12.07.2020 – Patrozinium und diamantenes Priesterjubiläum Altabt Vitalis Altthaler

Titel

12.07.2020 – Patrozinium und diamantenes Priesterjubiläum Altabt Vitalis Altthaler

Beschreibung

In der hl. Messe vom 12. Juli 2020 wurden in der Abteikirche Ottobeuren gleich zwei besondere Anlässe gefeiert: das Alexander-Patrozinium zu Ehren des Kirchenpatrons und das diamantene Priesterjubiläum von Altabt Vitalis Altthaler.

Wie üblich, waren unter der Pfingskuppel der Alexanderschrein und Alexandermantel aufgestellt, Abt Johannes Schaber erteilte den ca. 170 Gottesdienstbesuchern den „Alexander-Segen“ (s. Eingangsbild). Corona-bedingt war die Zahl der Plätze deutlich reduziert, zwei Ordnerinnen wiesen den Gottesdienstbesuchern ihre Plätze in den Kirchenbänken zu. Unterstützt von Pater Theodor Lutz und dem emerit. Abt Winfried Schwab (vormals Stift Neuburg bei Heidelberg) zelebrierte Abt Johannes Schaber, die Predigt hielt der „Pfarrer im Ruhestand“, Bruno Fink.

Musikalisch kam – nach längerer Pause – wieder „ein kirchenmusikalisches Lebenszeichen“ aus Ottobeuren: Das Basilika-Orchester unter der Leitung von Dr. Josef Miltschitzky führte die „Missa di San Giuseppe“ von Johann Eberlin auf; die Solisten waren Susanne Jutz-Miltschitzky (Sopran), Helmut Scharpf (Bass) und Kurt Renner (Orgel).
Nachdem Altabt Vitalis früher selbst Mitglied bei der katholischen studentischen Verbindung der „Vindelicia“ war, nahm eine Abordnung mit drei Studenten aus München am Gottesdienst teil (darunter ein Ottobeurer) sowie weitere drei Studenten – in dekorativem grünen Gewand – die der „Aenania“ angehören.

Abt Johannes Schaber verwies in seiner Begrüßung auf das „Zeugnis für Christus“, das der hl. Alexander und seine Brüder durch die Hingabe ihres Lebens abgelegt haben. Das Klosterleben bezeichnete der Abt als „unblutiges Martyrium“ und wandte sich dabei an Altabt Vitalis Altthaler: „Letztes Jahr haben wir 60 Jahre Profess gefeiert, heute den 60. Jahrestag seiner Priesterweihe – so ist es ein langes unblutiges Martyrium.“ Und weiter: „Wir freuen uns, dass er in unserer Mitte ist. Wir wollen mit ihm Gott an diesem Tag danken und wir wollen ihm persönlich für sein Lebenszeugnis danken, das er in unserer Mitte abgibt. So beten wir für ihn und für uns alle. Und ich freue mich, dass Sie gekommen sind, mit uns diesen Festtag zu begehen.“

