01.03.1935 - die Ottobeurer Luitpoldstraße wird in Saarlandstraße umbenannt

Titel

01.03.1935 - die Ottobeurer Luitpoldstraße wird in Saarlandstraße umbenannt

Beschreibung

Von einer „Saarlandstraße“ in Ottobeuren ist in den 1930er und 40er Jahren des Öfteren die Rede. Es lag zwar nahe, dass der Straßenname im Zusammenhang mit den Ereignissen rund um die Saarabstimmung vom 13.01.1935 zu tun hat, der Nachweis ließ sich aber erst nach der Durchsicht des ersten Quartals der Ausgaben des Parteiblatts „Allgäuer Beobachter“ sowie der (damaligen) Memminger Zeitung führen.

Schon unmittelbar nach der Machtergreifung am 30.01.1933 wurden eine Reihe von Ottobeurer Straßen dem neuen nationalen Zeitgeist angepasst: Aus dem Marktplatz wurde der „Hindenburg-Platz“, aus der Kemptener Straße – der heutigen Sebastian-Kneipp-Straße – wurde die „Ritter-von-Epp-Straße“, aus der Bahnhofstraße schließlich die „Adolf-Hitler-Straße“. Am 01.03.1935 machte die Begeisterung um die Wiedereingliederung des Saarlandes ins Deutsche Reich in Ottobeuren auch vor einem weiteren Traditionsnamen keinen Halt: Die Luitpoldstraße wurde in Saarlandstraße umbenannt.

Die Propaganda-Maschinerie lief auf Hochtouren – im Deutschen Reich wie auch in und um Ottobeuren. In Berlin eröffnete Reichsminister Dr. Goebbels am 06.01.1935 die Saarausstellung (Redeausschnitte ganz unten); diejenigen, die sich für den Status-quo stark machten – der weiteren Unterstellung des Gebietes unter ein Mandat des Völkerbundes – oder gar für den Anschluss an Frankreich warben, wurden entsprechend diffamiert („Ohne Vaterland, ohne Religion, verachtet und mit dem Makel der Sünde wider das Blut behaftet, fristen sie ihr jämmerliches und verpfuschtes Leben. Betrüger am Vaterland und an Gott, wurden sie auch zu Betrügern am eigenen Gesinnungsgenossen.“) Am 17.01.1935 lautete die Überschrift auf Seite 2: „Das Separatistenlumpenpack sucht das Weite“.
In Berlin kam es am 06.01.1935 zu einer weiteren Kundgebung („Saarkundgebung im Berliner Sportpalast“). Hitlers Stellvertreter, Rudolf Heß, schloss seine Rede dort mit der Feststellung: „Saardeutsche aus dem Blut und Boden ur- und erzdeutscher Heimat, Ihr werdet an diesem Tage Mann für Mann, Frau um Frau Eure Pflicht tun. Der Führer will es. Die Welt erwartet es. Deutschland weiß es. Deutsch ist die Saar!

Die NSDAP-Ortsgruppe Betzisried kündigte im Beobachter vom 09.01.1935 (S. 14) eine Info-Abend an: „Am Freitag, 11. Januar abends halb 8 Uhr findet ein Schulungsabend im Schullokal Hofs statt. Für Parteigenossen und SA. ist Erscheinen Pflicht. Alle übrigen Volksgenossen sind freundlichst eingeladen. Es spricht Pg. [Parteigenosse] Lehrer Möschel über die Saar.“

Zeitungsartikel berichteten über einen Landstrich, der weit weg war und den im Allgäu sicherlich nicht viele kannten (z.B. 12.01.1935, S. 4: „Die Wirtschaft an der Saar. Gesundung nur durch Rückgliederung“ oder 15.01.1935, S. 6: „Wie groß ist das Saargebiet? Ein Fünftel von Schwaben“)
Neben der Ausstellung im Reichstag gab es Sonderbriefmarken, Propagandakarten wie die hier abgebildete, eine „Saar-Amnestie“, man organisierte Sonderzüge für die abstimmungsberechtigten Saarlanddeutschen (aus München fuhren zwei Züge, aus Kempten kamen 20, aus Memmingen dem Bezirk Memmingen 12 – davon 5 Saarländer aus Buxheim, die zur Abstimmung fuhren. Am 12.01.1935 sind sie auf S. 11 mit Namen und Foto abgedruckt). Vor Ort druckte man patriotische Gedichte ab und organisierte Aufmärsche. Die kirchlichen Oberbehörden ordneten laut „Beobachter“ vom 15.01. (S. 5) ein „kirchliches Festgeläute“ an, das die bayerischen Ordinariate für den 15.01.1935 für die Zeit von 12 bis 13 Uhr festlegten. Selbst in den kleinsten Ortschaften wurden „Saarlandkundgebungen“ veranstaltet, meist Aufmärsche mit allen militärischen und politischen Gruppierungen, die es vor Ort gab. Der einzelne Bürger konnte durch das Tragen der „Saarplakette“ seine Solidarität auch individuell unter Beweis stellen. (Allgäuer Beobachter, 07.01.1935, S. 2: „Die Reichspropagandaleitung der NSDAP. teilt mit: In den Tagen vom 6. bis einschließlich 12. Januar wird im gesamten Reichsgebiet die Saarabstimmungsplakette zum Preise von 20 Pfg. ausgegeben. Der gesamte Betrag wird ausschließlich zugunsten unserer Brüder an der Saar verwendet werden. Das gesamte deutsche Volk verleiht seiner Teilnahme am Kampf seiner Brüder an der Saar dadurch Ausdruck, daß es bis zum 13. Januar die deutsche Saar-Abstimmungsplakette trägt.“). Glaubt man der Meldung des „Allgäuer Beobachters“ vom 14.01.1935 (S. 11), dann trugen auch viele Ottobeurer das Abzeichen. Eigentlich ging es um den Ottobeurer Wintersport:
Ein Wintersonntag. Von der wunderbaren Romantik weißer Winterlandschaft verklärt war dieser schicksalhafte 13. Januar. Man begegnete auf den Straßen vielen Trägern des Saarabzeichens mit seiner eindringlichen Prägung: „Treue um Treue“. Dem Wintersport wurde in mannigfacher Art gehuldigt. Ob auch beim Eisschießen schon wieder was zusammen ging, entzieht sich unserer Kenntnis. Wie nicht anders zu erwarten, herrschte auf den Höhen des Konohofs Hochbetrieb. Es wimmelte von Skifahrern, großen und kleinen. Einige bekannte „Kanonen“ absolvierten die ersten Sprünge auf der neuen prächtigen Schanze [am Konohof]. Auch Memminger Gäste waren überrascht von der an landschaftlich bevorzugter Stelle errichteten Anlage und dem günstigen Gelände der Umgebung. Am kommenden Sonntag soll die Schanze mit einem Eröffnungsspringen [des Turnvereins] offiziell übernommen werden.

Vom 07.01. bis 02.03.1935 war man auf den Titelseiten des „Allgäuer Beobachters“ im Zusammenhang mit der Saarabstimmung mit Schlagzeilen bombardiert worden:
07.01.1935: 350 000 Saarländer demonstrieren für Deutschland
08.01.1935: Eine Vorabstimmung an der Saar. Der Hitlergruß als Grund zur Ungültigerklärung von Stimmen
09.01.1935: Letzte Herausforderung der Saarbevölkerung. Schändliches Benehmen der Emigrantenpolizei
10.01.1935: Das Saarvolk marschiert – die Grenzpfähle stürzen
11.01.1935: Die Welt blickt auf das Saarland
12.01.1935: Die Saar kehrt heim!
14.01.1935: Eiserne Disziplin der Saarbevölkerung. Trotz Provokationen und Lügen der Status-quo-ler bis zum letzten Augenblick verläuft der Wahltag in größter Ruhe – 95% Wahlbeteiligung – Frankreich sperrt die fliehenden Saaremigranten in Konzentrationslager
15.01.1935: Ein unermeßlicher Triumph deutscher Treue. 90,5% für das deutsche Vaterland
16.01.1935: Die Welt blickt mit Staunen auf Deutschland. Nach gewonnener Schlacht
17.01.1935: Der Führer über das politische Ergebnis der Saarabstimmung. Wir wollen friedlich sein, aber nicht ehrlos
18.01.1935: Rückgliederung des Saargebietes am 1. März. Einigung in Genf
19.01.1935: Deutschlands tiefster Wunsch ist Frieden. Will Laval die dargebotene Hand des Führers annehmen?
20.02.1935: Der 1. März: Tag der Rückkehr. Vorbereitungen zum großen Tag
28.02.1935: Das Saargebiet rüstet zur Heimkehr. Das Dritte Reich zieht ein. Auf einen Schlag wird ganz Deutschland flaggen
01.03.1935: Daheim! Wir ersingen uns die Freiheit. Deutsch ist die Saar, deutsch immerdar
02.03.1935: Der Führer an der deutschen Saar. Erhebender Verlauf der Rückgliederungsfeierlichkeiten – Riesenkundgebung vor dem Saarbrücker Rathaus
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Nach Bekanntwerden des Wahlergebnisses erschien am 15.01.1935 um 10 Uhr eine zweiseitige Sonderausgabe des „Allgäuer Beobachters“ („Ein unermeßlicher Triumph deutscher Treue. 90,5% für das deutsche Vaterland“), die sich auf der Titelseite aber kaum von der regulären Ausgabe unterschied; auch die Nummer der Ausgabe wurde mit „12“ angegeben. Sie können sich die doppelseitige Ausgabe hier herunterladen (pdf, ca. 4 MB).

