12.06.1941 - Engelbert Dreier verstirbt im Bannwald / am 11.06.1941 Mater Clotildis Triebenbacher
Titel
Beschreibung
Am westlichen Terrainweg 1 (Prälatenweg) im Bannwald, ganz in der Nähe des Waldrandes, steht ein kleiner Gedenkstein für Engelbert Dreier, der hier am 12.06.1941 verstarb.
Dreier war Landwirt aus Wolferts (lt. Einwohnerbuch von 1937 Haus Nr. 37; im Jahr 2018: Josef Maier). Über die näheren Umstände seines Todes erfahren wir im „Allgäuer Beobachter“ wenig. In Ausgabe Nr. 137, S. 4 vom 14.06.1941, erschien eine kurze Todesnachricht:
Todesfall. Unerwartet verschied H. Engelbert Dreier, Bauer in Wolferts, 53 Jahre alt. Beerdigung in Ottobeuren am Montag.
In derselben Ausgabe finden sich auf S. 8 die Todesanzeige und ein Aufruf der „Soldaten- und Kriegerkameradschaft Ottobeuren und Umgebung“ („Antreten am Hindenburgplatz“), der sich auf Dreier und Anton Keller bezieht.
Ein wenig ausführlicher gestaltet sich der Nachruf, (Ausgabe, Nr. 139, 17.06.1941, S. 3), der einen Tag nach der Beerdigung erschien:
An den Gräbern von Weltkriegsteilnehmern. Mit Engelbert Dreier von Wolferts, den in voriger Woche der Tod unerwartet überraschte, schied ein treubesorgter Gatte und Vater, aber auch ein unermüdlicher, schaffensfroher Bauersmann, der seinen Hof musterhaft bewirtschaftete. Bei starker Beteiligung wurde der Heimgegangene am Montagvormittag unter militärischen Ehren zur letzten Ruhe bestattet. Nach der Leichenrede des Geistlichen hielten Nachrufe F.-Wehrführer Barth, Krumm für die Freiw. Feuerwehr Haitzen und Kameradschaftsführer Höbel der Krieger- und Soldatenkameradschaft Ottobeuren und Umgebung. Dreier stand im Weltkrieg bei einer Feldpionier-Kompanie an verschiedenen Abschnitten der Westfront. — Zur gleichen Stunde wurde Weltkriegsteilnehmer 1916/18 Anton Keller beerdigt. Mit Kranzniederlegung sprachen am offenen Grabe die Kameradschaftsführer Gg. Schober für die NS.-Kriegsopferversorgung, Kameradschaft Ottobeuren, und Höbel namens der Krieger- und Soldaten-Kameradschaft. Keller gehörte im großen Völkerringen dem 2. bayer. Res.-Inf.-Regt. an. — Weisen der Musik klangen den verstorbenen Frontkämpfern ins kühle Grab als letzter Gruß.
Am 18.06.1941, S. 8, erschien dann noch eine Danksagung der „tieftrauernden Gattin mit Kindern“ – u.a. an Pater Alexander, der die Trauerfeier abhielt. Die Witwe war Creszentia Dreier, das Paar hatte drei Kinder: die Töchter Wallburga und Josefa sowie Sohn Johann. Josefa (27.10.1925 - 16.01.2008) wurde die Frau von Zimmermeister Anton Mang (21.03.1921 - 05.07.1981), der Hofnachfolger Johann Dreier fiel 1942 im Krieg. Wallburga heiratete 1948 Josef Maier sen. aus Niederdorf. Sohn Josef Maier jun. betreibt den Hof heute (Januar 2018) mit 25 Milchkühen.
Josef Maier jun. war am 05.01.2018 zufällig mit Arbeiten am Schinderbach beschäftigt, als der Gedenkstein fotografiert wurde. Er konnte – als Enkel von Creszentia Dreier – ein paar entscheidende Hinweise geben:
Engelbert Dreier hatte eine Herzschwäche. Am 12.06.1941 herrschte Hochwasser. Vermutlich um nachzusehen, ob die Überläufe des Motzabächles funktionieren, hielt er sich am westlichen Rande des Bannwalder auf, wo er einen Herzinfarkt erlitt. Man fand ihn tot im Motzabächle liegen. Die Witwe veranlasste später das Aufstellen des Gedenksteines (ca. 50 x 60 cm), den Steinmetz Max Josef Holzmann (10.05.1908 - 16.12.1989) anfertigte. Holzmann zeichnete vorab einen Plan, das Forstamt Ottobeuren genehmigte die Aufstellung mit Schreiben vom 02.09.1948.
Die Fotos vom 05.01.2018 zeigen neben dem Gedenkstein auch das Motzabächle, wie es an einer Stelle überläuft (durch das starke Tauwetter und den Regen schrammte Ottobeuren zum Jahresanfang 2018 knapp an einem Hochwasser vorbei) sowie den Ausschnitt aus dem Kriegerdenkmal, der den Namen von Johann Dreier zeigt; außerdem ein Bild über die an den Bannwald angzenzenden Wiesen (vier - fünfschürig) mit Blick auf den Hof in Wolfert 36. Links steht ein historisches Bienenhaus, der Stall wurde neu erbaut (erste PV 2004). Der große Baum vor dem Wohnhaus ist ein Walnussbaum. Früher gab es noch viele Obstbäume, die aber nicht mehr benötigt wurden.
