12.10.1874– Einweihung des Kriegerdenkmals auf dem Marktplatz
Titel
Beschreibung
Es war das wichtigste gesellschaftliche Ereignis des Jahres 1874. Man hatte jahrelang angespart, ein eigenes Komitee gebildet, um dann den acht im Krieg gegen Frankreich 1870/71 gefallenen Ottobeurern ein Denkmal zu setzen. Der Obelisk hatte vermutlich das größere Pendant am Karolinenplatz in München zum Vorbild.
Neben den Zeitungsberichten aus dem Ottobeurer Wochenblatt steht uns die 10-seitige Rede des damaligen Ortspfarrers Pater Hermann Koneberg (1871-1889) in gedruckter Form zur Verfügung, der als Militärselsorger selbst Kriegsteilnehmer war und hochdekoriert (als „Ritter des königlich-bayerischen Militär-Verdienstordens“ und des „Eisernen Kreuzes am weißen Bande“) zurückkam.
Literaturzitat:
Koneberg, Hermann: Memento! Rede, gehalten bei der Einweihung des Kriegerdenkmales zu Ottobeuren am 12. Oktober 1874, C. Ganser, Ottobeuren, 1874, 10 S.
Es fällt auf, dass der Krieg als solcher in keinster Weise kritisch hinterfragt wird. Koneberg geht auf die Franzosen als Feinde im Allgemeinen und auf Napoleon im Besonderen ein.
Der Sieg im „70ger Krieg“ ebnete den Weg zur Ausrufung des deutschen Kaiserreiches. Bis zum 1. Weltkrieg wurde jährlich der Sedantag gefeiert – auch in Ottobeuren.
1924 wurde ein weiteres Kriegerdenkmal eingeweiht und eine zeitlang gab es am Marktplatz somit zwei Kriegerdenkmale. Nachdem auf dem 1924 eingeweihten neuen Denkmal auch die Namen der Kriegstoten von 1870/71 mit verewigte, wurde der Obelisk überflüssig. Über den Verbleib des Steines ranken sich diverse Mythen; am wahrscheinlichsten ist, dass er im November 1959 zersägt wurde. Die Zahl der Buchstaben (225) wird in der Zeitung zwar erwähnt, an keiner Stelle jedoch der eigentliche Wortlaut der Inschrift.
Eine letzte große Ehrung erfuhren die verstorbenen Veteranen des Krieges 1870/71 mit der Aufstellung einer Ehrentafel auf dem Ottobeurer Friedhof im Juli 1911. Auf dem Foto sind die dann noch lebenden Veteranen im Festzug in der Luitpoldstraße zu sehen.
Eine weitere Beobachtung ist die reine Statistenrolle, die Bürgermeister Mahler zuteil wurde. Im Festzug war den Bürgermeistern (auch von Betzisried, Haitzen, Guggenberg und Ollarzried) zwar eine Position zugewiesen, an keiner Stelle ist jedoch von einer Festansprache die Rede. Diesen Part übernahm allein Pater Hermann Koneberg.
Im Rahmen eines Theaterstücks wurde darüber hinaus ein Festprolog des Lehramtskandidaten Alexander Leonhard vorgetragen, der ebenfalls gedruckt herausgebracht wurde. Wer diesen Prolog hat, bitte im Touristikamt melden! Leonhard gehörte dem Festkomitee an und verfasste für das Ottobeurer Wochenblatt den Hauptartikel zur Einweihung (s.u.).
Die Druckschrift von Konebergs Rede wurde aufwändig restauriert; eine Abschrift ist in Vorbereitung. Drei Bilder des Marktplatzes mit dem Obelisken sind hier abrufbar:
1906 / 1917 / 1933 /
Hier nun alle Zeitungsbeiträge zum Thema. Sie können diese Texte auch als Worddatei bzw. als pdf abrufen (dies bietet bessere Möglichkeiten der Formatierung).
Die erstmalige Bekanntmachung findet sich im Ottobeurer Wochenblatt Nro. 38 vom 17.09.1874, S1:
Bekanntmachung.
