05.04.2025 – Eröffnung des Audioguides im Außengelände der Erich-Schickling-Stiftung

Titel

05.04.2025 – Eröffnung des Audioguides im Außengelände der Erich-Schickling-Stiftung

Beschreibung

Audioguides gehören an den touristischen Hotspots heutzutage zum Standardangebot. Ulrike Meyer erzählte, was sie zu diesem Angebot für die Erich-Schickling-Stiftung motivierte:
„Wir bekommen viel Besuch von Leuten, die von Ottobeuren her durchs Günztal gehen und die dann ganz unerwartet hier so ein weißes Gebäude sehen, eine Weile herumspazieren und uns dann befragen, was das hier sei. Ja, dann erzählen wir. Und dann erzählt man immer länger und noch länger, es wird gefragt und nochmals gefragt. Manchmal nimmt man sich für die Spaziergänger oder Wanderer sehr viel Zeit, eigentlich ist man den ganzen Tag damit beschäftigt. Bei schönem Wetter gibt es schöne Begegnungen, aber die eigentliche Arbeit ist damit noch nicht gemacht. Der Gedanke war, wie wir das Auskunftsbüro ein bisschen auslagern können.“

Peter Kraus bedankte sich seitens des Touristikamts Ottobeuren, dass nicht nur die „Glückswege“ über das Gelände der Stiftung geführt werden können, sondern das Areal darüber hinaus nun auch für die Begehung mit einem Audioguide offen steht.

Im Begleitprogramm der Eröffnung trat „der große Meister der Pantomimekunst“ Wolfgang Fendt, alias „Il Mimo“, auf. Unter anderem zeigte er den Sketch, der „Ausstellungsbesuch“ und seinen Klassiker, der „Dirigent“). Ulrike Meyer führte die ca. 50 Teilnehmer im Außengelände an einige Stationen des Audioguides.

Pater Rupert Prusinovsky spendete den Segen für den Audioguide und für alle, die ihn benutzen. „Er soll Freude bereiten und vor allem Appetit auf die Kunst bewirken.“ Pater Rupert bezeichnete Erich Schickling als „wirklich unglaublich spirituell“, man komme aus dem Staunen nicht raus, jedes seiner Bilder sei „eine Offenbarung“. Vor der Segnung sprach der Benediktinerpater eine Stelle aus dem Epheserbrief.

„Il Mimo“ zum Finale der Veranstaltung: „Das erste, was ich Hause geübt hatte, war „der Dirigent“, damit war die Pantomime geboren. Ich hatte nur ein Stück, dann habe ich weiter geübt und irgendwann hatte ich ein Zwei-Stunden-Programm, aber den Dirigenten habe ich beibehalten. Es ist eine Ouvertüre für diesen Frühling, für diesen Sommer mit unserem Guide!“
Wolfgang Fendt bekam von Frau Meyer nicht nur den Dank mit auf den Heimweg, sondern sogar einen Geburtstagskuchen.

Zu den Ehrengästen der Veranstaltung zählten Staatsminister a.D. Josef Miller, Karin Berger-Haggenmiller, Petra Beer (stellv. Bezirkstagspräsidentin), Peter Rietzler vom Förderkreis der Stiftung und weitere. Finanziert wurde der Audioguide über eine Förderung der Kulturstiftung des Bezirks Schwaben und durch ein Crowdfunding-Projekt der Genobank Unterallgäu.

Günter Schwanghart stellte sich während der Führung in den Eingangsbereich der Hauskapelle und spielte mit der Klarinette „eine musikalische Überraschung“. Ein weiterer musikalischer Gruß kam vom Glockenturm. Das dort installierte Glockenspiel mit seinen acht Glocken läutet in der Mittagszeit und am Abend und zu besonderen Anlässen – wie dem des Rundgangs. Das Lied des Glockenspiels erklingt nach einer Melodie von Robert Schumann, zum Gedicht „Lied eines Schmiedes“ von Nikolaus Lenau [Schumann, Op. 90: Lied eines Schmieds, Op. 90/1]. Im Kapitel 8 des Audioguides heißt es: „Das Glockenspiel steht wie ein klingendes Leitmotiv in unmittelbare Beziehung zum Leben und Werk Erich Schicklings.“
(Ein Hörbeispiel vom Glockenspiel in Eggisried folgt noch!)

