17.06.1897 – Sebastian Kneipp mit Kardinal Schönborn. Und als Fakebild mit Louise Marie Schweizer

Titel

17.06.1897 – Sebastian Kneipp mit Kardinal Schönborn. Und als Fakebild mit Louise Marie Schweizer

Beschreibung

Unzählige Prominente gingen bei Sebastian Kneipp – Ottobeurens berühmtesten Sohn – aus und ein. Eine Collage von Fritz Grebmer hat mehrere dieser VIP zusammengefasst. Das hier eingestellte Foto zeigt Kneipp mit dem Prager Kardinal-Fürsterzbischof, Graf Franziskus von Schönborn; zwischen beiden steht sein Sekretär. Schönborn kam ab 1892 immer wieder zur Kur nach Wörishofen, 1897 ganze acht Wochen lang. Als Kardinal Schönborn war ab 1889 Präses der allgemeinen bischöflichen Versammlungen der Österreichischen Bischofskonferenz, von 1889 - 1899 Präses der Konferenz des bischöflichen Komitees. Angeblich starb er – mit nur 55 Jahren – an einer Grippe.
Wikipedia-Seite sowie Deutsche Biographie.

Das Prominenten-Foto allein wäre schon einen Eintrag im virtuellen Museum wert. Das Bild sollte jedoch noch eine ungeahnte weitere Verwendung finden: Louise Marie Schweizer, nach ihren eigenen Angaben „Kneipps ehemalige Privat-Sekretärin“, wanderte nach einem handfesten Skandal in Wörishofen nach New York aus und gab dort ein Buch heraus: Das Kneipp'sche System für unsere gesunden und kranken Frauen oder: So soll das Weib leben und sich kuriren, Verlag Steiger & Co., New York, 1897, 426 S.

Frau Schweizer (*03. 12.1866, Epfendorf, Oberamt Oberdorf (Württemberg; heute Landkreis Rottweil) versuchte, sich mit ihrem in den Jahren 1894 und 1895 in Wörishofen erworbenen Wissen ein wirtschaftliches Standbein aufzubauen. Unter anderem kündigte sie an, ab 1. August 1897 monatlich das „Deutsch-Amerikanische Kneippblatt“ herausgeben zu wollen. Zusammen mit ihrem Mann (A. Meyer, ein ehemaligen Prior des Benediktinerstifts Tissentis [Disentis] in der Schweiz) betrieb sie unter der Adresse 447 West 127. Straße (Avenue) in New York ein Kneipp Sanatorium; laut Werbung das „einzige Sanatorium in Amerika mit ausschließlicher und striktester Kneipp'schen Behandlung“.
Natürlich wollte sie dabei ihre frühere Nähe zu Kneipp herausstellen („Erfahrung, die ich im Dienste Kneipps, in fast zweijährigem beständigen persönlichen Verkehre mit ihm ... erworben und täglich erweiter habe.“) und ließ sich zu einer frühen Form der Bildmanipulation hinreißen. Der Kardinal samt Sekretär auf unserem Grebmer-Foto wurde schlicht herausretouchiert und durch Frau Schweizer ersetzt.

Das sollte in Wörishofen nicht unbemerkt bleiben. Die Kneipp-Blätter Nr. 22 vom 4.11.1897 kommentierten dies mit dem bissigen Artikel „Amerikanischer Humbug“ auf S. 346
Bis mindestens Januar 1895 war Fräulein Schweizer noch wohlgelitten, ihre Schriften zu Kneipp erhielten in den Kneipp-Blättern gute Rezensionen. Doch schon im August 1895 distanzierte sich Kneipp öffentlich von ihr.

Alle Fundstellen in den diversen Kneipp-Blättern sind hier nachfolgend aufgeführt.
Zunächst die „Schönborn-Treffer“, darunter – zusätzlich die „Schweizer-Treffer“, einschließlich der ausführlichen „Skandalgeschichte“!

1892

Kneipp-Blätter Nr. 19 vom 22.09.1892, S. 296
Vereins- und Lokalnachrichten
Gegenwärtig weilen in Wörishofen zur Kur u.a.: Herzog und Herzogin Paul von Mecklenburg, Seine Eminenz der Kardinal-Fürsterzbischof von Prag, Graf Schönborn, Bischof Sogaro von Sudan und dessen Sekretär, Pater Ohrwalder.

