15.12.1829 – Der Steuer-Liquidationsakt für Xaver Kneipp in Stephansried; frühe Stationen von Sebastian Kneipp

Titel

15.12.1829 – Der Steuer-Liquidationsakt für Xaver Kneipp in Stephansried; frühe Stationen von Sebastian Kneipp

Beschreibung

Um die Persönlichkeit Sebastian Kneipp besser zu verstehen, lohnt sich ein Blick in seine Kindheit, die von einfachsten Lebensverhältnissen, katholischem Glauben und elterlicher Strenge geprägt war. Die materiellen Verhältnisse im Haus Nr. 12 von Xaver und Rosina Kneipp können wir aus den Liquidationsakten herauslesen, die für Guggenberg um 1830 erstellt wurden. 25 Jahre lang war die Bevölkerung nach der Säkularisation von den Abgaben befreit worden, die vormals als Zehenten ans Kloster Ottobeuren zu entrichten waren, dann veranschlagte der königlich bayerische Aerar (=Fiskus) alle Einwohner.
Auch Xaver Kneipp musste alles offenlegen und wurde entsprechend seines Besitzes veranlagt. Aufgeführt sind auch die zur kleinen Landwirtschaft gehörigen Flurnummern, die es – bis auf die beiden Flurnummern an der Stelle des 1841 abgebrannten Hauses (1860 und 1861, Gmkg. Guggenberg) – auch 2021 in genau derselben Form und Größe noch gibt.

Die verheerende Hungersnot, die in Folge des Ausbruchs des Vulkans Tambora in Indonesien im April 1815 im Folgejahr weltweit auf der Nordhalbkugel herrschte (das „Jahr ohne Sommer“), traf auch Kneipps Geburtsheimat. Der Klosterchronist Basilius Miller schrieb über die Situation in Ottobeuren „drei Theile sind hier an den Bettelstab gebracht“. Und: „Man kann billig annehmen, daß in hiesigem Flecken die Anzahl des armen Leute zwey Drittheil ausmachen; besonders da alle Gewerbe stocket und aller Verdienst so viel als ganz aufgehört hat.“ Arme Ottobeurer gingen auf Streifzüge bis nach Niederrieden, zum „Ähren“ (Abstreifen der Ähren von den Getreidehalmen). Miller: „... es sind deshalb einige Wachthütten errichtet worden.“

Man war gezwungen, alles zu unternehmen, um zu überleben. Das mag die Strenge insb. von Kneipps Mutter Rosina erklären, die selbst auf kleinste Verstöße mit körperlicher Züchtigung reagierte. Sebastian Kneipp, der die Armut am eigenen Leib erfahren hat und der schon mit 11 Jahren in den Keller an den Webstuhl musste, nutzte später all seine Einnahmen durch die Wasserkur für wohltätige Zwecke. Irdische Güter besaß er in seiner Kindheit und Jugend nicht, sein Streben galt der jenseitigen Erlösung durch ein wohlgefälliges Leben als Geistlicher. Die Hölle auf Erden hatte er bereits erlebt, er fühlte sich in seiner Jugend nach eigenen Angaben „wie ein Hund an der Kette“. Das sollte nach dem Tode nicht so weitergehen.

Dem dicken Folianten mit den Steuerakten gehen vier Seiten Vorbemerkungen (mit Datum 24. Februar 1832) voraus, es findet sich außerdem eine Übersichtsseite zu Stephansried, die sämtliche Hausnamen (Nr. 12 war der „Schneiderweber“) auflistet. Auf den Seiten 553 - 559 finden wir den Liquidationsakt von Xaver Kneipp, der darin zweimal eigenhändig unterschreibt. Am 15.12.1829 war der Vorgang für Kneipp beendet.
Die Schrift insb. der Vorbemerkungen ist nur schwer zu entziffern, Dr. Alois Epple – Kneipp-Experte aus Türkheim – sei für seine Mithilfe herzlich gedankt. Wer noch weitere Tipps hat, bitte melden! Und: Auch wenn Sie hier bequemerweise die Transkription lesen können, bleiben manche Begriffe für den Laien dennoch unverständlich (z.B. der häufig gebrauchte Begriff „Vergunstgeld“). Die ursprüngliche Orthografie bzw. Schreibweise („Ottobeuern“ statt „Ottobeuren“) wurde beibehalten.

