16.02.1824 – Ottobeuren feiert das Thronjubiläum von König Max I. Joseph

Titel

16.02.1824 – Ottobeuren feiert das Thronjubiläum von König Max I. Joseph

Beschreibung

Nach dem Tod des bayerischen Kurfürsten Karl Theodor am 16. Februar 1799 folgte ihm vom 1799 bis 1806 Kurfürst Maximilian IV. (auch Max IV. Joseph) nach, der ab 1806 als Maximilian I. (auch Max I. Joseph) bis zu seinem Tod am 13. Oktober 1825 König von Bayern war. Am 16.02.1824 feierte man in ganz Bayern sein 25-jähriges Thronjubiläum, so auch in Ottobeuren.

Bei Johann Baptist Ganser wurde dazu sogar eine achtseitige Festschrift herausgegeben, die uns erahnen lässt, was in Ottobeuren sowie in den umliegenden Ortschaften alles geboten war. Laut Wikipedia wurde der König von seinen Untertanen zwar „der gute Vater Max“ genannt, mal sollte jedoch im Blick behalten: gejubelt wurde in zu erwartender Vasallentreue, jedwede Kritik wäre schwer bestraft worden.

Literaturzitat:
Ganser, Johann Baptist (Hrsg.): Feier des 16ten Februars 1824 im Landgerichtsbezirke Ottobeuren, Ottobeuren, 19.02.1824, 8 S., Format ca. 24 x 18,5 cm
Hinweis: Seite 2 besteht nur aus einer Leerseite, die Seiten 5 und 6 fehlen leider. Vielleicht lässt sich aus dem Ottobeurer Wochenblatt der damaligen Zeit noch etwas ergänzen.

Hier nun die Abschrift des vorhandenen Texts; die alte Orthografie wurde beibehalten. Enthalten sind zwei Chronogramme, die im Ergebnis beide Male die Jahreszahl des Jubiläums (1824) ergeben.

Feier
des 16ten Februar 1824.
im
Landgerichtsbezirke Ottobeuren.

[S. 2 Leerseite]

[S. 3]

Die Bewohner des Landgerichtsbezirkes Ottobeuren ließen – durchdrungen von allertiefster Ehrfurcht gegen ihren beßten König Maximilian Joseph, und beglückt durch Seine weise, milde Regierung –, bisher keine Gelegenheit vorüber gehen, ihre innigste Liebe, unerschütterliche Treue und Anhänglichkeit zu beweisen; mit Freude und Wonne erfüllte sie daher das frohe und glückliche Ereigniß, das 25jährige Regierungs-Jubiläumsfest ihres allgeliebten Landesvaters feiern, und an diesem unvergeßlichen Tage durch würdige Feier desselben neue Beweise ihrer Liebe und Dankbarkeit gegen ihren beßten Regenten darzubringen.

Brüderliche Eintracht und Frohsinn schloß den schönen Bund unter ihnen, alles zur Verherrlichung dieses großen lange ersehnten Tages beizutragen; ein und dasselbe rege Streben, ihre Gefühle des Dankes und der Liebe auf eine recht würdige Weise ausdrücken, und so Millionen ihrer Mitbürger zur Seite stehen zu können, beseelte Alle, und es kamen sonach folgende Feierlichkeiten, unvergeßlich allen Bewohnern des Landgerichtsbezirkes Ottobeuren, und würdig, dem Andenken der Nachwelt aufbewahrt zu werden, zum Vollzug.

§. 1.

Am 15ten, als dem Vorabende des höchsterfreulichen Festes, Abends um 6 ½ Uhr wurde in dem Markte Ottobeuren das Herannahen des Freudentages durch ein halbstündiges Geläute mit allen Glocken, und durch 50. Kanonen- und Böllerschüsse verkündet; zur nämlichen Zeit durchzog eine Abtheilung der Landwehr mit türkischer Musick die Hauptstraßen des Marktes, und auf dem Guggenberge, ¼ Stunde von Ottobeuren entfernt, wurde ein von den Gemeinden Ottobeuren, Betzisried, Guggenberg und Haitzen

S. 4

errichteter Holzstoß, 240. Schuhe im Umfange, und 90. Schuh Höhe betragend, angezündet. Freude- und Jubelgeschrei der Bewohner Ottobeurens und der umliegenden Dorfschaften durchhallte die Lüfte, während auch in der Entfernung ein sehr großes Freudenfeuer, welches die Gemeinde Böhen auf dem höchsten Punkte des Landgerichtsbezirkes in der Gegend von Lampolz veranstaltet hatte, sichtbar wurde.

§. 2.