Kneipp-Blätter Nr. 21 vom 20.10.1892, S. 327
Vereins- und Lokalnachrichten
Anläßlich des Namensfestes des Kaisers Franz Joseph I. von Österreich zelebrierte am 4. d. M. um 7 Uhr morgens Kardinal Graf Schönborn, Fürsterzbischof von Prag, in der Pfarrkirche ein Hochamt, welchem die meisten hier anwesenden katholischen Österreicher und Ungarn beiwohnten. Die kirchliche Feier schloß mit dem Te Deum.

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1893

Kneipp-Blätter Nr. 9 vom 04.04.1893, S. 135
Lokalnachrichten
(…)
Von München ging's direkt nach Prag. Auf dem Bahnhofe hatte schon Kardinal-Fürsterzbischof Graf Schönborn, der im vorigen Jahre acht Wochen hier war, einen Wagen geschickt. Der war aber fein, da gäb' ich was drum, wenn ich die zwei Rappen hätte! Im Palais des Herrn Kardinals war auch die Wohnung für uns bereit. Beim Vortrag waren 3000 Personen anwesend, meist aus den besten Ständen. Der Beifall am Schlusse des Vortrags wollte kein Ende nehmen. Im erzbischöflichen Palais hatten sich auch mehrere vornehme Patienten eingefunden, die vom Kopf bis zum Fuß schadhaft waren. Auch noch vielen anderen wurden Verordnungen gegeben. Von Prag ging's nach Reichenberg. Dort hatte sich eine große Menschenmenge versammelt; wie man mir sagte, waren Tausende aus der Umgegend gekommen.

S. 333
Lokalnachrichten
Am 26. September, dem Patrociniumsfeste der hiesigen Pfarrkirche, celebrierte der hier zur Kur weilende Kardinal-Erzbischof von Prag, Graf Schönborn, in derselben eine heilige Messe.
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1894

Kneipp-Blätter Nr. 17 vom 23.08.1894, S. 251
Nachrichten aus Wörishofen
Der Zuzug der Kurgäste hat für dieses Jahr wahrscheinlich den Höhenpunkt erreicht. Vom 1. bis zum 26. Juli (Schluß dieser Nummer) sind 1520 Hilfesuchende hier angekommen. Unter diesen sind auch zwei geistliche Würdenträger, die in demselben Jahre den Offiziersrock mit dem Klerikertalar vertauscht, haben: Kardinal-Erzbischof von Prag, Graf Schönborn, und Monsignor Parodi, Herausgeber der größten italienisch-katholischen illustrierten Zeitschrift „L'Eco“ in Genua.

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1896

Kneipp-Blätter Nr. 19 vom 17.09.1896, S. 300 f.
Nachrichten aus Wörishofen
Gegenwärtig halten sich u. a. hier zur Kur auf: Se. Eminenz Kardinalerzbischof Graf Schönborn von Prag, Ihre k. Hoheit Herzog Paul von Mecklenburg samt Familie, Graf Bardi (Prinz von Bourbon), Herzog von Parma usw.

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1897

Kneipp-Blätter Nr. 20 vom 7.10.1897, S. 306
Amerikanischer Humbug.
Vor etwa drei Wochen erschien in New Jork (Amerika) ein Werk unter dem Titel: ,Das Kneipp'sche System für unsere kranken und gesunden Frauen oder so soll ein Weib leben und sich kurrieren'. Von M. L. Schweizer. Wir wollen von der Besprechung des Inhaltes diesmal absehen, dafür aber etwas anderes, was wir darin gefunden, brandmarken. Das Buch enthält vor der Titelseite ein Bild, welches unsern gottseligen Meister und – Fräulein Schweizer darstellt. Es ist allerdings wahr, daß der gute Vater Kneipp in seiner Güte hier und da zu weit ging , aber ein derartiges „Entgegenkommen“ hätten wir ihm niemals zugemutet. Bei näherer Betrachtung des Bildes fanden wir heraus, daß dasselbe zusammengestellt ist, was uns auch von Fachmännern bestätiget wurde. Wir forschten weiter und fanden beim hiesigen Photograph, Herrn Grebmer, die betreffende Photographie, welche Herrn Prälat Kneipp und einen Kirchenfürsten darstellt. Fräulein Schweizer entfernte letztern und ließ dafür ihr Bild einstellen. Wir haben die Wiedergabe beider Bilder veranlaßt und werden solche in einer der nächsten Nummern nebeneinander bringen, damit unsere Leser den Schwindel sehen.
Prälat Kneipp ist tot, er kann sich nicht mehr verteidigen: nun müssen wir für ihn eintreten. Es ist eine nicht geringe Frechheit, daß ein Weib, welches unserm guten Meister seiner Zeit sehr viel Kummer bereitete, sogar nach seinem Tode an dessen makelloses Bild sich heranwagt. Frl. Schweizer nennt sich auch Privatsekretärin des Verstorbenen. Demgegenüber erklären wir, daß Herr Prälat nur zwei Privatsekretäre hatte und zwar von 1890 bis 1. April 1893 den † Herrn Pfarrer Johann Gruber, von da an bis zu seinem Tode [missverständlich formuliert, es sollte heißen: nach Grubers Tod ...] aber Herrn P. Prior Reile, während Fräulein Schweizer in den Jahren 1894 und 1895 hier war.

