30.12.1898 – Frau Rupp berichtet von Ottobeuren
Titel
30.12.1898 – Frau Rupp berichtet von Ottobeuren
Beschreibung
In einem Brief mit Neujahrsgrüßen berichtet Frau Rupp mit Erleichterung von der Aufgabe ihrer Wirtschaft - vermutlich die Krone (heute Genobank), deren Konzession an die neu eröffnete Bahnhofsrestauration überging. Max Rupp hat anschließend hier eine Molkerei betrieben. Im Ottobeurer Wochenblatt findet sich eine große Werbung der Eröffnung der neuen Krone durch Brauereibesitzer Geiger.
Zum Ausdruck kommt auch ihre Hoffnung auf eine baldige Eröffnung der Bahnlinie Ottobeuren - Ungerhausen, um das Reisen zu erleichtern. (Dies war allerdings erst im Oktober 1900 so weit.) Ihr Mann Max Rupp besuchte offensichtlich regelmäßig den Schweinemarkt in Landsberg, nahm aber davon Abstand, nachdem Händler auch Ottobeuren besuchten.
Interessant ist auch der Hinweis auf die verstorbene Familie Specht; in der Zeitung von damals ist eine Todesanzeige für Theodor Specht abgedruckt.
Die Aufgabe ihrer Wirtschaft mag durch ein Gerichtsverfahren beschleunigt worden sein, in dem Max Rupp wegen Beleidigung zu einer Geldstrafe und einem Tag Gefängnis verurteilt wurde.
Das Briefpapier ziert eine schöne Lithographie mit Ortsansichten. Die ersten dieser Lithos dürften etwa 1895/96 als Ansichtskarten verschickt worden sein.
Hier nun der transkribierte Brieftext:
Gruß aus Ottobeuren, 30.12.1898
Werthest. Fr. Gerichtsvollzieherin!
Ihre Karte haben wir erhalten, wir danken Ihnen für die Wünsche, die Sie uns dargebracht haben. Wir wünschen Ihnen auch Alles Gute zum neuen Jahre, Gesundheit u. das beste Wohlergehen; wir sind gottlob alle gesund, der Vater ist auch noch immer gut. Wir haben immer viel Arbeit gehabt, weil wir jetzt alles um[ge]baut haben, u. seit dem 8. November keine Wirtschaft mehr haben indem die Consession auf die neue Bahnnrestauration verlegt wurde. Wir haben daher aus der Wirtsstube zwei Zimmer gemacht.
In der obern Logi haben wir überall weiße Decken machen lassen, das Kamin ausreißen lassen, daher zwei neue Kamin, neue Laden, neues Küchepflazter u.s.w. daß Sie Ihnen gar nicht mehr auskennen würden. Aber jetzt fühlen wir uns ganz wohl, weil wir mit Bauen fertig sind, u. besonders weil wir keine Wirtschaft mehr haben. Wir haben daher auch im Sinne, daß wir Ihnen im neuen Jahre besuchen werden, denn jetzt können wir besser fort, u. wann einmal die neue Bahn geht, kommt der Max
auch wieder öfter nach Landsberg auf den Schweinmarkt, aber so ist es immer weit abhanden von der Bahn, u. es sind jetzt auch Händler hier. Beim Specht ist jetzt alles gestorben, was sie vielleicht schon wissen, und jetzt alles in fremden Händen, d.h. die Magd die Judith u. eine Baderin führen das Geschäft.
Ich wünsche auch Ihrem H.[errn] Sohn und der Schwester alles Gute zum neuen Jahr, dieselben Wünsche auch vom Max u. der Großmutter. Ich hoffe, daß mein Schreiben Sie im besten Wohlsein antreffen werde.
Ihre ergebenste Fr. G. Rupp.
__________________
Sammlung Helmut Scharpf, 03/2021
Zum Ausdruck kommt auch ihre Hoffnung auf eine baldige Eröffnung der Bahnlinie Ottobeuren - Ungerhausen, um das Reisen zu erleichtern. (Dies war allerdings erst im Oktober 1900 so weit.) Ihr Mann Max Rupp besuchte offensichtlich regelmäßig den Schweinemarkt in Landsberg, nahm aber davon Abstand, nachdem Händler auch Ottobeuren besuchten.
Interessant ist auch der Hinweis auf die verstorbene Familie Specht; in der Zeitung von damals ist eine Todesanzeige für Theodor Specht abgedruckt.
Die Aufgabe ihrer Wirtschaft mag durch ein Gerichtsverfahren beschleunigt worden sein, in dem Max Rupp wegen Beleidigung zu einer Geldstrafe und einem Tag Gefängnis verurteilt wurde.
Das Briefpapier ziert eine schöne Lithographie mit Ortsansichten. Die ersten dieser Lithos dürften etwa 1895/96 als Ansichtskarten verschickt worden sein.
Hier nun der transkribierte Brieftext:
Gruß aus Ottobeuren, 30.12.1898
Werthest. Fr. Gerichtsvollzieherin!
Ihre Karte haben wir erhalten, wir danken Ihnen für die Wünsche, die Sie uns dargebracht haben. Wir wünschen Ihnen auch Alles Gute zum neuen Jahre, Gesundheit u. das beste Wohlergehen; wir sind gottlob alle gesund, der Vater ist auch noch immer gut. Wir haben immer viel Arbeit gehabt, weil wir jetzt alles um[ge]baut haben, u. seit dem 8. November keine Wirtschaft mehr haben indem die Consession auf die neue Bahnnrestauration verlegt wurde. Wir haben daher aus der Wirtsstube zwei Zimmer gemacht.
In der obern Logi haben wir überall weiße Decken machen lassen, das Kamin ausreißen lassen, daher zwei neue Kamin, neue Laden, neues Küchepflazter u.s.w. daß Sie Ihnen gar nicht mehr auskennen würden. Aber jetzt fühlen wir uns ganz wohl, weil wir mit Bauen fertig sind, u. besonders weil wir keine Wirtschaft mehr haben. Wir haben daher auch im Sinne, daß wir Ihnen im neuen Jahre besuchen werden, denn jetzt können wir besser fort, u. wann einmal die neue Bahn geht, kommt der Max
auch wieder öfter nach Landsberg auf den Schweinmarkt, aber so ist es immer weit abhanden von der Bahn, u. es sind jetzt auch Händler hier. Beim Specht ist jetzt alles gestorben, was sie vielleicht schon wissen, und jetzt alles in fremden Händen, d.h. die Magd die Judith u. eine Baderin führen das Geschäft.
Ich wünsche auch Ihrem H.[errn] Sohn und der Schwester alles Gute zum neuen Jahr, dieselben Wünsche auch vom Max u. der Großmutter. Ich hoffe, daß mein Schreiben Sie im besten Wohlsein antreffen werde.
Ihre ergebenste Fr. G. Rupp.
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Sammlung Helmut Scharpf, 03/2021
Urheber
Frau Rupp
Quelle
Sammlung Helmut Scharpf
Verleger
Helmut Scharpf
Datum
1898-12-30
Rechte
gemeinfrei