1862 - Ottobeuren in Ferdinand Eggmanns Geschichte des Jllerthales
Titel
Beschreibung
Ferdinand Eggmann (*30.08.1827, Wurzach, 04.12.1913, Bergatreute) war mit der von ihm beschrieben Gegend des „Illertals“ bestens vertraut. 40 Jahre lang arbeitete er als Beamter in staatlichen und herrschaftlichen Diensten westlich der Iller, war Pfarrer (Priesterweihe 10.08.1850) und Professor (Kantonsschule St. Gallen 1851) sowie Landtagsabgeordneter für den Wahlkreis Leutkirch, wurde Ehrenbürger von Leutkirch (1887) und Wurzach (1900). Geschichtliches Interesse („inniger Freund der Geschichte“) brachte er ebenso mit wie eine – dem Bürokraten wohl vertraute – systematische Einteilung der Ereignisse und Erzählungen, die sich in „jener Sphäre“ zutrugen, mit der er sich im Allgäu (Illergau mit benachbartem Allgäu, Niebelgau und Augstgau) näher befasste.
Aus der Sicht von Ottobeuren ist der Erkenntnisgewinn begrenzt, auch oder vielleicht gerade deshalb, weil er sich meist auf Pater Maurus Feyerabend beruft. Reizvoll wird seine Beitrag durch die Zusammenführung einer Vielzahl von Quellen, da er – Mitte des 19. Jahrhunderts – Vertreter einer ganz anderen, stehen gebliebenen Zeit ist. Eggmans Wunsch, „das Glück und die Segnung des neuen – so einzig, so wunderbar sich darstellenden – Verkehrs mit Schienenwegen, Dampfross und Telegraphen zu Teil werden“ zeigt zwar einerseits eine gewisse Fortschrittsgläubigkeit und Hoffnung auf Veränderung, auf der anderen Seite ist er doch sehr konstervativ, wenn er z.B. von Romanen spricht, die „mit schlüpfrigen Liebschaften beginnend und mit Heiraten schließend“ die Sitten verderben, begünstigt durch „die Theater und Ballette unserer Städte“, also gegen den moralischen Verfall wettert. Er lässt sich aus gegen Friedrich II. von Preußen als einen „Verächter des Christentums“, der sich mit Voltaire – „einem höchst gefährlichen Philosophen ohne alle Religion“ – verband. Wegen der „Zustände der jetzigen Zeit, ihre große Irreligiosität und Sittenlosigkeit“, ruft er: „Möge Gott der Herr es bald zum Guten wenden!“ Die Klöster sind ihm dabei „Pflanzschulen der Tugend und Frömmigkeit“.
Eggmann wendet sich gegen die Mode, Brillen zu tragen („widerliche Gewohnheit“) oder Tabak in Form von Zigarren zu rauchen („weniger gesund und viel teurer“). Handwerker wollen plötzlich nurmehr „Fabrikanten“ sein („So will der Schneider nun Kleiderhändler, der Schirmmacher Schirmfabrikant, und der Kupferschmied Kupferhändler sein.“), was an den heutigen Modebegriff „Manufaktur“ erinnert. Werden heutzutage die Anglizismen („Lockdown“, „Shutdown“ etc.) beklagt, so war das Mitte des 19. Jahrhunderts anscheinend nicht anders („einen wahren Gallimathias von fremdländischen Worten“).
Eggmann begrüßt den Fortschritt und beschreibt die mit der industriellen Revolution einhergehenden Veränderungen genau: Gab es um 1900 auf dem Land „nur die notwendigen Gewerbe, wie z.B. Müller, Schmid, Wagner, Schuster, Bader und dergleichen“, gebe es jetzt „nun auch Schreiner, Schneider, Bäcker, Schlosser, Uhrmacher, Glaser, selbst Kaufleute und sogar auch Apotheker“, während die Landwirtschaft „wegen der hohen Milchpreise so viel möglich in die Städte drängt“.
Der Autor bezeichnet das obere Illertal als „eine der schönsten und ältesten Gaue Deutschlands“ und sieht eine Marktlücke: Es fehle „an Spezial- oder Lokalgeschichten noch an vielen Orten“, was insbesondere auch für Ottobeuren gilt. Unsere Ortsgeschichte war zwar von Kretz, Bayrhammer und Feyerabend gründlich aufgearbeitet worden, einen Ortsführer im touristischen Sinne kam erst 1864 durch Pater Magnus Bernhard heraus. Immerhin gab es schon ab 1881 ein Klostermuseum – das 2021 auf einen neuen Stand gebracht wird.
Wir lesen von Siechenhäusern, von abgegangenen Adelsgeschlechtern, von Erdbeben, Judenverfolgung, von einer vom Bischof von Augsburg 1714 über das Kloster Ottobeuren verhängten „Bannstrafe“, von Lehen und Schenkungen. Die – etwas modernisierte – Abschrift beschränkt sich im Wesentlichen auf die Zusammenhänge mit Ottobeuren. Das Gesamtwerk können Sie im Original bei Google Books lesen oder direkt herunterladen.
Literaturzitat:
Eggmann, Ferdinand: Die Geschichte des Jllerthales, verbunden mit Jener des ehemaligen Jllergaues, so wie des anstoßenden All- und Niebelgaues. Ein Beitrag zur Geschichte Oberschwabens, Druck und Verlag J. E. Ling, Ulm, 1863, 562 S.
Das ganze Buch gibt es darüber hinaus in einer 2018 von Anton Zanker neu editierten Fassung. Er passt den Text damit nicht nur den heutigen Lesegewohnheiten an, sondern erklärt gleichzeitig alte Ausdrücke. Zankers Buch ist vor allem reich bebildert; während es im Original nur vier getönte Lithografien (Schloss Zeil, Wiblingen, Erolzheim und „Iller-Thal & Schloss Marstetten“) enthält.
Der hier abgebildete Stahlstich des Oberen Illertals („Das obere Illertal im Allgäu. Gegen Fischen und Oberstdorf“, 10 x 14,5 cm) von W. Scheuchzer (gestochen von J. Riegel; Mitte 19. Jh.; aus „Das Königreich Bayern, seine Denkwürdigkeiten und Schönheiten“, herausgegeben von Herman von Schmid, München, 1879 - 1881) ist nicht original bei Eggmann abgedruckt, er wurde von Zanker für sein Buchcover verwendet und uns – zusammen mit dem eigentlichen Kapitel über Ottobeuren – dankenswerterweise zur Verfügung gestellt. Auf der im Stich abgebildeten Erhebung, die sich am Fuß der Berge aus dem Tal abhebt, einem bewaldeten Schiefersteilhang südwestlich des Ortes Schöllang, sieht man die Burgkirche von Schöllang. Es werden hier demnächst außerdem noch zwei weitere Ansichten eingestellt werden (Blick vom Grünten und vom sog. „Malerwinkel“, westlich von Hinang).
Das Original ist durchaus selten; Anfang 2021 wurde es z.B. vom Antiquariat Bierl angeboten.
Die Neu-Edition („aktualisiert und erweitert“) wurde durch die Erklärungen und die Bilder mit 700 S. deutlich umfangreicher; das Inhaltsverzeichnis der zweiten Ausgabe ist hier mit eingestellt. In der Produktinformation heiß es am Ende zur Motivation: „Mit der Neu-Herausgabe soll dieser einstige Allgäu-Klassiker in edierter Fassung wieder zugänglich gemacht werden.“
Literaturzitat:
Zanker, Anton (Hrsg.): Geschichte des Illertals. Ferdinand Eggmann. 1862. Editierte Fassung, Books on Demand, 1. Auflage 11.11.2019, 652 S., ISBN 978-3750409224, 2. Auflage, 978-3751968980 (02.07.2020, 700 S.), 49,99 Euro, Format 12.7 x 3.66 x 20.32 cm
Es sei hier außerdem nochmals auf die Arbeit von Anton Zanker zum "Schwedenkrieg" verwiesen.
Das virtuelle Museum ermöglicht in meiner eigenen Abschrift das Einfügen von Links. Über so manches Ereignis, so manche Persönlichkeit können Sie mit einem Klick weitere Informationen einholen – oder einfach nur weiterlesen.
Helmut Scharpf, 02/2021
Vorwort.
An größeren Geschichtswerken ist bekanntlich kein Mangel; dagegen fehlt es an Spezial- oder Lokalgeschichten noch an vielen Orten. Gar vieles, ja sehr vieles Spezielle, geht spurlos und für immer verloren. Als inniger Freund der Geschichte, wiewohl ich für ihr unermessliches Feld meine Kräfte stets zu gering fand, sammelte ich seit meinem Aufenthalt in Tannheim über ein Vierteljahrhundert lang alles zusammen, was mir von dem mir teuer gewordenen Illertal, wohl einem der schönsten und ältesten Gauen Deutschlands, wert schien, der Vergessenheit entrissen zu werden, und zwar uneigennützig, mit Mühe und Sorgfalt. Ermutigt allein durch die oben angedeutete Lücke auch in dieser Gegend, glaubte ich mit dem Ergebnis meiner Sammlung vor das Publikum auch umso eher treten zu dürfen, als ich volle 27 Jahre als standesherrschaflicher
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Beamter in Tannheim angestellt war und auch vorher in den benachbarten Orten Leutkirch, Wurzach, Rot a.d. Rot, Biberach und Ochsenhausen in verschiedenen Eigenschaften über 12 Jahre im Staatsdienst stand, von welchen ich oft und viel in das Illertal gekommen bin, sodass ich aus eigener 40-jährigen Anschauung über Geschichte, Sitten und andere Verhältnisse dieser Gegend vieles erfahren, beobachten und sammeln konnte. Die Geschichte Oberschwabens ist überhaupt auch noch so lückenhaft, dass jeder Beitrag willkommen sein dürfte.