Wichtiger Hinweis: Die Abbildungen zum Thema Saarland-Abstimmung erfolgen als zeitgeschichtliche Dokumente, eine missbräuchliche Nutzung ist untersagt! Die zeitgeschichtlichen Dokumente aus der Zeit des Nationalsozialismus werden nur zu Zwecken der staatsbürgerlichen Aufklärung, der Abwehr verfassungsfeindlicher Bestrebungen, der wissenschaftlichen und kunsthistorischen Forschung, der Aufklärung oder der Berichterstattung über die Vorgänge des Zeitgeschehens gezeigt und sind in keiner Weise als propagandistisch zu sehen. Es gelten die Maßgaben im Sinne des § 86 und 86a StGB.

Nun unmittelbar zu den großen Saar-Kundgebungen in Ottobeuren. Die Kundgebung am 15.01.1935 stand im Zusammenhang mit dem Wahlergebnis:

„Allgäuer Beobachter“, 15.01.1935, S. 6:
Ottobeuren. Das Ergebnis der Saarabstimmung hat in der gesamten Bevölkerung Jubel und helle Freude ausgelöst. Schon wenige Minuten nach der Rundfunkübertragung trugen sämtliche öffentlichen u. privaten Gebäude des Marktes Flaggenschmuck. In den Schulen wurde der Unterricht beendet und in einer kurzen Feier auf die Bedeutung des überwältigenden Abstimmungsergebnisses hingewiesen. Die gesamte Schuljugend zog hieraus mit den Lehrkräften unter Absingen des Saarliedes durch die Straßen. Heute abend 7 Uhr findet eine große Kundgebung statt. Um 7 Uhr Fackelzug durch die Straßen des Marktes. (Antreten um 6.45 Uhr bei der Kaserne.) Anschließend Kundgebung auf dem Hindenburgplatz, ferner Feier im Postsaal.

Der Bericht dazu am 16.01.1935, S. 11:
Saarkundgebung in Ottobeuren
Das Saarvolk kehrt heim! Diese Gewißheit brachte uns das herrliche Ergebnis der Saarabstimmung. Hatten wir den Tag der Entscheidung an der Saar, den 13. Januar, mit innigster Anteilnahme und in froher Zuversicht miterlebt, so entbrannten die Herzen aller Deutschen in heller Begeisterung bei der Kunde am Morgen des 15. Januar: 90,5 Prozent der Saarbewohner stimmten für die Rückkehr ins deutsche Vaterhaus. Wie überall in deutschen Landen, weckte auch in Ottobeuren das große geschichtliche Ereignis tiefsten Eindruck. Schon wenige Minuten nach Bekanntgabe des großen Sieges deutscher Treue wehten die nationalen Fahnen in allen Straßen, die Schulen veranstalteten eine Gedenkfeier durch öffentlichen Umzug und eine packende Rebe des Schulleiters am Kriegerdenkmal, von 12 bis 1 Uhr mittags jubelten alle Kirchenglocken die Frohbotschaft hinaus ins weite Günztal. Imposant kam die Freude der Bevölkerung von Ottobeuren und den umliegenden Gemeinden zum Ausdruck bei der abendlichen Kundgebung. Um 7 Uhr nahm ein endlos scheinender Fackelzug bei der Kaserne seinen Ausgang. Es beteiligten sich daran: Trommlertrupp der HJ., Hitlerjugend und Bund deutscher Mädel, SA. und SA.-R, SS., Fliegertrupp, Deutscher Frauenarbeitsdienst und männlicher Arbeitsdienst, die politischen Leiter, Bürgermeister und Gemeinderäte von Ottobeuren, Guggenberg, Betzisried und Haitzen, Beamte der Gendarmerie, die Musikkapelle, Sanitätskolonne, die sämtlichen NS.-Gliederungen (Kriegsopferversorgung, Deutsche Arbeitsfront, Reichsbund Deutscher Beamter, NS.-Bauernschaft Ottobeuren und Umgebung), dann Veteranenvereine, Zwölfervereinigung, Artillerievereinigung, Turnverein und Gesangverein. Mit den vielen Fahnen und den ungezählten Lichtern – welche magisch die weiße Winterlandschaft erhellten – bot der Zug (führend durch die Luitpold-, Ludwig-, Schützen- und Adolf-Hitler-Straße zum Hindenburgplatz) ein selten geschautes wunderbares Bild.
Am Hindenburgplatz, der mit den aufmarschierten Verbänden ein stimmungsvoller Rahmen dieser Kundgebung war, hielt Ortsgruppenleiter Pg. Hasel von der Treppe des Knabenschulgebäudes aus eine markante Ansprache:
Deutsch ist die Saar! In überwältigender Weise bekundete das Land an der Saar seinen Willen, nach 15 Jahren völkischer, seelischer und wirtschaftlichen Not in die Heimat zurückzukehren, und das deutsche Volk reißt seine Tore weit auf. Unendliche Freude hat ihm sein Sohn, der der treueste war, mit dem Ausgang der Abstimmung am 13. Januar gebracht.
Der Fluch von Versailles zwang diesem urdeutschen Volke und Stamm eine Herrschaft auf, die die Aufgabe hatte, das Land unserer Brüder und Schwestern zu entfremden und dann loszureißen. 15 Jahre Leidenszeit konnte den Glauben und die Liebe zum deutschen Vaterlande nicht brechen und die ganze Welt weiß heute, daß das gewollte Verbrechen am deutschen Volke am Willen der Saarbevölkerung zerbrach.
Aus den Gruben stiegen sie zum Licht: Meine Stimme meinem Vaterlande! Vom Krankenbett, dem Tode geweiht, ein letztes Bekenntnis: In deutscher Erde, wo meine Wiege stand, will ich begraben sein. Die Stimme des Blutes überwand ungeheure Entfernungen und überwand größte Entbehrungen: An der Saar rief am 13. Januar der Glaube an Deutschland, und alle kamen.
Nun läuten im ganzen Deutschen Reiche die Glocken und aus übervollem Herzen dankt das deutsche Volk den Brüdern und Schwestern an der Saar für ihr Bekenntnis zu ihm, zum Dritten Reiche, zu seinem Führer. In all unserem Sinnen und Denken sind wir heute und immerdar bei ihnen, wie sie bei uns sind. Ihre Sorge und Freude ist unsere Sorge und Freude und diese Schicksalsgemeinschaft macht es unserem Führer möglich, das Vaterland, das wir alle lieben, aus den Niederungen vergangener Zeiten zu heben.
Wenn uns einmal der Rasen deckt, dann soll weiterfortleben das Bekenntnis der Saar: Nicht das Böse, nicht das Schlimme kann uns hindern, Liebe singt aus aller Munde: Deutsch ist die Saar!
Über den Hindenburgplatz, der schon so oft Zeuge erhebender vaterländischer Feiern war, klang das Saarlied, das Deutschland- und das Horst-Wessel-Lied, – Ihre Fortsetzung fand die Kundgebung im Postsaal, der die riesige Teilnehmerzahl kaum zu fassen vermochte. Zu den Gästen zählte auch der Hochwürdigste Herr Abt Dr. Einsiedler des hiesigen Benediktinerstifts. Von der Bühne grüßte ein wirkungsvolles, vom Hoheitsabzeichen überragtes, Transparent mit der Aufschrift „Deutsch ist die Saar!“ Unter den Klängen des Badenweilermarsches erfolgte die Einführung der nationalen Symbole in den Saal.
1. Bürgermeister Fickler begann seine treudeutsche Rede mit dem Hinweis, daß zur selben Stunde taufende deutscher Volksgenossen und Genossinnen versammelt sind, um wie wir der Freude Ausdruck zu verleihen über das wundervolle Treuebekenntnis der Saarländer. Dort werden heute alle Herzen Gedanken erfüllt haben, wie wir sie aus der Dichtung Hoffmann von Fallersleben kennen: „Deutsche Worte hör ich wieder, sei gegrüßt mit Herz und Hand – – –“  Durch eine 15jährige Besetzung glaubten unsere früheren Gegner das Saarland treulos zu machen, jenes deutsche Land, das 20 000 Söhne dem Weltkrieg opferte. Zuschanden aber wurde der Plan, den ein Friedensvertrag von Versailles gebar. Redner führte im Geiste zurück in die Novembertage 1918 (Waffenstillstand, Revolution). An der Front hat uns der Gegner nicht besiegt, die marxistische Idee hat die Front von hinten erdolcht. Der Friedensschluß im Jahre 1919 brachte Deutschland neben dem Verlust bedeutender Grenzgebiete auch die Besetzung des Saarlandes, auf das Frankreich wegen der Bodenschätze und des Kohlenreichtums schon lange bedacht war. 15 Jahre (unter der Verwaltung des Völkerbundes) sollten genügen, das Land für Frankreich zu gewinnen. Alles Buhlen aber war umsonst. Die Abstimmung zeigte, wohin das Land will. Es sprach des Volkes Stimme – und das ist Gottes Stimme. Auch der Völkerbund wird es nicht wagen, gegen diese Volkesstimme zu sprechen. Nicht ist es gelungen, das urdeutsche Saarland franzosenfreundlich zu machen. Aus der Rede des Führers heute morgen fühlte man, wie auch ihn der Ausfall dieser Abstimmung herzinnig freute. Der Rhein, dies stellte das Ergebnis unter Beweis, ist Deutschlands Strom, aber nicht Deutschlands Grenze. Bürgermeister Fickler erinnerte an unsere Pflicht, des Mannes zu gedenken, der das deutsche Volk zu einer Einheit zusammenführte, Adolf Hitler. Wenn wir ihm folgen, kann
uns niemand besiegen. Wir wollen nichts als Frieden, Brot und Arbeit für das Volk. – In das dreifache „Sieg-Heil!“ auf den Führer stimmten die Anwesenden freudig ein.  – Die Kundgebung brachte noch eine besondere Überraschung: Das erste Auftreten der Ottobeurer H.-J.-Kapelle unter ihrem Dirigenten Hermann Wölfle. Es ist erstaunlich – und man darf nach einjährigem Bestehen noch keinen strengen Maßstab anlegen –, was die jungen Musiker schon zu leisten imstande sind. Sie wechselten nun mit der Blechmusikgesellschaft in den Darbietungen. – Mit tiefem Erleben brachte Obertruppführer Schieneis ein selbstverfaßtes Gedicht „An meinen Führer“ zum Vortrag. Der Frauenarbeitsdienst (unter Heimleiterin Frl. Hartmann) stellte sich mit Liedervorträgen, Rezitationen und Sprechchören recht erfolgreich in den Dienst der Feierstunde. Dankbare Aufnahme fanden auch die vom Männergesangverein unter Leitung von Chorregent [Hermann] Köbele gespendeten Chöre: „Wo gen Himmel Eichen ragen“ (Hans Heinrichs) und „Gebet für das Reich“, mit Bläsermusikbegleitung (Dichtung Helmut von Cube;  Komposition Köbele). – Volksgemeinschaft heißt Einigkeit alle. Von diesem Gedanken getragen war die prächtig verlaufene Kundgebung, gleichsam eine Danksagung, an die ins Reich heimkehrenden Saardeutschen. Die so würdige Begehung dieses nationalen Hochtages verdient auch in der Geschichte unserer Heimat ein Ehrenblatt.

