13.10.2001 – Georg W. alias „Dr. Dr. George Thrall Adams“ besucht Ottobeuren
Titel
13.10.2001 – Georg W. alias „Dr. Dr. George Thrall Adams“ besucht Ottobeuren
Beschreibung
Was für eine Geschichte! Sie erinnert an Figuren wie den „Hauptmann von Köpenick“ (Carl Zuckmayer), an die „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ (Thomas Mann) oder schlicht an den „Baron von Münchhausen“.
https://de.wikipedia.org/wiki/Hieronymus_Carl_Friedrich_von_M%C3%BCnchhausen
Gleichwohl hat sie eine mehr als tragische Seite: eine verkorkste Jugend, eine unerfüllte Liebe, mutmaßlich Minderwertigkeitsgefühle, Autismus und Rachegedanken. Der 1942 in Bamberg geborene, hochbegabte Georg W. war bei den „Klostermeggle“ bzw. „Klosterbuaba“ und verbrachte seine Volksschulzeit unter dem strengen Regime der in der Abtei Ottobeuren tätigen Franziskanerinnen. In der Festschrift zum 100-jährigen Bestehen der „Kreiserziehungs- und Beschäftigungsanstalt für arme Knaben“ – so die ursprüngliche Bezeichnung – von 1955 heißt es: „Erziehung und Pflege liegt in den bewährten Händen von Ordensfrauen aus dem Mutterhaus der Franziskanerinnen in Dillingen/Donau.“ „W.“, der von 1948 - 56 dort untergebracht war, hatte andere – für ihn traumatische – Erfahrungen gemacht.
Szenenwechsel: Am 13. Mai 2001 war „W.“ mit einem dicken Mercedes samt Bodyguard angereist. Seine Titel eilten ihm voraus: Er sei „Ehrenbürger der USA“, Senator und vieles mehr, nannte sich „Dr. Dr. George Thrall Adams“, sei adoptiert worden und wäre so zu beachtlichem Reichtum gekommen. Er hatte die Absicht geäußert, das Kurheim am Bannwald zu kaufen (auch Klosterwald und den ehemaligen Militärflugplatz Memmingerberg) und wollte der Marktgemeinde Ottobeuren darüber hinaus eine halbe Million Mark für einen botanischen Garten geben, der „Josef-Leist-Park“ genannt werden sollte. Josef Leist wollte „W.“ zum Ehrenbürger Ottobeurens ernannt wissen.
Am Abend des 13.5.2001 reservierte „W.“ den Mohren-Saal und stellte einer illustren Runde seine Pläne vor. Eingeladen waren u.a. Bürgermeister Bernd Schäfer, der Leiter der Kurverwaltung (sprich: des heutigen Touristikamts) Peter Kraus, der Redakteur der Memminger Zeitung Gerhard Wölfle samt Gattin Christine, W.s Jugendliebe Helga Fröhlich (heute Helga K.), Josef Leist nebst Lehrerin Magda Huber.
Die Geschichte ist so abenteuerlich, dass an dieser Stelle nicht zu viel erzählt werden kann, immerhin beschäftigten sich damals viele Stellen mit dem „amerikanischen Freund“ (der in Wirklichkeit vermutlich in der Nähe von Bremen wohnte): das Landratsamt, die Polizei, ein amerikanischer Konsul, das Bayerische Innenministerium, amerikanische Wahlkampfbüros und Amerikaner, die in der Nähe der angegebenen Adresse im Bundesstaat Connecticut in den USA wohnten und eigene Erkundigungen vornahmen. Die Geschichte kann voraussichtlich bei einem Vortrag ausgebreitet werden.