Wenn ich sodann zum Schauplatz meiner Geschichte den Umriss des alten Illergaus, verbunden mit jenem des anstoßenden All- und Niebelgaues, gewählt habe, möge mich der Wunsch rechtfertigen, in Kürze ein möglichst klares und zusammenhängendes Bild in jener Sphäre zu geben, was von dem späteren – vielfach zerrissenem – Zustand nicht möglich gewesen wäre. Dass sich im allgemeinen Teil übrigens auch Reflexionen über nationalökonomische und politische Zustände eingeflochten finden, möge man mit Nachsicht aufnehmen; die Ansicht leitete mich dabei, dass der geschichtliche Rahmen sich dadurch mehr vervollständige. Findet übrigens mein geringer Versuch, nach Gauen zu berichten, einigen Beifall, so möchte derselbe vielleicht
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noch anderwärts – in ferneren Gauen – Nachahmung finden. Ich habe, um jenen Zweck zu erreichen, die damit verbundene größere Mühe und Arbeit nicht gescheut.
Und nun geht hin, ihr dürftigen Blätter meiner Muse. Möge Euch eine freundliche Aufnahme im schönen Illertal – und diesem bald das Glück und die Segnung des neuen – so einzig, so wunderbar sich darstellenden – Verkehrs mit Schienenwegen, Dampfross und Telegraphen zu Teil werden!
Geschrieben: Ravensburg im Jahre des Heils 1861.
Ferdinand Eggmann.
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Quellen.
Es sind von mir verschiedene Quellen benützt und einem gründlichen Studium unterzogen worden. Die erste und Hauptquelle für die Geschichte Oberschwabens bleibt aber immer – und war auch für mich – jene des Benediktiner-Klosters St. Gallen, dessen älteste urkundliche Nachricht von Schwaben schon vom Jahr 661 datiert. Nirgends reichen die Chroniken auch nur annähernd so weit: Krieg und Brand und Unfälle aller Art haben die Urkunden in den meisten Archiven so oft vernichtet, das Kloster St. Gallen konnte sie sicherer bergen. Wer das demselben zugehörig gewesene nahe Gebirge des hohen Säntis, wer die Schluchten des Alpsteins und des Wildkirchleins kennt, der kann leicht ermessen, dass sich dort gar Vieles verbergen, Manches retten ließ. Außerdem sind die Jahrbücher der vormaligen Benediktiner-Abtei Ottobeuren für diese Gegend von größtem Wert, wenngleich sehr zu bedauern ist, dass man die Quellen, aus der der so verdienstvolle Verfasser [Pater Maurus Feyerabend] schöpfte, nicht mehr kennt.
Einleitung.
Im Süden des Allgäus befindet sich ein schöner Berg, durch Lage, Formation und Fernsicht gleich sehr interessant, Grinten [Grünten] genannt, 5322' [Fuß] über dem Meere hoch, nahe bei Sonthofen liegend, leicht besteigbar und in neuester Zeit mit einer guten Molken-Anstalt [Sennerei] versehen. Hier kommen die ältesten Tertiärformationen vor und einzig und prachtvoll ist seine Fernsicht. Südlich und im Osten erblicken wir die hohe Alpenwelt, furchtbar zerklüftet und gespalten, mit ihren Felsenhörnern, Kuppen und Zacken, umgeben von ewigem Schnee und Eis; insbesondere den Hochvogel, die Mädelesgabel, den Biberkopf, das Gaishorn, den Widderstein und den hohen Iffer [Hohen Ifen]. Der letztere Dolomitberg, 6678', der vorletzte 8001' über dem Meere. Wir befinden uns jetzt an dem Ursprung von dreien nicht unwichtigen Flüssen zumal, nämlich der Jller [Iller], des Lechs und der Bregenzer Ach. Es bildet nämlich hier der Widderstein einen mächtigen Grenzstein zwischen den Gebieten des Ursprungs genannter Flüsse und schon im Jahre 1059 wird derselbe genannt, als Grenze eines Jagdgebiets, das Kaiser Heinrich IV. dem Bischof von Augsburg schenkte.
Die Quellen, welche nun die Iller bilden und den letztgenannten Hochgebirgen entspringen, heißen die
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stille und die dritte Ach; davon die erstere die mächtigste. Eine Viertelstunde von Oberstdorf vereinigen sich dieselben zu einem Fluss, der nun Iller genannt, bei Kempten floßbar wird und nach einem Lauf von 44 Stunden oberhalb Ulm sich in die Donau ergießt, damit letztere schiffbar machend. Der Name Iller scheint keltischen Ursprungs zu sein.
Haben wir das Tal der Iller südlich unter dem Gipfel schauerlicher Felsenwände und zwischen der Firnen hoher Majestät nur dürftig erblicken können, so verändert sich die Szene bedeutend, wenn wir unser Auge gegen Norden richten. Hier breitet sich ein weites herrliches Panorama aus. Zunächst das flachhügelige Vorland der Alpen, dann das immer mehr sich aufschließende Illertal bis Ulm hinab an den Rand des Donautals, jedoch fast mehr eine Ebene als ein Tal vorstellend, da dasselbe durch die unermesslichen Massen des vom Hochgebirge im Verlaufe von Jahrtausenden hinabgeschobenen und immer mehr nachrückenden Schutts und Gerölls fast eben ausgefüllt worden ist. Viele Fluren und zahlreiche Orte, liebliche Schlösser mit freundlichen Dörfern und Höfen, im Wechsel mit fruchtbaren Äckern und Wiesen, mit stattlichen Wäldern und guten Weiden, erblicken wir überall alles von der Iller malerisch – beinahe mitten – durchströmt.
Dies ist nun das Tal, dies der Gau, dessen Geschichte mit seinen Nachbar-Gauen in gedrängter Kürze darzustellen Aufgabe dieses Buches ist.
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Studenten trugen noch vor etwa 100 Jahren Degen und viaticierten [auf dem erstmaligen Weg zur Akademie unterwegs von Hof zu Hof gehen und um Unterstützung bitten] in der Vakanz [hier: Ferien] allgemein. Letzteres ist bei uns schon einige Dezennien [Jahrzehnten] abgekommen und kommt in Bayern allmählich auch ab. Sie reisten auch in der sogenannten „lateinischen Zehrung“, d.h. gratis [Die lateinische Zehrung kann man als „Gastmahl, zu dem man sich selber eingeladen hat“, bezeichnen; siehe S. 23 in Maturaarbeit Daniela Eckstein]. Jetzt beschränkt sich für die studierenden Jünglinge alles auf sich selbst oder auf einzelne Wohltäter.
Auch Handwerksgesellen durften noch vor etwa 150 Jahren Degen tragen, noch kleine Funken des deutschen Freiheitsfeuers und der Waffenliebe der Deutschen. Vielleicht hat der Name „Fechten“, womit man das Einsammeln eines Zehrpfennings versteht, seinen Namen von jenem Degen tragen. Noch vor etwa 40 Jahren erhielt übrigens jeder junge Handwerker in die Fremde eine sogenannte „Kundschaft“ von der Zunft ausgestellt, womit er leicht überall fortkam. Das neuere Polizeisystem hat die Wanderbücher und das Einholen der Visa eingeführt, womit Handwerksgehilfen gegen ehemals [im Vergleich zu früher] groß geplagt sind. Das Wirtshaus aller Orten der betreffenden Zunft, nannte man Herberge, den Wirt den Herbergsvater, die Wirtin die Herbergsmutter. Ich führe dieses an, weil mit den Zünften dieses Verhältnis bald in Abnahme kommt, aber noch an die altdeutsche Gastfreundschaft erinnert. Vor etwa 200 Jahren wurden wir auch mit einer Pflanze bekannt, welche man nun auch in vielen Gegenden
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Deutschlands baut und samt ihrem schönen Kraut Tabak nennt, welchen letzteren man geschnitten in einer Pfeife raucht, pulverisiert aber schnupft. Das Rauchen in Pfeifen, mäßig genossen, ist nicht ungesund und zum Biertrunk besonders wohlschmeckend. Weniger gesund – und viel teuer – ist das Rauchen der neuerdings erfundenen zusammengewickelten Blätter, Zigarren genannt. Das Schnupfen aber ist keine schöne Gewohnheit; eine beständige „Gehirnreißung“, der am Ende die größte Dosen und Dosis nicht mehr genügt und welches überhaupt Unreinlichkeit und unästhetische Gebärden gleichzeitig hervorbringt.
Eine widerliche Gewohnheit ist auch im Laufe dieses Jahrhunderts eingerissen, zu Folge welcher man sich gleichsam schämt, gute Augen zu haben, indem man Brillen trägt. Natürlich kann dies Einzelnen notwendig und sogar vom Arzt angeordnet werden; das ist dann etwas ganz anderes. Allein gar viele junge Leute tragen Augengläser, weil es Mode ist und andere tragen solche bei der geringsten Vermutung, dass sie kurzsichtig seien. Beide verderben natürlich ihr Auge in wenigen Jahren beträchtlich und die stärksten Augengläser vermögen ihnen nur wenig mehr zu nützen. Unter dem Gelehrten und dem Schullehrerstand hat diese üble Gewohnheit am meisten eingerissen.
Vor der Staaten-Veränderung von 1806 [nach der Säkularisation] wurde das Militär auch bei uns wie überall geworben; ein Soldat bekam Handgeld, Löhnung und nach geleistetem Dienste das Bürgerrecht des betreffenden Orts.
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Liederliche Gesellen und schlechte Haushälter stecke man nach vorheriger Verwarnung unter das Militär. Dergleichen Subjekte kamen gewöhnlich an die türkische Grenze und man sah sie in der Regel nie mehr. Dieses Mittel soll sehr gefürchtet gewesen sein. Mit dem neuen schrecklichen Konskriptions-System [Rekrutierungs-System / System der Wehrpflicht, des Wehrdienstes] Napoleons I. ist natürlich alles anders geworden; siehe auch den Abschnitt „Wehrverhältnisse“.