Im Auftrag von Bürgermeister Hölzle veröffentlichte Karl Schnieringer 1937 das Buch „Siedlungs-und Hofgeschichte der Gemeinde Haitzen bei Ottenbeuren“. Im Kapitel 13 („Weiler und Einöden Wolferts“, S. 52 - 54) schreibt er auf Seite 54:
Hausnummer 37 - früher ⅓ in Briechlins.
15,32 Tgw. wurden beim Verkauf des Anwesens Hausnummer 27b vorbehalten und zu dieser Hausnummer gezogen anno 1857. 1858 Erbauung eines Wohnhauses mit Stall. Heutiger Besitz 10,90 Tgw.
Besitzer:
1857 Peter Dreyer von Briechlins
1866 Dreyer Josef
1880 Dreyer Frz. Sales
1913 Dreyer Engelbert
Dreyer müsste eigentlich „Dreier“ heißen! Der Hof war laut Schnieringer seit 1857 im Familienbesitz und gehörte zu Brüchlins.
_____________
Dreier war mit 52 Jahren noch recht jung verstorben. Fast zur selben Zeit, am 11.06.1941, verstarb die Schwester („Mater“) Clotildis Triebenbacher, die sogar nur 38 Jahre alt wurde. Ein Bild von ihr findet sich auf einem Klasssenfoto vom Schuljahr 1933/34.
„Allgäuer Beobachter“ Nr. 135, S. 4 vom 12.06.1941:
Todesfall. Unerwartet schnell verschied am Mittwoch früh [= 11.06.1941] die Volksschullehrerin M. Clotildis Triebenbacher, O. S. F. Die Verstorbene, gebürtig von Altomünster, stand im 39. Lebensjahre und wirkte seit 1924 an der hiesigen Mädchenschule. — Beerdigung am Samstag.
Am 16.06.1941 wurde der Nachruf auf Mater Clotildis Triebenbacher abgedruckt (S. 5):
Das letzte Geleite gab am Samstagvormittag eine große Trauergemeinschaft der auf der Höhe ihres Wirkens unerwartet rasch von dieser Welt abberufenen Lehrerin an der Mädchenschule Ottobeuren M. Clotildis Triebenbacher. Die Verstorbene, als befähigte Lehrerin und Erzieherin geschätzt, war durch ihr aufgeschlossenes, freundliches Wesen in der Bevölkerung allseits geachtet und beliebt. Aus den, nach der kirchlichen Handlung, von Schülerinnen der Oberklasse gewidmeten Abschiedsworten, in Gedichtform gekleidet, sprachen Liebe und Dank. Oberlehrer Herz anerkannte in einem im Auftrage des Lehrkörpers der Knabenschule gehaltenen Nachruf die stets gute Zusammenarbeit und beklagte den Verlust, den die Schulgemeinde Ottobeuren durch den Tod von Lehrerin M. Clotildis erlitten. Die Entschlafene habe, vor allem auch als Leiterin der seit 1928 bestehenden Schulküche, den Schülerinnen eine Fülle von Wissen und praktischen Kenntnissen mit ins Leben hinausgegeben. In unterrichtlicher und erzieherischer Hinsicht galt die 17jährige hingebende Berufsarbeit dem Wohl der Jugend, der Gemeinde und des Staates. Ein Grablied des Kirchenchores erklang zum Abschied.
Eine Todesanzeige war nicht erschienen, aber eine Danksagung der Franziskanerinnen (am 17.6.1941, S. 4; siehe Bilddatei). Die Franziskanerinnen vom Filialkloster St. Maria Stern (Stammsitz Augsburg) schrieben darin:
Bei dem raschen und schmerzlichen Hinscheiden unserer Mitschwester, M. Clotildis Triebenbacher, O.S.F., durften wir von allen Seiten viel ehrende und liebevolle Teilnahme erfahren. Wir sprechen dafür ein herzliches „Vergeltsgott“ aus mit der Bitte, der Heimgegangenen ein frommes Andenken zu bewahren.
Hinweis: Die Abb. erfolgen als zeitgeschichtliche Dokumente! Sie sind zwar gemeinfrei, eine missbräuchliche Nutzung ist dennoch untersagt! Die zeitgeschichtlichen Dokumente aus der Zeit des Nationalsozialismus werden nur zu Zwecken der staatsbürgerlichen Aufklärung, der Abwehr verfassungs- feindlicher Bestrebungen, der wissenschaftlichen und kunsthistorischen Forschung, der Aufklärung oder der Berichterstattung über die Vorgänge des Zeitgeschehens gezeigt und sind in keiner Weise propagandistisch, insbesondere wie in § 86 und 86a StGB ausgeführt, zu benutzen.
___________________
Ähnlich wie für Engelbert Dreier gibt es auch für Genoveva Epple († 1938) einen Gedenkstein.
Abschriften, Fotos und Zusammenstellung: Helmut Scharpf, 01/2018