1732 - Die Abtei Ottobeuren samt dem Priorat Eldern auf der Karte „Germania Benedictina“

Titel

1732 - Die Abtei Ottobeuren samt dem Priorat Eldern auf der Karte „Germania Benedictina“

Beschreibung

Die Ordensprovinzkarte der Benediktiner von 1732 zeigt die Standorte der Klöster in Deutschland, Böhmen, Schlesien, Österreich, Schweiz, Norditalien, und Belgien. Der von Pater Rupert Carl bearbeitete Kupferstich erschien in Nürnberg bei Johann Christoph Homann, dem Sohn des Johann Baptist Homann (deshalb steht auf der Karte „Homannianorum Heredum“ – Homans Erben).

Das Großformat hat – ohne Rand gerechnet – die Abmaße 49,5 x 57 cm. Oben rechts findet sich eine Insetkarte mit den polnischen und litauischen Benediktinerklöstern („Appendix Monasteriorum Ord. S. Bened. quae extant in Polonia et Lithuania“), in den anderen Ecken die Titelkartusche, die Darstellung des heiligen Benedikt sowie Allegorien samt Putten und eine Legende.

Der Kartograph, Verleger, Kupferstecher Johann Baptist Homann wurde 1664 in Oberkammlach im heutigen Landkreis Unterallgäu geboren. Bei Wikipdeia heißt es: 20. März 1664 in Oberkammlach, heute Teil von Kammlach im Landkreis Unterallgäu; † 1. Juli 1724 in Nürnberg. Zu seiner Bedeutung wird erklärt: „Homann unterbot die Preise der holländischen und französischen Verleger und wurde im Deutschland des 18. Jahrhunderts der bedeutendste Herausgeber von Landkarten und Atlanten. Seine Karten waren mit reichem künstlerischem Beiwerk sowie historischen und ethnographischen Abbildungen ausgestattet.“

Auf der sehr dekorativen Karte, die am 12.07.2018 bei einer Auktion in Kempten ersteigert werden konnte, wird Ottobeuren in der Kategorie „Abbatiae Exemtae“ geführt – als reichsunmittelbare Abtei, die nur dem Kaiser unterstand. Das zusätzliche Symbol zeigt an: „Abbatiae, quarum Praesules sunt S.R.J. Status“ (ggf. hat es was mit einem Prior zu tun?). Das Kloster Maria Eldern [Elderinum](Kategorie P.P.S. = „Praepositurae Superioratus“) wird als Priorat angegeben.

Der vollständige Kartentitel lautet: „Germania Benedictina quae in illa sunt, Monasteria Ord. S. Benedicti monstrans, exacte ita delineata per P.R.C.P.W.C.B.S. excusa studio et sumtibus Homannianorum Heredum Norib.[ergae] A.[nno] MDCCXXXII Cum Privil.[egium] Caes.[areum]
Übersetzt etwa: Das benediktinische Germanien [bzw. Heilige Römische Reich Deutscher Nation] mit den Klöstern des Benediktinerordens, die sich in ihm befinden, genau gezeichnet von Pater Rupert Carl, Profess in Weihenstephan, Sektretär der Bayerischen [Benediktiner-] Kongregation, mit Sorgfalt gedruckt auf Kosten von Homanns Erben, Nürnberg, im Jahre 1732, mit kaiserlichem Privileg (kaiserlicher Genehmigung).

Das Monogramm P.R.C.P.W.C.B.S. in der Kartusche rechts unten steht für Pater Rupertus Carl Professus Weihenstefanensis Congregationis Bavaricae Secretarius.

Pater Rupert Carl (*1684, Erding, † 1751), Profess im Kloster Weihenstephan, war der Bearbeiter der frühesten bisher bekannt gewordenen deutschen Benediktiner-Karte. Sämtliche innerhalb des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation bestehenden Benediktinerklöster, durch eigene Zeichen unterschieden nach männlichen und weiblichen Ordenshäusern, sind auf ihr verzeichnet. Edgar Krausen, Autor des Artikels „Die kirchengeschichtliche Kartographie der Diözese Regensburg“ schrieb über Pater Rupert Carl: „Die Kartenblätter Gallia Benedictina und Hispania Benedictina, die gleichfalls Pater Rupert Carl bearbeitete und die seinen vollen Namen tragen, führten zur Auflösung des Monogramms. (...) Die Ordenskarte von Pater Rupert Carl ist eine sogenannte Statuskarte, d.h. sie zeigt den Stand der Ordensniederlassungen im Augenblick ihrer Fertigstellung. Sie ist aber in der Zwischenzeit durch ihr Alter, durch ihre historische Aussagekraft zu einer kirchengeschichtlichen Karte geworden.“ (Der Artikel dürfte in einer Publikation des Historischen Vereins für die Oberpfalz und Regensburg Anfang der 1960er Jahre erschienen sein; Link siehe hier.)

