04.07.1897 – Artikel über Kneipp in der Zeitschrift „La Tribuna illustrata della domenica“

Titel

04.07.1897 – Artikel über Kneipp in der Zeitschrift „La Tribuna illustrata della domenica“

Beschreibung

Dass Sebastian Kneipp kurz vor der Wende ins 20. Jahrhundert zu einer der weltweit bekanntesten Persönlichkeiten zählte, zeigt sich durch eine Vielzahl ausländischer Zeitungsberichte. Insbesondere sein Tod am 17. Juni 1897 wurde in den Zeitschriften und Zeitungen zum Anlass genommen, über ihn und seine Kneippkur zu berichten, so auch in Italien, in der wöchentlich erscheinenden Illustrierten „La Tribuna illustrata della domenica“. Der Artikel stellt allerdings lediglich eine aktualisierte Fassung der fünf Monate vorher erschienenen Ausgabe in der französischen Wochenzeitschrift „L'Illustration“ dar, der Name des Autors – Pierre Moroges – wurde in „Pietro Moroges“ umgeschrieben. (Vermutlich war es ohnehin nur ein Pseudonym.) Die beiden Grafiken zur Kneipp-Kur der italienischen Ausgabe sind in der französischen größer und in hervorragender Qualität abgedruckt; es finden sich dort sehenswerte weitere Grafiken.

Die in Rom herausgegebene Zeitschrift wurde 1890 gegründet und erschien bis die Konkurrenz durch das Fernsehen 1969 zu groß wurde. Zusammen mit den milanesischen Zeitschriften „La Domenica del Corriere“ und „L'Illustrazione Italiana“ gehörte „Die illustrierte Sonntagsbühne“ zu den beliebtesten illustrierten Wochenzeitschriften Italiens. Gut zwei Wochen nach Kneipps Tod widmete sie ihm und dem „Phänomen Kneippkur“ am 04.07.1897 auf Seite 4 fast eine ganze Seite.
Allzu gut kommen Kneipp und der Kurort Wörishofen dabei allerdings nicht weg. Schon die Anfahrt mit dem Zug würde ab München „durch eine gottverlassene, sumpfige Gegend“ führen, einmal angekommen, stünde man „einer Invasion von Kneipp-Portraits“ gegenüber; die allgegenwärtigen Kneipp-Produkte finden bei Pietro Moroges, „der Wörishofen letzten Winter aus reiner Neugierde besuchte“ und „davon eine treffende und lebhafte Beschreibung lieferte“, ebenfalls keine Gnade.

Die Kurgäste werden eher als „Kuriositätenkabinett“ dargestellt: Halb Wörishofen scheint bei Ankunft eines Zuges zusammenzulaufen – eine „wunderliche Menschenansammlung“, um dem „außergewöhnlichen Spektakel“ beizuwohnen: zu sehen, wer gerade wieder eingetroffen sei. Da finde sich „der reiche jüdische Bankier neben einem bescheidenen Seelsorger, die edle russische Prinzessin neben der bayerischen Bäuerin – und alle barfuß oder bestenfalls mit Sandalen“. Als ginge es nicht ganz jugendfrei zu, ist die Rede von „Frauen und Männer mit nackten Füssen und mit unbedeckten Köpfen“, vom „Schauspiel der nackten Füße und Waden“, die Leute trügen „Kleider oder Hosen, die fast bis zum Knie hochgezogen sind“. (Gut, ganz ohne Grund dürfte sich das spätere Bad Wörishofen nicht die Bezeichnung vom „sündigen Dorf“ eingehandelt haben. Auch der Begriff „Kurschatten“ hat seinen Weg bis in den Duden gefunden.)
Anfangs scheint der Artikel noch ein Hauch von Ausgewogenheit zu vermitteln, es gäbe in der Beschreibung Kneipps „Übertreibungen auf beiden Seiten“: Für die einen wäre er „der größte Wohltäter der Menscheit“, für die anderen „nichts anderes als ein Scharlatan“. Moroges benutzt in der Beschreibung der „Methode Kneipp“ Begriffe wie „Inszenierung“, „lächerliche Praktiken“ und meint, „dass Heilungen auch andere andere hätten vollbringen können  – ohne derartige Zurschaustellung und Selbstvermarktung“.

