21.08.1914 – die Gefallenen Ottobeurer im Ersten Weltkrieg („Allgäuer Kriegschronik“)

Titel

21.08.1914 – die Gefallenen Ottobeurer im Ersten Weltkrieg („Allgäuer Kriegschronik“)

Beschreibung

Als Datum für den Eintrag über die Gefallenen im Ersten Weltkrieg in und um Ottobeuren wurde der 21. August 1914 gewählt: Mit Benedikt Herz starb der erste Ottobeurer Soldat: Herz erlag am 21.08.1914 im Lazarett seiner schweren Verwundung, er gehörte dem 12. Infanterie-Regiment an (s. Todesanzeige aus dem Ottobeurer Tagblatt vom 05.09.1914 sowie den Bericht).
https://www.ottobeuren-macht-geschichte.de/items/show/435

Ottobeurer Tagblatt, 5.9.1914, S. 3 („Lokales“)
Ottobeuren. Gestern traf die betrübende Nachricht ein, daß Benedikt Herz, der in den Kämpfen bei S ... tödlich verwundet worden, seinen Verletzungen erlegen ist! Ehre seinem Andenken! Die schwer heimgesuchten Eltern, dürfen des herzlichsten Beileides der ganzen Pfarrei versichert sein! Die Gelegenheit möchte ich nicht vorübergehen lassen, ohne auf ein Vorkommnis zurückzukommen, das ungemein schmerzlich berührte. Die „Kölnische Volkszeitung“ hatte in ihrer Nr. 731 einen Bericht gebracht, nach welchem Geistliche in der Schlacht bei Mühlhausen sich in unsagbar trauriger Weise gegen unsere Truppen sollten vergangen haben; der Bericht ging auch in andere Blätter über. Eine genaue Untersuchung seitens des Ordinariates Straßburg und des Generalkommandos hatte zur Folge, daß die in der Aufregung, auf Erzählungen anderer beruhenden, gemachten Angaben als unwahr bezeichnet werden mußten. Tatsächlich hat die „Kölnische Volkszeitung“ bereits einen Widerruf gebracht, von dem erfreulicherweise auch die „Augsburger Abendzeitung“ Notiz genommen, sodaß späteren Märchen ein und für allemal vorgebeugt sein dürfte. Wie nun die Geistlichkeit in Elsaß und Lothringen ihre Pflicht an unseren Soldaten erfüllt, kann dem Brief entnommen werden, den der Pfarrer von M ... an Herrn Herz in Ottobeuren richtete:

M., den 29. August 1914.
Sehr geehrter Herr!
Sie sind vielleicht schon längere Zeit ohne Nachrichten von Ihrem Sohne Benedikt. Die Nachricht, die ich Ihnen mitzuteilen habe, ist leider keine erfreuliche für Sie. Letzte Woche nahm er teil an den Kämpfen bei S ... und erlitt eine doppelte schwere Verletzung — einen Schuß in den Unterleib und einen in den linken Vordearm. Am Donnerstag, den 20. Aug., wurde er mit noch manchen anderen Kameraden hieher gebracht. Am gleichen Abend wurde er operiert, starb aber am anderen Morgen um 10 Uhr, die Verletzung war zu schlimm. Es war mir ein Trost zu sehen, wie geduldig er litt und es wird Ihrer ganzen Familie gewiß auch ein Trost sein, zu wissen, daß ein lothringischer Priester ihm bis zum letzten Atemzuge beistand und seinen letzten Gruß an seine lieben Eltern in Empfang nahm. Er bat mich, Ihnen zu schreiben. Was mich besonders rührte, war sein Todesmut. „Ich sterbe gern, wenn wir nur siegen“, sagte er mir. Jetzt liegt er auf unserem Friedhof mit noch 3 Kameraden begraben — seine Seele ist sicher in ewiger Freude, denn sein Geist war längst vor seinem Tode schon beständig bei Gott , während seine Lippen die Gebete nachlispelten, die ich ihm vorsagte. Möge Gott Ihr Tröster sein. Er allein vermag es — ich fühle mich zu schwach, Sie in der richtigen Weise zu trösten. Ich werde aber in meinen Gebeten und beim hl. Opfer seiner gedenken.
Es grüßt Sie alle in Gott
J. G., Pfarrer in M ...
Eben erhalte ich auch meine Einberufung nach S ... Gottlob, daß ich noch einige Wochen hier sein konnte.“