Das alte deutsche Wort Meister spielte noch bis vor kurzer Zeit eine große Rolle. Es vereinigte den Begriff erprobter Brauchbarkeit und die damit verbundenen Ehrenrechte in sich. Unsere Zeit verdrängt nun auch mehr und mehr dieses schöne Prädikat. Gibt es doch Feldzeugmeister, Stallmeister, Oberhofmeister, Forstmeister, Rentmeister etc. Es ist daher auffallend, dass der Handwerker sich jetzt eines Prädikats schämt, auf das seine Vorfahren stolz waren. Allein er will nicht mehr Meister, sondern Fabrikant sein. So will der Schneider nun Kleiderhändler, der Schirmmacher Schirmfabrikant, und der Kupferschmied Kupferhändler sein. Es ist lächerlich und führt dahin, dass die Benennung „Fabrikant“ in kurzer Zeit – weil so missbraucht – den gemeinsten Begriff bieten wird.
Bekanntlich hat sich auch 1848 in den unteren Gesellschaftsschichten eine starke Abneigung gegen alle Herren gebildet, und – dem reinsten Kommunismus entsprungen – noch teilweise erhalten. Wie lächerlich dieses erscheint, bedarf keiner Ausführung, denn von dort an will jeder das Prädikat „Herr“ für sich beanspruchen,
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der Hausknecht wie der Schweinehirt und der Geselle wie der Tagelöhner, in einem Momente, wo man die gar nicht zahlreichen rechtmäßigen Herrn von Amts- oder Geburtswegen verdrängen will, und Millionen dafür entstehen lässt; wie räumt [reimt] sich wohl dieses; wenn überhaupt von diesem Treiben etwas zu räumen ist [wennn man sich auf dieses Treiben überhaupt einen Reim machen kann]?
Es widert in unsern Tagen auch an, dass die Kaufleute, dieser sonst so ehrenwerte – freilich in der neuesten Zeit sehr materiell gesinnte – Stand, die deutsche Sprache und Manufaktur so sehr bei Seite setzen und mehr und mehr einen wahren „Gallimathias von fremdländischen Worten“ [Kauderwelsch, verwirrtes Gerede] aus der französischen, englischen oder italienischen Sprache ihren Waren beilegen und damit prahlende Ankündigungen mit strotzenden Lobhudeleien verbinden; von Waren, von denen fast alle deutscher Manufaktur und deutschem Kunstfleiß entsprossen sind! Das fördert Deutschlands Ehre, Deutschlands Einigkeit freilich auch nicht.
Eine Unmasse von Romanen liefert sodann die neueste Literatur, die Städte und selbst das Land überschwemmend. Sie kommen von einem Verfasser, wie auch von andern, alle wesentlich überein, mit schlüpfrigen Liebschaften beginnend und mit Heiraten schließend. Man kann von ihnen wegen ihrer tiefgehenden Gründlichkeit in Dingen, die mehr der Fantasie als Wirklichkeit angehören, gleichwie von den Stunden der Andacht sie beten für den Betenden, ebensowohl sagen: Sie denken für den Denkenden.
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Was nun Militär und Romane an den Sitten nicht gerüttelt, das vollenden die Theater und Ballette unserer Städte. Wer wollte leugnen, dass sie nicht Genusssucht und Fantasien erzeugen und in der weiblichen Jugend statt der Originale so häufig Kopien liefern?
Ehrwürdiger und biederer Pater Maurus Feyerabend in Ottobeuren, wie sehr ereiferst du dich in deinem schönen Werke zum Jahre 1750 (Jahrbücher, Band 4, S. 48) über den damaligen Zeitgeist, besonders hervorgerufen und unterstützt durch Friedrich II. von Preußen, welcher aus einem wirklichen Religions-Eiferer ein Verächter des Christentums geworden (allerdings in soweit dem Kaiser Julian Apostata nicht unähnlich) und sich mit Voltaire, einem höchst gefährlichen Philosophen ohne alle Religion verband. Wie würdest du staunen über die Zustände der jetzigen Zeit, ihre große Irreligiosität und Sittenlosigkeit, wenn du darin finden würdest, wie jener diabolische Samen jetzt – nach kaum 100 Jahren – so reichliche Früchte getragen? Möge Gott der Herr es bald zum Guten wenden!
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Übrigens hatten viele Klöster Güter und Rechte in dem Iller-, Niebel- und Allgäu, und zwar teils früher, teils bis zum Jahre 1803. Ich führe dieselben nach dem Rang ihres Alters hier an:
Mehrerau, Disentis, St. Gallen, Reichenau, Kempten, Ottobeuren, St. Blasien, Weingarten, Schotten- und Kreuzherren-Kloster in Memmingen, Ochsenhausen, Rot, Wiblingen, Isny, Heggbach und Guttenzell. Das Kloster St. Gallen hatte noch bis um 1026 im Allgäu 66 und im Iller-, Augst-, und Niebelgau 124, zusammen 190 Huben mit etwa 7.000 Morgen im Besitz.
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Das untere Illertal wird fast aller Orten noch öschig oder zulglich* bebaut, während oberhalb sowie im Allgäu beinahe allenthalben [überall] Vereinödung eingeführt ist. Diese Güter-Arrondierungen [Flurbereinigungen] sind erst in neuerer Zeit eingeführt worden, haben sich übrigens so nützlich und [für] die Kultur, mithin den Wohlstand [als] so fördernd bewiesen, dass arme Orte zu Wohlstand gekommen und unwirthbare [öde, unbewohnbare] Viehweiden und Admanden [Allmenden zur Nutzung durch Gemeindemitglieder oder Berechtigte] zu „lachenden“ [ertragreichen] Fluren umgewandelt worden sind.
Ich will hier mehrere Orte bezeichnen, wovon mir die Zeit ihrer Vereinödung bekannt geworden: Hofs 1758 [dieses „Hofs“ liegt zwischen Legau und Leutkirch, nördlich von Ausnang], Haslach 1759, Ottobeuren und Umgegend 1792, Ellmenei 1792, Aichstetten 1794, Eschach 1799, Krimmel 1801, Haldau [südl. von Illerbachen] 1804, Mooshausen 1804, Altmannshofen 1804, Hauarz [Hergatz?] 1810, Oberopfingen 1816, Unteropfingen 1820, Arlach [zw. Tannheim und Buxheim] 1828.
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*Erklärung auf zeno.org zu „öschig / zulglich bzw. zelglich bebauen“:
Im Rahmen der Dreifelderwirtschaft Einteilung des Ackerlandes in die drei Fluren. Die einzelne Flur nannten die Sachsen eine Koppel (aus franz. couple), die Thüringer einen Schlag, die Alemannen und Bayern eine Zelge, die Franzosen une sole.
Weiterer Fundstelle bei G. Hanssen: Zur Geschichte der Feldsysteme in Deutschland, in: Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft, Bd. 21, H. 1./2. (1865), S. 54 - 100:
„Dass noch jetzt [1865] auf manchen oberschwäbischen Dorffeldmarken die Feldgraswirtschaft in Feldgemeinschaft schlagmäßig oder wie der süddeutsche Ausdruck lautet, flürlich, zelglich betrieben wird, geht aus mehreren Äußerungen von Göriz hervor.“
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Die meisten Wiesen waren vor etwa 70 Jahren noch einmähdig; sie wurden aber zu Anfang dieses Jahrhunderts [= ab 1900] an vielen Orten, z.B. die Rohrmühle-, Kreuzmühles-, Roth-Wiesen etc. zweimähdig gemacht und den Weidberechtigten gewöhnlich der ⅙ Teil der Wiesen als Weide-Entschädigung in Natura abgetreten. So ist seit etwa 50 Jahren gar Vieles anders geworden. Übrigens hat sich in dieser Zeit die Landwirtschaft auch bei uns wesentlich gehoben: durch bessern Betrieb, durch vermehrten und verbesserten Viehstand und durch veredelte Pferdezucht.
(…)
Hinsichtlich der gewerblichen Verhältnisse unserer Gegend galt auch bis zum Anfange dieses Jahrhunderts [1900] der Grundsatz, dass nur die notwendigen Gewerbe, wie z.B. Müller, Schmid, Wagner, Schuster, Bader und dergleichen auf das Land, dass sonst aber die Gewerbe in die Städte, die Ökonomie [Landwirtschaft] aber auf die Dörfer gehöre. Jetzt ist es vielfach anders, die Landwirtschaft drängt sich wegen der hohen Milchpreise so viel möglich in die Städte und die Gewerbe aufs Land. Auf
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letzterem sieht man jetzt gegen ehemals [im Vergleich zu früher] nun auch Schreiner, Schneider, Bäcker, Schlosser, Uhrmacher, Glaser, selbst Kaufleute und sogar auch Apotheker.
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Abgegangene Adelsgeschlechter und Burgen:
Grafen:
– von Rottenfels, vormals von Ottobeuren.
– Montfort, vormals von Marstetten.
