840 bis 1774 – Die Beziehungen des Ottobeurer Klosterstaats mit dem Stift Kempten
Titel
840 bis 1774 – Die Beziehungen des Ottobeurer Klosterstaats mit dem Stift Kempten
Beschreibung
Dieser wunderbar kolorierte Kupferstich mit der historischen Ortsansicht von Kempten 1621-31, gedruckt 1678 in der „Sciagraphia Cosmica“ von Daniel Meisner (Seite A24), führt uns zur Betrachtung des Verhältnisses zwischen der Abtei Ottobeuren und der Fürstabtei Kempten. Ausgewertet werden hierzu peu a peu die Einträge des Ottobeurer Chronisten Pater Maurus Feyerabend (seine vier Bände sind alle im virtuellen Museum abrufbar).
Zunächst aber soll hier der Kupferstich (Sammlung Helmut Scharpf) beschrieben werden. Das Format hat im Original 7,2 x 14,3 cm (Darstellung), 17,5 x 20,5 cm (Blatt, hier eingekürzt). Der rechts unten abgebildete Bienenstock steht als Allegorie für den Glauben an Gott. Auch Titel („Favo mihi dulcior hyblae“, übersetzt etwa „Der Bienenstock ist für mich süßer“) und Texte bringen die Süße des Honigs mit der Süße des Glaubens in Verbindung. In allen Weltreligionen und vielen Kulturen gilt die Biene als Quelle der Inspiration und als Symbol für das Göttliche.
Text unter dem Bild:
links:
Non tam grate meo sunt Attica mella pulato.
Der Honig süß und lieblich ist,
Ein jeden der denselben isst.
rechts:
Quam tua Summe DEUS Lex et veneranda loguela.
Ein glaubig Hertz nichts süßers weiß,
Dann Gottes zusag und verheiß.
Über Daniel_Meisner (1585 - 1625) gibt es einen Wikipedia-Eintrag:
https://de.wikipedia.org/wiki/Daniel_Meisner
Der gesamte erste Band seiner „Sciagraphia Cosmica“ ist bei der Uni Heidelbegr abrufbar: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/meisner1678bd1/0170/image,info
Zentral Sankt Mang mit der – von einer Stadtmauer umgebenen – Reichsstadt, ganz rechts im Bild das Marienmünster, die romanische Kloster- und Stiftskirche des Fürststifts Kempten. Wikipedia: „Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Kirche im Jahr 1632 zerstört und nicht wiedererrichtet. Auf dem Gelände der zerstörten Kirche entstand dann die Fürstäbtliche Residenz.“ Insofern ergibt sich hier ein Hinweis auf das Alter der Ansicht.
Wo steht die spätgotische Pfarrkirche „St. Lorenz uffm Berg“?
https://de.wikipedia.org/wiki/Marienm%C3%BCnster_(Kempten)
Ergänzend zum Thema Allegorie hier ein Zitat aus einem Interview mit dem Osnabrücker Generalvikar Ulrich Beckwermert auf katholisch.de: „Im Exsultet der Osternacht kommen die Bienen sogar zweimal vor. Da geht es nicht nur um den Honig, denn auch Bienenwachs hatte eine hohe Bedeutung. Wer Bienenwachs besaß und eine Kerze hatte, dem erschlossen sich andere Möglichkeiten der Bildung, denn wenn ich eine Kerze habe, kann ich auch bei Dunkelheit lesen. Deshalb wurde Bienenwachs teilweise mit Gold aufgewogen.“
Lesenswert ist auch der Absatz „Bienenstock als Symbol“ auf der Wikipedia-Seite über Bienenstöcke:
https://de.wikipedia.org/wiki/Bienenstock
Am oberen Rand finden sich drei Wappenschilde:
rechts das Wappen des Fürststifts Kempten, geteilt von Rot und Blau, belegt mit dem Brustbild der Königin Hildegard, der Gründerin der Abtei.
links daneben (das mittlere Wappen) das am 12. Dezember 1488 von Kaiser Friedrich III. der Stadt verliehene neue Wappen; im Schild mit Doppeladler und Kaiserkrone.
ganz links ein Wappen, das nur von zwei Farben geteilt wird - unbekannt.
das Wappen, das ab 1565 belegt ist, hier in der Variante ohne den Buchstaben „K“, mit Doppeladler und Krone.
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Nun zu den Beziehungen der Abtei Ottobeuren mit Kempten. Konflikte ergaben sich in erster Linie bei Unstimmigkeiten im Grenzverlauf. Als erstes sie hier der Streit aus dem Jahr 840 erwähnt, dann echte Kämpfe um den Herrenwald bei Haldenwang im Jahr 965 („Längere Zeit schlug man sich miteinander, und die beiderseitige Erbitterung gieng so weit, daß die umliegende Gegend darunter mit Feuer und Schwert verheeret, und der Landmann in eine schwerfällige Armuth versetzt wurde.“) bis 1774 mit der sehr unerwarteten Abgabe der Pfarrei Lachen. Weitere Themen folgen peu à peu!
