August 1929 – Ottobeuren vom nordöstlichen Ortsrand
Titel
Beschreibung
Diese Ansicht ist recht ungewöhnlich, denn sie zeigt den Blick über Ottobeuren von einer hohen Warte aus, die sonst keiner genutzt hat: vom Kamin des Sägewerks Fickler. An der Stelle des heutigen Feuerwehrhauses (Thalheimerstraße 3) hatte Johann Fickler 1924 ein Dampfsäge-, Hobel- u. Spaltwerk errichtet, auf dessen Südseite ein sehr hoher Fabrikkamin emporragte. Im Vordergrund sind die Häuser der Sterngasse zu sehen, rechts – recht prominent – der Bauernhof der Familie Mahler in der Alexanderstraße, über dem mittleren Haus der Sterngasse ist das Gelände der Kohlenhandlung von Alexander bzw. Xaver Notz zu sehen, mit dem alten Viehstall (mit ca. 20 Plätzen), der 1972 abbrannte.
Exkurs zum Ort der Aufnahme:
Noch ist die Recherche zur Fickler-Säge nicht weit gediehen; bis etwa Mitte der 1970er Jahre stand noch die Ruine, anschließend wurde das große Areal als Ottobeurer Festplatz genutzt. Im großen Festzelt gab es Ottobeurer Bier von Max Graf, der das Fest mit- oder sogar hauptverantwortlich organisierte. Auch die Banken scheinen involviert gewesen zu sein. Es wurde immer ein Fahrgeschäft angeboten (z.B. Autoscooter). Das Grundstück soll angeblich von einem früheren Konkurrenten, Schaber, aufgekauft worden sein.
Als es darum ging, in der Thalheimerstraße 3 die Feuerwehr an den neuen Standort zu bringen, hatte Bürgermeister Frehner wegen des Festplatzes Bedenken.
In der Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Ottobeuren von 1996 wird auf den Seiten 88 - 91 zur weiteren des Geländes der ehemaligen Säge unter den Jahren 1983/84 ausgeführt:
24. Mai 1983: Der Gemeinderat stimmte dem Kauf des ehemaligen Festplatzes an der Thalheimerstraße zu. Bürgermeister Frehner soll mit der Freiwilligen Feuerwehr und den öffentlichen Stellen die Pläne für das Feuerwehrzentrum ausarbeiten.
Der Gemeinderat beschloss am 15. Juli, das Projekt „Feuerwehrzentrum“ nach den von Architekt Martin Schiller vorgelegten Plänen zu erstellen. Die Baukosten und der Kauf des Grundstücks liegen bei 1,5 Millionen Mark. Am nächsten Tag stellte die Verwaltung einen Antrag auf staatliche Förderung.
Am 9. November erteilte die Regierung die Genehmigung für einen vorzeitigen Baubeginn des Feuerwehrzentrums.
1984
Die Freiwillige Feuerwehr Ottobeuren bekommt ein neues Zuhause:
Am 3. März war Baubeginn und bereits am 3. November 1984 der Einzug. Die Kosten betrugen 1,453 Millionen Mark, davon für das Grundstück 217.000 Mark, Gebäude 891.500 Mark, für Geräte- und Wirtschaftsausstattung 165.000 Mark und für die Außenanlage 76.000 Mark. Die Bauneben- und Erschließungskosten beliefen sich auf 104.000 Mark.
Ein besonderes Ereignis war die offizielle Übergabe des neuerbauten Feuerwehrzentrums durch Bürgermeister Frehner und die feierliche Einweihung durch die Ortsgeistlichen Pater Winfried Stenke und Pfarrer Harald Schmied. Bürgermeister Martin Frehner zollte hohes Lob den Wehrmännern um Kommandant Karl Döring: „Zahlreiche Nachwuchskräfte der Wehr gewährleisteten Bestand und Schlagkraft der Freiwilligen Feuerwehr auch in der Zukunft“, dankte dem Gemeinderat, dem Architekten Schiller, allen Bauschaffenden und der Familie Graf für die Überlassung der Garagen im Posthof.
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Die Karte stammt aus dem Nachlass des Oberpostschaffners Franz Voggesser (†15.06.1965), ob das Foto vom ihm selbst angefertigt wurde, lässt sich nicht sagen.
Auf der Kartenrückseite steht „Andenken an mein liebes Ottobeuren. Aufnahme vom August 1929“.
Die schon recht degenerierte Karte wurde aufwändig nachbearbeitet, die hochkantige Variante war zudem sehr dunkel.
Sammlung Helmut Scharpf, 01/2025