Diesem Bericht braucht nichts beigefügt zu werden; er ehrt unsern auf dem Felde der Ehre gefallenen Mitbruder Benedikt Herz, ehrt diesen edlen lothringischen Priester und beruhigt uns Zurückgebliebenen über die letzten Stunden unserer Angehörigen.
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Auf derselben Seite in der Rubrik „Schwaben“:
Attenhausen, 3. Sept. Heute wurde unter überaus zahlreicher Beteiligung der Mühlbesitzerssohn und Veteran von 1914, Herr Joseph Hatzelmann, zu Grabe getragen. Außer dem Veteranenverein und der freiwilligen Feuerwehr Attenhausen waren auch die Veteranenvereine Frechenrieden, Sontheim, Erkheim und Westerheim erschienen.
Zahlreiche Kränze wurden am Grabe niedergelegt. H. H. Pfarrer Gerheuser hielt eine ergreifende Grabrede. Joseph Hatzelmann war ein ehrenvoller Charakter und allseits beliebt. Er wurde am 22. August schwer verwundet. Nachdem ihm von einem Vetter ein Notverband angelegt war, mußte er noch geraume Zeit bei Hagelwetter im Freien liegen. Als er von einem Lazarett-Träger gefunden wurde, ging es in 26 stündiger Eisenbahnfahrt nach Ludwigshafen, wo er am 30. August von seinem Leiden erlöst wurde. Während der Bruder des Verstorbenen verwundet im Lazarett einer württembergischen Städtchens liegt, wurde er heute begraben. Den schwergeprüften Angehörigen wendet sich allgemeine Teilnahme zu.
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Als bedeutende lokale Quelle steht uns die sog. „Allgäuer Kriegschronik“ zur Verfügung; sie wurde wöchentlich von der Joseph Kösel'schen Buchhandlung (Kempten und München) herausgegeben und hatte sich zum Ziel gesetzt, die Ereignisse des Ersten Weltkrieges (Frontverläufe, Stellungskämpfe, Landgewinne, Militärtechnik) darzustellen. Es sollten darüber hinaus alle Gefallenen im Allgäu mit Foto und Kurzbiographie vorgestellt werden.
Von den Einträgen zu Ottobeuren (einschl. der heutigen Ortsteile sowie der Verwaltungsgemeinschaft) wurde von Franz Bermeitinger eine Abschrift erstellt, die in roter Schrift genannten Namen sind fehlende Einträge, die sich im Vergleich mit den Namen auf dem Ottobeurer Kriegerdenkmal zeigen.

Der genaue Zeitpunkt der Herausgabe der verschiedenen Ausgaben der Chronik („Lieferungen“) ist nicht genau feststellbar. Aus Geheimhaltungsgründen mussten bestimmte Angaben in den späteren Lieferungen unterbleiben, gegen Kriegsende scheiterte die Fortsetzung wegen des Papiermangels.
Wer die Bände im Original einsehen möchte, kann dies auf einer Seite von Ahnenforscher Frank Leiprecht tun.
http://www.leiprecht.de/AKC/AKC.html
In Ottobeuren ist die Kriegschronik ebenfalls vorhanden, allerdings nicht vollständig. Einige der Originalseiten werden hier zu einem späteren Zeitpunkt eingepflegt werden.

Stellvertretend für die Gefallenen ist hier das Sterbeandenken für den Schäffler Cyprian Huber (*22.01.1892 in Ottobeuren, gefallen 18. August 1917 in Frankreich) eingestellt. Wer weitere Sterbeandenken hat, bitte melden!

Für die Gemeinde Haitzen gibt es eine großformatige Tafel mit den Gefallenen:
https://www.ottobeuren-macht-geschichte.de/items/show/779
Die Tafeln für Ollarzried sind hier abrufbar:
https://www.ottobeuren-macht-geschichte.de/items/show/244

Im Treppenhaus des Feuerwehrhauses in der Thalheimerstraße ist eine Tafel aufgemalt, die 11 gefallene Feuerwehrangehörige aufzählt (s. Foto), darunter Unteroffizier im 12. Infanterieregiment, Cyprian Huber. Der Sterbetag ist hier mit dem 18.07.1917 (im Sterbeandenken 12.08.1917) angegeben. Alle elf Genannten Feuerwehrler sind auch auf dem Kriegerdenkmal aufgeführt.

Michael Haider war der erste Ottobeurer, der im Zweiten Weltkrieg fiel:
https://www.ottobeuren-macht-geschichte.de/items/show/375

Urheber

Verlag Kösel Kempten

Quelle

Sammlung Helmut Scharpf

Verleger

Helmut Scharpf

Datum

1914-08-21

Mitarbeiter

Franz Bermeitinger

Rechte

gemeinfrei