Man meint fast, das Zugeständnis eines Verdienstes hat den Autor ziemliche Überwindung gekostet: Immerhin könne man Kneipp „den Verdienst, tausende Kranke geheilt zu haben, nicht verwehren“. Und selbst diese Leistung wird in der italienischen Zeitschrift kleingeredet bzw. gar in Frage gestellt, denn die Aussage ist als Frage formuliert: „Sollte man ihm ab dem Moment, an dem er so vielen Menschen geholfen hat, nicht dankbar sein?“
Herr Moroges war nur „aus Neugierde“ in Wörishofen, nicht, um selbst Heilung zu suchen. Er mokiert sich über das internationale Publikum („viele Russen, die zweifelsfrei dem bayerischen Schnee eine heilende Eigenschaft zuschreiben, die der russische Schnee nicht zu besitzen scheint“), über das Angebot an Gaststätten und Verpflegung („Die Gasthäuser sind abscheulich, die Kneipp-Suppe und das Kneipp-Brot sind nicht essbar, das Kneipp-Bier ist nicht trinkbar und man kann kein anderes Bier, kein anderes Brot und keine andere Suppe bekommen.“)
Selbst die Zukunft der Kneippkur wurde eher düster gesehen, weil sie über kurz oder lang „aus der Mode gerate“ oder einfach deshalb, „weil es die Menschen unpraktisch finden werden, sich bis nach Wörishofen zu begeben“.

Das Urteil am Ende des Artikels fällt vernichtend aus: „Wenn die erste Neugier befriedigt ist, ist es das Beste, wenn man so schnell wie möglich wieder abreist.“
Wer dieser „Herr Pietro Moroges“ war, auf den die „treffende und lebhafte Beschreibung“ zurückgeht, ist nicht zu ergründen – er scheint im Dunkel der Geschichte mittlerweile vergessen. Sein Urteil würde etwas erklärlicher, würde er im Zusammenhang mit der Schulmedizin stehen, die immer wieder versuchte, Kneipp als „Kurpfuscher“ zu diskreditieren. Heute ist Moroges in der Bedeutungslosigkeit verschwunden, in der italienischen Wikipedia hingegen gibt es über unseren „Parroco Kneipp“ immerhin einen eigenen Eintrag – und zum 200. Geburtstag in 2021 kommt – wie schon 1953 (aus der Serie „Helfer der Menschheit“) und 1997 (zum 100. Todestag) – zu Ehren Kneipps eine Briefmarke heraus.

Die schöne Grafik auf der Titelseite zeigt die Prinzessin von Neapel (Elena von Montenegro, 1873 - 1952, die durch Heirat mit Kronprinz Viktor Emanuel*, Prinz von Neapel, zur Königin von Italien und Albanien sowie Kaiserin von Äthiopien und Herzogin von Savoyen wurde) beim feierlichen Empfang bei Queen Victoria anlässlich deren 60-jährigen Thronjubiläums am 22. Juni 1897. Dieses diamantene Thronjubiläum („Diamond Jubilee“) wurde als „Festival of the British Empire“ ausgerichtet. Zur Demonstration der Größe und Macht des Empire sollten statt der europäischen Monarchen und Staatsoberhäupter Abordnungen sämtlicher Kolonien teilnehmen. Auf der letzten Seite der Ausgabe – S. 8 – findet sich die zweite farbige Grafik der Zeitschrift: mit Uniformierten aus den verschiedensten Heeresteilen des britischen Weltreiches.
(*Er steht mit blauer Uniform und Degen über ihr.)

Lesen Sie hier nun den von Evi Lichtblau übersetzten Text. (Das italienische Original finden Sie im Textfenster ganz unten oder in der Gegenüberstellung des Originaltextes mit der deutschen Übersetzung im pdf-Download.)
Dieses Eintrag ist ein Kooperationsprojekt des virtuellen Museums Ottobeuren mit dem Förderkreis Kneippmuseum Bad Wörishofen.

Pfarrer Sebastian Kneipp
UND DIE HEILANSTALT VON WÖRISHOFEN

Über den kürzlich im hohen Alter verstorbenen Pfarrer Sebastian Kneipp wurde viel gesagt und geschrieben und nicht immer auf angemessene Art und Weise: Manche erhoben ihn in den Sternenhimmel wie einen der größten Wohltäter der Menschheit, andere bezeichneten ihn als nichts anderes als einen Scharlatan. Übertreibungen auf beiden Seiten.