Inhaltlich Entschließung des k. Staatsministeriums des Innern vom 2. lfd. Mts. Nr. 10247 haben Seine Majestät der König die Aufstellung eines Denkmals zum Andenken an die im Kriege 1870/71 gegen Frankreich gefallenen Krieger aus der Pfarrgemeinde Ottobeuren nach der vorgelegten Zeichnung und mit den in der Eingabe des k. Landgerichtsassessors Müller vom 30. Juli l. Js. bezeichneten Inschriften auf dem Marktplatze zu Ottobeuren allergnädigst zu genehmigen geruht.
Indem wir dieses hiemit zur allgemeinen Kenntniß bringen, ersuchen wir zugleich diejenigen Gönner und Freunde des Denkmales, welche noch keine Beiträge geleistet haben, diese noch vor der in allernächster Zeit zu erwartenden Aufstellung und Einweihung des Denkmales an Herrn Josef Maier dahier abzuliefern.
Ottobeuren den 16. September 1874.
Das Comité.
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Ottobeurer Wochenblatt Nro. 40 vom 01.10.1874, S1f.:
Bekanntmachung.
Am Maximilianstage
Montag den 12. Oktober l. J., wird das auf dem hiesigen Marktplatze aufgestellte und zum Andenken an die im Kriege 1870/71 gegen Frankreich gefallenen Krieger aus der Pfarrgemeinde Ottobeuren gestiftete Denkmal feierlich eingeweiht. Die Feierlichkeit erfolgt nach folgendem Programm:
1) Morgens 6 Uhr Tagreveille, Schießen und Läuten aller Glocken, –
2) zwischen 8 und ½9 Uhr Versammlung der Theilnehmer des Festzuges auf dem Marktplatze,
3) um ¾9 Uhr Abmarsch zur Kirche mit Musik und Glockengeläute, –
4) um 9 Uhr Gottesdienst in der Pfarrkirche (Traueramt), –
5) nach demselben Rückzug auf den Marktplatz zum Denkmale mit Musik (Trauermarsch) und
Glockengeläute, –
6) nach Ankunft auf dem Festplatze Gesang, – hierauf
7) Festrede, gehalten von Herrn Pfarrer P. Koneberg, –
8) Gesang, –
9) Weihe des Denkmales, –
10) Bekränzung des Denkmales und Musik, –
11) Gesang, –
12) militärische Gebethymne mit Hosannaläuten, – und
13) zum Schluß: Volksgesang, – „Großer Gott wir loben Dich“ etc. – mit Musikbegleitung; –
14) Nachmittags: Festvorstellung im Theater mit Prolog. –
15) Nach dem Theater musikalische Unterhaltung im Gasthause zur Post, – endlich
16) Abends: Gebetläuten mit Hosanna und Beleuchtung des Denkmales mit Musik, und hierauf
musikalischer Zapfenstreich.
Indem wir dieses zur öffentlichen Kenntniß brigen, laden wir zugleich die Angehörigen der Pfarrgemeinde Ottobeuren, darunter namentlich ihre Veteranen der alten und neuen Zeit, gleichviel ob einem Veteranenvereine angehörig oder nicht, und die Hinterbliebenen der Gefallenen, – dann auch die Veteranen von Auswärts, – und überhaupt alle Freunde und Gönner des Denkmales hiemit geziemend ein.
Daß wir uns auch die Betheiligung der hochwürdigen Gesitlichkeit, der Herrn Beamten und der Gemeindeverwaltungen von Ottobeuren, Betzisried, Guggenberg und Haitzen zur besonderen Ehre rechnen, glauben wir nicht ausdrücklich versichern zu müssen.
Spezielle Einladungen bitten wir uns zu erlassen.
Die Reihenfolge und der Weg des Festzuges werden später noch bekannt gegeben werden.
Näheres über die Festvorstellung im Theater wird der hiesige Theaterverein selbst veröffentlichen. Der Fahrweg über den Marktplatz ist während der Einweihung des Denkmales gesperrt.
Für Aufrechterhaltung der Ordnung wird die Feuerwehr sorgen, und bitten wir deßhalb, ihre Anordnungen gerne zu befolgen.
Sämmtliche Einwohner von Ottobeuren aber ersuchen wir, zur Verherrlichung des Festes durch Schmücken und Beflaggen der Häuser beizutragen.
Ottobeuren am 29. September 1874.
