm entgegenzusetzen. Die Parole muß lauten: Katholisch sein, nicht bloß heißen!
Nachdem noch eine Vereinsangelegenheiten bezw. der Fahnenweihe
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besprochen wurden, fand der Abend wieder seinen Abschluß.
Monatsversammlung am 10. Mai 1931 im Gasthaus zum Hirsch.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung, begrüßte die Erschienenen, ganz besonders die H.H. Patres Pater Petrus, Pater Chrysostomus, Pater Clemens, H.H. Präses und sämtliche Mitglieder, welche sehr zahlreich erschienen waren.
H.H. Pater Petrus hielt einen humoristischen Vortrag über „Deutschlands Wiederaufstieg“.
Sonach kam die Wahl der Fahnenträger, wozu 3 Vorschläge eingereicht wurden. Vorschlag 1 erhielt 38 Stimmen, Vorschlag 2 6 und Vorschlag 3 5 Stimmen. Somit war Vorschlag 1 nämlich Schneider Josef Leupolz, Schneider Josef Langenberg und Petrich Adolf von Betzisried mit großer Mehrheit gewählt. Sämtliche 3 nahmen die Wahl an. Als Ersatzmann kommt Kille Josef in Betracht. H.H. Präses gab noch bekannt das Programm am Tage der Fahnenweihe am Pfingstmontag, den 25. Mai und forderte auf, daß alle Mitglieder erscheinen, besonders auch in der Frühe zur Generalkommunion. Für Unterhaltung war reichlich gesorgt, besonders von H.H. Pater Petrus durch seine gesanglichen Darbietungen.
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Als neue Mitglieder meldeten sich: Tschugg Josef Wetzlins, Schönich Alois Ottobeuren, Vögele Demetrius Betzisried, Grauer Benedikt Fröhlins, Unglert Xaver Halbersberg.
Gegen ½12 h konnte der Herr Vorstand die schön verlaufene Versammlung schließen.
Ausschußsitzung am 17. Mai 1931.
Die Fahne geht der Vollendung entgegen. Zum Feste der Fahnenweihe sind 22 Vereine eingeladen worden. Am selben Tage findet auch die Gautagung der kath. Burschenvereine des oberen Günzgaues statt. Es wurden 1000 Festzeichen und 30 Fahnenbänder an der Geschäftsstelle der kath. Burschenvereine in Regensburg bestellt. Ebenso auch die Fahnenstange. Als Patenverein wurde der kath. Burschenverein von Hawangen gewonnen. Als Redner werden 2 ausgezeichnete Herren die Festteilnehmer mit den brennenden Problemen unserer Tage näher vertraut machen: Herr Reichstagsabgeordneter Graf [Eugen] von Quadt – Isny und Herr Studienrat Pfeiffer von Kempten. Den musikalischen Teil wird die Kapelle Gebbert bestreiten.
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Es wurde folgendes Programm aufgestellt:
10 h vorm. Einzug in die Kirche vom Bahnhof aus,
dann Festpredigt vom H.H. Hochschulprofessor Dr. Bauer, Dillingen
Hierauf Pontifikalmesse mit Weihe der Fahne.
Nach Beendigung des Gottesdienstes Huldigung am Kriegerdenkmal und Übergabe der Fahne.
13½ h kurze Andacht in der Basilika, dann Festversammlung im Postsaal. Als Festredner wurden gewonnen:
Herr Reichstagsabgeordneter Graf Quadt – Isny
Herr Studienrat Dr. Pfeiffer – Kempten.
Die Fahne selbst ist einfach und schlicht. Das Bild auf der Vorderseite stellt unsere Basilika, die Mutter Gottes zwischen den beiden Kirchenpatronen St. Alexander und Theodor auf den Wolken thronend dar. Es ist mit Stift auf Samt gemalt von unserem jungen Klosterkünstler Bruder Michael Müller. Die herrliche Umrahmung in reinstem Rokoko hat ein anderer angehender junger Künstler entworfen: Herr Josef Lutz (zurzeit bei Gebrüder Haugg beschäftigt).
Die Hauptarbeit aber wurde ausgeführt von unseren hiesigen Handarbeitslehrerinnen der Mädchenschule: die prächtige – sehr gut gelungene – Stickerei.
Die Rückseite bildete eine Flagge in den Verbandsfarben:
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grün-weiß-rot mit der Inschrift: „Kath. Burschenverein Ottobeuren 1931“
In der Mitte ist das Verbandswappen angebracht.
Fahnenweihe und Gautagung der kath. Burschenvereine in Ottobeuren am 25. Mai 1931 im Gasthaus zur Post.
Begünstigt wurde die Feier durch schöne Witterung. Der Festtag selbst begann, nachdem schon in den frühen Vormittagsstunden 20 Brudervereine aus der näheren und weiteren Umgebung eingetroffen waren und die Gäste in feierlichem Zuge am Bahnhof abgeholt waren, mit einer Pontifikalmesse in der Basilika, die von H.H. Abt Dr. Josef Maria Einsiedler selbst zelebriert wurde. Dieser voraus ging eine von H.H. Pater Chrysostomus Schreiber gehaltene Festpredigt.
Es folgte nun die Weihe der Fahne, ebenfalls von Hochwürdigsten Herrn Abt Dr. Einsiedler selbst unter feierlicher Assistenz vorgenommen. Den Gottesdienst verschönerten deutsche Gesänge. Nachdem Gottesdienste fand eine Huldigung am Kriegerdenkmal statt. Der Vereinsvorstand Herr Andreas Lohr verwies in seiner Gedächtnisrede darauf, wie die neugeweihte Fahne ein Führer sein soll im Leben und wie sie als ersten Gang die Mitglieder an die erfurchtgebietende Stätte führte, an die Stätte des Gedenkens derer, die ihr Herzblut opferten für Volk
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und Heimat. Wie einst diese Helden Fahnentreue zeigten, so bat der Redner auch der neuen Fahne die Treue zu halten und die Ideale, die die Fahne verkörpert, draußen im Leben stets vor Augen zu halten. Die Niederlegung eines Kranzes bildete das äußere Zeichen des Dankes an unsere Helden.
Anschließend an den Gedächtnisakt formierte sich der Zug zum Marktplatz, wo vor dem Knabenschulhause [heute: Haus des Gastes] die Übergabe der Fahne stattfand. Mit sinnigen Worten übergab die Fahnenjungfrau (Fräulein Lina Lohr Leupolz) das neugeweihte Banner in die Hände des Fähnrichs Josef Schneider Leupolz, der namens der Mitglieder gelobte, stets der Fahne die Treue zu halten. Mit innigen Worten überreichte sodann Herr Martin Hundegger für den Patenverein Hawangen dem festgebenden Verein das erste Fahnenband, wofür Vorstand Lohr herzlich dankte und dem Bruderverein Hawangen auch für die Patenschaft Worte des Dankes widmete.
Es folgte nun die Anheftung der Fahnenbänder an die Fahne der anwesenden Burschen- und Gesellenvereine von Oberkammlach, Altusried, Amendingen, Böhen, Engetried, Erkheim, Frechenrieden, Köngetried, Memmingen, Mussenhausen, Markt Rettenbach, Schrattenbach, Benningen, Sontheim, Steinbach, Ungerhausen, Westerheim, Grönenbach, an die Ehemaligenvereinigung
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sowie die örtlichen Vereine. Nach dem angeführten Festakte löste sich der Zug auf, wonach die Teilnehmer in den verschiedenen angewiesenen Gastlokalen das Mittagsmahl einnahmen.
Somit war der offizielle Teil der Fahnenweihe erledigt und der Nachmittagsgottesdienst leitete über zum zweiten Teile des Tages, der Gautagung im Postsaal. Nach einem sinnigen Prolog, gesprochen von Frl. Senzi Schindele Guggenberg, begrüßte Vorstand Lohr die zahlreichen Festgäste aus nach und fern. Sein besonderer Gruß galt der stark vertretenen Geistlichkeit, den Hochw. Herrn Präsides [Präses], den beiden Festrednern Sr. Erlaucht Grafen [Eugen] von Quadt und Herrn Studienrat Dr. Pfeiffer Kempten, den Vertretern der Marktgemeinde Ottobeuren, den Bruderverein und Partnerverein Hawangen sowie allen zu dem Fest erschienenen weiteren Vereinen.
Die Versammlungsleitung übernahm hierauf der Hochwürdigste Herr Gaupräses, Pfarrer Deuring Westerheim. Nach begrüßenden Worten übergab er dem Grafen von Quadt das Wort, der nach einleitenden Begrüßungsworten den Teilnehmern Aufklärung schuf auch vom politischen Standpunkte aus gesehen. Als zweiter Redner erhielt Herr Studienrat Dr. Pfeiffer das Wort. In kurzer Zeit hatte auch dieser Redner die Herzen seiner Zuhörer gefangengenommen mit dem Thema: „Wir
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und die Heimat“. Anschließend an das Referat, das von vollem Erkennen der Nöte von Volk und Heimat wie auch von heißer Liebe zum Vaterlande und der christlichen Weltanschauung getragen war, stimmte die Versammlung das Lied der Deutschen an.
Hierauf nahm Hochw. H. Subprior und Pfarrvikar Pater Maurus Zech die Gelegenheit wahr, um dem Burschenverein namens der Pfarrei zum schönen Gelingen seines Festes die herzlichsten Glückwünsche darzubringen. Sein Dank namens der Pfarrei galt weiter dem überaus rührigen Präses des Kath. Burschenvereins, Hochw. Herrn Pater Benedikt Boßle, der in der kurzen Zeit des Bestehens den Verein auf eine so beachtliche Höhe bringen konnte; weiter seinen tüchtigen Vorstand Herrn Andreas Lohr Leupolz, dessen umsichtiger Vorbereitung ebenfalls der schöne Verlauf des Tages zu danken sei. Die Worte des Pfarrherrn gipfelten in dem Wunsche, auf ein recht gedeihliches Wachsen des Kath. Burschenvereins.
Zum Schluße dankte der Gaupräses, H. Pfarrer Deuring, dem Marktgemeinderat für die gastliche Aufnahme in Ottobeuren, sein Dank galt weiter dem Festprediger, Hochw. H. Pater Chrysostomus Schreiber, ferner allen übrigen Festteilnehmern und allen Mitgliedern des Gauverbandes, von welchen sämtliche 12 Vereine anwesend waren. Mit der Aufforderung, stets dem grün-weiß-roten Burschenbanner die Treue zu halten, erklärte
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Hochw. H. Gaupräses die Tagung für geschlossen.
Den musikalischen Teil bestritten die Kapelle Gebbert und die Jugendkapelle Hawangen.
Nachdem die letzten Gäste zum Abendzug geleitet waren, marschierte der festgebende Verein zur Maiandacht in die Basilika, um dort an der feierlichen Prozession teilzunehmen und nach dem Gottesdienste noch für kurze Zeit innerhalb des Vereins im Hirschsaal zu verweilen. Der in allen Teilen herrliche und für den Festverein zufriedenstellende Verlauf der Versammlung, worüber Hochw. H. Präses Pater Benedikt hier noch allen seinen Getreuen herzlich dankte, kam zum Ausdruck in fröhlichen Gesängen.
Monatsversammlung am 28. Juni 1931 im Gasthaus zum Mohren.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und konnte als Gäste begrüßen Herrn Studienrat Dr. Pfeiffer Kempten, welcher als Redner gewonnen wurde, sowie H.H. Präses, H.H. Pater Chrysostomus, Bruder Primus, den Vorstand des katholischen Burschenvereins Sontheim und sämtliche Mitglieder. Der Besuch war infolge der Ausflugstage etwas flau.
Herr Studienrat Dr. Pfeiffer hielt nun seinen Vortrag über das
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Thema: „Die Jugend und der Staat“. Der Redner verstand es, mit klaren, leichtverständlichen Worten der Versammlung einen näheren Einblick in den Staat zu verschaffen und wie wir uns dem Staate gegenüber zu verhalten haben.
Am 30. August findet der diesjährige Katholikentag in Nürnberg statt, zu welchem auch die kath. Burschenvereine eingeladen sind. H.H. Präses richtete auch an uns die Bitte, daß es sehr zu begrüßen wäre, wenn einige Mitglieder trotz der schlechten Zeit das Opfer nicht scheuen und [um] an der kath. Kundgebung teilzunehmen. Ebenso forderte er auf, am 12. Juli an der Fahnenweihe des kath. Burschenvereins Amendingen zu erscheinen. Herr Fickler Sontheim, Vorstand desselben kath. Burschenvereins, richtete noch einige Worte der Treue zur kath. Kirche und des Spannbruckergeistes an die Versammlung.
Bei Gesang und guter Unterhaltung floß die Zeit rasch dahin, bis Herr Vorstand die schön verlaufene Versammlung gegen 11 h schließen konnte.
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Bannerweihe des kath. Burschen- und Gesellenvereins Amendingen am 12. Juli 1931.
Dem Besuche dieser Feier konnte insofern nicht so stark Folge geleistet werden, da an demselben Tage in Ottobeuren Patrozinium gefeiert wurde. Dennoch besuchten ca. 10 Mitglieder mit ihrer Fahne das Fest des Brudervereins Amendingen. Um 10 h erfolgte die Aufstellung zum Kirchenzug, an dem über 300 Jungmänner teilnahmen. H.H. Gaupräses Vollmar [aus Maria] Steinbach bestieg die Kanzel und hielt einen zündenden Appell an die kath. Jugend. Nach der Festpredigt nahem H.H. Pfarrer [Alois] Ohreiter von Amendingen die kirchliche Weihe des Banners vor, worauf die Singmesse folgte. Anschließend an den Gottesdienst marschierten die Vereine zur Huldigung am Kriegerdenkmal. Herr Pfarrer Ohreiter hielt eine tief empfundene, zu Herzen gehende Huldigungsrede. Sodann erfolgte im Gasthaus „Adler“ die Begrüßungsansprache durch den Senior des kath. Gesellenvereins Amendingen, Herrn Josef Roth, und richtete dann einen Mahnruf an die katholische Jugend. Nunmehr erfolgte die Übergabe des Banners und der Bänder.
Den Nachmittag leitete eine Andacht mit Ansprache ein. Darnach fand im „Adler“ der eigentliche Gautag statt, den der neue Gaupräses
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durch eine Begrüßungsansprache eröffnete und kam dann auf die Not der Zeit zu sprechen, die nur durch die katholische Aktion und die Zusammenarbeit aller im Streben nach besserem gelindert werden können. Den Höhepunkt des Gautages bildete die markante, gedankenreiche Festrede des Herrn Bezirkssekretärs Haisch aus Günzburg über „Der kath. Bursche und seine Heimat“. Musikalische Darbietungen und Gedichtvorträge umrahmten den Nachmittag des Festes in angenehmer Weise. Gegen Abend zu kehrten die meisten auswärtigen Vereine wieder der Heimat zu.
Monatsversammlung am 13. September 1931 und Katholikentagung in Nürnberg am 29. und 30 August 1931.
Nachdem die Ernte unter den heurigen schwierigen Witterungsverhältnissen zum größten Teil wieder eingebracht worden ist, so ist auch wieder mehr Zeit zur Vereinstätigkeit gegeben. Mit diesen Worten eröffnete Herr Vorstand die heutige Monatsversammlung, begrüßte die Hochwürdige Geistlichkeit, H.H. Pater Chrysostomus, H.H. Pater Petrus, H.H. Präses, die Mitglieder des kath. Gesellen- und Jugendvereins und sämtliche Mitglieder unseres Vereins, welche sehr zahlreich erschienen waren und erteilte H.H. P. Chrysostomus das Wort zu seinem hochinteressanten Vortrag
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über: „Meine Eindrücke in Berlin“. Herr Referent verstand es in mehr als einstündiger Rede, die verschiedenen Menschen, welche dort wohnen, von allen Ländern, die verschiedenen Bauten und Anlagen – besonders das Reichstagsgebäude –, die Verkehrseite, die ungeheure Unruhe, die vielen Reklamesachen (die Wirtschaft ist sehr gut), die Religion ist trostlos, ganz wenige kath. Kirchen, 3 - 4 Zehntel sind ungefähr Katholiken. Die Kommunisten machen große Propaganda, es ist jedoch durch die Polizei sicherer Schutz geboten.
Daran reihte sich die Berichterstattung vom Katholikentag in Nürnberg von Herrn Maier und H.H. Präses. An dieser Feier beteiligten sich auch 4 Mitglieder unseres Vereins mit dem H.H. Präses.
