04.05.1810 Pater Ulrich Schiegg verstorben

Titel

04.05.1810 Pater Ulrich Schiegg verstorben

Beschreibung

Ulrich Schiegg (geboren als Joseph Schiekh; * 3. Mai 1752 in Gosbach; † 4. Mai 1810 in München) war ein deutscher Benediktinerpater, Mathematiker, Astronom und Landvermesser. Er führte 1784 den ersten Heißluftballonstart in Deutschland durch.

Der nachfolgende Text wurde 1:1 von Wikipedia übernommen. Das im virtuellen Museum eingepflegte Portrait wurde vom bayerischen Miniaturenmaler, Kupferstecher und Goldschmied Johann Michael Schramm (1772 - 1835; München) 1813 posthum als Kreidelithografie erstellt. (Originalformat ca. 32,4 x 23,5 cm; Sammlung Helmut Scharpf; gemeinfrei verwendbar)
Literatur: Maillinger IV; Dussler 7; Winkler 797.6.

Lebensgeschichte
Als Joseph Schiekh in eine arme Bauernfamilie geboren, trat Ulrich Schiegg nach seinem Gymnasialabschluss 1770 in das Benediktinerstift Ottobeuren ein. Am 29. September 1771 legte er die Ordensgelübde ab und nahm den Namen Ulrich Schiegg an. Am 23. September 1775 wurde er zum Priester geweiht und übernahm eine Stelle als Lehrer an der Klosterschule. Ab 1784 begann er sich im Zuge der Vermessung des Grundbesitzes des Klosters mit Geodäsie und Kartografie zu beschäftigen. Zur selben Zeit experimentierte er unter dem Eindruck der Versuche der Gebrüder Montgolfier mit Heißluftballons und konnte am 22. Januar 1784 den ersten (unbemannten) Ballonstart Deutschlands durchführen. Von 1791 bis 1800 lehrte er Mathematik, Astronomie, Physik und Landwirtschaft an der Paris-Lodron-Universität Salzburg. Schiegg hatte auch die Leitung für die Errichtung von Blitzableitern an über 140 Privatgebäuden in der Stadt Salzburg inne.[1] 1800 nahm er mit seinem Schüler Valentin Stanič an der Expedition zur Erstbesteigung des Großglockners unter der Leitung des Kärntner Fürstbischofs Franz II. Xaver von Salm-Reifferscheidt-Krautheim teil. Er war zwar nicht unter den Erstbesteigern, konnte jedoch zusammen mit Stanič einen Tag später den Gipfel erreichen. Dort führte er Höhenmessungen durch. Bei seinen Vermessungen des Untersbergs kombinierte er barometrische Höhenmessung mit trigonometrischen Methoden. Schiegg war Dekan der Philosophischen Fakultät der Universität Salzburg in den Jahren 1794 – 1795, 1796 – 1797 und 1800 – 1801.[2] 1800 kehrte Schiegg ins Stift Ottobeuren zurück. Nach der Auflösung des Klosters ging Schiegg als Hofastronom nach München. Ab 1805 wurde ihm ein Lehrstuhl für Astronomie und Mathematik an der Universität in Würzburg angeboten. Dies schlug er jedoch aus und nahm stattdessen den Auftrag weiterer Vermessungsarbeiten in Bayern an. 1807 erlitt er bei einem Unfall mit seiner Pferdekutsche schwere Verletzungen, von denen er sich nie mehr erholte. 1808 wurde er von der Bayerischen Königlichen Akademie der Wissenschaften als Mitglied aufgenommen. Nachdem er bis zuletzt in der Steuervermessungskommission mitgearbeitet hatte, verstarb er 1810 in München.

Nach Ulrich Schiegg sind die Grundschule und eine Straße in Gosbach, eine Straße in Ottobeuren und in Augsburg sowie ein Filmfestival benannt.[3][4] Südlich von Ottobeuren steht in der Nähe der Sternwarte ein Gedenkstein.

Werkverzeichnis
    Nachricht über einen Aerostatischen Versuch, welcher in dem Reichsstifte Ottobeuren vorgenommen worden den 22. Jenner 1784. Ottobeuren 1784 (doi:10.3931/e-rara-15479)
    Positiones ex universa Philosophia, quas sub gratios, auspiciis Rss. perill. ac amplissimi DD. Honorati S.R. Imperii Praelati, liberi imperialis exempti et antiquissimi Monasterii Ottoburani Ord. S. Ben. Abbatis vigilantissimi propugnabunt: Multum Relig. Fratres Honorius Pfeffer, Alexander Ziegler, Felix Martin, Vitalis Hoefelmayr, Sylvanus Hanser ejusdem Ordinis ac Monasterii Professi necnon Vincentius Rotach et Coelestinus Herberger philosophiae Candidati Mensi Aug. 1785, Ottoburae 1785
    Kurze Anleitung zur gründlichen Erlernung der Rechenkunst; der studirenden Jugend gewidmet. Ottobeuren 1790; Anleitung zu Holzersparnissen bei Bräupfannen, Branntweinhäfen und Waschkesseln. Ottobeuren 1791
    Ueber Reibung und Steifigkeit der Seile als Hinderniss der Bewegung bey Maschinen nebst Sätzen aus der angewandten Mathematik, Physik, praktischen Philosophie, Moral und Naturrecht. Salzburg 1796
    Physikalische, astronomische und geodätische Messungen, in: Molls Jahrbuch für Berg- und Hüttenkunde 5 (1801), 404-432 und in: Franz Michael Vierthaler's Literaturzeitung 2. Jg., Band 3, Salzburg 1801, 369-396, 401-414
    Über die Vermessung von Bayern. Auszug aus einem Briefe des Professors Schiegg vom 2. Juli 1804
    Breite von Regensburg, hergeleitet aus beobachteten Scheitel-Abständen der Sonne, in: (Franz X. Zachs) Monatliche Correspondenz 11 (1805), 24-36; Astronomische Nachrichten aus Bayern, in: (Franz X. Zachs) Monatliche Correspondenz 12 (1805), 357-366
    Karte des gesamten Territoriums des freien und exemten Reichsstifts Ottobeuren als Beilage, in: Maurus Feyerabend, (Des ehemaligen Reichsstiftes Ottenbeuren Benediktiner Ordens in Schwaben) Sämmtliche Jahrbücher IV, Ottenbeuren 1816

Literatur über Ulrich Schiegg

* Wolfgang Torge: Geschichte der Geodäsie in Deutschland. Walter de Gruyter, 2007, ISBN 978-3-11-019056-4, S. 108–109 (books.google.com [abgerufen am 13. März 2009]).
* Bauernfeind: Schiegg, Ulrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 31, Duncker & Humblot, Leipzig 1890, S. 180–183.
* Johannes Schaber: Ulrich Schiegg. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 14, Bautz, Herzberg 1998, ISBN 3-88309-073-5, Sp. 1419–1425.
* Daniel Schlögl: Schiegg, Ulrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11203-2, S. 738 (Digitalisat).

Urheber

Johann Michael Schramm / Text: Wikipedia

Quelle

Sammlung Helmut Scharpf / Wikipedia

Verleger

Helmut Scharpf

Datum

1810-05-04

Rechte

gemeinfrei