Grenzziehung mit Kempten – Feyerabend, Bd. 1
S. 221
Jahr 840
Ueberhaupt nahm das Stift Kempten unter der Regierung Ludwigs des Frommen an Grösse, Ansehen, und besondern Vorrechten sehr zu. Hievon gibt selbst einen Beweis die folgende Gränzberichtigung, welche ganz bestimmt im J. 840 vor sich gegangen seyn muß; weil nur auf dieses Jahr alle in der Urkunde bemerkte Zeitpunkte zusammen treffen können.** Die bemeldte Gränzberichtigung ist auch für Ottenbeuren sehr wichtig, und merkwürdig; weil sie die allerälteste Gränzlinie gegen Kempten genauest bestimmt. Der Hergang der Sache war folgender:
Nach einiger entstandenen Irrungen wegen der Gränze sendete Kaiser Ludwig einen seiner Kammerbothen, Iring mit Namen, sammt zwei Grafen Babo*** und Berchtold mit dem
S. 222
Auftrag nach Kempten, zu Pferd alle Marken zu bereisen, und die ältesten und vorzüglichsten Männer aus dem Illergau, Augstgau, und dem Alpen- oder Allgau bei den Reliquien der Heiligen eidlich schwören zu lassen, daß sie die bewußten Gränzen der Besitzungen des Stiftes Kempten, welchem damals* Erkambert, Bischof zu Freisingen, als Abt zugleich, vorstund, richtig, redlich und gewissenhaft angeben wollten. Nach abgelegtem Eide gaben die hiezu aufgeforderten Männer über die alte Gränzlinie, wie sie unter Karl dem grossen bestand, die in der untersetzten Note** verzeichnete Auskunft. Besonders
S. 223
verdient darinn jene Gränze bemerkt zu werden, welche sich über den so genannten Hohenrein nach dem Gedinbrunnen bei Wohlfahrtschwenden [Wolfertschwenden] zieht. Der Hohenrein ist jene Gegend, welche in einer Anhöhe von Grönenbach bis nach Kronburg fortläuft, und der damals genannte Gedinbrunnen befindet sich unweit des Fußweges von Wohlfartschwenden nach dem Dorfe Böhen. Dieser Brunnen machte noch nach tausenden, und einigen Jahren die ganz unveränderte Scheidungsgränze zwischen dem kemptenschen, und ottenbeurischen Gebiete. Der ganz ernsthafte Gränzstreit endete sich zu letzt damit, „daß alle jene Herren, welche sich über die angezeigte Gränze hinein gesetzt hatten, einem kaiserlichen Richterspruche gemäß, das angemaßte Eigenthum an das Stift zurückstellen, über die Gränze zurück weichen, und zur Strafe ihre Sessel auf eigenen Schultern selbst eine weite Strecke Wegs tragen mußten; wovon der Kaiser jedoch die Priester, und Gelehrten ausnahm.“ Die ganze Gränze zieht an jenen ältern Besitzungen
S. 224
Ottenbeurens, welche weiter oben [im Kapitel] § V angeführt sind, so unschädlich, und nachbarlich vorbei, daß dieselbe allerdings als eine rechtsförmige Bestättigung der ersten Stifts-Besitzungen gelten kann.
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Heftiger Grenzstreit mit Kempten im Jahr 965
Bd. 1, S. 341
Während der kurzen Abwesenheit des schwäbischen Herzoges Burchard scheint jene merkwürdige Feindseligkeit zwischen den zwei Stiftern Kempten, und Ottenbeuren ausgebrochen zu seyn, welche über eben diese Gegenden, die wir bewohnen, vieles Unheil, und Unglück verbreitete. Den Anlaß zu dieser verheerenden Fehde gab eine zwischen beiden Theilen streitige Waldung, die sich jeder Theil, ohne Zwischenkunft eines gütlichen Vergleiches, zueignen wollte, vermutlich der noch jetzt so genannte Herrnwald unweit Haldenwang, welcher Ort damals Ottenbeuren angehörte, wo der Wald etwa zwischen dem kemptischen, und ottenbeurischen Gebiete die Gränze theilte. Das Stift Kempten hatte damals jenen weiten Umfang des Gebietes noch nicht, den es nachmals erhielt, und Ottenbeuren, ohne von seinen beträchtlichen Stiftungsgütern etwas verloren, oder abgetreten zu haben, was einige Jahre spater geschah, harrete noch auf dem ungeschmälerten Besitze seines ersten Gebietes; die Streitkräfte von beiden Theilen stunden also in einem bereits
S. 342
gleichen Verhältnisse. Kempten hatte eine ziemliche Anzahl von damals so genannten Ministerialen, welche meistens von Adel, und als Lehenträger des Stiftes dem Herrn Abte zu Kriegsdiensten verbunden waren, und eine noch grössere Anzahl der Freigebohrnen (Ingenui) die sichs zur Pflicht und Ehre rechneten, für die Sache ihres Herrn zu kämpfen; und so nicht weniger Ottenbeuren. Die Fehde fieng sich mit Neckereien an, die anfangs nicht vieles zu bedeuten hatten; bald kam es aber dahin, daß man mit voller Mannsrüstung gegen einander zog; und dieß geschah nicht nur einmal, sondern öfter. Längere Zeit schlug man sich miteinander, und die beiderseitige Erbitterung gieng so weit, daß die umliegende Gegend darunter mit Feuer und Schwert verheeret, und der Landmann in eine schwerfällige Armuth versetzt wurde. Der Kaiser, hievon benachrichtiget, wurde anfangs sehr aufgebracht; nahm aber bald gütigere Gesinnungen an, berief den heiligen Bischof von Augspurg zu sich,
