01-1951– Straßenverzeichnis
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Beschreibung
Auf 15 Seiten sind in diesem alten Straßenverzeichnis alle Straßen und Gebäude vermerkt, einschließlich deren Besitzer sowie die alten Hausnummern und Straßenbezeichnungen.
Spannend, was es da alles gab: eine „Januarius-Zick-Straße“ (heute Holzheystr.), ein „Ronabad“, Lokale wie das „Gasthaus zum goldenen Stern“ oder zur „Brieftaube“; im Ämtergebäude gab es eine Polizeiwache und ein Flüchtlingsaltersheim.
Eine „Sebastian-Kneipp-Straße“ gab es damals schon, aber nicht, wo sie heute ist – an der Stelle befand sich 1951 die „Kemptener Straße“ –, sondern in einem sehr unbedeutenden 60 m langen Seitenast, der 1967 der Hermann-Koneberg-Straße zugeschlagen wurde. Verschwunden waren mit dem Kriegsende die Ritter-von-Epp-Straße, Adolf-Hitler-Straße, die Saarlandstraße sowie der Hindenburgplatz.
Dafür gab es jede Menge Bauplätze - wichtig in einer Zeit großer Wohnungsnot.
Mit einem Flugblatt wandte sich Bürgermeister Josef Hasel am 1. April 1951 an die Ottobeurer Bevölkerung. Darin begründet er die Notwendigkeit der Neunummerierung mit der „Unübersichtlichkeit“ des bestehenden Systems, das noch aus den Zeiten des Klosterstaats stammte. Jeder Haushalt bekam das neue Straßenverzeichnis „kostemlos zugestellt“.
Von den bis Ende 1950 gültigen alten Hausnummern ist nicht mehr viel übrig geblieben. Ein sichtbares Zeugnis legt der ostseitige Hauseingang in der Ludwigstraße 36 („Nanu“) im Mai 2021 ab: Die Steinfassung über dem Eingang zeigt die frühere Nummer 139, die schon auf der Urkatasterkarte von 1819 eingezeichnet ist.
Aber auch dieses letzte Zeugnis wird es schon bald nicht mehr geben, da das Gebäude – samt ehemaliger Kneipe – abgerissen wird.