10.02.1994– Mit Eugen Glöggler verstirbt engagierte und geachtete Persönlichkeit
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Beschreibung
Eugen Glöggler (* 25.10.1910, Tomerdingen, † 10.02.1994, Ottobeuren) hat viele Spuren hinterlassen, in Ottobeurer Vereinen, für die Ortsgeschichte, in der Kommunalpolitik und im Naturschutz.
Er wurde am 25.10.1910 als Landwirtssohn in Tomerdingen, rund zwölf Kilometer nördlich von Ulm - heute Teilort der Gemeinde Dornstadt im Alb-Donau-Kreis in Baden-Württemberg -, geboren. Dort besuchte er die Grundschule, später das Gymnasium in Dillingen, er wechselte jedoch von der Schule in eine kaufmännische Lehre in Ulm. Im 2. Weltkrieg war er als Unteroffizier bei der Artillerie in Frankreich, 1943 wurde er verwundet. Zur Genesung verlegte man ihn ins Lazarett nach Ottobeuren, wo er seine spätere Frau - Theresia Helmschroth - kennenlernte. Sie war in Ottobeuren Damenschneidermeisterin, die Heirat erfolgte 1944.
Nach seiner Genesung musste Eugen Glöggler nochmals in den Fronteinsatz nach Frankreich. Er geriet in amerikanische Gefangenschaft und wurde in ein Lager in North Carolina/USA verbracht. 1946 kam es zu seiner Entlassung.
Nach einigen Versuchen, als Kaufmann Arbeit zu bekommen, begann er 1949 eine Lehre als Weißputzer in Memmingen, später wechselte er zur Firma Filgis nach Ottobeuren. Als seine Frau schwer erkrankte, wechselte er erneut und wurde Betriebsmaurer für Hotel und Brauerei von Max Graf. Theresia, die er mit großer Hingabe pflegte, verstarb 1980. Das Paar blieb kinderlos.
Wohnhaft waren die Glögglers in der Ludwigstraße 28. Das Haus wurde 1908 erbaut, vorher war hier der Aufrichtplatz für Dachstühle vom Baugeschäft Madlener (Vorläufer von Filgis). Im Haus betrieb die Familie Helmschroth die Damenschneiderei.
Eugen Glöggler war in seiner Freizeit vielseitig engagiert:
Kolpingsfamilie: Mitwirkung bei religiösen Theaterstücken in den 1950er Jahren.
Kneippverein: Auszeichnung mit Kneippnadel und Ehrenurkunde für 25-jährige Mitgliedschaft.
Heimatdienst: 1988-1994 stellvertretender Vorsitzender; er fotografierte zwischen 1988 und 1992 Ottobeurer Häuser (jetzt im Archiv der Gemeinde)
Bund Naturschutz: Vater des Goßmannshofer Biotops in einer ehemaligen Lehmgrube (heute: Landkreisbiotop in der Pflege des Landschaftspflegeverbands Unterallgäu), angelegt von 1979-1990, betreut bis 1993. Im ehemaligen Posthof (heute: beim Feneberg-Parkplatz) legte Glöggler außerdem einen Kräuter- und Blumengarten an. Der Postgarten diente vormals zur Versorgung der Gaststätte („Gasthof zur Post“). Nach dem Tod der Hops-Schwestern - die Töchter des früheren Wirts Florian Hops - verwilderte der Garten. Max Graf kaufte die Post und nachdem Eugen Glöggler bei Graf arbeitete, wird er vermutlich den Vorschlag gefragt haben, ob er den Garten (mit ca. 160 m²) nicht nutzen dürfe.
Weiter mit Glögglers Vereins-Engagement:
BRK-Ortsgruppe: In den 1970er Jahren aktive Mithilfe beim Ausbau des Rotkreuzheims in der Sebastian-Kneippstraße.
Große Herbarien-Ausstellung im Kloster (liegt heute bei der Universität Ulm)
Kryptaverein: Tatkräftige Hilfe beim Ausbau der Bruder-Klaus-Krypta.
