16.05.1896 - Das Standbild des hl. Nepomuk erhält neuen Standort

Titel

16.05.1896 - Das Standbild des hl. Nepomuk erhält neuen Standort

Beschreibung

Wann der heilige Nepomuk auf der steinernen Brücke aufgestellt wurde, ist nicht bekannt. Im Kloster gibt es hierzu keine Aufzeichnungen. Vielleicht wurde er von einem wohlhabenden Bürger gestiftet. Auf dem Gemälde, das den Einweihungstag der barocken Abteikirche (28-09-1766) zeigt, ist auf der Brücke der Gekreuzigte zu sehen. Wahrscheinlich dürfte „unser Nepomuk“ etwa ab 1750 aufgestellt worden sein.

Lesen wir zunächst eine Zusammenfassung von Wikipedia-Inhalten: 1721 war Johannes Nepomuk von Papst Innozenz XIII. zuerst selig- und am 19. März 1729 von Papst Benedikt XIII. heiliggesprochen worden. Die Begräbnisstätte im Veitsdom wurde im Jahre 1736 im Stil des Hochbarocks neu gestaltet und 1748 mit Statuen der vier Kardinaltugenden ergänzt. Das kunsthistorisch bemerkenswerte Hochgrab des Heiligen besteht aus 1,68 Tonnen Silber.
In der Folge erlangte der heilige Nepomuk eine große Popularität in allen Bevölkerungsschichten und drängte im 18. Jahrhundert den böhmischen Nationalheiligen Wenzel in den Hintergrund. Auch in den anderen Ländern der Habsburgermonarchie entstand ein reger Nepomukkult, als Nothelfer wurde er besonders gegen Wasser- und Reisegefahren angerufen.
Neben Kreuzen und Mariendarstellungen sind Skulpturen des heiligen Nepomuk in katholischen Gebieten Süddeutschlands, Böhmens, Mährens und Österreichs die am häufigsten außerhalb von Kirchenbauwerken in freier Landschaft anzutreffenden christlichen Steinfiguren. Sehr häufig stehen Statuen des Heiligen auf oder neben Brücken. Die bekannteste von ihnen, die 1683 von Johann Brokoff geschaffen wurde, befindet sich auf der Prager Karlsbrücke an der Stelle, wo der Heilige in die Moldau gestürzt wurde.

Die Figur, die – bis zu deren Abbruch 1896 – auf der „steinernen Brücke“ stand, befand sich auf der Südseite der Brücke. Auf zwei Abbildungen – ein Foto und eine Zeichnung – ist der „frühe Nepomuk“ noch zu sehen. Die Zeichnung von 1878 stammt von einem „J.A. Brenner“, das Foto wurde 1895 oder früher aufgenommen. Auch auf der bekannten Lithographie von Joh. Müller von ca. 1845 ist der Nepomuk zu sehen.

Die Brücke wurde 1896 modernisiert und verbreitert (fortan: „eiserne Brücke“). Der kleine Marktplatz entstand zwar erst nach der nächsten Umgestaltung 1963, der Nepomuk fand dennoch zwischen Günz und Rathaus Platz. Ein schönes Aquarell von Valentin Ott zeigt die Szenerie im Jahre 1938.

Im Zeitungsartikel aus dem Ottobeurer Wochenblatt Nr. 21 vom 21.05.1896, S. 3, wird zwar die Einweihung an seinem Festtag, dem 16. Mai, beschrieben, leider aber weder etwas zur ausgedienten Figur, noch Näheres zur neuen Brücke:
Ottobeuren, 16. Mai. (Eingesandt.) Der Tag des heiligen Johann von Nepomuk wurde heuer besonders feierlich begangen. Die neuerrichtete Statue, hervorgegangen aus dem Atelier unseres einheimischen Künstlers Herrn Joseph Bareth, bei der Brücke am Marktplatz, erhielt die kirchliche Weihe. Im festlichen Zuge ging es nach dem Pfarrgottesdienst, voran Kreuz und Fahnen, folgend die Schuljugend, der Geistliche, Mitglieder der Marktgemeinde-Verwaltung und viele Pfarrangehörige zur festlich gezierten Statue des hl. Johann von Nepomuk. Dort angelangt, hielt der Hochw. Herr Pater Wilhelm [Obermayr] eine auf die Feier beziehende, begeisternde Ansprache, in welcher derselbe hervorhob, wie der Gedanke, den er in einer früheren Predigt einmal kundgab, nun jetzt verwirklicht und eine wohlgelungene Statue zur Verehrung des großen Heiligen aufgestellt sei. Er sprach auch zugleich den Dank aus der löblichen Marktgemeinde-Verwaltung und allen, welche ihr Scherflein dazu beigetragen. Nachdem folgte die Weihe derselben, wie auch der eisernen Brücke. Zum Schlusse wurden zwei Strophen „Großer Gott, wir loben dich“ gesungen, in welche die Versammelten freudig einstimmten. Möge der hl. Johann von Nepomuk ein steter Beschützer in leiblicher und geistiger Gefahr für die Markt- und Pfarrgemeinde Ottobeuren bleiben!

Joseph Bareth – Künstlername „Joseph von der Günz“ genannt – lebte von 1858 - 1933. Reinald Schule zählt im 2014 erschienen „Ottobeurer Heimatbuch“ auf Seite 84 weitere Skulpturen von Joseph von der Günz auf: der hl. Josef an der Lourdes-Grotte, die hl Maria über der Eingangstüre zur Eldernkapelle, die hl. Afra über dem Eingang der Pfarrkirche in Lachen, der hl. Josef in der Kapelle von Dennenberg; auch das Jesuskind über dem Tabernakel des Kreuzaltars in der Weihnachtszeit.

Der Brückenheilige wuchs den Ottobeurern ans Herz. Karolina Schurrer (geb. Ott, 16.02.1894 - 1982) schrieb nach dem erneuten Umzug 1963/64 sogar zwei Gedichte, die in einem Folgebeitrag abrufbar sein werden.

Urheber

Ottobeurer Wochenblatt

Quelle

Helmut Scharpf

Verleger

Helmut Scharpf

Datum

1896-05-16

Rechte

gemeinfrei