14.10.1918 - Franz Xaver Willer verstirbt - einer von vielen Schicksalsschlägen einer Ollarzrieder Familie im 1. Weltkrieg
Titel
Beschreibung
Kaum eine Familie musste während des 1. Weltkriegs derart viele Schicksalsschläge hinnehmen wie die Ollarzrieder Familie von Jakob Willer sen. und seiner Frau Theresia: Jakob jun. wurde nach einem Arm-Durchschuss zum Invaliden, Johann starb nach einem Kopfschuss im Lazarett, Karl starb nach einer schweren Verwundung in Belgien, Joseph, der jüngste von insgesamt sieben Brüdern, starb im Alter von nur sechzehn Jahren an einem Halsleiden, am 14.10.1918 schließlich starb der Schütze Franz Xaver Willer nach einer Blinddarmoperation im Reservelazarett München.
Die Eltern hochbetagt, fünf von sieben Söhnen tot: Schicksale innerhalb einer Familie, von denen wir nicht nur über Todesanzeigen oder Nachrufen erfahren, sondern denen wir uns über ihre Feldpost-Korrespondenz nähern können, die – zusammen mit weiteren Materialien – rechtzeitig vor dem Abbruch eines Hauses in Ottobeuren (Alexanderstraße 20) geborgen werden konnten. Hier wohnte zuletzt die Witwe Theresia Gromer (geb. Willer, *18.07.1926 in Ollarzried, † 04.12.2017 in Ottobeuren). Die Willers wohnten in der Zeit des Krieges in dem landwirtschaftlichen Anwesen, das heute die Adresse Hahnenbühl 131/2 hat (nördlich von Ollarzried an der Kreisstraße MN31). Die davor angelegte Bushalteställe trägt noch immer den Hausnamen der Willers: „Kreuzbaur“.
Die vielen Feldpostbriefe wurden im Auftrag des virtuellen Museums von Wolfram Nietsch (Memmingen) transkribiert. Es ist ihm darüber hinaus in hervorragender Weise gelungen, die Ereignisse in einen Gesamtzusammenhang zu bringen und mit den beigelegten Materialien zu illustrieren.
100 Jahre ist das Kriegsende im November 2018 nunmehr her; doch die Welt leidet noch immer unter Kriegen (Syrien, Jemen ...) und Fanatismus.
Über den Bericht hinaus können Sie die vollständigen Transkriptionen der Briefe und Karten der fünf Söhne als pdf herunterladen. Der Gesamtbericht steht hier als Pdf-Datei (mit ca. 7 MB) und hier als Word-Datei (mit ca. 25 MB) zum Download bereit.
Im „Gasthaus Hasen“ in Waltenhofen hängt im Gang ein Anschreiben zu einem „Gedenkblatt“, das vom Bayerischen Kriegsministerium mit Datum 12.05.1917 verschickt wurde, handschriftlich unterzeichnet von „Kriegsminister Otto Freiherr von Kreß von Kressenstein“. (Lt. historischem Lexikon Bayern zwar nur bis 1.12.1916 im Amt, vielleicht hatte er schon etliche dieser Schreiben blanko unterzeichnet.) Man kann davon ausgehen, dass auch die Familie Willer solche Gedenkblätter zugestellt bekam. (Es liegt nur das Anschreiben vor, nicht das Gedenkblatt selbst).
Der Wortlaut:
Für die Verteidigung des deutschen Vaterlandes hat auch ein teures Mitglied Ihrer Familie den Heldentod erlitten. Zum Gedächtnis des getreuen Toten haben Seine Majestät der König Ludwig III. von Bayern in herzlicher Teilnahme an dem schweren Verlust und in Anerkennung der von dem Verewigten bewiesenen Pflichttreue bis zum Tode das beiliegende Gedenkblatt verliehen, das als ein Erinnerungszeichen an die große Zeit und an den unauslöschlichen Dank des Vaterlandes in Ihrer Familie dauernd aufbewahrt werden möge.
München, den 12. Mai 1917
Der Kriegsminister: Freiherr von Kreß