S. 343
und machte demselben den Auftrag, sich mit dem Grafen Berthold, und dem Grafen Richwin an Platz, und Ort zu begeben, und die ausgebrochenen Feindseligkeiten best möglichst auszugleichen. Einen schicklichern Friedensmittler hätte der Kaiser nicht wählen können. Der heilige Ulrich war Abt zu Kempten, und vertrat auch anstatt des Abtes Adalbero, seines Neffen, der sich meistens am Kaiserhofe aufhielt, wenigstens in Hinsicht auf das Geistliche die Stelle eines Abtes zu Ottenbeuren; gegen einen solchen Friedensmittler konnte also keine der streitenden Parthien etwas mit Grunde einwenden; wie auch selbst die Vermittelung ganz nach dem Wunsche des Kaisers geschah. Dem kaiserlichen Auftrag gemäß sollte jene ältere Gränzscheide zur Norm, und zum Maßstabe genommen werden, welche der heilige Witgar,
S. 344
Bischof zu Augsburg, und zugleich Ottenbeurischer Abt unter Karl dem Kahlen um das Jahr 876 festgesetzt hatte; da man nun von diesem Punckte ausgieng, und zu einer dauerhaftern Verhandlung die miteinberufenen Grossen von der Provinz Schwaben zugegen waren, so kam die beabsichtigte Ausgleichung ohne grosse Mühe zu Stande, und von dieser Zeit an scheint der heilige Bischof, sich der Abtei Ottenbeuren ganz besonders angenommen zu haben.
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Wahlen in der Fürstabtei Kempten
Band 4, S. 31
Jahr 1746
Zu Kempten ward den 26ten des Brachmonats [Juni] wegen des hohen und schwächlichen Alters des damaligen Herrn Fürstabtes Anselm von Reichlin in Beiseyn des kaiserlichen Herrn, Gesandten, Grafen von Kobezel, zur Wahl eines Koadjutors geschritten. Unser Herr Abt [Anselm Erb], welcher zur Leitung dieses Geschäftes erbethen, und berufen war, las frühe 7 Uhr die feierliche heilige Geistesmesse, worunter die 18 wählenden Herren Stiftskapitularen das heiligste Abendmahl empfiengen, setzte sich hierauf mit einem Mantel angethan in die Mitte des Choraltares, hielt über die erforderlichen Eigenschaften einer nach den Kirchengesetzen rechtmässigen Wahl
S. 32
eine bündige Rede, und nachdem die bei verschlossenen Thüren unternommene Wahl auf den allgemein geschätzten, und verehrten Herrn Kapitular Engelbert von Sirchenstein ausgefallen, und die päpstliche Wahlbestättigung erfolget war, nahm unser bemeldte Herr Abt anstatt des apostolischen Herrn Nunzius [Nuntius] von Luzern, von welchem er hiezu besonders bevollmächtiget war, von dem neugewählten Herrn Koadjutor in Gegenwart eines Notars, und der erforderlichen Zeugen gemäß der tridentinischen Vorschrift das Glaubensbekenntniß ab, womit er seine ehrenvolle Funkionen bei dieser Handlung beschloß.
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Abgabe der Pfarrei Lachen
Band 4, S. 136
§ IV.
Jahr 1770.
Mit der geistlichen Verwaltung der schon öfter bemeldten theinselbergischen Pfarrgemeinde katholischen Antheils, welche sich vom Jahre 1747 bis jetzt in der am Fusse des Theinselberges neu erbauten Pfarrkirche Lachen zum Gottesdienste versammelte, ergab sich in diesem Jahre eine plötzliche Aenderung. Ein mit Patrimonialien [Besitz von Gütern] ziemlich wohl versehener Weltpriester, Johann Evangelist Epple von Niederdorf, auf der Mühle gebürtig, bot sich der fürstlich kemptischen Regierung von selbst an, nicht nur die Seelsorge der benannten Pfarrgemeinde lebenlänglich zu übernehrnen, sondern auch zu einiger Dotation der armen Kirche nach Möglichkeit von dem Seinigen
S. 137
beizutragen. Dieses Anerbieten fand einen so gefälligen Eingang, daß man von Seite Kemptens, ohne mit Ottenbeuren [damals üblich für Ottobeuren] einige Rücksprache zu nehmen, sogleich geheimest alle erforderliche Anstalten zur Bewerkstelligung traf, und der Herr Fürstabt Honorius ohne alle vorläufige Anzeige den 24ten Jäner [Januar] dem hiesigen Stifte die Beendigung der bis dahin gepflogenen Pfarrverwaltung durch seinen damals obersten Heiligenpfleger, den Freiherrn, und Stistskapirular Epimach von Kronegg, melden, und ankündigen ließ*.