Pfarrer Kneipp gab nicht vor, mit seiner Wasserkur, die eigentlich fast so alt ist wie die Menschheit selbst, Wunder wirken zu können, aber auch wenn er seine Methode mit einer gewissen „Inszenierung“ umgab und noch Praktiken hinzufügte, die nicht zu Unrecht als lächerlich bezeichnet wurden, so kann man ihm den Verdienst, tausende Kranke geheilt zu haben, nicht verwehren. Man wird anmerken können, dass das auch andere hätten tun können  – und zwar ohne derartige Zurschaustellung und Selbstvermarktung. Aber wie dem auch sei: Sollte man ihm ab dem Moment, von dem an er so vielen Menschen geholfen hat, nicht dankbar sein?

Aber wir wollen hier weder über die wissenschaftlichen Verdienste des Pfarrers noch über die Besonderheiten seiner Kurmethode sprechen, sondern über seine Heilanstalt, die eine echte Kuriosität unser Zeit darstellt und die zu jeder Jahreszeit eines der seltsamsten Spektakel darbietet, das man sich vorstellen kann – vor allem im Winter. Herr Pietro Moroges, der Wörishofen letzten Winter aus reiner Neugierde besuchte, hat davon eine treffende und lebhafte Beschreibung geliefert, die wir hier teilweise nacherzählen.

Wörishofen ist eigentlich kein Vorort von München in Bayern. Um dorthin zu gelangen, muss man in eine Eisenbahn Richtung Lindau steigen, die gottverlassenes, sumpfiges Land durchfährt. 77 km von München entfernt steigt man am kleinen Bahnhof von Türkheim aus dem Zug aus und in eine kleine elektrische Tram ein, die einen direkt in den kleinen, etwa zehn Kilometer entfernten Ort Wörishofen bringt.

Diese Bahn mit ihrer aus der Luft genommenen Traktion [mit elektrischem Antrieb] stellt bereits eine erste Überraschung dar, schon kann man dunkel ein Wörishofen und einen Kneipp erahnen, die anders sind als in den Erzählungen beschrieben. Und wenn man ankommt, sieht man, dass es genau so ist, dass der Ort nicht mehr der einfache Weiler ist, der im berühmten Roman Mont-Oriol von Maupassant beschrieben wird, sondern ein tatsächlicher und echter Badeort.

Gerade aus der Bahn ausgestiegen, bietet sich den Augen des Besuchers ein außergewöhnliches Spektakel: Da sieht man eine wunderliche Menschenansammlung entstehen, die eigens zusammengekommen ist, um zu sehen, wer ankommt: Da sieht man Frauen und Männer mit nackten Füssen, mit unbedeckten Köpfen, die in großen überzeugten Schritten den Gehweg auf und ab gehen; und am Ausgang des Bahnhofs andere, die schreiten, so schnell schreiten, dass sie beinahe laufen. Jeder ist auf seine Art gekleidet, aber alle haben nackte Füße oder sind allerhöchstens mit Sandalen geschützt, die mit einem Riemen befestigt sind, und sie tragen Kleider oder Hosen, die fast bis zum Knie hochgezogen sind, mit unbedecktem Kopf oder bedeckt mit einer Art Helm aus geflochtenen Lederstreifen. Und es sei darauf hingewiesen, dass das Thermometer eine Temperatur von 5 Grad unter Null anzeigt und dass der Boden von einer dicken Schneeschicht bedeckt ist.

Die Straße, die zum Bahnhof im Ortskern führt, wird von einem Bach flankiert, der so schnell fließt, dass er an der Oberfläche nicht gefriert; mitten darin ein Mann, der einem Garnelenfischer ähnelt und mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen in dem eisigen Wasser herumläuft. „Das muss ein Verrückter sein!“, werdet ihr denken, gar, dass sie alle verrückt seien, es ein Dorf der Verrückten wäre! Weit gefehlt: Es sind die Badenden, die ihre regelmäßige Kur in Wörishofen machen. Das ist der erste Eindruck. Was den Ort angeht, der heute bereits eine kleine Stadt ist, so besteht dieser aus Häusern mit sehr hohen Dächern, mit vielen Fenstern mit grünen Fensterläden, Häusern, zwischen denen man große neue Gebäude sieht, Hotels, Badeanstalten.

Natürlich mangelt es auch nicht an Läden mit einer Menge an Kneipp-Produkten: Brot, Bier, Wäsche, Sandalen – alles nach Kneipp. Und das Porträt des Monsignore Kneipp – Monsignore, weil er den Titel des päpstlichen Geheimkämmerers innehatte – ist überall zu sehen; es ist geradezu eine Invasion, vor der man sich nicht retten kann: Egal, wohin man geht, es gibt nichts außer ihm, man sieht nichts außer ihm.

