Mai 1950– Das Adressbuch der Marktgemeinde Ottobeuren und des Landkreises Memmingen

Titel

Mai 1950 – Das Adressbuch der Marktgemeinde Ottobeuren und des Landkreises Memmingen

Beschreibung

Dieses Buch ist mehr als nur ein Adressbuch: Die Mitarbeit des Grafikers Walter Geiger (1907 - 1985) macht es zu einem Kunstwerk, die Beteiligung von Heimatforschern zu einem geschichtlichen Nachschlagewerk, die enthaltenen Angaben zu einer wertvollen Quelle über Familien und Berufe.
Die eingelegte Karte gibt darüber hinaus die Grenzen des Altlandkreises Memmingen wieder. Ein Ortsverzeichnis am Ende ermöglicht die Zuordnung der vielen Weiler und Einöden zur jeweiligen politischen Gemeinde. Spannend sind die Werbeanzeigen aus der Zeit kurz nach dem Krieg. Dem Adressteil schließt sich ein umfangreiches Branchenverzeichnis an (59 S.), mit Berufen, die es heute zum Teil schon gar nicht mehr gibt.
Der Herausgeber, Karl Reinl (vermutlich aus Kempten, s. Seite 177, S. 187 und 195), betrieb eine Annoncen-Expedition“, war Werbungsmittler“ und hat über die Werbung der Gewerbetreibenden die Ausgabe finanziert. Kaufpreis und Auflage sind unbekannt.
Dass der – in Böhen geborene – Ottobeurer Heimatforscher Karl Schnieringer die meisten geschichtlichen Einleitungen verfasst hat, ist kein Zufall: Neben fachlichen Gründen dürfte ausschlaggebend gewesen sein, dass er im Grottenweg 3 im Nebenerwerb für Reinls Annoncen-Expedition eine Niederlassung betrieb. Hauptlehrer Schnieringer, der für Guggenberg und Ottobeuren (bzw. Ottenbeuren) eigene Häuserbücher herausgab, wird für die Volksschule Ottobeuren als Schulleiter geführt. Kurze Zeit zuvor war er als belastetem Lehrer noch einem Berufsverbot unterlegen. Nachdem eben erst die heute gültigen Hausnummern eingeführt worden waren, taucht für Schnieringers Wohnort versehentlich noch seine alte Nummer (Grottenweg 223 1/3) auf.

Bei den Einwohnerzahlen sticht die deutliche Steigerung zwischen 1938 und 1949/50 ins Auge:
Ottobeuren (mit dem damals einzigen Ortsteil Eldern)
1938: 2660
1949: 4980

Betzisried:
1938: 428
1949: 580

Guggenberg:
1938: 609
1949: 782

Haitzen:
1938: 393
1949: 584

Ollarzried (mit gegensätzlicher Entwicklung):
1938: 706
1949: 610

Auf Seite 141 wurde für Ottobeuren mit Johann Köhler (Memminger Straße 9) nicht von ungefähr ein „Flüchtlingsvertrauensmann“ genannt.

Die Grafiken wurden digital besonders aufwändig aufbereitet und zeigen sich jetzt wieder in voller Pracht. Fabian Kopp von der Fa. pixelprint aus München hat sie nach dem Restaurieren in den Gesamtscan eingebunden: Das Ergebnis kann sich sehen lassen! Der Gesamtband ist hier als textdurchsuchbare pdf (ca. 66 MB) abrufbar.

Literaturzitat:
Reinl, Karl (Hrsg.): Adressbuch der Marktgemeinde Ottobeuren und sämtlicher Gemeinden des Landkreises Memmingen, Verlag Karl Nett, Ottobeuren, 1950, 265 S.*

* bestehend aus: 198 S., Adressbuch + 56 S. Branchenverzeichnis, + XI Seiten Tafeln (Ortsverzeichnis, Branchenübersicht, Werbung)

Das Adressbuch dürfte nach April 1950 erschienen sein, auf S. 116 u. S. 179 fällt in einer Annonce von Karl Nett, der für die BARDENIA-Bausparkasse Karlsruhe die Ottobeurer Vetretung hatte, folgender Hinweis: Den Rechtsanspruch auf zinsgünstige Baudarlehen und hohe Steuerersparnisse sichern Sie sich durch den rechtzeitigen Abschluß eines BARDENIA-Bausparvertrages. 4 Millionen DM konnten wir unseren Vertragspartnern allein im April 1950 für Bauzwecke zur Verfügung stellen.

Nur 13 Jahre vorher kam ein ähnliches Buch heraus, das Einwohnerbuch von Memmingen und Umgebung von 1937, durchtränkt von der damals vorherrschenden Ideologie.

Max Reichardt (Bad Hindelang), Ottobeurer Spross aus der Brauerei Rose, sei für die Überlassung des Buches herzlich gedankt!

Urheber

Verlag Nett

Quelle

Sammlung Helmut Scharpf

Verleger

Helmut Scharpf

Datum

1950-05-20

Rechte

gemeinfrei