Ulrike Meyer lud für den 4. Mai 2025 zu einer Ausstellung mit den Bildern von Inge Schickling ein, die von der Tochter Elisabeth zusammengestellt wurde (s. Plakat). Elisabeth Schickling ist die älteste der drei Töchter des Ehepaars Erich und Inge Schickling und selbst Künstlerin; sie betreibt neben dem Glockenturm eine Galerie (s. auch Station 7 des Audioguides). Frau Meyer verwies außerdem auf das Jahresprogramm der Stiftung.
Die Eröffnung des Audioguides schloss bei guten Gesprächen mit selbstgemachten Apfelsaft und Brezen.

Zum Audioguide:
Hearonymus“ wurde von Peter und Claudia Grundmann im Jahr 2012 in Wien gegründet. Die Plattform bietet inzwischen weit über 1000 Audioguides, die schnell und einfach gefunden werden können. Anwendung findet die App in Museen, Schlössern, Kirchen und Klöstern, bei Spaziergängen, Bahn- und Schiffsfahrten. Audiodateien können selbst produziert werden, Hearonymus übernimmt auf Wunsch auch die Gesamtproduktion (redaktionelle Texterstellung, Profisprecher, Tonstudio und Erstellung). Die App funktioniert online wie offline, für die Betreiber der Sehenswürdigkeiten entstehen keine laufenden Kosten, die Besucher nutzen ihr eigenes Smartphone.
Einige Daten zur Verbreitung (Stand April 2025 lt. Homepage):
7 Länder, 1.321 professionelle Guides, 522.286522288 App-Installationen, 1.598.510 Guide-Downloads
Es sei das Gründungsziel gewesen, einen einfachen und günstigen Weg für Kultur und Tourismus zu Smartphone-Audioguides zu schaffen, mit der Möglichkeit, den gesamten Content produzieren zu lassen. Der Standard-Audioguide war geboren. Ein weiteres Ziel bestand darin, die Inhalte von Audioguides auch außerhalb von Öffnungszeiten einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Zu Hause auf das Smartphone laden, anhören, neugierig werden, hingehen.

Der Audioguide über die Erich-Schickling-Stiftung hat 12 Kapitel. Hier das Verzeichnis mit einigen Ausschnitten der Texte, die Ulrike Meyer verfasst hat.

1. Orientierungstafel Glückswege (4:39)
Die Erich-Schickling-Stiftung bewahrt das künstlerische und geistige Erbe und macht es den Besuchern zugänglich durch Führungen und Veranstaltungen. Seit 1999 ist die Stiftung ein geschätzter Begegnungs- und Bildungsort für Kunst, Musik, Natur und Religion.
Erich Schickling wurde 1924 im Ostsudetenland geboren. Nach der Vertreibung der Familie aus der Heimat im Jahr 1947 bauten die Eltern des Künstlers hier an den feuchten Ufern der Günz ein kleines Holzhaus mit den einfachsten Mitteln. Nach und nach erwuchs aus der Not neues Leben. Erich Schickling schuf an diesem Ort über 6 Jahrzehnte hin seine Kunst und Architektur. Der Künstler und seine Frau Inge Schickling haben hier an der Günz den Wanderern gerne Durchgang gewährt, die Freude an der Natur und Kunst sollte sich den Menschen mitteilen. Seine Bilder und Glasfenster, Räume und Landschaftsräume dürfen Sie auch heute noch als Gesamtkunstwerk erleben.
In ganz Deutschland und darüber hinaus hat Erich Schickling in mehr als 60 Kirchen Glasfenster, Mosaike und Gemälde geschaffen und öffentliche Räume mit seiner Kunst gestaltet.