CSU-Ortsverband: Mitglied seit 1952, zwei Jahre dessen stellvertetender Vorsitzender, von 1960-1994 Schriftführer; Kandidat für den Kreistag sowie für den Marktgemeinderat.
Auszeichnungen:
05.09.1985: Verleihung der Umweltmedaille des Bayerischen Staatsministeriums für Landesentwicklung und Umweltfragen durch Staatsminister Alfred Dick.
01.11.1990: Ehrenumweltpreis der Jungen Union Unterallgäu (verliehen von Klaus Holetschek und Ulrich P.)
19.-22.10.1989: Ausstellung „Blumen der Heimat“ im Haus des Gastes. In der Ankündigung hieß es:
Eugen Glöggler, bekannter Botaniker, Begründer und Betreuer des vielbesuchten Blumenbiotops in Goßmannshofen, hat im Laufe vieler Jahre eine große, über 1.500 verschiedener, getrockener Pflanzen umfassende Pflanzensammlung (Herbar) angelegt. Es sind Wildblumen, die alle aus unserem Heimatbezirk stammen.
Die Einführungsrede hält Studiendirektor Dr. Erhard Dörr, Kempten. Herr Dörr ist der beste Kenner aller im Allgäu vorkommenden Blütenpflanzen. Ein Besuch ist sehr empfehlenswert, da Herbarien in Privathand sehr selten sind.
Im Juli 2009 schrieb Eduard Schneider „Eine Erinnerung an einen Ottobeurer Blumenfreund“:
Nach fast 15-jähriger, umfangreicher Umgestaltung des ehemaligen Posthofs mit Gastwirtschaft, des alten Hafner-Gebäudes und Teilen des Gerle-Gartens zu einem gewöhnungsbedürftigen Sammelsurium von Wohnungsbauten mit Tiefgarage, einem Einkaufszentrum und Getränkemarkt, wurde natürlich auch eine Vielzahl von Parkplätzen benötigt. Leider fehlt ein kleiner Hinweis auf die ehemalige ortsprägende Bebauung. Dabei möchte ich nur an die Hafnerstallungen, die Postwirtschaft und den Postgarten erinnern. Die Zeit lässt sich nicht mehr zurückdrehen, aber auch den heutigen Bewohnern Ottobeurens sollte gezeigt werden, wie unser Ort einst war. Das neue Zentrum mag zweckmäßig sein, ob es aber schön ist, wer mag es beurteilen?
Als kleine Erinnerung an den Postgarten mag eine Tafel dienen, die am Tiefgaragen-Aufgang angebracht wurde. Diese soll auch an einen Mann erinnern, der in den Jahren 1970-1994 hier ein Blumen-Biotop geschaffen hat, das viele Ottobeurer erfreute. Zudem hat Eugen Glöggler in den 1980er Jahren in Goßmannshofen im Alleingang ein für die damaligen Jahre ganz Einmaliges geschaffen. Leider ist davon nicht mehr allzu viel übrig, denn die Nachfolger konnten seine Ideale nicht weiter in seinem Sinne verwirklichen. Der Landkreis Unterallgäu hat in den letzten Jahren zwar seine Nachfolger geehrt, das Wirken Eugen Glögglers für unsere heimische Pflanzenwelt wurde leider vergessen.