Herr Maier berichtete über die Fahrt, um ½4 Uhr kamen sie in Nürnberg an und besichtigten noch einige Sehenswürdigkeiten. Besonders interessierte sie die Burg von Nürnberg mit den Folterwerkzeugen. Des andern Tages Sonntags und Höhepunkt des Katholikentags um ½8 h war Aufstellung zum Hauptgottesdienst, an welchem über 100.000 Besucher teilnahmen. Der Erzbischof von Bamberg hielt die Festpredigt und der Apostolische Nuntius zelebrierte die Pontifikalmesse. Am Nachmittag war Jugendfestzug und um 5 h Schlußvortrag. Des andern Tages kehrten sie voll befriedigt über das Gehörte und Geshene über Dillingen in die Heimat zurück.
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H.H. Präses sprach noch über die Bedeutung, die Arbeit, die Vorbereitung, äußeren Zweck und Jugendfestzug, welcher 1½ Stunden dauerte und 400 Fahnen unserer Organisation teilnahmen. Er wohnte auch der Generalversammlung bei, geleitet von H.H. Generalpräses [E.] Füßler. Große Freude herrschte, als der Bischof von Bamberg und der Päpstliche Nuntius zuerst die Generalversammlung der Burschenvereine besuchte. Näheren Bericht über die Vorträge erstattete er nicht, da dieselben im Burschenvereinsblatt erscheinen werden.
Auf den 1. Sonntag im Oktober ist ein Ausflug nach Unterkürnach und Weitnau bei genügender Beteiligung geplant. Am Christ-Königsfest wird gemeinsame Generalkommunion abgehalten.
Bei Gesang und guter Unterhaltung konnte der Vorstand gegen 12 h die schön verlaufene Versammlung schließen.
Lehrausflug ins obere Allgäu am 4. Oktober 1931.
28 Mitglieder unternahmen mit dem H.H. Präses im Lastkraftwagen, den Vereinse..tes Max Graf [stellte] und dem Personenauto des Herrn Weber Sebastian von Unterbetzisried einen Lehrausflug am Sonntag, den 4. Oktober, Abfahrt 8 h vormittags. In der
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reizenden Kapelle in Unterkürnach hielt der H.H. Präses eine hl. Messe. Darauf folgte die Besichtigung des Betriebes der Hoffmannschen Gutsverwaltung nebst deren Almbetrieb. Bewundert wurde die schön durchgezüchtete Herde mit dem preisgekrönten Bullen „Siegfried“. Auch die hoch gelegene Alm wurde besichtigt. Danach gings zum Besuch der Kollmannschen Zucht in Weitnau, wo vor allem die Leistung hervortrat. Über [den] Spitalhof Kempten erfolgte dann wieder die Rückfahrt.
Monatsversammlung am 18. Oktober 1931 im Gasthaus zum Mohren.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung mit der Begrüßung des Herrn Forstassessors Hugenberger, des H.H. Pater Petrus, H.H. Pater Chrysostomus, H.H. Präses und sämtlicher Mitglieder des Vereins, welche wieder zahlreich erscheinen waren, sowie einige Mitglieder des kath. Gesellenvereins und erteilte Herrn Forstassessor das Wort zu seinem hochinteressanten Vortrag über: „Politik und Kultur“. Der Redner wies hin auf die heutige schwere Zeit, auf die Gefahr der rechten Opposition in Bezug auf die Religion und klärte uns weiter auf über den Kulturkampf vor 60 Jahren und wie wir daraus lernen können für die katholische Weltanschauung.
H.H. Präses richtete noch einige Worte an die Burschen, insbesondere zur Weiterbildung in der Tierzucht. Die Viehschauen sollen wo möglich
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besucht werden. Er bedauerte auch sehr, daß die alten Sitten und Gebräuche immer mehr verschwinden und erklärte sich auch bereit, im kommenden Winter Fortbildungskurse zu halten. Im Laufe der nächsten Zeit werden in Ottobeuren Bezirksturnkurse abgehalten, an denen sich auch einige Mitglieder unseres Vereins beteiligen sollen. H.H. Pater Petrus sorgte wieder für den gesanglichen Teil.
Gegen 11 h konnte Herr Vorstand die Versammlung schließen, mit der Bitte, am kommenden Sonntag an der Generalkommunion zahlreich zu erscheinen.
25. Oktober 1931, Generalkommunion.
6. November 1931, Beteiligung am Leonhardiritt in Hofs mit Fahne.
Monatsversammlung am 8. November 1931 im Gasthaus zum Mohren.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte den Referenten des heutigen Abens, Herrn Landwirtschaftsassessor Stahl, H.H. Pater Chrysostomus, H.H. Präses und eine Gruppe des Jugendvereins sowie sämtliche Mitglieder, welche wieder zahlreich erscheinen waren. Herr Assessor Stahl hielt einen Vortrag über „Den deutschen Seidenbau“. Der Redner behandelte die Heranzucht des Maulbeerbaumes, die Pflege der Seidenraupen vom Ei bis zum Kokon und
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wies noch hin auf die Vorteile der deutschen Naturseide gegenüber der ausländischen und der Kunstseide.
H.H. Präses erinnerte nochmals an den Fortbildungskurs. Am 6. Dezember findet die Generalversammlung mit Klausenfeier statt. Die Zwischenzeit wurde ausgefüllt durch die gesanglichen Darbietungen des kath. Jugendvereins.
III. ordentliche Generalversammlung am 6. Dezember 1931.
Anwesend waren sämtliche Mitglieder.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung mit Begrüßung des H.H. Subprior und Pfarrvikars Pater Maurus [Zech], H.H. Pater Chrysostomus [Schreiber], H.H. Präses [Benedikt Boßle], Herrn Forstassessor Hugenberger, Herrn Hinträger Zeitungsredakteur, Bruder Primus, eine Gruppe des kath. Gesellen- und Jugendvereins sowie sämtliche Mitglieder und Freunde unseres Vereins.
Eingeleitet wurde die Versammlung mit einem Vortrag des H.H. Präses über den hl. Nikolaus. Die zahlreiche Zuhörerschaft folgte den lehrreichen Ausführungen des Präses mit größtem Interesse und gewann ein umfassendes Bild aus dem Leben dieses großen Heiligen. Kaum war der Vortrag beendet, da erschien Nikolaus selbst mit bischöflicher
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Würde mit Inful und Stab. Neben ihm sein Begleiter Rupprecht [Ruprecht]. Nikolaus nahm die Generalversammlung ab. Nach einführenden Worten wandte er sich an den Präses, ihn auf Herz und Nieren prüfend, wie er mit seinen Pfleglingen zufrieden sei. Was im verflossenen Vereinsjahr alles geschehen war, das hörte Bischof Nikolaus vom Vereinsschriftführer Kille.
Außer der Generalversammlung sind 10 Monatsversammlungen mit je einem Vortrag und 2 Ausschußsitzungen abgehalten worden. An offiziellen Veranstaltungen sind zu nennen: die 4 malige Generalkommunion, die Weihnachtsfeier und Faschingsunterhaltung. Weiterhin die Teilnahme an der Versammlung des Bezirksvereins Mittelschwaben der katholischen Arbeitervereine, die Fahnenweihe und Gautagung der kath. Burschenvereine in Ottobeuren sowie die Bannerweihe des kath. Burschen- und Gesellenvereins Amendingen, die Teilnahme am Katholikentag in Nürnberg, der Lehrausflug ins obere Allgäu und der Leonhardiritt in Hofs. Die Mitgliederzahl ist von 51 auf 60 angewachsen.
Rechenschaft über seine Verwaltung gab hierauf der Kassier Abröll. Der Kassenstand betrug 26 Mark. Außerdem ist noch von der Fahnenweihe her eine Schuld vorhanden von 135 Mark.
Nachdem [der] Vereinsvorstand ein feierliches Versprechen an
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Nikolaus abgelegt hatte, trat [Knecht] Rupprecht [Ruprecht] in Funktion, zuerst aus seinem vollen Sacke spendend und dann noch seine Rute schwingend.
Im darauffolgenden Teile der Versammlung kam der H.H. Präses auf die Beschlüsse der Generalversammlung der Burschenvereine in Nürnberg zu sprechen, anschließend fand die Wahl eines Vizepräses statt, aus welcher einmütig H.H. Pater Chrysostomus hervorging.
Nun gab Vorstand Lohr noch einen eingehenden Bericht, der zeigt, daß es im Verein vorwärts und aufwärts ging und dankte bei dieser Gelegenheit insbesondere dem überaus rührigen lieben H.H. Präses für seine großen Mühen um den Verein. Unter Hinweis auf die Devise „Freundschaft und Freude, Treue und Einigkeit“ fand der Vorstand noch begeisternde Worte auf die Ideale der Burschenvereinssache.
Zum Schluß des offiziellen Teils dankte der Präses allen Mitgliedern, den Referenten, die während des Jahres zu Vorträgen sich bereit fanden, dem Herbergsvater Herr Brauereibesitzer Graf für das stete Entgegenkommen und bat alle, auch künftig dem Verein die Treue zu halten. Ein gelungenes humoristisches Stündlein „Stadt und Land“, gespielt von Andreas Lohr und Josef Schneider erzielte volle Wirkung, sodaß auch der Humor nicht leer ausging.
Als neue Mitglieder meldeten sich: Vögele Anton Betzisried,
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Schneider Andreas, Mayer Georg Langenberg, Eyenbach Wilhelm Ottobeuren, Boxler Andreas Bühl, Hölzle Benedikt Guggenberg, Boxler Ulrich Schrallen, Petrich Josef Niebers.
Ausschußsitzung am 20. Dezember 1931.
Anwesend waren 6 Ausschußmitglieder.
Die Weihnachtsfeier findet an Neujahr statt. In der Beratung wurde folgendes Programm aufgestellt:
1. Musikstück (Klavier und 2 Violinen)
2. Prolog
3. Begrüßung durch den Vorstand
4. Ansprache des Präses
5. Aufnahme der neuen Mitgliedern
6. Lieder: „Fröhliche Weihnacht überall“, „Lippai, steh auf!“
7. Der Oichhofbauer, Schwäbisches Weihnachtsstück in einem Aufzug.
8. Musikstück (Klavier und 2 Violinen)
9. O Vere Beata nox [O wahrhaft selige Nacht], Lichtbilder mit Gesangseinlagen: „Es ist ein Ros entsprungen“, „Stille Nacht, heilige Nacht“, „Schlaf wohl, du Himmelsknabe“
10. Christbaumversteigerung.
Nachdem noch einige Angelegenheiten über den reibungslosen Verlauf der
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Feier besprochen waren, wurde noch der Termin für die Faschingsunterhaltung festgelegt, nämlich der 30. Januar.
Weihnachtsfeier am 1. Januar 1932 im Gasthaus zum Hirsch, abends ½8 h.
Ein hübsches Musikstück (geboten durch ein kleines Orchester) und der von Mitglied Leonhard Albrecht – Wolferts vorgetragene Prolog eröffnete den Abend.
Herr Vorstand widmete herzliche Worte der Begrüßung den zahlreich erschienen Gästen, so daß der Hirschsaal bis auf den letzten Platz gefüllt war. Besonders galt sein Gruß dem H.H. Abt Dr. Josef Maria Einsiedler, H.H. Geistlicher Rat Jery, H.H. Pater Rupert [Reiner], H.H. Pater Chrysostomus, H.H. Pater Petrus, H.H. Präses [Pater Benedikt Boßle] und einige Brüder des Klosters; ferner den Mitgliedern des kath. Gesellenvereins, der Musikkapelle des Jugendvereins und den Mitgliedern unseres Vereins mit ihren Angehörigen. Hierauf wandte sich H.H. Präses an die Versammelten, ebenfalls alle aufs herzlichste begrüßend, um dann hinzuweisen auf die Weihnachtsbotschaft: „Friede den Menschen auf Erden“, den Unfrieden der Welt von heute gegenüberstellend. Hierauf erfolgte die feierliche Aufnahme der in der Generalversammlung gemeldeten Mitglieder.
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Den Hauptteil des unterhaltenden Programms bildete ein schwäbische Weihnachtsstück „D’r Oichhofbauer“ von Gustav Schwengelbauer.
Im zweiten Zeile des Programms wurden die Besucher durch die Vorführung einer Weihnachtsbilder-Feierstunde erfreut, betitelt „O vere beata Nox“ [O wahrhaft selige Nacht], die mit Harmoniumbegleitung durch H.H. P. Petrus und den Begleitworten (Wölfle Max) feierliche Wirkung erzielte. Die Zwischenpausen wurden ausgefüllt durch Musikstücke und den gesanglichen Darbietungen des Vereinschores.
Nach Beendigung des offiziellen Teiles erfolgt die Christbaumversteigerung, die bei lebhafter Teilnahme einen Erlös von über 100 Mark einbrachte.
17. Januar 1932 Generalkommunion in Verbindung mit dem Jugend- und Gesellenverein und den Landwirtschaftsschülern.
Versammlung des Christlichen Bauernvereins Ottobeuren am 20. Januar 1932.
An dieser Versammlung beteiligten sich 20 - 25 Mitglieder des kath. Burschenvereins.
Nach herzlichen Begrüßungsworten durch den Obmann
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Herrn Theodor Albrecht – Wolferts erhielt als erster Redner H.H. Pfarrer Pater Maurus das Wort erteilt, der in einem hochinteressanten Vortrag über „die Geschichte des Benediktinerstiftes“ die Zuhörer fesselte.
Anschließend daran erfolgte die Ehrung alteingesessener Bauernfamilien, vorgenommen durch Herrn Direktor Lau – Kempten.
Des weiteren schloß ein Vortrag an über „Russische Verhältnisse“, gehalten vom dem russischen Flüchtling, Herrn Rittmeister Kustow aus Petersburg.
Als letzter Redner sprach noch Herr Direktor Lau vom Christlichen Bauernverein über die gegenwärtige Wirtschaftslage.
Faschingsunterhaltung am 31. Januar 1932 im Gasthaus zum Hirsch, abends ½8 h.
Die Unterhaltung wurde – der Zeit entsprechend – einfach und schlicht abgehalten innerhalb des Vereins und durften nur Mitglieder mit ihren Angehörigen gegen Karten erscheinen.
Herr Vorstand eröffnete die Veranstaltung und begrüßte H.H. Präses, H.H. P. Chrysostomus, Herrn Forstassessor Hugenberger mit Gemahlin, den Vorstand des kath. Burschenvereins Böhen, die Ehrenmitglieder und Mitglieder unseres Vereins, welche sehr zahlreich erschienen waren.
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Nachdem er noch einige Worte über den Zweck der Veranstaltung an die Beteiligten gerichtet hatte, gedachte er noch des H.H. Pater Chrysostomus, Vizepräses unseres Vereins, der in der vergangenen Woche seinen Namenstag feierte und schon mehrere Vorträge bei unseren Versammlungen gehalten hatte, und überreichte ihm als äußeres Zeichen des Dankes ein Buch, das sich betitelt „Der Antrieb ins Vollkommene“ [von Willibrord Verkade, Freiburg, 1933].
Daran anschließend erfolgte die Faschingsansprache durch den Vorstand. Die überigen Stunden wechselten ab mit Tanz und Einakter-Theaterstücken, nämlich „die Berufswahl“, „das Benzin“, „rasieren“, „der Kuhhandel“ und „unschuldig verurteilt“.
Monatsversammlung und Jungbauerntagung am Sonntag, den 28. Februar 1932.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und konnte als Gäste begrüßen H.H. Hartmann, H.H. Geistlicher Rat Jery, Herrn Forstassessor Hugenberger, Herrn Dr. Breher, beide mit Gemahlin, Herr Steck, H.H. Präses und H.H. Chrysostomus sowie sämtliche Mitglieder, welche wieder zahlreich erscheinen waren.
Herr Forstassessor Hugenberger hielt einen sehr lehrreichen Vortrag über die „Bedeutung des Waldes und einige Auszüge aus deren Bewirtschaftung“
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Einleitend in seinem Vortrage behandelte er die Wohlfartswirkung des Waldes für den Menschen, ging dann über zur wirtschaftlichen Seite und gab noch Anleitung zur Pflanzung und Pflege des Waldes.
In der Diskussion sprach H.H. Präses und meinte, es wäre gut, wenn wir im Sommer eine gemeinsame Waldbegehung vornehmen würden, zu welcher sich Herr Forstassessor gerne bereit erklärte. Nachdem noch einige Fragen in Bezug auf Grenzabstand, Aufastung, Mischwald, Hügelpflanzung und Schneedruck erledigt waren, sprach noch H.H. Pater Chrysostomus und dankte für das ihm verliehene Geschenk, das ihn sehr freute und erklärte sich weiterhin bereit, sich in den Dienst des Burschensache zu stellen bezw. Vorträge zu halten. Den weiteren Teil der Versammlung bildete die Berichterstattung des
Jungbauerntages in Mindelheim durch H.H. Präses. Als erster Redner sprach dort H.H. Generalpräses Msgr. [Monsignore] Prälat Füßler über „Der kath. Bursche im Kampfe für Glaube und Heimat“, als Zweiter Herr Landwirtschaftsrat Hahe, Mindelheim über „wirtschaftliche Tagesfragen“ und als dritter Herr Direktor Dr. Storm – Augsburg über „Maßnahmen für die Landwirtschaft“ mit anschließendem Lichtbildervortrag über Holland.