Die für alle kostenlosen Sprechstunden finden jeden Tag von 9 bis 11 Uhr vormittags statt und von 15 bis 17 Uhr am Nachmittag. Monsignore Kneipp empfing die Kranken im Kurhaus der Männer – es gibt auch noch zwei weitere in Wörishofen: eins für Frauen und eins für Kinder – mit 72 Zimmern. Das Haus wird von den Barmherzigen Brüdern geführt, der Tagessatz beträgt circa sechs Franken.
Sein Nachfolger – aller Wahrscheinlichkeit nach Pater Reile, der sein bevorzugter Schüler war – wird sicherlich keine Veränderungen im Ablauf einführen, deshalb werden die Dinge in Wörishofen so weiterlaufen wie bisher, zumindest bis zu dem nahen oder fernen Tag in der Zukunft, an dem die Kneipp-Kur außer Mode gerät oder zumindest bis die Menschen es unpraktisch finden, sich bis nach Wörishofen zu begeben und feststellen, dass sie die Wasserkur genauso gut in einer anderen Anstalt machen können oder bei denjenigen, die über die finanziellen Mittel verfügen, sogar am eigenen Wohnort.

Kehren wir aber nochmal nach Wörishofen zurück. Wer eine Sprechstunde besuchen möchte, muss zuerst ein besonders Buch [das „Verordnungs- und Vorlassungsbuch zu den Sprechstunden“] erwerben, das circa 3,75 Franken kostet und in dem sich, zwischen vielen mit Ratschlägen zur Gesundheit bedruckten Seiten, weiße Seiten finden, auf denen die eigens verschriebene Kur empfohlen wird.

Die so mit ihren rechtmäßigen Büchlein ausgestatteten Kranken wurden in Zweierreihen im Untersuchungszimmer vorstellig und fanden sich vor dem berühmten Pfarrer wieder, einem Mann von 76 Jahren, gesund und munter, den man gut als eine lebendig gewordene Eigenwerbung seiner Kur bezeichnen konnte. Es stimmt, dass er nie barfuß ging, da er sich einer eisernen Gesundheit erfreute, aber er erzählte oft und gerne, dass er sich in seiner Jugend durch seine Wasserkur von einer frisch ausgebrochenen Lungentuberkulose geheilt hatte. Und was außerdem genau den Beginn seiner Priesterlaufbahn darstellte.

Nichts war malerischer als die Vorträge, die der Pfarrer gewöhnlich nachmittags um fünf Uhr seinen Patienten hielt. Die Vorträge, die bei guter Jahreszeit draußen stattfanden, fanden im Winter in einem großen Saal statt, in dem man eine bunte Zuhörerschaft der verschiedensten Menschen sah: der reiche jüdische Bankier neben einem bescheidenen Seelsorger, die edle russische Prinzessin neben der bayerischen Bäuerin und alle barfuß oder bestenfalls mit Sandalen.

Aber das sonderbarste Schauspiel ist das des Spaziergangs nach dem Bad: im Winter, im Schnee! Eine schöne Straße, in gerader Linie, vor wenigen Monaten auf einer Anhöhe gebaut, ist der beliebteste Treffpunkt der Menschen aus der besseren Gesellschaft: ein erschlaffter „Lebemann“, der auf zwei Diener gestützt geht, weiter vorne zwei Franzosen in Radbekleidung, deutsche Studenten mit ihrer typischen Mütze sowie ein preußischer Professor, der energisch und feierlich mit seiner Frau und seiner Tochter dahinschreitet; daneben gibt es eine ganze Legion von Priestern und sowie viele Russen, die zweifelsfrei dem bayerischen Schnee eine heilende Eigenschaft zuschreiben, die der russische Schnee nicht zu besitzen scheint.

Aber wer nach Wörishofen fährt, nur um die eigene Neugier zu stillen und nicht um die Magenverstimmung, die kranken Nerven oder anderes zu kurieren, der sollte sich besser nicht zu lange dort aufhalten: Die Gasthäuser sind abscheulich, die Kneipp-Suppe und das Kneipp-Brot sind nicht essbar, das Kneipp-Bier ist nicht trinkbar und man kann kein anderes Bier, kein anderes Brot und keine andere Suppe bekommen. Das Schauspiel der nackten Füße und Waden, das im Prinzip unterhaltsam ist, endet damit, dass es zu einer Obsession wird. Wenn die erste Neugier befriedigt ist, ist es das Beste, wenn man so schnell wie möglich wieder abreist.