Wie wichtig es den Ottobeurern mit dem Angedenken an den Naturschützer Glöggler ist, zeigt auch ein Leserbrief von Friedel Wille, der am 5. August 2006 in der Memminger Zeitung erschien. Darin schrieb Wille von einer „Arche Noah für bedrohte Tiere und Pflanzen“, die Glöggler in der 70 und 80er Jahren in Goßmannshofen geschaffen habe. Wörtlich: „Als Mitglied der Botanischen Gesellschaft ahnte er die kommenden Verluste und handelte aus tief religiöser Überzeugung für die Erhaltung von Gottes Schöpfung. Das Ergebnis dieser mühevollen Arbeit verzauberte alle Besucher (MMZ vom Juli 1992).“
Man habe zwar für den ehemaligen Referatsleiter der unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Unterallgäu, Gerhard Haller, einen Gedenkstein errichtet*, aber kein Wort, keine Erinnerung an den eigentlichen Schöpfer dieser Anlage. Friedrun Wille sprach in ihrem Leserbrief deshalb von „undankbarem Vergessen und Pietätlosigkeit - ebeso traurig wie das kleine Gärtchen in der Ludwigstraße in Ottobeuren, zu Lebzeiten Glögglers ein buntes gepflegtes Idyll und nun eine Bauschutt-Deponie im Umfeld der Hafner-Wohnanlage.“
*(„Im Gedenken an unseren Freund Gerhard Haller, *1932, †2006, Landkreis Unterallgäu, Naturheilverein Memmingen“); Bild hier bei Flickr. Das Biotop als Kulisse für eine Ehrung.
Zur Unterschutzstellung des östlich der Kreisstraße MN 18 gelegenen Biotops bei Goßmannshofen findet sich bereits 1981 ein Schreiben des Ziegelwerks Goßmannshofen an den damaligen Referatsleiter der unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Mindelheim, Gerhard Haller. Darin heißt es, die „Blumenwiese Gossmannshofen“ sei mit Datum 19.01.1981 unter Schutz gestellt und „zugleich als Naturdenkmal ausgewiesen“ worden. Mit einem Schutz des Biotops zeigte man sich in dem Schreiben einverstanden, nur nicht mit der Ausweisung als Naturdenkmal, denn es dürften damit „in Zukunft keine Veränderungen mehr vorgenommen werden, nicht einmal Samen der dort angepflanzten Blumen“ dürfe man dort entnehmen. Und weiter:
Die Blumenwiese Gossmansshofen wurde von uns zusammen mit Herrn Glöggler aus reiner Liebe zur Natur angelegt. Es muss uns weiterhin gestattet bleiben, Veränderungen vorzunehmen, so wie wir es für richtig halten. (...) Wir bitten Sie deshalb, sehr geehrter Herr Haller, die Verordnung des Landratsamtes zu ändern und zu mildern und uns die Freiheit zu lassen, die wir brauchen, um auch weiterhin schöpferisch tätig sein zu können.
Inwieweit das Areal in den 1980 tatsächlich unter Schutz stand, ist noch nicht abschließend geklärt. Nach einem Beschluss vom 17.07.1995 trat am 28.07.1995 auf dem ehemaligen Lehmabbaugelände auf 5,61 ha die bis heute gültige Schutzverordnung als „geschützter Landschaftsbestandteil“ in Kraft. Im Volksmund spricht man vom „Landkreisbiotop“, korrekt heißt ds Schutzgebiet „Lehmgrube bei Goßmannshofen“ (Gemarkung Lachen, Unterallgäu). Beim Bayerischen Landesamt für Umwelt wird der Landschaftsbestandteil unter der ID LB-01526 geführt.
Die Art der Naturschutzarbeit in den 1980er und 90er Jahren bezeichnete Peter Guggenberger-Waibel von der Stiftung KulturLandschaft Günztal in einem Telefonat vom 26.09.2016 als „Naturgartenzeit“, in der man auf Biotopflächen ganz viel nachgearbeitet habe. Es wurde mit Sand abgemagert, Standorte wurden oft stark verändert, selbst gebietsfremde Arten brachte man ein.
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Die biographischen Angaben und Bilder wurden dankenswerterweise von Eduard Schneider zur Verfügung gestellt. Das Eingangsbild zeigt Eugen Glöggler in Goßmannshofen im Juli 1980, das Biotopbild stammt vom Mai 1989. Die blühende Schlehe im Postgarten an der Ludwigstraße wurde im April 1993 aufgenommen.
Das Hochzeitsbild des Ehepaars Helmschoth (ev. Helmschrott) aus dem Jahr 1910 wurde vom Memminger Hofphotographen Karl Müller aufgenommen.