1897 – „Kneipp-Collage“ von Fritz Grebmer

Titel

1897 – „Kneipp-Collage“ von Fritz Grebmer

Beschreibung

2021 feiern wir den 200. Geburtstag Sebastian Kneipps. Die Deutsche Post wird – nach 1953 und 1997 – die 3. Kneipp-Briefmarke herausgeben, die Bundesbank eine Sondermünze, Bad Wörishofen, Bad Grönenbach und Ottobeuren bieten eine Vielzahl von Sonderveranstaltungen an (im Mai 2021 u.a. das Stück „Kneipp solo“ von und mit Fred Strittmatter im Kursaal). Das virtuelle Museum feiert mit: Kneipp wird heuer zu einem Schwerpunkt der Geschichtsarbeit, schließlich war der „Wasserdoktor“ und Pfarrer Kneipp schon zu Lebenzeiten eine der bekanntesten Persönlichkeiten seiner Zeit.

Die Fotos für die vorliegende Collage stammen allesamt vom ehemaligen Hoffotografen Fritz (auch Friedrich) Grebmer sen. (*04.01.1861, Feldkirch, † 04.01.1925, Bad Wörishofen), der 1882 eine „Lichtbildwerkstätte“ gründete. Er wohnte ab dem 27.03.1892 in Wörishofen. Am 25.02.1895 heiratete er die aus dem badischen Gurtweil stammende Gertrud Straubhaar, die seit 01.12.1893 Kneipps Haushälterin war. Die Trauung wurde in St. Justina von Kneipp höchstpersönlich gehalten.
Sebastian Kneipp engagierte Grebmer Anfang der 1890ern mit dem Auftrag, ihn gemeinsam mit berühmten Gästen zu fotografieren. Grebmer hatte darüber hinaus dafür zu sorgen, dass die Bilder europaweit in Zeitungen veröffentlicht wurden. Deshalb heißt es auf der Collage: „Von 1891 bis 1897. Hochwürden Herr Prälat Kneipp, Aufnahmen des fotographischen Ateliers Fritz Grebmer.“ Es findet sich Grebmers „1. Aufnahme“ von 1891 sowie ein letztes Foto vom 15. März 1897. Den Titel des „Hofphotografen“ hatte er von Erzherzog Joseph verliehen bekommen.
Das große Portrait in der Mitte ist mit dem Motto Kneipps „Im Wasser ist Heil“ überschrieben; vgl. „Ihr Gewässer alle, lobet den Herren.“

Kneipp war durchaus medienbewusst. In der Collage findet er sich auf Fotos mit folgenden Prominenten und Gönnern:
– die kaiserlich-königliche Hoheit Erzherzog Joseph Karl Ludwig von Österreich (1833 - 1905) samt seinem Sohn Erzherzog Joseph August von Österreich (1872 - 1962,)

– seine königliche Hoheit Prinz Bourbon, (genauer, der etwas schillernde Graf Heinrich von Bourbon-Parma bzw. Enrico Carlo Luigi Giorgio, Principe di Parma, 1851 - 1905)

– mit – hier sitzend – dem Prager Kardinal Franziskus von Paula Schönborn (1844 - 1899) (Foto im Großformat),

– dem Direktor des herzoglichen Georgianums in München und Professor für Pastoraltheologie, Liturgik, Katechetik und Homiletik an der katholisch-theologischen Fakultät der LMU München, Dr. Andreas Schmid (* 09.01.1840 in Zaumberg bei Immenstadt, † 23.04.1911, München; vgl. auch Wikipedia),

– dem päpstlichen Nuntius Ajuti (bzw. Andrea Aiuti, 1849 - 1905), den wir auf einer Aufnahme mit Kneipp in Stephansried 1894 wiederfinden,

– sowie „Prinz Arenberg“.

Im Klosterarchiv fand sich eine Vorlage, die mehrere Tage lang digital restauriert wurde. Bei der Kleinteiligkeit des Originals (ca. 18 x 13 cm) staunt man, welche Möglichkeiten die Fotografen von damals hatten, um solche Bilderschauen zusammenzustellen - ganz ohne Photoshop! Gedacht war die Karte sicherlich als Andenken an einen Kuraufenthalt in Wörishofen.

Zwei Briefe Kneipps (von 1877 und 1883) können Sie hier abrufen. Biografische Informationen finden sich z.B. bei Dr. Alfred Baumgarten (1862 - 1924) in seinem 1898 herausgegebenen Werk Sebastian Kneipp, 1821 - 1897. Biografische Studie“. Und natürlich von Kneipp selbst, wenn er in seinen öffentlichen Vorträgen autobiografische Hinweise einstreute.

Ein weiteres Portrait zeigt im Meer der Darstellungen eine künstlerisch gelungene Version eines leider unbekannten Malers bzw. Grafikers. Das Portrait wurde auf dem Cover des „Ottobeuren Life“ (Ausgabe Januar 2021) abgedruckt, um auch mit der Ottobeurer Monatsschrift das Kneippjahr einzuläuten.

Die Collage wurde von Fritz Grebmer auch im Format einer Ansichtskarte herausgegeben; ein Beleg stammt vom 30.12.1903 (gelaufen von Ulm nach Mariaschein bei Teplitz in Böhmen, heute: Bohosudov, Ortsteil von Krupka in Tschechien).

Digitale Restaurierung, Recherche, Helmut Scharpf, 01/2021.

Urheber

Fritz Grebmer

Quelle

Klosterarchiv Ottobeuren

Verleger

Helmut Scharpf

Datum

1897-09-01

Rechte

gemeinfrei