Vom Jahr 1662 bis auf das gegegenwärtige versah das hiesige Stift gegen eine jährlich kleine Erkenntlichkeit von 120 fl. [Gulden] diesen eine halbe Meile von hier entlegenen Pfarrort durch seine Ordensgeistliche[n], die sich keiner Mühe gereuen liessen, und sich nicht bloß einmal für ihre Heerde [Herde] der Lebensgefahr ausstellten. Abt Honorar wendete gegen die bemeldte Aufkündigung nicht nur nicht das Mindeste ein, sondern schenkte noch dazu großmüthig der zu verlassenden Kirche alle jene Paramente, welche unter der ottenbeurischen Pfarrverwaltung von hieraus an dieselbe gekommen waren, und erklärte dem Herrn Fürstabte von Kempten in einem
*Stift Kempten, den 24. Jäner [Jänner, Januar] 1770. Cfr. Historische Urkunden vom Theinselberg.
S. 138
Schreiben*, sein bisheriger Pfarrverweser, Pater Domimk Wohnhaas zu Lachen, werde den 1ten Hornung [Februar] die letzte Rede, und den letzten Gottesdienst in seinem bisherigen Pfarrorte halten, sodann die Schlüssel sammt den Pfarrbüchern, und einem genauen Verzeichnisse aller Kirchengeräthschaften an den Nachfolger ausliefern, und nach Hause zurückkehren. Und so geschah es.
Den Ersten des Hornungs hielt unser bemeldte Pfarrverweser die letzte Rede an sein Pfarrvolk, das seinen lieben, und eifrigen Hirten äusserst ungerne, und unter vielen Thränen verlor; nach beendigtem Gottesdienste geschah die feierliche Uebergabe, worauf der Rückzug unter der Begleitung vieler dankbaren Pfarrgenossen zu Pferde bis in das hiesige Stift erfolgte. Selbst die Reformisten des Theinselbergs trugen sehr viele Achtung für den lieben, und friedfertigen Mann, und der damalige reformirte Herr Pfarrer Wilhelm Schinz von Zürich, da er sich einer zugestossenen Unpäßlichkeit halber persönlich nicht beurlauben konnte, beehrte seinen Herrn Nachbar am letzten Tage noch mit einem sehr herzlichen
* Schreiben des Herrn Abtes Honorat an den Herrn Fürstabt Honorius vom 30ten Jäner 1770.
S. 139
Abschiedsschreiben, worinn der ehrliche Schweitzer, wie er sich selbst nennt, an unsern Mitbruder neben andern guten Eigenschaften besonders die Fried- und Vertragsamkeit anrühmt, und unter andern schreibt:
„O möchte doch Dero Herr Nachfahr dieselben, wie in so vielen andern großwürdigen Eigenschaften, also auch hierin, in dieser Vertragsamkeit, und Friedensliebe zum würdigen Muster nehmen!“
So zog sich Ottenbeuren von der weitern Verwaltung der Pfarrei Lachen zurück!
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S. 154
(…)
Jahr 1774.
In seinem Gebiete verlegte sich der stets thätige, und rastlose Abt Honorat [Göhl], da die alten noch bestehenden so genannten Hohlwege den Reisenden eben so beschwerlich, als allem Kommerze sehr hinderlich waren, mit einem Aufwande von mehr, als 30,000 Gulden auf die Anlegung öffentlicher sicherer Wege, und Strassen, womit, neben der Ausbesserung der Strasse nach Memmingen, und des geräumigen Weges über den Michaelsberg, mit jener nach Wolfartschwenden [Wolfertschwenden] Kempten zu, der Anfang gemacht, und in den folgenden Jahren mit dem Wege über den Guggenberg nach Kaufbeuren, und mit einem andern über
S. 155
die so genannten Kuttern nach Kempten , so weit die Gebietsgränzen reichten, fortgefahren wurde. Hätte das fürstliche Stift Kempten damals zur Fortsetzung der wohlangelegten Strasse durch sein Gebiet beigeholfen, und hätte die anliegende Reichsstadt Kempten wegen Eintreibung des hie und da streitig gewordenen Zoll- und Weggeldes das nachbarliche Vorhaben des bemeldten Stiftes nicht gehindert, so wäre jene Wegverkürzuüg durch Anlegung einer zum wechselseitigen Handel bequemmern Strasse schon damals zu Stande gekommen, an der man eben jetzt, da ich dieses schreibe, nach 41 Jahren, neuerdings arbeitet.