Das Fest-Comité:
Abröll, Schuhmachermeister, Achner, Lehrer, Baur, Oberförster, Dreyer, Bürgermeister, P. Koneberg, Pfarrer, Leonhard, Säcklermeister, Mahler, Bürgermeister, Müller, Assessor, Raith, Spenglermeister, Schaller, Gerichtsvollzieher, Specht, Kaufmann, Steigleder, Beigeordneter; –
Breller, Hölzle, Kofler und Maier, Veteranen.
In derselben Ausgabe gab „die Vorstandschaft“ bekannt, dass am 12.10.1874 auch der Veteranenjahrtag gehalten werden.
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Ottobeurer Wochenblatt Nro. 41 vom 08.10.1874, S1:
Bekanntmachung.
Unter Bezug auf unsere Bekanntmachung vom 29. vor. Mon. beehren wir uns weiter zu veröffentlichen, daß der Festzug vom Marktplatze zur Kirche sich in nachstehender Reihenfolge bewegen wird als:
Abtheilung der Feuerwehr, – die Trommler und Festmusik mit ihrem Führer, – die Schulknaben, – die Anstaltsknaben, – die Schulmädchen, – die Festmädchen und Festjungfrauen, – die Sänger, – die Hinterbliebenen der Gefallenen, – die hochwürdige Geistlichkeit und Herrn Beamten, – die Gemeindeverwaltungen von Ottobeuren, Betzisried, Guggenberg und Haitzen mit ihren Herrn Bürgermeistern und Beigeordneten an der Spitze, – die Mannschaft der hiesigen Gendarmerie-Station, – sämmtliche Veteranen der alten und neuen Zeit, – die Mitglieder des Festkomies, soweit noch nicht eingereiht, oder sonst verwendet, – und zum Schluße eine Abtheilung der Feuerwehr.
Wir bitten, in dieser Reihenfolge auch die Plätze in der Kirche einzunehmen. Bei dem Zuge aus der Kirche zum Markt- und Festplatze zurück wird sich die fungirende Geistlichkeit nach den Sängern einreihen. Schließlich ersuchen wir die Einwohner Ottobeurens wiederholt, in dankbarem Andenken und in treuer Liebe und Verehrung für die Gefallenen die Häuser schmücken und beflaggen zu wollen.
Ottobeuren den 6. Oktober 1874.
Das Fest-Comite.
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In der Ausgabe des Ottobeurer Wochenblatts Nro. 42 vom 15.10.1874 (sowie in Nro. 43 vom 22.10.1874) erschien auf S. 1 der Hinweis auf die gedruckten Reden. Der Erlös floss zugunsten des Denkmalprojekts:
Bekanntmachung.
Die bei der Einweihung des hiesigen Krieger-Monumentes gehaltene Festrede des Herrn Pfarrers P. Koneberg, sowie der im Theater vorgetragene Festprolog des Herrn Lehramtskandidaten Leonhard sind zum Besten des Denkmales käuflich zu haben bei Buchbinder Braun und in der Redaktion dieses Blattes.
Ottobeuren den 14. Oktober 1871.
Das Fest-Comite.
Auf den Seiten 3 und 4 erschien nach der Einweihung einer der wenigen längeren Artikel, die sich mit einem Ottobeurer Thema beschäftigten. Immerhin war die Einweihung des Kriegerdenkmales das Ereignis des Jahres schlechthin.
Der 12. Oktober 1874, ein Festtag für Ottobeuren.
„Doch Heldenblut ist dir geflossen,
Dir sank der Jugend schönste Zier.“
L. Uhland.
Ja „Heldenblut ist Dir geflossen, lieber Heimatort, um Dich zu bewahren vor den Schrecken eines feindlichen Einfalles, um Hab und Gut, Leben und Freiheit Deiner Bewohner zu schirmen, um Dich einzufügen ins große deutsche Vaterland. Und Du warst nicht undankbar gegen jene Helden, Du hast ihre Thaten nicht ins Grab der Vergessenheit gesenkt, das beweisen die großen Opfer, die Du gebracht im Verein mit den auswärtigen Gemeinden und für die ich im Namen der Gefallenen und deren Hinterbliebenen den wärmsten Dank ausspreche – das beweist der schöne Obelisk, der jetzt auf dem Marktplatze ernst und sinnig an das vergossene Heldenblut erinnert, das beweist der Tag seiner Einweihung, der 12. Oktober 1874.
