15.10.1900 - Eröffnung der Eisenbahnstrecke Ottobeuren - Ungerhausen, Festumzug
Titel
Beschreibung
Der Kommentar im Ottobeurer Wochenblatt vom 28.09.1900 brachte es auf den Punkt: Wasserleitung und Kanalisation haben wir schon längst, elektrisches Licht haben wir jetzt auch, die Eisenbahn wird in einigen Tagen eröffnet – was wollen wir noch mehr?
Die Eröffnung der Nebenbahn weckte Hoffnungen auf einen wirtschaftlichen Aufschwung. Der Kutschenverkehr mit Memmingen (der „Memminger Omnibus“ mit gelber Postkutsche, Postillon und „dem schmetternden Schall des Posthorns“) wurde zum 21.10.1900 eingestellt, dafür eine Verbindung über Hopferbach und Untrasried nach Obergünzburg eingerichtet.
Für den 15.10.1900 beraumte die Königliche Generaldirektion der bayer. Staatseisenbahnen eine Probefahrt an. Erst am 9. Oktober wurde der Termin („aus sicherere Quelle“) im Wochenblatt bekanntgegeben. Eine Fahrgelegenheit für die Allgemeinheit war damit noch nicht gegeben, man verband die Ankunft des Zuges mit der Dampflokomotive „Grünten“ dennoch mit einer großen Feier samt Festumzug, Festdiner, Beleuchtung der Straßen (seit 24.09.1900 gab es erstmals eine Straßenbeleuchtung auch mit elektrischem Licht) und einem Feuerwerk. Bürgermeister Anton Frey (†11.03.1919) rief im Namen der Marktgemeindeverwaltung zur Beflaggung der Häuser auf. Der Ausgabe 82 des Ottobeurer Wochenblatts vom 12.10.1900 lag als Gratis-Beilage ein Eisenbahn-Fahrplan bei.
Der Regelverkehr begann erst am 20.10.1900, wobei an diesem Tag zusätzlich drei Sonderzüge eingesetzt wurden, einer davon für die Ottobeurer Schulkinder. Es wurden von der Kgl. Generaldirektion mehrere Hundert Freibillets ausgegeben. 12 Züge verkehrten auf der neuen Linie, davon vier direkt mit Memmingen.
Am 15.10. kamen an: der Königl. Herr Generaldirektor Gustav Ritter von Ebermayer (ím Artikel falsch „Ebermaier“ geschrieben; *01.04.1839, Nenzenheim, gest. 04.02.1911, München), der Memminger Oberbürgermeister, Hofrat Karl Scherer (1850-1922; OB von 1884-1909), der Hawanger Bürgermeister und Landtagsabgeordnete [Michael] Seeberger. Am Bahnhof wurde ein Festgedicht verlesen, drei weiß gekleidete Mädchen überreichten „Rosenbouquetten“.
Das hier abgebildete Foto zeigt die drei Mädchen und den gesamten Umzug auf dem Rückweg vom Bahnhof (ca. 13.30 - 14.00 Uhr). Die Häuser sind beflaggt, man sieht außerdem Lampions für die „Illumination“. Hinter den beiden linken Mädchen läuft der Ottobeurer Bürgermeister Anton Frey (mit Zylinder). Weitere Personen können vermutlich noch identifiziert werden, insb. Ebermayer, der in ganz Bayern eine Reihe von Nebenbahnen in Betrieb nahm.
Das erste Haus links ist das Geschäft von Goldschmied Max Pfalner (2016: Zaunkönig“, Hausnummer 13; bis 1951 Hausnummer 75½), das erste Haus rechts die Farbenhandlung Alexander Reich (später „Bazar“ von Hans Filgis, heutige Hausnummer 16), daneben (auf 18, Geschäft von Joseph Fink) heute die karitative Einrichtung „Auf anander zua gau“.
Aufgenommen wurde das Foto vermutlich vom ersten Stock des Hauses von Steinmetz Max Holzmann. Die beiden Vergleichsbilder von der Straße aus wurde am 13.08.2016 gemacht. Eines davon zeigt die Fassade von Haus Nr. 18, die damals wie heute eine Malerei „Maria mit dem Kinde“ zeigt.
Die Details von der Planung bis zur Eröffnung der Bahnlinie finden sich auf den Websites des Günztal-Museumsbahnvereins Ottobeuren und bei Wikipedia. Um 1910 kam eine Ansichtskarte mit der Streckenführung heraus, im virtuellen Museum von Ottobeuren findet sich außerdem ein Fahrplan vom Oktober 1931 sowie Bilder vom großen Eisenbahnunglück am 17. Dezember 1962.
