1922 – Josef Kohler kommt nach Ottobeuren und kauft sich in der Luitpoldstraße ein – heute Tankstelle
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Beschreibung
Anhand des Gebäudes lässt sich nicht mehr erkennen, welche Nutzung hier heute stattfindet. Josef Kohler kam 1922 von Westerheim nach Ottobeuren, um hier Maria Kohler (eine geborene Haupeltshofer, von der Schmiede) zu heiraten und sich eine Existenz aufzubauen.
Das landwirtschaftliche Anwesen in der Luitpoldstraße 38 (bis Ende 1950: 148, teils auch „Saarlandstraße“) wurde zu einem Betrieb, der Fahrräder, Bulldogs (Traktoren) und landwirtschaftliche Maschinen verkaufte. Im östlichen Gebäudeteil war der Schuster Max Merk untergebracht.
Der westliche Gebäudeteil wurde 1964 abgerissen und musste dem heutigen Gebäude weichen, nach dem Tode Merks konnte auch der ehemals östliche Teil zugekauft und abgerissen werden – heute dort, wo das neue Gebäude endet, bis etwa zur Gastankstelle, heute also die Hofeinfahrt.
Anfangs sieht man hier noch den Gemüsegarten mit einfachem Holzzaun, viel Grün zur Günz hin. Auf dem zweiten Bild (ca. 1941) spielt ein kleiner Junge – Johann Kohler – an der Luitpoldstraße; im Gegensatz zu heute ohne Beeinträchtigung durch Verkehr. Das fünfte Bild zeigt das Gebäude als Station beim Fronleichnamszug (das Kreuz gibt es auch heute noch).
Später bekam das Dach eine große Gaube; Anfang der 1950er Jahre wurde mittels einer Handpumpe eine erste Tankmöglichkeit eingerichtet, bis 1999 gab es eine BP-Tankstelle. Johann Kohler erzählte am 12.09.2016 von den ständigen technischen Neuerungen im Tankstellenbetrieb: „Alle fünf Jahre“ wurde im Durchschnitt etwas umgebaut oder erneuert.
Von Anfang an dabei war Mitarbeiter Josef Heiler. Er musste in den Krieg, heiratete 1951 die Schwester von Johann. Der Schwager bekam 1964 (Hochzeit von Johann Kohler) vom Neubau die westliche Hälfte und betrieb dort bis zu seinem Tode 1997 weiterhin ein Fahrradgeschäft. Bei Kohlers gab es ab 64 statt der landwirtschaftlichen Fahrzeuge und Gerätschaften Motorräder und Pkw zu kaufen (DKW, dann NSU, dann Audi und schließlich VW und Aufi) - samt Reparaturbetrieb.
Nach einem schweren Sturz am Günzufer verpachtete Johann Kohler die Tankstelle an den heutigen Pächter – seitdem AVIA mit 24-h-Tankautomat (mit EC-Karte). Schon vor der Verpachtung gab es einen Automaten, der Geldscheine nahm. Damit konnte man die für die Mitarbeiter wenig attraktive Sonntagsöffnung einstellen.
Tanken konnte man in Ottobeuren schon vor dem Krieg: Gegenüber seines Drogerieladens verkaufte am Beginn der Bahnhofstraße Josef Maurus Benzin – vermutlich Esso (heute ist hier der Parkplatz vom Hasebäck); in der Bahnhofstraße betrieb Senzi Wuest eine Aral-Tankstelle (heute etwa zwischen der bis September 2016 hier befindlichen Rupertus-Apotheke und dem Anno Domini); bei Hiesingers (heute Nanu) gab es Kraftstoffe von Shell und auch bei Busunternehmer Rietzler in der Luitpoldstraße konnte man tanken. Die Tankstelle Maier (BK Benzin-Kontor AG) am westlichen Ortsausgang Richtung Memmingen kam erst in den 1970ern hinzu.
Johann und Marlene Kohler sei für die Zurverfügungstellung der Bilder recht herzlich gedankt. Sie wurden digital restauriert bzw. teilrestauriert sowie vergrößert (Helmut Scharpf, 09/2016).
Keines der Bilder weist eine Beschriftung oder Datierung auf; lediglich auf dem Startbild ist rückseitig angegeben „Huber & Kiebl, Milchstr. 5, München“. Auf dem Bild mit den Feuerwehrlern ist ganz rechts unten Max Merk zu sehen, links von ihm ev. Herr Müller (vom Textilhaus Müller), wiederum links FW-Gerätewart Hornung (nicht verwandt mit dem Architekten Willy Hornung). In der Mitte steht der Vater von Georg Rothermel, rechts von ihm (etwas im Hintergrund) Blasius Bilger.
Die zwei neuesten Bilder zeigen die AVIA-Tankstelle am 17.03.2017.