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Mit der Ausbreitung der christlichen Lehre mehrten sich nun auch die Klöster. In unserer Gegend entstand 764 zunächst Ottobeuren, Kempten um 773. Überhaupt gab es schon früh ziemlich viele solche „Pflanzschulen der Tugend und Frömmigkeit“. Wir finden, dass Ludwig der Fromme schon im Jahr 817 eine Verzeichnung und Klassifizierung der Klöster in Deutschland vornehmen ließ, wobei von 85 damaligen Klöstern
– 14 Abteien zur Stellung von Soldaten und jährlichen Geld-Abgaben
– 16 Abteien zu Geld-Reichnissen und
– 55 Klöster bloß zum Gebete
für verbunden erklärt worden sind. Hienach [Demnach] sind damals – also vor mehr als 1000 Jahren – schon 85 Klöster vorhanden gewesen, alle vom Benediktinerorden. Ottobeuren und Kempten gehörten damals noch in die III. Klasse. So rühmlich nun jene Klöster in Absicht auf Religion, gute Sitten und Landes-Kultur wirkten – viele Mönche führten den Pflug selbst –, so lässt sich dennoch frühzeitig eine starke Neigung, Güter und Leute zu erwerben, nicht verkennen. Schon der Frankenkönig Chilperich klagte in einer Versammlung:
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„Unser Fiskus ist arm, die Kirche allein ist reich und die Bischöfe regieren.“
Übrigens war damals noch Unwissenheit öfter unter dem Klerus: Es gab Mönche, die kein Latein verstanden, andere, die nicht einmal schreiben konnten. Sodann sanken einzelne Klöster bis zur Verfallenheit herab. So konnte 1291 in dem Kloster St. Gallen weder der Abt noch die Kapitularen schreiben und einmal sank es bis auf 2 adelige Mönche herab. Der gänzliche Zerfall der berühmten Reichenau ist noch stärker.
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Die Gewohnheit, gesprochene „Vater unser“ mit an einer Schnur gereihten Kügelchen zu zählen und diese Schnur „Pater Noster“ (Nuster), die Kügelchen „Päterlein“ zu nennen, stammt schon aus früher mittelalterlicher Zeit. Der heutige Rosenkranz aber mit Zeichen, Kügelchen oder Ringlein entstand erst mit Entstehung der Rosenkranz-Bruderschaft, also um 1630 - 1640.
Komisch lautet auch, von einem nahen ehemaligen Kloster zu hören, dass dort ein Mönch, der die Ehe als heilig verteidigte, behauptete, Gott Vater sei im Paradiese ja „selbst der erste Brautführer des Adam“ gewesen, wie nicht weniger, wenn wir finden, dass der Abt des Klosters Ottobeuren dafür, dass sein verstorbener Prior einen Weinberg bei Tübingen in einen ganz vortrefflichen Stand gebracht, diesem einen Jahrtag verordnet hat.
Übrigens findet sich, dass noch im 15. und 16 . Jahrhunderte Klostergeistliche häufig ein Seitengewehr trugen, wie auch, dass noch etwas früher selbst Äbte öfters unter ihrem Ordenskleid einen Harnisch trugen;
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ja nicht nur der Jagd stark oblagen, sondern sogar öfters zu Felde zogen.
Dabei war 1625 der Titel eines Bischofs noch Hochwürden, und jener eines Pfarrers Ehrwürden. Auch nannte man vor dem die Geistlichen allgemein Pfaffen, eine Titulatur, die in alter Zeit sogar eine ehrwürdige Benennung war, in unserer Zeit aber längst abgekommen und in deren Begriff jetzt sogar eine Beleidigung liegt.
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(…)
Gebetbücher waren früher, da das Volk auf dem Land weder lesen noch schreiben konnte, nicht üblich. Erst 1730 und 1736 finde ich Spuren, wo in Ottobeuren der geistliche Wucher [?] und die „Himmelsschule“ [Pater Martialis Keller, Auflagen von 1783 - 1806; hier ein Foto] als Gebetbücher vorkommen.
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Zur Linderung des harten Schicksals der Leibeigenen, Steuerung gegen das Faustrecht und gegen die Anmaßungen der Großen trat nun freilich die Kirche sehr oft lindernd und mildernd dazwischen. Sie führte – wohl zur Erleichterung der ersteren – zahlreiche Feiertage ein und es entstand gegen das andere die „göttliche Treuga“ [göttliche Waffenruhe] oder der Stillstand, der „Friede Gottes“ genannt. Gemäß dessen musste man sich – sei es in einer Fehde, sei es im Zweikampf – von Mittwochabend bis Montagfrüh aller Waffen enthalten, und zwar bei Strafe der Exkommunikation.
Die in Schwaben und auch bei uns an vielen Orten befindlichen Kreuze [Schwedenkreuz bei Ölbrechts, Sühnekreuze], gewöhnlich 5' hoch, 34' breit und 1' dick, sind Denkmale einer daselbst oder in der Nähe verübten Mordtat, welche der Täter errichten musste. Manchmal sind sie auch die Grabstätte der Erschlagenen (vgl. Ottobeuren, Jahrbücher, Band II., S. 508. Histor. Rothenf. II. S. 157)
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Der Mörder musste öffentliche Kirchenbuße tun, durfte einige Zeit weder Kirchen noch Gasthäuser besuchen, musste sich mit den Verwandten der Blutrache wegen um eine Summe (Währgeld) abfinden, ein steinernes Kreuz setzen und auch Wallfahrten verrichten.
Inzwischen traten der Sachsen- sowie der Schwabenspiegel auf, beides Privat-Sammlungen rechtlicher Vorschriften und Gebräuche; jener um 1215, dieser um 1280 veranstaltet; der eine für Nord-, der andere für Süddeutschland passend, doch war Schwaben bei der Entstehung seines Spiegels lange nicht mehr ganz und überhaupt wurden nun beide durch das römische und kanonische Recht bald verdrängt.
Landgerichte, welche mit oder um die Zeit der Auflösung der Gauverfassung entstanden oder auch nach dem traurigen Interregnum errichtet worden sind, gab es in unsern Gauen nur folgende: im Allgäu: Kempten, mit den Mallstätten [ev. Malefizstätten, Richtplätze] Kempten und Immenstadt, im Niebelgau (…)
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(…)
In der Abtei Ottobeuren findet man 1353 über Verleumdungen eine eigentümliche Strafbestimmung: Die Strafe bestand nämlich in 10 Pfund Heller neben Gebietsräumung auf 1 Monat – aus guten Gründen bei einer Weibsperson dahin geschärft, dass ihr ein schwerer Stein – der Lasterstein – an den Hals gehängt wurde, den sie und und dann durch die Kirche vor
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versammeltem Volke tragen musste. In den Klostergebieten von Ochsenhausen und Rot dagegen wurde solchen Weibspersonen der sogenannte „Schnabel“ an den Mund gelegt.
Was Zivil-Rechtsstreitigkeiten anbelangt, so wurden sie häufig durch Austräge, durch Vergleiche und Kompromisse geschlichtet. Dies geschah vornehmlich in den Reichsstädten, wo mehr Sicherheit, mitunter auch mehr Bildung, herrschte. In Kempten, Memmingen und Ulm, besonders in der zuletzt genannten Reichsstadt, gingen die meisten – unsere Gegend betreffenden – Verhandlungen der Art vor. Zwischen den beiden Klöstern Rot und Ochsenhausen kamen innerhalb 500 Jahren wenigstens 200 Rezesse [Vergleiche] über Prozesse und andere Anstände zustande; eine Anzahl Prozesse, welche für Gotteshäuser freilich ziemlich hoch ist.
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II.
Gaugrafen vom Iller-, All- und Niebelgau.
Vom Illergau:
764. Syllach [Silach], Comes Illergoviæ [Gaugraf des Illergaus], Stifter des Klosters Ottobeuren.
828. Gerold, Actum in Uzinriuda, (Schussenried.)
829. Ruochar, Actum in Villa Ovdovinga, (Opfingen.)
Sitz Maurstetten.
Malstätte [Malefizstätte?]: Weißenhorn, Ottobeuren, Memmingen, Kirchberg,
wahrscheinlich auch Kirchdorf.
(…)
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(…)
Vom Jahre 903 - 955 brachen die Ungarn, ein ebenso grausames als raufsüchtiges Volk, zum öftern [mehrmals] in Deutschland ein. Da man sie damals öfters Hunnen hieß, so ist es mehr als wahrscheinlich, dass sie die Nachfolger der im Jahr 451 erwähnten abscheulichen Horden der alten Hunnen sind. Sie verheerten Schwaben mehrmals und insbesondere auch den Iller-, All- und Niebelgau, so namentlich in den Jahren 910, 913, 924, 937 und 955. Alle Schand- und Raubtaten verübten sie, Mord und Brand bezeichneten ihre Stätte. Die Menschen mussten sich in die dichtesten Wälder flüchten, selbst heilige Orte wie die Kirchen und Klöster zu Kempten, Ottobeuren und Ochsenhausen (Hohenhusen) wurden zerstört und alle Orte mehr als einmal ausgeraubt und abgebrannt. Endlich brachte Kaiser Otto der Große diesen Unmenschen am 10. August 955 eine totale Niederlage am Lech bei, wovon sie sich nie mehr erholten.
Um diese Zeit bildete sich das Ritterwesen aus, der Ritter und sein Pferd bekamen neue Rüstungen von Eisen und die Turniere fangen an; die als eine Fortsetzung des Waffentanzes der alten Deutschen zu betrachten sind. Da nun auch die Römer längst vernichtet, die Hunnen besiegt waren, so regte sich bei den
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stets rauflustigen Deutschen innerer Krieg; die Fehden beginnen, mit ihnen das Faustrecht; dabei erinnern die noch ziemlich langen Speere der Ritter noch deutlich an die langen Spieße der Germanen und um besser gerüstet zu sein, baute man jetzt zahlreichere und festere Burgen auf hohen Bergen.
(…)
183
(…)
Im Jahre 1631 hat der kaiserliche General Graf von Fürstenberg in der Nähe von Ulm ein Lager mit 25.000 Mann aufgeschlagen und sich allda vom 21. Juni bis 12. Juli aufgehalten, nachdem ein Jahr vorher der berühmte Wallenstein mit seiner ganzen Armee in Memmingen war. Das Jahr darauf, nämlich im 1632 Mai, zog Schwedens König Gustav [II.] Adolph von Ulm her mit 12.000 Mann in Memmingen ein, und nachdem dieser in der Schlacht von Lützen gefallen war, kamen die Schweden 1633 wiederholt und durchzogen unsere Gegend unter Plünderungen, Mord und Brand und allen erdenklichen Freveln. Verrat kam auch noch dazu: So sind die Städte Leutkirch, Isny, Kempten und
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Wangen alle in einer Nacht durch Verräterei von den Schweden besetzt worden. Ganze Gebiete und Herrschaften wurden von denselben geradezu verschenkt, z.B. das Kloster Ottobeuren dem schwedischen Oberst [Melchior von] Wurmbrand, Ochsenhausen dem Oberst Home, Wiblingen dem General von Wizlast.