Auch zur Begünstigung des für Memmingen so wohl, als für Mindelheim sehr einträglichen Salzfuhrwerkes gestattete der Herr Abt die Anlegung einer neuen Salzstrasse durch sein Gebiet, welche einen geradern und kürzern Weg über Kamlach und Erkheim zu den zwei Salzdepots darbot, und öffnete *.
* Ex relictia Schedis Abb. Honoriti.
Zunächst aber soll hier der Kupferstich (Sammlung Helmut Scharpf) beschrieben werden. Das Format hat im Original 7,2 x 14,3 cm (Darstellung), 17,5 x 20,5 cm (Blatt, hier eingekürzt). Der rechts unten abgebildete Bienenstock steht als Allegorie für den Glauben an Gott. Auch Titel („Favo mihi dulcior hyblae“, übersetzt etwa „Der Bienenstock ist für mich süßer“) und Texte bringen die Süße des Honigs mit der Süße des Glaubens in Verbindung. In allen Weltreligionen und vielen Kulturen gilt die Biene als Quelle der Inspiration und als Symbol für das Göttliche.
Text unter dem Bild:
links:
Non tam grate meo sunt Attica mella pulato.
Der Honig süß und lieblich ist,
Ein jeden der denselben isst.
rechts:
Quam tua Summe DEUS Lex et veneranda loguela.
Ein glaubig Hertz nichts süßers weiß,
Dann Gottes zusag und verheiß.
Über Daniel_Meisner (1585 - 1625) gibt es einen Wikipedia-Eintrag:
https://de.wikipedia.org/wiki/Daniel_Meisner
Der gesamte erste Band seiner „Sciagraphia Cosmica“ ist bei der Uni Heidelbegr abrufbar: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/meisner1678bd1/0170/image,info
Zentral Sankt Mang mit der – von einer Stadtmauer umgebenen – Reichsstadt, ganz rechts im Bild das Marienmünster, die romanische Kloster- und Stiftskirche des Fürststifts Kempten. Wikipedia: „Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Kirche im Jahr 1632 zerstört und nicht wiedererrichtet. Auf dem Gelände der zerstörten Kirche entstand dann die Fürstäbtliche Residenz.“ Insofern ergibt sich hier ein Hinweis auf das Alter der Ansicht.
Wo steht die spätgotische Pfarrkirche „St. Lorenz uffm Berg“?
https://de.wikipedia.org/wiki/Marienm%C3%BCnster_(Kempten)
Ergänzend zum Thema Allegorie hier ein Zitat aus einem Interview mit dem Osnabrücker Generalvikar Ulrich Beckwermert auf katholisch.de: „Im Exsultet der Osternacht kommen die Bienen sogar zweimal vor. Da geht es nicht nur um den Honig, denn auch Bienenwachs hatte eine hohe Bedeutung. Wer Bienenwachs besaß und eine Kerze hatte, dem erschlossen sich andere Möglichkeiten der Bildung, denn wenn ich eine Kerze habe, kann ich auch bei Dunkelheit lesen. Deshalb wurde Bienenwachs teilweise mit Gold aufgewogen.“
Lesenswert ist auch der Absatz „Bienenstock als Symbol“ auf der Wikipedia-Seite über Bienenstöcke:
https://de.wikipedia.org/wiki/Bienenstock
Am oberen Rand finden sich drei Wappenschilde:
rechts das Wappen des Fürststifts Kempten, geteilt von Rot und Blau, belegt mit dem Brustbild der Königin Hildegard, der Gründerin der Abtei.
links daneben (das mittlere Wappen) das am 12. Dezember 1488 von Kaiser Friedrich III. der Stadt verliehene neue Wappen; im Schild mit Doppeladler und Kaiserkrone.
ganz links ein Wappen, das nur von zwei Farben geteilt wird - unbekannt.
das Wappen, das ab 1565 belegt ist, hier in der Variante ohne den Buchstaben „K“, mit Doppeladler und Krone.
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Nun zu den Beziehungen der Abtei Ottobeuren mit Kempten. Konflikte ergaben sich in erster Linie bei Unstimmigkeiten im Grenzverlauf. Als erstes sie hier der Streit aus dem Jahr 840 erwähnt, dann echte Kämpfe um den Herrenwald bei Haldenwang im Jahr 965 („Längere Zeit schlug man sich miteinander, und die beiderseitige Erbitterung gieng so weit, daß die umliegende Gegend darunter mit Feuer und Schwert verheeret, und der Landmann in eine schwerfällige Armuth versetzt wurde.“) bis 1774 mit der sehr unerwarteten Abgabe der Pfarrei Lachen. Weitere Themen folgen peu à peu!