Kurios ist folgende „Anzeige“ aus dem Ottobeurer Wochenblatt Nr. 39 vom 27.09.1866, S. 2, zeigt sie doch, dass die ersten Planungen schon weiter zurückreichen als bisher bekannt:
„Das Eisenbahn-Projekt für die Strecke Ottobeuren, liegt zu Jedermanns Einsicht im Kloster offen.“
Das Ottobeurer Wochenblatt Nr. 12 vom 20.03.1896 verkündete auf Seite 1:
Ottobeuen. Mittwoch, den 18. März nachmittags 2 Uhr traf bei der Gemeindebehörde ein Telegramm aus München ein mit dem Wortlaute:
Lokalbahn Ungerhausen – Ottobeuren vom Landtag einstimmig genehmigt, und der Unterschrift des Herrn Abgeordneten Seeberger.
Allgemeine Freude und allgemeiner Jubel gab sich sogleich kund von Seite der Einwohnerschaft. Der Markt prangte in ganz kurzer Zeit in reichlichem Flaggenschmucke und Böllerschüsse verkündeten diese freudige Botschaft der ganzen Umgebung. Am selben Abend noch versammelten sich die Herren der Marktgemeindeverwaltung und die zu dem Eisenbahn-Comité gewählten Geschäftsinhaber im Gasthause zur Linde, wobei von Seite des Bürgermeisters [Anton Frey] dem hohen Landtage der hohen Kammer der Abgeordneten für die Genehmigung dieser Lokalbahn-Linie, insbesondere auch dem hochw. Herrn Abgeordneten Domdekan Reindl von Eichstätt und dem Herrn Abgeordneten und Bürgermeister Seeberger von Hawangen, welche Herren sich so viele Mühe um das Zustandekommen dieser Bahn sich gegeben haben, der Dank ausgesprochen wurde, mit dem Wunsche, es möge die Erbauung dieser Lokalbahn zum Nutzen und zum Wohle des gesamten Marktes, für die jetzige als auch für die zukünftige Generation werden. Hierauf wurde zum Ausdrucke des Dankes ein dreifaches donnerndes Hoch auf die hohe Kammer der Abgeordneten ausgebracht, in welches die Versammlung begeistert einstimmte und so dieser Abend in der heitersten Stimmung verlief, wobei noch besonders zu erwähnen ist, daß von dem Steinhauer Herrn Karl Fergg ein auf die Lokalbahn beziehendes eigens verfaßtes Gedicht vorgetragen wurde, welches allgemeinen Beifall fand.
Hier nun die Berichte aus dem Ottobeurer Wochenblatt. Abrufbar sind hier (s. Reiter unten) auch die beiden Annoncen der Gemeindeverwaltung und des Veteranenvereins.
Ottobeurer Wochenblatt, Nr. 81, vom 09.10.1900, S. 3
Vermischtes.
Ottobeuren, 9. Okt. Wie uns aus sicherer Quelle bekannt ist, findet am Montag, den 15. Oktober die von der kgl. Generaldirektion der bayer. Staats-Eisenbahnen anberaumte Probefahrt statt. Zu der damit verbundenen Festlichkeit werden noch spezielle Einladungen ergehen.
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Ottobeurer Wochenblatt, Nr. 82, vom 12.10.1900, S. 1
Einladung.
Wir bringen zur allgemeinen Kenntnis, dass die Eröffnung, bezw. die technische Prüfung unserer Lokalbahn Ungerhausen – Ottobeuren nunmehr definitif auf Montag, den 15. Oktober festgesetzt ist, und richten wir gleichzeitig an die verehrl. Einwohnerschaft unserer sämtlichen Nachbargemeinden die freundlichste Einladung, sich an unserer Festlichkeit zu beteiligen. Der Festzug der Lokalbahn geht mittags 12 Uhr in Ungerhausen ab nach Ottobeuren. Nachdem an diesem Tage die technische Prüfung stattfindet, ist für die an der Bahn gelegenen Gemeinden eine Fahrtgelegenheit noch nicht geboten.
Einer zahlreichen Beteiligung sieht mit Vergnügen entgegen
Die Marktgemeinde-Verwaltung
Frey, Bürgermeister.
Programm.