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Kneipp-Blätter Nr. 22 vom 4.11.1897, S. 346
Bildvergleich S. 345 (= pdf 365)
Amerikanischer Humbug.
Bezugnehmend auf unsere in Nr. 20, Seite 306, unter obiger Aufschrift gebrachte Notiz veröffentlichen wir auf Seite 345 das Original und die Fälschung. Ersteres stellt unsern nun in Gott ruhenden Meister, ferner Se. Eminenz, den Kardinal-Fürsterzbischof Graf Schönborn von Prag und dessen Sekretär vor. Auf der Fälschung mußten letztere weichen und der Privatsekretärin Platz machen. Auf dem echten Bilde erscheint der Kopf Vater Kneipps etwas ausdrucksvoller, weil der Hintergrund — der Arm des Sekretärs — schwarz ist. Daß auf der Fälschung die Bank abgekürzt und mit dem Pinsel eine Lehne angebracht wurde, findet wohl jeder Laie heraus. Da in New Jork [New York] kein Gras zu wachsen scheint, so wurde der Boden rechts mit Heu „möglichst täuschend“ nachgemacht.
Über das Werk äußert sich Herr Dr. Baur - Schwäbisch-Gmünd folgendermaßen: „Ein Buch kam dieser Tage in den-Handel, das nach der Ansicht vieler Laien und dem Urteil der Ärzte nicht geeignet ist, die Kneipp-Sache zu fördern. Ich meine ein für Frauen bestimmtes Buch der Frau Louise Maria Schweizer, zur Zeit in New Jork (Amerika).

So wünschenswert es ist, daß die Frauen über ihre spezifischen Krankheiten Belehrung und Kneipp-ärztlichen Rat schöpfen können, so sehr muß man die Art und Weise, wie Frau Schweizer ihre Ratschläge an die Frauen zu bringen sucht, bedauern. Der Inhalt ist teilweise derart, daß er jeder anständigen Frau beim Lesen desselben die Schamröte ins Gesicht treiben, ja Ärgernis hervorrufen muß. — Frau Schweizer entschuldigt dies mit dem prüden: Naturalia non sunt turpia („Alles Natürlich ist nicht häßlich“). Gewiß! Der Frau Schweizer soll es unbenommen bleiben, nach ihrer Art das Frauenvolk zu belehren. Den Namen Kneipp aber damit in Verbindung zu bringen, das ist denn doch zu trivial. Der heutige Büchermarkt ist mit Skandalbüchern, die sich mit dem Geschlechtsleben beschäftigen und gerade daraus Kapital schlagen, genugsam überfüllt. Soll nun ein weiteres derartiges Buch hinzukommen, so müssen wir doch dagegen protestieren, daß der Name Kneipps auf ein solches zu stehen kommt.