Das war ein herrlicher Festtag, dieser 12. Oktober: schon Tage vorher verkündeten die teilweise Beflaggung und Bekränzung der Häuser und der Zapfenstreich, den die 4 jungen Tambours unter der ebenso umsichtigen als unermüdlichen Leitung des Hr. Gerichtsdieners „Schön“ trefflithc einstudirt hatten, daß morgen etwas Ungewöhnliches vorgehen müsse.
Früh morgen 6 Uhr ertönten Böllerschüsse und zugleich klang das herrliche Geläute der drei großen Glocken in harmonischen Akkorden hinaus in den prächtigen Oktobermorgen, den man nach dem droehnden Gewölk am Abend vorher kaum zu erwarten wagte. Rein war der Himmel, nur ein leiser Windhauch bewegte die Flagge, die von dem Wunderbau der Kirche und des Klosters sowie von fast allen Häusern des Marktes herabflatterten. Ja, Ottobeuren hatte sich in sein schönstes Festgewand geworfen, das zeigte mir ein Morgenspaziergang durch die Straßen von denen die meisten mit Flaggen und Kränzen reich geschmückt waren.
Kurz nachdem die rüstigen Trommler die Tagreveille [Weckruf] beendigt hatten, traf die fürs Fest bestimmte Mindelheimer Musik ein, die in vollem Sinne des Wortes sich als Festmusik zeigte. Verein um Verein kam an, davon „sieden“ [sieben?] mit den herrlichen Fahnen, die ihnen die dankbare Gemeinde für ihre Leistungen im Felde gewidmet hatten. „Attenhausen“ brachte auch – mit Dank sei dies erwähnt – seine trefflich geschulte Blechmusik mit, welche bereitwilligst die Mindelheimer ablöste. Unsere wackere Feuerwehr war schon vom frühen Morgen an thätig, die Hr. Spenglermeister u. Obersteiger A. Raith an Stelle des Hrn. Commandanten Frz. Wittwer befehligte, setzte sich um ¾ 9 Uhr der Zug unter dem Geläute aller Glocken vom Marktplatz aus in Bewegung. In der vorgeschriebenen Ordnung (siehe Ottobeurer Wochenblatt Nr. 41 den 8. Oktober 1874) ging derselbe durch die Kastanien-Allee nach der Kirche, woselbst ein vierstimmiges Requiem mit herrlichem Libera von [Benedikt] Zaininger [1807-1855], das die Mindelheimer Blechmusik begleitete, abgehalten wurde. Den Gefallenen zu Ehren war die „Tumba“ (Bahre) wunderschön geschmückt. Nach dem Traueramt ging der Zug denselben Weg auf den Marktplatz zurück, wobei die Musik Beethovens tiefergreifenden Trauermarsch spielte. Dort angekommen ließen die Sänger auf den Treppen des Schulhauses postiert Kreutzers prachtvolles Lied: „Dir möcht ich diese Lieder weihen“ von L. Uhland in vollen Tönen erklingen. Da bestieg Hr. Pfarrer P. Hermann Koneberg die Stufen des Denkmals und legte in herrlicher, ernst zum Herzen sprechender Rede die Bedeutung des Tages, sowie das Andenken an die Gefallenen und den gewissenhaften Schutz und die Verehrung des ihnen errichteten Obelisken ans Herz. Wol [Wohl?, Voll?] füllte sich mit Recht manches Auge mit Thränen sie sinds ja wert, die lieben Todten, und eine Thräne um sie entehrt auch den Mann nicht. Nun begann die Einweihung des Denkmals, während die Sänger das zart gedichtete und in Musik gesetzte Lied: „Selig die gefallenen für das Vaterland“ ertönen ließen. Darauf folgte ein Akt, den ich Zeitlebens nicht vergessen werde, ein Akt, der mich aufs Tiefste erschütterte und mich unwillkürlich die Hände falten ließ – die Bekränzung des Denkmals durch die Festjungfrauen, die unter Führung der Frl. Wally Wittwer und Frl. Jos. Brack kein Opfer und keine Mühe scheuten, um die Gefallenen zu ehren und ihnen einen Eichenkranz von Bleck zu widken, wofür ihnen der Dank Aller gesichert ist, – dann der Commandoruf: „Zum Gebet!“ und die Senkung der mit Trauerflor umhüllten acht Fahnen (die Ottobeurer eingerechnet): Gerade „acht“! Wie sonderbar! „Acht“ tapfere Helden der hiesigen Pfarrei waren es ja auch, die ihr junges Leben für sie opferten. Wie mächtig tönte der Ruf der Hosanna und die ernsten Kläge der Gebetshymne hinein ins Herz, fürwahr kein Wunder, wenn die innere Stimmung sich auch nach Außen in Thränen kund gab. Dann folgte das Lied: „Frisch auf und laßt die Stimm erschallen“ v. H. Dorn und darauf gewaltig brausend wie ein wogendes Meer der Volksgesang: „Großer Gott wie loben Dich!“ Ein herrlicher Schluß der vormittägigen Feier, an die sich noch ein Umzug durch die reich geschmückten Straßen des Marktes reihte, wobei die Mindelheimer- mit der Attenhauser-Musik und den Trommlern abwechselte. Nicht unerwähnt darf ich lassen, daß während der Bekränzung des Denkmals ein Veteran von Egg a.G. Vortrat und im Namen des Vereins von Egg und Inneberg einen Lorbeerkranz auf die Stufen legte.