Des weiteren mahnte H.H. Präses noch, an der Osterkommunion zahlreich
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zu erscheinen sowie auch am Charsamstag [Karsamstag] abends zur Prozession. Nachdem noch über die Bayernwacht besprochen wurde und die Einladung zur Wahlversammlung der Bayerischen Volkspartei am kommenden Sonntag erfolgte, konnte Herr Vorstand die anregend verlaufene Versammlung schließen.
13. März 1932, General- bezw. Osterkommunion.
Monatsversammlung am 28. März 1932 im Gasthaus zum Mohren.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte H.H. Pater Chryostomus, H.H. Präses, einige Gäste und sämtlich Mitglieder, welche bereits vollzählig erscheinen waren. Nach einem – von Mitglied Michael Kille vorgetragenen – Namenstagsgedicht überbrachte der Vorstand im Namen des Vereins dem H.H. Präses die herzlichsten Glück- und Segenswünsche. Nebst Treu- und Dankesworten überreichte der Redner dem Präses ein kleines Geschenk. Nun ergriff der Redner des Abends, Vizepräses H.H. Pater Chryostomus das Wort, welcher in gewohnt markanten Worten über die Notwendigkeit der kath. Jugendorganisation referierte. Dem Redner war es hauptsächlich darum zu tun, die Jugend wieder mehr zur Innerlichkeit anzutreiben,
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zu gemeinsamer Arbeit, voll Begeisterung einzustehen für die katholische Sache, eine Kampftruppe heranzubilden gegen die Gottlosigkeit.
H.H. Präses dankte dem Verein für die Ehrung, unterstrich die Ausführungen des Referenten und wies besonders auch auf die Gefahr von Osten hin, die uns drohe. Herr Vorstand steifte noch in kurzen Zügen die Stellung des Burschen zum Präses und betonte, daß dem Präses Vertrauen, Ehrfurcht, Liebe und Gehorsam zu schenken sei.
Nach Erledigung interner Vereinsangelegenheiten in Bezug auf: Verbrandsbeiträgverbilligung, Burschenblattzustellung, Stipendiumerteilung, Versammlungsabhaltung (ob am Vormittag oder Abend) konnte Herr Vorstand die Versammlung schließen.
Fortbildungskurs.
Im Laufe des vergangenen Winters fand ein Fortbildungskurs unter Leitung des H.H. Präses statt, an welchem 4 Mitglieder unseres Vereins teilnahmen. H.H. Präses gab Unterricht über Rede- und Stilkunst, politische und landwirtschaftliche Fragen.
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Monatsversammlung am 24. April 1932 im Gasthaus zum Hirsch. Anwesend waren ca. 50 Mitglieder.
Herr Vorstand gab nach Eröffnung und Begrüßung des H.H. Pater Chrisostomus, H.H. Präses, H.H. Pater Petrus, sämtlichen Mitgliedern und einigen Gästen dem H.H. Präses das Wort zu seinem Vortrag über „die volkswirtschaftliche Bedeutung der Kohle, insbesonders in der Landwirtschaft“. Der Redner behandelte die Kohle in der Entstehung und Verwendung besonders in der Herstellung von Eisen und Kunstdünger und ihre volkswirtschaftliche Bedeutung.
Anschließend kam der Ausflug zur Sprache und wählte die Versammlung, den Blutsritt in Weingarten am 5. Mai zu besuchen. Am kommenden Sonntag soll Herr Forstassessor den geplanten Waldgang vornehmen. Für Unterhaltung sorgte H.H. Pater Petrus durch Einlernung einiger Burschenlieder. Gegen 11 h konnte Herr Vorstand die schön verlaufene Versammlung für geschlossen erklären.
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Ausflug nach Weingarten am 6. Mai 1932.
19 Mitglieder unternahmen mit dem H.H. Präses im Lastkraftwagen des Herrn Graf einen Ausflug nach Weingarten, zu dem dort alljährlich stattfindenden Blutsritt. Die Abfahrt in Ottobeuren erfolgte den Tag vorher nachmittags um 3 h und nach 2½-stündiger Fahrt war das Ziel Weingarten erreicht. Abends ½8 h war Predigt mit anschließender Lichterprozession. Im Benediktinerkloster in Weingarten war Gelegenheit zum Übernachten und wurden auch die Abend- und Morgenmessen eingenommen. In der Frühe wurde eine hl. Messe besucht. Um 6 h fand der Blutritt statt. Bewundert wurden die vielen Redner, die der hl. Reliquie folgten und der lange Zug, der 1½ Stunden in Anspruch nahm. Gegen 11 h ging es wieder weiter, Friedrichshafen zu. Nachdem hier der Seehafen besichtigt und das Mittagessen eingenommen war, wurde noch Lindau besucht und dann ging es wieder der Heimat zu.
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Einweihung der Eldernkapelle am Pfingsmontag, 16. Mai 1932.
An dieser Feier beteiligte sich auch der kath. Burschenverein mit Fahne sowie am Abend und am Vorabend an der Lichterprozession.
Monatsversammlung am 26. Mai im Gasthaus zum Mohren.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte H.H. Pater Maurus, H.H. Pater Chryostomus, H.H. Präses, Herrn Dr. Breher, Herrn Forstassessor Hugenberger und sämtliche Mitglieder, welche wieder zahlreich erschienen waren sowie eine Anzahl von Gästen. H.H. Pater Maurus hielt einen humorvollen Vortrag über „Bienenzucht“. Herr Referent sprach über die volkswirtschaftliche Bedeutung der Bienenzucht, den Wert des Honigs und ging dann noch auf theoretische und praktische Fragen über. H.H. Präses gab noch bekannt, daß am 19. Juni Generalkommunion stattfindet, in Verbindung des kath. Gesellen- und Jugendvereins.
Als neue Mitglieder meldeten sich: Josef Himer [Hiemer?] Guggenberg, Josef Rampp Guggenberg, Michael Schindele Guggenberg, Höß Josef Langenberg, Wurzer Xaver Blauhof.
19. Juni 1932, Generalkommunion.
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Einweihung des neuen Gesellenhauses des kath. Gesellenvereins Ottobeuren am 4. Juli 1932.
An dieser Feier war auch der kath. Burschenvater vertreten.
Eingeleitet wurde der Festtag mit einem gemeinsamen Gottesdienst, einer Ansprache und hl. Messe. Anschließend daran bewegte sich der Festzug durch den Marktplatz und Luitpoldstraße dem neuen Gesellenhause zu. Am festlich gezierten Gesellenhause erklang zuerst das gemeinsame Kolpingslied. Der Senior des festgebenden Vereins, Herr Georg Wölfle, erbot den anwesenden Kolpingsbrüdern und Gästern einen herzlichen Willkommengruß und brachte ein eingetroffenes Glückwunschschreiben, des Generalpräses des kath. Gesellenvereins Monsignore Theodor Hürth – Köln* zur Verlesung.
Nach Bekanntgabe dieses Schreibens folgten die Zeremonien der kirchlichen Weihe durch den Präses H.H. Pfarrer Pater Maurus [Zech]. Sodann sprach der Diözesansenior Herr P. Schneider – Augsburg von jugendlicher Begeisterung über die Bedeutung des neuen Gesellenhauses und dessen Ziel und Zweck. Zum Schlusse erfolgte noch gemeinsam das Bannerlied.
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*Info-Fußnote von der Wikipedia-Seite zu Theodor Hürth:
In Hürths Amtszeit fielen die wesentlichen Phasen der Erneuerung und Erholung des Katholischen Gesellenvereins nach dem Ersten Weltkrieg, in dem von den 86.000 Mitgliedern rund 60.000 zum Frontdienst eingezogen worden waren. Etwa 17.000 dieser durchwegs jungen Männer – und damit circa 20 Prozent aller Mitglieder – verloren im Kriegseinsatz ihr Leben. Außerdem galt es, sich als Verband positiv mit der neuen Staatsform der Demokratie auseinanderzusetzen. Zu einem Meilenstein in diesem Bemühen wurde 1927 unter dem Thema „Familie, Demokratie und Völkerfriede“ der 2. Internationale Gesellentag in Wien. In nur sieben Jahren konnte der Katholische Gesellenverein bis 1929 weltweit nahezu 44.000 Mitglieder hinzugewinnen.
Hürths Amtszeit erlebte aber auch die Auseinandersetzungen mit dem Nationalsozialismus, die im Juni 1933 mit der
gewaltsamen Zerschlagung des 1. Deutschen Gesellentages in München durch die SA einen ersten Höhepunkt erfuhr.
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Monatsversammlung am 19. Juli 1932 im Gasthaus zum Hirsch.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte H.H. Pater Petrus, H.H. Präses, Herrn Tierarzt Hartmann, Dr. Breher, eine Gruppe des kath. Burschenvereins Hawangen sowie eine Anzahl ehemaliger Landwirtschaftsschüler und sämtliche Mitglieder, die zum großen Teil erschienen waren. H.H. Präses richtete einige Worte der Selbsthilfe an die Versammlung und erteilte Herrn Tierarzt Hartmann das Wort zu seinem Vortrag über: „Die Bekämpfung der Kurpfuscherei“. Herr Referent sprach an Hand von Lichtbildern über die Freiheit der Kurpfuscherei, die Aufgabe des Staates in deren Bekämpfung und mahnte die Versammlung dringend vor dem Gebrauch eines Kurpfuschers, die die Landwirte ja doch nur ums Geld bringen. H.H. Präses forderte die Versammlung noch auf, daß jeder am 31. Juli die Wahlpflicht erfüllen müsse und wies noch hin auf den Katholikentag in Memmingen am 11. September.
Gegen ½12 h konnte der Vorstand die so anregend verlaufene Versammlung schließen.
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Gründungsversammlung der Bayernwacht am 7. August 1932.
Anwesend waren H.H. Präses, Herr Forstassessor Hugenberger, Herr Malermeister Maier und 30 - 35 Mitglieder.
H.H. Präses behandelte noch einige Fragen in Bezug der Teilnahme am Katholikentag in Memmingen und ging dann über zur Gründung einer Bayernwachtgruppe, zu welcher schon im Burschenblatt aufgefordert wurde. Herr Forstassessor ging noch näher ein auf die eigentlichen Ziele der Bayernwacht, wies hin auf die großen Gefahren, in denen wir uns befinden, und ging dann noch über zum geschäftlichen Teil der Bayernwacht.
Herr Vorstand richtete noch einige Worte der Aufforderung an die Versammlung, so zahlreich wie möglich der Bayernwachtgruppe beizutreten und es meldeten sich hernach 18 Mitglieder.
Ausschußsitzung am 7. September 1932 im Gasthaus zum Hirsch.
Anwesend waren 7 Ausschußmitglieder mit dem H.H. Präses.
1. Seit der Gründung der Bayernwachtgruppe in Ottobeuren gingen falsche Gerüchte umher, daß jedes Burschenvereinsmitglied in der Bayernwacht sein müsse; diese Frage beantwortete der Präses dahin, daß die Bayernwacht eine Vereinigung für sich sei und [wir] deren Beitritt sehr empfehlen
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und gutheißen, jedoch kein Mitglied dazu zwingen können.
2. Dem Mitglied Schörich Alois wird der Austritt aus dem Verein erklärt, wegen Zugehörigkeit zur NSDAP.
3. Im heurigen Winter soll wieder eine kleine Klausenfeier sowie eine Weihnachtsfeier stattfinden.
4. Zur Unterhaltung soll im Verein eine kleine Musikkapelle errichtet werden, wozu einige Mitglieder vorgeschlagen wurden.
5. Zum Katholikentag in Memmingen wurde das Brauhaus Sönning als Sammelplatz bis ½9 Uhr bestimmt und die Waldhornwirtschaft zum Mittagessen bestimmt, wozu 40 - 50 Mitglieder angemeldet wurden.
6. Als neue Mitglieder meldeten sich: Schindele Michael Hamersberg [Hünerberg / Halbersberg?], Heß Josef Langenberg, Tschugg Anton Wetzlins, Hiemer Josef und Rampp Guggenberg, Wurzer Xaver Blauhof.
Sämtliche Punkte wurden von der Ausschlußsitzung genehmigt und angenommen.
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Katholikentag in Memmingen am 11. September 1932.
Am 4. Allgäuer Katholikentag in Memmingen beteiligten sich 50 Mitglieder mit Fahne und dem H.H. Präses. Um ½9 h versammelten wir uns beim Bräuhaus Sönning. Am Weinmarkt war sodann Aufstellung zum Festgottesdienst. Endlos war der Anmarsch zum Stadion, bis annähernd 20.000 Menschen. Kurz nach 10 h erschien Seine Exzellenz Bischof Josef [Kumpfmüller] segnend durch die Menge, hielt die Festpredigt und zelebrierte daran anschließend die Festmesse. Äußerst imposant und eindrucksvoll und zu einem unvergeßlichen Erlebnis gestaltete sich der Festzug, der gegen 12 h seinen Anfang nahm. Auf dem Marktplatz hatten sich die hohen Ehrengäste und das Ehrenpräsidium eingefunden. Der Vorbeimarsch an den hohen Gästen nahm dreiviertel Stunden in Anspruch. Nicht weniger als 265 Fahnen, Banner und Wimpeln und 17 Musikkapellen zählte man im Zuge. Kurz nur währte die Mittagspause. Um ½3 h fanden wir uns im Burgsaal ein. Nachdem der H.H. Diözesanpräses, Pfarrer Balleis von Aitrang als Versammlungsleiter die Kolpings- und Spannbruckersöhne aufs Herzlichste begrüßte, gab er dem Festredner, dem Präses des Zentralgesellenvereins München und Landespräses, H.H. Ignatz Wetter, das Wort zu seinem Vortrag über das Thema „Unser Gottesglaube und der kath. Jungmann“. Den Dank der Versammlung drückte
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H.H. Diözesanpräses Balleis im Namen aller Anwesenden aus und wandte sich noch an die Burschen und Gesellen, um ernste Zeitfragen aufzurollen.
Die Versammlung erreichte ihren Höhepunkt, als Seine Exzellenz, der Hochwürdigste Herr Bischof Josef [Kumpfmüller] von Augsburg in Begleitung von Herrn Stadtpfarrer [Josef] Schmid [Stadtpfarrei St. Johann, bis 30.11.1956 einzige katholische Pfarrei der Stadt Memmingen, mit Wirkung vom 1.12.1956 aufgeteilt in die Pfarreien Sankt Johann, Sankt Josef und Mariä Himmelfahrt; Quelle] im Versammlungslokal erschien. Gesellen und Burschen erhoben sich zu freudiger Begrüßung von ihren Plätzen, um den Oberhirten des Diözese in nicht endenwollendem Jubel zu empfangen. In väterlicher Art wandte sich nun der Hochwürdigste Herr an die Gesellen und Burschen, seiner besonderen Freude Ausdruck verleihend, in ihrer Mitte veweilen zu dürfen. Er dankte allen, daß sie an dem heutigen Tage ein so herrliches Beispiel gaben von Bekennermut und forderte sie auf, namentlich in der Sittsamkeit und Ehrbarkeit nach den Grundstützen ihres Glaubens zu leben. Nachdem er der Massenversammlung seinen Bischöflichen Segen erteilt hatte, nahm er wieder Abschied von der Versammlung. Mittlerweile ist die Zeit schon gut vorangerückt und die Burschen kehrten in die Heimat zurück.
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Monatsversammlung am 9. Oktober 1932 im Gasthaus zum Mohren.
Anwesend waren trotz des schlechten Wetters die meisten Mitglieder. Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und gab nach Begrüßung des H.H. Petrus, des H.H. Präses, der Mitglieder und einer Anzahl von Gästen dem H.H. Pater Petrus das Wort zu seinem Vortrag über den „Kastengeist im Christentum“. Eingangs seines sehr lehrreichen Vortrags betonte der Herr Referent, daß dieser Kastengeist schon zu den Zeiten der Apostel zu finden war und behandelte dann in seinen weiteren Ausführungen wie derselbe Geist besonders auf konfessionellem und sozialem Gebiete sich auswirke.