Der aus Unterkammlach stammende Franz Xaver Kneipp und Rosina (eine geborene Obser aus Benningen, verwitwete Schalber) hatten am 27.10.1818 in Ottobeuren geheiratet. Im Protokoll heißt es: „Besitzer hat laut produzirten Briefereyen das vorbeschriebene Besitzthum unterm 24ten Oktober 1818 durch Anheurathung der verwittweten Rosina Obser von Stephansried in einer gerichtlichen Schätzung von 530 fl an sich gebracht.“
An der Nordostseite der Sebastianskapelle auf dem Ottobeurer Friedhof ist für Xaver und Rosina ein Kenotaph angebacht.

Sämtliche Liquidationsaktion von Ottobeuren und aller heutigen Ortsteile lagern im „Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung“ in Memmingen (vormals: Vermessungsamt). Sie wurden von Amtsleiter Peter Schwägele dankenswerterweise zur Verfügung gestellt und mit Mitteln des Marktes Ottobeuren vom virtuellen Museum 2014 in München digitalisiert. Die für diesen Eintrag relevanten Teile können Sie hier abrufen (pdf, ca. 120 MB), der Gesamtband für Guggenberg (mit allen damaligen Ortsteilen Halbersberg, Langenberg, Wetzlins, Gumpratsried, Dennenberg, Eggisried und Stephansried) ist vier verlinkt (Achtung: 1,8 GB !)

Das Andenken an die Firmung Sebastian Kneipps durch den Augsburger Bischof Ignaz Albert von Riegg (1767 - 1836) in der Abteikirche Ottobeuren vom 26.07.1830 ist in einer Vitrine des Kneippmuseums in Bad Wörishofen ausgestellt. Kneipps Firmname: Joseph.
Das Ottobeurer Wochenblatt erwähnt die Firmung oder die Anwesenheit des Bischofs nicht. Für Ottobeuren sollte dieser Bischof dennoch von besonderer Bedeutung werden. Auf Wikipedia heißt es (am 20.02.2021): Der Bischof, ein Mann des Staatskirchentums, beriet König Ludwig I. hinsichtlich des Wiederaufbaus des Klosterlebens in Bayern, veranlasste die Herausgabe eines neuen Katechismus und versuchte mit Erfolg die Seelsorge in seinem Bistum zu beleben. In seine Amtszeit fiel auch die Wiedererrichtung von Benediktinerklöstern. 1834 genehmigte ihm König Ludwig I. die Eröffnung eines Priorates in Ottobeuren und der Abtei St. Stephan in Augsburg, der 1835 die sieben Jahre zuvor wieder eröffnete katholische Studienanstalt angegliedert wurde.

Hart trafen die Familie die Brände von 1841 und 1878. Trotz aller Widrigkeiten: Sebastian Kneipp kam in späteren Jahren immer wieder gerne zurück nach Stephansried.
Am Jahrestag seiner Primiz – am 24.08.1894 – hielt Kneipp vor Kurgästen in Stephansried eine Ansprache. Daraus ein Zitat:
„Meine Heimat ist der Ort, an den wir heute gekommen sind. Neben der kleinen Linde stand meine Heimat. Mein Vater, ein armer Weber, und meine Mutter, eine arme Webersgattin, hatten mit Not und Elend zu kämpfen genug. (…) Ihr habt heute die Stätte gesehen, wo die alte Hütte gestanden. Ich aber hab' gemeint, es sei der schönste Palast. Warum? Weil ich nichts anderes gewusst!“

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Akt Guggenberg 1829 - 32

[Seite 1 der Vorbemerkungen]
Allgemeine Bemerkungen zum kd.
(Li)quidationsakt der Steuergemeinde Guggenberg

A. Jurisdictionsverhältnisse.
Das Königliche Landgericht Ottobeuern [Ottobeuren] hat
gegenwärtig auf allen Objekten die-
ser Steuergemeinde die Gerichtsbar-
keit, früher war das Kloster Otto-
beuern der alleinige Gerichtsherr.