Makaber mutet die „Todesanzeige“ für den „Status quo“ auf der Seite an:
„Die Lüge höret nimmer auf“    „Auf Nimmerwiedersehen“    Statt besonderer Anzeige!
Todes-Anzeige
Gott dem Herrn hat es in seinem unerforschlichen Ratschlusse gefallen, unsere so sorgsam mit französischem Frankenserum am Leben gehaltene Mißgeburt  Status Quo  noch längerem, mit überaus großer Geduld ertragenem Leiden, an ihrem 15. Geburtstage in die Hölle fahren zu lassen.
Dies zeigen in tiefster Trauer an: Für die SPD, des Saargebietes Max Braun, für die KP. Fritz Pfordt, für die SWV. Dr. Hector, für den separatistischen Volksbund, für christl. und soziale Gemeinheit: J. Hoffmann. Die Saar-Volksstimme, Arbeiterzeitung, Saarlouiser Journaille, General-Anzeiger, Neue Saar-Post.
Saargebiet, den 13. Januar 1935.
Die Beisetzung hat in aller Stille bereits stattgefunden. Trauerbriefe werden nur mit entsprechender Scheckeinlage entgegengenommen. Wir befinden uns bereits im Ausland, Paris, Prag, London, Nizza, Monte Carlo

Man kann erahnen, wie es den Hitler-kritischen Zeitungen sowie den Befürwortern des Status quo oder gar eines Anschlusses an Frankreich nach dem 1.3.1935 ergangen sein muss (einige Infos hierzu weiter unten).

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Memminger Zeitung Nr. 52 (S.1: „Der größte Festtag der deutschen Nation“), 02.01.1935, S. 13
Saarfeier in Ottobeuren
Der Tag der Rückgliederung der Saar an das deutsche Mutterland wurde auch für Ottobeuren wieder zu einem Erlebnis. Am Vormittag zogen die Knaben des Jungvolks um 10einviertel Uhr vor dem Schulgebäude die Fahne des Reiches und der HJ. hoch. Außerdem schallten von 10einv. Uhr bis 11einv. Uhr von der Basilika die Glocken. Zur gleichen Zeit legte aber auch der ganze Markt seinen Flaggenschmuck an.
Auf den Abend aber war eine größere Feier vorbereitet worden. Das Rathaus war an der Südseite und im Sitzungssaal mit den Symbolen und den Farben des Dritten Reiches festlich geschmückt worden. Dicht hatte sich die Bevölkerung Ottobeurens vor dem Rathaus zusammengeschart, um an der durch Lautsprecher übertragenen Festsitzung des Marktgemeinderates teilzunehmen. Punkt 7 Uhr verkündete Herr Fritz Schmid durch das Mikrophon das Programm des Abends, das mit dem Largo von Beethoven durch das NS-Streichorchester vorgetragen würde.
Herr Bürgermeister Fickler hieß alle Mitglieder des Gemeinderates, die erschienenen Gäste und Vertreter der Behörden und die Leiter der Gliederungen der NSDAP sowie auch alle Volksgenossen herzlichst willkommen. Dem Wunsche des Führers entsprechend, wonach der Tag der Rückgliederung der Saar als das größte Fest des Jahres gefeiert werben soll, habe auch Ottobeuren sich bemüht, diesen Tag recht feierlich zu gestalten. Das Saarland freue sich, jetzt wieder dem deutschen Mutterlands anzugehören und dort mit den Brüdern wieder deutsche Sitten in einem geordneten Staate pflegen zu können. Diesen denkwürdigen Tag in der deutschen Geschichte zu feiern, habe er im Namen der Marktgemeinde die ganze Bevölkerung zur Teilnahme eingeladen.
Hierauf betonte Herr Ortsgruppenleiter Hasel, daß ganz Ottobeuren Anteil an dem geschichtlichen Ereignis nehme. Um eine bleibende Erinnerung an diesen Tag zu besitzen, beantragte derselbe, die Luitpoldstraße ab heute in die Saarlandstraße umzubenennen. Der Antrag wurde hierauf zum Beschluß vorgelegt und einstimmig angenommen. Die Luitpoldstraße, die vom Hindenburgplatz zur Benediktinerbrauerei führt, war damit auf den Namen Saarlandstraße umbenannt worden.
Mit feierlichen Worten erinnerte Herr Kulturwart Schurrer an den 13. Januar 1935, der den gewaltigen Sieg deutscher Einigkeit an der Saar vor der ganzen Welt aufzeigte. Damals sandten Glockenklänge und Höhenfeuer den Brüdern die ersten Willkommgrüße. Nun ist der Tag gekommen, an dem die widerrechtliche Grenze wieder verschwunden ist. Es ist nun Tatsache geworden, was schon seit langer Zeit ersehnt und gesungen wurde „Deutsch ist die Saar!“ Ueberall stand der Gedanke: „Die Saar kehrt heim!“ Der Kampf, den es zu führen galt, ging nicht nur um Kohle und Eisen, sondern um deutsches Land und deutsche Menschen. Mit Verleumdung waren die Gegner in den Kampf gezogen, haben die deutsche Regierung und deutsche Art verschmäht, aber nichts von allen diesen Trübsalen vermochte den Willen dieser deutschen Männer und Frauen zu ändern, sie wollten niemals Knechte sein. So kam es, daß alle Welt mit Ehrfurcht von deutscher Treue gesprochen hatte. Der gestrige Tag vereinigte den Führer des ganzen Volkes mit unbeschreiblichem Jubel mit der Saarbevölkerung im Zeichen des Nationalsozialismus, in dessen Geist die Saarländer immerdar Treue Wacht gestanden hatten. Der deutschen Jugend galt daher die Mahnung, beim künftigen Durchziehen dieser Straße immerdar dieses großen deutschen Schicksalstages zu gedenken, der die treue Saar mit dem Mutterlande wieder vereinte. – Nun sangen die Geigen des Streichorchesters das „Deutschlandlied“, die übrigen Gäste und Teilnehmer erhoben ihre Hand zum deutschen Gruße.
Herr Bürgermeister Fickler sprach hierauf ebenfalls die schönen Dichterworte „Ans Vaterland, ans teure, schließ dich an“, und gedachte dabei auch des Mannes, der mit gleicher glühender Vaterlandsliebe das deutsche Volk aus einer Tiefe zur Höhe geführt hat und der nun auch das Saarland als heimkehrendes deutsches Land begrüßen durfte, und forderte zu einem dreifachen „Sieg-Heil“ auf.
Inzwischen hatte sich aus den bereitgestandenen Formationen und Verbänden, wobei sich auch die Sanitätskolonne und die Freiwillige Feuerwehr, ferner die Fahnenabordnungen der Kriegervereine beteiligten, ein langer Zug gebildet, der nun durch die festliche geschmückte und illuminierte Saarlandstraße und wieder durch dieselbe zurück führte. Während dieses Umzugs erschütterten immer wieder Kanonenschüsse die Nacht. Auf dem Hindenburgplatz angelangt wurde noch das „Saarlied“ und das „Horst-Wessel-Lied“, von der Blechmusikkapelle begleitet, gesungen.
Im Gasthof zur „Post“ wurde dann die Uebertragung aus den Feierlichkeiten im Saargebiet fortgesetzt. Die Blechmusikgesellschaft erfreute die Gäste dabei mit einem Konzert.