Nach dem Vortrag legte der H.H. Präses die Mißverständnisse aus, die zwischen der Bayernwacht und dem Burschenverein bestanden. Die Karitaßsammlung [Caritas-Sammlung] für die Winterhilfe soll auch wieder von den Burschenvereinsmitgliedern in den einzelnen Weilern vorgenommen werden. Anfangs Dezember findet die 4. Generalversammlung mit Neuwahl statt. Am 30. Oktober 1932 wird die Generalkommunion abgehalten. Dem Mitglied August Eisenschmid, der in den Ehestand getreten ist, wurden zwei Bauernheiligenbilder verehrt. H.H. Präses gab noch einige Ausführungen über die politische Lage, besonders über die Judenhetze und forderte die Mitglieder auf, am 6. November 1932 ihre Wahlpflicht zu erfüllen.
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30. Oktober 1932, Generalkommunion.
Leonhardiritt in Hofs am 7. November 1932
Nach alter Väter Sitte findet alljährlich am 6. November der Leonhardiritt statt. Zum erstenmal beteiligte sich der kath. Burschenverein mit der Fahne offiziell an dieser Feier. Um ½2 Uhr war Aufstellung. Voran ritt eine Gruppe der Feuerwehr, dann folgte unser Verein mit dem H.H. Präses und die übrigen Teilnehmer; weiter folgte die Musikkapelle, der Kirchenchor und der H.H. Pater Petrus. Den Abschluß bildete wieder eine Gruppe der Feuerwehr. Der Zug bewegte sich von Hofs nach Betzisried und wieder zurück. Nach der Rückkehr nahem der H.H. P. Petrus die Benediktion [Segnung] der Pferde vor und die Feier war wieder beendet.
Herbstkonferenz der katholischen Burschenvereine „Oberer Günzgau“ und „Mittlerer Illergau“ am Dienstag, den 8. November 1932.
H.H. Gaupräses Deuring Westerheim hielt nach Eröffnung und Begrüßung der Anwesenden einen Vortrag über „Unsere Gaukonferenzen und Gautagungen“. Als 2. Redner sprach Diözesanpräses Monsignore Balleis – Aitrang über „Unsere katholische Burschenbewegung inmitten
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der übrigen Jugendbewegung und in den Zeitströmungen“ und „Unser katholischer Burschenverein bei seiner Winterarbeit“.
Daran schloß sich eine lebhafte Aussprache an, und zwar in Bezug auf Theateraufführung, Bayernwacht, deutsche Jugendkraft, Werbung für Neugründung von Burschenvereinen. Die Gautagung soll von nun an nicht mehr im September, sondern im Juli stattfinden.
Monatsversammlung am 13. November 1932 im Gasthaus zum Hirsch.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte H.H. Pater Chryostomus, H.H. Präses, Herrn Landwirschaftslehrer Linder und sämtliche Mitglieder, welche wieder sehr zahlreich erschienen waren. H.H. P. Chryostomus hielt einen Vortrag über „Kirche und Staat“. Herr Referent behandelte die Fragen „Was ist der Staat und was ist die Kirche?“, „Zweck des Staates und der Kirche“, wie beide aufeinander angewiesen sind, die staatserhaltende, staatsbildende und staatsfördernde Kraft der Kirche und wie zersetzend es wird auf den Staat, wenn er die Kirche ausschaltet oder gar bekämpft.
Daran anschließend erfolgte die Berichterstattung von der Gaukonferenz in Memmingen durch den H.H. Präses, [er] beantwortete noch einige
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Fragen aus dem Fragekasten und forderte die Mitglieder auf, auch einmal Exerzitien zu besuchen. Bei guter Unterhaltung flossen die Stunden schnell dahin, bis ½12 h die Versammlung ein Ende nahm.
Am 20. November 1932 fand eine Burschenvereins-Führertagung in Augsburg statt, welche vom Herrn Vorstand besucht wurde.
Ausschußsitzung am 27. November 1932.
Anwesend waren 5 Ausschußmitglieder.
Als Termin für die Weihnachtsfeier wurde der 26. Dezember festgesetzt und als Abhaltungslokal der Postsaal gewählt, da der Hirschsaal durch den Gesellenverein schon belegt ist. Anstelle der Christbaumversteigerung wird eine Verlosung abgehalten. H.H. Präses wird einige Gewinne stiften und die übrigen werden womöglich durch die Vereinskasse bezogen. Die Generalversammlung wurde auf den 8. Dezember verschoben.
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4. ordentliche Generalversammlung am 8. Dezember 1932.
Von 72 Mitgliedern waren ungefähr 65 anwesend.
Herr Vorstand [Andreas Lohr] eröffnete die Versammlung und begrüßte H.H. Präses [Pater Benedikt Boßle], H.H. Pater Chrysostomus, H.H. Pater Petrus, die Assessoren der Landwirtschaftsschule, Herrn Hinträger sowie sämtliche Mitglieder und Gäste, welche erschienen waren.
H.H. Präses warf einen Rückblick auf die verflossenen 3 Vereinsjahre und konnte feststellen, daß den Statuten voll und ganz nachgekommen wurde. Anschließend erstattete Vorstand Lohr den Tätigkeitsbericht über das verflossene Vereinsjahr, dem zu entnehmen ist, daß 10 Monatsversammlungen, 4 Ausschußsitzungen und die 4malige Generalkommunion abgehalten wurde sowie die weiteren im Protokollbuch verzeichneten Veranstaltungen. Kassier Abröll gab sodann den Kassenbericht bekannt, welcher einen Betrag von 10 Mark aufwies. Herr Vorstand dankte noch dem H.H. Präses für die geleistete Arbeit sowie den Vortragsrednern, den Ausschlußmitgliedern, sämtlichen Mitgliedern für ihr treues Zusammenstehen und erstattete einen Bericht über den in Augsburg stattgefundenen Führertag.
Währenddem die Neuwahl durch Stimmzettel vorgenommen wurde, beantwortete H.H. Präses noch verschiedene Fragen aus dem Fragekasten und gab sodann das mit Spannung erwartete Wahlresultat
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bekannt. Von den 65 abgegebenen Stimmen entfielen auf den Vorstand Lohr Andreas 60 Stimmen, Kassier Abröll Anton 56, Schriftführer Kille Andreas 48 Stimmen. Als weitere Ausschlußmitglieder Schneider Peter 44 Stimmen, Maier Josef Brüchlins 37, Petrich Alexander 32, Boxler Josef 27, Vollmar Josef Ottobeuren 13, Fröhlich Georg 7, Fäßler Benedikt 4 Stimmen.
Als Ersatzmänner kommen in Frage Hölzle Benedikt Guggenberg, Kille Michael Ottobeuren, Rapp Lorenz Leupolz. Sämtliche Gewählte nahmen die Wahl an.
Inzwischen war St. Nikolaus in der Versammlung erschienen, der huldvoll seine Gaben austeilte, aber auch interne Fragen über [den] Vereinsbetrieb an die Vorstandschaft stellte.
Kenntnis genommen wurde noch von der Versicherung, in der alle Mitglieder sich befinden, und ein Beitrag von 5 Pfennig im Vierteljahr zu entrichten ist. Die Monatsbeiträge werden wieder wie bisher all vierteljährig einkassiert. Die Weihnachtsfeier wird mit dem Arbeiterverein gemeinsam am Stefanstag im Postsaal abgehalten. Ferner fand ein Antrag Annahme, eine Vereinskapelle zu gründen, wozu sich 16 Mitglieder meldeten.
Mit herzlichen Dankesworten an St. Nikolaus, ferner an Herbergsvater Max Graf und die Mitglieder des Wahlausschusses schloß Vorstand Lohr in vorgeschrittener Stunde die einträchtig verlaufende Generalversammlung mit dem Burschengruß „Gott segne den Katholischen Burschenverein“!
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Gemeinsame Weihnachtsfeier des Kath. Burschen- und Arbeitervereins am 26. Dezember 1932 im Postsaale.
Nach einem einleitenden Musikstück und dem 4stimmigen Eröffnungslied „Gott segne die christliche Arbeit“, dem Liede „Es ist ein Ros entsprungen“, welch beide Chöre von der neugegründeten Sängerriege vorgetragen wurden, folgte ein gedankenreicher Prolog, betitelt „Weihnacht der Völker“ (vorgetragen von Josef Petrich Niebers).
Hierauf nahm der Präses des kath. Burschenvereins H.H. Pater Benedikt das Wort, um all die Gäste und Mitglieder beider Vereine willkommen zu heißen. Der besondere Gruß des Präses galt Hochw. Herrn Abt Dr. Einsiedler, seinen geistlichen Mitbrüdern, H.H. Pfarrvikar Pater Maurus, H.H. Pater Chryostomus, H.H. Pater Petrus, wie er auch das zahlreiche Erscheinen aus dem Bürgertum als ein erfreuliches Zeichen begrüßte. In seiner Ansprache betonte er, daß der klassenkämpferische Geist nicht aufkommen dürfe; die Front der kath. Weltanschauung ist breit genug, daß sich hier alle finden können, die guten Willens sind.
Es folgte die Aufführung des Musikstückes „Stille Nacht, heilige Nacht“, das die Entstehung des Weihnachtsliedes zur Grundlage hat.
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Nach einigen Einlagen des Orchesters Schwägle, das wiederum bestes bot, folgte in der Pause die Gabenverlosung, die flott vonstatten ging.
Von den Programmnummern des 2. Teiles sei zuerst genannt „der Kinder Krippenspiel“ und „Rund um die Krippe“, welch beide Stücke von den Kleinen in köstlicher Art über die Bretter gingen und größten Beifall fanden. Hier stand als Spielleiter der Präses des kath. Arbeitervereins H.H. Pater Chrysostomus dahinter. Das 2. Spiel der Burschen, betitelt sich „Der Pfefferkuchenmann“ und ist ein Weihnachtslustspiel, das einen wissenschaftlichen Streit zweier Professoren als Stoff zur Handlung hat. Die Zwischenpausen wurden wieder aufgefüllt durch das Orchester Schwägle und den gesanglichen Darbietungen der Sängerriege des kath. Arbeitervereins unter Leitung des H.H. P. Petrus.
Zum Schlusse erfolgte die Verteilung der Gewinnste [Gewinne].
Ausschußsitzung am 6. Januar 1933.
Anwesend waren 7 Ausschußmitglieder.
Die nächste Generalkommunion wird am 15. Januar abgehalten und die nächste Monatsversammlung am 22. Januar.
Der Termin für die Faschingsunterhaltung wurde auf den 19. Februar festgesetzt und als Abhaltungslokal der Hirschsaal bestimmt, die Feier selbst wird in einfachem Rahmen stattfinden, und zwar sollen kleine Theaterstücke
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und Tanz abwechseln. Den musikalischen Teil soll das Mitglied Riedele Anton mit Zugharmonika bestreiten. Als Eintrittskontrolle für die Angehörigen der Mitglieder werden Karten ausgegeben und erhält jedes Mitglied eine Karte. Die Intrumente für das in der Generalversammlung neu gegründete Mundharmonikaorchester sind bestellt worden und sind bereits auf dem Wege.
15. Januar 1933, Generalkommunion.
Monatsversammlung am 22. Januar 1933 im Gasthaus zum Mohren, vormittags 10 h.
Herr Vorstand eröffnete die 1. Monatsversammlung im 4. Vereinsjahr und gab nach Begrüßung des H.H. Präses und sämtlicher Mitglieder, von denen ungefähr ⅔ erschienen waren, dem H.H. Präses das Wort; der zuerst eines Mitgliedes Wassermann gedachte, das z.Z. schwer krank darniederliegt und ging dann zur Beantwortung des Fragekastens über, welche eine geraume Zeit in Anspruch nahm. Infolge der kurzen Zeit konnte der Vortrag des H.H. Präses nicht mehr abgehalten werden.
Kenntnis gewonnen wurde noch von der Faschingsunterhaltung sowie von der Lehrtagung in Westerheim am 25. Januar. Im Laufe der Zeit soll auch
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eine Bücherbibliothek errichtet werden soweit es die finanziellen Mittel erlauben. Nach Absingen einiger Lieder ging die Versammlung wieder dem Ende zu.
Beerdigung des Mitgliedes Georg Wassermann.
Am 31. Januar verschied nach 3 wöchentlicher Krankheit (Kopfgrippe) unser 1. Vereinsmitglied Georg Wassermann. Der Trauergottesdienst mit darauffolgender Beerdigung fand am 2. Februar um 10 h statt. 55 - 60 Mitglieder gaben dem stillen und rührigen Vereinsbruder, der seiner Pflicht dem Vereine gegenüber stets nachgekommen ist, das letzte Geleit. Georg Wassermann ist erst 20 Jahre als und gehört seit einem Jahre dem kath. Burschenverein an. Herr Vorstand gedachte seiner im Namen des Vereins und legte einen Kranz an seinem Grabe nieder.
Vortrag über Bolschewismus am 11. Februar 1933.
Der Volksverein für das katholische Deutschland* ließ am 11. Februar abends im Studiersaale der Landwirtschaftsschule einen Vortrag halten über Bolschewismus; hiezu waren außer den Landwirtschaftsschülern auch die Mitglieder
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*Info-Fußnote mit Zitat von der Wikipedia-Seite: „Neues Leben kam durch den Kampf gegen den Radikalismus, besonders gegen die Nationalsozialisten, in den Verein.“
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des Gesellen-, Burschen- und Arbeitervereins geladen und ist auch eine stattliche Zahl von Burschenvereinsmitglied erschienen. Herr Dr. Dürr, Landessekretär, war durch Krankheit verhindert und an seiner Stelle erschien Herr Dr. Schiele – München. Der Redner beantwortete 3 Fragen: Was ist Bolschewismus? Wie steht es bei uns? Wie müssen wir uns zu dieser Bewegung stellen?
Faschingsunterhaltung am 19. Februar 1933 im Gasthaus zum Hirsch, abends ½8 h.
Die Veranstaltung wurde der Zeit entsprechend abgehalten und durften nur Mitglieder mit je einem Angehörigen gegen Karten erscheinen.
Herr Vorstand eröffnete die Unterhaltung, begrüßte die erschienenen Mitglieder mit ihren Angehörigen; besonders aber galt sein Gruß dem H.H. Präses und wünschte den Anwesenden einen genußreichen, frohen Abend. Die Stunden wechselten ab mit Tanz und Einakter-Theaterstücken nämlich: „die Simpartiekur“, „Untauglich“, „Knorpels 1. Stelle“ und ein Solo-Vortrag der „Räuber“. Zum Schlusse hielt Herr Vorstand noch einen humoristischen Vortrag über: „Interessantes in der Faschingszeit“, was sich während des Jahres im Burschenverein zugetragen hatte.
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Bezirkstag des Verbandes der kath. Burschenvereine für Südschwaben am 8. März 1933 in Kempten.
An dieser Tagung war der H.H. Präses und der Schriftführer unseres Vereins anwesend und sie verlief nach folgendem Programm:
1. Lied: „Wo die Wasser niedertosen“
2. Jahres- und Kassenbericht
3. Referat des H.H. Pfarrers und Gaupräses Schmid Friesenried: „Wie soll unser Burschenblatt in den Versammlungen und im praktischen Leben unserer Burschen verwertet werden?“
4. Anfragen und Anträge
5. Referat des Herrn Landwirschaftsassessors Elling: „Unsere kath. Burschenvereine und unser Vaterland in seiner Not und Bedrängnis.“
6. Schlußchor: „In Bayerntreue halten wir“.
Monatsversammlung am 12. März 1933 im Gasthaus zum Mohren, abends ½8 h.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte den H.H. Präses, H.H. Pater Petrus, das Mitglied Schneider Peter als Referent, die neu errichtete Musikkapelle und sämtliche Mitglieder, welche wieder zahlreich erschienen sind. Schneider Peter hielt nun seinen Vortrag über „Haberanbau“ [Haferanbau],
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und zwar sprach der Redner über die Vorarbeiten im Herbst, die Frühjahrssaat und Behandlung der Saat. H.H. Präses gab noch einige praktische Erfahrungen über Haber und Gerstenanbau und sprach noch über Ereigniss der letzten Tage in Bezug auf Politik.
Herr Vorstand überbrachte sodann im Namen des Vereines dem H.H. Präses, der am 21. März seinen Namenstag feiert, die herzlichsten Glück- und Segenswünsche mit einem herzlichen „Vergelt’s Gott“ für die viele geleistete Arbeit und Mühe, versprach auch, weiterhin der Burschensache treu zu bleiben und überreichte ihm ein kleines Geschenk.
H.H. Präses dankte für das Versprechen, betonte, daß er die Arbeit gerne mache. Es sei für ihn ein Stück Seelsorge, er sei gerne in jungen Kreisen. Besonders hob er noch hervor das starke Anwachsen des Vereins und mahnte, um die jungen Leute sich besonders zu kümmern.
Für Unterhaltung sorgte die neu errichtete Musikkapelle unter Leitung des H.H. Pater Petrus, welche das 1. Mal in der Versammlung spielte.
