22.03.1916 - Bildpostkarte vom Hof der Familie Geiger in Halbersberg (heute Schaupp)

Titel

22.03.1916 - Bildpostkarte vom Hof der Familie Geiger in Halbersberg (heute Schaupp)

Beschreibung

Die Topografie des Geländes und die charakteristische Form der Gebäudeanordnung mit dem 90-Grad-Winkel lässt auf das Anwesen in Halbersberg schließen, nur der Unterzeichner passt nicht zur Familie Schaupp, die heute auf dem Hof ist.

Unterzeichner war der Forstwirt Florian Geiger (1874 - 1942), der aus der Geiger-Dynastie stammte, die nach der Säkularisation einigen Klosterbesitz erworben hatte (insb. die Brauerei). Verheiratet war Florian mit Maria Geiger (1880 - 1945, geb. Stanglmair). Karl Schnieringer nennt in seinem Band Guggenberg von 1938 Florian Geiger ab 1908 als Besitzer. Ab 1888 wird Franz Witwer genannt - vermutlich der Besitzer der Post in Ottobeuren (der sich aber Wittwer schrieb), von 1907-08 der Viehhändler Alois Hafner. Die Geschlechterfolge auf dem Curtishof (siehe Feyerabend, Band 1, S. 43f.) kann Schnieringer bis 1451 zurückverfolgen. Er erklärt außerdem: Ein Curtishof war ein Hof, dessen Zugehörden (Grundstücke) ganz oder teilweise mit einem Zaun oder einer Hecke umgeben waren.

1929 wurde das Anwesen Haus Nr. 11 an die Familie Schaupp verkauft, die in der Nähe eine große Hühnerfarm betreibt. Auch im abgebildeten östlichen Gebäude sind heute Hühner untergebracht. Forstwirt Geiger hat damals die Waldungen nicht mit verkauft; die Wälder zwischen Guggenberg, Halbersberg und Betzisried sind deshalb noch immer im Besitz der Geigers. Hans Schaupp sen., ein gebürtiger Babenhausener, hatte sein kleines landwirtschaftliches Anwesen in Babenhausen verkauft und zog im Januar 1929 mit seiner Frau und vier Kindern (zwei aus erster, zwei aus zweiter Ehe) bei Eis und Schnee mit dem Fuhrwerk nach Halbersberg um.
Weitere Recherchen erfolgen erst noch.

Auf der Bildseite sieht man vor den Gebäudlichkeiten fünf Männer und einen Buben. Der Mann ganz links ist offensichtlich Soldat; sein linker Arm ist verletzt. Das rechte Bild zeigt die Szene als Ausschnitt aus der Gesamtaufnahme.
In Halbersberg gibt es nur die Hausnummern 11, 12, 12a, 13, 14 und 15. Veranlasst durch den früheren Kemptener OB Dr. Otto Merkt wurde am Haus Nr. 11 in den 1930er Jahren eine Steintafel angebracht, die schon auf die neuen Besitzer hinweist:
Nr. 11 - beim Schaupp, ehedem Curtishof zum Schloß Halbersberg.
Als Hausnamen fungierten früher laut Schnieringer auch das Rittergut, später beim Josefe, jetzt [1938] beim Schaupp.


Hier nun die Transkription des handschriftlichen Textes der Kartenrückseite (soweit lesbar):

Feldpostkarte (Stempel Ottobeuren, 22. MRZ. 3-4 Nm. 16)
An
den Gefreiten d. R.
Herrn Georg Haugg
in München.
Reservelazarett München B. (?)
Moorschule (?), Zimmer 13

Ottobeuren, 22. III. 16.
Geehrter Herr Haugg!
Für Ihre wohlgetroffene Photo-Karte v. 17. III. 16 danke ich Ihnen bestens. Wünsche, daß Sie jetzt einer baldigen völligen Heilung entgegensehen. Körbler (?) und Müller sind gestern nach Kempten gekommen, sonst nichts Neues vom Lazarett. Beste Grüße Ihnen u. F. Ketteler.
Ihr F. Geiger

Adressat könnte ein Haugg aus der Familie der Kirchenmaler sein, die 1904 nach Ottobeuren kam.

Die Karte konnte am 23.8.2017 in Kempten erworben werden (Sammlung Helmut Scharpf). Die aktuellen Vergleichsbilder wurden am 21.09.2017 vom Dachboden von Haus 12 (Peter und Elisabeth Krug; beim Grimmer) aufgenommen.

Urheber

unbekannt

Quelle

Sammlung Helmut Scharpf

Verleger

Helmut Scharpf

Datum

1916-03-22

Rechte

gemeinfrei