Die Not und das Elend bei uns waren von 1632 bis 1638 und von 1642 bis 1648 am ärgsten. Krieg und Teuerung und Hunger und Pest reichten sich brüderlich die Hände zum fürchterlichen Qualen- und Vertilgungsbunde gegen die so schwer bedrängte Menschheit. Das Vieh wurde aller Orten aus Ställen und von der Weide geraubt, die Hirten meistens mitgenommen. Viele tausend Morgen Äcker lagen öd und wüst. Weil keine Ernte mehr sicher, auch kein Zugvieh mehr vorhanden war, wollten die Landleute auch nicht mehr arbeiten. Viele flohen dem Gebirge zu, viele wurden Soldat, nicht wenige auch Räuber – damals mit Soldat wohl identisch. Unter dem Volk gab es nur einen Spruch: entweder Haus und Hof verlassen oder vor Hunger sterben.
Barbarischerweise wurden durch die Soldaten an den meisten Orten auch die Mühlen zerstört; die Felder öd, das Vieh geraubt, trat nun eine für damalige Zeit unerhörte Teuerung, mit ihr eine grässliche Hungersnot ein .
(…)
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(…)
Wie überall, muss auch das Bild unserer Gegend damals ein höchst trauriges gewesen sein, da allenthalben nur Schutt und rauchende Brandstätten vorhanden waren, nur noch von wenigen – aufs äußerste geängstigten und entkräfteten – Menschen bewohnt. 6 - 8 Menschen mussten den Pflug an vielen Orten ziehen und da die meisten Felder verwildert waren und das Wild nicht gesteuert [bejagt] wurde, nahm dasselbe furchtbar über Hand. Fanghunde hatte man keine und die starken Wildstücke durchbrachen die Jagdgarne. Viele Wölfe und Schweine waren vorhanden, und 30 Wildschweine konnte man in einem Jagdzuge leicht zusammentreiben. Der Abt von Ottobeuren erlegte selbst eine Sau von vollen 4 Zentnern.
Bei dem großen Mangel an Arbeitern wurden dann viele Leute aus Tirol, Graubünden und der Schweiz berufen, die sich niederließen und deren oft welsche Namen mehrfach auch in unseren Orten heute noch erkennbar sind. Aber viele Jahre waren nötig, bis die Häuser wieder aufgebaut, ein Viehbestand hergestellt war und die Felder wieder gehörig bebaut werden konnten.
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts waren Kaiser und Reich vielfach im Gedränge mit der Türken damaligen furchtbaren Macht. Diese große Verlegenheit (...)
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(...)
Einer der bedeutendsten Forste unserer Gegend war der Kirchberger Forst. (...) Man kann aus diesem großen Forst, dem der große Altdorfer Forst kaum gleich gekommen sein mag, auf den Umfang und die Bedeutung der sehr alten Grafschaft Kirchberg schließen.
An diesen gebannten Forst anstoßend, von dem mit der Zeit die Klöster von Rot, Ochsenhausen und Guttenzell sowie die Grafen von Zeil einzelne Teile erlangt haben, lief beinahe durch das ganze Illertal ein großer Freipürschbezirk [Freipirschbezirk], Pyrs, auch Boßerhard [Bossards?], genannt. Die dazu gehörigen Herrschaften, Klöster und Städte hatten darin ein gemeinsames und abgeteiltes Jagdrecht zu Wald und Feld; namentlich also: Memmingen, Buxheim, Boos, Fellheim; Hochsstift Augsburg wegen Beuern und Schönegg. Kloster Kempten, Ochsenhausen, Rot und Ottobeuren; Herrschaften Erolzheim, Wurzach, Kronburg und Osterberg.
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Diese freie Pirsch hatte ein hohes Alter, indem Kaiser Maximilian in der Thädigung [Aufzeichnung über die Dorfordnung, gerichtliche Verhandlung] Georg des Reichen von Bayern und den schwäbischen Reichsstädten schon 1489 sagt, dass dieser Bezirk von Alters her nie ein Forst, sondern immer eine freie Pirsch gewesen sei. Nach einer alten Karte von 1514 war in Memmingen das Pürschgericht, dessen Direktion die Reichsstadt auszuüben hatte, und die Grenze folgende: Von Dietersried [Dietratried?] nach Weiler, von da nach Lachen über die Aymühle [Eymühle] nach Hawangen, von da nach Moos [Hundsmoor?] und Attenhausen, nach Sontheim; von hier nach Schlegelsberg und Erkheim, der Moosmühle nach, der Günz entlang, über welcher rechts der Mindelheimer Forst, von da nach Frechenrieden, Schönegg [Oberschönegg] und Winterrieden (...)
216
(...)
Sodann trank man 1540 eine Maß Seewein [Wein vom Bodensee] für 5 und den Besten um 7 Pfennig, und 1564 war im Ottobeurischen die Maß Wein für 2 - 3 kr. [Kreuzer] zu haben.
Dagegen brachte das Jahr 1572 eine große Teuerung, die mit Judenwucher verbunden war. In Memmingen kostete das Malter Korn 18 fl. [Gulden], Roggen 24 fl., eine Salzscheibe 40 Batzen, 1 Pfund Schmalz 26 Pfennig. Im Jahre 1582 kosteten zu Ottobeuren 1000 Ziegelsteine 6 Pfund Heller (etwa 3 fl.)
Im Jahr 1622 hatte eine drückende Teuerung in unsern Gegenden statt. (...)
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II. Besonderer Teil.
Orte vom ehemaligen Allgäu.
1) Sonthofen mit Oberstdorf.
(...)
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(…)
Die Güter und Rechte der beiden uralten Klöster Kempten und Ottobeuren begrenzten sich schon damals wechselweise auf allen Seiten. Da nun die Marken sehr mangelhaft waren, auch zerschiedene [zerstrittene] Ritter und andere Leute Güter derselben sich angeeignet hatten, verordnete Kaiser Ludwig der Fromme die berühmte Grenz-Marken-Untersuchung im Jahre 840 an, welche dem Jring, einem Grafen an dessen Hofe, unter Beiziehung der Gaugrafen Pabo und Berthold übertragen wurde. Es wurden viele der ältesten Männer aus dem Iller-, All- und Augstgau als Zeugen nach vorheriger Vereidigung beigezogen und die Grenze also ermittelt: (...)
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(...)
Es ist über das frühere Schicksal von Isny nur wenig bekannt, wie dies leider bei gar vielen Orten der Fall ist; wiewohl nicht zu leugnen ist, dass dieser Ort sehr alt, da er schon in dem berühmten Grenz-Rezesse von 804, den eine kaiserliche Kommission zur Behebung der Grenzstreitigkeiten zwischen den beiden Klöstern Kempten und Ottobeuren erlassen hat, genannt wird. (...)
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Zwischen Erkheim und Günz befindet sich ein schöner mit Wald bewachsener Berg, jetzt Limberg, ehemals aber Löwenberg genannt; auf ihm befand sich noch 1293 eine feste Burg, dem Kloster Ochsenhausen zuständig. Da diese jedoch allem nach in dem Geruch eines Raubschlosses stand, mithin von den strengen – durch Kaiser Rudolph gegen solche Schlösser erlassenen – Maßregeln bedroht wurde, so verschenkte das Kloster Ochsenhausen fragliche Burg dem Kloster Ottobeuren unter der Bedingung, dieselbe zu schleifen und den Berg abzuheben, was sofort geschah.
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(...)
Übrigens hat Memmingen in früherer Zeit schon eigene Edle gehabt, wie aus den Urkunden des Ottobeurischen Lehenhofs hervorgeht. Sie hießen Reinbold, Wolfred und Landfried von Mammingen [auch: Memmingen]. Vielleicht waren sie Ministerialen der Welfen, da auch später, 1223 – in einem Privilegium von Kaiser Friedrich II. dem Kloster Rot erteilt – ein Heinricus, Ministerialis von Memmingen vorkommt, den wir noch später, 1237, als kaiserlichen Ministerialen daselbst an der Spitze der Rechtspflege finden, in welchem Jahre wir das erstes Mal in einer Urkunde „Mömmingen“ geschrieben lesen.
Um diese Zeit scheint Memmingen das Münzrecht von Kaiser und Reich erlangt zu haben, denn es kommt nach der Chronik von Ottobeuren 1213 ein Heinrich, Münzmeister von Memmingen, vor, der auch mit den reichen und angesehenen Bürgern Heinrich und Rudolph Schrettenbacher beträchtliche Stiftungen in die Abtei Ottobeuren machte, sogar mit seinem Sohne selbst dort den Ordensstand erwählte. Es befand sich hier auch ein Antoniterkloster; Stifter und Stiftungszeit sind aber nicht mehr bekannt; (…)
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(…)
Im Jahre 1348 war hier ein sehr reicher Bürger namens Josef Merz, der viele Güter, Vogteien und Rechte an sich kaufte. Sein Sohn Johannes Merz 1390 kaufte später, nämlich 1380, die Dörfer Rummelshausen, Günz und Egg um 1100 Pfund Heller und für 1200
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Gold-Gulden. Dieses war ein ausgezeichnet biederer und rechtlicher Mann, der sehr bedeutende Geschäfte betrieb. In des Klosters Ottobeuren damaligen ganz bedrängten – weil höchst verschuldeter – Lage war Johann Merz 12 Jahre lang dessen Verwalter, ebenso gewandt als uneigennützig, sodass dasselbe bald wieder in guten Stand gebracht wurde.
