Vor 1902 – Blick vom Konohof auf Ottobeuren

Titel

Vor 1902 – Blick vom Konohof auf Ottobeuren

Beschreibung

Dieser Blick ist spannend, denn es handelt sich um eine relativ frühe Aufnahme. Das große Format (20 x 30 cm), mit hoher Auflösung gescannt und aufwändig nachbearbeitet, ermöglicht vertiefte Einblicke in den Ort.

Ganz links, neben dem Bauernhof Heiß (später stand hier das „Helenenbad“) trocknen – in der sog. „Bleiche“ – vermutlich Tierhäute. Auf den Wiesen stehen überall Heintzen („Hointza“), teils mit Heu, teils schon abgeräumt, zu sehen sind zwei Ladewägen. Das Foto zeigt ein Gebäude (im Ausschnitt mit rotem Pfeil versehen), das ein Geheimnis lüften könnte; ein stattliches Haus mit charakteristischem Walmdach, das schon auf einem Kupferstich von ca. 1730 zu sehen ist und das bislang keiner bestimmen konnte. Es dürfte an der Stelle gestanden haben, an der später die Bäckerei Wagner („Schiaßstattbäck“, Guggenberger Straße 7 - 9) stand. Die Vermutung liegt nahe, dass es abgebrannt sein muss oder zumindest sehr stark verändert wurde. Auf dem Luftbild von 1923 steht es noch. Der zugehörige Zeitungsartikel bringt hoffentlich Licht ins Dunkel!
Der Kamin der Benediktinerbrauerei fehlt; er dürfte im Zuge des Einbaues einer Darre 1897 gebaut worden sein; das Foto könnte so gesehen vor 1900 datiert werden. (Die Sprengung des Kamins erfolgte 1965.)
Die Klosterökonomie auf der Südseite der Klosteranlage ist hier noch als ca. 5 m hohen Halle des Zehntstadels zu sehen; für den Stallumbau wurde nach dem 1. Weltkrieg eine Zwischendecke eingezogen. Architekt Franz Arnold hat sich das Gebäude genau angesehen und schrieb folgende Analyse:
„Das Gebäude hatte keine Zwischendecke, weil es als Zehetstadel eine ca. 5 m hohe Lagerhalle war; die meisten Fenster sind auf dem Foto von 1902 größer, auf halber Höhe, ursprünglich gab es wohl überall zwei kleinere übereinanderliegende Fenster, wie sie noch an 2 - 3 Stellen im Osten sichtbar und heute noch beim Südostflügel zu sehen sind. Die Fenster wurden wahrscheinlich erst für den Stalleinbau wieder tiefer gelegt, aber nur noch die untere Reihe. Das südliche Tennetor war schon zugemauert, wahrscheinlich, weil es wegen des Höhenunterschiedes funktional keine Bedeutung hatte.“

Die ähnliche Ansicht – nur von etwas höherer Warte aus fotografiert– war auf einer Ansichtskarte abgebildet (geschrieben am 31.7.1902 an das „Fräulein Katharina Madlener“, gelaufen am 1.8.1902 von Kempten nach Nürnberg-Feucht); hier ist der hohe Schlot deutlich erkennbar. Der kurze Text ist ebenfalls interessant:
„Aus Vaters Geburtsort die besten Grüße! Herzl. Grüße von Hans Madlener, Gasthofbesitzer zur Post in Grönenbach.“ (Die Namensergänzung „Theodn.“ ist nicht klar.)

Urheber

unbekannt

Quelle

Helmut Scharpf

Verleger

Helmut Scharpf

Datum

1902-07-31

Rechte

gemeinfrei