Als weitere Mitglieder meldeten sich: Hölzle Benedikt, Grimm Josef Guggenberg, Arnold Ulrich und Epple Georg Stefansried [Stephansried], Reichle Josef Betzisried, Mayrock Jakob Ottobeuren, Vollmar Anton Niebers, Boxler Ulrich Schrallen, Schedler Armin Langenberg, Petrich Theodor Oberhaslach, Rietzl Anton Schachen und Zinsler Alois Schellenberg.
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Ausschußsitzung der katholischen Vereine Ottobeurens am 20. März 1933.
Auf Einladung von Seite der N.S.D.A.P. zur Teilnahme an der morgigen Feier anlässlich der Eröffnung des neuen Reichtstages wurde folgender Beschluss gefaßt und schriftliche Rückantwort gegeben:
Die katholischen Vereine danken für die Einladung. Sie betonen, daß sie zu jeder praktischen und sachlichen Mitarbeit beim Aufbau von Volk und Vaterland grundsätzlich bereit sind, gemäß ihrer Vereinsstatuten. Von einer offiziellen, geschlossenen Beteiligung an Festen und Feiern glauben sie jedoch vorerst Abstand nehmen zu sollen, bis zur endgültigen Klärung der Lage.
Im Namen der sämtlichen katholischen Vereine des katholischen Pfarramts, Pfarrvikar.
Am 26. März 1933 Generalkommunion bezw. Osterkommunion.
Am 15. April 1933 abends geschlossene Beteiligung an der Auferstehungsfeier.
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Monatsversammlung am Ostermontag, den 17. April 1933, im Gasthaus zum Hirsch abends ½8 h.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und konnte neben den Burschenvereinsmitgliedern, die sehr zahlreich erschienen waren, auch eine Gruppe des kath. Gesellenvereins begrüßen. Sein besonderer Gruß aber galt dem H.H. Präses, H.H. Pater Petrus und H.H. Frater Isidor, welcher als Redner für den heutigen Abend gewonnen wurde.
H.H. Präses richtete einige Worte an die Versammlung von der Notwendigkeit der Religion für die Politik und gab dann dem H.H. Frater Isidor [Aurbacher] das Wort zu seinem Vortrag über „[Ludwig] Windthorst und seine Zeit“. Der Redner ging aus von der letzten [Reichstags-] Wahl am 5. März, er dachte besonders an den Ungehorsam der Katholiken, den Bischöfen gegenüber und ging dann über zur Zeit vor 60 Jahren, zur Gründung des nationalen Staates, unbekümmert um die Religion. Er streifte in kurzen Zügen die Geschichte Deutschlands von 716 unter Bonifatius, in späteren Zeiten, dann die Entwicklung zwischen Papst und Kaiser, die Folgen der Reformationszeit, die große Uneinigkeit und ging dann über zur Gründung des Deutschen Reiches und der Zentrumspartei. Bismark und die nationale liberale Partei kämpften gegen das Zentrum, die Katholiken wurden abgesetzt, Schule und Religion verboten, Gesetze gegen die Religion wurden gemacht, die katholische Kirche ganz aus
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der Verfassung gestrichen. Die Bischöfe kämpften mit Heldenmut, besonders ein Mann: der Reichstagsabgeordnete Ludwig Windthorst. Der Referent behandelte noch seine Erziehung, seine Tätigkeit im Staate, seine Arbeit im Reichstag (besonders für die Religion). Immer wieder kam er mit seinem Antrag für die Kirche.
Daran anschließend sollten sich die Mitglieder äußern, wohin heuer der Ausflug gemacht werden soll und wurde der Entschluß auf die nächste Versammlung verschoben.
H.H. Pater Petrus leitete den gesanglichen Teil und das neu gegründete Mundharmonikaorchester.
Theateraufführung in Lachen am 23. April 1933.
Genannte Aufführung, veranstaltet vom kath. Burschenverein Lachen, wurde auch von einer Gruppe unseres Vereins mit dem H.H. Präses besucht. Gespielt wurde das schöne Stück „Die Grafenkinder“.
Der Feiertag der Nationalen Arbeit in Ottobeuren am 1. Mai 1933.
Um ½10 Uhr versammelten sich die Mitglieder unseres Vereins, um an dem großen Zuge teilzunehmen zum Gottesdienste. Sämtliche Vereine
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und Vereinigungen folgten dem Zuge. Um ½11 h war dann eine hl. Messe. Nach dem Gottesdienste bewegte sich der Zug zum Hindenburgplatz [nach Mai 1945 wieder Markplatz], wo am Knabenschulhaus die Enthüllung des Hindenburgbildnisses stattfand. An der Nachmittagsfeier beteiligte sich der Verein nicht mehr offiziell.
Generalversammlung des Verbandes katholischer Jungbauern, Kreisverband Schwaben, in Ottobeuren am 14. Mai 1933.
Diese Versammlung wurde auch von einigen Mitgliedern besucht. Während am Vormittag mehr der offizielle Teil der Generalversammlung stattfand, folgte am Nachmittag ein Vortrag des H.H. Pater Benedikt [Boßle] über das Thema „Was verlangt die heutige Zeit vom Jungbauern als Landwirt?“
Weiter folgten 2 Filme, von denen der erstere „25 Jahre Regensburger Kurse“ betitelt war und der 2. „Potsdam grüßt das neue Deutschland“.
Monatsversammlung am 14. Mai 1933 im Gasthaus zum Mohren.
Herr Vorstand [Andreas Lohr aus Leupolz] eröffnete die Versammlung und begrüßte H.H. Präses sowie sämtliche Mitglieder, welche trotz des sehr schlechten Wetters zahlreich erschienen waren. Während der Versammlung fand sich auch noch H.H. Pater
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Petrus ein und ein weiterer Gast, H.H. Pater Erkenwald Plersch aus England [ursprünglich aus Ottobeuren]. Das Mitglied Vollmar Josef hielt einen Vortrag über „Landwirtschaftliche Maschinen“ und zwar sprach er über deren Ankauf, Maschinen in der Arbeit und die Pflege der Maschine. An den Vortrag schloß sich eine rege Diskussion an.
Zur Sprache kam nun die Errichtung einer Bücherbibliothek. Zu diesem Zweck wurde von der Geschäftsstelle die Dorfbücherei im Werte von 56 Mark bestellt und der Verein erhielt vom „Ehemaligen-Verein Ottobeuren“ einen Zuschuß von 20 Mark. Die Bücher werden an die einzelnen Mitglieder auf 4 Wochen unentgeltlich geliehen [verliehen].
Der Ausflug wurde bis nach der Heuernte verschoben und zwar wurde eine kleinere Tour mit dem Rad nach Mindelheim, Lohhof und Pfaffenhausen vorgeschlagen.
Den gesanglichen Teil besorgte wieder H.H. Pater Petrus. Gegen ½12 h konnte der Vorstand die schön verlaufende Versammlung schließen.
28. Mai 1933, Generalkommunion.
5. Juni 1933, Beteiligung an der Jahrtagfeier der Einweihung der Eldernkapelle sowie am Abend an der Lichterprozession.
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Monatsversammlung am 10. September 1933 im Gasthaus zum Mohren.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte H.H. Präses, H.H. P. Petrus, Frater Isidor und sämtliche Mitglied, welche wieder zahlreich erschienen waren. H.H. Präses schilderte die heutige Lage, warf einen Rückblick auf die Zeiten der nationalen Revolution, sprach über das Versammlungsverbot und wie die katholischen Vereine nach Abschluß des Konkordats wieder ihre Freiheit haben.
Frater Isidor hielt sodann einen Vortrag über das Thema: „Ist der Bauer heute noch reich?“ Eingangs seines Vortrags wies er hin auf die schlechten Preise, die der Bauer heute bekommt, und behandelte dann in seinen weiteren Ausführungen die ideellen Werte des Bauern und die freien Güter, die ihm zur Verfügung stehen.
Die Bücher von der errichteten Bibliothek wurden an die Mitglieder zum erstenmale übergeben. Der im Frühjahr geplante Ausflug konnte infolge des Versammlungs- und Veranstaltungsverbotes nicht verwirklicht werden und soll nun in 14 Tagen stattfinden. Für den gesanglichen Teil sorgte H.H. Pater Petrus.
Als neue Mitglieder meldeten sich: Elison Konrad Ottobeuren, Vollmar Theodor Niebers.
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Versammlungsverbot.
Infolge neuerlicher Einführung des Versammlungsverbots von seiten des Staatsministeriums, worunter auch Ausflüge fallen, mußte der auf den 24. September geplante Ausflug aufgegeben werden.
29. Oktober 1933, Generalkommunion.
Monatsversammlung am 12. November 1933 im Gasthaus zum Hirsch.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte H.H. Präses, H.H. Pater Petrus, einige Gäste sowie sämtliche Mitglieder, welche wieder sehr zahlreich erschienen waren. Besonders gab er seiner Freude darüber Ausdruck, daß die Mitglieder trotz des Versammlungsverbotes, welches wieder aufgehoben wurde, dem Verein treu geblieben sind.
H.H. Präses hielt einen Vortrag über „Astrologie“. Der Redner betonte, daß in heutige Zeit sehr viel Aberglaube getrieben wird, besonders in der Astrologie. Er behandelte dann in seinen weiteren Ausführungen die Geschichte und Anwendung der Astrologie und streifte noch die dynamisch-biologische Düngung, welche viel mit der Astrologie zusammenhängt.
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H.H. Pater Petrus brachte noch heitere Erlebnisse, die sich während seiner Romfahrt zugetragen hatten. Für die Weihnachtsfeier wurden noch einige Theaterstücke ausgesucht und vergeben sowie noch einige Fragen aus dem Fragenkatalog beantwortet.
Ausschußsitzung am 26. Novermber 1933 im Gasthaus zum Hirsch.
Anwesend waren sämtliche Ausschußmitglieder.
In der Beratung wurden folgende Beschlüsse angenommen:
1. Auf Antragstellung des Arbeitervereins wird die Weihnachtsfeier gemeinsam mit dem kath. Arbeiterverein im Hirschsaal abgehalten.
2. Als Abhaltungstermin wurde der Stefanstag bestimmt soweit mit dem Gesellenverein keine Schwierigkeiten entstehen.
3. Es werden 2 Theaterstücke aufgeführt; eines wird vom kath. Arbeiterverein besorgt sowie 4 Lieder gesungen.
4. Die Gabenverlosung wird heuer ausfallen, wegen Zeiteinsparung; zur Unkostendeckung wird eine Sammlung vorgenommen während der Feier und am Schluß ein kleiner Christbaum versteigert.
5. Für den musikalischen Teil soll das Orchester Schwägle gewonnen werden.
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6. Am 10. Dezember wird die Generalversammlung ohne Klausenfeier im Gasthaus zum Hirsch abgehalten.
7. Für die neu errichtete Bibliothek soll ein Bücherwart aufgestellt werden.
8. Das Burschenblatt muß gemäß der Statuten von jedem Mitglied bezogen werden, soweit nicht 2 oder mehrere Mitglieder in einem Hause wohnen.
9. Der Beitrag soll alle Vierteljahr einkassiert werden.
10. Die Lokalfrage, ob abwechselnd zwischen Hirsch und Mohren oder ob ein dauerndes Lokal bestimmt werden soll, wird der Generalversammlung zur Entschließung überlassen.
11. Bei der letzten Monatsversammlung stürzte ein Mitglied auf dem Wege zur Versammlung durch Verschulden eines Motorrades vom Rade, wodurch das Rad stark beschädigt und ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden mußte. Die Kosten, die dabei entstanden sind, werden von der Unfallversicherung bestritten.
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5. ordentliche Generalversammlung am 10. Dezember 1933.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte H.H. Präses, H.H. Pater Petrus, sämtliche Mitglieder, welche wieder zahlreich erschienen waren, sowie einige Gäste, und wies hin auf den Zweck der heutigen Generalversammlung, um einen Rückblick zu werfen ins verflossene Vereinsjahr, die Gegenwartsfragen zu besprechen und um vorwärts zu schauen, die Aufgaben zu bewältigen, die dem Verein obliegen. Sodann ergriff H.H. Präses das Wort und erinnerte an das verflossene Vereinsjahr, das ein schweres für uns gewesen ist durch die Unterdrückung von Seiten der Regierung. In Zukunft müsse alles daran gesetzt werdeen, die Rechte zu wahren, wie das Konkordat lautet. Die Weihnachtsfeier darf am Stefanstag nicht abgehalten werden, wegen Nichtgenehmigung von örtlichen Nationalsozialisten und wird dann auf den 31. Dezember verschoben. Die Lesung des Burschenblattes wurde den Mitgliedern vom H.H. Präses dringend ans Herz gelegt.
Jedes Mitglied, das drei Mal hintereinander fehlt, wird von der Mitgliederliste gestrichen. Josef Vollmar wurde als Bücherwart aufgestellt. Die Monatsversammlungen sollen abwechslungsweise zwischen Hirsch und Mohren abgehalten werden.
Anschließend daran erstattete der Vorstand den Tätigkeitsbericht, dem zu entnehmen ist, daß im verflossenen Vereinsjahr 7 Monatsversammlungen, 3 Ausschußsitzungen und die 4malige Generalkommunion abgehalten wurden sowie die weiteren im Protokollbuch verzeichneten Veranstaltungen.
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2 Monatsversammlungen sowie der geplante Ausflug mußten wegen des Versammlungsverbots von seiten des Staatsministeriums ausfallen.
Kassier Abröll Anton gab sodann den Kassenbestand bekannt, welcher einen Betrag von 11 Mark aufwies. Vorstand Lohr hielt noch einen kurzen Vortrag über das Thema: „Was wir von der Gewährsfrist beim Kaufe eines Thieres beachten müssen“. Für den gesanglichen Teil sorgte wieder H.H. Pater Petrus.
Nachdem unter „Wünsche und Anträge“ keine nennenswerten Fragen gestellt wurden, konnte der Vorstand gegen ½12 h die schön verlaufende Versammlung schließen.
Als neues Mitglied meldete sich: Strobl Leo Ottobeuren.
Gemeiname Weihnachtsfeier des kath. Burschen- und Arbeitervereins am 31. Dezember 1933 im Gasthaus zum Hirsch.
Der Sängerchor des Arbeitervereins eröffnete den Abend mit dem Sängergruß „Gott segne die christliche Arbeit!“ Der Vereinspräses H.H. Pater Petrus hielt die Begrüßungsansprache, in der er zuerst die Mitglieder des Arbeitervereins und die Angehörigen sowie die Mitglieder des Burschenvereins und besonders aber den H.H. Prälat Dr. Einsiedler herzlich willkommen hieß. Der Bedeutung des Tages
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und der Feier entsprechend, widmete der Vortragende herrliche Worte, welche allgemeinen Beifall fanden. Die weitere Abwicklung folgte in flotter Weise nach folgendem Programm:
1. „Gott segne die christliche Arbeit“ (4stimmiger Männerchor) und: „Wenn wir schreiten Seit’ an Seit’“
2. „Adventgebet“ v. Ernst Moritz Arndt
3. „Die Kapelle“ (4stimmiger Männerchor)
4. Einstimmung durch den Präses
5. „Brüder, reicht die Hand zum Bunde““ (4stimmig)
6. Theater „Knecht Ruprecht und die bösen Buben“
7. Film: „Es will wieder Weihnacht werden“ (mit Liedereinlagen)
Pause
8. „O Freude über Freude“ (2stimmig)
9. Weihnachts-Evangelium
10. Weichnachts-Ansprache
11. „Ihr Hirten wacht“ (2 Strophen)
12. „Der Liebe Sing“ (Zweiakter)
13. Zwischen 1. und 2. Akt: „Ich kenn ein’ hellen Edelstein“ (4stimmig)
14. „Kein schöner Land2 …
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Einige allgemein gesungenen Weihnachtslieder förderten die weihnachtliche Stimmung und waren die Anwesenden sehr befriedigt über den Verlauf dieser wohl gelungenen und gut durchgeführten Weihnachtsfeier.
Ausschußsitzung am 1. Januar 1934 im Gasthof zum Hirsch.
Anwesend waren 7 Ausschußmitglieder.
Die Mitgliederliste wurde nachgeprüft, wegen schriftlicher Angaben jeden Mitgliedes bei der Geschäftsstelle. Sodann erfolgte die Berichterstattung von Regensburg in Bezug auf Burschenblatt-Umstellung und Versicherung; woran sich noch eine Vorbesprechung zur Faschingsunterhaltung anschloß. Als Termin wurde der 4. Februar festgesetzt.
14. Januar 1934, Generalkommunion.
Monatsversammlung am 14. Januar 1934 im Gasthaus zum Mohren.
