1800 - 1802 – Franz Xaver Gabelsberger besucht die Ottobeurer Klosterschule
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Warum ist dem in München geborenen Erfinder der deutschen Kurzschrift, Franz Xaver Gabelsberger (* 9. Februar 1789, † 4. Januar 1849), eine Ansichtskarte gewidmet, die im Hintergrund das Kloster Ottobeuren zeigt?
Dieser Frage mussten sich auch die 700 Ottobeurer stellen, die 2003 am Ottobeurer Marktspiel teilnahmen. Die Lösung haben die meisten herausgefunden: Er hatte von 1800 - 1802 einen Freiplatz in der hiesigen Klosterschule. Die Säkulariation macht seinem Aufenthalt in Ottobeuren ein Ende. Laut Wikipedia schloss Gabelsberger seine Studien 1807 am Alten Gymnasium in München ab. Ein Studium konnte er nicht aufnehmen, da es an den erforderlichen Geldmitteln fehlte und er zudem gesundheitlich beeinträchtigt war. Seine aufs Deutsche angepasste Kurzschrift – die Gabelsberger Kurzschrift – entwickelt er zwar erst ab 1817, in Ottobeurer hinterließ er dennoch weitere Spuren: Er gravierte Schieggs Vermessung des Klostergebietes in Stein.
Im Zuge der Bearbeitung der Aufgaben des Marktspiels musste die Ottobeurer ein paar Worte Kurzschrift entziffern. Das fiel auch denjenigen schwer, die es noch in der Schule (bis Ende der 1990er Jahre) gelernt haben. Die Kurzschrift ist durch die Anrede „L. Emil!“ darüber hinaus etwas schwerer zu entziffern. Aber selbst ohne solche Kenntnisse konnte man mit etwas Kombinationsgabe erahnen, dass das, was in Druckbuchstaben auf der Karte stand („Gabelsbergers Stenographie soll Gemeingut aller Gebildeten werden.“) einfach in Kurzschrift wiederholt wurde. Das Lösungsheft des Marktspiels können Sie hier herunterladen; der Beitrag über Gabelsberger findet sich auf Seite 19.
Der eigentliche handschriftliche Kartentext ist in Deutscher Kurrentschrift geschrieben und wurde von einem Herrn Strohbach 1902 von Hamburg an den „lieben Emil“ in Karlsruhe geschickt. Er entschuldigt sich, dass er ihn vernachlässigt hat, berichtet von einer Ruderpartie auf der Alster; das ist ansonsten also ohne Bezug zu Ottobeuren. Die Karte wird einigermaßen häufig angeboten, ein Beleg lief bereits am 23.05.1897.
Zurück zu den Motiven der Ansichtskarte: Die attraktiv gestaltete Lithografie zeigt Lebensstationen von Gabelsberger, sein Wohnhaus in München, ein ihm gewidmetes Denkmal sowie sein Grabmal. Zentral und groß ist jedoch die Abtei Ottobeuren abgebildet, wo er Mitschüler des Literaten (und damligen Novizen) Ludwig Aurbacher war.
Nicht von Ungefähr wurde in Ottobeuren sogar eine Straße nach Gabelsberger benannt. Anlässlich seines 200. Geburtstages 1989 gab die Deutsche Post ihm zu Ehren eine Briefmarke heraus (Michel Nr. 1423).
Auch im Ottobeurer Wochenblatt fand das Thema Eingang, so warb jemand am 21.11.1901 für einen „Unterrichtskurs“ im Gasthaus Hirsch.
Sammlung und Zusammenstellung: Helmut Scharpf, 06/2024