B. Zehentverhältnisse.
Der Großzehent bestund durchaus aus
der 10ten Garbe des Baurs [Bauern], und ge-
hörte vormals dem Kloster, später
unter der Krone Bayerns dem
kön. Aerar [Fiskus].
Gegenwärtige ist derselbe fixirt
und auß den einzelnen Exuts
Besitz subrepecrtirt.
Nur einige nach Ottobeuern
zehentbare Gründer ist der
Zehent Betragst (betrefs?) um deswillen
noch nicht anrepartirt, weil
die Marktgemeinde Ottobeu-
ern zwar den Zehent fixirt,
aber noch nicht subrepartcirt
hat.
Jedesten ist diese Subrepartition
nach dem von der Kön. Ober-
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[Seite 2 der Vorbemerkungen]
Kom[m]ission gegebenen Bestimmung
daselbst eingeleitet, und wären
schon wenn falsche zu Stande kämb
die Zehent resp. Giltbetrag
bey dahin zehentbaren Begl. (?)
Objekten der Steuergemein-
de Guggenberg nachzupr[üfen]
todolliren.
Den Klein und Blutzehenten
bezieht das Königliche Ae-
rar in einer fixen Geld
Jahres Reichnis und ein
von einigen Gründ  
bezinst ...hung der Orts-
pfarrer in Hawangen.
Die Gärten und Wiesen sind
in der Regel zehentfrey, die
Ausnahmen hievon in den
Protokollen ersichtlich.

C. Güter und baudemial [Ver]Hältnisse
Die herrschende Gütergattung
in dieser Gemeinde ist die
von erblehenbarer Eigen-
schaft mit Vorzugungs... Er-
richtung in den Besitz Ver-

[Seite 3 der Vorbemerkungen]
änderungsfällen
Dann komen die erbrechtig
leibfällige Güter, die eigene
und bodenzinsige u : y : f : –
Die leibh. Güter entrichten
nach der renntamtlichen Vor-
bemerkung zur dominikal Li-
quidation blos vom Jauchert
Ackerfeld alt. Maaßes, Gärten wäh-
rend die Gebaulichkeit, ...-
… und Waldungen 7 davon be-
freiet sind, letztere drey jedoch
in den Gutszertrümmerungsfällen
per recta damit belegt worden.
Alles weitere geben die in
einem besonderen Ackt so-
wohl über die erbrechtig leib-
fälligen Güter als über
die Erblehengüter ersichtliche[n]
Observanzen zu erden-
ken.

D. Die Gemeindetheile betr:
Solche sind in dieser

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[Seite 4 der Vorbemerkungen]
Steuern ...
durchgängig ausgeschieden, und
mit ihrem Zehentbarkeit Ver-
hältniß entwendeg schon unter
der Zehentbarkeit des Haupt
gutes einbegri..en, oder
es ist ermittelt, wan mann
an selbe nach erprobten (?) e..
25. Jährigen Zehentfrey-
heit zehentbar werden.

E. Forstrechte.
Sind keine eigentlichen vor-
handen, indem die Holz-
bezüge aus den leibfälli-
gen Waldungen, und die dar-
aus entrichtet werden[den]
Stockmiethegebühren sich
diese Kathegorie nicht
vereignen.

F. Sonstige Verhältnisse.
1. Müssten die vom Geometer [Vermesser]
verzeichneten Fußwege nach [ein-]
träglich den Gemeindeproto-
kollen einverleibt werden.
2. Wäre das Repertorium
mit den Eig : Prot : zu collationie-
ren, welches in allen Geme[in-]
den zu geschehen hätte, wenn es
als schon geschehen vom Geometer
ein Repertorium bestättiget ist.
Ottobeuern am 24. Feb. 1832.