Der Inhalt mag noch so wahr, die Form noch so schön sein, wenn ersterer mit Pikantem erfüllt ist und gegen den Anstand in vielen Teilen verstößt, so ist es ein Frevel, den Namen Kneipps mit demselben in Verbindung zu bringen, und diesen in ein Gebiet hineinzuzerren, das er wohlweislich niemals zu betreten sich anheischig machen konnte und wollte.“

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Funde zu „Louise Marie Schweizer“:

Kneipp-Blätter Nr. 10 vom 17.05.1894, S. 146 f.
(Eigentlich ein Bericht zum Thema Glaubenskonversionen, Fräulein Schweizer wird jedoch auch genannt.)
Zur Aufklärung der in letzter Zeit erschienenen Broschüre gegen Se. Hochwürden Herrn Prälat Sebastian Kneipp finden wir uns veranlaßt, folgendes zu berichten:
Was die Angelegenheit über Mina N. anbelangt, so ist es ganz, wie Herr Prälat in seiner Erwiderung versichert. Mina N. wurde durchaus nicht überredet oder gar gezwungen, zu konvertieren, ebensowenig wurde ihr ein Bräutigam gegeben, und hat die M. die Gelder, welche derselbe seinem Prinzipale unterschlug, für sich verwendet, und aus Reue über diese That hat sie gejammert und geweint, auch in Gegenwart des Herrn Pfarrer Stückle. Herr Prälat wußte nichts von der Anstellung des angeblichen Bräutigams in seinem Sekretariat, da ihn Herr Gruber, welcher damals das Sekretariat leitete, engagiert hatte. – Der angebliche Bräutigam wurde schon im Monate März, als Herr Pater Prior Reile das Sekretariat übernahm, entlassen. Von einer Verlobung des Betreffenden mit einer oder gar mit zwei Personen, sowie von seiner späteren Unredlichkeit bei Herrn Schön, war hier bis zur VerHaftung desselben, welche im Herbste geschah, nichts bekannt und wußte Herr Prälat auch von der Verlobung nichts. Alles, was über die Begräbnisverweigerung geschrieben wurde, ist vollständig aus der Luft gegriffen. – Die Verzögerung des Begräbnisses verschuldeten die zwei Schwestern der M., welche sich lange nicht entschließen konnten, wo sie ihre Schwester begraben lassen sollten. – Nicht Herr Prälat hat die M. in das Asyl ausgenommen, sondern die Frau Oberin, welche die M. auf deren fortwährendes Bitten und behufs besserer Verpflegung endlich aufnahm. – Wer Herrn Prälat kennt, weiß, daß er nie täglich sieben Anwendungen verordnet. – Daß Herr Prälat über die Protestanten je geschimpft habe, ist nicht glaubwürdig. – Es müßten dies doch von den tausenden Protestanten, die schon hier, waren, und von den vielen protestantischen Pastoren, die oft mit Thränen in den Augen von Herrn Prälat Abschied nahmen, auch mehrere etwas gehört oder gemerkt haben. Herr Prälat hat noch niemand eingeladen, nach Wörishofen zu kommen, aber er weist auch niemand, weß Glaubens er sei, ab, wenn man bei ihm Hilfe sucht. – Eine Lüge ist es ferner, daß die M. tagelang ohne ärztliche Hilfe gelassen worden sei. – Herr Dr. Wirz kam alle zwei Tage und Herr Dr. Baumgarten besuchte, wenn er hier war, alle Tage das Asyl. – Auch wurde die M. nie allein gelassen. – Daß Fräulein Schweizer die rechte Hand des Prälaten sei und ihm Protestanten zutreiben soll, davon weiß hier niemand.

