01-03-1978 - Georg Mahler: Die Revolution von 1848/49 in Ottobeuren
Titel
Beschreibung
Von der Revolution von 1848/49 hat wohl fast jeder schon mal im Geschichtsunterricht gehört. Dass sich die Ereignisse im Zusammenhang mit der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche auch in Ottobeuren ganz unmittelbar auswirkten, vermutlich kaum jemand. Mit Thomas Mayer stellte auch unser Heimatort einen Abgeordneten.
Den für die Ortsgeschichte nötigen Einblick verschafft uns Georg Mahler, der genau diesen Aspekt in möglichst großer Detailschärfe untersuchte:
Literturzitat:
Mahler Georg: Die Revolution von 1848/49 in Ottobeuren. Wissenschaftliche Arbeit im Rahmen der Ersten Staatsprüfung für das Lehramt am Gymnasium, Würzburg, März 1978, 112 S.
Auch in Ottobeuren gab es einen Märzverein und schließlich einen Piusverein. Der „Franzosenlärm“, die Volksbewaffnung, der Einfluss der Zeitungen (insbesondere der Kemptner Zeitung), die Ottobeurer Sonderentwicklung der „Beschwerde der Kleinbegüterten“, diverse Wahlen (u.a. die liberale Strömung in Ottobeuren), die Stimmungsberichte des Landrichters, das Wirken des Abgeordneten Thomas Mayer, all diesen Fragen spricht Georg Mahler in seiner Arbeit an. Er resümiert am Schluss:
Trotzdem herrschte auch in Ottobeuren Mäßigung, es kam zu keinerlei Gewalttaten. Weder die Vertreter der Kirche, noch der Landrichter oder das Militär, noch der Märzverein neigten zu Fanatismus oder Extremismus. Diese Zurückhaltung auf allen Seiten bei gleichzeitigen weit auseinanderliegenden politischen Unterschieden scheint mir ein typischer Zug in Ottobeuren zu sein. Möglicherweise liegt hier die Erklärung dafür, dass die Gedanken der Revolution auch über 1848 hinaus in Ottobeuren, wie auch in Memmingen gestaltende politische Kraft behielten – im deutlichen Unterschied zu den ehemaligen Hochburgen der Allgäuer Linken.
Herrn Mahler sei herzlich für seine Bereitschaft gedankt, die Arbeiten öffentlich machen zu dürfen.
Auch der Bezirksheimatpfleger Dr. Peter Fassl ging dem Thema für Bayerisch-Schwaben nach, deshalb hier das Literaturzitat:
Fassl Peter: Die Revolution in Bayerisch-Schwaben. Dokumentation der Wanderausstellung der Heimatpflege des Bezirks Schwaben, Augsburg, 1998, 103 S., ISBN 3-9802511-9-1
Dr. Fassl war die Arbeit von Georg Mahler bekannt. Er schrieb am 20.10.1999 an Max Mahler: Die Arbeit „hat mir bei der Vorbereitung der Revolutionsausstellung und des wissenschaftlichen Symposiums in Irsee sehr geholfen, weil sie einerseits eine bisher in der Literatur zur 48er Revolution nicht behandelte ländliche Region darstellt, den auch wenig bekannten Paulskirchenabgeordneten Thomas Mayer erforscht und weil sie auf einen höchst interessanten Umbruch in den politischen Verhältnisses in einer Landgemeinde aufmerksam macht.“
Am 15.03.2018 schließlich wurde von der Abgeordneten des Europaparlaments Barbara Lochbihler ein Buch herausgegeben, das sich mit der Revolutionszeit im Allgäu befasst. Insbesondere im Bereich des heutigen Ober- und Ostallgäus nahm die Revolution ein durchaus blutiges Ende. Dr. Peter Fassl schrieb das Vorwort, 12 Autoren behandeln die einzelnen Themen. Am 12. März 2018 wurde das Buch (in der Villa Kaffeehaus in Kempten) erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Offiziell erscheinen wird es 2019.
Literaturzitat:
Lochbihler Barbara (Hrsg.): Es lebe die Freiheit. Revolution im Allgäu1848/49, Hephaistos-Verlag Immenstadt, 15.03.2018, 287 S., keine ISBN-Nr.
Zu den Autoren des Buches gehören:
Kapitel Persönlichkeiten:
Prof. Dr. Wolfram Siemann: Europäische Dimensionen der deutschen Revolution von 1848/49
Karl Schweizer: Lola Montez
Hansjörg Straßer: Fidel Schlund - ein gewaltfreier Kämpfer für Bürger- und Menschenrechte
Leo Hiemer: Hirnbein, der Demokratenhäuptling
Hansjörg Straßer: Baltahasar Waibel - Kämpfer für freie Meinungsäußerung und Pressefreiheit
Hubert Endhardt: Anton Wendlinger - ein freiheitsliebender Lehrer
Claudia Ried: Israel Schwarz aus Hürben - ein Rabbinersohn kämpft für die Emanzipation der Juden
Leo Hiemer: Alois Stadler - der rote Wirt aus Brugg
Ulrich Klinkert: Vom Linksliberalen zum Bismarck-Versteher: Der fast vergessene Kaufbeurer Politiker Marquard Adolph Barth
Kapitel Orte:
Urich Klinkert: Bahnhof Kaufbeuren: Die Beschleunigung der Welt oder was Staatsoberhäupter so sagen
Magister Dr. Richard Lipp: Wanderhandwerker brachten Unruhen über die Grenze Tirols
Urich Klinkert: Forsthaus Frankenhofen: Wem gehört der Wald oder das Gefühl sozialer Ohnmacht
Urich Klinkert: Pfarrhaus Bernbeuren: Kirche, Konfession und Revolution: das Unkraut im Garten Gottes
Karl Schweizer: Helfen kann nur die revolutionäre Volkstat. Lindau und die Zeit der Bürgerrevolution von 1848/49.
Kapitel Wirkungen:
Hubert Endhardt / Thomas Gehring: Morgernröte der Volksbildung - Revolution und Schule. Schulstrafen und Karzer.
Uli Leiner: Die Landwirtschaft im Allgäu
Leo Hiemer und Hubert Endhardt: Anmerkungen zur Bauernbefreiung
Ute Grau: Frauen und die Revolution von 1848/49
Hubert Endhardt: Auswanderung - ein Weg in die Freiheit
Thomas Riedmiller: Die einen wollen Lings, die andere Rechts. Die 1848er Revolution im Geschichtskalender des Füssener Bäckermeisters Bernhard Hörmann
Ernst T. Mader: Denn das bleibt. Das Erinnern an 1848/49 in Kemptener Zeitungen 1858 - bis 1998
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Hinweis: In der Abschrift der Arbeit von Georg Mahler fehlt noch eine Seite (S. 54 sowie einige Wörter in dder ersten Zeile von S. 84). Der Text wurde auf neue deutsche Rechtschreibung umgestellt, das Schriftbild mit der Schriftart (Courier New) einigermaßen original erhalten. Auch die Abschrift muss erst noch einmal Korrektur gelesen werden.