Am 16ten, als am Jubeltage, Morgens 5. Uhr begrüßten 50. Kanonen- und Böllerschüsse den festlichen Tag; feierliches eine halbe Stunde andauerndes Geläute ertönte von den Thürmen, die Tagsreveille, von türkischer Musick begleitet, wurde geschlagen, und von allen Seiten war das Frohlocken und Jauchzen der wonnrtrunkenen Bewohner Ottobeurens und der Umgegend vernehmbar.

§. 3.

Zwischen 8. und 9. Uhr zogen einzelne Abtheilungen der Landwehr, Deputationen der auswärtigen Gemeinden, und die Filialschulkinder der Pfarrei Ottobeuren im Markte ein, um sich dem feierlichen Kirchenzuge anzuschließen, und versammelten sich vor dem Landgerichts-Gebäude, allwo auch die Landwehr in Parade um 9 ½ Uhr aufmarschirte.

§. 4.

Um 10. Uhr bekann der Kirchenzug in folgender Ordnung:

a.) Eine Abtheilung der Landwehr-Kavallerie eröffnete den Zug, dann folgten
b.) die Schulkinder festlich geziert, und die Deputationen der Gemeinden; an sie schloß sich
c.) die Landwehr an, dann folgte die Geistlichkeit, die Beamten, und eine Abtheilung Landwehr-Kavallerie beschloß den Zug;
d.) während des Zuges wurden alle Glocken geläutet, und 50. Kanonen-Böllerschüsse abgefeuert.

§. 5.

Die Kirche in Ottobeuren, berühmt durch ihre Pracht und Größe, war kaum hinreichend, die große Volksmasse zu fassen, welche sich von allen Seiten her einfand, um den Allmächtigen für die Erhaltung ihres beßten Königs mit innigster Andacht anzuflehen.

[Die Seiten 5 und 6 fehlen.]

S. 7

§. 11.

Um 10. Uhr eröffnete sich in dem Gasthause zum Adler ein glänzender Ball, welchem die Beamten und Honorationen beiwohnten, in den übrigen Gasthäusern belustigten sich die Bürger. Kein Unfall, nicht die entfernteste Unordnung störte die Feier des Jubeltages; Eintracht und Frohsinn herrschten allenthalben, und so beschloß sich dieser für Ottobeuren so festliche Tag unter dem herzlichen heißesten Wunsche:

MaX Vnser aLLergnaeDIgster KoenIg
Lebe VIeLe Iahre hoCh.

§. 12.

Auch in den übrigen Gemeinden des Landgerichtsbezirkes wurde das Jubiläumsfest auf eine feierliche Weise begangen; allenthalben war feiertägliche Ruhe aller Geschäfte; es wurden unter dem Geläute der Glocken und Feuern mit Böllern feierliche Kirchenzüge gehalten, Sammlungen für Arme und Feste für die Schuljugend veranstaltet, Freudenfeuer (besonders bemerkenswürdig in Herbishofen und Osterberg) angezündet, und alle möglichen Anordnungen getroffen, um die Feier des ewig denkwürgen Tages zu erhöhen.

Insbesondere verdient Erwähnung, daß zu Eisenburg auf Anordnung der Grundherrschaften nach vollendetem solennen Gottesdienste 18. Hausarmen ausgespeist, und mit dem nöthigen Holze versehen wurden, dann daß Abends um 6 ½ Uhr das Schloß Eisenburg mit Lampen beleuchtet, und eine Piramide von Scheitholz zu einem Freudenfeuer errichtet, deren Grundfläche 256. □ Schuhe, und ihre Höhe 40. Schuhe betrug, angezündet wurde.

Da übrigens unter den an der Landesgränze gelegenen Gemeinden die Uebereinkunft zu Stand kam, am 16ten bei einbrechender Nacht die ganze Gränze mit Freudenfeuer zu beleuchten, um auch dem Auslande ihre Liebe und Anhänglichkeit an ihren beßten König kund zu machen, so wurden in dem Gemeindebezirke Steinheim an der Gränze gegen Würtemberg zwei große Holzstöße errichtet, und bei einbrechender Nacht angezündet.

S. 8

Alle Bewohner des Landgerichts-Bezirkes Ottobeuren sind hocherfreut, das Glück genossen zu haben, das schönste, erhabenste Fest ihres beßten Regenten zu feiern, und nur ein Wunsch erfüllte alle Herzen:

EIne zVVeIte RegIerVngs – IVbeL – FeIer Vnsers theVersten
MaX Ioseph erfreuVe seIn treVes BaIerLanD,
begLVICke Vnser OttobeVren.

Ottobeuren, den 19ten Februar 1824.

Urheber

Joseph Karl Stieler (Gemälde), Baptist Ganser (Druckschrift)

Quelle

Alte Pinakothek München / Wikipedia / Sammlung Helmut Scharpf

Verleger

Helmut Scharpf

Datum

1824-02-16

Rechte

gemeinfrei