Auch befand sich im 15. Jahrhundert allhier ein Bürger Namens Hans Vöhlin*, Kaufmann, nachher Patrizier, der unermesslich reich war. Diese Familie wurde sofort sehr angesehen und erwarb viele Schlösser und Besitzungen. 1465 erkaufte Erhard Vöhlin Arlesried und Dankelsried; ferner Frickenhausen für 3200 fl.; sodann Illertissen 1521 und so Verschiedenes.
Nach einem starken Erdbeben wurde Memmingen samt Umgegend 1349 schrecklich von der Pest heimgesucht. In wenigen Monaten starben hier allein 2070 Menschen. Im Spital blieb nur der Spitalmeister allein noch übrig.
Ehedem waren der Kirchenbann und das Interdikt gefährliche und allgemeinen Schrecken verbreitende Bestimmungen, indem die Kirchen geschlossen, das Glockengeläute eingestellt, die Sakramente nur im Notfalle gespendet, überhaupt alle Feierlichkeiten untersagt wurden. Der Ort, die Gegend, über welche der Kirchenbann erging, im Dunkel der Mitternacht an die Kirchen angeschlagen, bildeten ein furchtbar düsteres Bild. Zweimal
*Dieses Geschlecht hieß eigentlich Vielini und stammte aus Italien; deutsche Mundart machte es zu Vöhlin.
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hatte Memmingen das Unglück, in diese kirchliche Strafe zu verfallen. Das erste Mal sprach Bischof Heinrich III. von Augsburg 1344 den Bann über die Stadt, und zwar um einer nicht viel bedeutenden Forderung eines Juden, die vielleicht gar für das weltliche Regiment gehört hätte. Mehrere Jahre nachher hatte es die traurige Folge, dass die Juden hier feindselig behandelt und zuletzt gar durch Feuer und Schwert vertrieben worden sind. Das andere Mal hat Papst Sixtus IV. Memmingen in den Bann getan, weil die Stadt den im Banne befindlichen – nach der Ansicht der Stadtgemeinde aber in seinem Rechte gekränkten – Vorsteher oder Hochmeister des Antoniterklosters in Schutz genommen hatte.
Nachdem die Frauenkirche ganz baufällig geworden, ist selbe im Jahre 1456 abgebrochen und 1458 ganz neu erbaut worden; sie erhielt auch 1486 die erste Orgel. Wie in den Turm bei St. Martin, so auch in den bei Unser Frauen, hat das Wetter oft eingeschlagen, namentlich im Jahr 1624, wo der Turm der letzteren so arg hergerichtet [zugerichtet] worden, dass er abgebrochen und neu aufgebaut werden musste. In dem Jahre 1660 kam die erste Uhr auf denselben. (…)
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Die Türme der Stadt heißen: der Diebs-, der Tortur-, Soldaten-, Luginsland- und Hafendeckerturm. Es sind seit langem 4 Haupt- und 2 Nebentore vorhanden: das Kalks- oder Augsburger-, das Niedergassen- oder Ulmer-, das Kriegs- oder Kempter- und das Lindauer-Tor, dann das Wester- und Lindentörle. Wie um die Stadt, so nach allen – zum Teil sehr nahen Orten – führen schöne, mit Obstbäumen bepflanzte Wege. Kaum sind es aber 60 - 70 Jahre, dass diese Straßen schön und brauchbar hergestellt worden sind: Sie befanden sich vorher in einem ziemlich miserablen Zustand. Von hier aus werden vergnügenshalber schon längere Zeit besonders die Orte Künersberg, Dickenreis [Dickenreishausen], Beningen [Benningen], Amendingen, Buxheim, Berkheim, Bleß [Pleß] und Ottobeuren häufig besucht. (…)
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(…)
Das sogenannte Siechenhaus existierte schon im Jahre 1370. Es befand sich eine Kirche dabei, welche aber 1632 von den Schweden zerstört wurde. Beinahe jedes Kloster der Nachbarschaft hatte hier sein eigenes Haus. So Ottobeuren, dem Jakob Niederhofer, Bürger
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von hier, 1443 sein Haus schenkte, nachdem er Abt dieses Klosters geworden. Dies ist nunmehr und seit 1803 das Salzamtsgebäude; hatte auch eine eigene Kapelle. Im Jahre 1486 wurde das jetzige Kornhaus erbaut. Es ist diese Schranne mit ihrer musterhaften Ordnung von der Nachbarschaft sehr besucht und überhaupt eine der stärksten Oberschwabens.
(…)
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11) Benningen (Benningheim.)
Lage und Umgebung dieses Ortes ist so fruchtbar als schön, auch ist derselbe sehr alt, doch von seinen Schicksalen wenig bekannt. Im Jahr 961 lebte hier ein Ritter, Hatto mit Namen, der plötzlich den Entschluss fasste, sein Leben im Dienste Gottes – in einem Kloster – zu beschließen, wozu er das nahe Ottobeuren erwählte, dort auch so fromm und tugendhaft lebte, dass er 985 im Rufe der Heiligkeit verschied.
Eine Begebenheit von merkwürdiger Weise ereignete sich 1215 in der Nähe von Benningen mit dem heiligen Altarsakrament. Alle älteren Geschichtsschreiber erzählen dieselbe und die vielen darüber gleichzeitig und später errichteten Monumente lassen mehr als eine bloße Sage oder Dichtung annehmen. (…)
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(…)
Die hiesige Kirche [in Benningen] wurde von 1726 - 1729 neu erbaut, wozu der Abt Rupert von Ottobeuren den Grundstein gelegt hat.
Pfarrer: 1384 Johann Egger, 1548 Albrecht, 1582 Martin Vogelin, 1593 Roman Troilus, 1640 Sebastian Röhrer.
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12) Ottobeuren.
Vom Günzfluss durchflossen, haben Flecken und Kloster eine freundliche – wenngleich eine etwas raue Lage, beide ein hohes Alter. 764 heißt es: olim oppidum, et Castrum Comitem Illergavia. Ottobeuren wurde ehemals Uttinburren, auch Uttenburg genannt. Die Gründung der alten und berühmten Benediktiner-Abtei Ottobeuren fällt schon in das Jahr 764, setzt demnach voraus, dass der Ort damals und vielleicht geraume Zeit vorher schon christlich war. Silachus ist ihr Stifter, der sich einen edlen und sehr mächtigen Alemannier nennt, als ein Herzog angesehen und von Crusius und Münster „Graf von Illergau“ genannt wird. Hiernach wäre Ottobeuren einige Zeit der Sitz der Gaugrafen gewesen. Jedenfalls befanden sich zwei Burgen hier, eine unter dem Namen „Ritterhaus“ – die uralt war – und eine andere auf dem Burschelberg [Buschelberg], den man den „Burgstall“ nannte, wo jetzt die St. Michaelskapelle steht.
Die Stiftung, welche Silach in Verbindung mit seiner frommen Gemahlin Erminswinde und seinen Söhnen Totto, Gauzipert und Tagebert [in der linken Bildhälfte im Gründerfresko der Abteikirche Ottobeuren zu sehen] machte, begriff [umfasste] damals die Orte Ottobeuren, Beheim [Eheim], Hawangen,
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Haußen [Ungerhausen], Westerheim, Amendingen, Steinheim, Kirchdorf [a.d. Iller], Eck [Egg a.d. Günz], Dietrichshofen [Dietershofen] und Attenhausen in sich. Ob auch dieser Silach oder etwa sein Vater, der Stifter des auf der Insel Reichenau befindlich gewesenen berühmten und reichen Klosters, Sintlachsau ehemals genannt, gewesen [ist], bleibt dahingestellt, ist aber sehr wahrscheinlich. Übrigens war die erste Stiftung in Ottobeuren für 12 Mönche, sämtlich von adeligem Geschlecht, bestimmt.
Im Jahre 972 wünschte der hl. Ulrich, Bischof von Augsburg, der zugleich Abt von Ottobeuren war und hier einen sogenannten Kommendabt [Kommende: Kirchl. Pfründe ohne Amtsverpflichtung] in der Person seines Neffen Adalbero bestellt hatte, sehnlichst, dass das hiesige Kloster von allen Hof- und Kriegsdiensten befreit werde, damit Abt und Mönche sich mehr dem Dienst des Herrn hingeben könnten. Er trug die Bitte dem Kaiser Otto M. [Otto I. der Große] vor, der zwar diesen frommen Bischof hoch schätzte, dennoch aber bei der Wichtigkeit des Gesuches dasselbe den Mächtigen Alemanniens vortrug, welche sofort festsetzten, dass die Befreiung nur gegen Abtretung des dritten Teils des ottobeurischen Gebiets stattfinden könne; worauf dann folgende – meistens im Illergau gelegene – Güter und Rechte an den Kaiser zur Belehnung an den Herzog von Schwaben abgetreten worden sind: der Ort Amendingen, mit dem Filial Trunkelsberg; die Dorfgemeinde Hausen, jetzt Ungerhausen, desgleichen Dietrichshofen, ebenso Wigenhausen, jetzt Schweighausen, sodann der Kirchensatz von Steinheim und Kirchdorf, wie auch allen
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schuldigen Zehenten im Illergau, von Kirchdorf bis Moosbruk, womit vielleicht Mooshausen gemeint [ist], da dieses ehemals Moosbrukhausen hieß. Ganz eigentümlich erscheint auch die Bestimmung dabei, dass die Mönche wieder das freie Wahlrecht ihres Abtes haben sollen, der dem Kaiser vorgestellt und von ihm bestätigt, dafür jedoch keine Abgabe, sondern nur zwei ähnliche und gleichfarbige Jagdhunde zum Hoflager liefern solle. Jene Befreiung von Kriegsdiensten, diese Abgabe in Jagdhunden, dürfte in der Geschichte einzig dastehen.