Nachmittags 2 Uhr versammelte die angekündigte Festvorstellung zum Besten des Denkmals eine solche Menge Menschen im Gesellschaftstheater, daß viele wieder umkehren mußten, da kein Platz mehr da war. Man spielte im vollsten Sinne des Wortes vor ausverkauftem Hause. Nachdem die Mindelheimer Musik eine Ouvertüre exakt durchgeführt hatte, kam ein passender Prolog, gedichtet von A. Leonhard, u. sehr schön vorgetragen von Frl. Cäcilia Eichele, mit geeigneter Scenerie und Dekoration zur Aufführung. Am Schlusse desselben spielte die Musik bei bengalischer Beleuchtung der Scene ein ausgesuchtes Blechquartett. Darauf folgte: „Im Feldlazareth“, das in seiner ernsten Einfachheit und zugleich doch so wahr geschildert einen tiefen Eindruck machte. Daran reihte sich: „Das eiserne Kreuz“, welches auch sehr gut ansprach, nur hätte die Scene zwischen Leopoldine und Magda, die vom Dichter doch zu lang gezogen gehalten ist, eine entsprechende Kürzung erfahren dürfen. Die Mitglieder des Theatervereins thaten wirklich das Bestmögliche, was Dilettantenkräfte zu leisten vermögen und so kam es auch, daß Alles befriedigt und in gehobener Stimmung den Saal verließ.
Diese gehobene Stimmung setzte sich bei der musikalischen Unterhaltung auf der Post fort, wobei die Ausdauer und Leistungsfähigkeit der beiden Musiken allgemeine Bewunderung erregte. Da um 6 Uhr Abends krachten Böllerschüsse, die Hosanna sandte feierlich das Ave hinaus in den schönen Abendhimmel durchs weite Günzthal und Alles strömte auf den Marktplatz, um den Fackelzug und die Beleuchtung des Denkmals zu sehen, was denn Alles in schönster Ordnung vor sich ging. Dank der Umsicht der Feuerwehr kam keine, auch nicht die kleinste Störung vor. Während der Beleuchtung trugen die Sänger ein Lied des Componisten vor, mit dem sie begonnen – C. [Conradin] „Kreutzers“ Abendchor aus dem „Nachtlager von Granada“ mit etwas geändertem Text. Beim Zusammenwerfen der Fackeln erbrauste noch kräftig: „Die Wacht am Rhein,“ und das war der Schluß der offiziellen Feier, die herrlich und der großen Todten würdig verlief. Den Abend füllte noch gesellige Unterhaltung auf der Post aus, die wol bis zum frühen Morgen gedauert haben mag.
Im Namen Aller aber glaub ich zu sprechen, wenn ich dem Fest-Comite und vorzüglich dessen Leitern Hr. Assessor Müller und Hr. Oberförster Baur, die sich wirklich mit einer staunenswerten Hingabe der edlen Sache widmeten, wenn ich allen diesen braven Männern den wärmsten tief empfundenen Dank der ganzen Gemeinde ausspreche und der Freude Ausdruck verleihe, daß sie trotz allen ihnen in den Weg gelegten Hindernissen dennoch ihr dornenvolles, aber auch verdienstliches Werk gekrönt sehen, den herrlichen Obelisk für die Gefallenen.
