02.04.2023 – Relaunch des Klostermuseums

Titel

02.04.2023 – Relaunch des Klostermuseums

Beschreibung

Hier entsteht ein neuer Beitrag!
Der Titel Bericht im Memminger Kurier (1.4.2023, S. 3) lautete „Leuchtturm in der Museumslandschaft“. Der Titel unterstreicht die besondere Bedudeutung des Klostermuseums, die weit über die Grenzen Ottobeurens oder Schwabens hinausreicht. Schon 1881 wurde es in den
Repräsentationsräumen des Abtes bzw. der Reichsabtei eingerichtet – das zweitälteste Museum in Schwaben. Nach einer umfassenden Umgestaltung und Modernisierung öffnete es am Palmsonntag (2. April 2023) seine Türen für die Öffentlichkeit.

Den ersten Rundgang ermöglichte Museumskostos, Frater Tobias Heim, am 25.03.2023 im Rahmen des Treffens der Unterallgäuer und Memminger Museumsleiter sowie am 28. März nach der Pressekonferenz. Am 1. April gab es am Nachmittag einen Festakt und wiederum Gelegenheit für einen ersten Blick (Peek View). Für die breite Öffentlichkeit gab es am eigentlichen Eröffnungstag (2. April, 10 - 17 Uhr) ausgiebig Gelegenheit zur Besichtigung, flankiert von Kuratoriumsführungen, Führungen durch die Staatsgalerie sowie von Angeboten für Kinder.
Den Ottobeurer*innen sei der vertiefte Blick in die Geschichte des eigenen Wohnorts wärmstens empfohlen: eine wahre Entdeckungsreise

Nachfolgend wird hier aus dem Presse-Handout von Frater Tobias zitiert:
Titel des Projektes: Relaunch Klostermuseum: erlebnisorientierte
Neukonzeption
I. Anlass
Die vorherige Dauerausstellung stammte aus dem Jahr 1984. Sie erfolgte nach dem Motto einer Kunstsammlung d.h. man stellte möglichst viel von dem was man hat in die Räume. Eine ausführliche Erklärung der Objekte oder gar spezielle Vermittlungskonzepte hielt man nicht für notwendig.
In der Zwischenzeit erfolgten grundlegende Veränderungen auf Seiten der Besucher, wie auf Seiten der Museen.
Da ist einerseits der geschwundene religiöse und kulturelle Hintergrund der meisten Besucher, zum anderen gab es im Bereich der Museumspädagogik und der Vermittlungstechnik eine rasante Entwicklung. Dieser Entwicklung wollen wir durch die Neukonzeption Rechnung tragen, die Defizite beheben und die Besonderheiten und Alleinstellungsmerkmale hervorheben.
Die größten Defizite waren:
- fehlende thematische Struktur
- die Erläuterung zu den Objekten und zu den Räumen war zu gering oder gar nicht vorhanden
- einige Themen fehlten ganz z.B.:
- Erläuterungen zu unserem Ordensgründer, dem Hl. Benedikt und unserem weltweitem Orden.
- es fehlte auch die Darstellung unseres konkreten Lebens und Alltags im Kloster, mit den Bereichen von Gebet und Arbeit und Lesung.
- es fehlten Medien und Vermittlungstechnik.
- Menschen mit Einschränkungen werden faktisch nicht berücksichtigt.