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[pdf-Seiten der Zusammenstellung: 5 zunächst Langenberg und Wetzlins; 6 zunächst noch Guggenberg, dann Beginn Stephansried, ab 7 weiter mit S., am Ende Beginn von Gumpratsried; ab S. 8 dann Liquidation – hier: Steuerberechnung – von Xaver Kneipp]

Namen-Liste sämtlicher Inwohner der Steuer Gemeinde Guggenberg,
Königlichen Land-Gerichts Ottobeuern

Stephansried Dorf

Ortschaft    polizeiliche         Tauf- und         Haus-Name         Bemerkungen
                     Hausnummer         Geschlechts-Name     Karakter der Gewerbe

                            Folium der Liquidations Protokolle
    Mit Häusern Angesessene

1    Engelbert Eicher            Mangenbauer        445
2    Georg Immerz                Bäuerle            459
3    Jos. Petrich (Bleistift.)*    
    Joh. Keidler                Klausenmärtele        471
    *1835 heiratete Krsezenz Keidler     Joseph Petrich
4     Joh. Weltle (Bleistift)            Adelwarth        479
    Leonhard Leuterer        
5    Gabriel Achilles                Fischer            487    [od. „beim Stefan“ /                                             „Achilles“]
    seit 1859 Schule
6    Bernhard Zettler            Maurer            495
7    Michael Rothärmel            Bauernmichel        503
8    Michael Rupp                Schuster        515
9    Klemens Mayr (Bleistift)        Kohlpeter        523
    Joseph Mayr            
10    Heinrich Baier                Jörgelbauer        535
11    Georg Bechteler (Bleisift)        Hafnerbauer        543
    Franz Sales Geromiller
12    Xaver Kneipp                Schneiderweber    553
13    Hieronimus Neß            Weber            561
14    Joseph Wölfle                Zimmermann        573

ohne Häuser Angesessene
1/5     Gemeinde                           St. Stephanus Kapelle     585

S. 553

Protokoll über Liquidation des Besitzstandes und der Dominikalien.
Abgehalten Ottobeuern den 18ten August 1829

Gegenwärtige [Anwesende]:
Der kgl. Spezial-Liquidations-Commissär Georg Großmann
Verpflichteter Aktuar: Joseph Wiesenberger

Es erscheint an heute auf Vorladung aus der Ortschaft Stephansried
Haus Nro. 12 Xaver Kneipp.
Zur Liquidation seines Besitzstandes und
der hierauf ruhenden Lasten, welche hiemit
nach den Bestimmungen des §.§. 61_66 des
Grundsteuergesetzes vom 15ten August 1828,
dann der nachgefolgten Instruktion vom
26ten May 1829 nach vorgegangener
informirenden Einleitung und materieller
Vorbereitung, förmlich vollzogen wird, wie
folgt.

Besitzstand.

Litt: A:
Das erblehenbare Schneiderwebers-Söldgut.

Laufende Plannummer / Flächeninhalt Tagwerk / Dezimale
                            Zu Dorf.
    1261                       0    20        Wohnhaus
    1261/2                                Grasgarten

                            Aecker.
                            Im Wiesel.
    1287                    0    52        Zwerchacker
    1288                    0    77        Obere Wiesacker
    1289                    2    89        Der große Acker
                            Wiesen.
    1290                    4    17        Im Wiesle

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S. 554

Dominikal-Verhaeltnisse.
Gerichtsbar zum Königl. Landgericht Ottobeuern.
Zum Königl. Rentamte dahie.

Jagdfrohngeld für die zum vormaligen Reichsstift Ottobeuern in natura geleistete Jagdfrohnen,
jährlich 8 kr  
ǁ:  acht Kreuzer  :ǁ

Kirchendienst. Laut sogenannten Baudingbuch fol 182 und laut Kloster Ottobeurischen Gültbuch fol 34 für die ehemals zum Reichsstift Ottobeuren in natura gerichte (?), unter der Bayerischen Regierung in Geld abgelösten 1 Henne, 2 Eyer und 2 Pfund Butter
jährlich 21 kr  
ǁ:  zwanzig einen Kreuzer  :ǁ

Heugeld aus den Gärten und Maadene (Mäadene?) laut obigen Urkunden
jährlich 16 kr  
ǁ:  zehn sechs Kreuzer  :ǁ

Ist das Söldgut zu höchster Herrschaft erblehenbar, und entrichtet nach dem beim Kloster Ottobeuern bestandenen auf die Königl. bayerische Regierung übergegangene Herkomen in den Besitzveränderungen fallen zum Königlichen Aerar bloß ein Vergunstgeld von 1 ½ kr. vom

