29.04.1897 - Kneipp-Portrait mit Kneipp-Autogramm

Titel

29.04.1897 - Kneipp-Portrait mit Kneipp-Autogramm

Beschreibung

Nur sieben Wochen vor seinem Tod setzte Sebastian Kneipp seinen Namenszug unter das großformatige Portrait (Passepartout-Ausschnitt ca. 58 x 71 cm; mit Rahmen 81 x 101 cm).

Er ergänzte das Autogramm durch den lateinischen Sinnspruch „Benedicite aquae omnes Domino“, der sein Lebensmotto darstellt: „Ihr Gewässer alle, lobet den Herren.“ Dadurch wird aus dem Portrait zusätzlich ein Autograf.
Es handelt sich bei Kneipps Spruch um ein verkürztes Bibelzitat aus Daniel 3,51-9:, „Benedicite“ – Gesang der drei Jünglinge im Feuerofen. Vers Nr. 60 hier in vollständiger Wiedergabe: Benedicite aquae omnes quae super caelos sunt Domino: laudate et superexaltate eum in saecula!
(Preiset ihr Wasser alle ihr über den Himmeln den Herrn: besingt und erhebt ihn hoch in Weltzeiten kreisend!
Andere Übersetzung: Preist den Herrn, all ihr Wasser über dem Himmel; lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!)

Dass Sebastian Kneipp signierte („Wörishofen, 29. April 1897, S. Kneipp“), war für ihn nicht ungewöhnlich, kleine Portraitkarten mit seinem Autogramm finden sich durchaus häufig.

Mit dem gedruckten Portrait hat nach Angaben des Vorbesitzers (aus Markt Wald, vormals Bad Wörishofen) folgende Bewandtnis: Ein Kranker namens Waibel wollte in Wörishofen zur Kur, konnte sich den Kuraufenthalt allerdings nicht leisten. Er bat seinen Bruder in München, Joseph Waibel, nach der Vorlage einer Fotografie Kneipps besagtes Portrait zu zeichnen, das letztlich in Wörishofen über Türgeschäfte verkauft wurde, um das Geld für die Kur zusammenzubekommen. Die Geschichte hierzu war in den Kneipp-Blättern 1899 (S. 110) abgedruckt:
Herr Engelbert Waibel, seit längerer Zeit Kurgast hier, legte uns kürzlich eine Kreidezeichnung, das Brustbild unseres hochwürdigen Meisters in Dreiviertels-Lebensgröße, zur Ansicht vor. Die Arbeit stammt aus dem Atelier des bekannten Historien- und Portrait-Malers, Herrn Joseph Waibel aus München, eines Bruders des obgedachten augenleidenden Kurgastes, und ist auch der Reinartrag für diesen bestimmt, um ihm die Fortsetzung der Kur zu ermöglichen. Das Bild ist sehr gelungen, die Ähnlichkeit frappant, und dennoch kostet es samt Glas und schönem Medaillonrahmen nur 22 Mark. Es ist selbstverständlich, daß Bilder auch in anderen Größen geliefert werden. Wer sich einen wirklichen Zimmerschmuck gönnen kann und gleichzeitig ein gutes Werk thun will, soll es nicht versäumen. Die Adresse ist: Engelbert Waibel, Kurgast in Wörishofen. Die Welt ist wunderschön; aber das wissen nur wir, die wir uns des Augenlichtes erfreuen.

Am 17.12.2025 wurde das Portrait an den Förderkreis Kneipp-Museum in Bad Wörishofen verkauft; der Förderkreis wiederum will es als Dauerleihgabe dem Kneippmuseum überlassen. Auf einer Seite des Auktionshauses Kühling in Kempten heißt es über den Künstler: Waibel, Joseph, 1866 Unterthingau - nach 1929 Schelldorf/Kempten

Vielleicht besteht ein verwandtschaftlicher Zusammenhang mit Wendelin Waibel, der über Kneipp Zeitzeugenberichte verfasst hat:
Waibel, Wendelin: Kneipp - wie ich ihn erlebte, Ehrenwirth-Verlag München, 1955, 189 S., 8 Taf. (mit 12 Fotos auf Taf.), Gewicht 307 Gramm, gebundene Ausgabe / Hardcover
Im ersten Band der Reihe „Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben. Mit vielen Fachbeiträgen und einem Vorwort von Götz Freiherr von Pölnitz“ verfasste Wendelin Waibel 1952 ebenfalls einen Beitrag über Sebastian Kneipp.

Einen Brief Kneipps von 1877 mit Empfehlungen für Anwendungen ist im virtuellen Museum bereits seit Längerem abrufbar. Der Beck'schen Apotheke am Marktplatz wurde am 9.4.2018 am Marktplatz ein weiteres Portrait übergeben.

Mit altersgemäßen Spuren; es wurde in einer aufwändigen Nachbearbeitung digital aufgehellt. Sammlung Helmut Scharpf, 12/2018

Urheber

J. Waibel

Quelle

Sammlung Helmut Scharpf

Verleger

Helmut Scharpf

Datum

1897-04-29

Rechte

gemeinfrei