Ca. 1900 - Blick über den Marktplatz, Ende der Sonntagsschule

Titel

Ca. 1900 - Blick über den Marktplatz, Ende der Sonntagsschule

Beschreibung

Nicht nur eines der unzähligen Fotos mit Blick auf Marktplatz und Klosterkirche: Der genauere Blick zeigt eine Szene mit zehn Kindern und sieben Erwachsenen auf dem Marktplatz, alle im besten Sonntagsstaat, sogar die Buben tragen Hüte. Auch am Eingang zur Kirche sieht man einige Personen. Ein Junge und ein Mädchen haben ein Buch in der Hand.

Vieles lässt darauf schließen, dass hier gerade die Sonntagsschule zu Ende gegangen war, bei den Büchern könnte es sich um den Katechismus handeln. Laut Wikipedia war die Sonntagsschule eine Erfindung aus England im Jahre 1780, die sich Anfang des 19. Jahrhunderts auch in Deutschland verbreitete.
Gründungsdatum der ersten Sonntagsschule war das Jahr 1780. Der englische Zeitungsverleger und Sozialreformer Robert Raikes (1735–1811) begann, am Sonntagmorgen in einem Elendsviertel von Gloucester verwahrloste Kinder anhand der Bibel im Schreiben und Lesen zu unterrichten. Seine eigentliche Absicht war es, die Kinder zum christlichen Glauben zu erziehen. Die Sonntagsschule breitete sich in England und kurze Zeit später in Amerika schnell aus und gehörte alsbald zum festen Programmangebot der meisten Kirchen und der Freikirchen.

Rechts stehen drei Jungs am Schulgarten des Knabenschulhauses (heute: Haus des Gastes), links im Bild sehen wir das 1874 errichtete Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Krieges gegen Frankreich 1870/71. Zwischen dem Denkmal und der Kirchentreppe steht eine Straßenlampe, links von der Treppe befindet sich der Fergg-Garten, zwei Kinder umringen einen Kinderwagen.
Der Ausschnitt aus dem Foto zeigt links das sog. Beckeler-Haus, das heute immer noch hier steht.
Auf dem Gesamtbild zeichnet sich unten links auf der offenen Straße der Schatten der (1953 abgebrochenen) gotischen Zacken des Rathauses ab.

Fünf Hutträger tragen einen (schwarzen) Homburger Hut, drei einen Matelote (auch: Canotier). Der Matelote war bis in die 1920er Jahre das meistverkaufte Modell der Lindenberger Hutindustrie (1913: 5 Millionen Stück); wegen seiner runden, steigen Form wurde er im Volksmund auch Kreissäge genannt.

Zum Thema der schulischen Bildung können Sie im virtuellen Museum die Ottobeurer Schulordnung von 1762 abrufen.

Der Ankauf des – stark vergilbten – Fotos gelang Mitte Januar 2018 in Erolzheim. Die Rückseite ist leider gänzlich leer, sodass eine präzise Datierung nicht möglich ist. Die erwähnte Lampe ist auch auf einer Karte zu sehen, die im September 1902 lief; 1897 fehlt sie noch.
(Sammlung Helmut Scharpf, 01/2018)

Urheber

unbekannt

Quelle

Sammlung Helmut Scharpf

Verleger

Helmut Scharpf

Datum

1900-03-19

Rechte

gemeinfrei