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In Ottobeuren kam es am 1. März zusätzlich zur Umbenennung der Luitpoldstraße in Saarlandstraße. Die Sitzung des gleichgeschalteten Gemeinderats wurde „per Großlautsprecher“ auf den Marktplatz übertragen. Josef Hasel stellte als Leiter der NSDAP-Ortsgruppe den Antrag, Bürgermeister Anton Fickler appellierte an die Gemeinderäte auf Zustimmung, dann setzte sich der Aufmarsch in Bewegung.

„Allgäuer Beobachter“, 28.02.1935, S. 8
Ottobeuren
Programm für den 1. März
1. Feierlichkeiten im Saargebiet:
9.30 Uhr: Die Rückgliederung des Saargebietes durch Baron Aloisi und den Dreierausschuß des Völkerbundes an Pg. Reichsminister Frick in Saarbrücken.
10.15 Uhr: Flaggenhissung im gesamten Deutschen Reich.
11.15 Uhr: Reichskommissar Gauleiter Bürckel wird durch den Innenminister Pg. Dr. Frick im Rathaus zu Saarbrücken feierlich eingeführt.
13.00 Uhr: Beginn des Aufmarsches in Saarbrücken.
19.45 Uhr: Historische Wechselrede zwischen dem Führer und Gauleiter Bürckel.
20.00 Uhr: Befreiungskundgebung auf dem Platz vor der Regierungskommission. Es sprechen der Stellvertreter des Führers, Rudolf Heß, Reichsminister Dr. Goebbels und Reichskommissar Bürckel. (Letzterer Kundgebung wird bestimmt durch den Rundfunk übertragen.)

2. Feier in Ottobeuren:
6.50 Uhr: stehen SA., SS., männl. und weibl. Arbeitsdienst, Flieger-Ortsgruppe, HJ. und JV., BDM., Sanitätskolonne und Fahnengruppen vor dem Rathause in Aufstellung.
7.00 Uhr: Festakt im Rathaus. (Übertragung durch Großlautsprecher auf den Hindenburg-Platz.)
7.30 Uhr: Zapfenstreich durch die festlich beleuchtete Saarlandstraße.
7.50 Uhr: Aufstellung vor dem Rathause. Absingen des Saarliedes und Horst-Wessel-Liedes.
8.00 Uhr: Konzert im Postsaal.
Die Gesamtbevölkerung ist zu dieser Kundgebung eingeladen. Die Anwohner der Saarlandstraße werden gebeten, in den Farben des Dritten Reiches besonders festlich zu beflaggen und nach Möglichkeit zu illuminieren!

„Allgäuer Beobachter“, 02.03.1935, S. 12
Saarrückgliederungsfeier in Ottobeuren
Der 1. März 1935, an dem das treue Saarvolk wieder heimkehrte ins deutsche Vaterhaus, wurde wie im ganzen Reich, so auch in Ottobeuren würdig als nationaler Festtag begangen. In der Knaben- und Mädchenschule fanden am Morgen Feiern statt, wobei die Schulleiter der Jugend in Ansprachen die Bedeutung des Tages zum Bewußtsein brachten. Zwischen 9 und 10 Uhr unternahmen die drei Züge des Freiw. Arbeitsdienstes, etwa 200 Mann, unter Trommelklang einen Propagandamarsch durch die Straßen des Marktes. Und als um 10.15 Uhr die allgemeine Beflaggung der Häuser erfolgte und die Kirchenglocken ihren metallenen Choral anstimmten, da mag es selbst dem Lauesten klar geworden sein, was es heißt: das Saarvolk kehrt heim! Dieser Morgen schuf die rechte Vorstimmung für den abendlichen, von G.-R. [Gemeinderat] und PO. [Partei-Ortsgruppe] gemeinsam vorbereiteten
Akt zur feierlichen Benennung der Saarlandstraße.
Um 7 Uhr hatten sich zur Festsitzung des Marktgemeinderats in dem mit Symbolen des neuen Reiches und Blattgrün prächtig geschmückten Rathaussaal versammelt: die Amtswalter der PO. und NS.-Gliederungen von Ottobeuren, Guggenberg, Haitzen und Betzisried, die Vertreter der Abtei, Behörden und Schulen sowie die Vorstände der gleichgeschalteten Vereine. Auf dem Hindenburgplatz, vor dem Rathaus, dessen Fassade mit Fahnentuch wirkungsvoll ausgeschlagen war, standen in dichten Reihen die uniformierten Verbände, der Arbeitsdienst und zahlreiche Volksgenossen. Sie waren durch eine Großlautsprecheranlage in Verbindung mit dem Festakt im Rathaussaal und Sitzungszimmer. Als erster trat Pg. Fritz Schmid ans Mikrophon und gab ein kurzes Stimmungsbild. Mit dem deutschen Gruß betraten 1. Bürgermeister Fickler und die Gemeinderäte den Saal. Eine Abtlg. des NS.-Streichorchesters, unter Leitung von Pg. Schurrer leitete die Feier mit dem „Largo“ von Haydn ein. Bürgermeister Fickler hieß die Volksgenossen und -genossinnen willkommen und sandte die herzlichsten Grüße hinüber zu den Saarländern anläßlich ihrer Rückkehr ins Reich. Der Führer selbst habe erklärt, daß die Rückkehrfeier selbst dem Jahrestag der Machtergreifung den Vorrang geben müsse. Was das Saarvolk im neuen Reich finde, das sei die Volksgemeinschaft und Menschen, die in redlicher Pflichterfüllung tätig sind am Neuaufbau des Staates. Einem spontanen Wunsche der Bevölkerung entsprechend sei diese Festsitzung anberaumt worden. Der Bürgermeister übergab das Wort dem Ortsgruppenleiter der NSDAP., Pg. Hasel: „Am Tage der Rückkehr unseres Saarlandes nimmt die Gesamtbevölkerung Ottobeurens an diesem weltgeschichtlichen Ereignis in echt vaterländischer Begeisterung teil. Damit eine bleibende Erinnerung an die Rückgewinnung deutschen Lebensraumes geschaffen werde, stelle ich namens aller in der NSDAP. gegliederten Organisationen den Antrag:   
Es wolle die Luitpoldstraße in Saarlandstraße umbenannt werden.
Bürgermeister Fickler antwortete: „Für die Marktgemeinde Ottobeuren ist es eine Ehre und auch eine Freude, diesen wohlbegründeten Antrag dem Beschlusse des Gemeinderates vorgelegt zu erhalten. Ich fordere den Gemeinderat somit auf, sich mit Erheben von den Sitzen mit der Annahme des Antrages einverstanden zu erklären. Nach der Abstimmung führte der Bürgermeister weiter aus:
Ich erkläre, der Antrag des Ortsgruppenleiters ist einstimmig angenommen worden, die bisherige Luitpoldstraße führt ab heute, den 1. März, zur Erinnerung an die Saarrückkehr den Namen Saarlandstraße.“
Anschließend hielt Pg. Schurrer als Beauftragter der NSDAP., die im Wortlaut folgende markante Rede:
Das deutsche Saarvolk hat sich am 13. Januar mit überwältigender Mehrheit zu seinem deutschen Vaterland bekannt. Es war ein gewaltiger, überwältigender Sieg. Freudenfeuer loderten von Bergen, Glocken schickten ihren ehernen Gruß zu den Brüdern und Schwestern an der Saar und wie ein gewaltiger Choral erklang es von Millionen Stimmen: Deutsch ist die Saar!
Heute, am 1. März, begeht ganz Deutschland die Rückgliederung der Saar ins Mutterland mit einem großen Feiertag. Freude, Stolz und Dankbarkeit schlagen dem tapferen Saarländer entgegen: Am heutigen Tage, da die Grenzen, die euch widerrechtlich aufgezwungen wurden, fallen, wo ihr zurückkehrt in den Schoß der heimatlichen Muttererde, da sind wir euch nahe, wir alle: in der Werkstatt und am Schreibtisch, auf der Hochschule und auf dem Bauernhof, im häuslichen Kreis der Familie und im freien Land, wo unsere Hitlerjungen und -Mädel marschieren. Über unserm Alltag und unseren Feierstunden steht ein Gedanke: die Saar kehrt heim! Uns erfüllt nur ein Wunsch: Mögt ihr die große Liebe spüren, diese Liebe mit der wir euch empfangen. Um was ging es an der Saar? Rudolf Heß sagte: Nicht um Kohle und Eisen, um viel mehr – um Land und Menschen, um Boden, der mit deutschem Blut geweiht, mit deutschem Schweiß gedüngt ist – über alles um Menschen; die so deutsch sind, als die Deutschesten unter uns. Was war es, was sie zu uns zurückführte?

