1909 - kompletter Jahrgang des Ottobeurer Wochenblatts (ab 27.3. Volksblatt)

Titel

1909 - kompletter Jahrgang des Ottobeurer Wochenblatts (ab 27.3. Volksblatt)

Beschreibung

Die letzte Ausgabe des Ottobeurer Wochenblatts erschien am 23.03.1909, darin - ohne Angabe von Gründen - auf Seite 4 die Ankündigung der Umbenennung in „Ottobeurer Volksblatt“. Die Aufteilung der Zeitungsseiten wurden von zwei- auf dreispaltig umgestellt. Der Titel der beiden Ausgaben vom 27. und 30. März war vermutlich ein Provisorium. Am 1. April 1909 zeigte sich das Volksblatt mit einer Überschrift, die im Design dem des Wochenblatts ähnelte.

Die Zeitung mit vier bis acht Seiten erschien dreimal pro Woche (dienstags, donnerstags und samstags), Ausgabe 1 am 2. Januar, Ausgabe 146 am 30. Dezember; insg. 716 Seiten. Der vorliegende Jahresband wurde von Hans und Heidi Kraft zur Verfügung gestellt und von der Firma Pixelprint in München sowohl in Graustufen als auch bitonal gescannt. Die Gesamtdatei als pdf basiert aus Gründen des Dateiumfangs auf dem bitonalen Scan. Sie hat 165 MB und sollte in jedem Fall vor dem Lesen erst auf Ihren lokalen Rechner geladen werden!

Ein ganz wesentliches Ereignis war der Überflug des „Luftschiffes Z I“ von Graf Zeppelin am 2. April 1909. Der Artikel darüber am 3.4. bildete die Grundlage für das Vorschaubild zu diesem Jahrgang. Man muss sich das Ereignis für die Ottobeurer damals in etwa vergleichbar mit der ersten Mondlandung vorstellen. Abrufbar ist hier außerdem die Abschrift (word und pdf) samt einer Zusammenfassung weiterer Meldungen.

Das über Ottobeurer Gebiet fliegende Starrluftschiff war das vom Heer aufgekaufte LZ 3 („Luftschiff Zeppelin“) das als Militärluftfahrzeug in „Z I“ umbenannte wurde. Das LZ 3 war lt. Wikipedia am 9. Oktober 1906 erstmals zu Testfahrten aufgestiegen und wurde der erste erfolgreiche Zeppelin, der bis 1908 aus 45 Fahrten insg. 4398 km zurücklegte und so für das Militär interessant wurde. Bis 1913 diente das Z I als Schulschiff, dann wurde das technisch überholte Schiff abgerüstet. Was die Ottobeurer in ihrer Begeisterung nicht ahnen konnten: Zeppeline wurden im 1. Weltkrieg (zwischen Januar 1915 und August 1918) zu Bombenangriffen auf Ziele in England - vor allem London - eingesetzt. Sie flogen in Höhen von bis zu 7000 Metern und waren mit der herkömmlichen Munition schwer abzuschießen. Da man für die Herstellung der Gaszellen für einen einzigen Zeppelin 250.000 Kuhdärme benötigte (insb. den großen Blinddarm) galt laut der britischen Tageszeitung Daily Telegraph vom 24.08.2013, S. 9 („Bratwurst ban kept Zeppelins airborne“) zeitweise sogar ein Verbot der Wurstherstellung.

Die Aufstellung des Zeppelin-Gedenksteines im Bannwald (zwischen Hochbehälter und Parkplatz Ottostraße) hatte der Verschönerungsverein auf seiner Jahreshauptversammlung 1910 beschlossen. Die Idee hatte der königliche Forstmeister Schneeberger, der auch die Festrede hielt. Die Inschrift wurde von Flaschnermeister A. Raith sehr schön in Kupfer getrieben.
Ältere Ottobeuren kennen den Gedenkstein aus grauem Marmor als wichtigen Treffpunkt. Eltern z.B. haben ihren Kindern immer gesagt, man treffe sich „beim Zeppelin“. Aufgestellt wurde der Stein durch den Verschönerungsverein im Rahmen des Kindefestes am 25.07.1910. In Ausgabe 83 vom 28.07.1910 erschien zur Errichtung des Zeppelindenkmals sowie der Pflanzung der Zeppelintanne auf der Coverseite ein ausführlicher Bericht.
Bevor es in den Annakeller ging (an der Ottostraße beim Bannwald) zogen die Schüler der Volksschule zur Zeppelintanne (eine Nordmanntanne) und stellten sich zu beiden Seiten mit ihren Lehrerinnen und Lehrern auf. „Die Knaben mit weißblauen Fahnen und die Mädchen in ihren bunten Kleidern boten im Grün der Bäume ein ungemein malerisches, farbenprächtiges Bild.“ Die Blechmusik spielte ein einleitendes Stück. Nach der Festrede erklang ein dreifaches Hoch auf Seine königliche Hoheit, Prinzregent Luitpold, und auf den Grafen Zeppelin und alle sangen „entblößten Hauptes“ die Prinzregentenhymne.

Hier abrufbar sind außerdem zwei Bilder vom 6. Mai 2013. In Ottobeuren gibt es - zwischen der Bgm.-Hasel-Straße und der Johannes-Gutenberg-Straße - auch eine Zeppelinstraße.

Es fanden 1909 etliche Vereinsneugründungen statt, einige davon militärischer Natur. Interessant sind wie immer auch die Firmengründungen.

Am 2.10.1929 wurde im Ottobeurer Tagblatt erneut von Überflug eines Zeppelin (am 1.10.1929) berichtet; der Bericht ist hier verlinkt.

 

Urheber

Benedikt Baur, Ganser'sche Buchdruckerei Ottobeuren

Quelle

Hans und Heidi Kraft

Verleger

Helmut Scharpf

Datum

1909-01-02

Mitarbeiter

Fa. Pixelprint, München

Rechte

gemeinfrei