Grenzziehung mit Kempten – Feyerabend, Bd. 1
S. 221
Jahr 840
Ueberhaupt nahm das Stift Kempten unter der Regierung Ludwigs des Frommen an Grösse, Ansehen, und besondern Vorrechten sehr zu. Hievon gibt selbst einen Beweis die folgende Gränzberichtigung, welche ganz bestimmt im J. 840 vor sich gegangen seyn muß; weil nur auf dieses Jahr alle in der Urkunde bemerkte Zeitpunkte zusammen treffen können.** Die bemeldte Gränzberichtigung ist auch für Ottenbeuren sehr wichtig, und merkwürdig; weil sie die allerälteste Gränzlinie gegen Kempten genauest bestimmt. Der Hergang der Sache war folgender:
Nach einiger entstandenen Irrungen wegen der Gränze sendete Kaiser Ludwig einen seiner Kammerbothen, Iring mit Namen, sammt zwei Grafen Babo*** und Berchtold mit dem
S. 222
Auftrag nach Kempten, zu Pferd alle Marken zu bereisen, und die ältesten und vorzüglichsten Männer aus dem Illergau, Augstgau, und dem Alpen- oder Allgau bei den Reliquien der Heiligen eidlich schwören zu lassen, daß sie die bewußten Gränzen der Besitzungen des Stiftes Kempten, welchem damals* Erkambert, Bischof zu Freisingen, als Abt zugleich, vorstund, richtig, redlich und gewissenhaft angeben wollten. Nach abgelegtem Eide gaben die hiezu aufgeforderten Männer über die alte Gränzlinie, wie sie unter Karl dem grossen bestand, die in der untersetzten Note** verzeichnete Auskunft. Besonders
S. 223
verdient darinn jene Gränze bemerkt zu werden, welche sich über den so genannten Hohenrein nach dem Gedinbrunnen bei Wohlfahrtschwenden [Wolfertschwenden] zieht. Der Hohenrein ist jene Gegend, welche in einer Anhöhe von Grönenbach bis nach Kronburg fortläuft, und der damals genannte Gedinbrunnen befindet sich unweit des Fußweges von Wohlfartschwenden nach dem Dorfe Böhen. Dieser Brunnen machte noch nach tausenden, und einigen Jahren die ganz unveränderte Scheidungsgränze zwischen dem kemptenschen, und ottenbeurischen Gebiete. Der ganz ernsthafte Gränzstreit endete sich zu letzt damit, „daß alle jene Herren, welche sich über die angezeigte Gränze hinein gesetzt hatten, einem kaiserlichen Richterspruche gemäß, das angemaßte Eigenthum an das Stift zurückstellen, über die Gränze zurück weichen, und zur Strafe ihre Sessel auf eigenen Schultern selbst eine weite Strecke Wegs tragen mußten; wovon der Kaiser jedoch die Priester, und Gelehrten ausnahm.“ Die ganze Gränze zieht an jenen ältern Besitzungen
S. 224
Ottenbeurens, welche weiter oben [im Kapitel] § V angeführt sind, so unschädlich, und nachbarlich vorbei, daß dieselbe allerdings als eine rechtsförmige Bestättigung der ersten Stifts-Besitzungen gelten kann.
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Heftiger Grenzstreit mit Kempten im Jahr 965
Bd. 1, S. 341
Während der kurzen Abwesenheit des schwäbischen Herzoges Burchard scheint jene merkwürdige Feindseligkeit zwischen den zwei Stiftern Kempten, und Ottenbeuren ausgebrochen zu seyn, welche über eben diese Gegenden, die wir bewohnen, vieles Unheil, und Unglück verbreitete. Den Anlaß zu dieser verheerenden Fehde gab eine zwischen beiden Theilen streitige Waldung, die sich jeder Theil, ohne Zwischenkunft eines gütlichen Vergleiches, zueignen wollte, vermutlich der noch jetzt so genannte Herrnwald unweit Haldenwang, welcher Ort damals Ottenbeuren angehörte, wo der Wald etwa zwischen dem kemptischen, und ottenbeurischen Gebiete die Gränze theilte. Das Stift Kempten hatte damals jenen weiten Umfang des Gebietes noch nicht, den es nachmals erhielt, und Ottenbeuren, ohne von seinen beträchtlichen Stiftungsgütern etwas verloren, oder abgetreten zu haben, was einige Jahre spater geschah, harrete noch auf dem ungeschmälerten Besitze seines ersten Gebietes; die Streitkräfte von beiden Theilen stunden also in einem bereits
S. 342
gleichen Verhältnisse. Kempten hatte eine ziemliche Anzahl von damals so genannten Ministerialen, welche meistens von Adel, und als Lehenträger des Stiftes dem Herrn Abte zu Kriegsdiensten verbunden waren, und eine noch grössere Anzahl der Freigebohrnen (Ingenui) die sichs zur Pflicht und Ehre rechneten, für die Sache ihres Herrn zu kämpfen; und so nicht weniger Ottenbeuren. Die Fehde fieng sich mit Neckereien an, die anfangs nicht vieles zu bedeuten hatten; bald kam es aber dahin, daß man mit voller Mannsrüstung gegen einander zog; und dieß geschah nicht nur einmal, sondern öfter. Längere Zeit schlug man sich miteinander, und die beiderseitige Erbitterung gieng so weit, daß die umliegende Gegend darunter mit Feuer und Schwert verheeret, und der Landmann in eine schwerfällige Armuth versetzt wurde. Der Kaiser, hievon benachrichtiget, wurde anfangs sehr aufgebracht; nahm aber bald gütigere Gesinnungen an, berief den heiligen Bischof von Augspurg zu sich,
