1891 – der „Pfarrer Kneipp Marsch“

Titel

1891 – der „Pfarrer Kneipp Marsch“

Beschreibung

Der Josef Aibl-Verlag aus München hat eine weitere Fassung des „Pfarrer Kneipp Marsches“ herausgegeben. Die Klavierbegleitung ist anders gehalten als in der Ausgabe von Eduard Fritsche (Wörishofen), dem Gesangspart geht insb. ein längeres Klaviervorspiel voraus.

Die großformatige Ausgabe (32,5 x 25 cm; hier auf DIN A4 verkleinert) ist mit einem sehr dekorativen Cover versehen; die Lithographie stammt aus der Musikaliendruckerei Friedrich Moritz Geidel (Leipzig). Zusammen mit den Firmen Brandstetter (urspr. Friedrich Garbrecht), C.G. Röder sowie Breitkopf & Härtel kamen Mitte der 1930er Jahre 80 - 90 % des weltweiten Musikalienbedarfs aus Leipzig (Quelle: S. 37 in: Knopf, Sabine: Buchstadt Leipzig. Der historische Reiseführer, Berlin, 2011).

Leider blieben die beiden Haupttonarten (G- und D-Dur)  unverändert, der Refrain geht im Spitzenton deshalb bis zum g' bzw. g'', was für Alt- und Bassstimmen kaum zu leisten ist. Die Strophen sollen solistisch besetzt werden, im Refrain wird der Chor zu „lärmenden Bewegungen“ und zum Klatschen angeregt.

Unterschiede gibt es auch beim Text von Ferdinand Fränkel: Während die Fritsche-Ausgabe acht Strophen umfasst, sind es in der vorliegenden Version nur sechs.
Die Abschrift der Strophen wurde mit einem manipulierten Kneipp-Portrait versehen, einem „lächelnden Kneipp“, den es auf zeitgenössischen Fotos so nicht gibt.

1. Wer lang und gesund will leben, der muss folgen Pfarrer Kneipp.
Muss dem Wasser sich ergeben, um zu stärken seinen Leib.

Refrain
Früh aufstehen, barfuß gehen, Wiesen laufen, kost‘s auch schnaufen.
Unterguss, Oberguss, husch husch husch, husch husch husch,
dabei kommt das Blut in Fluss.
Drum hoch die edle Kneipperei, ist auch kein Tröpflein Bier dabei.
Drum hoch die edle Kneipperei, hoch, hoch, die edle Kneipperei, ei, ei!

(2). Wer will froh des Alters werden, der muss leben nach Pfarrer Kneipp.
Sich in allem streng abhärten, nicht verweicheln seinen Leib. (Refrain)

3. Gicht und Podagra* muss weichen, lebt man streng nach Pfarrer Kneipp.
Bleich die Damen, oft wie Leichen, kriegen frisches Blut in‘ Leib. (Refrain)
*Reißmattheis (Rheumatismus)

4. Und die edlen Hämorrhidalen, die kuriert erst Pfarrer Kneipp.
Sozialen wie Liberalen, geht er gleichfalls scharf zu Leib. (Refrain)

5. Selbst die Herren Bürokraten, absolviert so Pfarrer Kneipp.
Ist der Rücken steif geraten, lässt er sie zum Zeitvertreib: (Refrain)

6. Junge sowie alte Sünder suchen Trost bei Pfarrer Kneipp.
Und er heilet sie nicht minder, wenn bankrott nicht Seel und Leib. (Refrain)

(7). Fehlt‘s an Nerven oder Magen, trinkt man Malzkaffe von Kneipp.
Bald verschwinden dann die Plagen, lebensfroh wird Seel und Leib. (Refrain)

8. Darum lasst den Mut nicht sinken, lebt nach der Methode Kneipp.
Die Natur wird euch dann winken, sie allein nur stärkt den Leib. (Refrain)

(Die beiden Strophen, die in manchen Ausgaben fehlen, sind hier in Klammern gesetzt.)

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Der „Pfarrer Kneipp Marsch“ (auch: „Pfarrer Kneipp Marsch-Lied)“ war schon zu Lebzeiten Kneipps überall populär. Auf dem Original findet sich ein Stempel der „Musik-Instrumenten und Musikalien-Handlung Chr. Wessely“ aus Cleve, zwei weitere Stempel stammen aus den Niederlanden (s. Cover-Fassung in Originalgröße).
Das Original konnte im Juli 2021 bei einem Musikantiquariat in Kranenburg angekauft werden (Sammlung Helmut Scharpf) und wurde aufwändig digital restauriert.

Zur Ausgabe von Fritsche gelangen Sie hier.

Urheber

Aibl-Verlag München

Quelle

Sammlung Helmut Scharpf

Verleger

Helmut Scharpf

Datum

1891-06-17

Rechte

gemeinfrei