[Ende der übersetzten Abschrift]
Übersetzung / Traduzione: Evi Lichtblau

Die Gesamtausgaben der Zeitschrift können auf einer italienischen Archivseite „Digiteca“ abgerufen werden, die Einzelseite zum Thema Kneipp bzw. Kneippkur ist hier verlinkt.

Literaturzitat:
Dobrilla, Luigi (Hrsg. bis 1902): La Tribuna illustrata della domenica, 5. Jg., Ausgabe 27, Rom, 04.07.1897, 8 S. (lf. Nummer 209 - 216), Auflage 125.000, Preis 10 Centesimi, Format 425 x 300 mm

Das Original aus der Sammlung von Helmut Scharpf befindet sich in eher schlechtem Zustand – die Seite über Kneipp wird mit Klebestreifen zusammengehalten – und wurde aufwändig digital restauriert.

Hier der italienische Originaltext:

Il parroco Sebastiano Kneipp
E LO STABILIMENTO DI WOERISHOFEN

Intorno al parroco Sebastiano Kneipp, morto ultimamente a tarde età, molto fu detto e scritto, e non sempre con giusta misura : alcuni lo portarono alle stelle come uno dei più grandi benefattori dell'umanità ; altri lo chiamarono un ciarlatano e nulla più. Esagerazione da una parte e dall'altra :
il parroco Kneipp non pretese di far miracoli con la cura idroterapica, che in fondo è antica quasi quanto l'umanità ; se però egli circondò il suo metodo di una certa « messa in scena » e vi aggiunse delle pratiche che non a torto furono chiamate ridicole, non si può contestargli il merito di aver guarito migliaia di malati. Si potrà osservare che anche altri avrebbe potuto farlo e senza tanto sfoggio di réclame [*]. E sia pure ; ma dal memento che ha fatto del bene a tanta gente, perché non essergliene grati ?
Ma non è dei meriti scientifici del parroco bavarese né dei particolari del suo sistema di cura che qui intendiamo parlare ; bensì di quel suo stabilimento che è una vera curiosità dei nostri tempi, e che in ogni stagione dell'anno presenta uno dei più strani spettacolo che si possano immaginare, soprattutto poi nell' inverno. Il signor Pietro Moroges, che visitò Woerishofen per pura curiosità lo scorso inverno, ne ha dato una bella e vivace descrizione che qui in parte riassumiamo.

Woerishofen non è propriamente un sobborgo di Monaco di Baviera. Per giungervi, bisogna salire in uno dei treni omnibus che vanno a Lindau, traversando un paese desolato, paludoso. A settantasette chilometri da Monaco si scende alla piccola stazione di Turkheim e si sale in un tram elettrico che va direttamente fino al villaggio di Woerishofen, a una distanza di dieci chilometri circa.

Questo tram a trazione aerea è già una prima sorpresa ; già s'intravvede confusamente un Woerishofen e uno Kneipp diversi da quelli della leggenda. E quando si arriva, si vede che è proprio cosi, che il villaggio non è più il semplice borgo del noto romanzo Mont-Oriol del Maupassant, ma una vera e propria stazione balneare.

Appena scesi dal tram, si offre agli occhi del visitatore uno spettacolo stranissimo : ecco sorgere una popolazione bizzarra, venuta alla stazione appositamente per vedere quelli che arrivano ;
ecco uomini e donne coi piedi nudi, con la testa scoperta, che camminano a grandi passi, con convinzione, su e giù per il marciapiede ; e all'uscita dalla stazione eccone degli altri che camminano, camminano anch'essi, quasi correndo. Ciascuno è vestito a modo suo, ma tutti hanno i piedi nudi o tutt'al più difesi da sandali stretti con una correggia, e portano le vesti o i pantaloni tirati su fin quasi al ginocchio, e la testa nuda o coperta da un caschetto di strisce di pelle intrecciate. E si noti che il termometro segna 5° sotto zero e che il suolo è coperto da un grosso strato di neve.

La via che conduce dalla stazione al centro del villaggio è fiancheggiata da un ruscello, il quale corre tanto presto che la sua superficie non si gela ; ed ecco un uomo che, simile a un pescatore di gamberelli, marcia in quell'acqua diaccia con un sorriso di soddisfazione sulle labbra. – E' un pazzo – penserete ; – e son pazzi tutti, è un villaggio di pazzi. – Niente affatto : sono i bagnanti che fanno la loro cura regolare a Woerishofen.

