1930 - Die Wappen der Ottobeurer Äbte in der Kloster-Heraldik von Eduard Zimmermann

Titel

1930 - Die Wappen der Ottobeurer Äbte in der Kloster-Heraldik von Eduard Zimmermann

Beschreibung

Eduard Zimmermann: Bayerische Kloster-Heraldik. Die Wappen der Äbte und Pröbste der bis zur allgemeinen Säkularisation in Ober- und Niederbayern, der Oberpfalz und bayerisch Schwaben bestandenen Herrenklöster, München, Selbstverlag, 1930, 218 S., kartoniert, 295 x 210 mm. 4° Quart, 900 g
Über Zimmermann (1874 - 1951) gibt es eine kurze Info bei Wikipedia.

Der Druck gilt als unverzichtbares Referenzwerk zur Klosterheraldik. Behandelt werden u.a. die Augsburger Klöster St. Georg, Heilig Kreuz, St. Ulrich & Afra, außerdem Mönchsdeggingen, Hl. Kreuz in Donawörth, St. Mang in Füssen, Irsee, das Fürststift Kempten, die Abtei Ottobeuren, das Prämonstratenser-Kloster Roggenburg, Thierhaupten, Ursberg.

Die Ottobeurer Wappen sind auf Seite 114 abgebildet und auf S. 115 und 117 beschrieben. Im Einzelnen:
Caspar [Kaspar] Kindelmann (1547 - 1584)
Gregor Reubi (1612 - 1628)
Petrus Kymmicher [Kimmicher] (1656 - 1672)
Marus Faber (1633 - 1655)
Andreas Vogt (1628 - 1633)
Johann [II. von] Hocherer (1379 - 1390) [1378 - 1390]
Eggo Schwaub [Schwab] (1404 - 1416)
Wilhelm von Lustnau [Lustenau] (1460 - 1479) [1460 - 1473]
Nicolaus Röslin (1480 - 1492) [1473 - 1492]
Matthäus Akhermann [Ackermann] (1492 - 1508)
Leonhart Wideman [Leonhard Wiedemann] (1508 - 1546)
Gallus Meminger [Memminger] (1584 - 1599)
Alexander Sauter (1600 - 1612)
Benedikt Hornstein (1672 - 1688)
Gordian Scherrich (1688 - 1710)
Rupert Neß (1710 - 1740)
Anselm Erb (1740 - 1767)
Honorat Göhl (1767 - 1802)
Paulus Alt (1802 -) [1802 - 1807]

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Abschrift der Seiten 115 und 117; die Schreibweise der Abtnamen wurde unverändert übernommen. Zur heute üblichen Schreibweise siehe eckige Klammern oben.

Ottobeuren
Die Benediktiner-Reichsabtei Ottobeuren hat zu Patronen die hl. Märtyrer St. Theodor und Alexander. Der erstere meist als bärtiger, gepanzerter Kriegsmann dargestellt, ist schon zu Beginn des 14. Jahrhunderts im Konventsiegel anzutreffen mit Lanze und Schild, der eine Schildbuckelverzierung in Form eines Dreiblattes enthält (wie 1321). Aus dieser Schildbuckelverzierung entwickelt sich allmählich über die Form eine Glevenkreuzes (wie 1408) oder später eines Schildbuckelkreises, das wie ein Glevenrad gestaltet ist, die goldene Rosette in schwarzem Felde, die wir als Konventswappen bezeichnen können. Denn die Äbte bedienten sich in ihren Sekreten in ähnlicher Weise des hl. Alexanders, eines jugendlichen Geharnischten mit Fahne und Schild, auf welchem sich ein halber Adler befindet, so unter Abt Wilhelm von Lustnau (1460 - 79). Diesen halben (gespaltenen) Adler, weiß in rotem Felde, der also vorzugsweise von den Äbten geführt wird (wie 1547), können wir als Abteiwappen bezeichnen.