Der Vorstand gab nach Eröffnung und Begrüßung des H.H. Präses, H.H. Pater Petrus und sämtlicher Mitglieder, dann H.H. Präses
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das Wort zu seinem Vortrag über das „Erbhofgesetz“. Der Redner behandelte in leichtverständigen Worten den Zweck dieses Gesetzes, was alles darunter fällt, was gehört zum Erbhof, die Bestimmungen über den Erbhof und Erbhofbauern und die Anerbenfolge.
Mit der Faschingsunterhaltung konnte noch nichts genaues bekanntgegeben werden, da zuerst Rücksprache genommen werden muß beim Bürgermeister oder Bezirksamt [Landratsamt Memmingen] wegen dem Tanzpatent.
Zur Unterhaltung wurden mehrere komische Vorträge abgehalten. Den gesanglichen Teil besorgte H.H. Pater Petrus.
Gemeinsame Faschingsunterhaltung des kath. Burschen- und Gesellenvereins im Gasthaus zum Hirsch am 21. Januar 1934.
Infolge des Tanzpatentes hielten die genannten Vereine ihre Faschingsunterhaltung miteinander. Als Eintrittspreis wurden 80 ₰ [Pfennig] erhoben. Von beiden Vereinen war der H.H. Präses anwesend. Die meiste Zeit wurde dem Tanz gewidmet. Jedoch wurde auch abwechselnd durch komische Vorträge, besonders der beiden Vorstände durch Interessantes, was sich während des Jahres zugetragen hatte.
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Monatsversammlung am 25. Februar 1934 im Gasthaus zum Hirsch.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte H.H. Präses, die Ehrwürdigen Brüder Pontian und Daniel und sämtliche Mitglieder des Vereins, welche ungefähr zu ¾ erschienen waren.
H.H. Präses hielt zwei Vorträge an Hand von Lichtbildern über den „Benediktinerorden in der Geschichte“ und den „Benediktinerorden und seine Kulturarbeit“.
Daran anschließend gar er noch bekannt, daß von Seiten der Mitglieder der Wunsch gestellt wurde, das [Kloster-]Museum zu besichtigen, wozu er sich gern bereit erklärte, sowie auch unsere Kirche näher zu erklären. Am 18. März findet die Generalkommunion statt.
Bei Gesang und Unterhaltung floßen die Stunden schnell dahin und so konnte der Vorstand gegen ½12 h die schön verlaufene Versammlung schließen.
18. März 1934, Generalkommunion.
Monatsversammlung am 25. März 1934 im Gasthaus zum Mohren.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte H.H. Präses, 4 Mitglieder, welche die Landwirtschaftsschule in Immenstadt besucht haben sowie sämtliche Mitglieder, die wieder zahlreich erschienen waren; ganz besonders auch den Redner des Abends, ein Mitglied des Vereins, Armin Schädler.
H.H. Präses feierte einige Tage vorher sein Namensfest. Herr Vorstand überbrachte ihm im Namen des Vereins die herzlichsten Glück- und Segenswünsche. Nebst Treu- und Dankesworten überreichte er ihm ein kleines Geschenk. H.H. Präses erwiderte die Ehrung mit Dankesworten. Er gab seiner Freude darüber Ausdruck, daß die Mitglieder trotz der nationalen Regierung dem Verein treu geblieben [sind] und machte die Mitglieder auch durch diese dunkle Übergangsperiode der katholischen Kirche die Treue zu bewahren. Die Kirche wird unter allen Umständen standbleiben.
Daran anschließend kam der Vortrag des Mitgliedes Schädler Armin über „Wiesen und Weidenwirtschaft und ihre Düngung“, woran sich eine lebhafte Diskussion anschloß.
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Theateraufführung am 1. April 1934 in Ollarzried.
Auf Einladung des katholischen Burschenvereins Ollarzried besuchten am Ostersonntag, den 1. April, ca. 15 Mitglieder unseres Vereins das dortige Theaterspiel „Der Glockenguß von Breslau“ [von bzw. nach Wilhelm Müller].
Monatsversammlung am 22. April 1934 im Gasthaus zum Hirsch.
Herr Vorstand eröffnete die etwas schwächer besuchte Versammlung und gab nach Begrüßung des H.H. Präses, sämtlicher Mitglieder und Gäste, dem H.H. Präses das Wort zu seinem zeitgemäßen Vortrag über das Thema: „Der deutsche Katholik zur Zeit des Umbruchs“. Der Redner ging aus von den Wirren unserer Zeit, die Mängel, die sie hervorgebracht [hat] und zeigte Mittel und Wege, welche begangen werden müssen. Besonders mahnte er wieder mehr zur Innerlichkeit und katholischen Tat zurückzukehren. Die katholischen Vereine müssen zu Hauptsäulen der katholischen Aktion erzogen werden. Daran anschließend verlas er noch die Ansprache des hl. Vaters an die deutsche katholische Studentenschaft.
Zur Sprache kam noch der Ausflug nach Weingarten oder Oberammergau. Des weitere soll am nächsten Sonntag die Klosterökonomie besichtigt werden sowie auch die Kirche und das Museum.
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29. April 1934, Besichtigung des Museums unter Führung des H.H. Pater Karl [Vater].
Ausflug nach Weingarten am 10. Mai 1934.
22 Mitglieder unternahmen mit dem H.H. Pater Karl im Lastkraftwagen des Herrn Graf einen Ausflug nach Weingarten, zu dem dort alljährlich stattfindenden Blutritt. Die Abfahrt in Ottobeuren erfolgte den Tag vorher mittags 12 h. Die Fahrt ging dann über Lindau und Friedrichshafen. Besichtigt wurden je der Seehafen und die 2 Zeppelinhallen mit ihren Luftschiffen. Gegen 6 h ging die Fahrt wieder weiter und um ½8 h war das Ziel Weingarten erreicht. Am Abend war noch eine Lichterprozession und dann gings ins Stroh zum Schlafen. In der Frühe wurde die Kirche besucht und gegen 6 h fand dann der Blutritt statt, welcher 1½ Stunden in Anspruch nahm. Nachdem die Stadt Weingarten noch etwas angeschaut war [wurde], ging es um 1 h wieder der Heimat zu. In Leutkirch wurde kurz Halt gemacht und der Durst etwas gestillt. Gegen 6 h war Ottobeuren wieder erreicht.
12. Mai 1934, Beteiligung an der Jahrtagfeier der Einweihung der Eldernkapelle.
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23. Mai 1934, Beteiligung an der Beerdigung eines Mitgliedes, Anton Müller, vom Nachbarverein Frechenrieden.
Elternabend des katholischen Jungmädchenvereins.
Monatsversammlung des katholischen Burschenvereins, 31. Mai 1934.
In einer kurzen Ansprache schilderte H.H. Pater Chryostomus die Sehnsucht der katholischen Jugend zu Christus dem König und wie sie unzertrennbar mit ihm verbunden ist. Die kath. Jugend huldige der Losung: „Für Christi Reich in einem neuen Deutschland!“ In exakter Weise brachte Frl. Vevi Loderbauer einen Prolog zum Vortrag, der allen das Herz höher schlagen ließ. Daß auch der gemeinsame Gesang gepflegt wird, zeugt das Absingen des Lieder: „Es rauscht durch deutsche Wälder“, dem eine weihevolle Aufnahmefeier mit Sprechchor und Jubellied folgte. Besondere Aufmerksamkeit erwarb sich der Vortrag von Herrn Salesianerfrater Müller – Amberg über Don Bosco, den er mit Lichtbildern reich illustrierte. In der weiteren Reihenfolge des Programms waren Lieder, Quartette und gefällig Reigen eingetreut. Den Höhepunkt des Abends bildete ein kleines Märchenspiel auf der mit der „Weißen Rose“ geschmückten Bühne, betitelt mit: „Wulle, Wulle, Gänsehex’“ von [Josef Maria] Heinen [verm. 1899 - 1975], das ernste und scherzhafte Szenen aus Märchenerzählungen wiedergab. In lobenswerter Weise hatte sich Herr Matthias Maier und Herr Adalbert Wagner um den musikalischen Teil angenommen, sodaß auch während der Pausen für Unterhaltungen gesorgt war. Rasch verflogen die Stunden bis zum Abschluß das Weihelied „Lasst die Banner wehen“ erklang.
24. Juni 1934, Generalkommunion.
Versammlungsverbot wegen Umsägen der Hitlereiche.
7./8. September beteiligten sich 4 Mitglieder an der Heiligsprechungsfeier des hl. Bruder Konrad in Altötting.
Monatsversammlung am 9. September 1934 im Gasthaus zum Hirsch.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte H.H. Pater Chryostomus, Frater Isidor und sämtliche Mitglieder, welche zahlreich erschienen waren. H.H. Pater Chryostomus hielt einen lehrreichen Vortrag über: „Waserungen und Wandlungen im Reiche der Volksfrömmigkeit“.
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Der Redner ging aus von den alten Germanen, ihren Kennzeichen und Eigenart, die Entstehung des Christentums, der Geschichte und Kultur durch Karl den Großen, die Höchstleistungen der Gotik, die Verflachung der Religion nach den Kreuzzügen (man wurde Egiost), die große Freude nach dem 30-jährigen Krieg (als man die Religion nicht verloren hatte), die Entstehung des Barock, die große Heiligenverehrung, welche einsetzte, streifte noch die Aufklärungszeit des 18. Jahrhunderts, die Veräußerlichung der heutigen Zeit und wies hin auf die große Glaubensspaltung vor der wir nun stehen.
Herr Vorstand ermahnte noch die Mitglieder, dem Verein treu zu bleiben, besonders auch das Burschenblatt weiter zu behalten.
30. September 1934, Generalkommunion.
Monatsversammlung am 7. Oktober 1934 im Gasthaus zum Mohren.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte H.H. Präses und sämtliche Mitglieder. Der Besuch war etwas geringer als wie gewöhnlich.
H.H. Präses hielt einen lehrreichen Vortrag über die neuesten Maßnahmen in der Landwirtschaft, [?] aus der Knechtschaft zur Freiheit.
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Der Redner behandelte in leichtverständigen Worten die Entstehung und Entwicklung der Landwirtschaft, angefangen von den alten Germanen bis nach dem 30-jährigen Kriege. In der nächsten Versammlung wird die Fortsetzung folgen.
Anschließend daran erfolgte die Einladung zu der am 11. November in Westerheim stattfindenden Primiz des H. Frater Isidor.
Vom Verband der katholischen Burschenvereine in Regensburg wurde noch durch den H.H. Präses ein Schreiben verlesen, worin aufgefordert wurde zur Treue zum Verbande und besonders das Burschenblatt zu halten und zu lesen. Von fachmännischer Seite unterrichtet, wies er noch hin auf die in der Landwirtschaft scharf einschneidenden Maßnahmen und empfahl den Burschen, besonders den Besuch der Landwirtschaftsschule.
Christkönigsfeier am 27. Oktober 1934, abends 8 Uhr, in der Basilika Ottobeuren.
Eine herrliche Glaubenskundgebung war am vergangenen Samstag der Pfarrgemeinde Ottobeuren in der Basilika beschieden. Es galt, in der Kirche wirklich einen König des Lebens zu verehren, der über alle Menschen thront und alle
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regiert und ihre Schicksale lenkt in alle Ewigkeit. Während des Christkönigsliedes „Wer kommt daher? Christkönigs reisige Knechte!“ zogen die Christusbanner herein, auch die Kolpingsbanner, Wimpel und Fahnen zum Kreuzaltar, um den sich Jugend geschart hatte. Hierauf bestieg H.H. Dr. Satzger – Kaufbeuren die Kanzel zu einer Ansprache.
Daran anschließend zeigte sich Lichtlein an Lichtlein in der jungen Kämpferschar. Währenddem das Lied „Entzündet die Fackeln“ die weiten Hallen durchbrauste. Nachdem das Allerheiligste ausgesetzt war, setzte sich die Huldigungsprozession mit dem Allerheiligsten, an der sich insgesamt ungefähr 900 Burschen und Mädchen beteiligten, durch den mittleren Gang der Basilika ins Freie, der [alten] Apotheke zu und dann durch die Ritter-von-Epp-Straße [bis 1939 Kemptener Straße, seit 1967 Sebastian-Kneipp-Straße] über den Ölberg wieder der Basilika zu. Über 60 Banner, Fahnen und Wimpel begleiteten die Prozession vom Altar bis zum Ausgang der Kirche und beim Wiedereintreten der Prozession wieder zurück. Dort angekommen, wurde gemeinsam am Kreuzaltar das apostolische Glaubensbekenntnis gebetet, dem wieder das Papstlied „Groß vor allen Königsthronen“ folgte. Begeisternd wirkte der Sprechchor, der die Treue zum Christkönig bis zum Tod bekundete. Weit und
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mächtig durchbrauste der Klang des Liedes „O du mein Heiland hoch und hehr“ durch das Gotteshaus, dem das Segenslied mit sakramentalem Segen folgte. Während der zweiten Strophe des Liedes „Großer Gott wir loben dich“ zogen die Banner wieder in die Turnhalle [der Standort wäre heute auf der Nordwestseite der Sebastian-Kneipp-Straße 9] zurück.
Am anderen Morgen bot die Generalkommunion, bei der H.H. Dr. Satzger nochmals eine Ansprache hielt, einen erhebenden Abschluß der Christkönigsfeier der katholischen Jugend. Hierbei wurde wieder die [1930 komponierte] „Speyerer Domfestmesse“ von [Joseph] Haas aufgeführt.
Monatsversammlung am 3. November 1934 im Gasthaus zum Hirsch.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte H.H. Präses, Ehrw. Brüder Pontian und Daniel sowie auch einige Gäste und sämtliche Mitglieder, welche wieder zahlreich erschienen waren.
H.H. Präses wiederholte nochmals in kurzen Zügen den Vortrag der letzten Versammlung und ging dann auf den Lichtbildervortrag über „Der deutsche Bauer im Bauernkrieg“.
Zur Sprache kam noch die Beteiligung an der Primizfeier in Westerheim am 11. November sowie die Weihnachtsfeier, welche wieder wie im vergangenen
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Jahre mit dem Arbeiterverein gemeinsam gehalten wird.
H.H. Präses brachte noche eine klare Darlegung über die falschen Gerüchte über Staat und Kirche, die in letzter Zeit im Volke umhergingen und wandtel sich scharf gegen das Germanische Neuheidentum, das sich in unserem Vaterlande schon allmählich breit macht und sich auf dem flachen Lande schon einwirkt. Herr Vorstand forderte die Mitglieder auch noch auf zur Treue zum Verein und damit auch zur katholischen Kirche.
11. November 1934, ca. 45 Mitglieder mit Fahne beteiligten sich an der Primizfeier des H.H. Pater Isidor in Westerheim.
18. November 1934, Besuch des fröhlichen Abends der deutschen Kolpingsfamilie Ottobeuren.
Monatsversammlung am 9. Dezember 1934 im Gasthaus zum Mohren.
Herr Vorstand [Andreas Lohr] eröffnete die Versammlung und begrüßte die
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Erschienenen, besonders aber H.H. Präses, den Ehrwürdigen Bruder Pontian und Bruder Josef [Maria Krumm]. Sodann ergriff H.H. Präses das Wort und betonte, daß die fällige Generalversammlung auf einen späteren Termin verlegt wird, da in nächster Zeit neue Statuten herauskommen. Der Verein kann nun auf ein 5-jähriges Bestehen zurückblicken. Daran schloß sich ein Lichtbildervortrag an über Weihnachtssitten und Weinachtsgebräuche in aller Welt und ein lustiger Film, „Max und Moritz“.
Für Unterhaltung sorgten die Vereinskapelle und einige lustige Vorträge.
12. Dezember 1934, Besuch des Vortrages von H.H. Pater Maurus [Zech] über Martin Luther und die Reformationszeit.
30. Dezember 1934, Weihnachtsfeier des kath. Burschenvereins und des kath. Arbeitervereins Ottobeuren.
Alter Herkunft entsprechend veranstaltete gestern Abend der kath. Burschenverein mit dem kath. Arbeiterverein von hier seine diesjährige Weihnachtsfeier. Der Hirschsaal hatte sich wiederum voll besetzt.
Einleitend brachten einige Musikfreunde wieder einige schöne Musikstücke zum Vortrage, denen Herr Max Holzmann einen Vorspruch an den hl. Geist von M. Lecker folgen ließ. H.H. Präses Pater Benedikt [Boßle] begrüßte die Mitglieder und deren Angehörigen als Gäste in recht freundlicher Wiese und entwickelte darauf noch einige Weihnachtsgedanken.
