18.06.1929 - Leitartikel zum 10-jährigen Amtsjubiläum von Bürgermeister Adolf Fergg
Titel
Beschreibung
Das Ottobeurer Volksblatt griff in seiner Ausgabe vom 18. Juni 1929 das Amtsjubiläum Adolf Ferggs auf und berichtete auf Seite 1 samt einem Bild von den ersten 10 Jahren seiner Amtszeit.
Das Extrablatt von der Kommunalwahl vom 15.06.1919 ist bereits im virtuellen Museum. Damit war der Beginn seiner Bürgermeistertätigkeit markiert. Bereits seit 1912 saß er im Gemeinderat.
Die 10 Jahre der Nachkriegszeit beschrieb das Volksblatt so:
Gegenüber dem Weltkrieg selber, während dem das deutsche Volk geschlossen nur ein Ziel verfolgte und sich gegen eine Welt von Feinden wehrte, wurden die Nachkriegsjahre zu einer sturmbewegten Zeit, in der in leidernschaftlicher Weise die Gegensätze unter den Volksgenossen in politischer, wirtschaftlicher und kultureller Beziehung hart aufeinander prallten!
Jene Männer, die an verantwortlicher Stelle standen, sie hatten wahrlich keine leichte Arbeit und nicht zuletzt auch die kommunalen Verwaltungen sahen sich in der Nachkriegszeit vor Aufgaben gestellt, deren Lösung ganze Männer benötigte, Männer mit gereiftem Wissen und Können!
Der Text hält sich leider lange mit Allgemeinplätzen auf und deutet immer nur an, wie viel Hunderte von Beispielen das segensreiche Wirken Ferggs belegen, bis es endlich etwas konkreter wird:
... sei in erster Linie genannt sein großes Wohlwollen gegenüber den Schulen und ähnlichen Einrichtungen, ferner seine wohlwollende Gesinnung gegenüber Verbänden und Organisationen, die dem vaterländischen Gedanken dienen, sein Intensives Bestreben nach Hebung des Fremdenverkehrs am Orte, sein Weitblick in verkehrstechnischen Fragen u.a.m. Im Straßenbauwesen ließ sich z.B. Herr Bürgermeister trotz schwieriger Wirtschaftslage nicht abschrecken, da und dort Verbesserungen vornehmen zu lassen, neue Straßenbauten im Interesse seiner Gemeinde aufs tatkräftigste zu fördern, wofür ja durch die neue Bezirksstraße ein glänzendes Zeugnis gegeben ist. Auch in der Wasserversorgung fand die Frage in ihm einen zielbewussten Förderer. Weiter zurückliegend können wir in den gemeindlichen Wohnungsbauten sein soziales Verständnis erkennen, während die materielle Unterstützung beim Bau der der neuen Schießstätte sein Empfinden für die nationale Idee offenkundig machte. Angedeutet darf vielleicht noch werden die überaus glückliche Lösung der Kriegerdenkmalsfrage, die mancherorts noch heute der Lösung harrt, an hiesigem Orte aber schon seit Jahren erledigt ist, wofür wiederum Herrn Bürgermeister ein ansehnlicher Verdienst zufiel. Sein fortschrittlicher Geist drang weiter in zahlreichen anderen öffentlichen Fragen durch und es darf hiebei vielleicht auch an die Anschaffung einer Motorspritze erinnert werden, die damals unter schwierigsten Verhältnissen ebenfalls mit seinem Zutun erstanden wurde.
Fergg wird weiter als hervorragender Redner bezeichnet, der sein „eminentes Wissen“ auch in „Fragen des Bezirks“ (also des Landkreises Memmingen) einbrachte. Es sei überparteilich orientiert, würde sich einer Ehrung aber am liebsten entziehen.
Im letzten Absatz des Artikels heißt es:
Wir schließen mit dem Wunsche, mit welchem wir wohl mit der gesamten Einwohnerschaft Ottobeurens einig gehen, daß es der Marktgemeinde noch einige weitere Jahrzehnte gegönnt sein möge, den bewährten Führer an der Spitze zu sehen! Ad multos annos!
Adolf Fergg (*06.05.1877 - 02.12.1945; Vater: Johann Fergg, 1842 - 1914) sollte bis 1933 Bürgermeister bleiben. Über die Umstände seines Rücktritts 1933 gewährt ein Schreiben des Bezirksamtes Memmingen Einblick, das Sie hier abrufen können.
Das Dokument ist hier in einer restaurierten Fassung (Rihab Zgued und Helmut Scharpf) eingepflegt, wahlweise in 300 mit ca. 4 MB und 600 dpi mit ca. 20 MB.