1. Vormittags 10 Uhr Musik mit Böllersalven.
2. Aufstellung des Festzuges, um 11 ½ Uhr auf dem Marktplatze.
3. Mittags 12 ½ Uhr feierlicher Empfang der verehrten Festgäste am Bahnhofe Ottobeuren.
4. Festdiner im Saale des Gasthauses zur Post.
5. Abends 6 ½ Uhr Illumination und elektrische Beleuchtung der Strassen des Marktes und Feuerwerk. Nach demselben gesellige Unterhaltung in den verschienen Gasthäusern.
Geneigte Zusage zum Festdiner bitten wir uns alsbald anzuzeigen.
Die verehrl. Einwohnerschaft Ottobeuren wird hiemit freundlichst ersucht, am 15. Oktober am Tage der technischen Prüfung der Lokalbahn Ungerhausen – Ottobeuren ihre Häuser zu beflaggen und womöglichst am Abende zu illuminieren.
Die Marktgemeinde-Verwaltung.
In derselben Ausgabe auf S. 7 der Hinweis:
Unserer heutigen Gesamtauflage liegt eine Gratis-Beilage: Eisenbahn-Fahrplan für Ottobeuren und nächste Umgebung bei.
In derselben Ausgabe auf S. 8 eine Einladung des Veteranenvereins:
Einladung. Zu der am Montag, den 15. Oktober stattfindenden Festlichkeit, bei welcher die technische Prüfung der Lokalbahn Ungerhausen – Ottobeuren stattfindet, beehren wir uns sämtliche Mitglieder und Titl. Ehrenmitglieder des Veteranenvereins unter Hinweisung auf das Festprogramm ergebenst einzuladen.
Die Vorstandschaft.
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Ottobeurer Wochenblatt, Nr. 83, vom 16.10.1900, S. 2f.
Vermischtes.
Ottobeuren, 15. Oktober. Herrlich schön ward heute zu schaun das Bild, das Ottobeuren, unser schöner Markt darbot in seinem bunten Festgewande. Galt es ja doch unserer treubesorgten Gemeindeverwaltung und den Bewohnern allen, einerseits der großen Freude Ausdruck zu geben über die Vollendung unser schönen Günzthalbahn, anderseits aber die hohen Herrn der Königl. Prüfungs-Kommission, welche von München, Kempten und Memmingen gekommen waren, würdig zu empfangen und zu begrüßen. Punkt halb 12 Uhr wurde der Festzug auf dem Marktplatze aufgestellt und zug unter den Klängen der Musik durch die reichgeschmückte Bahnhofstraße dem Bahnhofe zu. Ungefähr um 1 ¼ Uhr fuhr der Zug mit der begränzten [bekränzten] Maschine „Grünten“ in den Bahnhof ein und der Königl. Herr Generaldirektor Ritter von Ebermaier [Gustav Ritter von Ebermayer] mit seinen ihn begleitenden Kgl. Herren Bahnbeamten, unser Kgl. Herr Regierungs-Rat und Bezirksamtmann von Schelhorn, Herr Bürgermeister Scherer von Memmingen und Herr Landtags-Abgeordnete und Bürgermeister Seeberger von Hawangen entstiegen dem Zuge. Eine kurze Begrüßung durch ein Festgedicht und die Überreichung von Rosenbouqueten von 3 weißgekleideten Mädchen erfreuten den hohen Herrn
Generaldirektor sichtlich und noch mehr die herzliche Begrüßung durch unsern Herrn Bürgermeister [Anton Frey]. Nach vollendeter Inspektion zog der Festzug dem Gasthofe der Post zu, wo den Gästen ein feines Festmahl bereitet war. Während des Mahles toastierte der Kgl. Herr Regierungsrat von Schelhorn auf Se. Königl. Hoheit unsern allverehrten Prinzen-Regenten Luitpold, beglückwünschte Ottobeuren und zeigte so, wie er innigen Anteil nehme an dem Geschicke und Glücke Ottobeuren's.
Herr Bürgermeister Frey dankte in herzlicher Weise all' den hohen Stellen und insbesondere dem Königl. Herrn Generaldirektor Ritter von Ebermaier für die Bewilligung zum Bahnbau, für die Förderung und Vollendung und heutige Inspektion derselben. Er gedachte dankesvoll des leider zu früh verstorbenen Hochwürdigen Herrn Domkapitulars Reindl und des jetzt noch rastlos wirkenden Herrn Bürgermeisters Seeberger, welche beide als Abgeordnete Alles gethan, um Ottobeuren mit der Bahn zu beglücken. Herr Generaldirektor Ritter von Ebermaier erörterte wie die Königl. Generaldirektion dem ganzen Bahnprojekte, dem Bahnbau und der Vollendung stets wohlwollend entgegengekommen, wie oft unvorhergesehene Hindernisse einen solchen Bau aber verzögern können, beglückwünschte jedoch in herzgewinnender Weise uns Ottobeurer zu der Eröffnung unserer Bahn und wünschte ihr Blühen und Gedeihen. Unser verehrter kgl. Herr Oberamtsrichter Schneider dankte der verehrlichen Gemeindeverwaltung und toastierte auf dieselbe.