Die Vorstandschaft des Zentral-Kneipp-Vereines Wörishofen.
Kneipp-Blätter Nr. 12. vom 14.06.1894, S. 191
Rezension.
Ein doppeltes Wort zum Doppelten Opfer Kneipp'scher Kur von L. Marie Schweizer. Verlag der G. Mayr'schen Buchhandlung. (P. Schön), Kaufbeuren und Wörishofen. Preis 50 Pfennig.
Vorstehendes Werkchen enthält die Antwort auf die kürzlich erschienene, gegen Monsignor Kneipp gerichtete Broschüre des protestantischen Pfarrers Herrn Stockhammer. Wir empfehlen die Schrift besonders denjenigen Gegnern und Anhängern unserer Sache, welche Stockhammers Auseinandersetzungen gelesen haben. Herr Prälat hat in einem Vortrag ausdrücklich gesagt, daß er jedes darin enthaltene Wort unterschreiben könnte.
(Dazu auch in den Kneipp-Blättern Nr. 13 vom 28.06.1894, S. 199:
Mannheim. In der am Dienstag, den 5. Juni laufenden Jahres, abgehalteuen Mitgliederversammlung teilte der Vorsitzende, Herr J. Gehrig, mit, daß auf die seiner Zeit mit so großem Pomp angekündigte Broschüre gegen unseren
Meister: ,Ein doppeltes Opfer Kneipp'scher Kur' durch das in derselben mehrgenannte Fräulein Schweizer eine Gegenbroschüre verfaßt wurde, welche unserer Sektion in liebenswürdigster Weise durch den Zentralverein und Herrn Geromiller übersandt wurde. Auch in einem hiesigen Blatte hat der durch die deutsche Presse die Runde gemachte sensationelle Artikel Widerhall gefunden und die Gemüter nicht wenig erregt. Für die unserer Methode Fernstehenden, sowie den Gegnern war dieser Artikel eine vorzügliche Waffe, mit der um so leichter zu kämpfen war, als in demselben Namen und Daten genannt wurden, die, obgleich sehr plump gegeben, dennoch den Lesen den Sand in die Augen zu streuen vermochten.
Mit begreiflichem Interesse hat deshalb der Verein von dem Inhalt der Gegenbroschüre des Fräulein Schweizer, welche verlesen wurde, Kenntnis genommen. Für die nach jeder Seite hin sehr sachlich und jeden einzelnen Punkt in würdiger Weise beleuchtende Entgegnung sprach der Vorsitzende der Verfasserin den wärmsten Dank der Sektion Mannheim aus, was wir nicht verfehlen, an dieser Stelle zu bekunden.

1895

Kneipp-Blätter Nr. 1 vom 10.01.1895, S. 15
Eingelaufene Bücher und Schriften.
Neue Vorträge von Sr. Hochwürden Msgr. Sebastian Kneipp, Pfarrer und päpstl. Geheimkämmerer. In dessen Auftrag gesammelt von Marie Louise Schweizer. 3. Lieferung. 1894. August - September. Kaufbeuren und Wörishofen, Verlag von P. Schön (G. Mayrsche Buchhandlung). Preis 80 Pfennig

Kneipp-Blätter Nr. 16 vom 08.08.1895, S. 241 (Cover)
Erklärung.
Ich erkläre hiermit auf die aus Amerika kommenden Nachrichten und Anfragen, daß ich dem Fräulein Luise Marie Schweizer und ihren Unternehmungen gänzlich fernstehe und nicht will, daß sie sich auf meinen Namen beruft.
S. Kneipp.

1896

Kneipp-Blätter Nr. 4 vom 20.02.1896, S. 49 (Cover und Folgeseite)