Questa è la prima impressione. Quanto al villaggio, che oggi è una piccola città, esso si compone di case dai tetti altissimi, con numerose finestre dalle persiane verdi, case in mezzo alle quali si vedono grandi edifizi nuovi, alberghi, stabilimenti di bagni. Non mancano naturalmente le botteghe con una quantità di cose alla Kneipp : pane, birra, vestiti, biancheria, sandali, tutto alla Kneipp. E il ritratto di monsignor Kneipp – monsignore perché ha il grado di cameriere segreto di Sua Santità – è in mostra dappertutto ; è un'invasione da cui non c'è che lui, non si vede che lui.

Le consultazioni, che son gratuite per tutti, hanno luogo ogni giorno dalle cinque del dopopranzo. Monsignor Kneipp riceveva i malati nella Kurhaus degli uomini – ve ne sono due altre a Woerishofen, una per le donne e una per i bambini – la quale contiene 72 camere ; la casa è tenuta dai fratelli della misericordia e la pensione giornaliera costa circa sei franchi.

Il suo successore, che secondo ogni probabilità sarà il padre Reile, che è stato il suo discepolo prediletto, senza dubbio non introdurrà variazioni nel programma, per cui le cose a Woerishofen andranno come sono andate finora, almeno fino al giorno più o meno lontano in cui anche la cura Kneipp passerà di moda, o almeno le gente troverà che è inutile incomodarsi fino e Woerishofen, e che si può fare egualmente bene la cura idroterapica in un altro stabilimento qualsiasi o magari, chi ne ha i mezzi, a dominicano.

Torniamo intanto a Woerishofen. [grafica] Chi vuol avere una consultazione deve acquistare prima un libretto speciale, che costa fr. 3,75, e in cui, in mezzo a molte pagine stampate contenenti una quantità di consigli igienici, si trovano delle pagine bianche in cui deve venir indicata la cura speciale che gli sarà prescritta. I malati, muniti dei loro bravi libretti, venivano introdotti a due a due nella camera delle consultazioni, e si trovavano davanti al celebre parroco, un uomo sui settantasei anni, vegeto e robusto, che poteva ben dirsi una réclame vivente del suo sistema di cura.

E' vero che non camminava mai a piedi nudi, perché godeva di una salute di ferro ; ma spesso e volontieri raccontava di essersi guarito in gioventù da una tisi incipiente con l'idroterapia ; e quello appunto era stato il principio del suo apostolato.
 
Nulla di più pittoresco delle conferenze che il parroco soleva tenere ai suoi malati alle cinque pomeridiane. Le conferenze, che nella buona stagione si tenevano all'aria aperta, d'inverno avevano luogo in una grande sala in cui si vedeva un uditorio misto dei più disparati elementi : il ricco banchiere ebreo accanto all' umile curato, la nobile principessa russa accanto alla contadina bavarese, e tutti a piedi nudi, o tutt'al più difesi da sandali.

Ma il curioso spettacolo è quello della passeggiata dopo il bagno, durante l'inverno, sulla neve. Una bella strada, in linea retta, costruita da pochi mesi su di un'altura, è il ritrovo favorito della gente della migliore società : ecco un clubman tutto cascante, che cammina sorretto da due servitori ; e più in là dei francesi in costume di ciclisti, e degli studenti tedeschi col loro tradizionale berretto, e un professore prussiano che marcia energicamente e solennemente con la moglie e con la figlia ; i preti poi sono una legione, e s'incontrano in gran numero i Russi, che senza dubbio attribuiscono alla neve della Baviera delle qualità curative che la neve russa non possiede.

Però chi va a Woerishofen unicamente per soddisfare la propria curiosità e non per curarvi lo stomaco in disordine, i nervi malati, ecc., è meglio che non vi si fermi troppo : gli alberghi sono detestabili, la zuppa Kneipp e il pane Kneipp non sono mangiabili ; la birra Kneipp è imbevibile, e non c'è modo di avere altra birra, altro pane, altra zuppa. Lo spettacolo dei piedi e dei polpacci nudi e lividi, che da principio diverte, finisce col diventare un'ossessione. Appagata la prima curiosità, il meglio che si possa fare è d'andarsene al più presto.

[Fine della trascrizione]
Trascrizione / Abschrift: Helmut Scharpf



Urheber

Pietro Moroges

Quelle

Sammlung Helmut Scharpf

Verleger

Helmut Scharpf

Datum

1897-07-04

Mitarbeiter

Evi Lichtblau

Rechte

gemeinfrei