18.07.2021 – Basilikakonzert mit Bruckners 5. Symphonie (Mediathek bis 29.8.2021)

Titel

18.07.2021 – Basilikakonzert mit Bruckners 5. Symphonie (Mediathek bis 29.8.2021)

Beschreibung

Auch wenn die Besetzung unter normalen Umständen ohne Abstandsvorgaben im Streicher-Register etwas größer ausgefallen wäre: Das Bruckner-Konzert vom 18.07.2021 fand mit einem großen Klangkörper von über 60 Musikerinnen und Musikern statt: mit der „Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken - Kaiserslautern“ unter dem Gastdirigat von Manfred Honeck. Corona-bedingt kamen nur 450 Konzertbesucher (anstelle von normalerweise 2.000) in den Genuss. Wegen des beschränkten Platzangebots war das Konzert schnell ausverkauft. Für alle, die nicht zum Zuge kamen, gab es einige Wochen ein Trostpflaster:
Der Saarländische Rundfunk hat das Konzert aufgezeichnet, in der Reihe „ARD Radiofestival“ lief der Mitschnitt des Konzerts aus der „akustisch opulenten Basilika“ bereits am Freitag, den 30.07.2021, von 20:04 bis 22:30 Uhr und war bis 29.08.2021 über die ARD-Mediathek abrufbar. Dankenswerterweise dürfen wir weiterhin das von Wilhelm Furtwängler (Zitat s. weiter unten) mit einem Superlativ beachten Finale einstellen: Sie können sich über diesen Link (mp3, ca. 8,3 MB) die letzten drei Minuten des grandiosen Finales weiterhin anhören. (Tonmeister: Sébastien Chonion, Toningenieur: Thomas Becher; der Dank gilt auch Anne Dunkel, die den Kontakt herstellte).
(Rechtlicher Hinweis: Das Copyright verbleibt beim Orchester. Falls Sie diesen Ausschnitt für andere als private Zwecke nutzen wollen, nehmen Sie bitte mit der Deutschen Radiophilharmonie Kontakt auf.)

In der Konzertkritik in der Memminger Zeitung vom 20.07.2021 ging Markus Noichl („Klangliche Feinheiten offenbart. Basilika-Konzert: Wie Dirigent Honeck Bruckner verschlankt“; auf Seite  21: „Allgäu-Kultur“) vor allem auf die Besetzungsfrage ein. Honeck konnte „keine Dezibel entfesseln, um die Zuhörer in die Sessel zu drücken“. Der Dirigent habe aus der kleineren Besetzung freilich eine Tugend gemacht, er sei nicht auf „wichtigtuerische Effekte“ angewiesen gewesen. In seiner Besprechung attestierte Noichl dem „Profi“, eine „bewegende kammermusikalische Interpretation“ herausgearbeitet zu haben, „die die Feinheiten dieses Werkes umso deutlicher offenbarte“. Die ARD Mediathek titelte „zwischen Klangopulenz und Kontemplation“.

Es stehen hier neben einige Fotos (Helmut Scharpf) und der Konzertankündigung auch das vom Touristikamt Ottobeuren herausgegebene Konzertprogramm bereit. Dort hieß es:
Anton Bruckner komponierte die „Symphonie Nr. 5“ in den Jahren 1873 bis 1875. Bruckner selbst hat seine Fünfte nie von einem Orchester gespielt gehört. Der Uraufführung am 9. April 1894 in Graz durch das Städtische Orchester Graz unter Franz Schalk musste er wegen einer schweren Erkrankung fernbleiben.
Während im ersten Satz noch die Resignation des Komponisten anklingt, stehen die restlichen Sätze – vor allem das Finale (Zitat Wilhelm Furtwängler: „Das monumentalste Finale der Weltgeschichte“) – eindeutig unter dem Motto der großen Symphonien des 19. Jahrhunderts:
Per aspera ad astra“, also der Überwindung selbst widriger Lebensumstände durch den menschlichen Geist. Bruckners Stolz über die Vollendung ist in Zitaten überliefert: „Mein kontrapunktisches Meisterwerk“ – „Meine Phantastische Symphonie“. Die 5. Symphonie von Anton Bruckner erklang in der Basilika von Ottobeuren zum ersten Mal zur Eröffnung der Zwölfhundertjahrfeier im Jahre 1964 unter der Leitung von Eugen Jochum, die weiteren Aufführungen waren 1977 (Uri Segal), 1990 (Herbert Blomstedt), 1995 (Martin Sieghart), 2005 (Herbert Blomstedt), 2011 (Marek Janowski) und zuletzt 2016 (Marek Janowski).
Nach einer Aufführung von Haydns „Schöpfung“ im Jahr 2010 kommt die Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern nun zum zweiten Mal zu einem Gastspiel nach Ottobeuren. Auch für Manfred Honeck, derzeit Chefdirigent beim Pittsburgh Symphony Orchestra, wird es ein Wiedersehen mit Ottobeuren. 2009 dirigierte er in der Basilika das monumentale Oratorium „Das Buch mit sieben Siegeln“.

Die Ottobeurer Basilikakonzerte begannen 1949, Eugen Jochum sorgte ab 1951 für die überregionale Bekanntheit der Konzertreihe. Zwischen dem Österreicher Manfred Honeck und Eugen Jochum gibt es eine direkte Verbindung: Honeck war zunächst Bratscher bei den Wiener Philharmonikern – sein Bruder ist dort heute noch einer der Konzertmeister – und spielte im Orchester, als Jochum bei den Wiener Philharmonikern Gastdirigate ausführte. Das Orchester hatte aufgrund seiner Organisationsform nie einen Chefdirigenten und so hat der Buchtitel „Demokratie der Könige“ (Geschichte der Wiener Philharmoniker von Clemens Hellsberg) durchaus seine Berechtigung. Über die Dirigate Jochums in Wien kam Honeck mit ihm in Kontakt, Jochum wurde vermutlich auf dem Weg zum Dirigenten eine Art „Mentor“ Honecks.

Während das für den 13.06.2021 geplante erste Basilika-Konzert mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter Vladimir Jurowski (u.a. mit der Reformations-Symphonie von Felix Mendelssohn) der Pandemie zum Opfer fiel, wird das dritte Konzert – Beethovens Missa solemnis am 26.09.2021 – mit dem Symphonieorchester & Chor des Bayerischen Rundfunks unter Sir John Eliot Gardiner voraussichtlich stattfinden können. Der Vorverkauf begann einen Tag nach dem zweiten Konzert – am 19.07.2021. Zwei Tage später war es schon ausverkauft!
Im ersten Corona-Jahr 2020 durfte tatsächlich nur das dritte Basilikakonzert stattfinden.

Urheber

Helmut Scharpf

Quelle

Helmut Scharpf

Verleger

Helmut Scharpf

Datum

2021-07-18

Rechte

gemeinfrei