Es war im Jahr 1167 als Abt Isingrin [Isingrim] in Köln war und vom dortigen Erzbischof zugleich Reliquien von Heiligen erlangte und dieselben unter der Bedingung an seine Kirche und Kapellen verteilte, je am Dienstag in der Kreuzwoche einen Bittgang nach Ottobeuren zu machen. Von dort an bis zur Reformation – also 356 Jahre lang – kamen sofort etliche 70 Gemeinden unter Vortragung von Kreuz und Fahnen dahin, ihre Andacht zu verrichten, welche Zahl dann auf 50, später auf noch weniger herabsank, nachdem mit der Zeit die Lauigkeit im Christentum mehr und mehr zunahm.
Im Jahre 1217 wurde Kirche, Kloster und ein Teil des Orts ein Raub der Flammen. Wegen diesem Unglück, zugleich wegen den Bedrückungen des Schirmvogts, geriet das Kloster in große Armut, weshalb mit päpstlicher Genehmigung 1220 die Pfarrei Ottobeuren dem Kloster einverleibt und von da an bis zur
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Auflösung des Stifts von einem Klostergeistlichen versehen wurde.
Es befanden sich einst hier zwei schöne und große Glocken, welche 1440 gegossen, Tosanna [Hosanna] genannt und 70 und 84 Ztr. im Gewicht schwer waren. Die Größere ist – man kann es nicht zum Ruhm nachsagen – trotz aller Gegenvorstellungen [Gegenangebote] im Jahre 1806 an einen Juden verkauft und von diesem nach Herisau verschachert worden.
Übrigens erwirkte das Kloster [1488] von Kaiser Friedrich II. für Ottobeuren das Recht, jährlich zwei Jahrmärkte abhalten zu dürfen, wobei jede Rechtsstörung unter einer Strafe von 40 Mark lötigen Goldes verboten wurde.
Auch wurde hier im Kloster 1508 die erste Druckerpresse errichtet. Die von dieser Druckerei gelieferte erste Arbeit war ein Werk des berühmten Alkuins, Lehrers Karl des Großen, von der heiligen Dreieinigkeit und von der Menschwerdung des Heilands, handelnd.
Auch ist hier im Jahre 1540 unter Mitwirkung benachbarter Klöster eine förmliche Akademie errichtet worden, welche als wissenschaftliche Lehranstalt Großes leistete und noch bei der Säkularisation des Klosters in bedeutendem Ansehen gestanden ist.
Im Jahre 1628 baute Abt Gregor den Maierhof in dem nahen Wald [Klosterwald], wo ehedem eine Eremitage war. Hier stiftete 1681 Maria Mayerin, eine fromme Jungfrau von Westerheim, ein kleines Frauenkloster, nach den Regeln des heiligen Benedikts. Da dasselbe vielen Beifall fand und viele Schwestern sich meldeten, so
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wurde 1685 ein neues geräumiges Kloster eingerichtet und im Jahre 1709 aus einer Stiftung der Gräfin Ernestine von Thun ein neues noch größeres Kloster erbaut; nach der Verweltlichung [Säkularisation] ist es durch Kauf an die Familie von Schütz in Memmingen gekommen.
Die Leiden und Drangsale des Schwedenkriegs lasteten auch auf Ort, Gebiet und Kloster gleich furchtbar. Abgesehen davon, dass demselben – gegen die mit großen Opfern erkaufte Befreiung – unzählige Lieferungen und Einquartierungen auferlegt wurden, ist dasselbe auch zum Öfteren rein ausgeplündert worden. Es sah längere Zeit eher einer Festung als einem Kloster gleich und einmal wurde Kloster und Gebiet gar verschenkt, und zwar vom schwedischen Oberst von Wurmbrand, der später aber den Kroaten in die Hände fiel, die ihm den Kopf spalteten.
Einmal waren 3 Schafe noch der Überrest von des Klosters ganzer ansehnlicher Habe und im Jahre 1636 waren nach einer Aufnahme an Vieh nur noch 136 Pferde, 181 Stück Hornvieh und 66 Geißen, alles der schlechtesten Gattung, mithin nicht einmal mehr der zwanzigste Teil im Gebiet, vorhanden. Der Abt und Konvent musste sich öfters flüchten, die Einwohner zerstreuten sich, manche kamen um, viele flohen ins Gebirge, viele starben an der Pest, manche auch vor Hunger. Es muss aber noch rühmlichst eines Mannes erwähnt werden, der die ganze 30-jährige Kriegsperiode durchmachte, der allein im Kloster blieb, der unerschrocken allen Gefahren trotzte und wie ein Engel, hier Trost, dort Linderung brachte und in
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den verlassenen Pfarrkirchen das Wort Gottes predigte. Dies war der Mönch Jeremias Mayer [Mayr], ein gebürtiger Mindelheimer, als Pfarrer zu Hawangen gestorben im Jahr 1655. Werke der Liebe, Pflege der Armen, Tröstung der Geplagten und Kranken, unermüdeten Fleiß in der Seelsorge und reichlich gesammelte Werke für eine bessere Welt, folgten ihm nach seinem Tod.
Das Kloster erwarb 1698 vom Stift Kempten dessen Anteil an dem schönen und großen Ort Eckheim [Erkheim?] für 30.000 fl. und traf im nächsten Jahr mit demselben einen Tausch dahin, dass Ottobeuren jenem das Dorf Haldenwangen [Haldenwang] samt Kirchensatz gegen die Dörfer Wolfertschwenden und Dietratsried [Dietratried] unter einer Aufgabe von 4.500 fl. abtrat.
Das im Jahre 1443 durch einen beträchtlichen Missgriff entstandene Vogtrecht des Bischofs von Augsburg, bestehend in jährlich 100 Malter Frucht [Feldfrüchte, hier: Getreide] und 114 fl. Geld, gab seit seiner Entstehung zu fortwährenden Streitigkeiten Anlass und war auch beinebens [nebenbei gesagt] eine nicht kleine finanzielle Last. Man entschloss sich daher hier zur Ablösung, welche im Jahre 1710 gegen bare 30.000 fl. erfolgte.
Wegen Abgaben und Jurisdiktionsanständen in Betreff des kürzlich entstandenen Nonnenklosters Wald verhängte der Bischof von Augsburg 1714 die Bannstrafe über das Kloster. Der Dekan, Pfarrer Peter Rief von Amendingen, heftete die Bannurkunde nachts an die Kirchentür. Es wurde dieser Kirchenbann jedoch bald gelöst und hatte keine weiteren Folgen.
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Im Jahre 1711 begann der weise und vortreffliche Abt Rupert [II.] seine zahlreichen, großen und schönen Bauten, indem alles, Kirche, Kloster, Beamtenwohnungen und Ökonomiegebäude, von Grund auf neu erbaut worden sind. Mehr als 50 Jahre wurde zu diesen Werken verwendet, unermessliche Opfer an Geld und Material dazu aufgewandt.
1711 wurde mit dem jetzigen Klostergebäude begonnen und ist dasselbe 1725 vollendet worden. Mittlerweile nahm man auch den Bau des großen Ökonomiegebäudes in Angriff und stellte dasselbe 1731 her. Sofort kam die Reihe an die Beamtenwohnungen und endlich legte Abt Rupert am 27. Sept. 1737 den Grundstein zu jenem herrlichen Tempel, der jetzt noch so prachtvoll dasteht, ein Meisterwerk an Baukunst, ja eines der schönsten Gotteshäuser in ganz Schwaben ist. Zwei volle Jahre brauchte man nur zur Grundlegung. Endlich nach 19-jährigem Bau ist derselbe fertig und feierlich eingeweiht worden. Die große und herrliche Orgel, ein großes Meisterwerk, wurde von Karl Riegg erbaut und kostete 30.000 fl.; diese schöne Kirche ist in Kreuzform gebaut, 331' lang, 224' breit, 151' hoch. Die Turmhöhe beträgt 303' [ca. 82 m] und die Dicke der Mauern 7'.
In der Kirche befinden sich 16 Altäre mit vielen guten Gemälden. Die kunstvollen Chor- und Beichtstühle hat der damals berühmte Bildhauer Christian aus Riedlingen bearbeitet und die schönen Freskomalereien hat Hofmaler [Johann] Jakob Zeiller vollführt.
Die Einweihung geschah 1766 durch den Fürstbischof
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von Augsburg. Mit demselben wurde zugleich die 1000-jährige Säkularfeier acht Tage lang auf das feierlichste verbunden. Bei derselben wurden in den ersten 3 Tagen täglich 1.100 Personen aus des Klosters Küchen gespeist. Der Kirchenbau kostete über eine halbe Million Gulden.
Im Jahre 1792 wurde Ottobeuren und andere Orte vereinödet. Der Bau von Kartoffeln und Reps [Raps] begann.
Mit dem Jahr 1802 trat die Auflösung dieses berühmten und uralten Klosters ein, nachdem es unter 55 mehrenteils vortrefflichen Äbten 1037 Jahre bestanden hatte. Sein Flächenraum betrug 4 ¾ Meilen, fast allseitig vom Gebiet der Abtei Kempten umschlossen, mit 1736 Feuerstätten und 20.051 Einwohner. Sein Einkommen belief sich zurzeit der Auflösung auf 130.000 fl. jährlich.
Ich lasse die Namen früherer Äbte hier folgen, mit einzelnen Bemerkungen und füge noch bei, dass bei der Auflösung des Stiftes auch der verdienstvolle Prior Maurus Feyerabend vorhanden war, der 1810/15 [1813 - 16] die berühmten Jahrbücher desselben in 4 Bänden mit ebenso großem Fleiß als [auch] tiefer Geschichtskenntnis schrieb. Ein seinem Kloster hinterlassendes schönes Denkmal!
Äbte zu Ottobeuren
[Bitte beachten Sie zum Vergleich die aktuelle Liste auf Wikipedia!]