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Das Lied „Stille Nacht“ erhält durch das traute Leuchten der kleinen Weihnachtsbäumchen und Kerzen auf den Tischen und dem großen Christbaum an der Stirnseite des Saales ein sehr gemütvolles Gepräge. Durch einige Mitglieder der deutschen Kolpingsfamilie wurde dann das schöne „Kleine Weihnachtsspiel“ von [Franz] Herwig, das bereits so guten Anklang gefunden hat, wiederholt. Die Spieler hatten sich auch diesmal wieder die größte Mühe gegeben, ihre Rollen wirklich auszuführen. Der reiche Beifall hat bewiesen, daß das Spiel dankbare Aufnahme fand. Einige Worte wußte H.H. Pater Benedikt auch zum neuen Jahre zu geben, in dessen bis jetzt vor uns liegendes Dunkel der leuchtende Schein der Krippe hineinleuchtet. Mit den herzlichsten Neujahrsgrüßen für 1935 drückte er noch allen Spielerinnen und Spielern sowie auch den Musikanten, die wieder in so liebenswürdiger Weise zur Verschönerung des Abends beigetragen, seinen besten Dank aus. Nachdem noch einige Musikstücke zu Gehör gebracht wurden, fand die Feier, die bei allen den Eindruck der Zufriedenheit hinterließ, ihren Abschluß.
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Monatsversammlung am 27. Januar 1935 im Gasthof zum Hirsch.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte H.H. Präses, die Ehrw. Brüder Pontian und Daniel sowie die anwesenden Gäste und Mitglieder. Anwesend waren ungefähr ⅓ der Mitglieder, infogle schlechten Wetters und in den umliegenden Weilern zu gleicher Zeit stattfindenen Veranstaltungen.
H.H. Präses hielt 2 interessante Lichtbildervorträge über „Zellulose-Papier, Gewinnung, Herstellung einer Zeitung“ und „Landschaftsbilder im Bannkreis der Zugspitze“.
Die Faschingsunterhaltung wird wieder wie im vergangenen Jahr gemeinsam mit dem kath. Gesellenverein [Arbeiterverein?] abgehalten, und zwar am 17. Februar 1935.
Faschingsunterhaltung am 17.2.35 im Gasthaus zum Hirsch.
Die diesjährige Faschingsfeier wurde gemeinsam mit der deutschen Kolpingsfamilie abgehalten. Prinz Karneval begrüßte die erschienenen Mitglieder und Angehörigen, besonders den H.H. Präses. An Humor hat es nicht gefehlt, denn die reichlich gebotenen Einlagen trugen bestens zur Erhaltung der Stimmung bei. Die Kapelle Götz hielt alle Tänzer
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in ihrem Bann und alles tanzte nach ihrer Pfeife. Wenn auch manchmal Pause bei der Musik war, so konnte das nicht stören, die war immer durch irgendwelche Einlagen ausgefüllt, wenn nicht der Leiter der Veranstaltung, Herr Tanzmeister Rittmayer aus Bad Wörishofen gerade mit seiner Dame einen aneifernden Solotanz aufführen ließ. Gar zu rasch waren die Stunden verschwunden, die den Telnehmenden wirkliche Freude und ein Vergessen des Alltags verschafft haben.
Monatsversammlung am 10. März 1935 im Gasthaus zum Mohren.
Nach üblicher Eröffnung un Begrüßung durch den Vorstand hielt H.H. Präses einen Lichtbildervortrag über das Thema: „Vom Einbaum zum Weltraumschiff“.
Zum kommenden Namensfeste des H.H. Präses richtete der Vorstand noch einige Worte [an] ihn. Er überbrachte ihm die herlichesten Glück- und Segenswünsche und Worte des Dankes für die geleistete Arbeit und er möge noch viele Jahre im Verein wirksam sein. Er versprach ihm auch, in unverbrüchlicher Treue zum Verein zu halten, in der kommenden Woche die Mission gleißig zu besuchen und den guten Geist hinaustragen
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ins Leben. H.H. Präses dankte für die Ehrung, ging etwas ein auf die heutige Zeit und mahnte die Mitglieder zur weiteren Treue.
6. ordentliche Generalversammlung am 7. April 1935 im Gasthaus zum Hirsch, abends ½8 h.
Anwesend waren ungefähr ⅔ der Mitglieder.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte H.H. Präses, H.H. Pater Isidor, einige Mitglieder vom kath. Gesellenverein und sämtliche Mitglieder unseres Vereins und ging gleich auf den Tätigkeitsbericht vom verflossenen Vereinsjahr über. Die Mitgliederzahl beträgt zur Zeit 72. Der Kassenbericht erstattet von Kassier Abröll [hier falsch „Appröl“ geschrieben], wies eine Einlage auf von 204 Mark und Ausgaben von 157 Mark.
H.H. Präses gab sodann einen Bericht von der Arbeiterkonferenz in Kempten, in der gesagt wurde, daß wir mit Freude auf unsere Bischöfe schauen dürfen, behandelte die Stellung der katholischen Vereine zum neuen Reich, den Aufbau der katholischen Aktion und mahnte die Mitglieder, in der kommenden Wehrpflicht* dem Verein treu zu bleiben.
H.H. Pater Isidor hielt noch einen Lichtbildervortrag über das Thema: „Das Leben unserer Reichswehr“.
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*Info-Fußnote. Auf der Wikiepdia-Seite zum Thema „Wehrpflicht“, Abschnitt „Drittes Reich“, hieß es am 16.08.2023: „Die allgemeine Wehrpflicht für alle männlichen Staatsbürger wurde im Jahr 1935 mit einjähriger Dauer eingeführt. 1936 verlängerte Hitler diese auf 2 Jahre. Begründet wurde dies mit der Bedrohung durch die Sowjetunion, von anderen Staaten wurde diese Aufrüstung mit hohem Misstrauen wahr genommen. Es gab keine Möglichkeit für einen Wehrersatzdienst, Deserteure und Kriegsdienstverweigerer wurden oft hingerichtet, es ist keine genaue Zahl bekannt, jedoch gibt es Schätzungen, wonach etwa 30.000 Männer wegen Wehrkraftzersetzung zu Tode verurteilt, und etwa 20.000–23.000 tatsächlich hingerichtet wurden.“
Es ist davon auszugehen, dass die Wehrpflicht den kath. Burschenverein in seiner Vereinsarbeit – zusätzlich – massiv beeinträchtigte, da die meisten der Mitglieder von der Wehrpflicht betroffen waren; insb. ab 1936.
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Monatsversammlung und Familienabend am 19. Mai 1935 im Gasthof zum Hirsch, abends h.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte H.H. Präses, ganz besonders aber galt sein Gruß dem neuvermählten Ehepaar Tschugg Anton und Maier Anna, welche am 9. Mai ihren Hochzeitstag feierten, sowie sämtliche Mitglieder, Gäste und deren Angehörigen. H.H. Präses richtete humorvolle Worte an die Versammlung, besonders aber an das junge Ehepaar, wünschte ihnen viel Glück und Segen im neuen Stande und gab ihnen gute Ratschläge, wie sie das Leben im Ehestand meistern können. Desgleichen hatte auch der Vorstand warme Worte für das junge Ehepaar, gab ihnen gute Ermahnungen und überreichte ihnen ein Ölgemälde, gemalt von Ehrw. Bruder Michael [Müller], welches die Heimat der Braut darstellt. Tschugg Anton wurde sodann als Ehrenmitglied ernannt und erhielt vom H.H. Präses eine Ehrenurkunde. Daran anschließend wurden zwei Theaterstücke aufgeführt, „Lehrmeister der Liebe“ [von A. Welsch] und „Stadt und Land“. Die übrige Zeit wurde ausgefüllt durch die Streichmusik der Vereinskapelle.
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Elternabend des katholischen Jungmädchenvereins am 30. Mai 1935 im Hirsch.
Zu dieser Veranstaltung waren auch die anderen katholischen Vereine eingeladen, wozu auch eine große Anzahl Burschen erschienen sind [ist].
Das Programm dieses Abends ist wie folgt:
Lied: Ich bin ein deutsches Mädchen – deutsche Hymne
Lied: Erde singe, daß es klinge
Eva-Maria
Ein Spiel des Obergünzburger Jungmädchenvereins
Sprech-Chor Lied: Maria, breit den Mantel aus
Lesung: Maria im Werktagskleid
Pause
Lied: Meine Stimme klinge
Frühlingsgedicht
Reigen und Lied der Jungschar
Lied: Der Feldjäger – Mein Schätzle kommt von Ferne
Reigen: Burebüble – Lied: Fischerchen – Goldene Ringlein
Schluß-Lied: Laßt die Banner wehen
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Monatsversammlung am 14. Juli 1935 im Gasthof zum Hirsch, abends 8 h.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte Herrn Pfarrer H.H. Pater Maurus [Zech], den neuen vorläufigen Präses des Vereins, H.H. Frater Valentin [Bücheler] sowie sämtliche Mitglieder. Er freute sich des doch noch guten Besuchs und betonte, daß wir zur Sache halten, nicht auf die Person [Pater Benedikt Boßle]. H.H. Pater Maurus ging auch auf die Sache ein und streifte die Vorkommnisse der letzten Zeit von H.H. Pater Benedikt, den bisherigen Präses unseres Vereins, der von seinem Amte enthoben wurde, wegen einer Dummheit, die er gemacht, und hielt anschließend daran noch einen Vortrag über die Devisenprozesse in letzter Zeit*.
Beteiligung an der Beerdigung des Mitglieds Benedikt Hölzle am 22. August 1935.
Herr Vorstand widmete ihm einen ehrenden Nachruf; er hobb besonders hervor die musikalischen Kenntnisse, die er dem Verein zur Verfügung stellte und legte im Auftrage des Vereins einen Kranz an seinem Grabe nieder.
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*Info-Fußnote mit einem Zitat von der Wikipedia-Seite über die „Devisenprozesse“:
„Damit wurden von ihm auch zwei wesentliche politische Ziele der nationalsozialistischen Sittlichkeitsprozesse benannt. Durch die Propaganda sollte die katholische Kirche an sich diskreditiert sowie Kleriker und Ordensleute allgemein als „Sittenlose“ und „Verderber der Jugend“ hingestellt werden. Langfristiges Ziel der Nationalsozialisten war überdies, die im Reichskonkordat von 1933 garantierten Konfessionsschulen aufzulösen bzw. die generelle Mitwirkung von Klerikern und Ordensleuten im Erziehungs- bzw. Schulwesen abzuschaffen.“
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Monatsversammlung am 22. September 1935 im Gasthof zum Mohren, abends ½8 h.
Nach einer längeren Pause – während der Erntezeit – eröffnete Herr Vorstand die gut besuchte Versammlung und begrüßte H.H. Präses Pater Maurus, Frater Valentin und sämtliche Mitglieder und Gäste.
H.H. Fr. Valentin [Bücheler] hielt einen Vortrag über den „Lord-Kanzler Thomas Morus“. Der Redner ging aus vom Neuheidentum in unserem Vaterlande, streifte die Reformation, in England die Nationalkirche, die Jugendzeit von Thomas Morus, seine Verheiratung und Familienverhältnisse, seine Stellung im Staate als Lordkanzler, seine Gefangenschaft und Hinrichtung.
H.H. Präses ging auch noch auf dieses zeitgemäße Thema ein und ermahnte die Mitglieder, in den kommenden Monaten die Versammlungen fleißig zu besuchen.
Bei Gesang und guter Unterhaltung konnte der Vorstand in vorgerückter Stunde die Versammlung schließen.
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Monatsversammlung am 20. Oktober 1935 im Gasthof zum Hirsch, abends 8 h.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte H.H. Präses, H.H. Frater Valentin und sämtliche Mitglieder, welche trotz des schlechten Wetters zahlreich erschienen waren.
Im Mittelpunkt des Versammlung stand ein Lichtbildervortrag des H.H. Präses über „Die liturgischen Gewänder der katholischen Kirche“, angefangen von den ersten christlichen Jahrhunderten, bis auf unsere Zeit.
Die nächste Versammlung wurde auf den 17. November festgesetzt und zwar gemeinsam mit dem kath. Arbeiter- und Gesellenverein. Desweiteren erging die Einladung zu der am kommenden Samstagabend stattfindenden Christkönigfeier und Generalkommunion am nächsten Tage.
Herr Vorstand warf noch einen Rückblick in die verflossenen Vereinsjahre mit den guten und bösen Tagen, nachdem es heute gerade 6 Jahre sind seit Gründung des Vereins und konnte in vorgerückter Stunde die schön verlaufende Versammlung schließen.
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Armenseelenweihestunde am 17. November 1935 im Gasthaus zum Hirsch, abends 8 h.
Zu dieser Feier war auch der kath. Gesellen- und Arbeiterverein sowie eine Gruppe des Jungmädchen- und Jugendvereins erschienen.
H.H. Pater Maurus eröffnete die Feier durch eine kleine Ansprache, erläuterte noch einige Vereinsangelegenheiten, besonder in Bezug auf den Besuch von Exerzitien in der Landwirtschaftsschule und ging dann gleich über auf den Lichtbildervortrag über „Allerseelengedenken“. Ein Mitglied des kath. Gesellenvereins und eines des Jungmädchenvereins übernahm abwechslungsweise den Text desselben. Die Gesangseinlagen mit Harmoniumbegleitung wurden von den Jungmädchen bestritten und somit war auch der offizielle Teil der Feier beendet.
Ausschußsitzung am 1. Dezember 1935 im Gasthof zum Hirsch, vormittags 10 h.
Anwesend waren 6 Mitglieder unseres Vereins und 2 Mitglieder des kath. Arbeitervereins. Der Zweck der Beratung war die Abhaltung einer Weihnachtsfeier, und zwar gemeinsam mit dem Arbeiterverein in geschlossenem Rahmen. Von unserer Seite wird ein kleines Theaterstück
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aufgeführt. Desweiteren vom H.H. Präses ersucht worden, einen Lichbildstreifen zu bekommen. Doe Zwischenpausen sollen ausgefüllt werden durch die musikalischen Darbietungen der Kapelle Götz und einigen gemeinsamen Liedern. Als Termin wurde der 29. Dezember festgelegt.
Hochzeitsfeier am 7. Dezember 1935 im Gasthof zum Hirsch.
6 Mitglieder beteiligten sich am Vormittag um 10 h mit Fahne an der Hochzeitsmesse mit Trauung des Mitgliedes Rupp Lorenz. Die Feier am Abend, zu der auch der Burschenverein eingeladen war, war besser besucht. Zur Unterhaltung wurden 3 Einakter-Theaterstücke aufgeführt, nämlich: „Lehrmeister der Liebe“, „Die fidele Gerichtssitzung“ und „Stadt und Land“. Herr Vorstand widmete dem Hochzeitspaar in humorvoller Weise die besten Glückwünsche und hob besonders noch hervor die Verdienste, die sich das nun scheidende Aktiv-Mitglied seit Gründung des Vereins erworben hat und überreichte ihm ein kleines Geschenk.
Die Zwischenpausen wurden ausgefüllt durch die musikalischen Darbietungen der Kapelle Götz.
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Gemeinsame Weihnachtsfeier des kath. Burschen- und Arbeitervereins am 29. Dezember im Gasthof zum Hirsch.
H.H. Präses begrüßte die erschienenen Mitglieder mit ihren Angehörigen, richtete noch einige Worte an die Anwesenden und ging dann gleich über zu dem Lichtbildervortrag: „Das Wort ist Fleisch geworden“. Nach einer kleinen Pause erfolgte noch ein 2-Akter-Theaterstück: „Die Falkenschlucht“.
Die Zwischenpausen wurden ausgefüllt durch die musikalischen Darbietungen der Kapelle Götz.
Monatsversammlung am 19. Januar 1936 im Gasthaus zum Mohren.
Herr Vorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte die Erschienenen, ganz besonders galt sein Gruß dem H.H. Präses Pater Maurus, welcher die vergangene Woche seinen Namenstag feierte. Er entbot ihm im Namen des Vereins die aufrichtigsten Glück- und Segenswünsche und überreichte ihm ein kleines Geschenk. H.H. Präses dankte für die Ehrung, freute sich der Treue der Mitglieder, wies hin auf Ziele und Zweck des Vereins und die Pflichten der Mitglieder. Daran anschließend
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hielt Herr Frater Valentin einen Vortrag über „Germanentum und Christentum“. Der Redner ging aus von dem Urglauben der Germanen, das Hingezogensein an einen gütigen Gott, wie dann die Verehrung an einen gewöhnlichen Lichtgott immer mehr verloren ging, das Volk verehrte mehr die Naturkräfte und sank herab zum Götzendienst und Unglaube bis dann das Christentum die germanischen Kräfte neu stärkte und bekräftigte. Nach einer regen Diskussion kam noch zur Sprache die Abhaltung einer Faschingsunterhaltung, diese Sache konnte aber noch nicht erledigt werden und wurde einer späteren Ausschußsitzung überlassen.