Zu rasch enteilten die Stunden, die hohen Herren wollten unsere schöne Kirche und Kloster sehen und wurden dadurch dem Festkreise durch unsern Hochwürdigen Herrn Pfarrer entführt. Wollen wir hoffen, daß in ihnen Allen, Allen durch das Schöne, was sie dort geschaut, der Wunsch rege geworden. Auf Wiedersehen !
Der Festabend aber brachte viel des Schönen : Musik, großartige Beleuchtung der Häuser, elektrische Beleuchtung, unter Leitung des Herrn Gemeinderats Raith ein herrliches Feuerwerk, und abends Unterhaltung im Gasthause zur Post. Möge die schöne Erinnerung fortleben an das heutige Freudenfest in unserer Jugend, in allen Herzen !
Auf Seite 3 derselben Ausgabe folgende Werbung:
Fotografische Ansichtskarten der gestrigen Probefahrt sind zu haben bei G. Braun, Fotograf.
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Im Ottobeurer Wochenblatt, Nr. 84, vom 19.10.1900, wurde auf S. 4 das Festgedicht abgedruckt.
auf S. 6:
Bekanntmachung.
Zur Feier der Eröffnung der Lokalbahn Ungerhausen – Ottobeuren, welche am Samstag, den 20. Oktober stattfindet, wird zur taxfreien Beförderung der Schulkinder der Werktagsschule ein Sonderzug von Ottobeuren um 1.50 abgehen, welcher im 3.30 in Ottobeuren ankommt. Die Schulkinder werden mittags präzis 1 Uhr auf dem Marktplatze aufgestellt und marschieren unter Beaufsichtigung der Herren Lehrer und Lehrerinnen hierauf mit Musik dem Bahnhofe zu.
Ottobeuren, den 18. Oktober 1900.
Die Marktgemeinde-Verwaltung.
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Ottobeurer Wochenblatt, Nr. 85, vom 23.10.1900, S. 3
Lokales und aus dem Kreise.
Ottobeuren, 22. Oktober. Nachdem vor acht Tagen, wie wir schon berichtet haben, die neue Bahnstrecke Ottobeuren – Ungerhausen von den Herrn der Kgl. Generaldirektion der Staatsbahnen befahren und inspiciert worden war, ist heute auf derselben der regelmäßige Betrieb mit dem Frühzuge eröffnet worden. Die hohe Königl. Bahnverwaltung hat die neue Linie mit 12 Zügen bedacht, von den[en] vier direkt mit Memmingen verkehren. Wir sehen in der für uns so außerordentlich günstigen Behandlung dieser Angelegenheit einen neuen Beweis der Fürsorge und des Wohlwollens, mit welchem diese hohe Stelle die Entwicklung unserer kommerziellen Verhältnisse stets im Auge gehabt hat. Weiters hat sich die Kgl. Generaldirektion abermals uns geneigt gezeigt, indem sie auf das Ansuchen unsres Herrn Bürgermeisters mehrere hundert Freibillete und drei Extrazüge gnädigst bewilligte. Dieselben fuhren mit Blechmusik vorgestern um 9 Uhr früh, 1 Uhr mittag und 5 Uhr abends von hier nach Ungerhausen und nach kurzem dortigen Aufenthalte wieder zurück. Der erste Zug war hauptsächlich von Männern, der zweite ausschließlich von der Schuljugend und den Lehrern und Lehrerinnen und der dritte vorwiegend von den Frauen benützt. Daß sich dabei vorher und besonders nachher in der trefflichen Bahnhofsrestauration ein äußerst gemütliches Leben entwickelte, versteht sich bei unsern schönen gesellschaftlichen Verhältnissen von selbst. Die Schuljugend wurde nach der Freifahrt noch mit Speise und Trank auf Gemeindekosten bewirtet. So ist auch dieser Tag zu einem Festtage für groß und klein geworden. Es waren so gar mehrere Häuser beflaggt. –
Mit dem heutigen Tage wurde auch eine neue Omnibusverbindung mit Obergünzburg über Hopferbach eröffnet mit einer täglichen Hin- und Herfahrt. Dagegen hörte gestern abend der Omnibusverkehr mit Memmingen auf. Zum letzten Male erklang auf letzter Fahrt durch die herrliche Kastanienallee der schmetterne Schall des Posthorns. Abschied haben wir hier nehmen müssen von der gelben Kutsche und von dem muntern Postillon, dessen einfach Weisen uns immer erfreuten. Der „Memminger Omnibus“, der uns so oft zu fröhlicher oder ernster Fahrt entführte, uns so oft liebe Gäste brachte und Grüße aus der Ferne vermittelte, mit dem wir bekannt waren seit frühester Jugend wie mit einem trauten Freunde – er ist nicht mehr, er lebt von jetzt an nur mehr als Erinnerung ! Stille und öde wird’s jetzt werden auf dieser bisher so sehr belebten Straße, die uns so lange als Hauptverbindung mit dem Weltverkehr gedient hat, still auch im westlichen Teile unseres Marktes. Dagegen wird im östlichen neues Leben erwachen. Die Bedingungen dazu sind gegeben, und wir wünschen von Herzen, daß der Verkehr in Ottobeuren sich durch die Eisenbahn recht aufschwingen möge zum Glücke seiner Bewohner, zum steigenden allseitigen Wohlstande seiner strebsamen und rührigen Bürgerschaft. W.
