27.12.1974 – Kirchenmaler Ludwig Dreyer verstirbt  kleine Werkschau

Titel

27.12.1974 – Kirchenmaler Ludwig Dreyer verstirbt  kleine Werkschau

Beschreibung

Ludwig Dreyer (*23.10.1898, Mussenhausen, †27.12.1974, Kaufbeuren) hinterließ etliche Kunstwerke. Ein Werkverzeichnis hat er selbst keines angelegt, die hier eingepflegten Ölgemälde und Aquarelle zeigen gleichwohl eine große Bandbreite: monumentale religöse Szenen, Skizzen von Fresken, Portraits der Familie, Berglandschaften (eine echte Leidenschaft Dreyers), lokale Motive mit der Ottobeurer Basilika und dem Günztal, aber auch Kriegserlebnisse (hier: Radom in Polen 1940; das Hydrierwerk in Maltheuern im Sudentenland 1944 oder das brennende Warschau am 3.8.1944). Die Beschriftung des kleinen Ölgemäldes lautet: „Aufstand in Warschau, 23. August 1944, brennende Marschallstr. mit Heilig-Kreuz-Kirche“. Ob Dreyer das Bild vor Ort gemalt hat, ist fraglich, er dürfte die dramatische Szene zumindest gesehen haben.

Das Bild des – mutmaßlichen – Hydrierwerks (vgl. Hydrierwerk Pölitz bei Stettin) der Sudetenländischen Treibstoffwerke AG in Brüx bzw. vom Hydrierwerk Maltheuern könnte ev. auch einen anderen Ort zeigen, der Ortsname in der Beschriftung links unten ist abgeschnitten, vermutlich schrieb Dreyer Brüx (tschechisch: Most) mit „P“ am Anfang.

Dreimal wurden seine Bilder im virtuellen Museum bereits thematisiert, die jetzt vorliegende Werkschau ergab sich durch den Tod von Josef Dreyer (Benningen), einem von sieben Söhnen (*1925, 26, 30, 31, 34, 37, 41 und ? sowie eine Tochter *†1929).
Claudia Grunwald
, Tochter von Josef und Enkelin des Kirchenmalers, wandte sich an den Kulturamtsleiter der Stadt Memmingen, Dr. Hans-Wolfgang Bayer, der wiederum den Kontakt mit dem virtuellen Museum herstellte. Bei einem mehrstündigem Fototermin am 13.10.2022 wurden die in der Buchenstraße 9 und 11 vorhandenen Werke von Dr. Andreas Klemm professionell digitalisiert, ergänzt um zwei Werke, die sich noch heute im Haus des früheren Ateiliers Dreyers in der Klosterwaldstraße 15 in Ottobeuren befinden, bei Enkelin Elisabeth Grabher (Schwester von Frau Grunwald).

Bild der Fischteichanlage Ripfel 1937

Bauernhof von Johann Schmid in der Klosterwaldstr. 22 (ein Hochzeitsgeschenk Dreyers 1936)

Blick von Norden über das Günztal auf Ottobeuren (ca. 1936; Bild im Besitz der Fam. Dorer, Memmingen):

Die Formate und Bildbeschreibungen können Sie abrufen, indem Sie mit der Mouse über die kleinen Vorschaubilder fahren. Ohne Werkverzeichnis fehlen in den meisten Fällen Angaben zum Titel.

Die Familiengeschichte ist kompliziert. Ludwig Dreyer war dreimal verheiratet, es gab eine weitere Beziehung. Der berufliche Werdegang:
– 1913 -1916 Ausbildung bei einem Malergeschäft in Schongau
– 1916/17 als „Tüncher und Hilfsarbeiter“ tätig
– Gesellenprüfung 1918
– von 1918 bis 20 Maler
– ab 1923 „Geschäftsführender Meister im Kunstgewerbe“
– 1924 Meisterprüfung
In seinem Arbeitsbuch ist (in der Rubrik „Sonstige Fachausbildung“) darüber hinaus „Fresko-, Landschafts- und Portraitmalerei, Ornamente und fig. Fußarbeit“ angegeben.

Söhne sowie eine als Säugling verstorbene Tochter: Ludwig jun. (*19.01.1923, Ottobeuren, aus 1. Ehe), Albert Johann (*22.08.1926, Ottobeuren, aus 1. Ehe), Marie Auguste (28.05.1929 - 20.07.1929), Alois (*1930, Kempten, aus 2. Ehe; wanderte in die USA aus), Josef Sigmund (*25.07.1930, Ottobeuren, aus 3. Ehe), Josef (*18.07.1934, Ottobeuren, aus 3. Ehe), Hermann Günter (*24.01.1941, Ottobeuren, aus 3. Ehe), Hans (?) und Willy Reichert (Kunstmaler in Wasserburg am Inn).
Dreyer war dreimal verheiratet.: mit Maria Augusta Janker aus Ottobeuren (Heirat am ?; sie starb an Typhus), mit Kreszentia Haggenmüller (*31.05.1903, Lamineten bei Altusried; Heirat am 01.03.1924) und der Scheidung - Krezentia ging mit Sohn Alois in die USA) und schließlich mit der Schwester der ersten Frau (Maria Augusta) Scholastika (16.09.1908 - 30.10.1972). Im Dritten Reich war Dreyer Gemeinderat für die NSDAP; ein Spruchkammerbescheid zur Entnazifizierung erging am 17.12.1947.
Am 12.07.1972 wurde Dreyer per Bescheid in Pflegschaft genommen und war wegen einer Alzheimer-Erkrankung im Bezirkskrankenhaus in Kaufbeuren untergebracht, laut Familienakte starb Ludwig Dreyer jedoch in Kaufbeuren. Mehr zur Biographie zu einem späteren Zeitpunkt!

Urheber

Ludwig Dreyer

Quelle

Claudia Grunwald

Verleger

Helmut Scharpf

Datum

1974-12-27

Mitarbeiter

Andreas Klemm

Rechte

gemeinfrei