16. Februar 1936, Faschingsunterhaltung mit Tanz und 2 Einakter-Theaterstücke, nämlich: „Die fiedle Gerichtssitzung“ und „Versöhnungsgesuch2.
Gemeinsame Versammlung des kath. Arbeiter-, Burschen- und Gesellenvereins im Gasthof zum Hirsch am 1. März 1936.
H.H. Pater Maurus eröffnete als Präses der obigen Vereine die Versammlung und begrüßte die erschienenen Mitglieder, ganz besonders aber Verbandssekretär Strenger von Kempten, die einen Vortrag hielt über „Das Apostolat in der Pfarrei“. Der Redner ging aus
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von den schweren Kämpfen in den letzten 2 Jahren, von den Verhandlungen, die mir der Reichsregierung geführt wurden, und ging dann über auf die praktische Arbeit der Vereine in der Pfarrei.
Monatsversammlung am Ostersonntag, den 12. April 1936 im Gasthaus zum Mohren.
H.H. Präses eröffnete die Versammlung und begrüßte ganz besonders H.H. Prälat Dr. Hofmann, der die Osterferien in Ottobeuren zubrachte, ferner die sehr zahlreich erschienenen Mitglieder, einige Mitglieder des Arbeiter- und eine Gruppe des Jugendvereins.
H.H. Prälat Dr. Hofmann hielt einen gemütlich-humorvollen Vortrag über seine Italienreise mit dem Flugzeug im vergangenen März. Er hob besonders hervor die schöne Fahrt über die Alpen, den Aufenthalt in Venedig, die Umkreisung von Rom und des Vatikans, seine Besuche in Rom, besonders die Audienz bei Seiner Eminenz, des Herrn Kardinal von [Eugenio] Pacelli [der spätere Papst Pius XII. Zitat Wikipedia*: Im Mai 1924 nannte er den Nationalsozialismus die „vielleicht gefährlichste Häresie unserer Zeit“.] Am dritten Tage brachte das Flugzeug ihn wieder nach Hause in etwas mehr als 4 stündiger Fahrt.
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*Info-Fußnote. Zum besseren Verständnis des Verhältnisses zwischen Vatikans und der nationalsozialistischen Regierung sowie zur Bedeutung des Reichskonkordats seien auf der Wikipedia-Seite über Pius XII. die Abschnitte „Konkordatspolitik“ und „Mit brennender Sorge“ empfohlen. Die Verpflichtung des Vatikans zu politischer Neutralität „kam Hitlers Absicht entgegen, politische Aktivitäten der deutschen Bistümer, katholischen Orden und Verbände rechtlich zu unterbinden und international Prestige zu gewinnen.“
Zitat von der Seite über das Reichskonkordat: „Die katholischen Verbände erhielten durch das Konkordat eine Atempause, da die Repressionen ihnen gegenüber tatsächlich kurzfristig abflauten. Auch wenn der Kampf der Nationalsozialisten gegen den Verbandskatholizismus schon wenige Wochen nach dem Konkordatsabschluss wieder aufgenommen wurde, schützen die Vereinbarungen des Artikel 31 die Verbände jedoch insofern, als sie zwar durch Druck des Regimes beständig in ihrer Mitgliederzahl schrumpften, jedoch bis zum Ende des Regimes einer vollkommenen Gleichschaltung entgingen und organisatorisch Reste von Eigenständigkeit bewahren konnten. Voraussetzung für die Weiterexistenz war freilich die politische Enthaltsamkeit der Verbände. Tatsächlich zogen sich etwa die großen sozialen Organisationen verstärkt in den Binnenraum der Kirche zurück. Nicht unter das Konkordat fielen die offiziell überkonfessionellen, aber katholisch geprägten Christlichen Gewerkschaften, die dann auch im Frühjahr 1933 aufgelöst wurden.
Das Abrücken des Vatikans vom politischen Katholizismus führte noch vor der Unterzeichnung des Konkordats zum Ende der katholischen Parteien Zentrum und BVP. Das zusätzliche Verbot des Vatikans für den Klerus, sich in Parteien zu engagieren (Artikel 32), nahm dem politischen Katholizismus auch diese letzte Möglichkeit, sich zu äußern.“
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Monatsversammlung am 21. März 1936 im Gasthof zum Hirsch, abends 8 h.
Nach üblicher Eröffnung und Begrüßung durch den Vorstand hielt H.H. Präses einen Vortrag über „Alte und neue Kirchenbaustile“; der zweite Teil galt der Ehrung zweier Mitglieder namens Mayrock Jakob von Ottobeuren und Hölzle Benedikt von Guggenberg, welche in letzter Zeit im Hafen der Ehe gelandet sind.
24. Mai 1936, Hochzeitsfeier des Mitgliedes Alexander Mayer von Gumpratsried.
19. Juli 1936, Generalkommunion.
20. Juli 1936, Hochzeitsfeier des Mitgliedes Josef Mayer von Brüchlins.
Monatsversammlung am 26. Juli 1936 im Gasthaus zum Mohren, abends 8 h.
H.H. Präses hielt nach Eröffnung und Begrüßung durch den Vorstand einen lehrreichen Vortrag über „Die Ursachen der Reformation“.
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Monatsversammlung am 11. Oktober 1936 im Gasthof zum Hirsch.
Nach längerer Pause eröffnete Herr Vorstand die gut besuchte Versammlung, begrüßte alle Anwesenden auf das Herzlichste, ganz besonders aber H.H. Dr. Kreß, H.H. Pater Maurus und H.H. Pater Vitalis [Maier, der spätere Nachfolger von Abt Dr. Josef Maria Einsiedler].
H.H. Dr. Kreß hielt einen lehrreichen und zeitgemäßen Vortrag über „Clemens Maria Hofbauer“. Der Redner verstand es, die Zeit des Heiligen mit der unsrigen zu vergleichen und wie auch wir einstehen müssen für die Sache Gottes.
Am Christkönigsfest beteiligt sich der Verein an der Generalkommunion und am Nachmittag an der Christkönigshuldigung.
22. November 1936, Monatsversammlung mit Vortrag des H.H. Präses über: „Das Leichentuch Christi und seine neueren Forschungen“.
Versammlungsverbot
7. März 1937, Monatsversammlung mit Vortrag des H.H. Präses über: „Die Lehren der katholischen Dogmen“. Die Mitglieder wurden noch
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aufmerksam gemacht zur restlosen Teilnahme an der General- bezw. Osterkommunion sowie die Beteiligung an der Auferstehungsfeier.
2. Mai 1937, Monatsversammlung mit Vortrag des H.H. Präses über: „Arbeit und Christentum“.
18. Juli 1937, Monatsversammlung mit Vortrag des H.H. Präses über: „Die Lage in Spanien“.
10. Oktober 1937, Monatsversammlung mit Vortrag des H.H. Präses über das Thema: „Die Urkirche“.
28. November 1937, Monatsversammlung mit Vortrag des H.H. Präses über: „Christus und unsere Zeit“.
16. Januar 1938, Monatsversammlung mit Vortrag des H.H. Präses über: „Christusfragen“.
[Im Protokollbuch finden sich ab hier keine weiteren Einträge mehr; es geht erst 1953 weiter!]
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Weiterführung des Protokollbuchs!
Nach vielen, schweren Kriegs- und Nachkriegsjahren ist der alte Burschengeist in jungen Herzen wiedererwacht.
1. September 1953.
Nachdem ein Teil der Burschen schon mehrere Jahre in den Reihen der Kolpingsfamilie gestanden hat, hat man sich entschlossen, bei der Generalversammlung des oben genannten Vereins den Wunsch vorzubringen, den Burschenverein wiederzugründen.
Der derzeitige H.H. Präses, Pater Ägidius [Kolb], nahm den Wunsch gerne zur Kenntnis, verteidigte sich aber sehr gegen ein Abtreten von der Kolpingsfamilie. Es wurde daher eine vorläufige provisorische Vorstandschaft gewählt.
Als Vorstand Albrecht Leonhard, der zugleich als Consenior tätig ist, als Stellvertreter Neher Leonhard (Betzisried), als Kassier Wagner Alfons (Reuthen). Über den Schriftführer wurde man sich noch nicht einig. Mit einer vorläufigen Befriedigung wurde die Versammlung geschlossen.
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2. Oktober 1953, 1. Monatsversammlung.
Der Vorstand konnte den ehemaligen Vorstand, den heutigen Bürgermeister der Gemeinde Haitzen, Andreas Lohr, auf das Herzlichste begrüßen. Er gab in seinem Vortrag seiner Freude Ausdruck, wieder unter Burschen zu sein. Er betonte, daß es auch sein und aller alten Mitglieder Wunsch sei, den Burschenverein wieder zu haben. In seinen netten Erzählungen über die Chronik des Vereins, kam er auf alle wichtigen Ereignisse während seiner Vorstandszeit zu sprechen. Er übergab uns dann dieses Protokollbuch und die Präsenliste. Der Besuch war gut, zudem zu gleicher Zeit in Betzisried die Landjugend des BBV [Bayerischen Bauenverbands] eine Versammlung hatte. Mit dem Wunsch, daß der Verein Frucht trage und einem Volkslied, wurde die Versammlung geschlossen.
29. Oktober 1953, Monatsversammlung.
Als Referent wurde geladen Bruder Barnabas OSB. Er ging in seinen Ausführungen von seier 26-jährigen Erfahrung in der Schweinezucht des Klosters aus. In sehr interessanten Ausführungen konnte er uns allen sehr
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wertvolle Anregungen geben. Es würde ihn sehr freuen, wenn wir ihn einmal besuchen würden. Bei einer günstigen Gelegenheit werden wir dem Wunsch nachkommen.
Der Besuch war etwas schwächer, das Wetter war sehr ungünstig. Es wurde noch der Leonhardiritt in Hofs besprochen. Mit einem Dankwort des Vorstands wurde die Versammlung geschlossen.
22. November 1953, Monatsversammlung.
Wir veranstalteten eine große öffentliche Versammlung. Der Vorstand konnte als Referenten den 1. Vorsitzenden des Bienenzuchtvereins Memmingen begrüßen. Er sprach über „die Bedeutung und Notwendigkeit der Bienenhaltung auf dem Lande“. In sehr anregenden Worten verstand er es, den Wert und die Freude, und vor allem das Geheimnis der Bienenzucht in unser Herz zu legen. Nach einer sehr regen Diskussion, an der vor allem die Gäste als Bienenzüchter sich zu Worte meldeten, und einem passenden Volkslied, wurde die Versammlung geschlossen. Der Besuch war sehr gut. Die Versammlung stand zweimal im „Memminger Tagblatt“.
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16. Dezember 1953, Monatsversammlung.
Das Thema war „Wir diskutieren über Fachliches und unsere Weiterarbeit“. Wir nahmen aus dem Lehrbuch „Die Landwirtschaft“ das Kapitel der Tierzucht durch. In der Aussprache kam man auf alle damit zusammenhängende Probleme.
In der weiteren Aussprache über die Weiterarbeit kam der Vorschlag, vielleicht mal einen Obstbaumkurs abzuhalten. Es wurde beschlossen, an Sylvester [Silvester] eine Sylvesterfeier mit Tanz abzuhalten. Mit einem Lied wurde der Abend beschlossen.
20. Dezember 1953, Gemeinschaftskommunion.
31. Dezember 1953, Sylvesterfeier mit Tanz.
Zu einem gemütlichen Abend kam eine schöne Anzahl Burschen. Die Mädchen waren anfangs etwas zu wenig, was sich gegen Mitternacht aber etwas lockerte. In fröhlicher Runde war allzu schnell das alte Jahr vergangen. Um 12 Uhr gingen wir geschlossen auf den Marktplatz, wo die Blaskapelle das neue Jahr anblies. Mit einem kleinen Tänzchen im neuen Jahr wurde um 2 Uhr der nette Abend geschlossen. Wir üben noch ein paar Volkstänze; vielleicht können wir sie am Bauernball aufführen.
[Hier enden die Einträge im Protokollbuch*. Ende der Transkription, Helmut Scharpf, 17.08.2023]
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*Info-Fußnote. Über eine Auflösung auf eine Aufgehen in anderen Vereinen (z.B. Kolpingsfamilie, Landjugend) ist nichts bekannt. Aufschlüsse über die allgemeine Lage der Vereine – insb. der kirchlich geprägten Vereine – lassen Hinweise im „Historischen Lexikon Bayern“ (Eintrag „Verbandswesen“) zu:
Zitat 1:
Die während des „Dritten Reichs“ weitgehend verbotenen katholischen Vereine wurden nach 1945 wieder begründet. Sie erreichten jedoch die alten Mitgliederzahlen nicht mehr. Gründe waren die „Organisationsmüdigkeit“ weiter Bevölkerungskreise und der von Bischöfen forcierte Ausbau der „Katholischen Aktion“, die nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) in den Pfarrgemeinderäten aufging.
Zitat 2:
Einem Wiederaufbau des Verbandswesens nach 1945 standen anderslaufende Absichten der Bischöfe und das päpstliche Programm der Actio catholica entgegen, ohne ihn jedoch unterbinden zu können. Gestützt auf die Treue alter Mitglieder und materielle Entschädigungsansprüche gelang den meisten Verbänden eine Regeneration, wenn auch in engerer Anlehnung an den Episkopat, der die „Katholische Aktion“ zu fördern bestrebt war. Nachdem diese in allen bayerische Diözesen formell errichtet war, wurde 1951 ein „Arbeitsausschuss“ der Katholischen Aktion für das ganze Land eingerichtet. Aber so wenig wie Verbänden ein Aufstieg zu früheren Mitgliederzahlen gelang, war der Katholischen Aktion eine Wirkung in die Breite beschieden. Beide Organisationsformen wurden weitgehend nicht als soziale Notwendigkeit wahrgenommen; die beklagte „Organisationsmüdigkeit“ betraf sie gleichermaßen. Die in der Erzdiözese München und Freising im Sinne der Katholischen Aktion eingeführten „Pfarrausschüsse“ stagnierten in den 1960er Jahren nach Zahl und Tätigkeit.
Der Impuls des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) zur Errichtung von beratenden Gremien in den Seelsorgeeinheiten ließ die „Pfarrgemeinderäte“ entstehen.
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Die Position der Nationalsozialisten zur Kirche lässt sich bei Dr. Ludwig Gengler (1902 - 46) nachlesen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Franz_Gengler
Gengler, Ludwig: Katholische Aktion im Angriff auf Deutschland. Die Lüge vom ‚rein religiösen‘ Werbefeldzug, Ludendorff Verlag München, 1937, 32 S. mit Übersichttafel „Der Aufbau des katholischen Vereinswesens“
Gengler spricht in seiner Hetzschrift auf S. 9 im Zusammenhang mit der „katholischen Aktion“ z.B. vom „Generalangriff der Laien-Sturmtruppe Roms“. Schon auf der inneren Coverseite wird die Stoßrichtung Genglers deutlich; er zitiert den katholischen Politiker Franz Joseph von Buß (1851): „Mit einem Netz von katholischen Vereinen werden wir den altprotestantischen Herd in Preußen von Osten und Westen umklammern und durch eine Unzahl von Klöstern die Klammern befestigen und damit den Protestantismus erdrücken ...“
https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Joseph_von_Bu%C3%9F
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„Allgäuer Beobachter“, 23.06.1933
(S. 1: „Die nationale Umwälzung dauert an! S.P.D. verboten“)
S. 7:
Die Säuberungsaktion dauert an
Berlin. Der Führer der deutschen Abeitsfront Dr. Ley hat eine Reihe neuer Verfügungen erlassen. Darin werden u. a. die katholischen und evangelischen Arbeitervereine als staatsfeindlich erklärt, weil sie den großen Ausbau hindern und hemmen. Deshalb sei es höchste Zeit, daß sie verschwinden.
Allein zuständig für den ständischen Aufbau sei die N.S.D.A.P. Hinsichtlich der christlichen Gewerkschaften wird erklärt, es habe sich in ihren Kassen und Wirtschaftsangelegenheiten die größten Korruptionen herausgestellt. Infolgedessen werden alle Dienststellen der christl. Gewerkschaften und Angestelltenverbände mit Nationalsozialisten besetzt. Die Mitglieder des großen Arbeitskonvents der deutschen Arbeitsfront Bernhard Otte, Friedrich Baldrusch, Franz Behrens und die bisherigen Führer der Christl. Gewerkschaften Stegerwald, Imbusch und andere werden aus der deutschen Arbeitsfront ausgeschlossen. Dadurch soll dokumentiert werden, daß jeder, der es wagt, den großen revolutionären Aufbau der Nationalsozialisten anzutasten, für alle Zeit geächtet wird.
Urheber
Burschenverein Ottobeuren
Quelle
Josef Lohr
Verleger
Helmut Scharpf
Datum
1929-10-20
Rechte
gemeinfrei