Neben diesen beiden kommt vereinzelt (1612 bis 1633) noch das für den Stifter des Klosters, Herzog Syrlach, den Grafen des Illergaues konstruierte Wappen hinzu, der dem alten schwäbischen Herzoghause entstammend, natürlich die 3 übereinanderschreitenden hohenstaufischen Löwen zugewiesen erhält. Diese entweder rot oder schwarz in Gold stellen also das Stifterwappen vor.

Bei der Bedeutung Ottobeurens wird es uns nicht wundern, daß auch hier mit Aufkommen der geistlichen Wappen von den Äbten die Persönlichen geführt wurden. So finden wir schon im Sekret des Abtes Johann von Altmannshofen 1365 den Schild mit dem Hirschrumpfe dieses Geschlechts. Abt Johann Rüschinger (1400 bis 1404) wird später Abt zu St. Ulrich und Afra in Augsburg, es ist anzunehmen, daß er das auf seinem Grabstein befindliche Wappen auch in Ottobeuren geführt hat. Dem Pfeile mit doppeltem Widerhaken von Abt Eggo Schwaub (1404 - 16) begegnen wir auf seinem Siegel (S. III) und auf seinem Grabstein (abgebildet in Dr. F. L. Baumann, Geschichte des Allgäus), wir finden ihn aber auch auf dem Siegel des Kemptner Stadtamtmannes Egg des Schwaub vom Jahre 1382. Von Abt Wilhelm von Lustnau sind siegelmäßig alle Persönlichen der Äbte bis zur Klosteraufhebung beizubringen, soweit die mit Anfangsbuchstaben belegten Balken überhaupt als Wappen bezeichnet werden können. Denn neben solchen haben die beiden Äbte Petrus Kymmicher und Benedikt Hornstein auch echte Wappen geführt, erstere neben dem Balken mit F(rater) P(etrus) A(bbas) einen Greifen mit 3 Laub und letztere neben F(rater) B(enedictus) A(bbas) das redende: ein Einhornrumpf auf einem quaderförmigen Stein. Abt Alexander Sauter, vordem Abt in Andechs, führt in Ottobeuren im Siegel nicht sein Andechser Wappen, sondern nach der dortigen Gepflogenheit den Balken mit F(rater) A(lexander) S(auter).

Was die Wappengruppierung betrifft, so finden wir von Abt Nicolaus Röslin (1480 bis 1492) ab in S. VI die 3 Schilde Abt - Konvent und Persönliches. Abt Caspar bringt in seinem Wappensiegel den gespalteten Schild: vorn St. Alexander, hinten Persönliches, welchem Beispiele auch Abt Gallus und Alexander folgen.

Die beiden nächsten fallen mit ihren gevierteten Einschildwappen und Herzschild aus der Regel, wohl deshalb, weil sie ein Familienwappen besaßen, denn das Wappen Reubi finden wir auch im Siegel des Vikars C. Reubi von St. Moritz in Augsburg anno 1686. Der folgende Abt Maurus Faber (1633 bis 1655) scheint kein Familienwappen gehabt zu haben, weshalb er wieder das frühere
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Beispiel nachahmt, allerdings mit der Abweichung, daß er einen durch Spitze in 3 Felder: Abt - Konvent - und Persönliches geteilten Schild wählt. Diesem Beispiele folgen im kleinen Siegel seine Nachfolger, jedoch im großen dreischildrigen Wappensiegel bringt Abt Petrus zum erstenmal die Form, die dann für Ottobeuren ausschlaggebend wurde mit den beiden Standarten, welche die Wappenbilder von St. Alexander und St. Theodor wiederholen. Von 1735 ab tritt zu diesem spezifisch ottobeurischen Wappenschmuck noch das Schwert, das Zeichen der hohen Gerichtsbarkeit.

Die wieder neuerstandene Abtei bedient sich in ihren Wappen, wie vordem, des halben Adlers von St. Alexander und des rosettenförmigen Schildbuckels von St. Theodor.
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Urheber

Eduard Zimmermann

Quelle

Christian Strobel, Irsee

Verleger

Helmut Scharpf

Datum

1930-02-12

Rechte

gemeinfrei