In seiner achtminütigen Predigt sprach Pfarrer Bruno Fink vom Menschen als „Gemeinschaftswesen“, den die jetzigen Kontaktbeschränkungen hart träfen, insb. ältere Menschen. Ein Kind könne nur überleben, wenn es von den Eltern umsorgt werde und für den Erwachsenen gelte, dass es nicht gut sei, wenn der Mensch allein bleibe: „Schließlich brauchen gerade betagte Menschen Hilfe, Pflegeunterstützung, Wegbegleitung. So ist die Familie die Keimzelle allen menschlichen Lebens, zumeist die Gemeinschaft von Mann und Frau und den Kindern, oftmals erweitert durch die Gemeinschaft mit den Großeltern.“ Nach einem Verweis auf die Familie von Jesus und auf die wichtige Rolle, die einige seiner Verwandten beim Aufbau der jungen Christengemeinde gespielt hätten, erweiterte Pfarrer Fink den Gedanken der Familie auf die Glaubensfamilie:
„Die Christen verstanden sich als eine Familiengemeinschaft, getragen von Zuneigung, Sympathie, Respekt, Wertschätzung, Hilfsbereitschaft zueinander. Die Wertschätzung der eigenen Familie, aber ebenso der Glaubensfamilie, steht auch im Mittelpunkt des heutigen Festes. Denn nach der Überlieferung, die sich zwar historisch nicht genauer nachprüfen lässt, jedoch auf alte Berichte aus dem 6. Jahrhundert zurückgeht, standen Alexander und seine sechs Brüder zusammen mit ihrer Mutter Felicitas fest zum Glauben an Jesus Christus. Sie weigerten sich, die römischen Gottheiten wie befohlen anzunehmen. Standhaft hielten sie fest an ihrer Überzeugung und ließen sich durch Drohungen nicht umstimmen. Neben vielen weiteren Glaubenszeugen, des 2, des 3. und Anfangs des 14. Jahrhunderts zählen sie so zu den hell leuchtenden Bekennergestalten der Stadt Rom. Neben dem Fest des hl. Alexanders und seiner Brüder erinnert der gestrige Tag auch an das segensreiche Wirken des hl. Benedikt. Von ihm wissen wir, dass er schon in frühen Jahren danach strebte, Christus ganz nachzufolgen. Er versuchte es zunächst allein, in einer Felsenhöhle. Doch bald erkannte er, dass der Weg als Einzelner sich zum Bekennertum nicht eignet. Er spürte: Wer Jesus nachfolgen will, muss eine neue Familie aufbauen. Zusammen mit anderen, mit Partner, die wir er vom Geist des Evangeliums ganz vom Ruf der Nachfolge durchdrungen sind. Aus dieser Idee erwuchs die Idee der benediktinischen Mönchsbewegung, welche die Entfaltung der europäischen christlichen Welt entscheidend beeinflussen sollte. Die Klosteridee des hl. Benedikt ist geprägt von einer Lebensgemeinschaft im Geiste Jesu Christi, ausgerichtet nach einer stabilen Lebensordnung. Gebet und Arbeit sollen in Wechsel den Alltag prägen, wobei dem Gebet nichts vorzuziehen sei. Handwerkliches Arbeiten war genauso angesehen wie Studium und geistige Bildung. Und noch etwas sollte entscheidenden Einfluss erfahren: Diese Gemeinschaft wird angeführt von einem, der wie ein Vater seine Brüder anleitet und wie ein Abbas die Brüder in ihrem Bemühen immer wieder auf das gemeinsame Ziel hin ausrichtet und bestärkt. In Treue zum Ruf Jesu Christi, in Tugendhaftigkeit, in Gehorsam, aufrichtiger Zuneigung und Verantwortung füreinander. Ja, Benedikt wusste um den Wert des Kollegiums, den Wert der Gemeinschaft und das heißt auch um den Wert der gegenseitigen Ermutigung, Ermahnung, er wusste, wie sehr menschlich-väterliche Güte und Strenge zur Leitung einer solchen Glaubensgemeinschaft erforderlich sind. Von daher mahnte er, ein Abbas müsse gütig und streng, verständig und entschlossen, bedächtig und mutig seine Entscheidungen treffen. Benedikt wusste um den Wert der Stille, der Meditation, doch er wusste, dass die Gemeinschaft des Konvents am besten zum Ausdruck kommt, wenn alle sich schon vor Tagesbeginn zum gemeinsamen Psalmgebet versammelten. Wachend und betend wollten sie dem Herrn entgegengehen – wann immer er kommt.
Die hl. Felicitas mit ihren sieben Söhnen, darunter eben jener Alexander, dessen Reliquien hier in der Kirche verehrt werden, haben angesichts einer heidnischen Umwelt den christlichen Glauben bezeugt. Benedikt hat mit seiner Ordensgründung vor aller Welt gezeigt, wie Christen zu allen Umständen einen entschlossenen Weg der Nachfolge Jesu in die Tat umsetzen können. Seine Ordensregel wurde zum Ausgangspunkt der abendländischen christlichen Kultur.“

Schließlich kam Pfarrer Fink auf den Jubilar zu sprechen, bei dem er sich „für seine Bereitschaft, hier an diesem Ort seinen Weg des Glaubens zu gehen“ bedankte. Vitalis Altthaler sei in den Konvent von Ottobeuren eingetreten, um die Aufgaben eines Priesters zu übernehmen. Wörtlich: „Wir danken für seine Treue im Gebet, seinen Dienst bei Predigt und im Gottesdienst, bei der Spendung der Sakramente, in der Bildung und Erziehung der Jugend, in der Leitung dieses Konvents und in der Weiterführung, Weiterentwicklung dieses Klosters, das inzwischen auf eine über 1200-jährige Geschichte zurückblicken kann. Wir wünschen ihm Gottes Segen, einen gesegneten Lebensabend. Und wir sagen, weil es so schön auf Latein klingt: Ad multos annos! In gleichem Sinn bitten wir Gott, dass er auch unsere Gemeinschaft der Pfarrfamilie stärkt, dass wir erkennen, worauf es im christlichen Leben ankommt. Wie wir uns gegenseitig im Glauben stärken können. Wir wollen stehen in der Einheit mit der ganz großen Glaubensfamilie: der katholischen Universalkirche. Und so wollen wir standhaft zu Christus stehen und uns zu ihm als unseren Herren bekennen. Denn in ihm allein ist unser Heil.“