[Fortsetzung im „Allgäuer Beobachter“, 04.03.1935, S. 13]
Das, was deutsche Eigenart von jeher in der Welt kennzeichnete und sie vor andern Völkern ausgezeichnet hat, war der Begriff der Treue. Sie ist im deutschen Wesen zu allen Zeiten so stark lebendig gewesen, daß alle Welt mit Ehrfurcht von dieser deutschen Treue gesprochen hat. Deutsche Treue hat den Weg des Reiches schon immer bestimmt: in der Vergangenheit und weist ihn uns für die Zukunft. Von selbstloser Treue war der Weg gekennzeichnet, den die Saarländer in ihrer 15jährigen Leidenszeit zurücklegten. Verfolgt wurde die Treue mit Drangsal und Hohn, Verrat lockte ringsum gleißend, doch sie fluchten dem Gold, wollten nur eins: Heimkehr ins Mutterland. Man nahm ihnen Arbeit, nahm ihnen Brot, machte sie rechtlos und arm, wollte ihnen die deutsche Seele rauben, doch ihr Herz aber in Glück und in Harm schlug nur für Deutschland. Darum, deutsche Volksgenossen: Treue um Treue.

Das Bekenntnis der Saarländer zu Deutschland und dieses gewaltige Treuebekenntnis zum deutschen Volke ist verwurzelt in deinem unerschütterlichen Glauben an Deutschlands Sendung. Es ist ein glühendes Bekenntnis zum neuen Deutschland, zu seinem Führer Adolf Hitler. Welche Flut von Verleumdungen und Schmähungen goß der Haß der Feinde über das Nationalsozialistische Deutschland und seinen Führer, wie zogen sie die edelsten Taten in den Schmutz. All dem stellte das Saarvolk seinen unerschütterlichen Glauben und sein ergreifendes Vertrauen gegenüber. Und so wurde das Bekenntnis der Saarländer zu einem glänzenden Sieg des Nationalsozialismus vor aller Welt, zum Bekenntnis zur Staatsidee des Dritten Reiches. Im Zeichen des Hakenkreuzes hat die Saar ihren Sieg vom 13. Januar errungen und im Zeichen des Nationalsozialismus kehrt sie am 1. März nach Deutschland zurück.
Doch hart wird der Kampf sein für die weitere Zukunft, denn auf vorgeschobenem Posten befindet sich das Saarland als Grenzland. Hier zeigt sich Deutschland unmittelbar nach außen. Doch die Gegner finden den Saarländer auf seinem Posten als Nationalsozialist im Denken und Handeln, als Nationalsozialist der Idee und der Tat. Zeigen auch wir uns würdig im Mutterland, der Kämpfer im Grenzland.
Du aber, deutsche Jugend, denke daran, wenn du im Gleichschritt durch die neue Saarlandstraße marschierst, daß du einen der denkwürdigsten Tage der deutschen Geschichte erlebst. Der Glaube und die Treue der Saarländer sei dir immer ein Weckruf in deinem Herzen, tapfer, treu und mutig zu sein im Kampf um Deutschlands Größe und Einigkeit. Wenn wir zusammenhalten wie Stahl und Eisen, dann wird die Welt erkennen: Keine Not und keine Bedrängnis und auch keine Gewalt wird die Deutschen je mehr trennen. Dann wird es wahr bleiben: Deutsch ist die Saar –  deutsch immerdar.
Immerdar sei Deutschland – unsere Sehnsucht!
                  Deutschland – unsere Treue!
                  Deutschland – unser Glaube!
                  Deutschland – unsere Liebe!