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Ottobeurer Wochenblatt, Nr. 89, vom 06.11.1900, S. 4
(Bahndienst.) Versetzt wurden die Lokomotivführer II. Kl. Karl Müller von Kempten nach Ottobeuren, Karl Traut von Memmingen nach Kempten.
[Bis zum Jahresende 1900 gab es nach dieser Kurzmeldung keine weiteren Berichte zur Eisenbahnlinie.]
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Ottobeurer Wochenblatt, Nr. 94, vom 23.11.1900, S. 3
Hopferbach. (Omibusfahrten.) Die Bewohner der obern westlichen Günz sind seit 22. Okt. d. J. Durch Postamnibusfahrten dem allgemeinen Verkehr näher gerückt. Morgend 6 Uhr 25 Min. fährt ein Omnibus von Obergünzburg über Untrasried und Hopferbach nach Ottobeuren und kommt dort 9 Uhr 30 Min. an. Nachmittags 4 Uhr 30 Min. fährt derselbe zurück und erreicht Obergünzburg abends 7 Uhr 35 Min. Ein zweiter Omnibus verkehrt zwischen Hopferbach und Obergünzburg. Derselbe fährt morgens 6 Uhr 25 Min. in Hopferbach ab und kommt 7 Uhr 45 Min. nach Obergünzburg. Nachmittags 4 Uhr 15 Min. verläßt er letzteren Ort und erreicht ersteren 5 Uhr 35 Min.
Die Pfarrdörfer Hopferbach und Untrasried erhielten Postagenturen. Die Frequenz der Neuanlage kann bisher nur als günstig bezeichnet werden. Gelegentlich der erstmaligen Ankunft der [des] Postomnibus versammelten sich die Einwohner Hopferbachs zu einem festlichen Akt. Im Verlaufe der Unterhaltung wurde von einem Redner ...
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* Quellen: S. 803 in: Vierhaus, Rudolf, Hrsg.: Deutsche Biographische Enzyklopädie, Bd. 2, 2., überarbeitete und erweiterte Ausgabe, K. G. Saur, München, 15.11.2005; Bild in „Ebersberg in alten Ansichten, Band 1 -3, von Markus Krammer“ 1995, ev. erhältlich über den historischen Verein.
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Einen Eindruck vom ländlichen Ottobeuren ergibt ein Artikel aus dem Ottobeurer Wochenblatt Nr. 98 vom 07.12.1900. Auf Seite 2 heißt es:
Lokales und aus dem Kreise.
Ottobeuren. Die Volkszählung ergab im hiesigen Markte 989 männliche, 1069 weibliche, in Summa 2058 Einwohner. Eine Mehrung gegen die Zählung vom Jahre 1895 : 154 Personen. Im Jahre 1895 betrug die Mehrung 105 Personen.
Die Vieh- und Obstbaumzählung ergibt nachstehendes Resultat : 104 Pferde, 833 Rindvieh, 8 Schafe, 158 Schweine, 6 Ziegen, 2 Gänse, 97 Enten, 1053 Hühner, 108 Bienenstöcke, 1410 Apfelbäume, 712 Birnbäume, 644 Zwetschgen- und Pflaumenbäume und 68 Kirschbäume, zusammen 2834 Obstbäume.
Abschriften, Bildbearbeitung und Zusammenstellung: Helmut Scharpf, 08/2016