2. Veranstaltungshalle und Ausstellungsraum (2:42)
Erich Schickling war auch ein Freund südlicher Pflanzen: Im Sommer draußen stehende Palmen, Oleander und Lorbeer haben hier im Winter ihr Quartier und bekommen durch die nach Süden gerichtete Glasfront viel Licht.
Wie alle Gebäude hat Erich Schickling nicht nur diese Veranstaltungshalle bis ins kleinste Detail selbst geplant. Er hat auch mit eigenen Händen gemauert betoniert, gemörtelt und gekalkt.

Das Gebäude stammt übrigens aus dem Jahr 1996. Die hohe Halle wirkt ein wenig wie ein Kirchenschiff. Hier finden in den wärmeren Monaten Konzerte, Vorträge, Lesungen oder auch Seminare statt. Professionelle Künstlerinnen und Künstler treten hier wiederkehrend auf, darunter auch junge Musikerinnen und Musiker, die ihre Programme erstmals einem dankbaren Publikum vorstellen möchten.

3. Die Sonnenskulptur (1:36)
Diese Skulptur aus Bronze ruht auf einem hohen sechseckigen Basalt, der als Vulkangestein auf die Beziehung zwischen dem Feuer und der Sonne hinweist. Die Skulptur säumt den offenen und zugleich einladenden kreisförmigen Platz. Dabei wird die Begrenzung des Platzes durch Pfeiler-Arkaden fortgesetzt, die sich in der Architektur des gesamten Anwesens wiederfinden lassen.
Als verborgenes Geheimnis wird mit der Sonnenskulptur das Licht als Urgrund der Schöpfung und Kristallisationspunkt alles Lebendigen dargestellt. Die Sonne als Symbol des Ur-Lichts wird auf dem Anwesen drei Mal zum Ausdruck gebracht.

Dieses Skulptur bildet auch das Logo der Stiftung. Erich Schickling war in seiner Kunst und in seinem religiösen Bezug zur Schöpfung und zum Schöpfer immer ein Staunender. Dass die Menschen in allem Schönen Gott erfahren, war sein innigster Wunsch. Er war der festen Überzeugung, dass hinter der Dunkelheit auch immer ein Licht steht.

4. Galerieräume der Stiftung (5:40)
Hier sind Hinterglasbilder, aber auch großformatige Tafelbilder zu sehen. Palmen und Kakteen bilden den Vordergrund. Die Pflanzen sind nicht nur schön anzusehen, das Wachstum der Pflanze war auch einer der inspirierenden Bezugspunkte in Erich Schicklings Werk. Landschaftsbilder des umgebenden Günztals oder von Reisen in den Süden, Blumenbilder und Stillleben sind in seinem Oevre vertreten.
Ebenso beschäftigen in Themen aus der Mythologie, die Dichtung, die Bibel oder die Märchen. Bereits in seiner Kindheit erzählte seine Mutter abends auf der Ofenbank Märchen, biblische Geschichten und von den homerischen Irrfahrten des Odysseus. All diese Themen finden sich in Tempera, in Zeichnungen und Aquarellen und in seinen farbstarken Gemälden hinter Glas.

Wer im letzten Galerieraum die schmale Wendeltreppe in das oberste, turmartige Geschoss aufsteigt, gelangt in den sogenannten Meditationsraum. Ulrike Meyer, die Vorsitzende der Erich-Schickling-Stiftung, mit einigen persönlichen Worten:
„Liebe Besucherinnen und Besucher, lassen Sie sich für einige Momente auf den Holzbänken nieder, bevor Sie wieder den Abstieg durch die Galerieräume nehmen. Die umlaufenden feurig-farbigen Glasfenster des Meditationsraums laden zum Hineinträumen ein. Es waren die letzten Glasfenster, die Erich Schickling in seinem 80. Lebensjahr gestaltete. Hier wollte er ohne thematische Bezüge der Faszination des Glases noch einmal Ausdruck verleihen. Je nach dem Stand der Sonne reflektieren die Farben auf den gegenüberliegenden Wänden in wunderbar freiem Spiel.
Als Erich Schickling im hohen Alter mit Mühe in diesen Raum hinauf gestiegen war, blieb er lange dort. Seine Worte waren: Jetzt muss ich nicht mehr malen. Hier muss ich nur noch schauen.

