Ca. 1930 - Fahne der Artillerievereinigung Ottobeuren

Titel

Ca. 1930 - Fahne der Artillerievereinigung Ottobeuren

Beschreibung

Die „Artillerievereinigung Ottobeuren und Umgebung“ war eine von vielen militärischen Kameradschaften. Wann sie gegründet wurde, muss erst noch recherchiert werden; vermutlich Mitte / Ende der 1920er Jahre.
Der Verein reiht sich in eine größere Zahl von soldatischen und militärischen Gruppierungen in Ottobeuren ein: „Flottenverein“, „12er-Vereinigung“ (Gründungsversammlung am 9. Juni 1924), „Stahlhelm-Vereinigung“, „Veteranen-und Soldatenverein“ (gegründet bereits 1871; er besteht auch 2024 noch) und „Leibregiments-Vereinigung Ottobeuren“; später dann auch SA, SS, HJ und BdM. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die „Kameradschaft ehemaliger Gebirgstruppen Ottobeuren und Umgebung“ gegründet (s.u.).

Ein Fund aus dem „Allgäuer Beobachter“ vom 17.06.1933 (S. 6):
Hawangen. Die Artillerievereinigung Ottobeuren und Umgebung machte am vergangenen Sonntag nach Hawangen ihren Quartalsausflug, um ihren ehemaligen Regimentskameraden einen Besuch abzustatten. Die sie begleitende Musikkapelle Maier tat ihr bestes, um die richtige Stimmung herbeizuführen. Diese Gelegenheit nahm auch die Vereinigung wahr, um die hiesigen der Vereinigung bisher noch fernstehenden ehemaligen Artilleristen in dieselbe aufzunehmen. Sämtliche Hawanger ehemalige Artilleristen, 21 an der Zahl, traten denn auch der Vereinigung bei, was wohl auch der nationalen Bewegungszeit gutzuschreiben ist. Der neugewählte Obmann Herr Rottach - Hawangen bekräftigte nun durch Handschlag mit dem Vorstand der Vereinigung Herrn Moosmann - Ottobeuren die Zugehörigkeit zur Vereinigung. Der Vorstand des Veteranenvereins Hawangen, Herr Schlögel, ergriff hierauf das Wort um mit rührenden, sinnreichen Worten an die Ruhmestaten unserer alten Armee zu erinnern und Worte des Vertrauens an die Zukunft zu richten. So verflossen nun die Stunden nur allzu schnell in gemütlichem Beisammensein, das sich, wie wir hoffen, noch oft wiederholen wird.

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Es ist wahrscheinlich, dass der im Zeitungstext genannte Herr (Max) Moosmann auf unserem Foto abgebildet ist. Er betrieb neben dem Lebensmittelgeschäft von Scheule in der Bahnhofstraße einen Milchladen, die Milch holte er in der Molkerei im oberen Markt. Als Kriegsteilnehmer im 1. Weltkrieg kam er in die SA. Kinder hatte das Ehepaar Moosmann keine.
In den Einwohnerbüchern werden zwei Moosmann genannt:

1926:
Max Moosmann, früher Käser, Ulrichstraße 23½
Otto Moosmann, Käser, Karl-Riepp-Straße 211⅓

1931:
Max Moosmann, Käser, Bahnhofstraße 88½a
Otto Moosmann, Hilfsarbeiter, Karl-Riepp-Straße 211¼

1937:
Otto Moosmann, Rentner, Karl-Riepp-Straße 211¼

Das Foto ist leider weder beschriftet noch datiert. Die Fahne zeigt mittig eine Haubitze mit zwei Geschossen, links ist ein Stahlhelm erkennbar, rechts sieht man einen Doppeldecker.
Die Fahne der Artillerievereinigung existiert 2024 noch, sie ist im Kloster eingelagert, zusammen mit der des Veteranenvereins sowie der Fahne der – im Juni 1956 gegründeten – „Kameradschaft ehemaliger Gebirgstruppen Ottobeuren und Umgebung“.
Josef Kirchensteiner aus Dennenberg (*26.02.1912, †12.05.2005) – er kam 1948 aus Westerheim – war das letzte Ottobeurer Mitglied der Artillerievereinigung. Letzter Vorsitzender war Schreinermeister Rudolf Boneberger (*17.07.1951,†13.11.2020) aus Attenhausen, letzter Stellvertreter Herr Huber aus Frechenrieden. Die Fahne wird noch getragen, es fehlen aber immer öfter die Träger.
Laut dem Vorsitzenden des Veteranenvereins, Franz Josef Utz (am 8.8.2024), hat sich kein Protokollbuch überliefert, das Vereinsvermögen der Artillerievereinigung ging an die Marktgemeinde Ottobeuren.


Urheber

unbekannt

Quelle

Sammlung Helmut Scharpf

Verleger

Helmut Scharpf

Datum

1930-03-15

Rechte

gemeinfrei