S. 555

Gulden des alten im Steuer Kataster
de anno 1796 fol. 112 beschriebenen Steuerwerthes.
1734 den 16ten April wurde auf solche Weise 9 fl. 6 kr.
Und 1779 den 1ten July ab 364 fl Steuerwerth wiederum 9 fl 6 kr
dann laut Laudemialprotokoll vom 16ten April 1814 auf solche Weise
9 fl 6 kr
        
bey der jedesmaligen Gutsveränderung zum Vergunstgeld bezahlt.
Laut Laudemialprotokoll pro 18 18/19 fol
236 unterm 29ten Maerz 1819 als der
lezten vor sich gegangenen Gutsverordnung werde (wurde?) aber das herk...- (herkemmlich für „herkömmlich?) liche Vergunstgeld zu 1 ½ kr per Gulden
von der Langerichtlichen Schätzung zu
530 fl 20 kr mit betragenden 13 fl 15 kr  9 fl  6 kr
ǁ:  zehen drey Gulden zehen fünf Kreuzer  :ǁ
von dem gegenwärtigen Gutsbesitzer bezahlt.

[linke Seite]
Anmerkung.
In Folge der nebenstehenden Liquidations Verhandlung wurden zu Folg höchsten Reskripts der kgl. Regierung des Oberdonaukreises, Kammer der Finanzen, vom 15ten May 1830. 4 fl 9 kr als zuviel bezahltes Vergunstgeld von dem kgl. Rentamt Ottobeuern an Xaver Kneipp von Stephansried restituirt [rückerstattet], und könne daher als leztbezahltes Vergunstgeld von diesem bloß anzurechnen
9 fl 6 kr
ǁ:  neuen Gulden, sechs Kreuzer  :ǁ
Solches bestättiget durch Unterschrift
Ottobeuern den 10ten August 1830
Xaver Kneipp.

Die Richtigkeit obigen Vertrags bestättigent.
Messerschmidt Kbt (?)
Kgl. Special Commission
Großmann.
Komissär.
Wiesenberger
Aktuar.

Jährliche Reichnisse.
Grund(hlifh???) aus der Haus und Hofstatt jährlich 7 kr 4 hl
ǁ:  sieben Kreuzer, vier Heller  :ǁ

Grundherrl. Schaarwerk für die zum ehemaligen Reichsstift Ottobeuern in natura geleistete, vermög. höchster Dekretur vom 10ten May 1809 und 14ten September 1808 in
                            Gehe (zur nächsten Doppelseite)

S. 556

Geld abgelößte Hand und Spannfrohnen nach Maaßgabe des Gutsbestandes zu 6 kr das Jauchert Ackerfeld, um 3 ½ kr das Tagwerk Maad gerechnet.
– fl  27 kr  7 hl
ǁ:  zwanzig sieben Kreuzer, sieben Heller  :ǁ

Getreid Dienst
Laut Gültbuch fol. 35
Grundgilt zum kgl. Rentamt Ottobeuern.
Jährl.  – Mtz.  3 Vrl.  1 ¼ Sz.
ǁ:  drey Vierling Kreuzer, eine, und ein viertl Sechszehntl  :ǁ
Haber. [Hafer]

Zehent-Verhaeltnisse.
Der Kleinzehent ist in Geld fixirt, und wird mit jährlichem – fl  5 kr
ǁ:  fünf Kreuzer  :ǁ
zum Königl. Rentamt Ottobeuern bezahlt.
Zum allerhöchsten Aerar Großzehentbar und ist der Großzehente zu Stephansried nach dem von dem königl. Rentamt Ottobeuern mit der Gemeinde Stephansried unterm 24ten May 1826 abgehaltenen Protokoll in eine jährlich ständige Giltgetreidreichniß umgewandelt, wovon es dem gegenwärtigen Gutsbesitzer auf obiges Besitzthum laut den vom befreyten Rentamt unterm 17 Aug d. 1829

S. 557

mit dem Weiler Stephansried abgehaltenem Sub Repartitions Protokoll auf ewige Zeiten zur jährlich unveränderlichen Giltgetreidreichniß trift [trifft].