Besonderheiten und Alleinstellungsmerkmale des Museums.
- es befindet sich in einem Kloster, in dem seit über 1250 Jahren ununterbrochen (trotz Säkularisation) klösterliches Leben stattfindet - zumindest noch.
- es gibt Objekte aus einem Zeitraum von 1000 Jahren
- diese stehen in historischen Räumen, die selber Ausstellungsobjekte sind, nämlich in den ehem. Repräsentationsräumen des Reichsabtes und in Räumen, die bereits ab 1724 als Ausstellungsräume genutzt wurden

- es ist einer der schönsten barocken Bibliotheksräume zu erleben
- eine Besonderheit ist der historische Theatersaal. Er ist seit 5 Jahren von der Europäischen Union in die Reihe der Europäische Route historischer Theatersäle aufgenommen.
- der Kaisersaal wird nach Beendigung der Restaurierungsarbeiten (in 2 Jahren, also 2025) voll zugänglich sein

II. Leitgedanken und Projektziele:
1. Zusammenbindung von Basilika und Museum
2. Dem Charakteristikum Klostermuseum soll Rechnung getragen werden d.h.: es geht um Information, aber auch um Glaubensverkündigung und Darstellung unseres Lebens und unserer Spiritualität
3. Originale Objekte sind Grundlage der Ausstellung, aber moderne Medien sollen bei der Vermittlung helfen und Erlebniserfahrungen und Interaktionsmöglichkeiten ermöglichen.
Neue Zielgruppe sind: Kinder und Jugendliche. Deshalb wurden Medienplaner und Museumspädagogen frühzeitig einbezogen.
4. Inklusion: Zugangsmöglichkeit und Erlebbarkeit für möglichst viele Menschen mit Einschränkungen.
Zusammenfassen lässt sich dies mit den Schlagworten: Information, Inklusion, Interaktion

III. Konzeption
In der kurzen Zeit von nur 8 Monaten ist 2018, Dank der Arbeit des Büros fürMuseumsberatung und unseres Abtes Johannes ein Rahmenkonzept entstanden. Darin eingearbeitet sind Anliegen und Interessen von Besuchern, die diese in zwei Aktionstagen und in Befragungen von Schulklassen äußern konnten.
Grundkonzept der Ausstellung ist: „Damit in Allem Gott verherrlicht werde“ – der Wahlspruch des Hl. Benedikt aus der Regel.
Konkret wird dieses Motto in verschiedenen Oberthemen:
1. Gottsuche in Gebet und Gottesdienst
2. Gottsuche im Alltag
3. Geistliche und weltliche Herrschaft
4. Arbeitsbereiche im Kloster
5. Luxus zur Ehre Gottes: Baugeschichte der Klosteranlage
6. Gelehrsamkeit

Einige Beispiele zur konkreten Ausführung im Thema:
Gottsuche - Benediktiner
- Tastbild des Hl. Benedikt mit Pyramiden- und Blindenschrift
- Medienstation mit Blättertext aus der Regel.
- biographischen Infos in Audio und Videostationen über frühere Mitbrüder oder bedeutende Schüler (Ludwig Auerbacher), Interviews mit heutigen Konventmitgliedern.

- Es soll eine liturgische Schatzkammer eingerichtet werden, deren Exponate nicht nur Schaustücke sind, sondern zeitweise auch fehlen werden, weil sie im gottesdienstlichen Gebrauch sind: Kelche, gottesdienstliche Gewänder
Leider wird dieser Raum zur Eröffnung nicht fertig sein. Der Grund sind die speziellen Sicherheitsvitrinen, die schon für die Planung sehr viel Zeit in Anspruch nahmen. Die Vitrinen sollen möglichst leicht sein wegen der Tragfähigkeit der barocken Holzbalkendecken. Zugleich müssen sie die Anforderungen an Stabilität und Schlagfestigkeit der Versicherung erfüllen. Dafür braucht es spezielle Gläser und speziellen Stahl. Beides ist in Zeiten von Corona und Ukraine-Krieg schwer zu bekommen.
- das Erlebnis der Ruhe soll durch einen Raum der Stille vermittelt werden, übrigens eine neuartige Medieninszenierung

Thema: Baugeschichte
- verschiedene Objekte und Pläne der Vorgängerbauten.
- Vorstellung der Äbte und der Mitbrüder, die Klosteranlage konzipiert haben
- Informationen zu den Künstlern.
- Darstellung verschiedener Techniken, z. B. der Herstellung von Stuck
- Mitmachstationen wie den Dachstuhlbau.
- Es soll gezeigt werden, dass die Architektur ein Ausdruck des Glaubens ist.