Du aber stehe fest für alle Zeiten, geehrt und geachtet, du herrliches Kriegerdenkmal,
„Das ihren Ruhm verkünden soll für immer,
„Das Kind und Kindeskinder soll gemahnen,
„Was sie gethan und wie man dankbar ihnen
„Das edle Opfer ihres Lebens lohnte.“
A. L. [Andreas Leonhard]
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Die Berichterstattung zur Einweihung des Kriegerdenkmals fand ihren Abschluss im Ottobeurer Wochenblatt Nro. 45 vom 05.11.1874, S. 1f. Es wurde hier eine Gesamtbilanz zur Finanzierung vorgestellt (fl. = Gulden; kr. = Kreuzer). Was auf dem Obelisken stand, erfuhr der Leser nicht …
Bekanntmachung.
Indem wir hiemit öffentlich allen denen unseren wärmsten und besten Dank aussprechen, welche zur Errichtung des hiesigen Kriegermonumentes und zur Feier der Einweihung desselben in irgend einer Weise beigetragen haben, bringen wir zugelich unsere Rechnungsablage
in Folgendem zur allgemeinen Kenntniß als:
I. Soll:
a) Kosten des Denkmales:
Für Fertigung des Denkmales sammt Stufen 1697 fl. – kr.
Für die Innschrift (225 Buchstaben) 101 fl. 15 kr.
Für die Verfrachtung des Denkmales 167 fl. 13 kr.
Für das Fundament und die Aufstellung des Denkmales 214 fl. 28 kr.
Für die Rückfracht des Hebekrahnes sammt Werkzeug 38 fl. 30 kr.
Für die Einfriedung des Denkmales 9 fl. 28 kr.
Für den Abbruch des Marktbrunnens 18 fl. – kr.
Für alle übrigen Leistungen einschließlich der Inserate und
des Correspondenzportos 42 fl. 21 kr.
Summa: 2288 fl. 15 kr.
b) Kosten der Feierlichkeit bei Einweihung des Denkmales:
Für die Festmusik 65 fl. – kr.
Für Drucken, Heften und Colortiren der Festrede und des
Festprologes 43 fl. 3 kr.
Für alle übrigen Dienstleistungen aus Anlaß der Festfeier 33 fl. 16 kr.
Summa: 141 fl. 19 kr.
c) Kosten für Schmückung und Bekränzung des Denkmales zum Allerseelentage:
Für Flöre 1 fl. 30 kr.
Für die Kränze und die Einfassung der Denkmalsumfriedung 3 fl. 9 kr.
Summa: 4 fl. 39 kr.
Gesammtsumma: 2434 fl. 13 kr.
II. Haben:
Einnahme durch Sammlung im Markte Ottobeuren 784 fl. 33 kr.
Einnahme durch Sammlung in der Gemeinde Haitzen 247 fl. 12 kr.
Einnahme durch Sammlung in der Gemeinde Guggenberg 208 fl. – kr.
Einnahme durch Sammlung in der Gemeinde Betzisried 158 fl. 12 kr.
Von der Gemeindeverwaltung Ottobeuren 500 fl. – kr.
Vom Theaterverein Ottobeuren 75 fl. – kr.
Erlös aus dem Verkaufe der Festrede und des Festprologes 78 fl. 33 kr.
Beitrag aus München 100 fl. – kr.
Beitrag aus Memmingen 12 fl. – kr.
Besonderer Beitrag zur Festmusik von einem Denkmalsfreunde 25 fl. – kr.
Rest der früheren Sammlung für die Veteranenvereinsfahne 92 fl. – kr.
Summa: 2280 fl. 30 kr.
Hieran geht jedoch ab in Folge der Geldwerthsminderung
eine Einbuße von 8 fl. 40 kr.
So daß verbleibt eine Einnahme von Summa: 2271 fl. 50 kr.
III. Abgleichung:
Soll (Gesammtkosten) 2434 fl. 13 kr.
Haben (Gesammteinnahme) 2271 fl. 50 kr.
Passivrest: 162 fl. 23 kr.
Um nun dieses Deficit zu decken, werden wir uns erlauben, im Bezirke der Pfarrgemeinde Ottobeuren eine zweite Sammlung zu unternehmen.