Veesen [Dinkel]. 2 Mtz.  2 Vrl.  2 Sz.
ǁ:  zwey Metzen, zwey Vierling, zwey Sechszehntl  :ǁ

Roggen. – Mtz.   1 Vrl.   1 Sz.
ǁ:  ein Vierling, ein Sechszehntl  :ǁ

Haber. 1 Mtz.   2 Vrl.   2 Sz.
ǁ:  ein Metzen, zwey Vierling, zwey Sechszehntl  :ǁ
Baierischen Maases.

Ankunfts Titel und besondere Verhaeltnisse.
Besitzer hat laut produzirten [vorgelegten] Briefereyen das vorbeschriebene Besitzthum unterm 24ten 8ber [Oktober][*] 1818 durch Anheurathung der verwittweten Rosina Obser von Stephansried in einer gerichtlichen Schätzung von 530 fl an sich gebracht.
[*(Franz) Xaver Kneipp und Rosina heirateten am 27.10.1818 in Ottobeuren ]

Besondere Reichnisse [Gebühren] sind noch
An den Schullehrer in Stephansried
zu seinem Unterhalt jährlich 40 kr
ǁ:  Vierzig Kreuzer  :ǁ
ad libidum [ad libitum, nach Gutdünken, nach Belieben, freigestellt]

An die Marktgemeinde Ottobeuern jährlich
Läutgeld [für das Läuten der Glocken] 1 kr
ǁ:  ein Kreuzer  :ǁ
                                Gehe...

S. 558

Als Gutspertertinenz [zur Hofstätte zugehöriger Besitz] einen ganzen Nutzantheil an den noch unvertheilten Gemeindegründen sub Besitz Nro. 1394.

Litt. B.

Gemeindetheile aus der Vertheilung resp. Vereinordnung vom Jahre 1806.

Besitzstand.
Wiesen.

1290 ½     2 [Tagwerk]     81 [Dezimale]        Im Wiesle.

Waldung.

1381        0        92        Viehweidholztheil.

Dominical-Verhaeltnisse.
Gerichtsbar zum königl. Landgericht Ottobeuern.

Ludeigen. [Flächen im Eigenbesitz; freies Eigentum]

Zehent-Verhältnisse.
Gemäßen vorbeschriebene Gemeindetheile vom Jahre 1806 an die gesezliche 25 jährige Zehendfreyheit, nach dem Abschluß – also von 1832 an – werden sie aber zum allerhöchsten Aerar großzehendbar, und aus der Zehend betreff dann nach dem rechtamtlichen Protokoll vom 24ten May 1826 §4 so mit (?) und weil die Gründe kultiwirt sind nach derselben Lastbestimmungen in ein jährlich ständiges Giltgetreid fixirt werden, welche bei dem Besitzthum sub Litt: A:, beobachtet worden sind.

Ankunftstitel.
Bei der im Jahre 1806 vor sich gegange-

S. 559

nen Vereinödung durch Vertheilung des
Viehweid und Holzbodens acquirirte [erworbene] re[spectiv]e nict (?)
Litt: A: rausgeben. (?)
Xaver Kneipp beschließt damit und unterzeichnet zur Anerkennung der Richtigkeit der Liquidation das Protocoll nach Vorlessung desselben eigenhändig.
[Unterschrift] Xaver Kneipp.

Fortgesetzte Verhandlung.
Ottobeuren, den 29ten Septbr. 1829.
Der zur Dominikal-Liquidation eingeladene und erschienene königl. Rentbeamte Tit. Xaver Messerschmidt von hier erkennt vorstehende Liquidations-Angaben des Besitzers nach den rechtlichen Urkunden als ganz richtig an, und unterschreibt deßwegen das verlesene Protocoll eigenhändig.

Der obigen
X[aver] Messerschmidt Kb...

Hiemit wurde die ganze für diese Haus- und Liquiations-Nummer gepflogene Unterhandlung als vollendet geschlossen.
Geschehen den 5ten Dezbr 1829
Steuer-Liquidations Special Commission.
Großmann
Komissär

(links das Siegel der „K.B. Special-Steuer-Liquidations Sommission“)

Ende der Transkription, Helmut Scharpf, 02/2021


Urheber

Liquidations-Kommission

Quelle

Vermessungsamt Memmingen

Verleger

Helmut Scharpf

Datum

1829-12-15

Rechte

gemeinfrei