S. 343
und machte demselben den Auftrag, sich mit dem Grafen Berthold, und dem Grafen Richwin an Platz, und Ort zu begeben, und die ausgebrochenen Feindseligkeiten best möglichst auszugleichen. Einen schicklichern Friedensmittler hätte der Kaiser nicht wählen können. Der heilige Ulrich war Abt zu Kempten, und vertrat auch anstatt des Abtes Adalbero, seines Neffen, der sich meistens am Kaiserhofe aufhielt, wenigstens in Hinsicht auf das Geistliche die Stelle eines Abtes zu Ottenbeuren; gegen einen solchen Friedensmittler konnte also keine der streitenden Parthien etwas mit Grunde einwenden; wie auch selbst die Vermittelung ganz nach dem Wunsche des Kaisers geschah. Dem kaiserlichen Auftrag gemäß sollte jene ältere Gränzscheide zur Norm, und zum Maßstabe genommen werden, welche der heilige Witgar,
S. 344
Bischof zu Augsburg, und zugleich Ottenbeurischer Abt unter Karl dem Kahlen um das Jahr 876 festgesetzt hatte; da man nun von diesem Punckte ausgieng, und zu einer dauerhaftern Verhandlung die miteinberufenen Grossen von der Provinz Schwaben zugegen waren, so kam die beabsichtigte Ausgleichung ohne grosse Mühe zu Stande, und von dieser Zeit an scheint der heilige Bischof, sich der Abtei Ottenbeuren ganz besonders angenommen zu haben.
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Wahlen in der Fürstabtei Kempten
Band 4, S. 31
Jahr 1746
Zu Kempten ward den 26ten des Brachmonats [Juni] wegen des hohen und schwächlichen Alters des damaligen Herrn Fürstabtes Anselm von Reichlin in Beiseyn des kaiserlichen Herrn, Gesandten, Grafen von Kobezel, zur Wahl eines Koadjutors geschritten. Unser Herr Abt [Anselm Erb], welcher zur Leitung dieses Geschäftes erbethen, und berufen war, las frühe 7 Uhr die feierliche heilige Geistesmesse, worunter die 18 wählenden Herren Stiftskapitularen das heiligste Abendmahl empfiengen, setzte sich hierauf mit einem Mantel angethan in die Mitte des Choraltares, hielt über die erforderlichen Eigenschaften einer nach den Kirchengesetzen rechtmässigen Wahl
S. 32
eine bündige Rede, und nachdem die bei verschlossenen Thüren unternommene Wahl auf den allgemein geschätzten, und verehrten Herrn Kapitular Engelbert von Sirchenstein ausgefallen, und die päpstliche Wahlbestättigung erfolget war, nahm unser bemeldte Herr Abt anstatt des apostolischen Herrn Nunzius [Nuntius] von Luzern, von welchem er hiezu besonders bevollmächtiget war, von dem neugewählten Herrn Koadjutor in Gegenwart eines Notars, und der erforderlichen Zeugen gemäß der tridentinischen Vorschrift das Glaubensbekenntniß ab, womit er seine ehrenvolle Funkionen bei dieser Handlung beschloß.
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Abgabe der Pfarrei Lachen
Band 4, S. 136
§ IV.
Jahr 1770.
Mit der geistlichen Verwaltung der schon öfter bemeldten theinselbergischen Pfarrgemeinde katholischen Antheils, welche sich vom Jahre 1747 bis jetzt in der am Fusse des Theinselberges neu erbauten Pfarrkirche Lachen zum Gottesdienste versammelte, ergab sich in diesem Jahre eine plötzliche Aenderung. Ein mit Patrimonialien [Besitz von Gütern] ziemlich wohl versehener Weltpriester, Johann Evangelist Epple von Niederdorf, auf der Mühle gebürtig, bot sich der fürstlich kemptischen Regierung von selbst an, nicht nur die Seelsorge der benannten Pfarrgemeinde lebenlänglich zu übernehrnen, sondern auch zu einiger Dotation der armen Kirche nach Möglichkeit von dem Seinigen
S. 137
beizutragen. Dieses Anerbieten fand einen so gefälligen Eingang, daß man von Seite Kemptens, ohne mit Ottenbeuren [damals üblich für Ottobeuren] einige Rücksprache zu nehmen, sogleich geheimest alle erforderliche Anstalten zur Bewerkstelligung traf, und der Herr Fürstabt Honorius ohne alle vorläufige Anzeige den 24ten Jäner [Januar] dem hiesigen Stifte die Beendigung der bis dahin gepflogenen Pfarrverwaltung durch seinen damals obersten Heiligenpfleger, den Freiherrn, und Stistskapirular Epimach von Kronegg, melden, und ankündigen ließ*.