Wir bemerken hiezu, daß diese Sammlung in den Gemeinden Betzisried, Guggenberg und Haitzen von den betreffenden Herrn Bürgermeistern, im Markt Ottobeuren von den bekannten Comitemitgliedern besorgt werden wird.
Wir bitten, sich hieran nach Kräften betheiligen zu wollen, da der Überschuß zum Ankaufe von Lampen für den Allerseelentag und die Sterbetage der Gefallenen und zur Anschafftung eines Gitters um das Monument verwendet werden soll.
Ottobeuren 3. November 1874.
Das Comite.
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Wer zu diesem Comite gehörte, wird aus einer abschließenden Meldung deutlich, die im Ottobeurer Wochenblatt Nr. 31 vom 05.08.1875 auf S. 1 erschien:
Bekanntmachung.
Indem wir den Frauen und Jungfrauen von Ottobeuren für das Ergebniß der letzten Sammlung zur Anschaffung von Laternen zum Kriegerdenkmale hiemit geziemend danken und auch noch im Allgemeinen unsern Dank wiederholen, fügen wir bei, daß wir die geprüfte Rechnung hierüber sammt Belegen der Einfachheit halber ohne weitere Veröffentlichung gleich der Marktgemeindeverwaltung Ottobeuren zum Zwecke der Aufbewahrung und Beilegung zu den Denkmalsakten übergaben haben.
Im Übrigen erklären wir unsere Thätigkeit für beendigt und demnach das Denkmals-Comite für aufgelöst.
Ottobeuren am 2. August 1875.
Müller, königlicher Assessor, Baur, königlicher Oberförster, Specht, Kaufmann, Hölzle Josef und Maier Josef, Veteranen.
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Auf Seite 2 derselbenn Ausgabe wird näher ausgefährt, was es mit den Laternen auf sich hat:
Ottobeuren, am 2. August [1875]. Auf Wunsch des Denkmalscomites hat die Marktgemeindeverwaltung Ottobeuren beschlossen, den Todestag eines Jeden der gefallenen Krieger der Pfarrei Ottobeuren durch Beleuchten des hiesigen Kriegermonumentes, d.h. durch Anzünden der Denkmalslaternen, zu ehren. Da nun der sechste August der Sterbetag des zuerst und zwar schon in der Schlacht bei Wörth gefallenen Posthalterssohnes Michael Wittwer von hier ist, so bietet sich also in dieser Woche die erste Gelegenheit zu jener Denkmalsbeleuchtung. Sehr wünschenswert ist es, daß sie schon am Vorabend des Todestages stattfindet, um dadurch den Gedächtnißtag noch zu einer Zeit in Erinnerung zu bringen, wo seine Feier und die Möglichkeit der Theilnahme hieran bevorsteht; wir zweifeln auch nicht, daß sie in dieser Weise angeordnet werden wird. Alle Gönner und Freunde des Denkmals aber seien hiemit darauf aufmerksam gemacht.
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Am 12.08.1875 hieß es im Ottobeurer Wochenblatt auf S. 1 dann noch:
Danksagung.
Das hochverehrliche Denkmalkomité hat seine verdienstliche Thätigkeit vollendet. Wenn wir betrachten, was unter seiner mühevollen, oft durch bedauerliche Hindernisse beeinträchtigten Leitung für unsere gefallenen Kameraden und für die Pfarrgemeinde Ottobeuren Herrliches geleistet wurde – der einfach schöne Obelisk mit allem dazu gehörigen Schmuck, so ist es nur ein Akt der Billigkeit, wenn wir dem hochverehrlichen Denkmalskomité insgesammt unsern wärmsten Dank hiemit aussprechen.
Ottobeuren, am 10. August 1895.
Der Ausschuß des Veteranen-Vereins Ottobeuren.
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Abschriften und Restaurierung: Helmut Scharpf, 07/2016. Dem Klosterarchivar sei für die Zurverfügungstellung der Koneberg-Rede herzlich gedankt!
Die abgebildete Gedächtnis-Tafel mit den Namen der sieben Gefallenen befindet sich in der Sebastianskapelle. Nachdem am 12.10.2017 aufgrund der laufenden Restaurierungsarbeiten das davor stehende Harmonium bewegt werden musste, konnte die Steintafel, die ansonsten verdeckt ist, fotografiert werden.