Zu den Klostermeggel im „Knabenerziehungsheim Ottobeuren“ – so der offizielle Name – gibt es im virtuellen Museum zwei Hauptseiten:
https://www.ottobeuren-macht-geschichte.de/items/show/240
https://www.ottobeuren-macht-geschichte.de/items/show/485
Die Festschrift von 1955 als Direktlink:
https://www.ottobeuren-macht-geschichte.de/files/original/d046a7d9c88da937dc8b2f228c3bf297.pdf
https://de.wikipedia.org/wiki/Hieronymus_Carl_Friedrich_von_M%C3%BCnchhausen
Gleichwohl hat sie eine mehr als tragische Seite: eine verkorkste Jugend, eine unerfüllte Liebe, mutmaßlich Minderwertigkeitsgefühle, Autismus und Rachegedanken. Der 1942 in Bamberg geborene, hochbegabte Georg W. war bei den „Klostermeggle“ bzw. „Klosterbuaba“ und verbrachte seine Volksschulzeit unter dem strengen Regime der in der Abtei Ottobeuren tätigen Franziskanerinnen. In der Festschrift zum 100-jährigen Bestehen der „Kreiserziehungs- und Beschäftigungsanstalt für arme Knaben“ – so die ursprüngliche Bezeichnung – von 1955 heißt es: „Erziehung und Pflege liegt in den bewährten Händen von Ordensfrauen aus dem Mutterhaus der Franziskanerinnen in Dillingen/Donau.“ „W.“, der von 1948 - 56 dort untergebracht war, hatte andere – für ihn traumatische – Erfahrungen gemacht.
Szenenwechsel: Am 13. Mai 2001 war „W.“ mit einem dicken Mercedes samt Bodyguard angereist. Seine Titel eilten ihm voraus: Er sei „Ehrenbürger der USA“, Senator und vieles mehr, nannte sich „Dr. Dr. George Thrall Adams“, sei adoptiert worden und wäre so zu beachtlichem Reichtum gekommen. Er hatte die Absicht geäußert, das Kurheim am Bannwald zu kaufen (auch Klosterwald und den ehemaligen Militärflugplatz Memmingerberg) und wollte der Marktgemeinde Ottobeuren darüber hinaus eine halbe Million Mark für einen botanischen Garten geben, der „Josef-Leist-Park“ genannt werden sollte. Josef Leist wollte „W.“ zum Ehrenbürger Ottobeurens ernannt wissen.
Am Abend des 13.5.2001 reservierte „W.“ den Mohren-Saal und stellte einer illustren Runde seine Pläne vor. Eingeladen waren u.a. Bürgermeister Bernd Schäfer, der Leiter der Kurverwaltung (sprich: des heutigen Touristikamts) Peter Kraus, der Redakteur der Memminger Zeitung Gerhard Wölfle samt Gattin Christine, W.s Jugendliebe Helga Fröhlich (heute Helga K.), Josef Leist nebst Lehrerin Magda Huber.
Die Geschichte ist so abenteuerlich, dass an dieser Stelle nicht zu viel erzählt werden kann, immerhin beschäftigten sich damals viele Stellen mit dem „amerikanischen Freund“ (der in Wirklichkeit vermutlich in der Nähe von Bremen wohnte): das Landratsamt, die Polizei, ein amerikanischer Konsul, das Bayerische Innenministerium, amerikanische Wahlkampfbüros und Amerikaner, die in der Nähe der angegebenen Adresse im Bundesstaat Connecticut in den USA wohnten und eigene Erkundigungen vornahmen. Die Geschichte kann voraussichtlich bei einem Vortrag ausgebreitet werden.
Zu den Klostermeggel im „Knabenerziehungsheim Ottobeuren“ – so der offizielle Name – gibt es im virtuellen Museum zwei Hauptseiten:
https://www.ottobeuren-macht-geschichte.de/items/show/240
https://www.ottobeuren-macht-geschichte.de/items/show/485
Die Festschrift von 1955 als Direktlink:
https://www.ottobeuren-macht-geschichte.de/files/original/d046a7d9c88da937dc8b2f228c3bf297.pdf
Urheber
Foto: Gerhard Wölfle (Benningen)
Quelle
Digitale Sammlung Helmut Scharpf
Verleger
Helmut Scharpf
Datum
2001-10-05
Rechte
gemeinfrei mit Einschränkungen