Zwischen 1947 und 55: Inge Trapp zeichnet eine Ansicht der Basilika Ottobeuren

Titel

Zwischen 1947 und 55: Inge Trapp zeichnet eine Ansicht der Basilika Ottobeuren

Beschreibung

Ingeborg Maria Schickling (geb. Trapp, * 19. März 1925, Eger, † 22. September 2016, Ottobeuren), meinte einmal, dass sie fürs Malen erst Zeit gefunden habe, als ihre drei Kinder größer waren. Die hier abgebildete Zeichnung, die die Basilika Ottobeuren vom Klostergarten aus zeigt, beweist das Gegenteil. Signiert ist die Arbeit, die als Postkarte (10,5 x 14,8 cm) veröffentlicht wurde, mit „JTrapp“, sprich, ihrem Geburtsnamen; die Heirat mit Erich Schickling erfolgte erst 1955.

Von 1944 bis 1983 übte sie den Beruf der Volksschullehrerin aus, zunächst in Masuren, ab 1946 in Ungerhausen, ab 1947 schließlich in Ottobeuren. Inge hatte nebenbei bereits eine Zusage der Akademie der Bildenden Künste München erhalten, aufgrund des Lehrermangels nach dem Krieg wurde die Lehrerin von der Regierung von Schwaben jedoch nicht freigestellt. Sie war also schon lange vor ihrer Heirat künstlerisch tätig.

Passend zum Thema: Rund 50 Interessierte kamen am 4. Mai 2025 zur Vernissage der Ausstellung „Inge Schickling (1925 - 2016) zum 100. Geburtstag“ in der Galerie am Turm in Eggisried (Eggisried 29 ½). Zu sehen sind ihre Werke dort noch bis bis Sonntag, den 22. Juni 2025. Porträts von Kindern und von sich selbst hat Inge Schickling angefertigt, Blumen, Landschaften und Winterbilder gemalt und verschiedene Techniken ausprobiert. Tochter Elisabeth Schickling bei der Ausstellungseröffnung über ihre Mutter: „Sie war sehr aufgeschlossen für neue Techniken.“ In diesem Beitrag sind vier der Ausstellungsstücke eingepflegt. Im erläuternden Text am Eingang der Ausstellung heißt es:

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Inge Schickling ist als Inge Trapp am 19. März 1925 in Eger (Böhmen, heute Cheb in Tschechien) geboren. Sie erlebt eine glückliche Kindheit in ihrer Familie mit dem jüngeren Bruder Günter. In ihrer Jugend ist sie begeistert in der „Wandervogel-Bewegung“ unterwegs. Die Ausbildung zur Lehrerin ist geprägt von einer für Inges Leben maßgebenden Begegnung: Ihre Lehrerin war wegen ihres bekennenden Glaubens aus dem Rheinland nach Eger strafversetzt worden.

Die erste Lehrerstelle muss Inge Trapp 19-jährig im Kriegsjahr 1944 im 1000 km entfernten Allenstein (Ostpreußen) antreten. Nur dank einer glücklichen Fügung entkommt sie den rasch nahenden Sowjets im Winter 1944/45 mit dem letzten Zug. Zuhause erlebt sie die Bombardierung ihrer Heimatstadt Eger. 1947 wird ihre Familie mit anderen Deutschen ausgewiesen und vertrieben. Kurz vorher bringt Inge Trapp die gotische Madonnen-Figur aus dem Familienbesitz in das örtliche Museum, um sie dort in Sicherheit zu wissen.
Nach ihrer Ausweisung findet Inge Trapp mit ihrer Familie Herberge bei Verwandten in Ottobeuren. Sie bewirbt sich an der Akademie der bildenden Künste in München. Sie wird angenommen, doch die Regierung von Schwaben gibt sie nicht frei, weil nach dem Krieg Lehrermangel herrscht.

In einem Bibelkreis lernt Inge Trapp Erich Schickling, ebenfalls Heimatvertriebener, kennen. Sie heiraten 1955, und Inge Schickling folgt ihrem Mann Erich ins Günztal nach Eggisried. Drei Töchter werden geboren, und Inge ernährt mit ihrem Lehrergehalt die Familie. Sie hält ihrem Mann den Rücken frei, der so sein Künstler-Sein leben kann. Nach ihrer Pensionierung 1987 bis zu ihrem Tod am 22. September 2016 kann sie sich ihrem eigenen künstlerischen Gestalten mehr widmen und hingeben.

Die Wertschätzung der ehemaligen Schüler für Inge Trapp bzw. Inge Schickling ist ungebrochen. Gebhard Miller schrieb fürs Gästebuch der Ausstellung ein Gedicht, das an das letzte Klassentreffen mit ihr erinnert:

Lauter kleine Buben waren wir, die gingen durch die Schulhaustür.
Das Amtsgebäude nahm uns auf, so nahm die Schulzeit ihren Lauf.
Fräulein Trapp musste uns führen, da war von Schulstress nichts zu spüren.
Man lernte lesen, rechnen, schreiben, und an den Weihern Unfug treiben.
Zu unsrer Freude durften wir, auch Osterhasen suchen hier.
Zwei Jahre viel zu schnell dahin, es gab 'ne andre Lehrerin.
Als in die Bubenschul' wir kamen, da war die „Schneiderin“ mit Namen.
Als ich dann später Schreiner wurde und fürs Hause Schickling werkeln durfte,
Da war die Freude riesengroß, denn ja, das „Fräulein Trapp“ war wieder da!

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Brigitte Unglert-Meyer berichtete am 8.5.2025 über die Ausstellungseröffnung („Das Lebensbild einer Künstlerin entfaltet sich. Ausstellung zum 100. Geburtstag von Inge Schickling in Eggisried zeigt Porträts, Blumen, Landschaften und Winterbilder“) sowie in der Juni-Ausgabe des Ottobeuren Life. Gezeigt werden Bilder, die sie nach ihrer Pensionierung 1987 in den letzten 25 Jahren bis zu ihrem Tod geschaffen hat. Ingeborg Schickling liegt im Vorhof der Hauskapelle in Eggisried begraben.

Am 19. März 2015 hatte Inge Schickling ihren 90. Geburtstag gefeiert. Wie schon anlässlich des 80. und 85. Geburtstages, so machte sie sich selbst und uns das Geschenk einer Ausstellung, die bis zum 9. April im Kursaal zu sehen war (s. Link).

Die abgebildete Zeichnung mit Klostergarten und Basilika konnte im Juni 2025 angekauft werden (Sammlung Helmut Scharpf).

Urheber

Inge Trapp

Quelle

Sammlung Helmut Scharpf

Verleger

Helmut Scharpf

Datum

1950-06-20

Rechte

noch nicht geklärt