5. Infotafel + Treffpunkt Führungen (3:25)
Wir begrüßen Sie hier an der Günz. Sie ist die Lebensader des gesamten Anwesens. Der Fahrweg, der vom Dorf Eggisried hinunterführt, endet hier auf dem Parkplatz vor der Günzbrücke. Als Treffpunkt für Führungen und für Besichtigungen ist er kein öffentlicher Wanderparkplatz, er ist den Gästen der Stiftung sowie den privaten Anwohnern vorbehalten.
Wir freuen uns, dass Sie unser stilles Tal besuchen. Ob auf Kunst-Spuren oder zufällig. Vielleicht sind unsere Pfauen die ersten, von denen Sie begrüßt werden. Sie sind seit Generationen hier zu Hause. Besonders in der Balzzeit sind ihre Schreie nicht zu überhören. Ihr Anblick versetzt so manchen Besucher – vor allem aber die Kinder – in freudiges Staunen und stimmt in die besondere Atmosphäre dieses Ortes ein. Die gesamte Architektur hat Erich Schickling selbst gestaltet und zu großen Teilen mit eigenen Händen errichtet und auch die Parkanlage ist das Ergebnis seiner jahrzehntelangen Anpflanzung und Pflege soweit ihr Auge reicht.
Die Hauskapelle ist mit wunderschönen Glasfenstern des Künstlers Erich Schickling ausgestattet und steht tagsüber zur Anschauung und stillen Betrachtung offen. Auch die daneben liegende Galerie am Turm mit Bildern der Künstlerin Elisabeth Schickling ist an Wetter-schönen Tagen oder auf Anfrage geöffnet.

6. Die Hauskapelle (2:38)
Die Kapelle entstand aus Dankbarkeit – nach Krieg und Vertreibung aus der Heimat – ein Leben der Kunst widmen zu dürfen. Aber auch aus dem Impuls, die Menschen teilhaben zu lassen an der Schönheit dieses, der Familie Schickling schicksalhaft anvertrauten Ortes. Das entsprach dem Lebensgefühl von Erich Schickling und seine Frau Inge. Im Laufe seines künstlerischen Wirkens hat Erich Schickling in über 60 Kirchen und Kapellen Bayerns und weit darüber hinaus Glasfenster, Altarkreuze, Mosaiken und hinter Glasbilder geschaffen.

Hier in der Eggisrieder Hauskapelle sind die beiden Glasgiebel und das Betonglasfenster der Ostseite ein Beispiel – vielleicht eine Quintessenz – seiner Kunst- und Glaubensaussage zu erleben. Es sind Themen aus dem Alten und Neuen Testament dargestellt, die im Südfenster zu einer Gesamtkomposition verbunden sind. Den farbigen Höhepunkt bildet das Osterfenster der Nordseite.

7. Galerie am Turm (1:39)
Elisabeth Schickling, die älteste der drei Töchter von Inge und Erich Schickling: „Ich bin in Ottobeuren geboren und hier aufgewachsen. Von meinen Eltern habe ich wohl die Verbundenheit zur Natur und Kultur geerbt. In München studierte ich Malerei und Grafik an der Akademie der Berliner Künste, anschließend Kunstgeschichte und Völkerkunde an der LMU und war sechs Jahre Hochschulassistentin an der Akademie.
Ich bin freischaffende Malerin, arbeite mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Und Pflege seit 2017, dass mir anvertraute Gelände hier in Eggisried Die Galerie liegt gegenüber dem Wohnhaus zwischen Hauskapelle und Turm. In den Räumen zeige ich im Wechsel arbeiten aus meinem Werk.“