Offizieller Teil des Zentral-Kneipp- (Sitz Wörishofen).
Mitteilungen des Hauptausschusses des Zentral-Kneipp-Vereines.
Zur Hetze gegen Wörishofen und seinen Prälaten Kneipp in verschiedenen Blättern!
Nachdem die schon seit längerer Zeit in Scene gesetzte Hetze gegen Wörishofen noch immer die Runde in den Tageszeitungen aller Schattierungen macht, diene zur Abwehr folgendes:
Der ehemalige Benediktiner, Pater A. Maier [vermutlich Meyer], Prior des Klosters Tissentis in der Schweiz, war niemals angestellter Sekretär des Herrn Prälaten Kneipp; ebensowenig war dies mit Fräulein Schweizer der Fall! – Ersterer kam hierher zur Kur und wohnte anfangs im Kloster, später in einem Privathause, wo er Fräulein Schweizer kennenlernte und ein intimes Verhältnis mit derselben anknüpfte, das von den bekannten Folgen war. – Die geheuchelte Frömmigkeit beider täuschte nicht bloß den kindlich arglosen Herrn Prälaten Kneipp, so daß er ihnen die besten Zeugnisse ausstellte, sondern auch die wenigen Personen, mit denen sie hier verkehrten.
Als der Zustand des Fräulein Schweizer sich nicht mehr verbergen ließ, gingen beide nach Amerika, wo sie getraut wurden und dadurch ein Sakrilegium begingen. Die gehässigen Artikel, welchen diese Affaire in den verschiedensten Blättern Europas als Grundlage diente, stammen von Feinden der Kneipp-Sache und können deshalb in Bezug auf ihren Wert und ihre Absicht keinen Zweifel mehr belassen.
Daß ein Priester so tief fiel und zur Beschönigung auch noch eine Dispens von Rom vorlügt – denn daß Rom in einem derartigen Falle nicht dispensiert, weiß jeder gebildete Katholik – hat hier das größte Bedauern mit dem Unglücklichen hervorgerufen und selbst die vielen Unannehmlichkeiten, die dem allverehrten Pater Bonifaz Reile, Prior der Barmherzigen Brüder dahier, aus der Verwechslung mit dem ehemaligen Prior Maier erwuchs, hat ihn bisher nicht bewogen, öffentlich gegen Maier aufzutreten.
Was die Zeitungen über eine angebliche Untersuchung gegen Prälat Kneipp geschrieben haben, ist eine alte, böswillige Erfindung, die zuerst von der ,Augsburger Abendzeitung' ausging und die Runde in allen verwandten Blättern machte.
Die bischöfliche Behörde hat sofort diese Unwahrheit zurückgewiesen und erklärt, daß die Einsetzung eines bischöflichen Kommissärs in Wörishofen in der wohlwollendsten Absicht gegen Prälat Kneipp geschehen sei und nur deshalb, um ihm die große Arbeitslast zu erleichtern in seinem nun schon sehr hohen Alter und schweren Berufe.
Es ist sehr zu bedauern und läßt lief blicken, daß gewisse Kreise jede Gelegenheit benützen, um den edlen Menschenfreund, welcher sein ganzes Leben und jeden Augenblick des Tages, ja sogar einen Teil der Nacht dazu verwendet, den kranken Mitmenschen zu helfen, ihre Not zu lindern und dafür nichts beansprucht als ein kurzes „Vergelt's Gott!", in der gröblichsten Weise vor der Welt in den Kot zu ziehen und ihm sogar das edelste Gut, die makellose Priesterehre zu rauben suchen.
Solche Mittel wenden unsere Gegner an und möchten damit dem ganzen Heilsystem das längstersehnte Ende bereiten; – ob das gelingen wird, zeigt am deutlichsten die stete weitere Verbreitung der Methode und die immer größere Anerkennung, welche Fürsten und Volk seinem Erfinder, unserm hochwürdigen Meister, zollten.
Gleichzeitig erklären wir, daß Herr Prälat Kneipp keine einzige Kuranstalt privilegiert hat, sohin alle derartige Anpreisungen in das Reich des Humbugs gehören.
Die Vorstandschaft des Zentral-Kneipp-Vereines Wörishofen

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Kneipp-Blätter Nr. 7 vom 02.04.1896, S. 97 (Cover)
Offizieller Teil des Zentral-Kneipp- (Sitz Wörishofen).
Mitteilungen des Hauptausschusses des Zentral-Kneipp-Vereines.
An unsere Anhänger in Amerika.
In der in New Jork [York] erscheinenden Zeitschrift ,Der Hausdoktor' Nr. 12 (März 1896), Jahrgang VI, fanden wir veröffentlichet nachstehende Anzeige:
„Die allein autorisierte Wasserheilanstalt in Amerika. 2 und 4 E. 45. Str., New York. Ich bezeuge hiermit, daß der Orthopädist Dr. Bode, früher Assistent von Dr. Metzger in Wiesbaden und Karlsbad, mir lange Zeit während meiner Geschäftsstunden assistiert hat und gründlich mit allen Wasserbehandlungen nach meinem System vertraut ist, und ich bevollmächtige ihn hiermit, ein ähnliches Institut in meinem Namen zu leiten.
Wörishofen, September 1896. S. Kneipp.