Toto von 767 - 815 [814].
Nidgar, zugleich Bischof v. Augsburg v. 815 - 832. [wird auf Wikipedia als dritter Abt unter dem Namen „Neodegar“, 864 - 869, geführt]
Milo, 832 - 856 [814 - 864].
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Witgar, 856 - 857 [869 - 902].
Birtilo, 857 - 941 [902 - 941]
Adalbert, Graf von Kyburg, v. 941 - 972.
Ulrich der hl. Bischof v. Augsburg, v. 972 - 973.
Rudung, 973 - 1000.
[Dangolf, 1000 - 1012]
Siegebert, 1000 - 1028 [Sigibert, 1012 - 1028].
Embriko [Embricho], 1028 - 1050.
Eberhard, 1050 - 1064 [1069].
Stagelin [Razelin], 1064 [1069] - 1082.
Adalhelm, 1082 - 1094.
Gebhard, 1094 - 1100.
Heinrich, 1100 - 1102.
Rupert [I.], 1102 - 1145.
Rupert I. galt schon zu Lebzeiten als ein Muster von Tugend und Frömmigkeit und starb im Ruf der Heiligkeit, beinahe 100 Jahre alt.
Isingrin [Isingrim], 1145 - 1180.
Bernold, 1180 - 1194.
Konrad [I.], 1194 - 1220 [1227].
Er war in Tugend und Wissenschaft gleich ausgezeichnet und beschloss sein Leben im Ruf großer Frömmigkeit.
Berthold, 1220 [1227] - 1248 [1246].
Walther, 1248 [1246] - 1252.
Heinrich II., Grafen Bregenz [nein, erst Heinrich III.?], 1252 - 1258.
Siegfried, 1258 - 1266.
Heinrich III., Edler v. Nordholz [von Bregenz], 1266 - 1296.
Konrad [II.], 1296 - 1312.
Heinrich IV., 1312 - 1322.
Heinrich V., [von Bregenz] 1322 - 1353.
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Johann [I. von Altmannshofen], 1353 - 1371.
Ulrich [von Knöringen], 1371 - 1378.
Johann II. [von Hocherer], 1378 - 1390.
Heinrich VI., 1390 - 1399.
Johann III. [von Affstetten], 1399 - 1400.
Johann IV. [Russinger], 1400 - 1404.
Ego [Eggo Schwab], 1404 - 1416.
Dieser war ein sehr tüchtiger Mann, der aber wegen Geltendmachung seiner Rechte auf Anstiftung des Ritters von Aichelberg und Hohenthann ermordet wurde.
Johann V. [Schedler], 1416 - 1443.
Er wurde durch böswillige Anschläge des Ritters von Stein ohne Urteil und Recht abgesetzt.
Judokus [Jodok Niederhof], 1443 - 1453.
Johann VI. [Kraus], 1453 - 1460.
Wilhelm [von Lustenau], 1460 - 1479 [1473].
Nicolaus [Nikolaus Röslin], 1479 [1473] - 1492.
Matthäus [Ackermann], 1492 - 1508.
Leonhard [Wiedemann], 1508 - 1547 [1546].
Kaspar Kindelmann, 1547 - 1584.
Ein ausgezeichneter, gelehrter und frommer Mann.
Gallus Memminger, 1584 - 1600 [1599].
Alexander Sauter, 1600 - 1612.
Georg Reubi, 1612 - 1628.
Andreas Vogt, 1628 - 1633.
Maurus Schmid, 1633 - 1655.
Peter Kimmicher, 1655 - 1672.
Benedikt Hornstein, 1672 - 1688.
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Gordian Scherrich, 1688 - 1710.
Rupert Neß [auch: Ness], 1710 - 1740.
Rupert II. wird als wahrhaft gerechter Mann, als eine Zierde der Äbte, voll Wissenschaft und Weisheit, geschildert.
Anselm Erb, 1740 - 1767.
Honorat Göhl, 1767 - 1802.
Paulus Alt, letzter und fünfundfünfzigster Abt [1802 - 1807].
___________________ [Ende Kapitel Ottobeuren, weiter mit Einzelfunden]
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Heimertingen mit Pleß, Fellheim und Boos. Diese drei ebenso große als schöne und in den fruchtbarsten Gefilden des Illertales liegenden Pfarrdörfer sind sehr alt, und alle hatten einst einige Edle. Die Burg in Heimertingen hieß Westberg. Edle von Pleß waren Vasallen des Fürstabts von Kempten und Ritter von Boos trugen Lehen vom Kloster zu Ottobeuren. (…)
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In einer Schenkungsurkunde für das Kloster Ottobeuren vom Jahr 1152 kommt unter den Zeugen auch ein Ritter Conrad von Heimertingen vor. (…)
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Pleß. (…)
Übrigens hatte Pleß ebenfalls eigene Edle, wie aus einer Kloster-Ottobeurischen-Urkunde über den dortigen Lehenhof erhellt, allwo zum Jahre 1176 ein Degenhart, ein Luitpold und ein Heophrat von Pleß vorkommen; auch befand sich hier 1233 Pfarrer Heinrich, zugleich Dekan.
Im Jahr 1490 finden wir hier eine Postanstalt eingerichtet, welche Anstalten kurz vorher in Deutschland eingeführt und dem Freiherrn von Taxis als Reichslehen übertragen worden sind. Anfangs war eine Poststation von der andern 5 Meilen entfernt; so erstreckte sich die erste Poststation von Kempten bis Pleß und die zweite von da bis Elchingen. (…)
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Boos.
Im Jahr 1054 waren eigene Edle von Boos hier, welche übrigens Vasallen des Klosters Kempten gewesen sind. Sodann finden wir von 1176 einen Friedrich und Dietrich von Boos, welche Lehnvasallen von der Abtei Ottobeuren waren. Bald darauf sind diese Edlen ausgestorben, und zwar mit Rudolph von Boos, welcher der letzte war. Im 16. Jahrhundert haben die Grafen Fugger diesen Ort an sich gekauft. (…)
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Kirchdorf mit Unteropfingen und dem ehemaligen Bazenhofen.
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Kirchdorf ist einer der ältesten Orte der Gegend und ohne Zweifel war hier eine der ersten der christlichen Kirchen im Illertal, denn schon vor 11. Jahrhunderten war hier eine christliche Kirche, wie in dem Stiftungsbrief des Klosters 764 Ottobeuren vom Jahre 764 vorkommt. Silachus, ein Herzog von Franken und Landvogt in Schwaben, auch Graf des Illergaus, überließ nämlich damals neben vielen andern Gütern dem ged. Kloster auch die Kirche zu Kirchdorf mit einigen Höfen und Gütern. Um von den damals sehr lästigen Kriegslasten und Diensten befreit zu sein, hat die Abtei Ottobeuren im Jahr 972 einen guten Teil der Klostergüter dem Kaiser Otto II. zur Belehnung an den Herzog von Schwaben abgetreten, worunter auch der Kirchensatz in Kirchdorf und alle Zehenten im Illergau, von Kirchdorf
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bis zur Moosmühle, vorkommt, was die Kaiser Lothar und Friedrich II. bestätigten, und diesen Zehenten im Illergau sowie der Kirchenvogtei in Kirchdorf ausdrücklich erwähnt haben, anno 1135 und 1171. Es hatte Kirchdorf übrigens auch eigene Edle, was aus einer Urkunde von Ottobeuren von 1176, den Lehenhof dort betreffend, hervorgeht, wo ad 61 ein Ritter Friedrich von Kirchdorf an der Iller vorkommt. Wo seine Burg aber gestanden [ist], kann nicht mehr gesagt werden; allem [Anschein] nach nahe beim Dorf, an der östlichen Seite, wo eine Anhöhe ist. (…)
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Markwart 1291 von Erolzheim hat 1291 einen Hof zu Oberopfingen für 19 Pfund Heller an das Kloster Rot verkauft; die Gewährer waren die Brüder Heinrich und Ulrich von Nordholz sowie deren Neffe Heinrich. Es vergaben auch 1322 Ritter Markwart von Erolzheim und Ritter Heinrich von Nordholz dem Kloster St. Elisabeth in Memmingen zwei Höfe im Rupprechts und der letztere wurde im gleichen Jahr noch Abt von Ottobeuren.
Sodann haben die Edlen von Erolzheim 1340 an das Kloster Ochsenhausen drei Höfe in Beuren und 1354 mehrere Güter in den Orten Oberopfingen, Kirchberg, Berkheim und Bachen [Illerbachen] verkauft. (…)
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Das angesehene Geschlecht der Freiherrn von Bömmelberg und Hohenburg, wie sie sich nannten, erlosch 1830 glanzlos, wo der letzte desselben mit Tod abging. Er hinterließ nur eine einzige Tochter, Josephine, welche das nun an die Krone Württemberg gefallene Lehen sicher noch allodifizieren und sich dann standesgemäß verheiraten konnte. Sie zog es aber vor, einen Bauern zu ehelichen und starb auf dessen Hofe bei Ottobeuren nicht alt. (…)
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Der Besitz der Grafen von Kirchberg muss in Babenhausen ein kurzer, vorübergehender oder nur pfandschaftsweise gewesen sein, denn wir finden im 15. Jahrhundert die Freiherren von Rechberg frühzeitig als Besitzer dahier. Die ottobeurischen Jahrbücher gedenken vom Jahr 1516 eines „goldenen Ritters“ mit Namen Johannes von Rechberg. Georg und Gaudenz von Rechberg verkauften aber im Jahr 1538 Schloss und Flecken Babenhausen an den Baron Anton von Fugger und letzterer kaufte sich von der württembergischen Lehenschaft los, welche noch von den alten Pfalzgrafen von Tübingen herstammte und erlangte vom Kaiser (…)
[Ende der Abschriften, Helmut Scharpf, 02/2021]