8. Vor dem Glockenturm (5:47)
Ursprünglich hatten die Eltern des Künstlers hier als Heimatvertriebene an Holzhaus errichtet. Erich Schickling baute es nach dem Tod seines Vaters 1951 in das heutige Wohnhaus um.
Er hatte durch sein Kunststudium in München von 1947 bis 52 bereits erste Aufträge im öffentlichen Raum und war mit der Architektur in Berührung gekommen. Das Wohnhaus ist – wie das ursprüngliche Holzhaus der Eltern – nach Süden ausgerichtet. Erste Gewächshäuser wurden dem Gebäude nach Süden vorgelagert. Hier wuchsen mittelmeerische Pflanzen und Kakteen auf. Stück für Stück wurden in dieser Nord-Süd-Ausrichtung die weiteren Gebäude angefügt: die Kapelle, die Ausstellungsräume, die heutige Galerie am Turm und die nach Süden vorgelagerte Garage.

1955 heiratete er Inge Trapp, die ihr in Ottobeuren kennenlernte. Sie war ebenfalls aus ihrer Heimat Eger als Vertriebene nach Ottobeuren gekommen und war bereits eine geschätzte Grundschullehrerin in Ottobeuren. Die Begeisterung für die Kunst und für die Natur führte sie zusammen. Schon bald wurde das Haus Schickling ein kultureller Anziehungspunkt, ein Ort, wo Gespräche über Kunst, Glaube und Philosophie besondere Persönlichkeiten anzog. Hauskonzerte und Dichterlesungen im Wohnzimmer, Gottesdienste und Vorträge in der Hauskapelle: Hier wurden immer schon kunstsinnige und naturliebende Menschen zum geistigen Austausch zusammengeführt.

Heute lebt und arbeitet an diesem Ort die dritte Generation der Familie Schickling.

9. Pythia und Franziskus-Mosaik (3:35)
Mächtige Felsblöcke umstehen hier einen Eingang, der aber nur den Blick geöffnet ist. Schaut man in den offenen Raum,so faszinieren die Gläser und bilden doch an den Schleier vor dem „dahinter“. Wie ein Schiffsbug oder eine Welle schwingt der Beton auf, zum Relief mit dem Schriftzug „Magnificat anima mea“. Es sind die ersten Worte des lateinischen Lobgesangs Mariens. In diesem Relief und der Eingangsarchitektur deutet sich der Bezug zur nebenan liegenden Hauskapelle bereits an. Blenden Sie sich einmal der Giebelwand auf der linken Seite zu. Erich Schickling hat dieses Kunstwerk im Jahr 2001 geschaffen. Schon hier am Fahrweg begegnet uns die für Erich Schickling so unmittelbare Verbindung zwischen dem archaischen, dem vorchristlichen und der Strahlkraft christlicher Heilsbotschaft. Dabei wird nicht das eine gegen das andere ausgespielt, sondern auf visionäre Weise miteinander vereinigt.

Die aufgerichteten Steine unterstreichen die Szene. Links sehen Sie die dunkle kupferne Gestalt der Pythia. Sie mag manchem fremd erscheinen in ihrer Erhabenheit. In der Antike saß die Weissagerin Pythia auf der Felsspalte. Die Menschen pilgerten zu ihr, um Rat zu suchen. Stets erhielten sie rätselhafte Worte zur Antwort. Schicklings Darstellung der Pythia deutet auf frühe Schöpfungsmythen hin, sichtbar an Pythias – von Flammen besetzter – Gestalt, ihren erhobenen Armen und ihrem in die Ferne gerichteten Blick.
Sie berührt den Baum, der aus der Gestalt des Franziskus herauswächst. Von diesem Heiligen und Bewahrer der Schöpfung geht der Blick aus dem Bild heraus zum Betrachter, nimmt uns quasi ins Geschehen hinein. Das Mosaik gipfelt im Giebel in der Darstellung der Sonne. Erich Schickling hat das Mosaik in die Giebelwand hinein komponiert und sie selbst zum Teil der Architektur werden lassen.
Das runde Fenster im oberen Bereich wird zur goldenen Mitte der Sonne, die sich flächig in die ziegelroten Dächer einfügt. Zugleich bildet sie den Bezugspunkt des Themas. Der Sonnengesang des Franziskus umfasst die Gestirne ebenso wie die Elemente, die Vögel wie die Fische; unser irdisches Wirken ebenso wie den Bruder Tod.
Doch über allem steht das Licht. Die Darstellung der Sonne als Symbol des Ur-Lichts können Sie auf dem Anwesen in dreifacher Ausführung finden. Auf der westlichen Seite der Stiftung kommt das Licht nochmals zum Ausdruck in der Sonnenskulptur. In der hier nebenan liegenden Hauskapelle erscheint es im strahlenden Gelb des Osterfensters.