Ich erkläre auf die Anfragen aus Amerika, daß ich nicht wünsche, daß Mrs. L. Schweizer meinen Namen gebrauche. Sie war in Wörishofen, jedoch war sie nicht Privat-Sekretärin bei mir. Ihren Unternehmungen stehe ich ferne. Meine alleinige Niederlage für echten reinen Kräuter- und Malzkaffee ist nur 2 - 4 E. 45. Street.
Wörishofen. S. Kneipp.
Dem gegenüber erklären wir:
1. Daß Herr Bode kein Arzt ist, sondern bei dem bekannten Masseur Dr. Metzger Diener war;
2. daß er sich im Spätherbst des Jahres 1893 als Doktor der Heilkunde in die Sprechstunde eingeschlichen hat und, nachdem sein früherer Beruf festgestellt wurde, aus derselben entfernt wurde.
3. Herr Bode erhielt infolgedessen auch kein Zeugnis, um so weniger die Vollmacht, eine Badeanstalt im Namen des Herrn Prälaten Kneipp zu leiten.
4. Daß obiges Zeugnis gefälscht ist, erhellt schon daraus, daß es kein bestimmtes Datum trägt. Herr Bode war im Monat September 1893 gar nicht in Wörishofen.
5. Herr Prälat Kneipp verkauft weder Kräuter- noch Malzkaffee, kann also auch keine Filialen errichten. Ein Kräuterkaffee ist demselben überhaupt nicht bekannt.
Wörishofen, 19. März 1896.
die Vorstandschaft des Zentral Kneipp-Vereines Wörishofen.
Alois Stückle, Pfarrer.

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Betz, Isa Maria: Wörishofen wird Weltbad. Dr. Alfred Baumgarten 1862 - 1924. Sebastian Kneipps Badearzt, S. 69

Am 23. August 1894 bricht Kneipp mit Wörishofener Kurgästen zu einem Besuch seines Geburtsortes Stephansried auf, einer im 8. oder 9. Jahrhundert entstandenen Siedlung, die lange zum Klosterstaat Ottobeuren gehört hat. Erst 1834 wurde dort anstelle der 30 Jahre zuvor aufgehobenen Benediktinerabtei ein Priorat geschaffen. Als Kneipp am Ende der Besichtigung zum Aufbruch aufruft, dankt ihm das Wiener Kaufmannskind Hermine Matzka mit einem für diesen Anlass angefertigten Gedicht für die Heilung seiner Mutter, was Allgemeine Rührung hervorruft. Alfred Baumgartens Bruder Paul Maria hält die Szene fotografisch fest und macht von Kneipp an diesem Tag noch weitere Aufnahmen. Beim Mittagessen in Ottobeuren erfolgen Toaste und Ansprachen. Herr Dr. Baumgarten betonte in schwungvoller Rede, wie sehr sich seit dem Vorjahre die Kneipp'sche Sache gehoben, das Kneipp'sche System vertieft, die Betheiligung an der Sache namentlich der Fachleute, der Ärzte, in erfreulicherweise zugenommen habe: Die Zahl der dem Verein beigetreten Ärzte ist bereits auf 100 gestiegen. An Hindernissen jeder Art, an offener und geheimer Bekämpfung der guten Sache, an Mühe und Arbeit hat es auch nicht gefehlt, aber trotz alledem hat sich die Arbeitsfreude, der Eifer für die große Sache nur gehoben, muthvoll werden die Männer weiterringen, weiterbauen, dem Rechte auf die Füße helfen. Zum Schluss ein begeistertes Hoch auf den König des Festes, Vater Kneipp. Fräulein Schweizer hob hervor: Wenn das System übergeht im geschulte, zielbewußte Hände des berufenen Heilkünstlers, des Arztes, .... dann, und nur dann hat es seine Zukunft gesichert.... Der Budweiser Gymnasialdirektor Koch gedachte im warmen überzeugenden Worten der Verdienste, die Dr. Baumgarten sich als mutiger und energischer Vorkämpfer für das Kneipp'sche System gegenüber dem Ärztethum erworben.

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Internet-Seite „Umwelterinnerungen“, mit einer guten Zusammenfassung von Kneipps Leben und Wirken:
(Download 23.6.2017), darin der Satz:
Eine ähnliche Funktion nahm Frau Schweizer für Amerika ein. Als ehemalige Sekretärin Kneipps, die nach New York ausgewandert war, wurde sie verantwortlich für die Verbreitung der Kneipp'schen Heilmethode in den USA.

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Foto und Schweizer-Buch: Sammlung Helmut Scharpf, Zusammenstellung 05/2024

Urheber

Fritz Grebmer, Louise Marie Schweitzer

Quelle

Sammlung Helmut Scharpf

Verleger

Helmut Scharpf

Datum

1897-06-17

Rechte

gemeinfrei