In der Kartusche des Ordensgründers Benedikt von Nursia deutet ein Putto auf die Worte: „Mundum ante se collectum vidit; videnti enim Creatorem angusta est omnis creatura. San Gregorius M.[agnus] in vita seu lib. 2. Dial.

Übersetzt: Er sah die Welt gedrängt vor sich versammelt; für denjenigen nämlich, der den Schöpfer sieht, ist jedes Geschöpf klein. St. Gregor der Große, Leben [Benedikts] oder 2. Buch der Dialoge.

(Für die Übersetzung dieses Textes vielen Dank an Michael Tocha aus Villingen-Schwenningen, der 2020 den Sammelband „Die Benediktiner in Villingen“ herausbringen wird und dabei die Karte aus dem virtuellen Museum verwenden kann!)
Literaturzitat:
Geschichts- und Heimatverein Villingen (Hrsg.): Die Benediktiner in Villingen. Forschungen aus drei Jahrzehnten, Villingen-Schwenningen, 2020, 161 S., keine ISBN

Zum Originaltext des Gregorius Magnus in seinem „Liber secundus de sancto Benedicto abbata Casini in Italia, ordinis benedictini fundatore“ geht es hier. Im Original heißt es:
Gregorius: Fixum tene, Petre [eleuatus in Deum mundum sub radio solis collectum vidit:] quod loquor: quia animae videnti Creatorem angusta est omnis creatura.

Papst Gregor I. hatte als erster eine Biographie des heiligen Benedikt verfasst. Das vorliegende Zitat aus dem „Zweiten Buch der Dialoge“ bezieht sich vermutlich auf „Die kosmische Vision“ sowie „Über die Erleuchtung“ im 35. Kapitel; Benedikt soll aufgrund einer nächtlichen Erscheinung gesagt haben, die ganze Welt sei ihm in einem einzigen Sonnenstrahl gesammelt vor Augen geführt worden. Dabei hätten die Engel die Seele des Bischofs Gemanus von Capua in einer Feuerkugel gen Himmel getragen.

Die Erklärung folgt ein paar Zeilen später:
Papst Gregor zu Petrus: Der Mann Gottes, der die Feuerkugel sah und die Engel, die zum Himmel zurückkehrten, konnte dies ganz gewiss nur im Licht Gottes erkennen. Ist es erstaunlich, dass er die ganze Welt vor sich sah, da er durch die Erleuchtung des Herzens über die Welt hinausgehoben war?

(II,35,7)
Wenn er aber, wie gesagt, die ganze Welt als eine Einheit vor sich sah, so wurden nicht Himmel und Erde eng, sondern die Seele des Schauenden weit; in Gott entrückt, konnte er ohne Schwierigkeit alles schauen, was geringer ist als Gott. In dem Licht, das seinen Augen aufleuchtete, erstrahlte in seinem Herzen ein inneres Licht. Weil dieses seinen Geist in den Himmel entrückte, zeigte es ihm, wie eng alles Irdische ist.

Der Gesamttext ist hier verlinkt.

Zur besseren Einordnung können Sie sich in einen Text des Hamburger Lehrers Norman Rose vertiefen, der in seiner Einleitung zur Arbeit „Die Rolle der Wunder im zweiten Buch der Dialoge Gregors des Großen” erklärt:

Wenige Jahrzehnte nach dem Tod des heiligen Benedikt von Nursia (†~548), zwischen Juli 593 und November  594, schrieb Papst Gregor der Große († 604) seine „Vier Bücher Dialoge über das Leben und die Wundertaten italischer Väter” (DIALOGORUM GREGORII PAPAE LIBRI QUATTUOR DE MIRACULIS PATRUM ITALICORUM).
Das ganze zweite Buch seiner Dialoge widmete Gregor  dem Leben des heiligen Benedikt, und es ist die einzige zeitgenössische Quelle über das Leben und Wirken des
Heiligen. Er gab dem Buch den Namen ,,Leben und Wunder des ehrwürdigen Abtes Benedikt” (DE VITA ET  MIRACULIS VENERABILIS BENEDICTI ABBATIS). Das Leben Benedikts ist dargestellt in der Art eines (fiktiven) Wechselgesprächs (Dialog) zwischen dem Verfasser und seinem Diakon Petrus; diese Form dient der Auflockerung der Erzählung, außerdem gibt der Dialogpartner Stichworte, die die Erzählung weiterbringen, (...)

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Die Günz ist weder vom westlichen, noch vom östlichen Ast eingezeichnet, die Iller schon, allerdings nicht benannt. Der Lech als Grenze zum Kurfürstentum Bayern erscheint mit seinem lateinischen Namen – Lycus.

Eine Version in noch höherer Auflösung (600 dpi, ca. 44 MB) können Sie hier abrufen.

Sammlung, Repro, Recherche und Zusammenstellung: Helmut Scharpf, 07/2018, ergänzt 08/2020

Urheber

Pater Rupert Carl, Johann Christoph Homan

Quelle

Sammlung Helmut Scharpf

Verleger

Helmut Scharpf

Datum

1732-08-08

Rechte

gemeinfrei