Vom Jahr 1662 bis auf das gegegenwärtige versah das hiesige Stift gegen eine jährlich kleine Erkenntlichkeit von 120 fl. [Gulden] diesen eine halbe Meile von hier entlegenen Pfarrort durch seine Ordensgeistliche[n], die sich keiner Mühe gereuen liessen, und sich nicht bloß einmal für ihre Heerde [Herde] der Lebensgefahr ausstellten. Abt Honorar wendete gegen die bemeldte Aufkündigung nicht nur nicht das Mindeste ein, sondern schenkte noch dazu großmüthig der zu verlassenden Kirche alle jene Paramente, welche unter der ottenbeurischen Pfarrverwaltung von hieraus an dieselbe gekommen waren, und erklärte dem Herrn Fürstabte von Kempten in einem
*Stift Kempten, den 24. Jäner [Jänner, Januar] 1770. Cfr. Historische Urkunden vom Theinselberg.
S. 138
Schreiben*, sein bisheriger Pfarrverweser, Pater Domimk Wohnhaas zu Lachen, werde den 1ten Hornung [Februar] die letzte Rede, und den letzten Gottesdienst in seinem bisherigen Pfarrorte halten, sodann die Schlüssel sammt den Pfarrbüchern, und einem genauen Verzeichnisse aller Kirchengeräthschaften an den Nachfolger ausliefern, und nach Hause zurückkehren. Und so geschah es.
Den Ersten des Hornungs hielt unser bemeldte Pfarrverweser die letzte Rede an sein Pfarrvolk, das seinen lieben, und eifrigen Hirten äusserst ungerne, und unter vielen Thränen verlor; nach beendigtem Gottesdienste geschah die feierliche Uebergabe, worauf der Rückzug unter der Begleitung vieler dankbaren Pfarrgenossen zu Pferde bis in das hiesige Stift erfolgte. Selbst die Reformisten des Theinselbergs trugen sehr viele Achtung für den lieben, und friedfertigen Mann, und der damalige reformirte Herr Pfarrer Wilhelm Schinz von Zürich, da er sich einer zugestossenen Unpäßlichkeit halber persönlich nicht beurlauben konnte, beehrte seinen Herrn Nachbar am letzten Tage noch mit einem sehr herzlichen
* Schreiben des Herrn Abtes Honorat an den Herrn Fürstabt Honorius vom 30ten Jäner 1770.
S. 139
Abschiedsschreiben, worinn der ehrliche Schweitzer, wie er sich selbst nennt, an unsern Mitbruder neben andern guten Eigenschaften besonders die Fried- und Vertragsamkeit anrühmt, und unter andern schreibt:
„O möchte doch Dero Herr Nachfahr dieselben, wie in so vielen andern großwürdigen Eigenschaften, also auch hierin, in dieser Vertragsamkeit, und Friedensliebe zum würdigen Muster nehmen!“
So zog sich Ottenbeuren von der weitern Verwaltung der Pfarrei Lachen zurück!
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S. 154
(…)
Jahr 1774.
In seinem Gebiete verlegte sich der stets thätige, und rastlose Abt Honorat [Göhl], da die alten noch bestehenden so genannten Hohlwege den Reisenden eben so beschwerlich, als allem Kommerze sehr hinderlich waren, mit einem Aufwande von mehr, als 30,000 Gulden auf die Anlegung öffentlicher sicherer Wege, und Strassen, womit, neben der Ausbesserung der Strasse nach Memmingen, und des geräumigen Weges über den Michaelsberg, mit jener nach Wolfartschwenden [Wolfertschwenden] Kempten zu, der Anfang gemacht, und in den folgenden Jahren mit dem Wege über den Guggenberg nach Kaufbeuren, und mit einem andern über
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die so genannten Kuttern nach Kempten , so weit die Gebietsgränzen reichten, fortgefahren wurde. Hätte das fürstliche Stift Kempten damals zur Fortsetzung der wohlangelegten Strasse durch sein Gebiet beigeholfen, und hätte die anliegende Reichsstadt Kempten wegen Eintreibung des hie und da streitig gewordenen Zoll- und Weggeldes das nachbarliche Vorhaben des bemeldten Stiftes nicht gehindert, so wäre jene Wegverkürzuüg durch Anlegung einer zum wechselseitigen Handel bequemmern Strasse schon damals zu Stande gekommen, an der man eben jetzt, da ich dieses schreibe, nach 41 Jahren, neuerdings arbeitet.
Auch zur Begünstigung des für Memmingen so wohl, als für Mindelheim sehr einträglichen Salzfuhrwerkes gestattete der Herr Abt die Anlegung einer neuen Salzstrasse durch sein Gebiet, welche einen geradern und kürzern Weg über Kamlach und Erkheim zu den zwei Salzdepots darbot, und öffnete *.
* Ex relictia Schedis Abb. Honoriti.
Urheber
Pater Maurus Feyerabend
Quelle
Sammlung Helmut Scharpf
Verleger
Helmut Scharpf
Datum
0840-06-01
Rechte
gemeinfrei