10.07.1887 – Georg Weißenhorn aus Ollarzried erfolgreich beim Bundesschießen in Frankfurt
Titel
Beschreibung
Über den triumphalen Empfang der Schützen in Frankfurt berichtete das Ottobeurer Wochenblatt, am 07.07.1887 auf S. 3 (fortlaufende Seitenzahl 121f.):
„Frankfurt a. M., 2. Juli. Das Schützenfest beginnt bei Prachtwetter. Heute Vormittag fand großartiger Empfang der Österreicher und Bayern statt. Der bayerische Sonderzug lief um 9 Uhr ein und brachte 360 Bayern und 100 Tiroler. Dieselben wurden am Ostbahnhof von Mitgliedern des Empfangs-Ausschusses begrüßt, worauf Dall'Armi aus München den Frankfurtern ein herzliches „Grüß Gott“ entgegenrief. Für die Wiener dankte Dr. Waniczek. Unter unbeschreiblichem Jubel ging der Zug durch die festlich geschmückten Straßen zum Römer, wo der Wohnungsausschuß die Quartiere anweist. Die Schwaben und die Schweizer kommen heute Abend an.“
Das 9. Deutsche Bundesschießen in Frankfurt fand vom 3. bis 10. Juli 1887 statt. An 148 Schießständen kamen 2.746 Schützen aus 4 Nationen zusammen – darunter auch eine Delegation schwäbischer Schützen. Einige von ihnen waren sehr erfolgreich: Ein Foto im „Haus zur Schützenkultur“ im „Schwäbischen Freilichtmuseum Illerbeuren“ zeigt die schwäbischen Gewinner, die sich im im Fotoatelier Schmidt, Frankfurt am Main (Rossmarkt 12) ablichten ließen.
Das Ottobeurer Wochenblatt vom 14.07.1887, S. 3 (fortlaufende Seitenzahl 125) berichtete detailliert über die Gewinner und ihre Preise. Vier der Schützen gewannen Feldbecher – darunter der Ollarzrieder Käsereibesitzer Johann Georg Weißenhorn (1844 - 29.01.1889; zweiter von rechts), weitere vier (aus Füssen, Kaufbeuren, Lindau und Dillingen) gewannen sog. „Ehrenpreise“ von erheblichem Wert. Hier die Abschrift:
Vermischtes.
Von schwäbischen Schützen haben u. A. beim Bundesschießen in Frankfurt a. M. Becher herausgeschossen: G. Weißenhorn, Ollarzried (je einen auf Stand und Feld), Magnus Suiter von Sonthofen (je einen Becher auf Stand und Feld), Sebastian Albl, Kaufmann von Kempten (Feld), Fr. I. Frömmlet, Weinhändler vom [von] Kempten (Feld). —
Von den Ehrengaben fielen den nachstehenden schwäbischen Schützen zu:
Festscheibe „Deutschland“: 1. Ehrenpreis vom Deutschen Kaiser, ein Trinkhorn: Gustav Walter in Füssen (37 Ringe); 8. Preis auf derselben Scheibe (1 Vorleglöffel, 12 Löffel und 12 Gabeln, Werth 300 Mk.): Heinr. Girku in Kaufbeuren (36 Ringe).
Auf der Standfestscheibe „München“: 6. Preis (1 Humpen mit Teller im Werth von 250 Mk.): A. Gullmann in Lindau (759 Theiler), ferner auf der Standfestscheibe „Düsseldorf“: 4. Preis (280 Mk. in Etuis): A. Herrmann in Dillingen (455 Theiler).
Lange konnte der Ollarzrieder Ökonom und Käsefabrikant Georg Weißenhorn nicht von seinem Ruhm zehren, er starb mit nur 44½ Jahren — „nach 6wöchentlichem schweren Krankenlager, wiederholt versehen mit den hl. Sterbsakramenten“ — wie es im im Ottobeurer Wochenblatt vom 31.01.1889 in der Todesanzeige hieß. Als Hinterbliebene werden Kreszentia Weißenhorn, geb. Wassermann, sowie die Tochter Anna Wassermann genannt.
Aus der Danksagung am 07.02.1889 ging der deutliche Bezug zu den Schützen ein letztes Mal hervor:
„Für die vielseitigen Beweise der herzlichen Theilnahme während der 6wöchentlichen Krankheit, sowie für das ehrende, zahlreiche Grabgeleite unsers geliebten nun in Gott ruhenden Gatten, Vaters, Bruders, Schwiegersohnes, Schwagers und Onkels
Herrn Georg Weißenhorn,
Oekonom & Käsefabrikant in Ollarzried,
statten wir unsern tiefgefühltesten Dank ab; insbesondere aber unsern Dank unserm verehrten Herrn Pfarrer Schwenkreis für die vielen Besuche am Krankenbette und ertheilten geistlichen Tröstungen, den löblichen Schützenvereinen Kaufbeuren, Obergünzburg und Ottobeuren für ihre zahlreiche Betheiligung am Grabgeleite und ehrende Anerkennung am Grabe, in gleicher Weise unsern Dank allen Verwandten und Bekannten, Geschäfts-, Jagd- und Schützenfreunden von nah und fern, bittend, des Dahingeschiedenen im frommen Gebete zu gedenken.
Ollarzried, Hawangen, Mindelheim, Obergünzburg“
Abschließend nochmals zum Foto: Einer der Schützen wird entweder nicht erwähnt oder hat sich ohne Preis ablichten lassen. Die wunderbare Aufnahme wurde am 22.01.2024 von Mathilde Wohlgemuth vom Schwäbischen Freilichtmuseum Illerbeuren (Bildnachweis: „Bildarchiv Schwäbisches Freilichtmuseum Illerbeuren“) zur Verfügung gestellt. Wer das Original sehen möchte: Es hängt im 1. Stock gegenüber der Ottobeurer Schützenscheibe von 1928!
Nachbearbeitung, Abschriften und Zusammenstellung: Helmut Scharpf, 01/2024