Gegen Ende des Gottesdienstes ergriff Altabt Vitalis Altthaler selbst zum Mikrofon und bemerkte zum Abschied, dass das Alt werden und Erreichen des Jubiläums an sich kein Verdienst sei. Er bat um die Fürsprache der Gemeinde („damit alles gut zu Ende geht – wie jedes menschliche Leben“).
Abt Vitalis: „Mein Vorgänger hat mir vor mehr als 60 Jahren den Klosternamen Vitalis zugedacht und der Weihetermin war auch im Juli. Daraus ergibt sich, dass wir dieses Jubiläum heute an unserem Patrozinium feiern konnten. Das freut mich auch, denn ich hoffe – und rechne damit – dass unsere Patrone – der hl. Vitalis ist einer der Brüder des Alexander, der uns der bekannteste ist – dass diese sieben Brüder mich heute besonders in ihre Mitte genommen haben und für mich eingetreten sind. Dass tun sie wahrscheinlich seit dem 8. Jh. für alle, die hier in Ottobeuren einmal gelebt haben oder heute leben, denn sie sind schließlich seit über 12 Jahrhunderten unsere Patrone. Ich möchte Ihnen allen danken für die Mitfeier, habe mich gefreut, dass trotz der widrigen Umstände der Kirchenchor und das Orchester zum Einsatz kommen konnten. Das erhöht natürlich die Festlichkeit an einem solchen Tag. Ich danke allen, die die Ordnung aufrecht erhalten und danke auch ganz besonders den Studenten der Studenverbindungen [Vindeliker und Aenanen] aus alten Zeiten, die extra aus München gekommen sind. Und nicht zuletzt dem Festprediger [Bruno Fink] für die guten Worte. Um das Fest nicht einfach so ausklingen zu lassen, haben wir uns jetzt doch getraut, im mittleren Gang – dem Küchengang in der sog. „Bischofseinfahrt“ und dem angrenzenden Innenhof – einen kleinen Stehempfang anzubieten, Sie sind alle dazu eingeladen, soweit Sie noch Zeit und Lust haben. Ich freue mich, wenn wir uns dort noch sehen – wie gesagt: herzlich eingeladen!“

Zum Abschluss spendete Abt Johannes den „Alexandersegen“, musste aber wegen der Corona-Einschränkungen vorher zum Prozedere erklären: „Sie sind es gewohnt, ihn einzeln am Eldernaltar zu empfangen, aufgrund der [Pandemie-]Situation werde ich jetzt den Alexandermantel holen und dann für uns alle allgemein diesen Segen spenden. Bitten wir Gott um Gottes Segen: für Abt Vitalis, für den Konvent, für uns alle.“ Der Segensspruch lautete: „Auf die Fürsprache des hl. Alexander und seiner Brüder bewahre euch der allmächtige Gott vor allen Krankheiten des Leibs und der Seele. Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist., Amen.“

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Abrufbar sind hier ca. 50 Bilder vom Gottesdienst, vom Alexanderschrein (mit Vindelikern und Aenanen) sowie vom Empfang. Eingestellt wurden hier außerdem kurze Ausschnitte aus der „Missa di San Giuseppe“ von Johann Eberlin: Kyrie / Gloria / Credo / Sanctus (mit Übergang aus dem Benediktus) sowie ein Fugen-Ausschnitt von Kurt Renner an der Marienorgel.

Im „Catalogus 1994“ der Bayerischen Benediktinerkongregation wurden zur geistlichen Laufbahn von Erwin Altthaler auf S. 33 folgende Angaben gemacht:
*03.09.1932 in Irpisdorf (zu Pforzen im Lkr. Ostallgäu gehörig), Profess 10.05.1959, Priesterweihe 17.07.1960, am 21.05.1986 zum 58. Abt von Ottobeuren gewählt und bestätigt, Abtweihe (Abtsbenediktion) am 03.08.1986, Klerikermagister, Lehrer am Gymnasium; Namenstag am 10. Juli

Literaturzitat:
Bayerische Benediktinerkongregation (Hrsg.): Catalogus 1994. Verzeichnis der Mönche der Bayerischen Benediktinerkongregation, der Föderation der Bayerischen Benediktinerinnenabteien und der Kommunität Venio, [St. Ottilien], 01.01.1994, 70 S.

Fotos vom Deckengemälde im linken Seitenschiff von der Verurteilung der Felicitas und ihrer sieben Söhne durch den römischen Stadtpräfekten (erstellt im April 2019) ergänzen diesen Eintrag. Links ist Jupiter als Gottheit dagestellt, die es zu verehren galt, erschlaffende Blitze und dröger Gestank deuten an, dass die Gottheit dem Untergang geweiht war. Der römische Handlanger, der über den vier linken Söhnen steht, zeigt vergebens in Richtung Jupiter. Den hl. Alexander erkennt man rechts von seiner Mutter an seinem roten Mantel, der auch im Gründerfresko abgebildet ist.
Hinweis: Vor einer öffentlichen Weiterverwendung der Fotos aus dem linken Seitenschiff, die über den privaten Gebrauch hinausreicht, ist die Genehmigung der Abtei einzuholen.

Fotos (bis auf die letzten 13), Transkriptionen, Tonaufnahme, Recherche und Zusammenstellung: Helmut Scharpf, 07/2020

Urheber

Helmut Scharpf

Quelle

Helmut Scharpf

Verleger

Helmut Scharpf

Datum

2020-07-12

Rechte

gemeinfrei