Nach dieser Rede spielte die Musik das Deutschlandlied. Der Bürgermeister zitierte das unsterbliche Wort des Dichters: „Ans Vaterland, ans teure, schließ dich an – das halte fest mit deinem ganzen Herzen – hier sind die Wurzeln deiner Kraft – dort in der fremden Welt stehst du allein – ein schwaches Rohr, das jeder Sturm zerknickt.“ Die Feierstunde klang aus mit einem Appell: „Haltet treu zum Führer, dem Mann mit der glühenden Vaterlandsliebe, dem Retter Deutschlands – Sieg Heil!“
Zapfenstreich durch die festlich illuminierte Saarlandstraße.
Vom Hindenburgplatz aus bewegte sich ein imposanter Zug zur Saarlandstraße in nachstehender folge: HJ. und JV. mit Trommlern, BdM. und Jungmädchen, weiblicher freiwilliger Arbeitsdienst, Blechmusikgesellschaft, SS. mit Traditionsstandarte der Sturmabteilung Hitler 1923, die sämtlichen Fahnen der NS.-Gliederungen und Verein, der männliche freiwillige Arbeitsdienst, SA. und SA.-R., Segelfliegertrupp, Sanitätskolonne, Feuerwehr und PO. Die Häuserreihen boten im Flaggenschmuck und den unzähligen flackernden Buntlichtern einen wundersamen Anblick. Den Abend durchzitterten „Kanonen“-Schüsse. Auf den Hindenburgplatz zurückgekehrt, sang die Menge das Saarlied und das Horst-Wessel-Lied. Begeisterten Widerhall fand ein dreifaches „Sieg Heil“ auf die Schwestern und Brüder an der Saar und unseren unvergleichlichen Führer.
Im Postsaal.
Gemeinderat, PO., Gliederungen, Verbände und zahlreiche Volksgenossen wohnten im Postsaale noch den Übertragungen aus Saarbrücken bei mit den gehaltvollen Reden des Stellvertreters des Führers, Rudolf Heß, des Reichsministers Dr. Goebbels, Reichskommissars Bürckel und als überwältigender Höhepunkt – des Führers selbst. Die Übertragung war ein großes, seltenes Erlebnis. Mit schneidiger Marschmusik und einem Potpourri hatte die Blechmusikgesellschaft unter Leitung von Chorregent Köbele den Abend trefflich umrahmt. In der Geschichte des Vaterlandes und der Heimat wird dieser Tag fortleben bis in fernste Zeiten.
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Memminger Zeitung, 16.01.1935, S. 10f.:
Saarfeier in Ottobeuren
Ottobeuren, 16. Januar
Mit großer Freude hatte auch die Ottobeurer Bevölkerung das überraschende Ergebnis der Saarabstimmung aufgenommen. Die Freude bekam sichtlichen Ausdruck durch die Fahnen, die von allen Häusern wehten. Die Schüler hatten für den ganzen Tag von halb 10 Uhr ab, schulfrei bekommen, was für diese eine besondere Freude war. Auch das einstündige Geläute von den Türmen der Basilika kündete nicht weniger die Freude über den überwältigenden Sieg des Deutschtums im Saargebiet.
Abends 7 Uhr versammelten sich die sämtlichen NS-Organisationen mit dem männlichen und weiblichen Arbeitsdienst sowieder Turnverein, die Kriegervereine und der Männergesangverein zu einem Fackelzug, der von dort aus durch die Luitpoldstraße – Ludwigstraße – Schützenstraße – M.-Rettenbacherstraße  und Adolf-Hitler-Straße zum Hindenburgplatz führte, wo H. Ortsgruppenleiter J. Hasel mit begeisterten Worten über den bedeutungsvollen Sieg des Deutschtums an der Saar sprach. Er betonte dabei, daß es nicht Gelungen war, während der 15jährigen Fremdherrschaft den Saarländern ein anderes Herz einzusetzen, im Gegenteil, ihre Ueberzeugung zum deutschen Mutterlande war immer noch größer geworden und hat nun diesen überwältigenden, wunderschönen Sieg errungen. Das ganze deutsche Volk feierte zur gleichen Stunde die Heimkehr der Saar und empfängt dieselben mit den herzlichsten Grüßen. Das ganze Volk wußte den Brüdern und Schwestern an der Saar dafür auch den innigsten Dank, was auch der Führer in seiner Rundfunkansprache in schönen Worten zum Ausdruck brachte. Nun sind sie wieder mit ihrem Heimatlande und dessen Geschicken und damit auch mit dem großen Führer des Volkes, Wolf Hitler, verbunden. — Hierauf erklangen, begleitet durch die Blechmusikkapelle drei Strophen des Saarliedes, sowie das „Deutschland“- und „Horst-Wessel-Lied“.
Die weitere Kundgebung fand hierauf im „Postsaale“ statt, der sich in wenigen Minuten überfüllte. Derselbe trug das gewohnte festliche Gewand und an der Stirnseite der Bühne war in großen Lettern unter dem Reichsadler der Spruch: „Deutsch ist die Saar“ angebracht worden. Die HJ-Kapelle, die damit zum erstenmale an die Oeffentlichkeit trat, brachte dort zuerst unter der Leitung des Herrn H. Wölfle einen schneidigen Marsch zum Vortrag. Die Blechmusikkapelle ließ demselben unter der Leitung ihres Dirigenten H. Köbele den Badenweilermarsch folgen, währenddem die Banner und Fahnen der NS-Organisatwnen und der Kriegervereine in den Saal einzogen. Hr. Bürgermeister Fickler erwähnte ebenfalls als den Grund zu dieser Kundgebung die große Freude über den großen Sieg bei der Saarabstimmung. Um die Freude, die auch in der Saarbevölkerung herrschen wird, auszudrücken, entlehnte Herr Bürgermeister die Worte des Dichters Hoffmann v. Fallersleben, „Deutsche Worte hör' ich wieder...“. Die stärkste Unterdrückung der fremden Mächte hatte das Deutschtum dort nicht im geringsten zurückdrängen können. Vier Jahre lang war das Volk und auch die Brüder von der Saar im Kampfe gegen die Entente

und Frankreich gestanden. Den Feinden war es aber nicht möglich, die deutsche Front zu durchbrechen und zu besiegen. Nur die Blockade bereite[te] Sorgen für die Ernährung. Es kam der Waffenstillstand und die Revolution, und dann das schrecklichste aller Dokumente – der Versailler „Friedensvertrag“ – der dem deutschen Volke unter anderem an allen Ecken und Enden Länder raubte und die Kolonien wegnahm. Unter diesen abgetrennten Gebieten befand sich auch unser Saargebiet mit seinen Bodenschätzen, nach dem sich die Franzosen schon so lange sehnten. Frankreich hatte geglaubt, während seiner 15jährigen Herrschaft über das Saargebiet die Bevölkerung umstimmen zu können, doch waren diese Bestrebungen umsonst. 15 Jahre lang hatte der Völkerbund das 2000 Quadratkilometer umfassende Land zur Verwaltung und Frankreich hatte die Kohlengruben in Besitz. Nun, nachdem die Saarbevölkerung sich für Deutschland entschieden hat, ist nur mehr die Entscheidung des Völkerbundes abzuwarten, der die Rückkehr folgen wird, – die Bergwerke aber muß Deutschland wieder zurückkaufen. Ueberall herrscht große Freude über das eindeutige Bekenntnis der Saarbevölkerung. Auch der Führer hat seine Freude ausgedrückt und die Saar herzlichst willkommen geheißen. Mit einigen Worten gedachte der Redner auch des Führers, der es fertig gebracht hatte, das deutsche Volk wieder zu einigen und der nun auch das Saarland beim Deutschen Reiche wieder angliedern kann. Schon wiederholt hat er der Welt seinen und des Volkes Friedenswillen betont und eine friedliche Lösung der Saarfrage gewunschen, die nun auch eingetroffen ist. In das dabei auf den Führer ausgebrachte „Sieg Heil“ stimmten die Anwesendes begeistert ein. – Ein sehr schönes, selbstverfasstes Gedicht „An den Führer“ brachte sodann Herr Obergruppenführer Schineis des FAD. sehr wirkungsvoll zum Vortrag. Die Hitlerjugendkapelle, die während des Abends noch mehrere Proben ihres Könnens trotz des noch so kurzen Bestehens, ablegte und dabei auch vollen Beifall fand, spielte sodann das Saarlied, das kräftig mitgesungen wurde. Auch der weibliche Arbeitsdienst trat mit einem Lied „Hunderttausend Herzen schlagen“ und einem Gedicht „O deutsches Volk“ und einem Sprechchor „Der Bergarbeiter“ vor die Kundgebung und verdiente sich die begeisterte Aufnahme der Vorträge. Ferner hatte auch der Männergesangverein mit seinem Liede „Wo gen Himmel Eichen ragen ...“ von Heinrichs und später mit einem Liede: „Gebet für das Reich“ mit Bläserbegleitung, komponiert von Chorregent H.(ermann) Köbele, und unter dessen Leitung großen Beifall gefunden. Mit einigen Worten hatte Herr Kulturwart Schurrer auf den Abend am kommenden Donnerstag hingewiesen, an dem der bekannte „Sepp Summer“ hier auftreten wird. Durch den weiblichen Arbeitsdienst kam hierauf nochmals ein Lied, ferner ein Gedicht und das Lied der Deutschen zum Vortrag, die zusammen wie die ersten Darbietungen wieder freudige Zustimmung fanden. Zum Schlusse brachte die Musikkapelle ein Potpourri und die HJ-Kapelle noch einige Märsche zur Aufführung.

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Wie wir alle wissen, verlief die Geschichte des Vaterlandes statt der „1000 Jahre“ dann doch etwas anders. Die Saarlandstraße wurde nach dem Einmarsch der Amerikaner wieder zur Luitpoldstraße. Ob es dazu einen Gemeinderatsbeschluss gibt oder ob man die Rückbenennung aufgrund amerikanischer Vorschriften vornahm, ist (noch) nicht geklärt. Im August 1945 findet sich in einem Blatt amtlicher Bekanntmachungen („bulletin“) vom 11.08.1945:
Military Government, office of the assistant chief of staff G-5 division USFET information branch (Hrsg.): Weekly information bulletin No. 3, 11 August 1945, 32 S.
Auf Seite 25 heißt es zu den belasteten Straßennamen aus der Nazizeit:
NAZI STREET NAMES OUT
„Government has issued orders to all local authorities in Bavaria to change the names of streets, bridges, public parks, waterways, mountains or villages which had their origin in Nazi times. Special emphasis is placed on the removal of names recalling leaders such as the ’’blood witnesses” of the Nazi Party. New names may be taken from German history prior to 1933. The names must be approved by Military Government.“
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Die hier abgebildete „Todesanzeige“ ist in verschiedenen Zeitungen erschienen, nicht nur im Allgäu. (Hier aber nur im Beobachter, nicht in der Memminger Zeitung.)
https://www.sz-photo.de/result_webshop/abstimmung-und-angliederung-des-saargebiets-an-das-deutsche-reich-1935/dossier-1.1121252
der frankophile Arzt Dr. Jakob Hector (*1872, Pachten - 1954, Saarlouis; ab 1950 Ehrenbürger); SWV = Saarländische Wirtschaftsvereinigung; s. S. 486 in:
https://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1977_4_4_schneider.pdf

488 (pdf 22). Die SWV verstand sich als überparteiliche Organisation zur Abwehr des Nationalsozialismus. Im Abstimmungskampf operierte sie vor allem mit zwei Thesen: Die Rückgliederung an Deutschland bringe große wirtschaftliche Nachteile und sie bedrohe außerdem den Katholizismus. Die SWV war eindeutig nach Frankreich orientiert. Sie erhielt finanzielle Unterstützung von französischer Seite und stand in enger Verbindung mit der Association francaise de la Sarre.
J. Hoffmann = Johannes Hoffmann, *1890, †1967; er stammte aus einer religiösen Familie und arbeitete bis 1935 als Journalist; er war Chefredakteur der größten katholischen Tageszeitung, der „Saarbrücker Landeszeitung“. Nach der Volksabstimmung floh er über Luxemburg und Frankreich im Oktober 1940 - mit einem tschechischen Pass - nach Brasilien, von dort kam er nach dem Ende des 2. Weltkrieges ins Saarland zurück. Vom 12.12.1947 - 23.10.1955 war er Ministerpräsident des Saarlandes.