Thema: Arbeit
- Handarbeit wird durch Geräte thematisiert
- unsere zivilen Mitarbeiter kommen in Interviews zu Wort
- Gesundheitsfürsorge als Teil der Hausgeschichte: originale Objekte aus der alten Klosterapotheke werden gezeigt. Es gibt eine Riechstation mit typischen Kräutern der Klostermedizin
- Pfarrer Sebastian Kneipp, geboren in Stephansried und getauft in Ottobeuren kommt zu Wort
Thema: Gelehrsamkeit und wissenschaftliche Arbeit

Die Bibliothek als „geistliche" Schatzkammer wird herausgestellt: geistliche Lesung ist ja einer unserer Säulen des täglichen Lebens
- Neu ist: Zugänglichkeit der Barockbibliothek wurde geschaffen: das Raumerlebnis ist jetzt möglich
- Thematisiert wird auch unsere mittelalterliche Schreibwerkstatt (dazu gibt es auch museumspädagogische Programme) mit der Ausstellung der Tinten und Farben, Schreibgeräte und Handschriften
- Es gibt auch Informationen zu der Druckerei, die ab 1509 im Haus eingerichtet war
- Zum Thema wissenschaftliche Arbeit im Kloster zeigen wir Pater Ulrich Schiegg als Naturforscher und Miterfinder des Heißluftallons: hier sind 2 Medienstationen zu erwähnen
- Mitbrüder, die als Professoren im Haus und an verschiedenen Universitäten tätig waren werden gezeigt
- ein weiteres Unterthema der Gelehrsamkeit ist die Schule das Theater für die Schule und die Musiktradition im Haus, zu erleben an Audiostationen

IV. Betrieb des Museums
- diskutiert wird noch ob – zusätzlich zur konventinternen Museumsleitung – eine wissenschaftliche Museumsleitung beschäftigt wird . Hier gilt es Kosten und Nutzen abzuwägen.
- angestellt werden soll ein*e Museumspädagoge*in
- Für professionelles Marketing soll die Allgäuer Zeitungsverlag GmbH gemeinsam mit dem Touristikamt der Marktgemeinde Ottobeuren im Rahmen einer Partnerschaftsvereinbarung sorgen.

V. Zeitplan der Umgestaltung und große Verzögerungen
Vorgesehener Zeitplan:
- bis Mitte 2019: Erstellung des Feinkonzeptes
- bis Herbst: Findung des Gestalterbüros, Auftragsvergabe
- zum Jahresende Wettbewerb für Mediengestalter
- bis Mitte 2020 Durchführung der Planungen
- geplant war die Ausführung der Arbeiten von Mitte 2020 bis Mitte 2021
Gründe für die Verzögerung:
- ausgelastete Firmen in allen Gewerken
- Die Probleme der Abgrenzung von Zuständigkeiten und Schnittstellen waren größer als erwartet.
- Verzögerung bei Planungen, da nicht alle Besprechungen in Videokonferenzen stattfinden können und Ortstermine wegen Corona nicht möglich waren.
- Unterbrechung der Lieferketten, äußerste Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung (besonders in Bereich SpezialStähle, Spezialgläser und Elektronik)
- so waren mehrmalige Verschiebungen der Eröffnung notwendig
Jetzt aber: Eröffnung des neuen Museums am 2. April 2023 für die Öffentlichkeit
Gesamtkosten des Projektes: jetzt ca.2.2 Mio. € (Kostenerhöhungen um 15% durch Corona und als Folge des Ukraine-Kriegs)

Urheber

Helmut Scharpf

Quelle

Helmut Scharpf, Frater Tobias Heim

Verleger

Helmut Scharpf

Datum

2023-04-02