25.01.2020 – Die Basilika Ottobeuren wird mit zwei Insignien ausgestattet
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Beschreibung
Für den 25.01.2020 war ein „Schirmherrenfest“ angekündigt worden. Im Kirchenanzeiger (Januar 2020) hieß es dazu wörtlich:
„Die Klosterkirche von Ottobeuren wurde am 25. Januar 1926 zur Päpstlichen Basilika erhoben. Kennzeichen einer Päpstlichen Basilika sind die Papstwappen am Eingang sowie der Padiglione, ein gelb-rot gestreifter kegelförmiger Seidenschirm, und das Tintinnabulum, eine liturgische Glocke. Weil die Insignien in Ottobeuren bislang fehlten, scherzte Abt Johannes gegenüber Dekan Sigmund Schänzle von Ochsenhausen, wenn er anlässlich der Erhebung der Ochsenhausener Klosterkirche zur Päpstlichen Basilika am 3. November 2019 den Schirm und das Glöckchen in Auftrag gebe, solle er fragen, ob es bei einer zweifachen Anfertigung jeweils einen Rabatt gebe, dann würde Ottobeuren sich anschließen. Am 25. Januar 2020, dem 94. Jahrestag unserer Erhebung, hält Dekan Sigmund Schänzle den Gottesdienst am Samstagabend in der Basilika. Daran anschließend findet das Helferfest der Pfarrgemeinde Ottobeuren im Pfarrheim statt.“
Was es mit dem Padiglione sowie dem Tintinnabulum (samt vergoldetem „Paptskreuz“ mit seinen drei Querbalken) auf sich hat, lässt sich am einfachsten bei Wikipedia nachlesen. Hergestellt wurden die Insignien – statt im Vatikan – in Ochsenhausen; Dekan Schänzle hatte deshalb als weiteren Gast Thomas Lill (auf dem ersten Bild rechts zu sehen) dabei, der den Padiglione gefertigt hatte. Dazu sei folgende Anekdote eingeschoben:
Lill – Spitzname „Puma“ – braute nach einer gemeinsamen Idee mit dem Ochsenhausener Dekan extra für die dortige Basilika-Erhebung ein „Kardinalsbier“ in seiner Brauerei im Blaubeurer Ortsteil Sonderbuch, wo sonst seine anderen, handwerklich hergestellten „Pumator-Biere“ gebraut werden. Schänzle schaut laut einem Bericht des Ulmer Wochenblatts vom 15.01.2020 gerne in der Krone in Ochsenhausen vorbei, die Lill vor fünf Jahren kaufte und die er gerade renoviert, und bekam dort in geselliger Runde den Beinamen „Kardinal“. Schon bald soll auch im Schatten des ehemaligen Klosters Ochsenhausen wieder Bier gebraut werden, nicht nur das „Kardinalsbier“. In der Krone gibt es für das Bier sogar einen eigenen Bierdeckel – mit päpstlichem Wappen!
Abt Johannes Schaber erzählte in der Vorabendmesse, dass ihn mit dem Dekan „eine langjährige Freundschaft“ verbinde.
Im Rahmen der Festpredigt erläuterte Sigmund Schänzle die Funktion des Padiglione als Schirm, der dem Priester früher bei Prozessionen Schutz vor Sonne oder Regen bot. Noch heute werde er in Indien verwendet. Auch der „Himmel“, der bei Fronleichnam über dem Allerheiligsten getragen werden, sei „ein Zeichen des Schutzes“. Auch der Papst gewähre dem ihm verbundenen Gotteshaus seinen besondern Schutz. Die beiden Insignien seien „Symbole dieser Schirmherrschaft“, so Schänzle – eine Art „Personalausweis“.
Das liturgische Glöckchen mit einem schönen hellen Klang war beim festlichen Einzug einige Male zu hören. Das Wort „Tintinnabulum“ sei – so der Dekan – lautmalerisch zu verstehen, eben wie das gehörte „tin-tin“ beim Klang des Glöckchens. Ältere Menschen könnten sich noch erinnern, dass wenn ein Priester mit Laterne und Glöckchen unterwegs war, um z.B. einem Kranken die Kommunion zu bringen, die Gläubigen auf die Knie fielen: Hier kommt der „König der Könige“. (Auf dem Gemälde, das einen Priester im Jahr 1266 bei einem solchen „Versehgang“ zeigt, geführt vom Ottobeurer Schutzvogt Rudolf von Habsburg, sieht man einen Ministranten, der mit Laterne und Glöckchen vorweg geht; siehe Link.)
Der ehemaligen Klosterkirche St. Georg in Ochsenhausen war der Titel „Basilica minor“ erst vor gut 10 Wochen verliehen worden – als 78. Basilika in Deutschland. „Allein der Papst“ sei berechtigt, den Titel zu verleihen. Die sechs ranghöchsten Gotteshäuser der katholischen Kirche werden „Basilica maior“ genannt, vier davon befinden sich in Rom, zwei in Assisi. Bei der Zahl der Basiliken weltweit gehen die Zahlen leicht auseinander: Dekan Schänzle spracht von 1.200, Wikipedia nennt „über 1.500“.
Zur Bedeutung des Titels „Basilika“ erklärte er den Gottesdienstbesuchern, er sei „ein Zeichen der Verbundenheit in einem weltumspannenden Glauben“ („Wir sind Kirche!“). Der Dekan schloss seine Predigt mit einem „herzlichen Glückwunsch zum Jahrestag der Erhebung“ und – mit Blick auf das anschließende Helferfest – einem „vergelt's Gott an die Helfer“. Ob auf dem Ottobeurer Helferfest übrigens auch das Ochsenhausener „Kardinalsbier“ ausgeschenkt wurde, ist nicht überliefert!
Dokumente zur Basilika-Erhebung in Ottobeuren durch Papst Pius XI. finden sich im virtuellen Museum zwei Themenseiten:
Seite 1
Seite 2
Zusammenstellung und Fotos: Helmut Scharpf; das Handy-Foto vom Einzug stammt von Andrea Pfeiffer (01/2020)