Weitere Hintergrundinfos zu den französischen Domanialschulen des Saargebietes finden Sie hier.

Beobachter, 14.01.1935, S. 4:
Die letzten Schüler verlassen die Domanialschulen
Saarbrücken. Die letzten deutschen Schüler haben in diesen Tagen der Domanialschule den Rücken gekehrt und zwar sind aus diesen Schulen ausgetreten in Landsweiler 42, in Ludweiler 37, in Neunkirchen 70, in Hostenbach 30, in Sulzbach 50, und Jägersfreude 20 Schüler. So sind diese Schulen, auf die Horr Rault 1920 so große Hoffnungen gesetzt hatte, reine Franzosenschulen geworden, in denen nur noch die Kinder von Emigranten, status-quo-isten, Franzosen und anderen Ausländern zu finden sind. Das ist das Ende einer großen und trügerischen Hoffnung Frankreichs.
Das Saarland hätte eine kosmopolitische Region werden können; Schulen für beide Nationalitäten waren eine tolle Idee. (Ende 2018 streiken Schüler in Bosnien-Herzegowina gegen die ethnische Trennung der Schulen!) Aber gegen die Propagandamaschinerie der Nationalsozialisten hatten solche Entwicklungen keine Chance.
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Zum Hintergrund der Saarplakette – einer Blechmarke des Winterhilfswerks – heißt es im Allgäuer Beobachter vom 07.01.1935 auf S. 2
Treue um Treue! Deutsche, tragt die Saarplakette!
Berlin, 7. Jan. Die Reichspropagandaleitung der NSDAP. teilt mit: In den Tagen vom 6. bis einschließlich 12. Januar wird im gesamten Reichsgebiet die Saarabstimmungsplakette zum Preise von 20 Pfg. ausgegeben. Der gesamte Betrag wird ausschließlich zugunsten unserer Brüder an der Saar verwendet werden. Das gesamte deutsche Volk verleiht seiner Teilnahme am Kampf seiner Brüder an der Saar dadurch Ausdruck, daß es bis zum 13. Januar die deutsche Saar-Abstimmungsplakette trägt.

„Allgäuer Beobachter“, 08.01.1935, S. 8, zur Saarplakette:
Treue zum Saarland. Selten so tief und so stark wie in diesen Tagen haben wir den Begriff „Heimatliebe und Heimattreue“ erlebt. Hunderte von Saardeutschen haben ihre Wahlheimat im Ausland verlassen, um an der Abstimmungsurne am 13. Januar ein Bekenntnis zur deutschen Heimat und zum Dritten Reich abzulegen. Sie haben damit ein beispielloses persönliches Opfer auf sich genommen. In diesem Opfer bestätigt sich aufs Neue die wahrhaft aufrechte Gesinnung des Saarländers überhaupt. In 15jähriger unerbittlicher Machtprobe hat der Deutsche an der Saar seine Treue und seine Verbundenheit mit dem Reich heldenmütig bewiesen. Treue erfordert wiederum Treue. Und Treue darum auch unseren Saarländern. Sie kann nicht allein ihren Ausdruck finden in sog. Sympathie-Kundgebungen, am allerwenigsten aber im bloßen Darandenken an den jahrelangen Leidensweg des Saarvolkes. Es ist aller Welt offenbar geworden, daß die Saarwirtschaft unter französischem Regime stetig in Abwärtsentwicklung war. Damit verbunden war ein großes Maß von Opfer und Entsagung der Saarländer. Dem Saarvolk ist es aus eigener Kraft nicht möglich, all die bitteren Folgen der Vergangenheit zu lindern oder zu beseitigen. Mit den bewährten Eigenschaften und dem nie wankenden Tatwillen eines einigen deutschen Volkes sind wir im Reich bereit, unseren Brüdern an der Saar den Tribut der völkischen Verbundenheit und der Treue zu leisten. Die Saarabstimmungsplakette ist die Quittung für dieses kleine Opfer. Sie soll ein sichtbarer Beweis dafür sein, daß jeder Deutsche bereit ist, etwas – und für viele ist der Preis der Plakette (20 Pfennig) doch nur eine Kleinigkeit – für das deutsche Saarland zu tun. Wir wollen nicht unsere ganze Hoffnung auf unsere Brüder an der Saar setzen, wenn wir ihre Hoffnung auf uns selbst nicht restlos erfüllt haben. Unter dem Motto „Treue um Treue“ tragen wir daher in diesen Tagen die Saar-Abstimmungsplakette.

Beschreibung: Die Plakette ist links und rechts von Eichenlaub umrandet. Im Zentrum stehen zwei Menschen, die, sich an den Händen halten – symbolisch für die Treue des Reichsdeutschen mit dem Saarländer. Im Hintergrund ist ein Gewässer zu sehen, welches sicherlich für die Saar stehen dürfte. Im oberen Hintergrund ist ein Adler zu sehen, auf der Rückseite befindet sich eine Anstecknadel.
Material: Blech, Maße: H: 3,7 cm x B: 2,4 cm
andere Quelle: 37 x 27 mm
http://joschs-sammlung.de/produkt/deutsch-ist-die-saar-treue-um-treue-1935-2/
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Nochmals Allgäuer Beobachter vom 07.01.1935, S. 2
Die Saarausstellung in Berlin.
Berlin, 7. Jan. Vor der Eröffnung der Saarausstellung hatte die Presse Gelegenheit, diese zu besichtigen. Der Leiter des Museums für Länderkunde in Leipzig schilderte Zweck, Sinn und Ziel der Ausstellung, die eine Angelegenheit des ganzen deutschen Volkes sei und das Wissen um die Saar fördern wolle. Die Ausstellung nimmt die gesamte Wandelhalle des Reichstages ein, ist in drei große Abteilungen gegliedert und zeigt viele Karten, Reliefs, Gemälde, Modelle etc., die eine lebendige und klare Anschauung von Land und Volk geben.
Von besonderem Interesse ist die Darstellung der großen Projekte, die nach der Rückgliederung in Aussicht genommen sind: Schiffahrtswege, Ferngasleitungen, Hochspannungsleitungen, Autostraßen sollen Vermittler eines künftigen Großverkehrs sein. Die Ausstellung will nur Tatsachen zeigen und zeigt gerade deshalb besonders deutlich, daß das Land an der Saar deutsch ist und bleibt.

