30.03.2012 – Segnung des ersten Ottobeurer Osterbrunnens
Titel
Beschreibung
Im Jahre 2010 hatte Gerlinde Görres eine Idee, die die Tradition in Ottobeuren wieder aufleben lassen sollte: den geschmückten Osterbrunnen. Diese einfache, aber kraftvolle Geste des Frühlings und des Lebens sollte der Gemeinde und ihren Besuchern ein neues Symbol der Hoffnung und Erneuerung schenken. Nach zweijähriger Vorarbeit und Planung war es am 30. März 2012 endlich so weit: Der erste Osterbrunnen in Ottobeuren erstrahlte in voller Pracht.
Die Entstehung des Osterbrunnens
Der Ursprung dieses Brauches geht auf keltische und germanische Traditionen zurück, in denen Quellen und Brunnen zu Ehren der Frühlingsgöttin Ostara geschmückt wurden. Wasser, das Symbol für Leben, Reinigung und Erneuerung, wurde auch in Ottobeuren zum zentralen Element. Für Gerlinde Görres war es wichtig, diesen Brauch wiederzubeleben und den Brunnen als Symbol des Lebens und der Auferstehung in die Osterzeit einzuführen.
Mit tatkräftiger Unterstützung des „Katholischen Frauenbundes Ottobeuren“ und zahlreicher Ehrenamtlicher konnte der Plan in die Tat umgesetzt werden. Die Genossenschaftsbank Ottobeuren stellte freundlicherweise den Platz für den Brunnen zur Verfügung (am „Kleinen Marktplatz“), die technische Umsetzung des Gerüstes übernahm der Reuthener Werner Kinzer. Es war eine Gemeinschaftsleistung, bei der sich Frauen und Männer gleichermaßen einbrachten.
Im März 2012 wurden in der Garage von Familie Hatzelmann unzählige Zweige gebunden und kunstvoll in das Gerüst integriert. Die bunten Eier, die den Brunnen zieren, wurden von Gerlinde Görres' Ehemann Günther sorgfältig vorgebohrt und auf Draht aufgereiht.
Die Einweihung des Osterbrunnens fand schließlich am 30. März 2012 statt. Eine kleine Abordnung der Blasmusik Ottobeuren und der Kinderchor unter der Leitung von Josef Miltschitzky bereicherten das Fest mit Musik. Es wurde zu einem gemeinschaftlichen Ereignis, bei dem auch Bewohner des Lebenszentrums Ottobeuren mit ihren selbstgebackenen Plätzchen und Ostergebäck für ein herzliches Beisammensein sorgten. Der Segensspruch von Pater Johannes Schaber [seit 2013 Abt Johannes] rundete die Feierlichkeiten ab und gab dem Osterbrunnen seinen geistlichen Segen. Gerlinde Görres’ Worte am Ende des Festes sprachen von der Hoffnung, eine alte Tradition wieder zum Leben erweckt zu haben, die auch in den kommenden Jahren fortgeführt werden sollte.
Ein Symbol für die Gemeinschaft
Der Osterbrunnen in Ottobeuren ist mehr als nur eine Dekoration: Er symbolisiert Gemeinschaft, Tradition und den zyklischen Übergang von der Dunkelheit zum Licht, vom Winter zum Frühling. Das Projekt brachte Menschen aus allen Bereichen der Gemeinde zusammen – von den Frauen des Frauenbundes über die kräftigen Männer, die den Brunnen aufstellten, bis hin zu den Kindern, die das Fest mit ihrer Musik begleiteten. Der Brunnen war und ist ein lebendiges Zeugnis dafür, wie Traditionen neu belebt werden können, wenn Menschen sich zusammenschließen und mit Leidenschaft an einem gemeinsamen Ziel arbeiten.
Gerlinde Görres: eine Frau des Engagements
Gerlinde Görres, die Ideengeberin und treibende Kraft hinter dem Projekt, ist eine der herausragenden Persönlichkeiten in Ottobeuren. Ihr Engagement geht weit über den Osterbrunnen hinaus. Sie war von 2001 bis 2017 Vorsitzende des Katholischen Frauenbundes Ottobeuren und setzte sich mit unermüdlichem Einsatz für zahlreiche Projekte ein – von der Fußwallfahrt nach Kaufbeuren über das Kräuterboschenbinden bis hin zu den Adventsfenstern und Theateraufführungen.
Aber es war nicht nur ihre Arbeit im Frauenbund, die sie zu einer zentralen Figur in der Gemeinde machte. Auch in der Verwaltung der Sing- und Musikschule Ottobeuren war sie – bis Ende August 2020 – über 27 Jahre hinweg tätig und half, die Institution mit ihrem Engagement zu prägen. Gerlinde Görres war es, die auch hier das Team zusammenhielt, Ideen einbrachte und stets zuverlässig die organisatorischen Fäden zog.
Für ihre jahrelange ehrenamtliche Arbeit wurde sie 2019 mit dem Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten ausgezeichnet – eine verdiente Anerkennung ihres außergewöhnlichen Einsatzes für die Gemeinschaft. Der Landrat Hans-Joachim Weirather hob in seiner Laudatio hervor, dass es immer eine Person wie Gerlinde Görres brauche, die als Motor eines Vereins agiert, neue Impulse gibt und die Gemeinschaft zusammenhält. „Wir sind sehr dankbar, dass wir solche Kräfte in unserer Pfarrei haben“, betonte Pfarrer Pater Christoph Maria OSB.
Fazit
Der Osterbrunnen in Ottobeuren hat sich bis heute – Anfang 2025 – zu einem festen Bestandteil der Ostertraditionen der Gemeinde entwickelt. Er erinnert nicht nur an die Kraft des Wassers als Symbol des Lebens, sondern auch an das Engagement von Gerlinde Görres und all den anderen, die sich in der Gemeinschaft einbringen. Ihre Bemühungen, diese Tradition zu bewahren und weiterzugeben, sind ein Paradebeispiel dafür, wie Engagement und Zusammenarbeit das Leben einer ganzen Gemeinde bereichern können.
Gerlinde Görres selbst jedoch sieht den Brunnen nicht als ihren persönlichen Erfolg, sondern als ein Werk der Gemeinschaft. „Wir haben das zusammen geschafft“, sagte sie bei der Einweihung des ersten Osterbrunnens und fügte hinzu: „Ich hoffe, dass wir diese Tradition noch viele Jahre fortführen können.“
So bleibt der Osterbrunnen in Ottobeuren nicht nur ein saisonales Highlight, sondern auch ein lebendiges Symbol für das, was es bedeutet, sich für das Wohl der Gemeinschaft einzusetzen und Traditionen in die Zukunft zu tragen.
Abgebaut wird der Osterbrunnen immer vor dem 1. Mai-Feiertag; im ersten Jahr am 26.04.2012.
Quellen:
Memminger Zeitung, 07.04.2012 („Erster Ottobeurer Osterbrunnen gesegnet“)
Memminger Zeitung, 10.05.2019 („Mit Leidenschaft und Kreativität im Einsatz. Auszeichnung Gerlinde Görres aus Ottobeuren erhält Ehrenzeichen des Ministerpräsidenten“)
Ottobeuren Life, 6/2019, S. 6f. („Gerlinde Görres mit Ehrenzeichen des Ministerpräsidenten ausgezeichnet“)
Ottobeuren Life, 02/2022, S. 10 („27 Jahre für die Sing- und Musikschule Ottobeuren e.V. tätig“)
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Die Fotos wurden von Gerlinde Görres zur Verfügung gestellt. Nachbearbeitung und Zusammenstellung: Helmut Scharpf, 02/2025