10. Veranstaltungstafel (2:10)
Auf dieser Schautafel finden Sie Ankündigungen zu den Veranstaltungen der Erich-Schickling-Stiftung und zur Galerie am Turm.
Auf dem Fahrweg können Sie außerdem auf der rechten Seite den Blick in den Park genießen. Er wurde von Erich Schickling über viele Jahrzehnte angelegt. Hier finden Sie neben heimischen Bäumen auch seltene wie den Tulpenbaum, Mammutbäume, Lärchen, verschiedene Föhren-Arten, Zeder und Blaufichte. Am Fahrweg entlang – hinter Turm und Kapelle – öffnet sich der Blick in den oberen Apfelgarten und nach der letzten Kurve zum Parkplatz dann in den Landschaftsraum vor der Günz. So ist nach und nach ein Park entstanden, der sich mit der umgebenden natürlichen Günz-Landschaft organisch verbindet.

11. Orientierungstafel am Fahrweg (3:34)
(Inhaltlich ähnelt der Text dieses Tracks der ersten Station, mit dem Unterschied, dass die Orientierungstafel am Fahrweg auf der Ostseite des Areals steht. Dies für alle, die mit dem Auto kommen. Die „Orientierungstafel Glückswege“ erreicht man, wenn man zu Fuß über den Feldweg durchs Günztal wandert.)

12. Die Skulptur „Drei Ringe“ (1:57)
Glasfenster, Glasmosaiken, Hinterglasbilder und auch in Erich Schicklings Gemälden ist seine Vorliebe für Glas spürbar. Da mag die erste Begegnung mit dieser kupfernen Skulptur erstaunen. Hier hat den Künstler die Faszination der geometrischen Figur zum Geheimnis der Dreiheit in der Einheit geführt. Durch ihre ineinander fließende Form regen die drei Ringe gleichzeitig ein stetiges nachvollziehen der unendlich verschlungenen Linie an.

Erich Schickling war mit dem Autor des historischen Romans „Der Herr mit den drei Ringen“, Arthur Maximilian Miller, befreundet. Die Skulptur bezieht sich auf den Roman. Er handelt von der Entstehung der barocken Benediktinerabtei und berühmten Basilika Ottobeuren. Der damalige Abt – und Erbauer des Klosters – Rupert Ness trug in seinem Wappen drei Ringe als Zeichen der heiligen Dreifaltigkeit. Unabhängig von diesem Bezug lässt sich natürlich vieles in dieser Verschlungenheit von Dreiheit und Einheit assoziieren.

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In der Memminger Zeitung berichtete Brigitte Unglert-Meyer am 12.04.2025 („Annäherung mit Audioguide“).

Hier geht's zu den Werken Schicklings mit lokalen Motiven.

Fotos und Zusammenstellung: Helmut Scharpf, 04/2025

Urheber

Helmut Scharpf, Ulrike Meyer

Quelle

Helmut Scharpf, Ulrike Meyer

Verleger

Helmut Scharpf

Datum

2025-04-05

Rechte

gemeinfrei