dito: [Diffamierung der Gegner und Einbezug der Kirche; schon die Titelschlagzeile der ersten Ausgabe des „Allgäuer Beobachters“ des Jahres 1935 spannte diesen Bogen: Unser Neujahrswunsch: Gott segne den Führer und sein Werk!]
Reichsminister Dr. Goebbels bei Eröffnung der Saarausstellung [am 06.01.1935]
Berlin, 7. Jan. In seiner Rede bei Eröffnung der Saarausstellung in der Kroll-Oper am Sonntagmittag führte Reichsminister Dr. Goebbels, der mehrmals von rauschendem Beifall unterbrochen wurde, u.a. aus:
Noch eine Woche trennt uns von dem geschichtlichen Augenblick, an dem 550 000 saardeutsche Menschen an die Wahlurne treten müssen, um für Volkstum und Heimat Zeugnis abzulegen. Eine Völkerwanderung im Kleinen ist vom Saarvolk selbst vorbereitet worden, um das vor 15 Jahren geschehene Unrecht dem Vertrag entsprechend durch den Stimmzettel wieder gutzumachen. Aus Japan und China, Afrika, Australien und Amerika, aus 40 Staaten der Welt und aus allen Gauen des Deutschen Reiches wandern über 50 000 Saarländer in ihre Heimat, um dort im Verein mit ihren 500 000 Landsleuten ihre Stimme abzugeben. (Starker Beifall.)
Das deutsche Volk hat die Treue, die das Saarvolk immer bewahrte, zu erwidern und zu vergelten versucht. Vom einfachsten Arbeiter bis zum Führer des deutschen Volkes gibt es nur einen Willen und eine Entschlossenheit: Die Saar ist deutsch und jeder trägt das Seinige dazu bei, daß sie deutsch bleibt. (Rauschender Beifall.)
Es darf in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt gelassen werden, daß die Kirche in der Saarfrage eine positiv deutsche Haltung eingenommen hat. Der frühere Bischof von Trier trat schon in den Jahren 1919 bis 1920 in eindringlichster Form für die ausgewiesenen Saarländer ein. Ihm und anderen ist es auch zuzuschreiben, daß das Saargebiet kirchenrechtlich nicht von Deutschland getrennt wurde. Es bedarf dabei keiner Betonung, daß Volksverrat auch Verrat gegen eine von Gott auferlegte Pflicht ist. In den letzten Tagen haben fast alle katholischen Bischöfe des Deutschen Reiches Aufrufe zur Saarabstimmung erlassen, in denen festgestellt wird, daß der für die Zukunft unseres Vaterlandes so folgenschweren Entscheidung, die in einigen Tagen an der Saar fallen wird, kein wahrhaft Deutscher gleichgültig gegenüberstehen kann, daß die deutschen Katholiken verpflichtet sind, sich für die Größe, die Wohlfahrt und den Frieden ihres deutschen Vaterlandes einzusetzen. Deshalb verordneten die Bischöfe, daß am 13. Januar in allen Kirchen nach dem allgemeinen Gebet noch besonders mit den Gläubigen gebetet werde, um einen für unser deutsches Volk segensreichen Ausgang der Saarabstimmung zu erflehen. (Erneuter Beifall.)
(…)
Diese Entschlossenheit ist nicht käuflich, denn sie ist gewachsen aus dem Ursprung der Gemeinschaft von Blut und Seele, aus den geheimnisvollen Zusammenhängen, die gleiches Volk mit gleichem Volk und gleiche Rasse mit gleicher Rasse verbinden.
Kurz vor der Rückkehr des Saarlandes ins Reich zeigen die letzten Verzweiflungsaktionen der Roten Front im Saarland noch einmal mit erschreckender Deutlichkeit, was der status quo für das Saargebiet und für ganz Europa bedeuten würde. Die innerpolitische Auseinandersetzung an der Saar wird zur Zeit in heftigster Form geführt. Dieser Kampf, für den im Saarstatut überhaupt kein Platz ist, wird dazu in der Hauptsache bestritten von Leuten, die zumeist für die Abstimmung selbst gar kein Wahlrecht besitzen.
Was wir früher oft genug betonten, das hat sich in letzter Zeit im Saargebiet auf das Furchtbarste bewahrheitet, daß nämlich die Völker der Welt den Wert der in Deutschland ausgeschiedenen Subjekte dann bald erkennen werden, wenn sie selbst mit ihrer Anwesenheit beglückt sind. Ohne Vaterland, ohne Religion, verachtet und mit dem Makel der Sünde wider das Blut behaftet, fristen sie ihr jämmerliches und verpfuschtes Leben. Betrüger am Vaterland und an Gott, wurden sie auch zu Betrügern am eigenen Gesinnungsgenossen.
Das Saarvolk selbst ist schuldlos daran, daß diese Verräter zu Tausenden aus dem Reich ins Saargebiet kamen, um der Welt einen Saar-Separatismus vorzutäuschen, den es in Wirklichkeit gar nicht gibt.
(…)
Das ist der wahre und tiefe Sinn dieser Volksabstimmung. So kann das Saargebiet, das ursprünglich als Zankapfel zwischen Deutschland und Frankreich gedacht war, in Wirklichkeit zur Brücke werden, auf der endlich die beiden Völker zueinander gelangen mögen, um sich stolz und voll Achtung gegenseitig die Hand zu reichen. Es ist die geschichtliche Möglichkeit gegeben, in diesem entscheidenden Augenblick den unseligen, jahrhundertelangen Nachbarkampf, der die ganze europäische Geschichte der Neuzeit verzerrt und gefährdet hat, endgültig abzubrechen und eine neue Linie deutsch-französischer Zusammenarbeit aufzunehmen, die ganz Europa nur zum Segen gereichen kann. (Anhaltender stürmischer Beifall.)
Noch einmal ist jetzt die Möglichkeit in die Hände dieser beiden Nationen und die ihrer Staatsmänner gelegt, im Zeichen einer gemeinsamen Mission zur Begründung eines neues geordneten Europa, eine Epoche der positiven Zusammenarbeit in die Wege zu leiten. (Anhaltender Beifall.) Wenn das gelingt, dann hat der Weltkrieg seinen eigentlichen historischen Sinn erhalten, denn [Seitenwechsel]
wollte er nichts mehr als nur die weitere Befehdung dieser beiden Nationen in blutigen Kriegen nach sich ziehen, wo wollte der Sinn dieser fürchterlichen Verzweiflung zu finden sein? Was an uns liegt, so sind wir gewillt und entschlossen, uns der historischen Stunde, vor der wir stehen, würdig zu erweisen und endgültig die Vergangenheit zu begraben, um eine neue friedliche Zukunft zu beginnen. In der Verständigung liegt die Ordnung, im Krieg liegt Zerstörung und endgültiger Untergang. Eine dritte Möglichkeit ist Europa nicht gegeben.
Ein Volk, das, wie das französische, seine nationale Ehre allem anderen voranstellt, wird in erster Linie verstehen, daß sich in Deutschland eine gleiche Gesinnung endgültig durchgesetzt hat. Das deutsche Volk hat mit dem Werk einer friedlichen Aufbauarbeit begonnen und wünscht nichts sehnlicher, als die großen Aufgaben, die der Führer ihm gestellt hat, in langer, segensreicher Arbeit zu erfüllen.
Wenn am 13. Januar die Deutschen an der Saar ihre Stimme für die Rückkehr zum Vaterlande in die Wahlurne gelegt haben, gibt es nach dem Willen des Führers zwischen Deutschland und Frankreich keinen territorialen Gegensatz mehr. Man vermag keinen vernünftigen und einleuchtenden Grund zu sehen, der die Verständigung beider Völker unmöglich machen könnte. Diese Verständigung aber wird nur von Dauer sein und Bestand haben, wenn sie auf der Grundlage gleicher nationaler Lebens- und Ehrgesetze erfolgt und zwei Partner zusammenführt, von denen jeder im anderen den gleichberechtigten Träger eines national gesicherten Lebens und einer national gewahrten Ehre sieht (Stürmischer Beifall.)
An der Saar fällt eine schicksalhafte Entscheidung. Wir sind gewiß, daß sie für Deutschland fällt und daß sich in ihr die ewige deutsche Seele wiederum emporringt aus Haß, Zwietracht und geistiger und moralischer Verkommenheit.
In diesem Sinne erkläre ich die Saar-Ausstellung in Berlin für eröffnet.

In Berlin kam es am 06.01.1935 zu einer weiteren Kundgebung (die „Saarkundgebung im Berliner Sportpalast“). Hitlers Stellvertreter, Rudolf Heß, schloss seine Rede dort mit der Feststellung:
Saardeutsche aus dem Blut und Boden ur- und erzdeutscher Heimat, Ihr werdet an diesem Tage Mann für Mann, Frau um Frau Eure Pflicht tun. Der Führer will es. Die Welt erwartet es. Deutschland weiß es. Deutsch ist die Saar!
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weiterführender Link This week in history (auf Englisch) von 2016.
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Recherche, Abschriften, Zusammenstellung: Helmut Scharpf, 12/2018. Die Vorlagen des Allgäuer Beobachters hat das Stadtarchiv Memmingen zur Verfügung gestellt, die Abbildung der Saarlandplakette wurde vom amerikanischen Militaria-Experten Bill Shea (The Ruptured Duck) freundlicherweise überlassen, die Briefmarke zur Saar-Abstimmung und der Wahlzettel stammen von der Wikipedia-Seite zur Saarabstimmung.
Das immer wieder erwähnte - und damals viel gesungene - Saarlandlied („Deutsch ist die Saar“) ist bei youtube abrufbar.

Wer mehr über das Saarland wissen möchte, dem sei die Seite Saar-Nostalgie empfohlen.

Urheber

Allgäuer Beobachter / Helmut Scharpf

Quelle

Stadtarchiv Memmingen / Helmut Scharpf

Verleger

Helmut Scharpf

Datum

1935-03-01

Rechte

gemeinfrei